Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 136: Ein Tag als Wolf ----------------------------- @ Vanilein - mal sehen, wie Sam noch weiter über Deans Malzeiten denken wird, und wie Dean die ersten Ausflüge findet. LG Kalea 136) Ein Tag als Wolf Kaum waren sie zwischen den Bäumen, war Dean wie ausgewechselt. So viele neue Gerüche stürzten auf ihn ein. Hier war nichts beängstigend oder zu laut. Keine unbekannten Geräusche, die ihn erschreckten und keine Berührungen die schmerzten. Mit freudig erhobener Rute verfolgte der Wolf jeden Mäusegang. Jedes Gebüsch musste untersucht werden. In jeden Kaninchenbau musste er seine Nase stecken. Hin und wieder schnaufte er, als hätte er Staub oder Fusseln in die Nase bekommen und brachte so Sam zum Lachen. Und der hatte die Ruhe ihm einfach zu folgen. Schon bald war die kurze Leine gelöst worden. Kurz danach schnallte Sam sich die lange Leine vom Körper und ließ sie wenig später ganz los. Wenn sein Bruder jetzt durchstarten würde, wäre er wohl für immer verschwunden. Doch Sam baute auf die Neugier, die ihn alle drei Schritte stehen bleiben ließ und er verbot sich den Gedanken, dass Dean einfach so verschwinden würde. Sie waren Brüder und er weigerte sich noch immer zu glauben, dass nichts von Dean in dem Wolf war. Nichts außer den leuchtend grünen Augen. Zum ersten Mal seit Deans Verwandlung hatte er Zeit seine Gedanken einfach laufen zu lassen und natürlich drehten sie sich nur um seinen Bruder. Er hatte noch immer keine Ahnung, wie er mit der Situation umgehen sollte. Wie konnte er Dean schützen? Ohne ihn würde der nie überleben können, zumindest wollte er sich das einreden. Es durfte einfach nicht sein, dass Dean ihn jetzt verließ. Dean hatte den Deal gemacht weil er nicht allein leben wollte und so sehr wie er ihn dafür auch anfänglich belächelte und schon bald immer mehr verfluchte, er konnte auch nicht mehr allein leben. Oder er wollte es nicht. Es stimmte schon, sie waren wie ein Paar alte Latschen, wie ein altes Ehepaar und Sam konnte sich ein Leben ohne Dean einfach nicht vorstellen. Außerdem hatte Sam noch nie von Wölfen mit leuchtend grünen Augen gehört und er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass das ein Grund wäre seinen Bruder einem Trophäen-Kabinett hinzuzufügen. Nein. Dean musste bei ihm bleiben. Außerdem musste es ja wohl einen Weg geben, diesen Fluch oder was immer diese Hexe mit ihm gemacht hatte, zu brechen oder aufzuheben. Und wie sollte er das machen, wenn Dean nicht bei ihm war? Sam schüttelte den Kopf. Genau darüber wollte er nicht nachdenken! Er gähnte. So langsam sollten sie wieder zurück. Er ging die wenigen Schritte bis zu seinem Bruder, der die Nase noch immer am Boden hatte, und nahm die Leine wieder in die Hand. „Na komm, wir gehen zurück“, sagte er und wandte sich zum Waldrand. Sofort hing die Rute wieder traurig zwischen den Hinterbeinen. Sam konnte regelrecht spüren, wie Deans Laune wieder schlechter wurde. Eine knappe halbe Meile vor dem Motel reichte es Dean endgültig. Hatte er sich bis hierher noch lustlos mitziehen lassen, streikte er jetzt komplett und legte sich auf den Boden. Sam wartete eine Weile, doch der Wolf bewegte sich keinen Millimeter. Als Sam zu ziehen begann röchelte Dean, blieb aber weiter stur liegen. Er wollte nicht wieder zurück. Hier draußen war sein Revier. Hier gehörte er hin und hier konnte er leben, das fühlte er nur zu deutlich. Sam fror nicht nur äußerlich! „Na komm“, bat er leise und zog an der Leine. „Du musst doch Hunger haben.“ Ein paar Mal musste Sam noch an der Leine ziehen, bis Dean sich missmutig erhob und langsam hinter ihm her trottete. Er wollte nicht noch weiter vom Wald weg! Immer wieder blieb Dean stehen und immer wieder wollte er zurück in den Wald. Jedes Mal redete Sam ihm gut zu und schaffte es so, dass sie doch irgendwann wieder in ihrem Motelzimmer ankamen. Dean rannte sofort wieder unter den Tisch und legte sich platt auf den Bauch, während Sam sich noch schnell umzog und danach ins Bett fiel. Noch im Einschlafen überlegte er, dass er morgen Bobby unbedingt anrufen musste. Darüber nachzudenken, was er dem alten Freund sagen sollte, dazu kam er aber nicht mehr. Am späten Vormittag erwachte er, weil etwas auf seinen Beinen lag. Eine Sekunde blieb er noch still liegen und versuchte zu ergründen, was das wohl sein konnte. Er kam nicht darauf und zog sein Bein weg. Sofort verschwand das Gewicht und er hörte etwas auf den Boden springen und zum Tisch laufen. War das Dean? Hatte Dean auf seinem Bett geschlafen? Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Augenblicklich war Sam auf den Beinen. Er ging zum Tisch und davor in die Hocke. Vorsichtig streckte er die Hand aus. Deans Augen verfolgten jede Bewegung argwöhnisch. Als Sam ihm seine Hand auf den Kopf legte erstarrte er regelrecht und wartete darauf, dass das aufhörte. Das warme Gefühl in Sams Bauch verschwand. Er griff nach dem Futternapf, den Dean auch über Nacht nicht wieder angerührt hatte und ging zu der kleinen Küchenzeile, um das alte Futter zu entsorgen und den Napf mit frischen wieder zu füllen. „Bitte Dean, du musst was essen“, sagte er und stellte das Futter vor dessen Nase ab. Der Wolf schnaufte nur missbilligend und drehte den Kopf weg, was Sam wieder zu der Überlegung zurückbrachte, ob frisches Fleisch nicht doch besser wäre, und wenn ja, was für Fleisch. Was fraßen Wölfe in freier Wildbahn? Mit dieser Überlegung ging er ins Bad, doch auch das prasselnde Wasser der Dusche half ihm weder bei seinen Überlegungen noch brachte es die Entspannung, die sich sonst fast immer einstellte. Er wusste nicht mehr weiter. Nur mit dem Handtuch um die Hüften kam er wieder ins Zimmer. Er füllte die Kaffeemaschine und während das schwarze Gebräu in die Kanne lief, zog er sich an. Ein Blick auf den Teller mit dem Hundefutter zeigte ihm, dass Dean noch immer nichts gefressen hatte. Er seufzte leise. „Du musst doch Hunger haben“, sagte er leise und beschloss, gleich nachdem er den Kaffee getrunken hatte, loszufahren um Fleisch zu besorgen. Eine Stunde später kam er zurück. Er hatte Truthahnbrust mitgebracht, das einzige Fleisch, dass nicht in der Gefriertruhe gelegen hatte, weil er hoffte, dass frisches Fleisch den Wolf zum Fressen animieren würde, immerhin fraßen Wölfe doch nur frisches, oder? Nein, wohl eher nicht nur, aber das hier war ja in gewisser Weise auch Aas. Er schüttelte sich bei dem Gedanken. So hatte er das noch nie betrachtet. Sam schloss die Tür auf. Beim Eintreten sah er einen schwarzen Streifen von seinem Bett verschwinden. Verwundert blieb er stehen und sah zum Tisch, Dean lag darunter, als wäre nichts geschehen. Er schüttelte den Kopf und beeilte sich das Fleisch zu zerkleinern. Nachdem er es auch noch kurz abgebrüht hatte, legte er es in eine Schüssel und stellte es in Deans Reichweite. Das Hundefutter entsorgte er. So wie das roch, wollte er es auch nicht essen müssen. Erst als er seinen Bruder versorgt wusste, nahm er sich seinen Salat und schob ihn sich Gabel für Gabel gedankenverloren in den Mund, während der Laptop hochfuhr. Ob er Bobby noch mal um die Hilfe dieses Freundes bitten sollte? Vielleicht hatte der ja noch andere Möglichkeiten diesen Van zu finden? Porzellan klapperte und brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er schaute sich suchend nach der Quelle dieses Geräusches um und entdeckte die Schüssel, die er vor ein paar Minuten mit Fleisch gefüllt hatte, leer an der Wand stehen. Erleichtert atmete er auf. Dean hatte gefressen. Das hieß zwar, dass er jetzt jeden Tag einkaufen musste, aber solange Dean fraß war ihm das egal. Hauptsache ihm ging es gut, soweit es einem Menschen gut gehen konnte, der plötzlich zu einem Wolf geworden war. Sam stand auf, brachte die Salatverpackung weg und die Kaffeekanne mit zum Tisch und begann aufs Neue nach den Zigeunern zu suchen. Frustriert strich er sich über das Gesicht. Es war zum Verzweifeln. Diese Zigeuner schienen sich bewusst von allen Verkehrskameras fern zu halten! Er gab es nicht gerne zu, aber er brauchte Hilfe! Schnell hatte er sein Handy aus der Hosentasche geholt und Bobbys Nummer gewählt. Beim dritten Klingeln ging der alte Freund dran. „Was?