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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Unerwartete Hilfe

170) Unerwartete Hilfe
 

Dean bekam von all dem nichts mit. Bei dem letzten lauten Scheppern, als der Topfdeckel heruntergefallen war, hatten seine Instinkte übernommen und jedes rationale Denken überlagert. Für diesen Tag hatte er zu viel gewollt und verloren. Er war einfach in die Kälte gestürzt, nur weg von Allem, was ihm auch nur irgendwie wehtun konnte.

Schon nach wenigen Metern war der Sturm durch seine Kleidung gedrungen und ließ ihn erzittern. Der Schnee biss in seine Füße. Stoppersocken waren wohl doch nicht die geeignete Bekleidung, um bei diesem Wetter draußen herumzulaufen. Suchend schaute er sich nach einem Unterschlupf um.

Es dauerte eine Weile, doch dann fand er in der Reihe der Wracks einen Wagen, dem eine der Vordertüren fehlte. Er kletterte hinein und rollte sich auf der Rückbank zusammen.

Eine Weile starrte er fasziniert auf die Schneeflocken, die der Wind über die Heckscheibe trieb und genoss das Jaulen des Sturmes. Kein plötzlicher Krach, der sich anfühlte als würden Messer in sein Gehirn gerammt und niemand der plötzlich losbrüllte. Noch hatte er sich nicht so weit wieder in Griff, dass er sich zutraute zurück zu gehen. Der Versuch auf ein menschliches Leben war für heute gescheitert. Dabei hatte doch heute Morgen alles so gut angefangen! Nein, er war nicht gescheitert. Es war ein Rückschlag, aber er wollte, er musste es schaffen. Für sich und für seine Familie.

Er schaute wieder auf die wirbelnden Flocken und nahm sich vor, gleich wieder hinein zu gehen und es weiter zu versuchen. Trotzdem wäre sein Winterpelz jetzt nicht schlecht! Doch er trug nicht einmal Kleidung, die ihn gegen diese Kälte schützte. Egal wie sehr er sich zusammenrollte, er zitterte immer mehr.

Seine Füße fühlte er schon nicht mehr. Er musste ins Haus.

Gleich, gleich würde er gehen.

Die Kälte und das Fauchen des Windes ließen ihn immer müder werden. Ein paar Mal blinzelte er noch, bevor ihm die Augen ganz zufielen.

Plötzlich fühlte er etwas unter seinem Kopf, doch er hatte schon nicht mehr die Kraft seine Augen zu öffnen oder sich gar aufzusetzen. Er wollte nur noch schlafen.
 

Betrübt blickte Mary auf ihren Jungen. Sie wusste nicht, ob ihr erlaubt war, sich ihm zu zeigen, doch das war ihr im Moment vollkommen egal. Sie wollte nicht mehr mit ansehen müssen, wie ihm das Leben immer mehr entglitt und so verloren wie er gerade war, spielte es wohl kaum eine Rolle, wenn er sie sah.

Sanft strich sie ihm durch die strubbeligen Haare.

„Dean“, versuchte sie ihn zu wecken.

Der grummelte nur.

„Komm schon mein Engel, du wirst hier erfrieren! Steh auf und geh ins Haus. Sam und Bobby suchen dich schon!“, versucht sie ihn dazu zu bewegen, in die sichere Wärme zurückzukehren, doch ihr Junge war schon viel zu träge, um sich zu bewegen.

„So müde“, murmelte er nur.

„Dean!“ forderte sie jetzt in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Mom?“, nuschelte er und versuchte sich so zu drehen, dass er sie anschauen konnte.

„Dean! Du musst kämpfen“, sagte sie leise und schloss betrübt die Augen. Ihr Junge hatte schon aufgegeben.

„Du wirst dich verlieren!“, versuchte sie trotzdem weiter zu ihm durchzudringen.

‚Das ist mir egal!’, erwiderte er in Gedanken, hielt aber weiterhin Blickkontakt mit ihr.

