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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Waffen beim Essen

@ Vanilein - Warum sollten die Alten ihm seinen Wunsch versauen? Sie haben nur ihre Macken, wie viele alte Leute.
 

LG Kalea
 


 

77) Waffen beim Essen
 

Gemeinsam brachten die Brüder das Geschirr in die Kantine zurück und gesellten sich danach zu ihren Kollegen, die schon dabei waren, die Reste des Büfetts zu plündern.

„Ist das hier normal?“, wollte Sam von einem der Pfleger wissen und deutete auf die Resteschlacht.

„Sonst wird es weggeworfen“, erklärte der. „Wir haben uns irgendwann einmal darauf geeinigt, dass wir eine monatliche Pauschale zahlen und dafür die Reste vernichten dürfen. Natürlich nur, was wir essen können. Einpacken und mitnehmen ist nicht. Aber soviel bleibt eh nicht übrig.“

„So kann man es auch nennen“, grinste eine Pflegerin. „Wir geben genauso unsere Bestellungen mit ab wie die Bewohner hier. Aber es bleibt trotzdem auch immer etwas von ihnen übrig“, erklärte sie weiter.

Sam nickte. „Das klingt gut.“

„Ihr seid die Neuen?“, fragte ein anderer Pfleger und musterte die Winchesters neugierig.

„Ist das so offensichtlich?“, wollte Sam unschuldig grinsend wissen.

Sofort erfüllte Gelächter den Raum und einige Pfleger klopften ihm anerkennend auf die Schulter.

„Endlich mal einer, der dir sofort Paroli bietet, Aaron“, lachte die junge Frau, die ihm eben das Essen erklärt hatte. „Lasst euch hier bloß nicht die Butter vom Brot nehmen“, gab sie den Brüdern einen guten Rat.

„Werden wir berücksichtigen“, entgegnete Sam ruhig und suchte ihnen zwei Plätze am Ende des Tisches.
 

„Oh, unsere Neuen. Haben sie euch schon zur Weißglut gebracht?“, fragte Wether-Worthington. Er hatte sich ebenfalls etwas zu Essen gesucht und gegenüber von Dean an den Tisch gesetzt.

„Warum sollten sie?“, wollte Sam ruhig wissen. „Hast du sie so verärgert?“

„Die kann man nicht verärgern, die sind von Natur aus so. Denen kann man keine Freude machen, egal womit.“

„Vielleicht hast du es nur noch nicht versucht?“, nahm Sam ihre Schützlinge in Schutz.

„Ich hab so einiges versucht. Doch nachdem meine Kollegin in ein anderes Heim wechselte, konnte ich denen nichts mehr Recht machen.“ Während er sprach fuchtelte Wether-Worthington raumgreifend mit seiner Gabel herum. Er hatte Michelle immer wieder gut zureden müssen, damit sie zumindest kündigte. So fiel es nicht auf, dass sie verschwand. Sie war ihm viel zu nahe gekommen. Aber er hatte nicht bedacht, dass die Alten so sehr an ihr hingen und ihn trotz Allem für ihr Verschwinden verantwortlich machten. Sie wussten ja nicht, wie Recht sie damit doch hatten.

„Vielleicht liegt es ja an dir?“, warf Dean ruhig ein. Er wusste nicht mal warum er die Bewohner ihres Traktes in Schutz nahm. Verdient hatten sie es nach diesem Tag jedenfalls nicht. Aber egal wie grantig die waren, Wether-Worthington war ihm noch unsympathischer.

„Guck mal, es spricht!“, frotzelte der und pickte mit seiner Gabel in Deans Richtung.

„Du solltest vorsichtig sein, auf wen du deine Waffen richtest“, warnte Dean den unsympathischen Typen.

„Das soll eine Waffe sein?“, fragte der ungläubig und fuchtelte jetzt erst Recht vor Deans Nase herum.

Blitzschnell umfasste der Winchester Wether-Worthingtons Handgelenk. „Lass es!“, knurrte er gefährlich leise.

Aidan und seine direkten Nachbarn zuckten zurück. Mit dieser Schnelligkeit hatte keiner gerechnet.

Für einen kurzen Augenblick bohrten sich die Blicke der beiden Kontrahenten ineinander. In Wethers-Worthingtons Augen blitzte Mordlust.

„Lass es gut sein. Du hast ihn provoziert“, versuchte die junge Frau, die mit dem unsympathischen Pfleger gekommen war, zu schlichten. Er blickte zu ihr, holte tief Luft und nickte. Trotzdem schwor er diesem aufgeblasenen Fuzzi Rache. Niemand berührte ihn ungefragt!

Dean warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu.

‚Ich behalte ihn im Auge’, versprach Sam stumm und wandte sich wieder seinem Essen zu.

Am Tisch brandete das Gespräch wieder auf und niemand schien noch einmal auf diesen kleinen Zwischenfall eingehen zu wollen.
 

„Kommt ihr noch mit auf ein Bier?“, fragte Aaron die Winchester-Brüder, als er beim Verlassen des Heimes nach Schichtschluss zufällig auf sie traf.