“, grummelte der unwirsch. „Störe ich?“, wollte Sam unsicher wissen. So war er ja noch nie, oder nur höchst selten empfangen worden. „Ich ...“, der alte Jäger schüttelte den Kopf. Die Jungs konnten nichts für sein Gefühlschaos! „Wolltet ihr nicht herkommen?“, fragte er wesentlich freundlicher. „Wollten wir!“ Sam stöhnte leise. Wenn sie es nur schon wären. Dann wäre all das nicht passiert! „Wir sind hier regelrecht über einen Werwolf gestolpert. Ihn konnten wir stoppen aber seine Eltern scheinen ebenfalls welche zu sein und die sind abgehauen, bevor wir sie stellen konnten.“ „Und jetzt braucht ihr meine Hilfe?“ „Genau! Du hast uns bei dem Fall in Dallas an einen Computerfreak verwiesen. Könnte der einen Wagen für mich aufspüren?“ „Davon gehe ich aus. Hast du ein Kennzeichen?“ „Hab ich“, antwortete Sam und gab Bobby alles, was er zu dem Wagen hatte. „Ich gebe es an Frank weiter. Wo ist eigentlich dein Bruder?“ „Dean? Zum Diner. Essen besorgen. Du weißt doch dass recherchieren nicht so seins ist und er ohne Essen ungenießbar wird“, log Sam und wunderte sich, dass ihm diese Lüge so glatt über die Lippen kam. Aber um nichts in der Welt wollte er dem alten Freund sagen, dass er versagt hatte, dass er seinen Bruder nicht beschützt hatte, so wie es seine Aufgabe gewesen wäre. „Grüß ihn von mir und bis bald“, grüßte Bobby noch, bevor er auflegte. „Bis bald“, murmelte Sam in das Besetztzeichen. „Aber nur wenn Dean wieder Dean ist!“ Insgeheim aber fragte er sich wie lange er diese Scharade aufrecht erhalten konnte. Wie lange würde Bobby sich hinhalten lassen? Wann musste er mit der Wahrheit rausrücken? Sam warf einen Blick auf seinen Bruder. Der lag unter dem Tisch, seine Pfoten unter dem Kopf und blinzelte gelangweilt. Ohne dass er es verhindern konnte, gingen seine Gedanken auf Wanderschaft. Was, wenn er Dean nicht zurückverwandeln konnte? Was wenn er die Zigeuner nicht fand? Würde sein Bruder so glücklich werden können? Würde er sein Revier finden? Könnte er Dean ein Leben lang einsperren? Würde sein Bruder für immer bei ihm bleiben? Erstickt japste er nach Luft, weil ihm ein dicker Kloß den Hals zuschnürte. Es war so ungerecht! Die ganze Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben. Sie hatten immer wieder ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Menschen zu retten und jetzt wo sie einmal an sich denken wollten, einmal etwas für sich tun wollten, warf ihnen das Schicksal einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine. Nur dass der Knüppel jetzt eher ein Gebirge war und er nicht wusste, wie er das beiseite räumen konnte. Wer konnte schon Berge versetzen? Noch nie hatte er sich so hoffnungslos gefühlt. Selbst als das Ende von Deans Pakt immer näher gekommen war, hatte er noch einen Funken Hoffnung gehabt. 'Reiß dich zusammen, Sam!', ermahnte er sich in Gedanken. Noch war es nicht soweit, die Flinte ins Korn zu werfen! Noch gab es Hoffnung! Er erhob sich und ging zu seinem Wolf. Vorsichtig setzte er sich neben ihn und legte seine Hand auf dessen Kopf. Augenblicklich versteifte sich Dean und als er begann seine Hand über das Fell gleiten zu lassen, erklang ein leises Wimmern aus dessen Kehle. Wieder und wieder ließ Sam seine Hand über das harte Fell gleiten. Es war fast wie ein geheimes Mantra, das die Verzweiflung in seinem Inneren langsam schmelzen ließ und es dauerte lange, bis er sich soweit gefangen hatte, um wieder aufstehen zu können. „Komm“, sagte er einem spontanen Entschluss folgend. „Auch wenn du jetzt ein Wolf bist, kannst du nicht nur unter dem Tisch liegen! Du warst nie ein Feigling und du konntest nie lange auf deinem Hintern sitzen. Lass uns die Stadt erkunden, bis wir etwas von Bobby hören.“ Er holte die Leine und befestigte sie am Geschirr, das Dean noch immer trug. Mit sanfter Gewalt zog er ihn unter dem Tisch hervor und aus dem Zimmer. Entschlossen wandte er sich in Richtung eines kleinen Parks, der in der Nähe lag. Dean musste unter Menschen, wenn er irgendwann mit denen zusammenleben wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)