Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Grüne Augen

96) Grüne Augen
 

Sam war sich nicht sicher ob die Tage die vergingen wirklich real waren, da sie immer dem gleichen Rhythmus folgten. Davina kümmerte sich rührend um ihn und er war sich sicher, dass er das, wenn Dean ebenfalls hier wäre, auch richtig genießen würde. Er hatte den Ort an jedem vergangenen Tag auf der Suche nach Dean durchstreift, doch er hatte ihn bis jetzt nicht finden können, egal ob er in den reicheren Vierteln unterwegs war oder sich bei den Bettlern und Tagelöhnern umsah.

Und er hatte Patienten behandelt. Dabei fand er heraus, dass das Kraut in seiner Tasche, auf das ihn der Tod hingewiesen hatte, bei jeder Krankheit half, wenn und das war die zweite große Entdeckung, die er gemacht hatte, wenn der Tod am Kopf des Kranken stand. Stand der jedoch zu Füßen des Patienten konnte er machen, was er wollte, er konnte ihn nicht retten. Fürs Erste nahm Sam diese Tatsache als gegeben, auch wenn es ihm missfiel.
 

Heute war der Tag, an dem er umziehen würde, also ein Tag, der wohl real sein musste. Umzug, das hieß Davina machte die ganze Arbeit und er kam am Abend einfach in das neue Haus. Er würde sich die Gemüsesuppe schmecken lassen, die sie ihm versprochen hatte, sich noch eine Weile mit ihr unterhalten und dann in einem, zumindest für diese Zeiten, riesigen Himmelbett schlafen.

Das neue Haus hatte mehrere Zimmer, drei davon waren sogar mit einem Kamin ausgestattet. Die Küche lag im Erdgeschoss. Genau darüber war sein Wohnzimmer, das gleich noch von der Wärme des Herdfeuers geheizt wurde, die auch noch für das Schlafzimmer ausreichend war, das sich neben dem Wohnzimmer befand. Meister George war ein wahrer Künstler, denn im Sommer konnte man die Wärme durch einen anderen Kamin ableiten.

Er hatte ihr ein paar Mal angeboten zu helfen, doch sie hatte ihn jedes Mal entrüstet abgewiesen und ihn beim letzten Mal gefragt, ob er ihr nicht zutraute einen Umzug zu leiten. Danach hatte er die Fragen unterlassen, auch wenn er es nicht richtig fand, dass sie alles alleine machte.

Er ging ein letztes Mal in die kleine, alte Küche. Wie üblich erwartete ihn Davina mit dem ihr eigenen Strahlen und einem leckeren Frühstück, dass er sich sofort schmecken ließ.

„Brauchst du noch Hilfe beim Umzug?“, wollte er zum letzten Mal wissen.

„Nein Herr. Ich habe alles gepackt. Viel ist es ja nicht und Meister George war gestern noch mal da. Er hat sich nur kurz umgesehen und gemeint, dass unsere Möbel mit einer Fuhre ins neue Haus geschafft werden können.“

„Gut, dann bin ich mal wieder unterwegs. Und Davina?“

„Ja Herr?“

„Nimm den Schal, es wird langsam kühler“, bat er sie.

Sofort schlich sich wieder ein Lächeln auf ihre Lippen.

Sam verließ das Haus und machte sich auf den Weg. Seine Gedanken wanderten zu dem Haus, in das er heute Abend einziehen würde, zu den Bequemlichkeiten, die es ihm bot und zu der Illusion einmal in einem eigenen Haus zu wohnen. Es war fast unvorstellbar. Aber egal. Wenn er schon hier sein musste, ohne zu wissen warum und ohne eine Spur von seinem Bruder finden zu können, dann wollte er wenigstens die Annehmlichkeiten genießen, die sich ihm hier boten.
 

~“~
 

Dieses Mal kam Deans Erwachen schnell. Die Schmerzen in seinem Körper rissen ihn abrupt in die Realität zurück. Sein Rücken protestierte, seine Hände pochten und doch öffnete er die Augen in der Hoffnung, dass die Höhle, die Fee, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen war. Ein kurzer Blick belehrte ihn eines Besseren. Gequält ließ er die Lider wieder fallen. Warum nur? Das konnte, das durfte einfach nicht sein.