„Du wirst mich verlieren!“

‚Das hab ich doch schon!’ Noch einmal wollte er sich jede Linie ihres Gesichtes einprägen.

„Und du wirst Sam verlieren!“

„My?“, wisperte er leise und suchte in ihrem Blick nach einer Bestätigung.

Mary nickte betrübt und brachte ihren Sohn dazu sich nun doch zu bewegen. Aber seine Muskeln waren schon viel zu sehr ausgekühlt. Egal wie sehr er sich bemühte, er schaffte es nicht sich aufzurichten und sank mit einem frustrierten Schnaufen auf die Rückbank zurück. Noch versuchte er ihren Blick festzuhalten. Aber seine Augen fielen ihm immer wieder zu und es wurde jedes Mal schwerer die Lider noch einmal zu heben, bis er es wenig später gar nicht mehr schaffte.

Kurz schloss Mary die Augen. Ihr Junge brauchte mehr als nur ihre mentale Hilfe.

„Sch“, machte sie und strich ihm sanft über die Wange.

Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht.

Still betete sie um Hilfe, um schnelle Hilfe, denn Dean wurde immer ruhiger.

Da erschien Anna auf dem Beifahrersitz.

Einen Augenblick musterte sie Mutter und Sohn stumm. Sie drehte sich noch etwas weiter zu ihnen herum. Sanft strich sie ihm über die Wange. Er hatte sie vor den Dämonen gerettet. Er hatte ihr Leben beschützt und auch wenn sie seines vor ein paar Monaten schon einmal gerettet hatte, war es jetzt erneut an ihr, ihn zu schützen.

Entschuldigend lächelte sie Mary an und legte ihm dann die Finger an die Stirn. Fast sofort erschien das bläulich weiße Leuchten und der Winchester entspannte sich sichtlich.

Sie nahm ihre Hand zurück.

„Ich habe sein Gehör wieder auf das menschliche Hören eingestellt. Wenn er es will, kann er aber auch auf das Hörvermögen des Wolfes zurückgreifen“, erklärte sie ihr, um überhaupt etwas zu sagen.

„Warum hilfst du ihm immer wieder?“, wollte Mary wissen.

„Ich …“ Anna schüttelte den Kopf. „Der Himmel scheint im Umbruch zu sein. Die einen wollen etwas, die Anderen sind total dagegen. Etwas ist im Gange und so wie es aussieht sollen deine Jungs dabei eine wichtige Rolle spielen.“ Augenblicklich hob sie abwehrend die Hände. „Es sind nur Gerüchte, aber wenn wirklich etwas dran sein sollte, möchte ich dass sie sich aus eigenem Willen darauf einlassen oder es ablehnen. Dean wäre in dem Zustand in den er abzugleiten drohte ein williger Spielball für alle Seiten. Das können wir nicht zulassen.“

„Wir?“

„Es gibt jemanden, der über mir steht. Ich allein hätte nicht die Macht etwas ausrichten zu können!“

„Egal wer hinter dir steht. Danke, Anna!“ Mary lächelte sie warm an.

Der rothaarige Engel nickte.

„Auch wenn es nicht so aussieht, auch wir haben ein Auge auf deine Söhne“, sagte sie, bevor sie wieder verschwand.

Zärtlich strich Mary ihrem Jungen durch die Haare und überlegte. Trotz Annas Hilfe musste er dringend in die Wärme zurück.

„Dean? Wach auf mein Engel!“, versuchte sie erneut zu ihm durchzudringen.

Sie drehte sein Gesicht etwas weiter zu sich herum, um zu schauen, ob sie ihn erreichen konnte, doch er regte sich nicht.

Stumm verfluchte sie ihren Zustand, da sie ihn so zwar berühren, seine Körpertemperatur aber nicht prüfen konnte. Und so machte ihr seine viel zu langsame und viel zu flache Atmung noch mehr Angst.

