Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 139: Ein Rettungsanker namens Bobby ------------------------------------------- @ Vanilein - Da wirst Du aber noch warten müssen, bis Dean wieder da ist ... Aber vielleicht hast Du ja eine Idee für Sam? LG Kalea 139) Ein Rettungsanker namens Bobby Die Tage vergingen. Sam auf einem umgestürzten Baumstamm, vielleicht eine Meile von ihrem Motel entfernt, und ging in Gedanken alle Möglichkeiten durch, die er noch hatte, während Dean im Unterholz herumschnüffelte. Diese nächtlichen Spaziergänge waren inzwischen die einzige Zeit des Tages, die sie beide zu genießen schienen, soweit Sam diesen Zustand überhaupt genießen konnte. Sobald er jedoch mit Dean im Zimmer war, begann der unruhig hin und her zu laufen solange er auf seinen vier Buchstaben saß. Sobald er aufstand, oder sich auch nur etwas stärker bewegte, verschwand Dean unter dem Tisch. Er hatte sogar versucht ihn mit dem Plüschbären zu beruhigen, den er ihm auf dem Altertumsmarkt in Salina geschossen hatte, mit dem Erfolg, dass der ihn binnen Sekunden komplett zerfetzt hatte. Er fraß immer noch nur, wenn er sich unter seinem Tisch in Sicherheit wähnte und er selbst nicht im Raum war und er wich jeder Berührung aus. Sam wusste, dass er sich mehr mit ihm beschäftigen musste, doch wenn er das tat, musste er die Suche nach diesen Zigeunern vernachlässigen. So langsam wusste sich er keinen Rat mehr. Er legte die Schlaufe der Leine über einen hervorstehenden Ast. Auf keinen Fall wollte er seinen Wolf frei laufen lassen, Dean würde die Gelegenheit sofort nutzen und verschwinden und er hatte Angst davor. Außerdem redete er sich immer wieder erfolgreich ein, dass sein Bruder nie in der Wildnis überleben könnte. Er musste auf ihn aufpassen. Es hielt ihn nicht mehr auf seinem Platz, also stand er auf und lief ein paar Schritte hin und her. Auch ihm fehlte die Bewegung und das obwohl er eigentlich den halben Tag unterwegs war. Jede einzelne Straße fuhr er entlang. Jedem Waldweg folgte er, bis es nicht mehr weiter ging. Irgendwo mussten diese Zigeuner sein! Die immer hartnäckiger werdende Stimme seiner Vernunft, die ihm zuflüsterte, dass die hier schon lange wieder verschwunden waren, ignorierte er noch erfolgreich. Wie lange noch wusste er allerdings nicht zu sagen. Auch nicht, weil es einfach keine Alternative gab. Doch die Stimme wurde immer lauter und immer aufdringlicher. Seit fast einer Woche waren sie nun hier. Sam holte tief Luft und setzte sich wieder. Er hatte sich gerade dazu durchgerungen Bobby anzurufen, nachdem er ausgeschlafen hatte. Er wusste nicht mehr weiter und den alten Freund wollte er auch nicht mehr anlügen. Außerdem hatte der vielleicht eine Idee, wie sie Dean zurückbekommen konnten, die ihm noch nicht gekommen war. Es war zum aus der Haut fahren. Sie hatten so viel überstanden und jetzt sollte ein blöder Fluch sie so hart treffen? Plötzlich wurde ihm die Leine aus der Hand gerissen. Hektisch sprang er wieder auf, drehte die Taschenlampe an und hetzte der Leine hinterher. Weit musste er nicht laufen, bis er das Ende vor sich liegen sah. Schnell hob er sie auf, schob seine Hand durch die Schlaufe und wickelte die Leine einmal zusätzlich um sein Handgelenk. Was hatte Dean zu der Aktion gebracht? Neben sich hörte er kleine Knochen knacken. ‚Nein, das war kein … das … Dean hatte kein Tier gefangen!’ Denn wenn er das hätte, würde das bedeuten, dass er ohne weiteres in der Lage wäre für sich zu sorgen und das wollte er nicht. Er wollte nicht, dass sein Wolf alleine überleben könnte. Was würde ihn dann noch bei ihm halten? Eine Weile trat Sam noch von einem Bein auf das andere. Er fror. Bei seiner Grübelei vorhin hatte er gar nicht gemerkt, wie kalt es war, dabei war er eigentlich dick genug angezogen. Er schaute auf die Uhr. Bobby schlief noch und so langsam sollten auch sie wieder ins Warme kommen. Nicht dass Dean die Kälte etwas ausmachen würde. „Dean, komm futtern!