Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 129: Wie viel Macht hat John Winchester? ------------------------------------------------ @ Vanilein - Das Krankenhaus muss noch warten - versprochen. Wenn es um seine Familie geht, hat Dean, glaube ich, jeden Moment gespeichert. Dass Dein Pfingstfest nicht so schön war, tut mir leid. Mein Wochenende war ruhig. Sehr gut zum Ausspannen. Viel Spaß beim lesen. LG Kalea 129) Wie viel Macht hat John Winchester? Sam kaufte sich an dem Stand eine große Portion hellgrüner Zuckerwatte. Er hielt sie Dean hin, damit der sich auch bedienen konnte. Genüsslich verzehrten sie die Leckerei und gingen dabei weiter über den Markt und schauten sich um. Hinter dem Zelt der Wahrsagerin flirtete ein Mann mit einem jungen Mädchen. „Sollen wir sie mal fragen wie unsere Zukunft aussieht?“, fragte Sam grinsend. „Lieber nicht. Nachher sieht sie unsere Vergangenheit und fällt in Ohnmacht, oder so.“ „Auch wieder wahr“, stimmte Sam grinsend zu. „Ich glaube nicht, dass wir hier etwas finden werden. Oder jemanden“, sagte Sam nach einem weiteren Rundblick. „Vielleicht sollten wir heute Abend noch mal wiederkommen?“ überlegte Dean und wandte sich zum Parkplatz. Auf dem Weg dahin kamen sie an einer weiteren Schießbude vorbei. Hier sollte man jedoch mit Pfeilen auf Luftballons zielen. „Warte Mal“, sagte Sam und drückte Dean die Reste der Zuckerwatte in die Hand. Er kramte sein Geld hervor und ging zu der Bude. Der ältere Winchester schüttelte nur den Kopf. Was wollte Sam sich denn jetzt beweisen? Langsam ging er weiter und zupfte immer mal wieder an dem klebrigen Süßzeug. „Wie viele Luftballons muss ich treffen, wenn ich ein Plüschtier will?“, wollte Sam von dem Mann wissen. „Zehn“ „Okay, dann zehn Pfeile.“ „Du meinst, dass du mit jedem Wurf triffst?“ „Ich kann es versuchen, oder?“ „Aber immer doch!“ Der Mann legte zehn Pfeile auf die Theke. „Dann mal viel Glück.“ „Danke.“ Sam nahm einen Pfeil, wog ihn kurz in der Hand und warf. Der erste Luftballon sprang zur Seite, ohne zu zerplatzen. Der Winchester konzentrierte sich, zielte auf das obere Ende des Ballons, da wo er an der Wand hing. Die nächsten neun Würfe brachten neun Ballons zum Platzen. „Ich glaube ich erlasse dir den Letzten. Dann muss ich einen weniger aufblasen“, grinste der Mann. „Okay, danke!“, Sam lächelte verblüfft. Der Mann war so vollkommen anders als der an der anderen Schießbude. „Was darf’s denn sein?“ „Den Bären da oben.“ „Für deine Angebetete?“ „Nicht direkt, aber für einen lieben Menschen, ja“, antwortete Sam, nahm den Bären und verabschiedete sich freundlich. Im Gehen packte er den Bären zu seinem Hasen. Dean ließ sich gerade auf seinen Sitz fallen, als Sam ebenfalls am Wagen ankam. Fragend blickte er auf Deans, jetzt nicht mehr mit Verbänden verzierten, Hände. „Die waren vollkommen verklebt“, erklärte der und fragte sich, was Sam wohl geschossen hatte. „Schon klar“, lachte Sam. Sein Bruder hatte sich von Anfang an gegen diese Verbände gesträubt. Er hatte nur die erstbeste Möglichkeit genutzt, um sie loszuwerden. Aber jetzt war es auch egal. Hier bestand kaum die Gefahr, dass er sich die fast verheilten Wunden aufriss oder verunreinigte. Im Motel angekommen packte Sam den Teddy aus und setzte ihn auf Deans Bett, während der im Bad war. Die Tür vom Bad öffnete sich. Dean trat ins Zimmer, machte ein zwei Schritte und erstarrte mitten in der Bewegung. „Was soll das?“, fragte er verwundert auf sein Bett starrend. „Wie hieß er?“, wollte Sam, ohne auf diese Frage einzugehen, wissen. „Wer hieß wie?“, stammelte Dean ratlos. „Gut, er sieht ihm nicht wirklich ähnlich, aber du willst mir nicht erzählen, dass du …“ „Ringo“, antwortete Dean tonlos. Zuerst hieß der Bär Pooh, genau wie der aus seinem Lieblingsbuch. Bis zu dem Tag, als das Winnie-Pooh-Buch unauffindbar war und er ohne seine Gute-Nacht-Geschichte nicht einschlafen wollte. Mom musste improvisieren. Das war die Geburtsstunde von Ringo. Von diesem Abend an verschwanden die Geschichten aus dem Hundert-Morgen-Wald öfter mal. Die Geschichten von Ringo und seinen Freunden waren viel zu spannend, als das er auf die verzichten wollte. Sam hatte er diese Geschichten nie erzählt. Wie auch? Soweit reichte seine Fantasie nicht. Außerdem war sein Kopf damals mit ganz anderen, ganz realen Dingen voll. „Ringo?