Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 188: Win verlockendes Geschenk -------------------------------------- 188) Ein verlockendes Geschenk Den breiten Rücken seines Bruders vor sich musste Sam nicht so sehr darauf achten, wohin er trat und so hatte er Zeit, sich in Gedanken mit den Veränderungen zu befassen, die sein Bruder anscheinend durchgemacht hatte. Lag es wirklich nur an der Umgebung? War er durch seine Zeit als Wolf zum Frühaufsteher geworden? Würde er das bleiben? Hatte er sich sonst noch verändert? Er kam zu keinem Ergebnis, außer zu dem, dass er Dean wohl noch eine Weile länger beobachten musste, um sich ein Urteil zu diesen und anderen Fragen bilden zu können. Gerade als er soweit mit sich ins Reine gekommen war, blieb der, über den er hier nachdachte, unverwandt stehen, und er hatte Mühe nicht in ihn hinein zu laufen. Noch größer wurden seine Augen allerdings als er sah, wie Dean an einem Baumstamm ein Stück hinaufkletterte. Sams Blick folgte der Richtung. Auf dem Baum hing ein Rehbock! Wie kam der denn ... „Du warst nicht nur zum Holz holen draußen“, platzte es aus ihm hervor. „War ich nicht“, stimmte ihm der Ältere zu und ließ den Rehbock neben ihm auf den Boden plumpsen. „Du warst jagen und willst den Rehbock den Wölfen bringen.“ „Das Geschenk lässt uns hoffentlich in ihre Nähe und macht uns so interessant, dass sie nicht sofort die Flucht ergreifen“,nickte Dean. „Du denkst sie verschwinden, sobald sie uns wittern?“ „Ich denke, dass sie verschwinden, bevor wir sie zu Gesicht bekommen, ja. Ich würde es tun.“ „Du meinst du als Wolf?“ „Dean nickte. Sam wusste nicht so recht, was er von diesen Aussagen halten sollte. Letztendlich musste er sie so hinnehmen und hoffen, dass Dean wirklich nur aus Erfahrung sprach und nicht wieder zum Wolf wurde. Hatten sie wirklich alles getan, um ihn menschlich bleiben zu lassen? Unruhe erfasste sein Inneres. „Du bist aber okay, oder?“, fragte er leise. „Warum sollte ich nicht …?“, begann Dean und brach ab. Ihm war der Sinn von Sams Frage aufgegangen. Sein kleiner Bruder machte sich Sorgen dass er wieder abglitt. So wie mit der Kälte, die ihn vor etwas mehr als einem Jahr fast umgebracht hätte. „Du traust Amaruq nicht, oder?“ „Nein, nicht wirklich. Ich meine, ich bin ihm mehr als dankbar dass er uns den Weg gezeigt hat, dich wieder zu einem Menschen zu machen und das er dabei geholfen hat, dass du es auch wirklich wurdest, aber er hat schon einmal versucht dich umzubringen.“ „Mir geht’s gut, Sammy und ich verspreche, dir Bescheid zu sagen, sollte ich eine Veränderung spüren.“ Sam nickte, auch wenn er nicht wirklich beruhigt war. Aber hier musste und wollte er seinem Bruder vertrauen. „Und wie willst ...“, begann er und brach ab, als er sah wie Dean den Rehbock schulterte. Er griff nach ihrem Rucksack, warf ihn sich über die Schulter und fragte: „Soll ich nicht besser mit anfassen?“ „So schwer ist der nicht“, wiegelte Dean ab und machte sich auf den Weg. Hin und wieder rückte der Ältere das Tier auf seinen Schultern zurecht. Sams Hilfe lehnte er aber ein um das andere Mal ab und das nicht um sich keine Blöße zu geben, sondern aus einem ganz anderen Grund wie er Sam bei einer kurzen Rast mitteilte. „Ich will so wenig wie möglich menschlichen Geruch an dem Tier haben.“ Fragend schaute der Jüngere ihn an. „Sie ist den Menschen immer aus dem Weg gegangen, noch mehr als ich. Ich vermute, dass sie schlechte Erfahrungen gemacht haben muss. Nein, eigentlich weiß ich dass es so ist. Sie hat Welpen und keinen Partner. Ein Wolf würde seine Familie nicht freiwillig im Stich lassen. Ihr Partner wurde also entweder bei einem Kampf tödlich verletzt oder von Menschen umgebracht.“ Wieder machte sich in Sam die Angst breit, dass sein Bruder den Wolf in sich doch noch nicht vollständig aufgegeben hatte. Doch dann kam ihm etwas anderes in den Sinn und er musste ganz gegen seinen Willen lächeln. „Was?