Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 197: Der Ekel wartet überall ------------------------------------ 197) Der Ekel wartet überall Schnell hatten sie sich umgezogen und waren die wenigen Meter zu dem Café gelaufen. Sie gingen auf die Eingangstür zu, an der ein großes Schild darauf hinwies, dass das Café auf unbestimmte Zeit geschlossen war. „Okay“, freute sich Dean und machte auf dem Absatz kehrt. Er kam nicht einmal einen Schritt weit, als Sam ihn auch schon am Arm packte und auf einen Mann deutete, der grade um eine Ecke kam. „Gehört Ihnen das Café?“ „Nein ich arbeite hier nur.“ „Können Sie uns sagen, was hier passiert ist?“ „Vorgestern Vormittag stürmten plötzlich Millionen von Kakerlaken aus der Küche in den Gastraum. Das Essen wimmelte von Würmern und war teilweise verschimmelt. Dabei war das bei der Lieferung alles okay. Ich war dabei, als die Lieferung an dem Morgen kam. Wir verarbeiten immer alles frisch! Der Kammerjäger soll heute noch einmal kommen und das vergasen, was er noch nicht erwischt hat, obwohl ich bezweifle, dass die letzte Aktion viel gebracht hat.“ Er verdrehte die Augen. „Ich war nur hier um nach meinem Chef zu sehen.“ „Wo ist der?“ „Er hat hier eine Liege, wenn es mal spät wird. Jetzt sitzt er in der Küche. Egal wie sehr ich ihn dränge, er will hier nicht weg.“ Verzweifelt schaute der Koch zu Sam. „Danke!“ Der Winchester nickte dem Mann kurz zu, schaute sich dann um und fand seinen Bruder wenige Schritte entfernt. „Dean?“ „Du willst da nicht wirklich rein, oder?“ In Deans Blick lag die unausgesprochene Bitte jetzt „nein“ zu sagen. Er wusste nicht, warum sich alles in ihm dagegen sträubte. Vorhin war das ja auch noch fast in Ordnung gewesen aber jetzt wollte er diesem Tempel des Ekels keinen Schritt näher kommen. Er fühlte sich, als müsste er gleich in ein Flugzeug steigen von dem er genau wusste, dass der Pilot gleich nach dem Start aussteigen würde, mit dem einzigen Fallschirm! Doch sein Bruder blieb hart. „Doch, genau das!“ Ergeben nickte Dean. Wäre ja auch zu schön gewesen! Danach würde er sich für mindestens eine Stunde in die heiße Wanne legen und seine Kleidung würde in einem Sack verschwinden und samt und sonders in der Tonne landen. Er würde nie wieder ein Teil davon anziehen, dann schon lieber fliegen! Er warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu, folgte ihm dann aber. In diese Ekelhöhle wollte er Sam auf keinen Fall alleine gehen lassen, nicht dass die Viecher ihn auffraßen. Schweigend gingen sie um das Haus herum zum Lieferanteneingang und betraten einen kurzen, düsteren Flur. Die Tür zur Küche stand sperrangelweit offen. Langsam gingen sie darauf zu. Unter ihren Schuhen knirschte es, so als würden sie Popcorn zertreten. Dean schluckte. Popcorn. Der Gedanke klang gut! Er wollte gar nicht wissen, was genau es war, worauf er hier herumlief. Und auch Sam schluckte trocken. Hier drin konnte er Deans Abscheu plötzlich nur zu gut verstehen und schimpfte sich im Stillen einen Idioten, weil er nicht auf seinen großen Bruder gehört hatte. Er vermied es ebenfalls, nach unten zu schauen. „FBI, Special Agent Tyler und das ist mein Kollege Special Agent Caine“, stellte Sam sie vor. „Was ist hier passiert?“ Der Inhaber hob nur kurz den Kopf, bevor er wieder blicklos vor sich hin starrte. „Sir?“ „Ich hab keine Ahnung", murmelte er geistesabwesend. „Können wir uns bitte draußen weiter unterhalten?“, wollte Dean wissen ohne den Mann anzusehen. Sein Blick klebte förmlich an einer über die Wand krabbelnden Schabe und fiel dann, ganz automatisch doch auf den Boden. Noch rannten die Viecher nur über seine Schuhe, doch die erste hatte schon ihre Fühler in die Höhe gereckt und schien sich zu überlegen, wie lange sie wohl für den Aufstieg an seiner Hose brauchen würde. Der ältere Winchester würgte trocken. Das hier war mehr als nur eklig! Er fühlte sich, als würde er langsam durch den Raum gleiten. Gleich würden sie ihn umwerfen und fesseln und wer weiß was mit ihm anstellen! Wie hieß noch mal der Film mit den Kakerlaken im Apartment? Sein Fluchtinstinkt setzte schlagartig ein. Er wollte weg! „Warum? Ich bin ruiniert! Sollen sie mich doch gleich mit auffressen, so wie sie es mit meinem Lokal gemacht haben!