Warum hatte Anna ihm nicht auch hier geholfen?

„Dean. Bitte wach auf, mein Engel“, versuchte sie es noch einmal.
 

Plötzlich fühlte sie Sam. Ihr Jüngster kam näher! Sie seufzte. Wie gerne hätte sie mehr Zeit mit Sam gehabt. Wie gerne hätte sie mit ihm ähnliche Erinnerungen geteilt, wie mit seinem großen Bruder. Wie gerne hätte sie sein Aufwachsen begleitet, sein erstes Wort gehört, die ersten Schritte erlebt.

Mary schluckte. Sie drängte die Tränen zurück. Sie war gestorben, weil sie ihn schützen wollte. Hatte sie das?

Noch einmal atmete sie durch. Jetzt war keine Zeit für Sentimentalitäten!

„Hilfe ist unterwegs“, wisperte sie. Sanft strich sie noch einmal über Deans Wange. Wie immer seit er fünf Wochen alt war und sie aus seiner Wiege heraus zum erstem Mal angestrahlt hatte, legte sich dieses besondere Lächeln über Deans Gesicht. Manchmal hatte sie stundenlang an seinem Bettchen gestanden und ihm immer wieder sanft über die Wange gestreichelt, nur um es noch einmal zu sehen, egal ob er schlief oder wach war. Nie hatte sie sich an diesem Lächeln sattsehen können.

Jetzt musste sie sich allerdings davon losreißen, sonst würde Sam vorbeigehen!

Es brauchte ein wenig Konzentration ihrerseits und schon sprang die hintere Autotür auf. Manchmal war es doch gut, ein Geist zu sein. Schnell machte sie sich unsichtbar.

Das Lächeln auf Deans Gesicht verblasste.

„Verdammt“, fluchte Sam lauthals. Er schaffte es gerade so, nicht gegen das plötzlich auftauchende Hindernis zu laufen. Wenn er hier stürzen würde, müsste Bobby ihn auch noch suchen. Nein, daran wollte er nicht denken. Einen zu suchen reichte schon.

„Verdammter Schrotthaufen!“ Wütend wollte er die Tür wieder zuwerfen, als sein Blick über die Rückbank glitt.

„Dean!“, keuchte der Jüngere erschrocken.

„Verdammt! Dean!“ , hektisch schlug er seinem Bruder auf den Unterschenkel. Der musste sich doch rühren!

„DEAN!“

Nichts. Keine Reaktion. Hoffentlich war er noch nicht erfroren! Wie lange lag er jetzt eigentlich schon hier draußen? Wie schnell konnte man bei diesen Temperaturen erfrieren?

Sam entledigte sich seiner Handschuhe in Rekordzeit und stopfte sie in die Jackentaschen. Er umfasste Deans Bein und zog ihn unerbittlich zu sich.

„Komm schon, Dean!“, bettelte er und fasste richtig zu, bevor sein Bruder ganz aus dem Wagen fiel.

Er presste ihn fest an sich und versuchte gleichzeitig eine Reaktion von ihm zu bekommen, doch nichts. Deans Gesicht blieb ausdruckslos und seine Augen geschlossen.

Sam warf die Wagentür zu, fasste seinen Bruder fester und trug ihn so schnell er nur konnte zum Haus, das Kilometer entfernt zu sein schien, bevor es endlich doch als dunkler Fleck in dem tosenden Grau auftauchte. Gut, dass er sich hier auskannte! Sonst hätte er sich wohl hoffnungslos verirrt.
 

Leise ächzend schob sich Sam mit seiner kostbaren Last in die Küche.

„Oh mein Gott“, entfuhr es Jody als sie Dean sah. Hastig suchte sie nach einem Lebenszeichen. Der Junge war viel zu kalt! Sie holte ihr Telefon aus der Tasche und schob es mit einem Blick nach draußen wieder hinein. Rave jetzt hierher zu bitten ging nicht. Klar, er würde versuchen zu kommen, doch das konnte sie nicht verantworten.