“, rief er in den Wald. Er grinste. Schon am dritten Tag hier war Dean ihm bereitwillig wieder ins Motel gefolgt. Auch wenn er mit dem Fressen wartete bis er in ausreichender Entfernung war. Das Wort „Futter“ schien er also zu verstehen. Warum konnte das nicht auch bei anderen Sachen so sein? Dean kam mit erhobenem Schwanz angetrabt und folgte ihm auch heute wieder freiwillig ins Motel, wo Sam schnell die Schüssel füllte und neben die Schale mit Wasser neben Deans Decke stellte. Aber auch wenn Deans Nase sich bei den Leckereien erwartungsvoll blähte, er würde nicht fressen, solange der Mensch in Reichweite stand. Sam seufzte. Zeigte es ihm doch wieder mehr als deutlich, wie wenig sie in der Zeit zueinandergefunden hatten. Er schluckte die hilflose Wut herunter, die sich in ihm aufstauen wollte und ging ins Bad. Sofort schlang Dean das Fleisch herunter, schlappte noch etwas Wasser und rollte sich dann auf seiner Matratze zusammen. Wieder schob er die Nase unter eine Pfote und hielt seinen Blick unverwandt auf die Tür gerichtet, hinter der der Mensch verschwunden war. Sam machte sich schnell fertig. Als er zu seinem Bett ging, warf er noch einen Blick auf seinen Bruder, der ihn wie immer aus grünen Augen beobachtete. Wenn er nur wüsste, was in diesem Kopf vor sich ging! „Wir schaffen das Dean, wir machen aus dir wieder einen Menschen, das versprech ich dir!“, sagte er leise und kroch unter seine Decke. Noch im Einschlafen überlegte er sich, ob er nicht zu viel versprochen hatte. Aber das durfte nicht sein. Dean musste wieder Dean werden. Das war kein Leben für ihn! Mit demselben Gedanken wurde Sam ein paar Stunden später wieder wach. Dean lag mal wieder zu seinen Füßen auf dem Bett, sprang aber kaum dass er sich regte, so wie jeden Morgen, sofort herunter und verschwand unter dem Tisch. Von wo aus er kurz zu Sam hoch blinzelte und dann seine Nase wieder unter die Pfote schob. So verharrte er, den Menschen weiter unablässig beobachtend. Erst wenn der sich ruhig an den Tisch gesetzt haben würde, würde er wieder aus seinem Versteck hervorkommen. Sam richtete sich auf und griff nach seinem Handy. Er wählte Bobbys Nummer. Inzwischen war er verzweifelt genug, um endlich dessen Rat einholen zu wollen. Wie er ihm allerdings erklären wollte, was mit Dean passiert war wusste er auch noch nicht. Noch nie war er sich so hilflos vorgekommen. Fast noch nie! „Bobby?“, fragte er in den Hörer, kaum dass der sich am anderen Ende gemeldet hatte. „Wen hast du denn erwartet?“ „Kannst du herkommen? Wir sind immer noch in Warsaw, Missouri.“ „Was ist los? Was habt ihr für ein Problem?“ Sam hatte so verzweifelt geklungen, dass es sogar Bobby in seinem seelischen Zustand sofort auffiel. „Lass uns das besprechen, wenn du da bist, das würde einfach zu lange dauern. Aber kannst du alles mitbringen, was du über Flüche und wie man sie brechen kann, hast?“ „Mein Gott, Junge, was habt ihr schon wieder angestellt!“ Sam stöhnte. „Sag nicht, Dean wurde schon wieder verflucht!?!“ „Bitte Bobby, komm einfach her, ja?“ „Wo ist Dean? Geht’s ihm gut?“, bohrte der Ältere jetzt doch nach. „Ich …“, Sam schaute zu dem Wolf, „ich denke schon.“ „Gib ihn mir mal!“ „Das ist jetzt grade schlecht. Wir sind eigentlich grade erst ins Bett und er schläft noch. Ich will ihn nicht wecken.“ „Es geht um Dean, das mit den Flüchen?“ „Ja, schon“, druckste Sam herum. „Verdammt Sam!“ „Bitte Bobby komm einfach her, ja?“ Sam konnte fast hören, wie der nickte. „Ich komme sofort.“ Noch bevor Sam „Danke“ sagen konnte hatte der alte Jäger aufgelegt. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Sam seinen Bruder, doch der gab nur ein leises „rufff“ von sich. Sam zuckte kurz mit den Schultern, bevor er aufstand und sich für einen weiteren Tag sinnloser Suche bereit macht. Ja, inzwischen war er soweit, dass er diese Suche als sinnlos einstufte und doch würde er weitermachen, bis ihm etwas anderes einfiel. Noch konnte er sich zwingen, nicht aufzugeben. Noch! „Verdammt!