“ „Es wäre trotzdem gesünderer, wenn wir hier verschwinden würden“, gab Sam zu bedenken. „Ich bin doch schon tot!“ „Sam, ich...“, begann Dean unsicher und stampfte dann heftig mit dem Fuß auf. Es knackte und knirschte unter seinem Fuß und ekliger Schleim spritzte zur Seite. „Ich … ich warte draußen!“, erklärte der Ältere kategorisch und verließ die Küche fluchtartig. Vor der Tür wischte er sich die Krabbeltiere von der Hose. Doch das Gefühl von tausenden dieser Schaben überrannt zu werden, blieb. Immer wieder putzte er sich über die Hosen und seine Jacke. Es war egal. Es krabbelte weiter und verursachte immer weitere Ekelschauer, die über seinen Rücken rannen. Der Ekel hatte ihn fest in seinen Klauen. Sam hatte es in der Zwischenzeit auch irgendwie geschafft, den Besitzer des Restaurants zum Verlassen seiner Küche zu bringen. Gemeinsam kamen sie heraus. „Könnte Ihnen jemand schaden wollen?“, fragte er und putzte sich die Kakerlaken von der Kleidung. Dean war kurz davor, sich die Haut blutig zu kratzen, nur um das krabbelnde Gefühl loszuwerden. Die Viecher waren ja noch ekliger als Ratten! „Nein, keine Ahnung. Vor knapp zwei Jahren ist meine Ex mit meinem Koch durchgebrannt. Danach hatten wir hier eine ziemliche Durststrecke, doch jetzt hab ich einen neuen, besseren Koch gefunden und das Restaurant lief wieder hervorragend. Bis … !“, beantwortete der Mann Sams Frage mit einem niedergeschlagenen Seufzen. „Ist Ihnen nichts aufgefallen?“ „Nein, die Lieferungen waren in Ordnung. Wir haben sie entgegen genommen, geprüft und eingelagert. Da war alles in Ordnung. Und selbst wenn nicht. Wir haben fünf Kartons mit Salat und Gemüse bekommen. Das Fleisch war in Kühlboxen, die wir sofort ins Kühlhaus gestellt haben. Wenn da was drin gewesen wäre, wäre das jetzt auch mindestens tiefgekühlt. Und die fünf Kartons? Die hätten bis oben voller Ungeziefer sein müssen und selbst dann hätten das nie diese Mengen sein können. Ich weiß nicht, wo die hergekommen sein könnten! Mein schlimmster Albtraum ist wahr geworden! Ich kann aufhören! Nie wieder wird jemand bei mir essen! Nie wieder werde ich einen Fuß auf den Boden bekommen! Ich bin ruiniert!“, hilfesuchend blickte der Besitzer zu Sam. „Welche Firma beliefert Sie?", wollte der Winchester wissen. Er schrieb sich die Namen des Bauern und der Lieferfirma auf. „Vielen Dank. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte.“ „Ich glaube nicht“, sagte der Restaurantbesitzer traurig und wandte sich ab. Sam ging zu seinem Bruder. „Und jetzt?“, fragte er. „Keine Ahnung. Hast du nicht noch so eine Ekeltour auf deinem Programm?“ „Das war nicht mein Programm!“ „Nein. Aber wir sind gerade so richtig schön eingesaut ...“ Dean klang niedergeschlagen. „Was ist los?“ „Nichts“, erwiderte der Ältere leise. Was sollte er auch sagen. Er fühlte sich gerade wie ein Hamster im Rad oder wie Sisyphus. Egal was er sagte oder tat, es würde nur schlimmer werden. Sam seufzte. Er war sich sicher, dass Dean wegen ihm so schlecht drauf war. Er hätte diesen Fall nicht annehmen dürfen. Andererseits schienen sie ja eh bis zum Hals drin zu stecken, so dass es egal war, ob sie es wollten oder nicht. Es tat ihm nur leid, dass sich sein Bruder mal wieder so unwohl fühlte. „Gehen wir uns erst mal umziehen“, verkündete er fröhlich. Dean brummelte und marschierte zu ihrem Zimmer, ohne sich um seinen hinkenden Bruder zu kümmern. Als der es dann endlich auch bis in ihr Zimmer geschafft hatte, wäre er fast über die Schuhe des Älteren gestolpert. War vielleicht gar keine so schlechte Idee, überlegte er sich und zog seine Schuhe ebenfalls aus. Er sammelte Deans auf und ging ins Zimmer. Eigentlich wollte er die gleich in der Dusche abwaschen, doch die Tür war zu. Sein Bruder hatte sich im Bad verbarrikadiert. Kaum im Zimmer angekommen hatte sich der Ältere in voller Montur unter die Dusche gestellt. Die wenigen Meter über die Straße waren die kleinen Krabbelfüße, die über seinen Körper liefen nicht weniger geworden. Und kurz bevor er die Zimmertür erreichte, wäre er am Liebsten stehengeblieben und hätte sich die Kleidung