„Ich bring ihn am besten sofort oben in die Wanne. Da können wir ihn langsam aufwärmen“, sagte Sam. „Kannst du schon mal Wasser einlassen?“, fragte er sie und Jody nickte.

„Klar kann ich“, erwiderte sie und lief los. Auf der Treppe holte sie ihr Handy wieder hervor und begann zu wählen. Hoffentlich bekam er das auch mit?!?

Doch schon nach dem dritten Mal Klingeln ging der Jäger dran.

„Sam hat ihn, komm wieder rein“, bat sie leise, und hantierte mit den Wasserhähnen.

„Was? Warte, der Sturm, ich versteh kein Wort“, brüllte er ins Telefon.

Erschrocken hielt sie das kleine Teil so weit weg, wie es ihr Arm erlaubte, wartete einen Augenblick und nahm es wieder ans Ohr.

„Jody?“, hörte sie ihn fragen. „Sag mir, dass Sam ihn gefunden hat!“

„Komm rein, er hat ihn“, bestätigte sie lauter.

„Gott sei Dank!“

Sie legte auf, behielt das kleine Teil aber in der Hand. Schnell prüfte sie die Wassertemperatur.

„Brauchst du Hilfe?“, wollte sie von Sam wissen, der seinen Bruder gerade auf den Toilettendeckel setzte.

„Nein, es geht. Wenn dann rufe ich.“

„Okay, viel Glück beim Auftauen“, lächelte sie und verließ das Bad.

Kurz schaute sie auf das Telefon und schob es wieder in die Tasche. Nein, sie konnte es nicht verantworten Rave durch diesen Schneesturm zu schicken. Nicht solange es nicht wirklich um Leben und Tod ging. Sie ging nach unten.

Gerade als die die Küche betrat, hörte sie draußen schwere Schritte. Lächelnd stellte sie eine Tasse unter den Kaffeeautomaten und holte den Whiskey aus dem Schrank.

Bobby betrat die Küche während sie den Kakao mit Whiskey verfeinerte und ihm sofort in die klammen Hände drückte.

„Du bist ein Engel!“, lächelte er sie dankbar an.

„Du wolltest doch so empfangen werden.“

„Schon, aber ich wollte schon so vieles in meinem Leben“, brummelte er und pustete vorsichtig in die Tasse, bevor er einen Schluck nahm.

„Wie geht es ihm?“, fragte er gleich darauf.

„Sam wollte ihn in oben die Wanne stecken und ich habe überlegt, ob ich Rave anrufen sollte, aber ich will ihn nicht unbedingt durch dieses Wetter jagen.“

„So schlimm?“

„Er war eiskalt und reagierte nicht.“

Der Jäger nickte. „Ich geh mal hoch“, sagte er und stellte seine Tasse ab. Er zog eine Schublade auf und holte eine Rolle Mülltüten und Klebeband heraus. Im Gehen zog er sich die Jacke aus und hing sie an die Garderobe, bevor er endgültig nach oben stapfte.

Die Badezimmertür stand offen. Er trat ein.
 

Sam hockte vor der Toilette und zog seinem Bruder gerade das T-Shirt über den Kopf.

„Gut dass du kommst“, begrüßte er den Freund. „Hast du irgendwo etwas, womit wir seine Gipsarme schützen ...“, begann er und brach ab, kaum dass er die Rolle in dessen Hand sah.

Der Ältere musterte Dean besorgt. „Meinst du, dass er alleine in der Wanne sitzen bleibt, ohne zu ertrinken?“

„Ich bezweifele es. Wollte mich nur erst um ihn kümmern, bevor ich ...“ Sam deutete auf halbvolle die Wanne.

„Dann lass ihn uns mal badefertig machen“, sagte Bobby leise. Das hatte er nie wieder tun wollen. Aber so war es wohl bei ihnen mit dem Wollen.



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