“, fragte Dean irritiert. „William hat dich vor gut einem Jahr als einsamen Wolf bezeichnet. Gut, einsam warst du in dem Sinne nie, aber je mehr du von einem Wolf erzählst, umso mehr erkenne ich dich darin.“ Dean schüttelte den Kopf. So ganz konnte er seinem Bruder gerade nicht folgen. „Du sagtest gerade, dass ein Wolf seine Familie nie grundlos im Stich lassen würde. Du auch nicht. Du würdest auch alles für sie tun. Du tust alles für deine Familie. Egal welche. Und dafür bewundere ich dich“, gab Sam unumwunden zu. ‚Und ich habe Angst, dass dich das hier irgendwann zerreißt. Wie weit geht die Sorge um die Wölfe. Warum sorgst du dich überhaupt um sie. Die Jungen sollten doch schon ziemlich groß sein und sie kam auch vorher ohne dich klar!‘, grübelte er ohne jedoch auch nur ein Wort davon auszusprechen. Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht, bevor er sich abrupt umwandte, den Rehbock wieder aufnahm und weiterging. Sam atmete tief durch. Das war mal wieder ein Lob, mit dem sein Bruder noch immer nicht gelernt hatte umzugehen. Ob das jemals passieren würde? Kurz bevor sie die Höhle, in der Dean seine Wölfe vermutete, erreichten, wies er Sam einen Platz unter einem Baum in der Nähe zu. Der Wind strich an der Höhle vorbei, bevor er auf Sam traf und er hoffte, dass er sie so nicht noch mehr ängstigte, als er es mit ihrer Anwesenheit eh schon tat. Er war ein Mensch. Eigentlich war es eher unwahrscheinlich, dass sie sich ihm zeigen würden und doch hoffte er darauf. Er legte den Rehbock etwas abseits neben die Höhle, so dass sie ihn riechen konnten. Dann ging er zu einem Baum, der ein paar Meter neben den Eingang wuchs und deren Vorplatz Schatten spendete. An den Stamm gelehnt ließ er sich nieder, die Beine leicht gespreizt ausgestreckt, und wartete. Die Zeit verstrich und Dean schalt sich in Gedanken immer lauter einen Idioten. Sie würden nicht rauskommen. Er war ein Fremder und noch schlimmer: ein Mensch. Nicht für zehn Rehböcke würde sie sich ihm zeigen und ihre Kinder schon gar nicht. Und doch war da ein Funken Hoffnung, der nicht verlöschen wollte. Ein leises, beruhigendes Grollen stieg in seiner Brust auf. Ob für sich oder für seine Wölfe wollte er nicht ergründen. Sam versuchte so ruhig wie möglich unter seinem Baum zu verharren. Er wusste, wie viel es Dean bedeutete, aber auch wie winzig die Chance war, die Wölfe wirklich zu Gesicht zu bekommen. Er lauschte der Natur und bewunderte das Spiel von Licht und Schatten. Hin und wieder versuchte er so geräuschlos wie möglich eine bequemere Sitzposition zu finden. Die Zeit verstrich quälend langsam. Gerade als Sam sich sicher war, dass sie hier vergeblich warteten und er aufstehen und zu seinem Bruder gehen wollte, zeigte sich im Höhleneingang eine dunkle Nasenspitze. Er hielt den Atem an. Würde sie herauskommen? Auch Dean erstarrte regelrecht und das obwohl er auch so schon reglos dagesessen hatte. Die Nase bewegte sich, schnüffelte und zog sich wieder zurück. Dean Herz machte einen Sprung und begann schneller zu schlagen. Ein freudiges Strahlen überzog sein Gesicht, als er zu Sam blickte und auch Sam lächelte. Der Rehbock war ein wirklich gutes Lockmittel, denn schon wenig später erschien die Nase wieder im Höhleneingang und dieses Mal schob sie sich ein ganzes Stück weiter nach draußen. Witternd blickte sie sich um, immer bereit sofort wieder in den Tiefen des Baus zu verschwinden. Es war nicht nur der Geruch von frischem Fleisch, der sie aus ihrer Sicherheit lockte, es war dieser eine Ton, dieses beruhigende Grollen, das sie an etwas erinnerte, an Etwas, das sich gut angefühlt hatte. Immer weiter kam sie hervor und war doch jeden Augenblick auf einen Angriff gefasst. Ihre Ohren spielten und ihre Nase witterte in alle Richtungen, während sie sich langsam weiter an die Quelle des beruhigenden Grollens heranarbeitete. Endlich stand sie vor Dean. Ihre Schnauze berührte seine Wange während sie ihn ausgiebig untersuchte. Der Geruch kam ihr irgendwie bekannt vor, genau wie das Grollen. Von diesem Wesen ging