Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 153: Elias Finch ------------------------ 153) Elias Finch Das Ausladen ging wesentlich schneller als das Einladen, auch, weil sie diese schmale Treppe nicht ständig hoch und runter mussten. Trotzdem dauerte es bis zum Abend, bis sie sich erschöpft gegen den Kotflügel des Impalas lehnten. „Du kannst ihn gleich rüber zur Halle fahren. Wenn dein Bruder den so sieht, reißt er dir den Arsch auf! Was hast du damit eigentlich angestellt?“ „Dean weiß dass er so aussieht. Das sind die Auswirkungen der Fee, als sie uns für ihre Spiele ausgesucht hatte. Sie hat mich im Wagen attackiert und ich habe versucht sie abzuwehren. Dabei sind wir zwischen zwei Bäumen gelandet.“ „So lange muss sie schon so aussehen?“ Bobby war entsetzt. „Naja, Dean wollte sie reparieren, wenn wir hier sind. Wir waren auf dem Weg zu einem Konzert.“ „Habt ihr endlich mal wieder was für euch getan?“ „Ja. Und danach wollten wir herkommen und überlegen, wie es weitergehen soll.“ Sam schniefte. „War wohl nix“, nuschelte er, löste sich vom Kotflügel und stieg ein. „Kannst dann gleich duschen gehen. Ich schau inzwischen mal, was es zu Essen gibt“, sagte Bobby noch und ging ins Haus. Schon bald ließen sie sich einen leckeren Hackbraten mit Gemüse und Süßkartoffelbrei schmecken und fielen dann, rechtschaffen müde, in ihre Betten. Auch das Frühstück verlief ruhig. „Jody lässt dich grüßen und wünscht viel Erfolg bei der Suche nach dem Phönix.“ „Du hast es ihr erzählt?“ Sam wusste nicht, ob er sich jetzt freuen oder entsetzt sein sollte. Immerhin bedeutete das ja wohl, dass sie wieder mehr am Leben des alten Brummbären teilnahm. Da hatte wenigstens einer von ihnen etwas Glück gefunden. Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Ja. Naja. Ich hatte Weihnachten einen ziemlichen Tiefpunkt und da haben wir geredet“, gab der alte Jäger leise zu. „Ich freu mich für dich!“, sagte Sam und lächelte ihn warm an. „Weil ich einen Tiefpunkt hatte?“ „Nein, weil sie endlich eingesehen hat, dass du gar kein so übler Kerl bist!“ „Ich werd dir gleich, übler Kerl“, grummelte Bobby und musste sich schwer zusammenreißen, um nicht breit zu grinsen. „Und was machst du jetzt? Fährst du nach Sunrise?“, fragte er, um von dem Thema abzulenken. „Ich wollte los, sobald wir hier fertig sind. Es ist zwar schön mit dir zu plaudern und ein festes Zuhause zu haben, aber ohne Dean fehlt einfach was.“ „Du musst dich nicht entschuldigen. Fahr und finde einen Weg zu diesem Phönix. Ich suche hier weiter. Wir hören erst auf, wenn wir ihn wieder hier haben!“ „Danke, Bobby.“ „Gern geschehen“, grinste der Jäger. „Und jetzt trink aus und raus hier.“ „Willst du mich loswerden?“ „Was denkst du denn. Meine Freundin wartet nur darauf, dass du verschwindest!“, erklärte er mit einem Zwinkern. „Na da will ich euch nicht weiter im Weg stehen.“ Hastig schüttete Sam seinen Kaffee hinunter und erhob sich. „Na so war das jetzt auch nicht gemeint“, stöhnte Bobby. „Ich dachte du willst mich loswerden?“ „Diese Jugend. Immer kriegen sie alles in den falschen Hals.“ Bobby schüttelte den Kopf, erhob sich aber. „Ich will trotzdem los. Sobald wir Dean wiederhaben, können wir dir gerne für länger auf den Geist fallen.“ „Davon gehe ich aus“, lachte der Ältere. „Und Gnade euch, wenn nicht!“ Er trank aus und ging voraus zur Scheune. „Der sieht aber auch nicht viel besser aus, als der Impala“, maulte Sam, kaum dass er vor dem Pickup stand. „Mit einem Neuwagen kann ich leider nicht dienen. Entweder den oder den Impala! Meinen Pick up brauche ich, denn kannst du leider nicht kriegen.“ „Ich dachte nur ...“ „Ich hab gesagt, dass die Blechteile neu sind. Vom Lackieren war noch keine Rede. Und er hat Synchronisationsprobleme. Die Zwei solltest du nicht nehmen und beim Rückwärtsgang immer erst vorsichtig testen. Manchmal nimmt er den nicht.