“, fluchte er lauthals und brachte den Wolf mal wieder dazu erschrocken aufzuschauen. Es ging doch hier um Dean! Es ging um den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Es ging um seinen Bruder, der immer und überall alles für ihn getan hatte. Er konnte ihn nicht hängen lassen. Er konnte ihn nicht in dieser Gestalt lassen! Also raffte er sich auf. Er befestigte die Leine, die Dean an die Heizung fesselte, wieder an dessen Geschirr und machte sich auf seine schier aussichtslose Suche. Stunden später kam er noch niedergeschlagener zurück, als er aufgebrochen war. Er ließ sich auf sein Bett fallen und schaute zu Dean. Er war am Ende und doch raffte er sich auf, um den Wolf von der Leine zu befreien. Er sollte nicht auch noch unter seinen Misserfolgen leiden müssen, zumindest nicht mehr als er es eh schon tat. „Na komm, wir gehen raus“, sagte er leise und holte die lange Leine. Sofort war Dean an der Tür und wartete mit erhobener Rute darauf, dass die endlich aufschwang. Gemeinsam einsam, nur durch die Leine verbunden, liefen sie durch den dunklen Wald. Während Dean mit hoch erhobener Rute alles untersuchte, was ihm vor die Nase kam, gab Sam darauf Acht, dass die Leine sich nirgends verhakte und ihn so in seinem Bewegungsdrang behinderte. Der jüngere Winchester kam nicht umhin festzustellen, dass sein Wolf in den letzten Tagen wesentlich sicherer geworden war. Nichts erinnerte noch an das ängstliche Wesen, das bei jedem Laut zusammenzuckte und sich an seine Beine presste. Die Kreise, die er um ihn zog, waren immer größer geworden und er war sich fast sicher, dass er, wenn es die Leine nicht gäbe, schon lange verschwunden wäre. Immerhin hatte er in den letzten Tagen zwei Ausbruchsversuche gestartet. Noch konnte er ihn halten. Noch. Geflissentlich versuchte Sam die noch leicht blutverschmierte Schnauze zu ignorieren, als sie wieder ins Zimmer kamen. Es gelang ihm nicht einmal halb so gut, wie er es wollte. Dean hatte also wieder Beute gemacht. Tiefe Traurigkeit machte sich in ihm breit. Nicht nur, dass er unfähig war seinen Bruder wieder zu einem Menschen zu machen, er schaffte es auch nicht seine Freundschaft zu gewinnen. Am liebsten würde er sich jetzt sinnlos betrinken! Dieses Mal schaffte er es noch diesen Wunsch niederzukämpfen. Wie lange er standhaft bleiben würde, blieb abzuwarten, aber es wurde immer schwerer. Energisch verdrängte er sämtliche Gedanken an Alkohol und diese ganze beschissene Situation und konzentrierte sich darauf Deans Fleisch zuzubereiten, bevor er sich in sein Bett fallen ließ, sich unter die Decke verkroch und versuchte einzuschlafen, was ihm natürlich nicht gelang. Er schob die Decke etwas weiter nach unten und drehte sich auf die Seite. Seinen Kopf bettete er auf seinen Arm und beobachtete den Wolf, soweit es die Dunkelheit in ihrem Zimmer zuließ. Irgendwann hatte Sam es so wohl doch geschafft einzuschlafen, bis ihn das energische Hämmern an der Tür aufschrecken ließ. Er quälte sich aus dem Bett und tapste verschlafen zur Tür. „Was ist denn mit dir los?“, wollte der ältere Jäger wissen, nachdem sein Blick über Sams tranige Erscheinung gewandert war. „Du hast mich geweckt?“, fragte der das Offensichtliche. „Das sehe ich, aber wieso beorderst du mich hierher? Ich schlag mir die halbe Nacht um die Ohren und du schläfst bis Mittag?“ „Wir sind erst vor ein paar Stunden ins Bett gekommen.“ „Vor ein paar Stunden ins Bett gekommen? Ist wieder alles okay mit Dean? Was war das für ein Fluch? Wie habt ihr ihn gelöst?“, bombardierte Bobby ihn mit Fragen und schob sich an ihm vorbei ins Zimmer. Sofort zog sich der Wolf noch weiter unter den Tisch zurück. Drohendes Grollen empfing den Jäger. „Was ist das denn und wo ist Dean?“ Sam war für einen Moment vollkommen perplex. Das Verhältnis zwischen ihm und Dean war zwar nicht gerade von Freundschaft geprägt, aber angeknurrt hatte der ihn noch nie. Bis auf den Biss, als er das erste Mal ausbrechen wollte, waren sie immerhin ganz gut miteinander ausgekommen. Er senkte beschämt den Kopf und verschwand wortlos im Bad, um sich anzuziehen. Dean hatte inzwischen die Zähne gefletscht. Die Ohren waren drohend nach hinten gelegt und Bobby wich zur Tür zurück. Er sah, dass der Hund ein Geschirr trug, also schien zumindest Sam mit ihm auszukommen. Aber wieso hatten seine Jungs jetzt einen Hund und wo zum Geier war Dean? Eigentlich kam er doch mit Hunden aus. Immer wieder hatte er einen. Wieso war dieser hier dann so aggressiv gegen ihn? Mehr als nur gespannt wartete er darauf, dass Sam wieder aus dem Bad kam und ihm das Ganze endlich erklärte. Doch der schien sich extra viel Zeit zu lassen. 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