Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 158: Ein Hoffnungsschimmer ---------------------------------- 158) Ein Hoffnungsschimmer Als Sam den Wagen wegfahren hörte, stand er auf und ging zu Dean. Er setzte sich neben ihn auf den Boden. Sein Bruder hielt in seinem Tun inne und knurrte drohend. Doch da der Mensch weder wieder ging noch Anstalten machte, sich ihm weiter zu nähern stellte er das Knurren bald wieder ein und widmete seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Zernagen seiner Fesseln. Sam beobachtet ihn dabei und ließ seinen Blick über den nackten Oberkörper gleiten. Sie hatte ihm das T-Shirt zerschnitten, es war eh eingerissen und so mit Blut getränkt gewesen, dass es nicht mehr zu retten war, und mit den gefesselten Händen konnten sie ihm kein Neues anziehen. Er war froh, dass Dean vom Fieber immer noch so sehr geschwächt war, im Vollbesitz seiner Kräfte wäre er wahrscheinlich nicht zu fassen gewesen. Er hatte Haken geschlagen wie ein Hase und war in den drei Monaten noch drahtiger geworden, knochiger, sehniger. Kein Gramm Fett zu viel konnte er an seinem Bruder feststellen. Die gesunde Ernährung und das Leben eines Raubtieres schien ihm richtig gut bekommen zu sein. Dean blaffte frustriert und schnüffelte an den Stricken, um dann sein Glück an einer anderen Stelle zu versuchen. Sam hatte er so aus seinen Überlegungen gerissen. „Lass es Dean. Du wirst dich nur noch mehr verletzen“, erklärte er ruhig. Der Halbwolf schaute ihn aus klugen Augen an, aus klugen Wolfsaugen. Kein Verstehen war darin zu lesen. Sam schnürte es die Kehle ab. Er hatte alles falsch gemacht! „Hätte ich dich besser sterben lassen sollen? Du warst glücklich hier. Dein halbes Leben bestand aus Schmerz, dein Tod sollte nicht auch noch aus Schmerzen bestehen. Ich hab dich so vermisst und als du wieder zum Menschen geworden bist hatte ich die irrsinnige Hoffnung, ich könnte meinen Bruder zurück bekommen. Ich wollte dich so wie du vor diesem verdammten Fluch warst. Ich wollte nichts mehr, als dich zurück. Ich … ich musste diese Chance ergreifen. Aber ich wollte nicht, dass du ein Halbwesen wirst, das du das Halbwesen wirst, das du jetzt bist. Was soll ich nur tun Dean?“ Der ließ ein leises Fiepen hören. Er hatte aufgehört an seinen Fesseln zu nagen und Sam während seines Monologs aufmerksam gemustert. Jetzt legte er den Kopf schief und schüttelte sich. Sam hob seine Hand und bewegte sie vorsichtig in Richtung Dean. Die grünen Augen verfolgten sie dabei misstrauisch, aber er grollte nicht. Also fuhr Sam in seiner Bewegung fort. Er legte die Hand in Deans Nacken und begann ihn vorsichtig zu kraulen. Der Halbwolf ließ seinen Kopf auf die eben noch benagten Handgelenke fallen und schloss seine Augen zu schmalen Schlitzen. Der Jüngere fuhr in seinem Tun fort und da kein Protest kam, weitete er die Streicheleinheiten immer weiter aus. Bald strich er Dean über Kopf, Hals und Schulter und verdrängte den Gedanken, wie das wohl aussehen musste. 'Ob sein Bruder wusste, dass sie verwandt waren, ob er es spüren konnte?' fragte sich Sam plötzlich. Aber wenn, warum hatte er dann vorhin noch gebissen und sich wie ein tollwütiges Tier gebärdet? Warum war er dann damals weggelaufen? Nein. Das war wohl eher Wunschdenken als Realität! Eine halbe Ewigkeit saßen die Brüder einträchtig nebeneinander, doch dann hob Dean plötzlich den Kopf und begann wieder drohend zu knurren, seinen Blick unverwandt auf die Tür gerichtet. Sein Bruder runzelte die Stirn. ‚Was hatte er?’ Wenig später hörte auch er Bobbys Wagen und gleich darauf die Schritte. Bobby trat zur Tür herein. Sam sah zu Dean. Sein Gehör musste auch als Mensch noch hervorragend sein, oder war Dean wirklich nur von der Gestalt her ein Mensch? „Ruhig Dean, es ist Bobby. Er hat dich verbunden und dich gepflegt. Ohne ihn würdest du nicht mehr leben“, versuchte Sam ihm zu beruhigen. Er hatte nur mäßigen Erfolg. Kurzentschlossen kletterte er auf die Liege, zog Dean auf seinen Schoß und wartete jeden Augenblick auf einen Biss von ihm. Doch nichts dergleichen geschah. Scheinbar hatte Dean entschieden, dass es mit Sam auszuhalten war, oder er hatte sich daran erinnert, dass der ihn gefüttert hatte, jedenfalls schien er nur noch in Bobby einen Feind uu sehen, doch er beruhigte sich sogar noch etwas mehr, als Sam begann ihm weiterhin den Nacken zu kraulen. Der Jäger reichte Sam eine Flasche. Er hatte irgendetwas darin aufgelöst. „Was ist das?