Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 190: Weitere Geschenke ------------------------------ 190) Weitere Geschenke Dean drehte sich zu seinem Bruder um. Sein Blick traf Sams und er konnte die Frage darin lesen. Er zuckte mit den Schultern. „Ein paar Minuten noch?“ Sam nickte und lehnte sich wieder an den Stamm in seinem Rücken. Die Wölfin kam zurück und … Deans erstarrte. Im Maul trug sie einen Welpen. Sie trabte zu ihm und legte ihm das Bündel Leben in den Schoß. Der Winchester japste erschrocken. Was passierte hier? Forschend beobachtete ihn die Mutter. Konnte sie ihrem Gefühl trauen? Lange stand sie da. Unschlüssig, ob sie den Welpen bei dem Menschen lassen konnte oder ihn besser wieder in die Höhle brachte. Der Kleine blieb nicht still auf Deans Bauch liegen. Unsicher richtete er sich auf dem nachgiebigen Untergrund auf. „Hey“, begrüßte Dean ihn leise, nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte. Der Kleine legte den Kopf etwas schief und lauschte den unbekannten Tönen. Dean hob die Hand und begann ihn vorsichtig zu streicheln. Dem Welpen stand der Sinn allerdings weniger nach Liebkosungen, wo hier doch so viele neue Gerüche darauf warteten erforscht zu werden. Er schob seine Nase in Deans Ärmel, schnaufte geräuschvoll und zog sie, da er hier ja nicht weiter kam, wieder heraus. Er wandte sich zur Seite und kroch immer tiefer in die Jacke zwischen Arm und Hüfte. Gerade noch rechtzeitig schob Dean seine Hand unter den Bauch des Welpen, bevor der ins Leere trat und abstürzte. Er hob ihn auf und brachte ihn so wieder ans Licht. Der Kleine schnaufte und nieste und setzte seine Wanderung, unbeeindruckt davon, dass er an einer ganz anderen Stelle war, fort und wanderte Deans Bein entlang. Trotz seiner viel zu großen Pfoten landete er bei jedem zweiten Schritt auf der Nase, weil er zwischen Deans Beine rutschte. Und wieder folgte der Winchester ihm mit seiner Hand, um einen Komplettabsturz verhindern zu können. Bei seinen Knien angekommen, griff er wieder ein und setzte den Welpen zurück auf seinen Bauch. Dem Kleinen passte die Unterbrechung seiner Erkundungen gar nicht und er knurrte wütend, was bei ihm allerdings eher niedlich als furchteinflößend war. Sam gab ein amüsiertes Geräusch von sich, das seinen Bruder dazu veranlasste, kurz zu ihm zu schauen. Auch er grinste breit. Der Welpe war einfach nur goldig. Sam hielt wieder sein Handy in der Hand und filmte. Mit dem Kinn deutete er auf Deans Bauch. Der Ältere wandte sich wieder dem Welpen zu. Gerade rechtzeitig, um dabei zusehen zu können, wie der Kleine sich schon wieder auf Erkundungstour begab. Dieses Mal wollte er das Gesicht des Menschen untersuchen. Er stemmte seine Hinterpfoten in Deans Bauch und erklomm mit seinen Vorderpfoten dessen Brust. Beim Hals angekommen, streckte er sich noch etwas weiter, machte den Hals so lang er nur konnte und verlor das Gleichgewicht. Mit einem erschrockenen Fiepen landete er auf dem Rücken und ruderte mit seinen Pfötchen in der Luft, um sich wieder auf den Bauch drehen zu können. Dean half nach. Seine Finger kamen der kleinen Schnauze zu nahe und schon schnappte der Welpe danach. Die spitzen Zähnchen bohrten sich in seinen Finger. Kurz keuchte der Winchester. Doch der Kleine hatte zum Glück noch lange nicht die Beißkraft eines ausgewachsenen Wolfes. So ließ es sich ganz gut aushalten. Etwas wehmütig schaute er zu Sam, der, als er zahnte, auch seine Finger als Beißring missbraucht hatte. Der Welpe trat in Deans Bauch. Er kaute und nuckelte an Deans Finger und wurde dabei immer ruhiger. Die Wölfin war ein paar Mal unruhig aufgestanden, als ihr Junges missmutig quietschte, hatte sich jedoch immer wieder schnell beruhigt. Der Mensch war gut zu ihrem Jungen. Sie erhob sich und verschwand in der Höhle. Sam rutschte etwas näher an seinen Bruder heran und streckte vorsichtig eine Hand aus, um den Kleinen auch einmal zu streicheln. Sanft fuhr er mit den Fingern über das weiche Fell. „Wie alt schätzt du ihn?