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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ein Spaziergang

@ Vanilein - Dean versucht schon, sich ein bisschen zu ändern, auch dass er sich seinem Bruder etwas mehr öffnet, ob er allerdings den großen Bruder je ablegen können wird ???

Und die Heimbewohner? Die tauen schon noch auf, denke ich. Und was die Geister anbelangt - da könntest Du recht haben ;-))
 

LG Kalea
 

75) Ein Spaziergang
 

Bei Mrs. Mendes, der Dame, die neben Mrs. Wishaw wohnte, hatte Dean im wahrsten Sinne des Wortes auf Granit gebissen. Kaum hatte er ihr Zimmer betreten, war er mit einer Schimpftriade bedacht und sofort wieder aus dem Raum geworfen worden. Dabei wäre es auch wichtig mit ihr zu reden, denn ihre Tochter Luisa zählte ebenfalls zu den Mysteriösen Opfern. Sie war Anwältin in Chicago und sie starb vor nicht allzu langer Zeit an Herzversagen. Aber hier war wohl zumindest vorerst nichts zu machen. Hier hatte sein Schwiegermuttercharme ja wohl komplett versagt.

Vor der Tür hatte er tief Luft geholt und die Backen aufplusternd wieder ausgeatmet. Ob die Männer auch so waren? Energisch klopfte er an die nächste Tür. Der Herr empfing ihn reserviert aber freundlich, musterte ihn von oben bis unten und komplimentierte ihn dann wieder aus seinem Zimmer.

„So geht’s doch auch“, murmelte der ältere Winchester leise und starrte ungehalten auf die Tür von Mrs. Mendes. Musste die ihn gleich so abkanzeln? Was hatte er denn getan, außer sich vorzustellen?

Blieb noch ein Bewohner, dann würde er vielleicht Zeit finden, sich etwas genauer in diesem Haus umzusehen.

Kurz schloss er die Augen. Ruhe breitete sich auf seinen Zügen aus. Nach einem erneuten tiefen Atemzug klopfte er an die Tür. Ein zackiges „Herein“ ertönte. Der erste, der überhaupt antwortete, stellte Dean fest und drückte die Klinke.

„Guten Tag. Mein Name ist Deacon Smith. Mr. Wether-Worthington wurde auf eine andere Station versetzt und ich bin der neuer Pfleger“, stellte sich der Winchester vor.

„Sehe ich so aus, als ob ich einen Pfleger brauchen würde?“, fuhr ihn der Mann an.

„Nein Sir“, erwiderte Dean. Wenn der Typ es so wollte, sollte er die Antwort bekommen. Letztendlich war es Dean egal, was die Menschen hier waren. Er wollte lediglich seinen Job erledigen und dazu gehörte eben auch, diesen Pflegerjob zu machen. Außerdem war der Typ ja wohl nicht ganz grundlos von seiner Familie hierher abgeschoben worden.

Langsam schaute er sich in dem Raum um. In einem offenen Fach der Schrankwand standen einige Fotos, die Deans Aufmerksamkeit erregten. Es waren Armeefotos und Dean konnte an der Uniform erkennen, dass der Mann ein Marine gewesen war.

„Bist du nur hergekommen um rumzuschnüffeln?“, fuhr Mr. Harland ihn an.

„Nein Sir. Ich hab nur auf den Fotos gesehen, dass Sie bei den Marines waren“, versuchte er, froh ein halbwegs unverfängliches Gesprächsthema gefunden zu haben, die Wogen zu glätten.

„Ja, und? Woher weißt so ein Bengel wie du, was für eine Uniform ein Marine hat?“

„Mein … Dad war ebenfalls ein Marine. Er war bei Echo 2/1“

„Hast du auch gedient?“ So langsam schien sich der Mann für Dean zu interessieren.

„Nein. Das Leben und mein Vater hatten andere Pläne für mich“, erklärte er ruhig.

Und schon erlosch das Interesse des Mannes wieder. Er griff nach der Fernbedienung und begann wahllos durch die Kanäle zu springen.

„Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“

„Sehe ich so aus, als könnte ich mich nicht mehr selbst versorgen?“, polterte der Marine los.

„Nein, Sir“, erwiderte der Winchester und war versucht sich selbst in den Hintern zu treten. Warum wollte er diesem Egoisten gefallen? Was brachte ihm das? Er suchte hier nach einem Mörder und nur deshalb war er hier. Außerdem war der Typ nicht sein Vater. Ihm war er keinen Gehorsam schuldig. Genauso wenig wie John!

„Entschuldigen Sie, dass ich versucht habe, höflich zu sein. Es wird nicht wieder vorkommen. Sie sind ein Bewohner hier und ich arbeite in diesem Haus, das heißt aber nicht, dass wir uns mögen müssen.“ Ohne den alten Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sich Dean zur Tür und verschwand aus dem Raum. Auf dem Gang atmete er ein paar Mal durch, schaltete das EMF in seiner Tasche ein, schob sich einen der Kopfhörer ins Ohr und begann langsam durch die Gänge zu laufen. Er war gespannt, ob das kleine Teil anspringen würde. Vorsichtig schob er es halb in seine Tasche zurück.