“ „Du sagtest doch, dass er fast fertig wäre“, begann Sam „Ist er ja auch. Es fehlen nur noch Motor und Getriebe.“ „Oh man. Was tut man nicht alles, damit es Dean wieder gut geht.“ „Meinst du sein Wohlbefinden hängt mit dem Wagen zusammen?“ „So wie er reagiert, wenn sie was hat? Definitiv.“ Sam atmete tief durch und versuchte ein schiefes Grinsen, auch wenn ihm die Tränen in die Augen stiegen. Was würde er dafür geben, wenn Dean endlich wieder neben ihm stände. „Und dein Kumpel Rave ist nicht sauer, wenn ich seinen Wagen nehme?“ „Dann sind Motor und Getriebe eben noch nicht da. Außerdem denke ich, dass er nichts dagegen hat, wenn wir so deinen Bruder schneller finden. Also los.“ „Okay“ sagte Sam etwas beruhigt, immerhin wollte er nicht, dass Bobby sich mit seinem Freund verzankte, nur weil er nicht mit einem demolierten Wagen rumfahren mochte. „Es ist gut Sam. Rave wird es verstehen.“ Sam nickte. Er räumte das Handschuhfach des Impalas aus und verstaute alles in Handschuhfach des Silverado, warf seine Tasche auf den Beifahrersitz und schwang sich hinter das Lenkrad. Ihre Waffen ließ er im Impala. Der Pickup hatte keinen wirklichen Platz dafür, also packte er nur seine Beretta, den Colt und eine Schrotflinte mit dem dazugehörigen Salz ein. „Bis bald“, verabschiedete er sich von Bobby und versuchte den Rückwärtsgang, der auch sofort funktionierte. Langsam rollte er von Hof. In Guernsey wollte er mit seiner Suche beginnen. Das lag Sunrise am Nächsten. Er suchte sich ein Motel und durchforstete noch einmal das Internet. Dass es nicht viel zu finden gab, wusste er ja schon. Hoffentlich fand er morgen etwas im Archiv der hiesigen Zeitung. Sonst musste er die Suche auf die nächsten Orte ausdehnen. Spät ging er ins Bett und früh stand er wieder auf. Er machte sich fertig und fuhr zu der Zeitung. Gegen Mittag hatte er einen kleinen Achtungserfolg. Er fand die Erwähnung eines Duells am 5. März 1861 zur Mittagszeit. Allerdings bezweifelte der Verfasser des Artikels, dass dieser Teufel in Menschengestalt wirklich tot bleiben würde, immerhin hatte man ihn ja schon gehenkt. Wie er danach wiederkommen, den Richter, den Sheriff und den Hilfssheriff töten konnte, würde wohl immer das Geheimnis dieses Dämons bleiben. Wahrscheinlich hatte er etwas um seinen Hals gewickelt, das ihn schützte. Sam starrte auf den Leuchtschirm. Jetzt wusste er zwar, dass Colt Recht hatte, aber hatte er wirklich einen Phönix erschossen? Es konnte so vieles sein. Er musste also nach diesem namenlosen Mörder weiter suchen. Wenigstens sollte er zu finden sein, wenn sie ihn zuvor gehenkt hatten. Er rieb sich die Augen und machte dann regelrecht verbissen weiter. Schnell wurde der Winchester fündig. Drei Tage zuvor hatten sie einen Mann namens Elias Finch wegen des Mordes an seiner Frau gehenkt. Als letzten Wunsch hatte er darum gebeten, dass seine Hände nicht mit Handschellen, sondern mit einem Seil gebunden wurden. Der Sheriff und sein Gehilfe hatten einen Fluchtversuch vermutet, der jedoch nicht kam. 'Bobby hatte also ebenfalls Recht. Ein Phönix war auf Eisen genauso allergisch, wie die meisten übernatürlichen Kreaturen. Immerhin hatte er jetzt einen Namen. Blieb nur die Frage, ob ihm der überhaupt weiterhalf. Colt hatte geschrieben, dass der Colt einen Phönix getötet hatte. Wenn der Colt wirklich alles töten konnte, dann hatte der Phönix aufgehört zu existieren. Und wenn es wirklich nur einen gab, war die Chance auf Asche für immer dahin, es sei denn, er lernte irgendwann jemanden kennen, der ihn in der Zeit zurückschicken und die Asche von Finch aufsammeln ließ. Darüber sollte er heute Abend auf jeden Fall mit Bobby reden. Aber jetzt wollte er sehen, was er noch zu Finch finden konnte. Vielleicht gab es ja noch wichtige Details, wie Kinder zum Beispiel. Frustriert verließ er am Abend die Redaktion. Außer dem Achtungserfolg mittags hatte er nichts Wissenswertes mehr gefunden. Er setzte sich in den Wagen und wählte Bobbys Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln ging der alte Freund dran. „Hey, wollte dir nur meine Rechercheergebnisse mitteilen. Also der Phönix heißt Elias Finch und wurde von Colt erschossen. Davor haben sie versucht ihn zu hängen. Das scheint er aber überlebt zu haben. Kurz danach hat er sich an dem Richter und dem Sheriff samt Gehilfen gerächt. Das Problem, dass ich allerdings sehe: Wenn der Colt wirklich alles tötet ...