“, wollte er leise wissen. „Vier, vielleicht fünf Wochen.“ „Und wie lange ist die Tragzeit bei Wölfen?“, stieß er in ein Horn, das Dean zwanghaft vermieden hatte, seit die Wölfin mit dem Kleinen angekommen war. „Ich bin ein Mensch!“, erklärte er etwas atemlos. „Und du warst ein Wolf.“ Dean nickte: „Ja, war ich.“ „Ein Wolf im besten Mannesalter“, bohrte Sam noch tiefer in der Wunde. Dean nickte nur mit einer schmerzverzerrten Mine. Natürlich hatte er sich mit ihr gepaart. Er war ein Wolf. In diesem Leben hatte es keinen Platz für Vernunft. Alles war instinktgesteuert! Und ja! Er war auf eine schwer zu beschreibende Art glücklich Vater zu sein. Waren das doch wohl die einzigen Kinder, die er je haben würde, sollte ihr Leben so weitergehen wie bisher. Aber selbst wenn sie wirklich ausstiegen, konnte er es zulassen, eine Frau, Familie in sein Leben zu lassen ohne zu klären, was Alistair eventuell mit ihm vorgehabt hatte? Unwirsch schüttelte er den Kopf. Hätte, wäre, wenn. Sollte er sein Leben wirklich davon beherrschen lassen? „Und wenn es meiner wäre?“, fragte er und schaute Sam offen in die Augen. „Keine Ahnung? Was willst du mit ihm tun, sollte es so sein?“ „Was soll ich denn deiner Meinung nach mit ihm, mit ihnen“, korrigierte er sich mitten im Satz als er die Wölfin mit einem zweiten Welpen aus der Höhle kommen sah, „machen?“ „Keine Ahnung, es sind deine.“ „Es sind Welpen Sam! Zu klein, um sie von ihrer Mutter zu trennen und außerdem frei geboren und das sollen sie bleiben. Meine hin oder her!“, erklärte der ältere Winchester entschieden. „Oder willst du dein Leben hier im Wald verbringen?“ „Ich? Mein Leben, wieso? Was habe ich denn damit zu tun?“ „Du bist mein Bruder! So wie die Kleinen zu ihrer Mutter gehören, so gehöre ich zu dir. Um mein Leben mit ihnen zu teilen, müsste ich hierbleiben. Logische Schlussfolgerung – du auch.“ „Dean, ich … wir … „ Sam atmete tief durch. Er wusste nicht so recht was er darauf sagen sollte. In den letzten Wochen, seit Dean wieder ein Mensch war, hatte er auf so ein klares Bekenntnis zu seinem menschlichen Leben und zu seiner, ihrer Familie gewünscht. Das jetzt zu hören, damit fiel ihm ein riesiger Fall vom Herzen. „Du hast Recht. Sie gehören hier her und ich will ein normales Leben leben, mit dir.“ „Dann haben wir das Thema ja jetzt abgearbeitet“, erklärte Dean und wandte sich den insgesamt fünf Jungen zu. Sie schienen nicht das erst Mal draußen zu sein, dafür bewegten sie sich schon zu sicher, waren aber für längere Ausflüge noch viel zu tapsig. Neugierig untersuchten sie alles, was ihnen vor die Nase kam. Holzstücke und Steine wurden benagt, Moos gekostet und eine Wurzel, die vom Regen freigespült worden war, erklommen. Immer wieder stolperten sie über ihre viel zu großen Pfoten oder purzelten von der Wurzel und immer war Deans Hand da, um sie aufzufangen. Die Wölfin beobachtete dieses Treiben eine Weile und entschied, dass die Menschen ihren Welpen nichts tun würden. Sie blaffte leise. Zwei Jungwölfe, darunter der, der Dean so aggressiv angegriffen hatte, erhoben sich und folgten ihr, als sie sich abwandte und in den Wald trabte. Die anderen drei Jährlinge blieben reglos wo sie waren. Die Sonne wanderte langsam über den Himmel. Sam und Dean wurden mehr oder minder erfolgreich von den Kleinen erklommen, ausgiebig beschnuppert und benagt. Es dauerte, bis sich vier von ihnen einer nach dem anderen zusammenrollten und einschliefen. Nur der fünfte schien nicht müde zu werden. Wieder und wieder startete er knurrend Angriffe auf Sams Schuh. Er biss in die Schuhspitze und kaute immer wieder an den Bändern. Lachend schob Sam ihn ein um das andere Mal weg. Es ließ den Kleinen nur noch energischer angreifen. Knurrend packte er einen Schnürsenkel, schüttelte ihn heftig und zerrte daran. Die Schleife an Sams Schuh löste sich und der Kleine purzelte auf dem