Als erstes schaute er in den Raum, der vor Kopf des Ganges lag und in dem kein Bewohner untergebracht war. Er drückte die Klinke herunter und schob die Tür ein Stückchen auf. Verschlossen war der Raum schon mal nicht. Allerdings konnte er in dem diffusen Licht auch nicht viel erkennen. Er sucht nach einem Lichtschalter und drückte den, kaum dass seine Finger ihn berührten. Kaltes Licht flammte auf und riss einen Raum aus seinem Dornröschenschlaf, der mit jeder Menge Gerümpel vollgestopft war. An der gegenüberliegenden Wand konnte er verstaubte, bodentiefe Fenster erkennen, die von Fensterläden verdeckt waren. Dieser Raum sollte ursprünglich bestimmt einem anderen Zweck dienen, zumindest sah die Tapete nicht nach Rumpelkammer aus.

Dean schaltete das Licht wieder aus und schloss die Tür. Wenn die Bewohner hier oben etwas freundlicher wären, hätten sie bestimmt einen schönen Gemeinschaftsraum, aber mit diesen Menschen war hier wohl kein Leben hinein zu bekommen.

Er warf noch einen Blick auf das kleine Gerät, es schwieg, und wandte sich dann den Gang entlang in Richtung Treppe.

Er kam nicht weit. Schon auf dem Gang zwischen den Zimmern begann das EMF zu blinken und vor ihrem Büro setzte auch das Rauschen ein. Dean betrat ihr Büro und zog es aus der Tasche. Spielte es jetzt verrückt, weil hier im Haus jede Menge elektrischer Geräte war, oder hatte das etwas zu sagen?

Er drehte die Lautstärke noch etwas weiter herunter und machte sich auf seinen ersten Rundgang. Wenn ihm jemand über den Weg laufen sollte, konnte er immer noch sagen, dass er sich mit dem Haus vertraut machen wollte. Da seine Schutzbefohlenen, von Patienten wollte er hier wirklich nicht reden, keine Verwendung für ihn hatten, konnte ihm wohl niemand verwehren sich ein bisschen umzusehen.

In aller Ruhe begann er das Haus zu erkunden.
 

Inzwischen hatte auch Sam seine Kennenlerntour beendet. Die Herren auf seiner Seite waren nicht so unfreundlich, aber auch nicht scharf auf Gesellschaft und so schaute er noch einmal bei Mrs. Bonar ins Zimmer. Vielleicht hatte sie es sich ja überlegt?

„Wie sieht es aus, Mrs. Bonar? Wollen wir einen kurzen Spaziergang wagen?“, fragte er ruhig.

„Wagen? Was heißt denn hier wagen?“

„So selten wie Sie angeblich Ihr Zimmer verlassen …“, provozierte der Winchester weiter.

„Ich werd dir zeigen, was ich wage und was nicht!“, schimpfte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und legte ihr Strickzeug beiseite. Sie erhob sich, nahm ihre Jacke von Haken und schob ihren Arm unter Sams.

„Dann führ mich mal aus!“, lächelte sie ihn charmant an.

„Aber gerne doch, die Dame!“, grinste Sam und begleitete sie die Treppe hinunter bis auf den Vorplatz.

„Und wie jetzt weiter“, wollte sie wissen und schaute sich suchend um. Sie war wirklich seit Wochen nicht mehr rausgekommen. Genauer seit dem Tag, an dem ihr Sohn gestorben war, eine knappe Woche nachdem sie sich mit ihm in der Eingangshalle heftig gestritten hatte, weil sie sich sich abgeschoben und vernachlässigt fühlte.

So fühlte es sich auch heute noch so an, doch jetzt fühlte sie sich außerdem noch schuldig, diesen Streit nicht sofort bereinigt zu haben. Aber sie war damals so verletzt gewesen, da ihr Sohn ihre Vorwürfe nur halbherzig abgestritten hatte.

„Jetzt stehen wir also hier“, begann sie und blickte sich um.

„Wir könnten in den kleinen Park gehen, der nicht allzu weit weg sein soll“, schlug Sam vor.

„Da war ich früher mit meinem Sohn oft. Allerdings hat er diese Spaziergänge gehasst. Wie steht es mit dir?“

„Ich bin gerne in der Natur. Mein Bruder zieht mich damit hin und wieder auf. Aber ich mag es. Es hilft beim denken.“

„Ja, ich habe früher meine Probleme immer beim Sport gewälzt.“ Sie lächelte leicht und ließ sich von Sam langsam bis in den Park führen.
 

Sie setzten sich auf eine Bank.

„Wo ist dein Bruder heute?“, wollte sie von Sam wissen.