“ „Du meinst, dass der Phönix jetzt ebenfalls tot sein müsste?“ „Ich denke ja, auch wenn ich es, schon um Deans Willen, nicht hoffe. Ich habe noch nichts über Kinder oder weitere Familienangehörige gefunden. Vielleicht vererbt sich sowas ja?“ „Meinst du es war je vorgesehen, dass ein Phönix Kinder kriegen kann?“ „Ich hätte auch nie gedacht, dass Dämonen Kinder bekommen können.“ „Hmhm.“ „Ich wollte noch in ein paar anderen Zeitungsarchiven suchen, vielleicht finde ich ja ein Bild von diesem Finch.“ „Du meinst, dass du damit dann besser suchen kannst?“ „Zur Not könnte ich es ans FBI schicken. Wir kennen da jemanden, der ihn mal durch die Dateien jagen könnte.“ „Halt mich auf dem Laufenden, ja?“ „Mach ich. Und Bobby?“ „Hm?“ „Grüß Jody, okay?“ Der alte Jäger grummelte sich etwas Unverständliches in den Bart, bevor er auflegte. Sam steckte das Handy weg und startete den Wagen. Die nächsten Tage verbrachte der Winchester in diversen Zeitungsarchiven und durchsuchte Mikrofilme, Computerdateien und alte Zeitungen. Der einzige Erfolg, den er verbuchen konnte, war irgendwann ein ziemlich gutes Bild, mit dem er die Suche nach diesem Finch hoffentlich auch von seinem Motelzimmer aus fortführen konnte. Letztendlich merkte Sam nur am sich ändernden Wetter das die Tage vergingen. Er hatte ein paar Fotos von Personen, die durchaus dieser Finch sein konnten, im Netz gefunden und deren Spuren folgte er jetzt. Mit Bobby hielt er regelmäßig Kontakt, wollte er doch auf keinen Fall wieder in so ein Funkloch fallen, wie sie es über den Jahreswechsel hatten. Jody schien ebenfalls regelmäßig bei dem alten Brumbären ein und aus zu gehen. Manchmal hörte er sie im Hintergrund und freute sich jedes Mal darüber, hatte doch wenigstens einer von ihnen ein bisschen Glück gefunden. Außerdem war der alte Freund jetzt wesentlich umgänglicher. ~“~ Sam klappte seinen Rechner zu. Er rieb sich seine brennenden Augen und versuchte die verspannten Schultern zu entspannen. Seit Wochen war er nur noch sporadisch hinter dem Bildschirm hervorgekommen. Und er war frustriert. Gerade hatte er eine weitere Mail von Nick bekommen, in der er ihm mitteilte, dass er noch immer niemanden gefunden hatte, der dem Bild nicht nur ähnlich sah. Der Winchester trat an das Fenster und schaute in den Schneeregen. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre! Immerhin passte das Wetter zu seiner Stimmung. Obwohl? Nein, heute war das Wetter gegenüber seiner Stimmung noch echt optimistisch. Heute war der 24. Januar. Der Tag, an dem Sam vielleicht einen Burger zum Frühstück hätte machen wollen. Der Tag, an dem er Dean ein Geschenk überreichen und mit ihm abends im einer Bar versacken wollte. In Tag der ein Tag in ihrem neuen, normalen Leben sein sollte! Doch nichts davon würde heute passieren. Naja, vielleicht würde er noch losziehen und in einer Bar versacken? Vielleicht. Aber eigentlich wollte er sich lieber in seinem Bett verkriechen, das leere Bett daneben anstarren und sich in den Schlaf heulen, denn er hatte es noch immer nicht geschafft, Dean zurück zu verwandeln. Nicht nur das! Er hatte noch immer nicht die Spur einer Lösung, denn der Phönix wuchs sich wohl eher zu einem Hirngespinst aus, als zu einer echten Lösung. Was war er nur für ein Bruder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)