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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Mary

177) Mary
 

„Ich gehe zurück. Der Himmel, den du mir da anbietest ist eher die Hölle. Nein. Den kann ich nicht wählen.“

„Gut, dann halte dich an dein Versprechen.“ Eine kurze Berührung am Arm und schon stand Mary wieder in Sams Zimmer.

Während ihrer Unterhaltung hatte der sich hingelegt und war eingeschlafen.

Mary zog die Decke etwas höher über seine Schulter.

„Es tut mir so leid, Sammy. Zu gerne würde ich mich dir zeigen und dir sagen, wie stolz ich auf dich bin und wie traurig, dass ich nicht bei euch war, als ihr groß wurdet. Wie sehr habe ich mir gewünscht, dass ich die Verbundenheit, die ich zu Dean fühle, auch zu dir hätte, doch sie haben anders entschieden. Ich durfte dich nicht aufwachsen sehen, genauso wenig wie Dean. Ich wünschte dass du genauso mein Junge geworden wärst wie es dein Bruder ist und ich hoffe darauf, dass wir uns eines Tages wirklich gegenüber stehen. Eines Tages, hier auf der Erde und nicht erst, wenn du gestorben bist. So lange will ich nicht warten müssen! Und ich will dich auch nicht nur in meinen Erinnerungen sehen dürfen.“ In den Erinnerungen leben!?! Bei diesem Gedanken schüttelte es sie regelrecht. Was für eine furchtbare Vorstellung! Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder.

„Schlaf gut, Sammy. Du wirst deine Kraft brauchen.“ Zärtlich strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht und ließ Finger über seine Wange streichen.

Kein Lächeln erschien auf Sams Gesicht. Er hatte schon als Baby nicht so reagiert wie sein Bruder auch wenn sie es sich insgeheim gewünscht hatte, nur hin und wieder, wenn Dean sich zu ihm hinab beugte, um ihm einen Gute-Nacht-Kuss zu geben war ein leichtes Lächeln über das runde Babygesicht gehuscht. Wieder einmal betrauerte sie, dass sie noch nicht einmal miterleben durfte, wie Sammy zum ersten Mal richtig lachte.

Kurz schloss sie die Augen und holte tief Luft. Als sie die Augen wieder öffnete, ließ sie ihren Blick noch einmal in aller Ruhe über ihren Jüngsten gleiten. „Bis bald, Sammy“, sagte sie leise und ging durch die Wand in Deans Zimmer.
 

Durchs Haus zog der Geruch von Hähnchen, als Sam am Nachmittag erwachte und ins Bad ging. Es roch verdammt lecker. Sofort meldete sich sein Magen. 'War das nicht eigentlich Deans Part?', überlegte er.

Schnell schlüpfte er in seine Kleidung und ging nach unten. Er wollte sich nur etwas holen und dann Bobby bei Dean ablösen. Leider war Jody wohl mit dem Essen noch nicht fertig. Sie stand am Herd und rührte in einem Topf.

„Was gibt es leckeres?“

„Süßkartoffel-Hähnchen-Auflauf.“

„Kann ich dir helfen?“, fragte er sie.

„Eigentlich hab ich alles im Griff. Aber wenn du willst kannst du den Tisch decken und dann Bobby holen.“

„Mach ich, dann nehme ich mir was mit rauf.“

„Du kannst ruhig hier mit uns essen. Dean schläft. Ich war heute schon zwei Mal oben und hab Wasser, Saft und Kaffee hochgebracht. Es scheint ihm langsam besser zu gehen.“

„Das ist der erste Lichtblick, seit ich ihn in den Schneesturm gescheucht habe“, entgegnete Sam erleichtert.

„Du hast ihn nicht in den Schneesturm gejagt. Wie kommst du denn auf das schmale Brett?“

„Falls du dich erinnerst, hab ich ihn angeschrien, dass er sitzen bleiben soll, womit ich dich auch gleich noch so erschreckt habe, dass du den Topfdeckel fallengelassen hast.“

„Und? Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Nicht deine Schuld, Sam. Es ist nicht alles was passiert, deine Schuld.“

„Ich mache mir aber Vorwürfe.“

„Die mache ich mir auch. Egal ob ich mir immer wieder sage, dass es nicht unsere Schuld war. Wir wollten nicht, dass er sich erschreckt und in die Nacht flüchtet. Leider ist es trotzdem passiert. Jetzt können wir nur alles daransetzen, dass es ihm bald wieder besser geht.“

„Ich weiß, trotzdem ...“

„Gehst du Bobby fragen, ob er essen kommen will? Dann kannst du dich gleich selbst überzeugen wie es Dean geht“ unterbrach sie Sams Gedankengang.

Sam nickte. Er machte sich weiter Vorwürfe, doch Jody hatte Recht, davon wurde es nicht besser. Er verließ die Küche und ging wieder nach oben.
 

