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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Eine Entscheidung

@ Vanilein : Ganz lieben Dank für Deine Treue und Deine Kommis. Ich freu mich jedes Mal wieder diebisch darüber.
 

Und Dean? Bei mir könnte er wohl leben. Hier ist es relativ ruhig - bis auf meine Nachbarin, die ständig bohren und hämmern muss ...

Bis zu einem normalen Leben? Hm. Das wird wohl noch dauern, fürchte ich.
 

So, und jetzt viel Spaß beim Lesen

LG Kalea
 


 

167) Eine Entscheidung
 

Für Dean war der Aufenthalt in der Werkstatt eine Qual. Jedes Klappern, jedes Knirschen fraß sich, Kopfschmerzen verursachend, in seine Gehörgänge und als Bobby einer Schraube mit dem Hammer zu Leibe rücken musste, war seine Schmerzgrenze erreicht. Er konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken und flüchtete ins Haus.

Unschlüssig stand er in der Küche. Warum war es nur so schwer Mensch bleiben zu wollen?

Noch wollte er nicht aufgeben, noch wollte er kämpfen.

Er ging ins Wohnzimmer und nahm sich ein Buch aus dem Regal. Vonnegut, den mochte er eigentlich.

Das Lesen ging so lange gut, bis Sam ins Zimmer gepoltert kam, überlaut auf seinen Laptoptasten herumhämmerte und geräuschvoll seinen Kaffee schlürfte.

„Zu laut!“, keuchte er schmerzerfüllt und sah wieder nur eine Möglichkeit. Er flüchtete in sein Zimmer.

Hier war er wenigstens soweit von den Geräuschen des täglichen Lebens geschützt, dass er nicht ständig mit hämmernden Kopfschmerzen zu kämpfen hatte. Mühsam versuchte er sich auf sein Buch zu konzentrieren.
 

In den folgenden Tagen wurden Deans Ausflüge ins menschliche Leben immer weniger. Alles um ihn herum war viel zu laut und er verschob seine Aktivitäten immer weiter in die Nacht. Wenn die Menschen im Haus schliefen, gab es kaum etwas das ihm wehtat und er konnte aufatmen.

Stundenlang saß er dann auf der Terrasse und schaute in die Sterne.

Einmal hatte Sam ihm Gesellschaft geleistet. Sie hatten sich ein wenig unterhalten und Sam hatte ihn eindringlich gebeten, doch wieder mehr am Leben im Haus teilzunehmen. Er hatte es ihm nicht versprechen können. Danach war das Gespräch schnell ins Stocken geraten, da Dean sich einfach außerstande sah, seine widerstrebenden Gefühle zu beschreiben und es ihm auch nicht wirklich gelang, sich wegen der fast unerträglichen Lautstärke, die alles für ihn hatte, verständlich zu machen.

Hier draußen war seine Welt in Ordnung.

Jeden Abend, wenn er aufstand, bat Sam ihn erneut darum zu kämpfen wieder Mensch zu werden und jeden Abend zeigte er ihm seine Gipsarme und fragte ihn wie. Wie sollte er etwas tun und was? Er schaffte es immer weniger sich richtig zu konzentrieren und so stellte er das Lesen nach etwas mehr als einer Woche auch ein.

Einzig das Bett benutzte er noch wie ein Mensch. Immerhin war das warm. An die schwere Decke hatte er sich schnell gewöhnt, genauso wie an die Stoppersocken, die Sam ihm am dritten Tag mitgebracht hatte, weil er in normalen Socken ständig rutschte.

Immer seltener verbrachte er etwas Zeit mit den Menschen, die er Familie nannte und selbst dann hockte er meistens auf der Anrichte neben dem Kühlschrank, dessen ruhiges Brummen für ihn zu einer Art Rettungsanker geworden war.