“ Sam war verblüfft. Er hätte mit Pooh oder Winnie gerechnet. „Nicht Winnie oder Pooh?“ Abwesend schüttelte Dean den Kopf. Seine Augen fixierten noch immer den Bären, sein Blick ging jedoch weit in die Vergangenheit und ein versonnenes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Ein Lächeln das Sam schon einmal gesehen hatte. Vor einer gefühlten Ewigkeit, damals in den Sümpfen von Maine. Aber im Gegensatz zu damals schien Dean ihm heute nicht erzählen zu wollen was ihn bewegte. Er ließ sich auf sein Bett sinken und schaute weiter zu seinem Bruder der weiterhin vollkommen verloren mitten im Raum stand und an einem Fingernagel kaute. Und mal wieder war er versucht, seinen großen Bruder in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Zu gerne wollte er wissen wieso gerade Ringo. Ob Dean wohl darüber reden wollte, was ihn gerade beschäftigte? Geräuschvoll holte Dean Luft und machte die letzten Schritte zu seinem Bett. Er ließ sich darauf fallen und blickte fragend zu Sam, während er das Plüschtier ganz vorsichtig etwas zur Seite rückte. „Willst du heute Abend noch mal auf den Markt?“, wollte er wissen. „Hast du denn schon wieder Hunger?“ Schade, Dean wollte nicht darüber reden. „Warum?“ Dean war noch immer von seinen Erinnerungen gefangen. „Naja, ich glaube nicht, dass dann da auch nur eine Fressbude weniger offen haben wird.“ „Bis dahin wird schon wieder was reingehen. Wie geht es deinen Rippen?“, lenkte er das Thema weiter von seinem Innenleben ab. „Es geht. Ich möchte noch keinen Marathon laufen müssen und eine Schlägerei mit einem Werwolf wäre wohl der Heilung auch nicht förderlich, aber sonst geht es. Warum fragst du?“ „Ich würde heute Abend schon gerne nochmal hin. Vielleicht sucht der sich sein Opfer ja da und wir bekommen etwas mit.“ „Du gibst so schnell keine Ruhe, oder?“ „Es sterben Menschen. Wie kann ich da Ruhe geben?“ „Auch wenn er gestern in Newton gemordet hat und überall wo er war, ein Markt gewesen ist, es heißt nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt.“ „Aber es drängt sich auf!“ „Ich will deinen Optimismus ja nur darauf vorbereiten, dass wir hier keinen Erfolg haben könnten. Gerade so ein Fall kann sich Jahre hinziehen, bis er gelöst wird.“ „Das weiß ich auch! Aber er hat sich uns so aufgedrängt. Ich will nicht mit einem offenen Fall in Rente gehen!“ „Dean, ich kann dich durchaus verstehen. Ich will nur nicht, dass du dich in dieser Geschichte verrennst. Ich meine, ich …“ „Was?“, fragte der Ältere gereizt. „Ich will nicht, dass wir weiter von einem Fall zum nächsten hetzen und ich dich doch noch an dieses Leben verliere. Ich will nicht, dass du wie Dad wirst!“, platzte er hervor. Sofort schlug er sich, erschrocken über seine eigenen Worte, die Hand vor den Mund und starrte seinen Bruder betroffen an. Wie waren sie denn hier gelandet? „Ich bin nicht John!“, erklärte der Ältere wütend und stand auf. „Nein, aber gerade erkenne ich ihn in dir. Diesen schon fast manischen Zwang einen Fall lösen zu müssen. Bitte Dean, verrenn dich nicht in diesem Fall“, flehte Sam leise. „Ich will mich nicht in diesem Fall verrennen, wie du so schön sagst. Ich will Leben schützen, ich …“ Dean brach abrupt ab. Genau so hatte John reagiert, wenn er ihn nach einer Verletzung bat noch etwas auszuruhen, sich zu schonen oder sich Zeit für Sam zu nehmen. Wurde er jetzt auch so? Hatte er Johns Mantra so verinnerlicht? Unendlich müde setzte er sich wieder auf sein Bett. Waren all seine Bemühungen diesem Leben zu entkommen sinnlos? Würde er wie John enden? Sie nahmen sich schon seit Wochen vor auszusteigen und wo waren sie jetzt? Sie steckten bis zu den Ohren in einem Fall. Wieder in einem Fall! Er stellte die Ellenbogen auf die Knie und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Eine Welle der Trauer überrannte ihn. Sie würden es nie in ein normales Leben schaffen. Sie würden als Jäger auf der Straße verrecken, ohne dass je ein Hahn nach ihnen krähen würde. Sam schloss die Augen. Er hatte Dean versprochen, ihm die Wahrheit zu sagen, auf ihn aufzupassen. Aber wenn er jetzt auf dieses Häufchen Elend auf dem Nachbarbett blickte, dann wünschte er sich, mal wieder, dass er einfach die Klappe gehalten hätte. Es dauerte eine ganze Weile, bis Dean zu einem Entschluss gekommen war und sich regte. Er setzte sich auf, straffte die Schultern und schaute seinem Bruder in die Augen. „Wir werden heute Abend nochmal auf den Markt gehen und uns umschauen. Wenn wir den Werwolf finden. Gut. Wenn nicht fahren wir morgen weiter zu Bobby“, entschied er. „Und wenn es heute Nacht trotzdem wieder ein Opfer gibt?