„Er arbeitet bei unserem Onkel in der Werkstatt.“

„Und als was?“

„Automechaniker. Er kriegt jedes Auto wieder zum Laufen. Solange es sich um einen Oldtimer handelt. Er liebt diese alten Wagen. Genau wie unser Onkel.“

„Diese Liebe hat er von ihm übernommen?“

„Nein, ich glaube es war eine Notwendigkeit. Er hat von unserem Vater einen Oldtimer geschenkt bekommen und auch schon mit ihm an diesem Wagen geschraubt, als Dad ihn noch fuhr. Ihm hat der Wagen davor gehört. Den in die Werkstatt zu bringen, könnte er sich wohl nicht leisten. So aber kann er seine Liebe zu diesen Wagen ausleben und seinen am Leben erhalten.“

„Das klingt fast, als würde dieses Auto leben.“ Mrs. Bonar lächelte ihn an.

„Das klingt nicht nur fast so. Es ist eine Tatsache. Für meinen Bruder ist dieser Wagen ein lebendes, atmendes Wesen.“
 

Eine Weile genossen sie die wärmenden Strahlen der Sonne, bevor Sam tief Luft holte.

„Darf ich Sie etwas fragen?“

Mrs. Bonar blickte ihm offen in die Augen.

„Warum sind Sie so lange nicht mehr nach draußen gegangen?“

Sie schloss die Augen und drehte ihren Kopf wieder in die Sonne.

Sam war überzeugt, dass er hier wohl keine Antwort bekommen würde, als sie plötzlich zu erzählen begann, wie sie ihrem Sohn Vorhaltungen gemacht hatte, weil der sie kaum noch besuchen kam und wenn doch, immer auf dem Sprung war. Er arbeitete da noch in Pueblo. Da hatte er auch eine kleine Wohnung, die er sich mit der Begründung, oft bis in die Nacht arbeiten zu müssen und sie dann nicht mehr stören zu wollen, gesucht hatte. Sie hatte ihm erklärt, dass sie in dem großen Haus aber nicht mehr alleine leben wollte und er hatte versprochen sich darum zu kümmern. Mit einem Platz in einem Altersheim hatte sie nie im Traum gerechnet. Aber sie hatte es akzeptiert.

Als er ihr diesen Platz besorgte, war noch die Rede von Besuchen an jedem Wochenende gewesen. Dann waren die immer seltener geworden und zum Schluss kam er vielleicht alle zwei Monate einmal. Er war nach L.A. gezogen und es war nicht einmal die Rede davon, ob sie ihm folgen wollte.

Sie hatten sich fürchterlich gezankt und das in aller Öffentlichkeit, in der Eingangshalle.

Danach war sie wutentbrannt in ihrem Zimmer verschwunden und ihr Sohn nach Hause geflogen. Sie war einfach zu stolz gewesen, um ihn anzurufen. Jetzt war es zu spät für Entschuldigungen oder Gespräche. Jetzt konnte sie nicht mal an einem Grab um Verzeihung bitten. Ihr Sohn war in Los Angeles beerdigt worden und da würde sie wohl nie hinkommen.

„Das tut mir leid“, sagte Sam leise.

Er wusste ja, dass sie eine dieser Angehörigen war, aber die Geschichte von ihr direkt zu hören, war trotzdem traurig.

„Gab es irgendetwas Ungewöhnliches nach dem Streit?“

„Was sollte es denn Ungewöhnliches gegeben haben?“

„Keine Ahnung. Manchmal hat man Vorahnungen oder so. Ich hab mich mal mit meinem Bruder gestritten. Wir sind mit der festen Überzeugung auseinander gegangen, uns nie wieder versöhnen zu können.

Wochen später hab ich ganz konfuses Zeug geträumt und immer wieder war er in diesen Träumen vorgekommen.

Die Träume ließen mir keine Ruhe, also hab ich unseren Onkel angerufen. Er meinte, ich solle über meinen Schatten springen und ihn besuchen fahren. Er war ausgerutscht und hatte sich das Bein gebrochen. Ich bin über meinen Schatten gesprungen. Wir haben uns ausgesprochen und stehen jetzt regelmäßig in Verbindung. Das hat uns beiden die Augen geöffnet.“

„Nein, nichts der Gleichen ist passiert. Die Nachricht von seinem Tod überbrachte mir eine aufgelöste weibliche Person. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das Gestammel überhaupt verstanden habe. Und als ich sie fragte, wer sie denn sei und was sie mit meinem Sohn zu tun hätte, brach sie erneut in Tränen aus und erklärte mir völlig verheult, dass sie mit ihm verlobt sei und sie in wenigen Monaten heiraten wollten. Ist das zu fassen? Nicht mal das konnte er mir erzählen.“

„Vielleicht waren die Einladungen noch in der Druckerei, oder er wollte Sie beim nächsten Besuch überraschen?“, versuchte Sam die Enttäuschung etwas zu dämpfen.

„Das ist lieb von dir, aber mein Sohn hat sich in den letzten Jahren sehr zu seinem Nachteil verändert. Ich bezweifle, dass er seinen neuen Freunden eine alte, etwas angestaubte Mutter präsentieren wollte, die in einem Altenheim lebt.“

„Sie sind weder angestaubt noch alt“, erklärte Sam kategorisch. „Vielleicht ein wenig eingerostet.“

Das leise Glucksen von Mrs. Bonar ließ auch Sam schmunzeln.



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