Sie hatten ihren letzten, ihre allerletzten Fall abgeschlossen. Das Monster war in die ewigen Jagdgründe geschickt worden, oder wohin solche Dinger auch immer gehen mochten wenn sie starben, und jetzt sollte doch das richtige Leben beginnen. Sie wollten zu AC/DC und an den Grand Canyon und dann mit Bobby und Jody Weihnachten feiern. Bis Silvester wollte er sich überlegen, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen würde und im neuen Jahr wollten sie endlich beginnen zu leben, wie richtige Menschen zu leben! Er konnte hier nicht gefangen sein! Und was sollte das überhaupt bedeuten: Sam wollte auch mal der Held sein? Sein kleiner Bruder hatte ihm in diesem Jahr doch schon so oft den Hals gerettet, da müsste doch eigentlich eher er selbst mal wieder dran sein!

Wut und Verzweiflung fraßen in seinen Eingeweiden. Aber noch war er nicht soweit. Noch wollte er nicht aufgeben. Und außerdem hatte er Hunger!

Langsam stemmte er sich in die Höhe.

„SAM“, schrie er. Und wieder antwortete nur dieses verzerrte Echo. Was sollte das? Was hatten sie getan, dass sie das hier verdienten? Arbeitete dieses Flatterding vielleicht mit Alistair zusammen? Wollten sie ihn verrückt machen?

Nein! So schnell würde er nicht aufgeben! Das hatte er in dem Keller nicht und das würde er hier nicht! Er würde hier rauskommen!

Dean machte ein paar Schritte in die Höhle hinein. Und jetzt?

Sein Magen knurrte lautstark. In der Innentasche seiner Jacke fand er zwei Schokoriegel, die er sich hastig in den Mund stopfte. Erst als er sie geschluckt hatte, kam ihm der Gedanke, dass er sich die vielleicht hätte einteilen sollen. Aber wofür? Um langsam zu verhungern? Selbst dazu hätten die nicht gereicht! Es musste einen Weg hier raus geben!

Meter für Meter begann er die Höhle erneut zu untersuchen.

Jede Ritze, jeden Nische kontrollierte er, in jedes noch so kleine Loch schob er seine zerschundenen Finger, nur um zu prüfen, ob es sich lohnen könnte dieses zu erweitern, oder ob da vielleicht ein Luftzug war, der ihm den Weg nach draußen zeigte.
 

Er hatte noch nicht einmal ein Viertel der Höhle geschafft, als er sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sein Magen knurrte auch schon seit einer halben Ewigkeit wieder und er wusste aus Erfahrung, dass er demnächst mit Magenkrämpfen rechnen musste. War ja schließlich nicht das erst Mal, dass er hungerte.

Wie lange konnte ein Mann ohne Essen überleben? Wasser hatte er zur Genüge, auch wenn es nicht schmeckte, aber Essen?

Ein paar Wochen, wenn er sich richtig erinnern konnte, doch wie lang waren ein paar Wochen? Die Helligkeit hier veränderte sich nicht und sein Zeitgefühl war inzwischen vollkommen durcheinander. Seine Uhr zeigte fünf nach zwölf. Aber morgens oder abends?

Er schleppte sich zu einer der Nischen, die er für sich als Schlafplatz auserkoren hatte, kroch hinein und ließ sich fallen. Das erschrockene Quieken registrierte er genauso wenig, wie das weghuschende Etwas.

Noch bevor er den Boden komplett berührte, war er eingeschlafen.
 

Der Sommer verging. Sam stand am Fenster seines Schlafzimmers und schaute auf die sich langsam färbenden Blätter. Wieder einmal versuchte er zu ergründen, wie lange er noch hier festsitzen würde und wie lange er hier schon festsaß. Wann würde er endlich einen Weg hier raus finden? Wann würde er Dean finden? War es wirklich das, was die Fee von ihm wollte? Waren Feen überhaupt zu solchen Boshaftigkeiten fähig?