„Nein, ich bin ziemlich fertig“, entgegnete Dean ruhig.

„Mir reicht es auch für heute“, winkte Sam ebenfalls ab und lief zur Straße.

„Wo musst du hin?“, wollte Dean wissen. „Vielleicht kann ich dich ja ein Stück mitnehmen?“

„Oak Ridge Logde.“

„Wenn du willst, kann ich dich mitnehmen. Ich komme dran vorbei.“

„Warum nicht?“, überlegte Sam und ging zurück zum Impala.

„Wie sind die Zimmer da?“, wollte Dean laut wissen. „Ich wohne im Pinewood Inn. Ist nicht so besonders. Aber erstmal reicht es.“

„Das Oak Ridge ist gut. Sauber und der Service ist okay. Die haben sogar einen Innenpool.“

„Vielleicht sollte ich umziehen“, überlegte Dean, um den Schein zu wahren, schlug die Fahrertür zu und sperrte so eventuelle Zuhörer aus.

Schweigend lenkte er den Wagen auf die Straße. Auf dem Weg lag eine Tankstelle, in der sie sich noch mit ein paar Bier eindeckten.
 

Im Zimmer angekommen holte Dean das EMF aus seiner Tasche und legte es auf den Nachttisch. Er zog sich die Jacke aus und hängte sie weg. Erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Er war müde. Nicht nur körperlich. Die ganze Geschichte mit Adam steckte ihm noch in den Knochen. Die Zeit bei Ellen hatte ihm gut getan und auch die Arbeit hier half. Trotzdem war er noch lange nicht wieder auf dem Damm. Körperlich nicht und seelisch auch nicht.

Er hörte wie Sam auf der Tastatur seines Laptops tippte und richtete sich auf.

Sofort blickte Sam ihm entgegen.

„Wie geht es dir?“, fragte der leise.

Dean schüttelte den Kopf. Er wollte nicht über sein Innenleben reden. Außerdem konnte er einfach nicht daran glauben, dass es wirklich ihr letzter Fall sein sollte. Bis jetzt war immer noch was dazwischen gekommen.

„Ich bin müde“, antwortete er mit Verzögerung und meinte es nicht körperlich.

Sam nickte. Er verstand, was sein Bruder ihm sagen wollte und er wusste auch, dass Dean, so sehr er sich das auch wünschen mochte, nicht an ein Ende ihres Jägerdaseins glaubte. Insgeheim versprach er ihm, dass er alles dafür tun würde, dass sie danach wirklich ausstiegen.

Er klappte seinen Laptop zu und stand auf.

„Was hältst du von einem Bier?“, wollte er wissen und ging zum Kühlschrank.

„Was wird das jetzt?“, fragte der Ältere misstrauisch.

„Nichts! Ich wollte einfach nur ein Bier mit dir trinken.“

„O-kay“, erwiderte Dean gedehnt. So ganz traute er dem Braten nicht. Wann hatte Sam schon mal einfach so ein Bier mit ihm trinken wollen? Meistens wollte er dann reden und zwar nicht über Alltäglichkeiten, sondern über sein Gefühlsleben und das wollte er nicht.

Sam konnte dieses Misstrauen mehr als deutlich auf dem Gesicht seines Bruders ablesen und es versetzte ihm einen Stich. Aber er konnte Dean auch irgendwie verstehen. Immerhin hatte er lange nicht akzeptieren können, dass der sein Inneres vor ihm verschloss. Dass er das vor der Welt tat, war ja in Ordnung, aber er war sein Bruder und er fand es traurig, dass Dean sich ihm noch immer nicht vorbehaltlos öffnete.

Er holte das Bier aus dem Kühlschrank, öffnete die Flaschen und brachte Dean eine ans Bett. Mit einem kurzen Nicken deutete er auf das EMF.

„Hat es was angezeigt?“

„Alles und nichts. Es hat fast überall angeschlagen, wo ich lang gelaufen bin. In unserem Büro am stärksten und in dem Raum hinter der Tür am Ende unseres Ganges gar nicht.“

„Und was heißt das jetzt?“

„Wohl nichts. Es sind überall elektrische Felder, die genügend Energie haben, um einen Ausschlag zu erzeugen.“

Der Jüngere nickte bedächtig. Das brachte sie also nicht weiter. Aber wann war es schon mal einfach einen Fall zu lösen?

„Und wie jetzt weiter?“

„Keine Ahnung.“ Dean schüttelte den Kopf. „Ich weiß dass ich diesen Fall wollte, weil ich sonst verrückt geworden wäre, aber jetzt bin ich mir sicher, dass es ein Fehler war. Die treiben mich noch eher in den Wahnsinn, als ich es selbst geschafft hätte. Schon ein „Guten Tag“ fassen die als Beleidigung auf oder beobachten dich bestenfalls mit Misstrauen, wenn nicht gar mit offener Feindseligkeit. Normalerweise können wir uns darauf verlassen, dass die, um die es geht, sich bemühen mit uns zusammenzuarbeiten. Aber hier wissen sie nicht, dass sie Hilfe brauchen. Also ganz ehrlich? Ich bin mit meinem Latein am Ende.“ Er nahm einen tiefen Schluck.