vom Leib gerissen. Er ekelte sich vor sich selbst und wollte sich die Haut vom Leib kratzen. Alles juckte, ihm standen regelrecht die Haare zu Berge. Er wollte nur noch dass es aufhörte! Jetzt drehte er das Wasser immer heißer und begann sich langsam seiner nassen Kleidung zu entledigen. Mit krebsrot gescheuerter Haut und einem Handtuch um die Hüften kam Dean eine halbe Ewigkeit später zurück ins Zimmer. Er holte sich ein sauberes T-Shirt und Shorts aus dem Schrank, zog sich seine Jeans über und setzte sich dann auf sein Bett, nicht gewillt, das so schnell wieder zu verlassen. Er wusste selbst, dass er sich gerade ziemlich hysterisch aufführte und die Tagesdecke bestimmt auch nicht porentief rein war, aber es war ihm egal. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so vor etwas geekelt! Besorgt blickte der Jüngere zu dem Häufchen Elend auf dem Bett. Was war nur mit Dean? Brachte es etwas ihn jetzt darauf anzusprechen? „Dean?“, versuchte er es ruhig und hielt ihm eine Tasse Kaffee hin. Ganz langsam hob der Ältere den Kopf. „Was ist los?“ „Das ist meine letzte saubere Hose. Ich glaube wir müssen einkaufen!“ „Du willst schon wieder freiwillig einkaufen gehen?“ „Oder waschen.“ „Was ist mit deinem Anzug?“ „Liegt vor der Dusche.“ Sam ahnte Schlimmes. Er wollte es eigentlich nicht bestätigt wissen, aber er ging trotzdem nachschauen. Außerdem musste er ja auch noch ihre Schuhe säubern. Er blickte auf den undefinierbaren Haufen vor der Dusche. Ja, den Anzug konnten sie nur noch wegwerfen. Dean hatte damit geduscht! Er ging zurück ins Zimmer. „Was ist los mit dir?“, wollte er ruhig wissen und zog sich einen Stuhl etwas weiter an das Bett seines Bruders heran. „Keine Ahnung!“ „Dean, bitte. Das ist doch nicht normal. Du ekelst dich doch sonst nicht so vor Kakerlaken.“ „Es waren ja auch noch nie so viele! Und hast du dir die mal angesehen? Die waren riesig!“ „Dean!“ „Die wollen bestimmt die Weltherrschaft an sich reißen!“ „Das waren dann eher Pinky und der Brain!“ „Und wenn die Kakerlaken wie Clowns geschminkt wären?“ Sam atmete tief durch. Er fand es noch immer übertrieben, wie sein Bruder sich benahm. Trotzdem! So kamen sie nicht weiter. Irgendwie waren diese Krabbeltiere seinem Bruder wohl auf den Magen geschlagen. Hoffentlich nicht im wörtlichen Sinne. Er stand auf, holte Deans Laptop und gab ihm den. „Ich fahre gleich einkaufen und du kannst ja schon mal recherchieren, ob vielleicht ein Fluch dahinter steckt. Hier sind die Namen des Lieferdienstes und der Lieferanten des Cafés. Vielleicht hängen die Salmonellen-Vergiftung auch damit zusammen. „Das könnte ja noch sein, aber wie soll denn der Schulbus da reinpassen?“ „Finde es raus! Soll ich dir sonst noch was mitbringen?“ „Nein, Danke.“ Er holte sich eine Tüte, in die er Deans vollkommen derangierten Anzug steckte, um ihn gleich in der nächsten Mülltonne zu entsorgen. Er hatte gerade die Hose in die Tüte gestopft als er eine Bewegung wahrnahm. War das jetzt? Nein! Das war mit Sicherheit nur eine optische Täuschung. Ein Spiel von Licht und Schatten! Eine Halluzination! Sam verbot sich noch weiter darüber nachzudenken. Mit spitzen Fingern stopfte er die Jacke ebenfalls in die Tüte und ließ Hemd und Krawatte folgen. Er knotete die Tüte zu und ging nun ebenfalls duschen. Als er fertig war, zog er sich seine Jacke an, nahm die Tüte und warf noch einen Blick auf seinen Bruder, der lustlos auf den Tasten seines elektronischen Helfers herumhackte. „Wenn ich wiederkomme, fahren wir essen“, sagte er. „Wenn man vom Pferd fällt soll man sofort wieder aufsteigen, also bekämpfen wie die Erinnerung an die Kakerlaken mit einer guten an ein weiteres Restaurant.“ „Hab keinen Hunger“, nuschelte der Ältere ohne zu merken, dass ihn Sam doch gehört hatte und seine Sorge um Dean so noch etwas größer wurde. Irgendwie schien es fast so, als ob sich dessen größte Ängste manifestiert hätten. Aber nein, dann hätten da nicht Kakerlaken sondern Ratten auf sie gewartet. Die mochte Dean ja noch viel weniger. Er verschob den Gedanken auf später und konzentrierte sich auf die Fahrt und den folgenden Einkauf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)