Jeden vergangenen Tag war er durch alle Straßen gelaufen, um ihn zu suchen. Er hatte lange Waldspaziergänge gemacht und dabei auch das Kraut gefunden, das ihm hier so gute Dienste leistete. Er hatte die umliegenden Dörfer besucht und war einige Male bei den Obersten der Stadt eingeladen gewesen. Natürlich hatte er diese Einladungen erwidert und war jedes Mal wieder erschrocken, dass ihm sämtliche heiratsfähigen Mädchen der Stadt angeboten wurden. Heiraten. Das wäre das letzte! Oder war es das was die Fee wollte? Musste er sich auch hier eine, seine Prinzessin erwählen? Musste er die Richtige finden? Würde der Zauber sich so lösen? Er wusste es nicht und das machte ihn verrückt!

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken.

„Komm herein, Davina“, forderte er leise und drehte sich zur Tür. Sie war ihm ans Herz gewachsen. Sie war immer da, geschickt und fleißig und nie aufdringlich. Er hatte sie kurz nach dem Umzug zur Hausdame befördert und ihr die Aufsicht über das inzwischen zusätzlich eingestellte Personal gegeben.

Er lächelte sie an. Sie wusste scheinbar immer, was er brauchte und auch jetzt stand sie mit einem guten Frühstück in der Tür.

Nach dem Frühstück machte er sich auf den Weg.

Er zog seinen Mantel fester um die Schultern und versuchte den Pfützen auf der Straße so gut es ging auszuweichen. Es hatte in den letzten Tagen ordentlich geschüttet und gestürmt und er war dankbar für das fest gebaute Haus, das jeden Wind abhielt. Von seiner alten Hütte hätte er das wohl nicht sagen können.

Heute schien seit langem wieder einmal die Sonne, aber die Temperaturen waren gefallen.

Er wollte zum Markt. Hier gab es meistens etwas zu tun und es lenkte ihn von seinen Grübeleien ab. Außerdem zahlten die Kaufleute gut.
 

Allerdings kam er an diesem Tag nicht dazu, sich um die Kaufleute zu kümmern.

„Hier sind wir und nun verschwinde endlich, räudiger Köter“, hörte er einen der Kaufleute schimpfen und gleich darauf drang ein erstickter Aufschrei an sein Ohr, der so gar nichts mit einem Hund zu tun hatte. Er ging zwischen zwei Ständen hindurch und blickte sich um. In einen der Wagen konnte er hineinschauen. Hier herrschte eine Unordnung, wie er sie noch nie auf einem Kaufmannswagen gesehen hatte. Rechts neben dem Kutschbock lag ein kleiner Junge im Schmutz und schniefte.

„Was soll das hier?“, fragte er.

„Wir fanden diesen kleinen räudigen Köter im Wald. Ich nehme an, dass seine Eltern, ihn entweder zurückgelassen haben oder so wie wir Kaufleute waren, die überfallen und ausgeraubt wurden. Er versuchte von zwei Leichen wegzulaufen und sich zu verstecken, als wir in ihre Nähe kamen.

Wir haben ihn bis hierher gebracht, aber wir nehmen ihn keinen Meter weiter mit!“, erklärte der Kaufmann am Stand ruppig.

„Und warum nicht?“, wollte Sam weiter wissen und musterte den Mann. Er sah schmutzig aus, seine Haut war fleckig und die Fingernägel hatten schwarze Ränder. Nicht die Erscheinung, die er von einem Kaufmann gewohnt war.

„Der ist vollkommen verlaust und Flöhe hat der bestimmt auch!“, schimpfte der andere auf dem Kutschbock. „Der wird uns noch die Ware verderben.“

„So wie ich das sehe, habt ihr die Eltern des Jungen überfallen oder euch zumindest an ihrem Hab und Gut bereichert“, erklärte Sam kalt.

„Was wagst du dich, elendiger …“, begann der Kaufmann am Stand seine wütende Schimpftirade und wollte auf Sam losgehen. Genau in diesem Moment schob sich die Wache zwischen den Wagen hindurch.

„Was gibt es hier für einen Aufruhr“, wollte deren Anführer wissen.

„Ich habe die Herren gebeten, unsere Stadt zu verlassen“, erklärte Sam ruhig. Es hatte schon etwas Gutes, wenn man in der Stadt bekannt war und geachtet wurde. „Ich fürchte, sie bringen Typhus oder Ruhr in die Stadt. Seht sie euch doch an, so verdreckt wie sie sind.“

„Ihr habt den Doktor gehört. Packt zusammen und verschwindet hier!“, erklärte die Wache unfreundlich.