Sam, Bobby und Jody beobachteten diese Entwicklung mit wachsender Sorge, doch sie fanden in ihren inzwischen unzähligen Gesprächen auch keinen gangbaren Ausweg und so trösteten sie sich immer wieder damit, dass es besser würde, wenn Dean erst die Gipsverbände los war. Bis dahin wollten sie ihn in Ruhe lassen, auch wenn es keinem von ihnen wirklich richtig vorkam.
 

Wieder waren ein paar Tage vergangen in denen sich wenn überhaupt, alles eher zum Schlechteren wendete. Und auch dieser Tag reihte sich in diese Spirale ein.

Draußen war es inzwischen dunkel geworden und Dean hoffte, in der Küche alleine zu sein. Er wollte nicht mit ihnen reden. Er wollte nicht hören dass er sich mehr bemühen musste am Leben teilzunehmen und er wollte sich keine Ratschläge mehr anhören, egal welcher Art die sein würden. Sam hätte ihn Wolf sein lassen sollen, dann wäre vieles einfacher gewesen. Und er tot!

Aber wäre das so schlimm?

Er war auf der Hälfte der Treppe, als er bemerkte dass Sam und Bobby in der Küche waren. Während er sich umdrehen, um wieder in seinem Zimmer zu verschwinden, hörte er worüber sie so leise redeten. Als ob das etwas bringen würde! Dean schnaubte leise.

„Er entgleitet uns und das ist meine Schuld“, begann Sam verzweifelt. „Amarok hat mir gesagt, dass ich auf ihn Acht geben soll, damit er menschlich bleibt. Aber wie soll er das, wenn ihm die Hände genommen sind? Nichts, was einen Menschen ausmacht kann er tun.“

„Der Mensch besteht nicht nur aus seinen Händen!“, wiederholte Bobby seine Feststellung von dem Tag, als sie hier angekommen waren. eindringlich.

„Nein? Was bleibt denn noch ohne? Selbst ich kann nicht wochenlang nur lesen und ich lese gerne! Den Impala musst du reparieren!“

Bobby nickte. Dean hatte ja versucht dabei zu sein, aber er war nach kurzer Zeit geflüchtet. Der Verdacht, den er schon eine Weile hegte, kam wieder hoch.

„Es sind nicht nur die Hände“, mutmaßte er laut. „Da muss noch mehr sein.“

„Was noch, Bobby?“, wollte Sam besorgt wissen. „Ich vermute dass es … ich weiß nicht. Er sagte mal, dass es zu laut ist. Ich hab es darauf geschoben, dass er die Stille der Wälder vermisst. Aber so langsam sollte er sich doch wieder an die geräusche hier gewöhnt haben, oder?

Wenn er sich nur mehr Mühe geben würde?“

„Ich weiß nicht, ob es nur das ist. Ich habe da einen anderen Verdacht.“ Bobby schob sich die Mütze in den Nacken und kratzte sich am Kopf. „Ich bin ein Idiot, dass ich dem nicht sofort nachgegangen bin, als es mir auffiel.“

„Was?“, drängte Sam zu wissen.

„Lass es mich erst austesten bevor ich die Pferde scheu mache, okay?“

Sam zuckte mit den Schultern. Er würde warten. „Ich hole mir einen Kaffee.“

„Mach mir auch einen“, bat Bobby.

Dean ging die Treppe wieder nach oben und verkroch sich in seinem Zimmer. Er drückte sich in eine Ecke seiner Couch und starrte in die Dunkelheit.

Seine jetzige Familie machte sich Sorgen! Seine jetzige Familie? Sam und Bobby kannten ihn schon fast sein ganzes Leben! Die Wölfin, das war eine Affäre! Klar er war mit ihr länger zusammen, als mit allen anderen Frauen in seinem Leben, Mom mal ausgenommen. Selbst mit Cassy war er nicht so lange zusammen gewesen. Außerdem war die Beziehung mit der Wölfin so viel intensiver als jede seiner anderen. Er war da glücklich und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er sein restliches Leben mit ihr verbracht. Er hatte sein Leben mit ihr verbracht! Denn wenn Sam und Bobby nicht gekommen wären, wäre er jetzt tot.