“, wollte der Jüngere leise wissen. „Beruhigungsmittel. Wir können nicht riskieren, dass er nochmal versucht wegzulaufen. Abgesehen davon, dass er noch nicht stark genug dafür ist, wie sollte er hier überleben? Er ist kein Wolf aber ein Mensch ist er auch nicht und selbst wenn er zu seiner Familie läuft. Sie würden ihn nicht erkennen. Wenn er Glück hat beißen sie ihn tot bevor er elendig verhungert oder erfriert. Obwohl ich das Letztere als seine sicherste Todesursache annehmen würde, wenn er hier, so wie er ist, verschwindet.“ Sam nickte traurig. Vorsichtig drückte er Deans Kopf gegen seine Brust und hielt ihm die Flasche an die Lippen. Dean schnüffelte an der Flasche und schnaubte ungehalten. Wieder schüttelte er sich. „Bitte Dean, trink das. Es wir dir gegen die Schmerzen helfen und du kannst besser schlafen“, versuchte Sam ihm zu beruhigen. Wieder sah er sich diesem erschreckenderweise wissenden Blick ausgesetzt. Erneut schnupperte Dean an der Flasche, dann stupste er sie mit seiner Nase an und schaute wieder zu Sam. Der bekam große Augen. 'Was passierte hier?' Langsam schüttete er ihm die Flüssigkeit in den Mund. Dean trank. Sam legte die leere Flasche weg und kraulte und streichelte seinen Bruder so lange, bis der sich entspannte. Vorsichtig schob er sich unter ihm hervor und stand auf. Eine ganze Weile musterte er seinen Bruder. Wieder musste er hart schlucken. Die leuchtend grünen Augen waren zu schmalen trüben Schlitzen geworden. ‚Das war so gar nichts. Nicht der Wolf und nicht Dean. Hoffentlich endet das bald’, wünschte er sich sehnlichst. „Ich überlege die ganze Zeit, wie wir diese Situation lösen können“, begann Sam unschlüssig. „So ist es kein Leben. Weder für ihn noch für uns. Einen Phönix haben wir nicht. Aber vielleicht könnten andere Zigeuner helfen. Vielleicht könnten die wieder einen echten Wolf aus ihm machen. Ich meine, ich hab die Suche nach ihnen zwar eher vernachlässigt, weil mir war die Suche nach einem Phönix wichtiger, und soweit ich weiß, hat Nick die zwei Alten auch noch nicht gefunden, aber“, versuchte er zu erklären und ließ die Schultern hängen. „Ich glaube einfach nicht daran, dass sie, oder andere Zigeuner, ihn wieder zu einem Menschen machen können. Ich glaube nicht, dass einer von denen uns helfen will.“ Resigniert blickte Sam zu seinem Bruder. „Ich weiß nicht. Ich habe meine Fühler mal ausgestreckt und andere Jäger gefragt. Einer von ihnen kennt einige Zigeuner. Der hat sich bei denen umgehört. Es gibt nur noch diese Zwei, die sich auf das alte magische Wissen verstehen. Er hat bestätigt, dass sie aus einem uralten Geschlecht stammen, allerdings haben die einen sehr speziellen Ruf in ihrer Volksgruppe. Keiner will denen in die Quere kommen. Keiner wird sich gegen die stellen. Sie haben alle Angst vor ihnen.“ „Seit wann weißt du das?“ „Ich habe es ein paar Tage vor deinem Anruf erfahren und wollte selbst noch etwas genauer recherchieren, bevor ich dir diese schlechte Nachricht überbringe.“ Sam nickte. Schlechte Nachrichten hatte es in den letzten Wochen am laufenden Band gegeben. Da konnte er auf eine mehr wirklich verzichten, immerhin hatte er Bobby auch nicht von jedem Fehlschlag erzählt. „Vielleicht sollten wir mal bei einigen Indianern nachfragen. In ihren Mythologien steht der Wolf sehr weit oben, oft ist er auch ein Bruder der Menschen. Vielleicht können sie helfen.“ „Indianer?