„Aber wir sind gerade erst hier angekommen!“, protestierte der Kaufmann am Stand.

„Verschwindet, oder ich lasse euch in den Turm werfen! Und eure Waren werden verbrannt!“

Kaum war das letzte Wort verklungen, als bei den Kaufleuten Hektik ausbrach. So schnell sie nur konnten, warfen sie ihre Waren in den Wagen, spannten die Pferde an und rumpelten vom Marktplatz.

„Conrad, begleite sie und pass auf, dass sie innerhalb der Stadtmauer nicht noch einmal anhalten“, forderte der oberste Wachmann.

Sam nickte dankbar und wandte sich an die Händler, die das Spektakel mit unverhohlener Schadenfreude verfolgt hatten.

„Mit wem sind sie gekommen?“, wollte er wissen. Erst mal musste er ja zumindest den Schein wahren, auch wenn ihm die Händler, die es noch treffen würde jetzt schon leid taten. Und dann wollte er auch etwas über den Jungen erfahren.

Zum Glück für die Händler schüttelten alle den Kopf.

„Nein, die sind eben erst angekommen“, erklärte einer von ihnen.

„Danke“, sagte Sam und drehte sich zu dem Jungen um, der gerade versuchte zwischen den Wagen zu verschwinden.

„Nix da!“ Er packte den Kleinen an der Schulter und der Junge erstarrte.

„Weißt du denn wo du hin kannst?“, wollte er leise wissen und hockte sich vor ihn.

Schniefend schüttelte der Kleine den Kopf und blickte ihn ängstlich aus tränenverschleierten …

Sam kniff die Augen zusammen. Erstickt keuchte er und versuchte den Klumpen, der seinen Hals verstopfte zu schlucken, bevor er den Jungen erneut anschaute. Vielleicht hatte er sich ja geirrt?

Nein. Die Farbe der Augen des Jungen blieb wie er sie vorhin gesehen hatten. Dieses einzigartige Grün mit den braunen Sprenkeln, das er immer sah, wenn er seinem Bruder ins Gesicht schaute. Dieses Grün! Es waren Deans Augen!

„Bitte nicht!“, murmelte er und seufzte. Vielleicht sollte er ihn retten? Er schluckte noch einmal. Der Junge war fünf oder sechs und auch wenn er nicht so aussah, er erinnerte ihn gerade an Kyle. ‚Bitte nicht schon wieder!’ Wenn diese verfluchte Fee, oder was immer sie war, Dean schon wieder in ein Kind verwandelt hatte, dann würde er ihr jeden Flügel einzeln rausreißen, Schuppe für Schuppe!

„Kannst du mir denn sagen, was passiert ist? Haben die Männer …?“

Wieder schüttelte der Junge den Kopf. Tränen strömten über seine Wangen.

„Wie heißt du denn?“, wollte er wissen.

„Stephen“

„Hast du Hunger, Stephen?“, fragte er von den Kleinen und der nickte vorsichtig.

„Okay, dann komm mal mit.“ Er wischte dem Jungen die Tränen von den Wangen, stand auf und nahm ihn bei der Hand. Gemeinsam folgten sie dem verführerischen Duft nach frischem Brot. Sam kaufte ihm einen halben Laib, den der Junge sofort wie einen Schatz an seine Brust drückte, während Sam zu einem benachbarten Stand ging, an dem es Stoffe gab.

Nur ganz vorsichtig zupfte Stephen ein Stückchen aus dem Laib heraus. Langsam schob er es sich in den Mund und kaute darauf herum. Es schmeckte so herrlich, wie es roch.

Schnell brach er ein weiteres Stück ab.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vanilein
2014-10-10T06:42:50+00:00 10.10.2014 08:42
Oh man Sam ist so ein idiot....macht sich da ein schönes Leben ohne zu wissen wie es seinem Bruder geht oder wo er ist, anstatt ihn zu suchen denkt er dort über ein tolles Leben nach!!
Ich hoffe Dean-Schatzi ist nicht verhungert bis der idiot endlich den Finger aus dem rasch zieht!! :/
Und was war das für ein Wesen auf das sich dean gelegt hat??


Zurück