Vielleicht wäre das ja besser gewesen. Hier war alles nur laut. Nachts konnte er leben. Nachts war seine Welt in Ordnung, während sich am Tag jeder Laut wie ein Messer in seine Ohren bohrte und er schaffte es nicht mal, sich die Ohren zuzuhalten! Wie armselig er doch war!

Wütend starrte Dean auf seine Gipsverbände.

Es war so viel einfacher in Bildern zu denken, als in Worten. Es war so viel einfacher mit einem Grollen zu antworten, als Worte zu formen. Er war ein Wrack, noch immer ein Halbwesen und so weit davon entfernt Mensch zu sein. Aber wollte er das wirklich?

Immer tiefer fraß sich das schlechte Gewissen in seine Seele. Seine Familie machte sich Sorgen! Sie hatten ihm das Leben gerettet! Warum konnte er es ihnen nicht danken? Warum musste er sich so benehmen? Ab Morgen würde er sich zusammen reißen.

Ab Morgen!

Heute Nacht wollte er noch einmal Wolf sein. Einmal noch die Nacht spüren!
 

Als im Haus alles ruhig war, schlich sich Dean hinaus. Er blieb auf der Veranda stehen, schaute in den Himmel und atmete die klare Luft. Die Sterne funkelten und es war merklich kälter als in den letzten Nächten. Der Winter wollte wohl doch nicht kampflos das Zepter abgeben.

Er verließ die Veranda und ging an den aufgereihten Unfallwagen vorbei. Schon bald fiel er in einen leichten Trab. Er lief an dem Wracks vorbei, durch die Wiesen hinter Bobbys Grundstück, zu dem Wald in dem er vor nicht einmal zwei Jahren seinen Parcours gebaut und sich wochenlang dort gequält hatte, bis er wieder der war, der er sein wollte und heute? Heute war er wieder hier und heute wollte er sich erneut ändern. Zurück zu seinem alten Ich oder vorwärts zu einem Ich mit dem er leben konnte.

Der Mond leuchtete so hell, dass es selbst für seine menschlichen Augen genügend Licht gab, um gut sehen zu können.

Er setzte sich auf einen Stamm und schaute wieder zum Himmel hinauf. Er fühlte sich einsam, aber dieses Mal brauchte er nicht zu überlegen, nach welcher Familie er sich sehnte. Schon vor Stunden war es ihm klar geworden. Es gab nur ein Wesen, nur einen Menschen zu dem er wirklich gehörte.

Trotzdem konnte er die Traurigkeit nicht ganz niederkämpfen. Ein Jaulen stieg in seiner Kehle auf und er konnte und wollte es nicht stoppen.
 

Sam wälzte sich in seinem Bett unruhig von einer Seite auf die Andere. Egal wie er sich anstrengte, er fand einfach keine Lösung, wie er Dean helfen konnte. Wie nur sollte er verhindern, dass sein Bruder noch weiter abglitt und was hatte Bobby damit gemeint, dass da noch mehr war?

Das Jaulen eines Wolfes durchdrang die Nacht. Gab es hier in der Gegend Wölfe? War das Dean? Hatte der sich inzwischen so weit von ihnen entfernt, dass er jetzt endgültig wieder dieses Halbwesen war, das er mit Hilfe von William zu retten versucht hatte?

Er stand auf und trat ans Fenster.

Er hatte seinen Bruder nie Jaulen gehört. Winseln, fiepen oder dieses leise „Ruff!“ Aber nie jaulen.

Das Jaulen brach abrupt ab.
 

Dean presste sich die Gipsverbände vor die Brust. Das Husten, das seinen Abschied von den Wölfen jäh unterbrochen hatte, wollte einfach nicht aufhören. Er schaffte es kaum genügend Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen.

Lange hing er hustend und japsend nach vorn über gebeugt da und versuchte endlich wieder normal atmen zu können.

Als er es konnte, stemmte er sich leise ächzend in die Höhe und ging langsam zurück zum Haus.