„Hey“, meldete er sich leise an. „Wie geht’s ihm?“

„Zurzeit ist er mehr als pflegeleicht. Er schläft viel und trinkt genug“, erwiderte Bobby und legte sein Buch zur Seite. „Was mir allerdings Sorgen macht ist, dass er, wenn er wach ist immer nur auf eine Stelle starrt. Ich weiß nicht, was er da sieht. Ich meine er war noch nie ein so friedlicher Patient, aber das beunruhigt mich immer mehr.“

„Das ist mir auch schon aufgefallen und ich weiß nicht, was da sein soll. Wir können ihn nur fragen, wenn es ihm besser geht.“ Er wollte nicht sagen, dass er vermutete Mary Winchester wäre hier. Wie würde er dastehen, wenn es doch nicht so war und was würde Bobby dann tun? Nein, er behielt diese Vermutung lieber für sich. Vielleicht hatte er sich ja geirrt? Vielleicht fantasierte Dean wirklich? Mit dem Gedanken was passieren sollte wenn sich herausstellte das Mary ein böser Geist geworden war und sie verfolgte, konnte und wollte er sich nicht beschäftigen.

„Jody schickt mich. Sie fragt, ob du essen kommen willst“, erinnerte er sich wieder an den eigentlichen Grund seines Hierseins.

„Klar. Es riecht bis hier her so lecker, das kann ich nicht ablehnen.“

„Bringst du mir was nach oben?“, bat Sam.

„Nein.“

„Nein?“ Jetzt verstand Sam gar nichts mehr.

„Nein, du kommst mit runter. Er schläft und du kannst mir beim Tragen der Bücher helfen.“

„Helfen kann ich dir, aber danach gehe ich wieder hoch.“

„Sam“, beschwor Bobby den jüngsten Winchester. „Er hat nur eine Lungenentzündung. Das ist zwar alles andere, als eine einfache Erkältung aber lange nicht so schlimm wie vor fast zwei Jahren, als er dem Höllenhund nur knapp entkommen war. Er wird die halbe Stunde problemlos überstehen.“

„Ich weiß, es ist nur ...“

„Du hast ein schlechtes Gewissen und benimmst dich jetzt wie eine Glucke, oder anders ausgedrückt so, wie du es dir von Dean immer verbittest.“

„Okay, ich hab es verstanden!“

„Gut, dann lass uns gehen.“

Gemeinsam verließen sie das Zimmer.
 

Augenblicklich ließ sich Mary, nun wieder sichtbar, auf Deans Bettkante nieder. Sie hatte lange über Annas Worte nachgedacht und sie würde sich genau daran halten. Nur Dean durfte sie sehen. Davon, dass auch sonst niemand sie hören durfte, hatte Anna nichts gesagt.

„Dieser Sommer war heißer und trockener als die vorhergehenden. Die Futtersuche war mühsam und die Einigkeit, die sonst in der Kolonie herrschte, bröckelte, je länger kein Regen fiel.

Doch selbst die längste Trockenheit musste irgendwann zu Ende gehen. Weit in der Ferne zogen dunkle Wolken auf und auch wenn sie die Ebene, in der die Kolonie lag, nicht erreichten, so wurde es doch merklich kühler und die Präriehunde atmeten auf. Sofort begannen die Jungen wieder zu spielen und auch die Älteren ließen sich mehr Zeit bei der Suche nach Futter. Keiner hatte es mehr eilig zurück in die Baue zu kommen. Und auch die Streitereien wurden endlich wieder weniger.

In weiter Ferne zuckten unaufhörlich Blitze über die Berge und hin und wieder grollte der Donner über die Kolonie, doch die Tiere störten sich nicht daran. Sie genossen den Wind, der ihnen das Fell zerzauste und neue Gerüche zutrug.

Als sie am nächsten Morgen aus ihren Bauen kamen, wurden sie von einem leisen Grollen empfangen, das so ganz anders klang als der Donner am vergangenen Tag. Irritierend war auch, dass das Grollen ständig zu hören war. Verunsichert spitzten sie die Ohren und hoben schnuppernd ihre Nasen. Einen Grund für dieses unbekannte Geräusch konnten sie jedoch nicht ausmachen und so gingen sie schnell zu ihrer Tagesbeschäftigung über.

Das Grollen wurde langsam aber stetig lauter und gegen Mittag kam zu dem Grollen auch noch ein Beben hinzu und die Kolonie wurde erneut unruhig.

Die ersten schmutzig braunen Lachen, die sich durch das trockene Bachbett leckten, wurden noch mit Begeisterung begrüßt. Die hielt allerdings nicht lange an, denn das Bachbett füllte sich rasend schnell und schon bald traten die Wassermassen über die Ufer.

Wenig später schwappten die ersten Wellen gegen die Erdhügel, die die Eingänge zu den Bauen umgaben und vor genau solchem Wasser schützen sollten.

Viele Präriehunde verkrochen sich in ihren sicheren Höhlen.