Rücken. Sam bemühte sich die Kamera trotz seines Lachanfalls ruhig zu halten, doch er bezweifelte, dass es ihm gelang. Dean versuchte den wild strampelnden Welpen wieder auf die Beine zu stellen. Er erntete einen wütend knurrenden Angriff gegen das Bündchen seines Jackenärmels. „Du wirst mal ein ganz großer Jäger“, erklärte Dean grinsend und versuchte seinen Ärmel aus den Fängen dieses jetzt noch gar nicht großen Jägers zu befreien, indem er seinen Arm hob. Der Welpe ließ nicht los. Im Gegenteil er schüttelte den Kopf noch heftiger. Aber da er jetzt keinen Boden mehr unter den Füßen hatte, pendelte er wie wild an Deans Arm. Der Winchester fasste zu. Nicht dass der Kleine sich nicht mehr halten konnte und sich bei der Landung auf dem Boden weh tat. Vorsichtig löste er die kleinen, spitzen Zähnchen und setzte ihn ins Gras. Der Welpe griff noch ein paar Mal Sams Schnürsenkel und den Saum von dessen Hose an, bevor er auch endlich müde wurde und sich an seine Geschwister kuschelte, um zu schlafen. Jetzt hatten auch die Winchesters Ruhe und dösten in der wärmenden Sonne, genau wie die Jungwölfe. Plötzlich schlug Sam seinem Bruder den Arm vor die Brust. Augenblicklich war der Ältere wach. „Was?“, fragte er etwas atemlos. Mit dem Kinn deutete Sam in Richtung Wald. Deans Blick folgte dieser Richtung. Erleichterung machte sich in seinem Inneren breit. Auch wenn er eigentlich nie daran gezweifelt hatte, das Bild, das sich ihm bot, zerstreute endgültig alle Zweifel. Die Wölfin kam mit den beiden Jungwölfen von ihrem Jagdausflug zurück. Alle drei trugen ein totes Kaninchen im Fang, die sie etwas abseits der Höhle fallen ließen. Sofort stürzten sich die drei zurück gebliebenen Jungwölfe auf das Futter. Die Wölfin trat an die Menschen heran. Sie musterte ihre Welpen und schaute Dean dann in die Augen. Erst als der den Blick senkte wandte sie sich ab. Sie packte einen der Kleinen am Genick und schaffte ihn zurück in die Höhle. Als auch die Jungwölfe in der Höhle verschwunden waren erhob sich Dean. Etwas steifbeinig löste er sich vom Baum und half Sam auf die Beine. Der starrte seinen Bruder eine Weile an und schüttelte dann den Kopf. „Was?“, wollte der Ältere wissen. „Das … Es … Es sah eben fast so aus als hätte sie dir etwas gesagt.“ „Das nicht“, begann Dean zögerlich. „Aber?“ „Diese Jagd war für mich. Sie sollte mir zeigen dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass sie alleine klar kommen.“ „Sie weiß wer du bist?“ „Nicht in dem Sinne wie du oder ich es wissen. Aber ja, ich denke schon, dass sie es weiß. Sie hätte uns sonst nie in die Nähe ihrer Jungen gelassen.“ Sam nickte, auch wenn er die wirkliche Tragweite dieser Aussage wohl nie ganz verstehen würde. Wie sollte er auch. Dass sein Bruder ein Wolf, war hatte er hautnah erlebt und doch würde er es nie ganz begreifen können. Wie konnte ein Mensch ein echter Wolf werden? Das war Magie, mit der er nie wieder etwas zu tun haben wollte. „Lass uns zur Hütte zurückgehen. Die Audienz ist für heute beendet“, erklärte Dean heiser und verließ die Lichtung. Auf dem Rückweg zur Hütte hingen beide, jeder für sich, in Gedanken dem eben noch Erlebten nach. Sam freute sich, dass sie jetzt wohl bald in ein neues Leben aufbrachen und Dean war zwischen der Freude darüber, dass sie lebten und ohne Probleme klar kamen und der Trauer darüber, dass sie ihn nicht brauchten, hin und her gerissen und es war egal, wie oft er sich wegen dieser Trauer einen ausgemachten Idioten schimpfte. Er war es doch, der genau das gewollt hatte. An dieser Trauer gab es allerdings noch eine andere Seite. Eine Frau und Kinder. Das war es, was er sich ganz tief in seinem Inneren wünschte, wovon er jedoch nie zu träumen gewagt hatte. Hier war es wahr geworden. Es war seine Familie und er würde sie sich selbst überlassen. Auch wenn er wusste dass es nicht so war, er fühlte sich wie ein Verräter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)