Kurz kämpfte er mit dem Knauf der Küchentür. Er hatte noch immer seine Schwierigkeiten diese Dinger zu öffnen. Doch er schaffte es und schlich fast lautlos nach oben.

In seinem Zimmer entledigte er sich seiner Kleidung und der Socken, die er getragen hatte. Er würde wohl neue brauchen, die hier waren ziemlich durchgelaufen, da er sich mit Schuhen an seinen Füßen immer noch nicht wohlfühlte.

Er kroch in sein Bett und hoffte, dass er es schaffte sein Vorhaben morgen auch umzusetzen.
 

Augenscheinlich hatte sich nichts geändert, als Sam am nächsten Morgen aufwachte.

Jody war genauso wenig da wie Bobby und Dean schlief noch. Er machte sich sein Frühstück und räumte danach sein Zimmer auf, bevor er sich daran machte, seine Recherchen für einen Jäger fortzusetzen. Er hatte sich angeboten, da Bobby noch immer mit dem Impala und dem Pickup für Dr. Jamesson beschäftigt war.

Er saß noch nicht lange, als er den Pickup des alten Freundes auf den Hof kommen hörte. Sofort klappte er seinen Rechner zu und ging nach draußen. Der Wind pfiff ihm durch die Kleidung, kaum dass er auf die Veranda getreten war. Erstaunt schaute er sich um und schlang die Arme schützend um den Körper.

„Sie haben einen Schneesturm angekündigt. Heute Nacht oder morgen soll er kommen“, informierte ihn Bobby. „Ich hab einige Vorräte besorgt. Kannst du die Vorräte in den Keller bringen? Ich mach uns inzwischen einen Kaffee.“

Sam nickte, nahm sich die Wasserbehälter und brachte sie weg.

Bobby schaffte die Tüten mit den Lebensmitteln ins Haus. Im Obergeschoss hörte er eine Tür schlagen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Dean war wach. Da konnte er seine Vermutung ja gleich auch noch überprüfen. Er stellte eine Tasse unter den Hahn der Kaffeemaschine und drückte auf die Knöpfe für Sams Milchkaffee. Während das Gebräu einlief, räumte er seine Einkäufe weg.
 

Dean hatte sich aus dem Bett gekämpft. Er wollte einen weiteren Versuch wagen als Mensch zu leben, also sollte er auch zu einer für Menschen üblichen Zeit aufstehen! Eigentlich würde er gerne duschen, doch das fiel wegen seiner Gipsarme aus. Vielleicht konnte er Sam später noch um Hilfe bitten? Wenigstens die Zähne konnte er sich alleine putzen. Es dauerte zwar und war alles in Allem eine Quälerei, aber wenn er die Zahnbürste in die Hand nahm, das Ende gegen den Gips gedrückt, funktionierte es ganz gut. Außerdem sollte er sich mal wieder rasieren. Sein Bart war über den Status Dreitagebart weit hinaus. Hatte Bobby nicht einen Bartschneider? Damit würde er nicht ganz so schlimm aussehen.

Nach einer kurzen Suche fand er das Teil und bekam es sogar unter Kontrolle. Trotzdem war es mühsam. Ob er hier auch mal Sam in Anspruch nehmen konnte?

Nach einer halben Ewigkeit war das Ergebnis seines Versuches nicht perfekt, aber er war zufrieden, hatte er es sich am Anfang doch schlimmer vorgestellt. Jetzt musste er nur noch in halbwegs salonfähige Kleidung kommen. Hoffentlich bekam er seine Verbände durch die Ärmel.

Das wovor ihm wirklich graute, waren die Schuhe und die Lautstärke dieses Lebens. Irgendwie musste er darüber wohl mit den dreien reden, aber wie? Wie konnte er es ihnen erklären?

Nach zwei Versuchen die Schuhe anzuziehen gab er auf. Die Dinger fühlten sich an, als wären sie drei Nummern zu klein und mit Dornen gefüllt. Nein, heute musste sein jetziger Aufzug reichen!



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