Liv tippelte immer wieder unruhig auf dem Wall, der ihren Höhleneingang, wie ein Burgwall umgab, hin und hier. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache und ihren Jungen daher nicht erlaubt, nach unten zu gehen. Immer wieder warf sie einen Blick auf die braunen Fluten, die langsam aber stetig über das Land krochen und schaute dann zu den höher gelegenen Felsen. Sollte sie ihre Jungen dahin führen? Einige Stellen waren schon von dem gurgelnden, sich drehenden Wassern überflutet. Der Weg war alles andere als sicher.

Sie zögerte.

Als sie sich endlich entschied, dass sie es doch wagen sollten, war es zu spät. Das Wasser hatte auch ihren Wall erreicht und stieg sekündlich.

Welle um Welle schwappte heran und leckte an dem Wall, der noch hielt. Aber wie lange noch?

Das Wasser brachte nicht nur Schlamm und kleinere Steine mit, es hatte weiter oben auch schon tote Äste mitgerissen, Sträucher und ganze Bäume entwurzelt, die jetzt von den Fluten vorwärts getrieben wurden.

Die ersten Erdwälle brachen und viele der Familien, die sich in ihren Bauen in Sicherheit gebracht hatten, ertranken. Nur wenige von ihnen schafften es rechtzeitig ins Freie und auch nur, um sich der nächsten Katastrophe gegenüber zu sehen.

In einiger Entfernung sah Liv einen Stamm, der auf dem Wasser schwamm und ziemlich schnell auf sie zukam.

„Lilly, Ringo“, rief sie ihre Jungen zu sich. „Springt auf den Stamm da, sobald der in Reichweite ist“, erklärte sie ihnen. „Pebbles, Rose, ihr auch. Oder wenn ihr es nicht auf diesen schafft dann nehmt den Nächsten. Wir müssen hier weg!“

Die Jungen nickten ängstlich.

Der Stamm kam immer näher.

„Los, Ringo“, forderte sie laut und knuffte ihren Sohn in die Seite. Der schrie erschrocken auf und sprang.

Viel zu kurz.

Mit einem Bauchklatscher landete er in der braunen Brühe, um Längen von dem rettenden Baumstamm entfernt, und ging unter. Er war regelrecht starr vor Angst. Um ihn herum war alles dunkel.

Etwas Hartes rammte ihm in die Seite. Er erwachte aus seiner Schockstarre und begann hastig mit den Beinen zu strampeln. Es dauerte trotzdem noch eine gefühlte Ewigkeit, bis sein Kopf die Oberfläche durchbrach und er hastig nach Luft schnappen konnte.

Mit großen Augen schaute er sich um. Wo war er? Alles um ihn herum war braun mit weißen Schaumkronen. Von seiner Kolonie war nirgendwo etwas zu sehen.

Hier und da glaubte er einen Präriehund zu erkennen, der wie er hilflos in den Fluten paddelte, doch er wurde viel zu schnell herumgewirbelt und weiter getrieben, um sich dessen sicher sein oder gar zu ihnen schwimmen zu können.

Angst machte sich ihn seinem kleinen Körper breit und lähmte seine Pfoten, die noch immer wie wild ruderten. Erneut ging er unter. Er hatte nicht mehr die Kraft sich zurück an die Oberfläche zu arbeiten.

Gerade, als er einen tiefen Atemzug machen wollte, streifte seine Pfote etwas Festes. Reflexartig fasste er zu. Er mobilisierte Kräfte, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie besaß, zog sich an das Holzstück heran und kletterte hinauf.

Um ihn herum waren nur braune, gurgelnde Wassermassen, die alles mit sich rissen, was in ihrem Weg lag. Sein Holzstück wurde hin und her geworfen und drehte sich immer wieder um die eigene Achse.

Er war hilflos auf diesem kleinen Stückchen Treibholz gefangen. Nichts konnte diesen Fluten standhalten.

Erschöpft und mutlos ließ sich Ringo auf dem Stück nieder. Seine Pfoten verkrallte er in den Ritzen. Er legte den Kopf auf das Holz. Bleierne Müdigkeit machte sich in ihm breit.

Er schloss die Augen und war kurz darauf eingeschlafen.

Das Holzstück wurde immer weiter getrieben.

Als Ringo erwachte, schaukelte sein Floß leicht auf den Wellen. Es war in eine kleine Bucht eines großen Flusses getrieben worden. Die Sonne schien warm vom Himmel. Vögel sangen und Grillen zirpten. Nichts erinnerte hier mehr an die Katastrophe, die er erlebt hatte.

Alles sah friedlich aus und doch traute sich der kleine Präriehund nicht sein sicheres Holzstück zu verlassen. Bis zum Ufer war es ein ganzes Stück und er hatte Angst ins Wasser zu gehen. Was, wenn er wieder davongerissen wurde? Leise schnaufend ließ er sich auf den Bauch fallen und starrte sehnsüchtig zum grasbewachsenen Ufer.

Die Zeit verstrich, die Schatten wanderten weiter. Ringos Magen knurrte. Sonst geschah nichts. Der Wind strich durch das Gras und trieb den Geruch von saftigem Grün über das Wasser.

Ringos Magen knurrte noch lauter.



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