„Ich war heute mit Mr. Bonar im Park. Sie scheint eigentlich ganz freundlich zu sein, nur etwas reserviert, weil sie ihren Sohn vor kurzem verloren hat. Außerdem war der wohl nicht sehr mitteilsam ihr gegenüber. Sie hat erst erfahren, dass er heiraten wollte, als seine Verlobte ihr seinen Tod mitgeteilt hat. Außerdem hat sie Wether-Worthington dabei erwischt, wie er in ihren Papieren herumgewühlt hat. Wenn er das auch bei den anderen gemacht hat, kann ich das Misstrauen durchaus verstehen. Außerdem hat sie erzählt, dass er als sie sich mit ihrem Sohn in der Empfangshalle gestritten hatte etwas von undankbaren Angehörigen sagte.“

„Das kann etwas bedeuten, aber auch einfach nur so dahingesagt sein“, überlegte der Älteren. „Ich hab bei meinen noch nichts rausbekommen. Außer dass sie am liebsten überhaupt keinen Kontakt zu irgendjemandem haben wollen.“

„Wether-Worthington muss sich wie ein Elefant im Porzellanladen aufgeführt haben“, warf Sam ein. „Vielleicht sind sie deshalb so abweisend?“

„Wenn der mein einziger Kontakt zur Menschheit wäre, würde ich wohl auch nicht anders reagieren“, gab Dean zu. Er trank sein Bier aus und ließ sich wieder aufs Bett fallen.

„Und jetzt?“, wollte er gleich darauf wissen.

„Jetzt machen wir erst mal weiter. Mrs. Bonar ist schon ganz umgänglich und vielleicht kann ich morgen ja auch Mrs. Fey zu einem kleinen Spazierganz überreden.“

„Hm. Ich könnte mit Mrs. Wishaw in ein Cafe fahren. Mal sehen wo eins ist. Sie scheint noch die Verträglichste vom allen“, überlegte Dean. „Aber zum Essen in den Speiseraum werden wir sie so schnell wohl nicht kriegen.“

„Nein. Mrs. Bonar meinte dass sie auf keinen Fall in den Speiseraum wollte. Es wäre ihr da einfach zu laut.“

Eine Weile lag Dean noch auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er war erstaunt, dass Sam wirklich nicht über seine Gefühle reden wollte. Ob er endlich verstanden hatte, dass er damit immer wieder nur alte Wunden aufriss? Oder hatte er genug gesehen, um sich den Rest zusammen zu reimen? Mit einem leisen Knurren wischte er diese Gedanken beiseite. Auch diese Wunden waren noch viel zu frisch!

Er erhob sich und ging ins Bad.

Unter den prasselnden Wassertropfen der Dusche schaffte er es, sich ein wenig zu entspannen.

Nachdem auch Sam sich bettfertig gemacht hatte, zog nächtliche Ruhe in das Zimmer der Winchesters. Sam lauschte auf die Atemzüge seines Bruders und wartete in die Dunkelheit starrend. Er wusste nicht warum, aber er hatte so ein Gefühl, als ob Dean mit diesem Tag noch nicht abgeschlossen hätte. Doch scheinbar wollte der nichts sagen. Die Minuten vergingen und seine Lider wurden immer schwerer. Er hatte sich wohl geirrt.
 

Der nächste Morgen begann so schweigend, wie der Abend geendet hatte.

„Was hast du heute vor?“, fragte Sam beim Frühstück. Diese Stille begann ihm auf die Nerven zu gehen.

Dean blickte auf und zuckte mit den Schultern. Er hatte es bis jetzt vermieden über den kommenden Tag nachzudenken, so wenig, wie er über den vergangenen Tag nachdenken wollte. Die Vorstellung so alt zu werden behagte ihn ganz und gar nicht und er hoffte noch immer, früh zu sterben. Denn wenn er je so alt werden sollte wie Bobby, würde er wohl vollkommen dem Alkohol anheim gefallen sein. Dieses Leben würde er nicht mehr lange durchhalten. Es gab zu vieles, was er lieber vergessen würde, einschließlich der Träume, die ihn Nacht für Nacht um den Schlaf brachten, seit sie von Adam weg waren. Er wusste, dass die irgendwann aufhören würden, wenn er mit sich und seiner Welt wieder im Reinen war, doch bis dahin hatte er noch viel zu viel aufzuarbeiten.

Betrübt senkte Sam den Kopf. „Schon okay“, flüsterte er leise und schaffte es augenblicklich, dass Dean sich schlecht fühlte. Traurig schüttelte er erneut den Kopf. Sollte er jetzt mit Sam sprechen nur um irgendwas zu sagen? Ihm war einfach nicht nach reden! Müde schloss er die Augen und unterdrückte ein Gähnen, bevor er ins Bad schlurfte, um sich ein paar Hände voll kalten Wassers ins Gesicht zu werfen, bevor er sich dem kommenden Tag stellen musste.



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