“, Sam wusste nur zu gut, dass ihnen dieser Fall keine Ruhe lassen würde, ihnen beiden nicht, sollte es weitere Opfer geben. Blieb nur die Frage wie sie es dann handhaben wollten. „Darüber zerbrechen wir uns morgen den Kopf“, antwortete Dean heiser. Genau darüber wollte er jetzt auf keinen Fall nachdenken, auch wenn er genau wusste, was dabei rauskommen würde. „Du denkst, du kannst mit einem ungelösten Fall aufhören?“, ließ sich Sam nicht so einfach abspeisen. Er wollte das jetzt ein für alle Mal klären. „Nein, du?“, gab Dean ehrlich zu. Zumal ihn diese leise Stimme in seinem Hinterkopf immer wieder daran erinnerte, dass er sich Zeit bis Weihnachten ausgebeten hatte, er ja erst im nächsten Jahr aussteigen wollte. „Nein“, gab auch Sam zu. „Dieser verdammte Fall hat sich uns regelrecht aufgedrängt und ich glaube, wenn dieser Werwolf noch immer sein Unwesen treibt und wir ihn stoppen können, dann sollten wir das tun. Wenn wir ihn in diesem Mondzyklus allerdings nicht finden, sollten wir zu Bobby fahren und von da aus das Ganze weiter beobachten. Wir beide wissen, dass sich Fälle auch mal über einen langen Zeitraum hinziehen können, bis der Täter gefunden wird.“ Dean nickte nur und starrte dabei weiter blind zum Fenster. „Wir beobachten die Gegend hier und wir suchen weiter nach Opfern. Vielleicht ergibt sich so ja ein Muster. Und wenn wir uns sicher sind, können wir immer noch entscheiden, ob wir ihn jagen oder den Fall abgeben. Ich will einfach nicht, dass wir diese Chance auf ein normales Leben verstreichen lassen“, erklärte Sam niedergeschlagen. Wieder nickte Dean nur. Sams Idee klang gut. Aber konnte er es mit seinem Gewissen vereinbaren abzuwarten? Konnte er ruhig schlafen, wenn er wusste das Menschen sterben würden? Unruhig begann er im Zimmer hin und her zu laufen. Er hatte sich doch schon vor Wochen entschieden mit diesem ruhelosen Leben aufzuhören. Er hatte sich überlegt was er in der nächsten Zeit machen wollte, hatte beschlossen das Leben zu genießen. Warum fiel es ihm dann so schwer diesen Entschluss in die Tat umzusetzen? Warum sträubte sich dann aber alles in ihm dagegen, hier zu verschwinden? Sam hatte ihm mit seinem Vorschlag doch mehr als nur eine Brücke gebaut. Und doch! Je näher sie ihrem Ausstieg kamen, umso unwohler fühlte er sich bei dem Gedanken. Warum nur? Wirkte Johns Drill noch immer so stark nach? Hatte er dessen Befehle so verinnerlicht, dass sie sein ganzes Leben bestimmen sollten? Er wollte nicht so enden wie John und er wollte auf keinen Fall so werden! Er musste es endlich schaffen, sich von ihm zu lösen, aus seinem Schatten zu treten und die letzten Trümmer des John-Winchester-Denkmals in seinem Inneren beseitigen. Nicht dass aus dem Schutt ein neues, noch mächtigeres Denkmal wuchs! Sam ließ seinen Bruder nicht aus den Augen, auch wenn ihn dessen hin und her Gerenne fast wahnsinnig machte. Jede einzelne Regung auf Deans Gesicht versuchte er zu deuten, kam allerdings nicht wirklich dahinter, auch wenn er ahnte, worum es ging. Zu gerne würde er ihm helfen, doch diese Entscheidungen musste Dean selbst treffen. Und wieder einmal verfluchte er ihren Vater für dessen fast übermächtigen Einfluss auf seinen Bruder und sich selbst dafür, davon nichts bemerkt oder es ignoriert zu haben. Wie konnte er nur so blind gegenüber dem Menschen sein, der doch eigentlich alles für ihn war? Ob er Dean ganz sanft in Richtung eines normalen Lebens lenken konnte? Nein! Er würde nicht versuchen seinen Bruder zu beeinflussen. Irgendwann würde der das merken und dann zu recht sauer sein. Außerdem wäre das wohl eher die Art ihres Vaters gewesen und so wollte er auf keinen Fall werden. Dean blieb vor dem Fenster stehen und starrte in die langsam hereinbrechende Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)