keine Gefahr aus, beschloss sie. Sie gab ein leises „Ruff“ von sich und wandte sich dann dem Rehbock zu, um auch den ausgiebig zu untersuchen. Sam hatte inzwischen sein Handy hervorgeholt und filmte was das Zeug hielt. Er wollte seinem Bruder so viele Erinnerungen wie möglich bildlich festhalten. Der Rehbock war in Ordnung. Sie blaffte leise und begann den Kadaver aufzubrechen. Nach und nach kamen fünf Jungwölfe aus der Höhle. Sie musterten den Winchester argwöhnisch und wandten sich dann, einer nach dem anderen, ihrer Mutter und dem Fressen zu. Als sie endlich von der Beute abließen, war von dem Rehbock nicht mehr viel zu erkennen und Sam wunderte sich, wie viel so ein Wolf doch vertilgen konnte. Bei dem Gedanken nistete sich augenblicklich ein Lächeln auf seinem Gesicht ein. Wieder etwas, das Dean mit einem Wolf gemein hatte. Die Familie leckte sich die Schnauzen und während die Fähe sich über der Höhle in die Sonne legte, sich ausgiebig putzte und dann in der Sonne zu dösen begann, waren die Jungwölfe eindeutig auf Abenteuer aus. Sie jagten sich und sobald einer den andere eingeholt hatte, begann eine kurze Balgerei. Dabei näherten sie sich dem älteren Winchester, wie unbeabsichtigt, immer mehr. Und dann stolperte der Erste über seine Beine. Dean hob die Hand und der Jungwolf, es war der älteste und neugierigste des Wurfes, strich mit der Flanke an den Fingern entlang. Erschrocken starrten sich Wolf und Mensch in die Augen, bis der Jungwolf sich schüttelte. Er erhob sich auf die Hinterpfoten, um gleich darauf mit den Vorderpfoten auf Deans Bein zu landen. Spielerisch biss er dem Winchester ins Bein und in seine Jacke. Schüttelte sie und begann Ärmel und Hände zu untersuchen. Vielleicht gab es da ja noch den ein oder anderen Leckerbissen? Immerhin roch der Mensch nach jeder Menge Futter. Dean strahlte breit und versuchte die Attacken so gut es ging abzuwehren. Gegen den einen Jungwolf gelang es ihm ja noch halbwegs, als jedoch auch die anderen fanden, dass das ein tolles neues Spiel war, unterlag der Mensch haushoch. Und doch gab es in diesem Augenblick nichts Schöneres für Dean, als unter einem Haufen Jungwölfe begraben zu werden. Sam war sich nicht sicher, was er angesichts dieses Überfalls tun sollte. Brauchte Dean Hilfe? Sein Bruder war vollkommen unter den schwanzwedelnden Körpern der Jungwölfe begraben und doch klang es für ihn nicht so, als ginge es ihm wirklich schlecht, oder konnte Wölfe lautlos töten? Mit Sicherheit. Doch noch sprangen die Jungen immer wieder weg, um sich von neuem in das Knäuel zu stürzen. Nein. Er würde weiter hier bleiben und filmen und knipsen was das Zeug hielt. Dean würde sich melden, wenn es ihm zu viel wurde. Da war er sich sicher. Plötzlich hörte er einen Ton, den er so gar nicht zuordnen konnte. Kam er von Dean? Kam er von der Wölfin, der das Spiel ihrer Jungen zu wild geworden war? Die Jungwölfe reagierten sofort und ließen von ihrem neuen Spielgefährten ab. Zwei von ihnen trotteten zu ihrer Mutter und ließen sich neben ihr fallen. Der, der mit dem Spiel angefangen hatte, legte sich neben Dean und die anderen Beiden rollten sich auf halbem Weg zwischen Dean und ihrer Mutter zusammen. Dean setzte sich leise ächzend wieder auf. Die Welpen hatten ihm ganz schön zugesetzt, aber nichts, was nicht in ein paar Tagen wieder heilen würde. Um nichts hätte er dieses Spiel unterbrochen, doch ihre Mutter schien es anders zu sehen. Sie hatte den Warnlaut ausgestoßen, der die Jungen sofort veranlasste aufzuhören. Irgendwie bedauerte er es, und doch war er auch froh dass sie aufgehört hatten. Er suchte Sams Blick. 'Mir geht’s gut.' 'Sieht nicht so aus', antwortete der Jüngere wortlos. 'Wenn dann nur äußerlich.' Sam nickte. So ganz war er davon nicht überzeugt, aber wenn sein Bruder es so sagte ... 'Und jetzt?' 'Ich würde gerne noch bleiben.' Vielleicht schaffte er es ja auch dass sie Sammy akzeptierten? 'Okay' Der Jüngere nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)