“ Sofort drängte sich ein Name in Sams Bewusstsein. Wieso hatte er da nicht schon früher dran gedacht. Er war so ein Idiot. „Ich such mir mal ein funktionierendes Netz und ruf einen Freund an. Vielleicht kann er helfen“, platzte er hervor und war, kaum dass er den Satz beendet hatte, auch schon zur Tür heraus, einen vollkommen verwirrten Bobby zurücklassend. Die Hektik, die Sam verbreitete und das Zuschlagen der Tür ließen Dean wieder aufwachen. Irritiert schaute er sich in dem Raum um. Wo war der Mensch, der ihn gefüttert hatte? Da war nur der Andere! Wütend knurren versuchte er sich von seinen Fesseln zu befreien. Sam fuhr ein paar Meilen, bis er einen höhergelegenen Punkt erreichte und sein Handy wieder Empfang bestätigte. Sofort hielt er an und wählte die Nummer von William. Es klingelte ein paar Mal, bevor sich der Schamane meldete. Sam dankte ihm für den Hinweis und erzählte ihm dann die ganzen traurige Geschichte. Er berichtete wie Dean verflucht worden war und das er der Wolf mit den grünen Augen war. Er erzählte davon, wie sie ihn gefunden hatten, dass er eine Familie gefunden und glücklich gewesen war und dass sie ihn Tage später schwer verletzt gefunden und mitgenommen hatten. Zum Schluss berichtete er leise davon, dass sie ihm nicht helfen konnten und was passiert war, nachdem Dean gestorben war und umriss mit kurzen Worten in was für einem Dilemma sie sich jetzt befanden. Die ganze Zeit hatte der Schamane ihm schweigend zugehört. „Ich weiß nicht, ob ich euch helfen kann, aber ich werde versuchen mit unseren Geistern zu reden. Kommt her und wir sehen weiter“, sagte er nach einer langen Pause, kurz bevor Sam nachfragen konnte, ob er überhaupt noch dran war. So ein Fall war ihm noch nicht untergekommen und er wusste nicht, ob die Geister überhaupt darauf antworten würden. Aber es waren Sam und Dean Winchester. Die beiden hatten ihre Kinder gerettet und Amaruq seine Freiheit wiedergegeben. Das war schon mehr als genug, um ihnen alle Hilfe anzubieten, die sie geben konnten. „Wir kommen.“, sagte Sam erleichtert, „wir fahren morgen früh los, dann können wir übermorgen Abend da sein. Hoffentlich halten die Beruhigungsmittel ihn so lange ruhig.“ „Beruhigungsmittel? Das könnte zu einem Problem werden. Bitte gib ihm spätestens übermorgen nichts mehr. Sein Geist muss klar sein, wenn wir versuchen ihn zurück zu holen.“ „Okay“, antwortete Sam schweren Herzens, „Danke!“, fügte er noch hinzu bevor er auflegte. Die Erleichterung überrannte ihn regelrecht. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand eine schwere Last von den Schultern genommen und gleichzeitig schämte er sich, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war. Dean hätte vielleicht schon vor Monaten wieder ein Mensch werden können. Er legte die Arme über das Lenkrad, bettet seine Stirn darauf und ließ seine Tränen freien Lauf. Lange Zeit schaffte er es nicht sich zu beruhigen. Doch irgendwann versiegten die Tränen. Er wischte sich die Nase am Ärmel ab und versuchte die Tränen halbwegs zu trocknen, bevor er den Wagen startete und zurückfuhr. Mit wenigen Worten berichtete er Bobby von der neuesten Entwicklung. „Morgen früh fahren wir los. Ich weiß zwar nicht wie sie uns helfen werden, aber alles ist besser als ihn hier weiter unter Drogen zu halten.“ Bobby nickte. Unbewusst rieb er sich seinen Arm. „Kommst du mit?“, wollte Sam wissen. „Nein, ich habe etliche Anfragen auf meinem Handy. Bislang habe ich alle vertröstet oder abgewimmelt, aber wenn ihm der Schamane helfen kann, stehe ich nur im Weg.“ „Hör auf so zu denken! Du wirst nie im Weg stehen, Bobby!“, fuhr Sam dem alten Jäger an. „William würde sich bestimmt freuen, dich kennenzulernen und Juri? Sie ist ein Schatz.“ „Lass gut sein, Junge. Ich möchte wirklich nach Hause.“ Mit dieser Aussage hatte er nicht gelogen. Er wollte mal wieder in einem richtigen Bett schlafen. Er wollte mal wieder richtiges Essen essen und natürlich wollte er Jody wiedersehen. Auch wenn das wohl das Letzte wäre, was er zugeben würde. Sie hatte ihm in den letzten Wochen gefehlt! Ohne große Hast packten sie ihre Sachen und räumten die Hütte soweit auf, dass sie am Morgen nur noch frühstücken und die letzten Spuren beseitigen mussten. Ihnen beiden war nicht nach Reden. Plötzlich schienen alle Themen aufgebraucht und jeder hing für sich dem nach, was sie hier erlebt hatten und was jetzt kommen würde und Beide hofften, dass es gut ausging. Wirklich gut! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)