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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Wieder auf der Straße

72) Wieder auf der Straße
 

Sam lauschte in den Raum. Alles war friedlich.

Er streckte sich und schaute auf die Uhr. Es war noch recht früh, aber er fühlte sich ausgeschlafen, also schlug er die Decke zurück und setzte sich auf. Sein erster Blick galt seinem Bruder. Dean lag, halb unter der Decke vergraben und schlief ruhig. Zufrieden lächelnd stand er auf, zog Deans Decke etwas höher und verschwand im Bad.

Nachdem er gefrühstückt und Ellen geholfen hatte das Roadhouse wieder auf Vordermann zu bringen, ließ er sich in ihrem Zimmer nieder und versuchte etwas mehr über die Altenheimbewohner herauszufinden.
 

Träge streckte sich Dean. Er hatte den restlichen Teil der Nacht traumlos geschlafen, zumindest konnte er sich nicht erinnern geträumt zu haben, was auch schon ein Fortschritt war. Vielleicht auch, weil er Sam neben sich wusste. Wie sollte das denn werden, wenn sie wirklich ausstiegen und ein normales Leben führten? Sie würden doch nicht für immer in einem Zimmer wohnen, in einem Zimmer schlafen? Selbst wenn sie bei Bobby waren brauchte er ein paar Nächte um ruhig durchschlafen zu können und da war das Haus sicher!

Er verschob diese Überlegungen auf später und setzte sich auf.

„Hey“, grüßte Sam leise und blickte seinem Bruder fragend entgegen. Hatte der gut geschlafen?

Dean beantwortete diese Frage weder bewusst noch unbewusst. Leise grummelnd ging er ins Bad. Als er den Raum wieder betrat, streifte sein Blick kurz über seinen Bruder und dann ließ er sich auf dem Stuhl gegenüber Sam fallen. Über dessen Gesicht huschte ein Lächeln. Dean reagierte, zumindest jetzt, ganz normal.

Diese wenigen Minuten wollte er für sie festhalten. Sein Bruder war noch lange nicht wieder mit sich und der Welt im Reinen.

„Ich hab auf der Internetseite des Altenheimes gesehen, dass sie Leute suchen und ich habe Bobby von unserem Fall erzählt. Er hat Jody gefragt und sie stimmte zu, uns ebenfalls als Referenzperson zur Verfügung zu stehen. Er meinte wir sollen die Nummer von Homeland für ihn und die von FBI für Jody angeben. Also hab ich unsere Bewerbungen gleich losgeschickt“, erzählte er, nachdem Dean seinen zweiten Kaffee getrunken hatte und somit für weitreichendere Informationen aufnahmefähig war. „Ich soll dich grüßen.“

Dean nickte und starrte ihn irritiert fragend über den Rand seiner Tasse an. Schnell warf er einen Blick auf seine Uhr. Wie lange hatte er geschlafen?

„Du bist noch voll im Rahmen“, grinste Sam, der den Blick sehr wohl verstanden hatte. „Ich war früh wach.“

Resigniert verdrehte Dean die Augen und trank den letzten Schluck Kaffee aus, und Sam füllte ihre Tassen nach. Er hatte nach dem Frühstück eine Kanne des Muntermachers mit nach oben gebracht. Hier hatte er mehr Ruhe für seine Recherchen und Dean im Blick. Auch wenn der den Rest der Nacht ruhig geschlafen hatte, wollte er es nicht riskieren nicht für ihn da zu sein, wenn die Albträume doch noch zuschlagen sollten, was sie aber zum Glück nicht getan hatten.

„Bobby wollte wissen, ob wir Weihnachten wieder bei ihm feiern wollen. Natürlich weiß er, dass es noch eine halbe Ewigkeit bis dahin ist, aber da wir nach dem Fall ja nach El Paso wollten und danach Urlaub am Grand Canyon planen, wäre Weihnachten ja nicht mehr weit.“

„Und Jody?“, fragte Dean etwas heiser.

„Sie will sich erst einmal eine eigene Wohnung suchen. Gegenüber des Reviers stehen Apartmenthäuser und da ist eigentlich immer was frei.“

„Wie steht Bobby denn zu dem Plan?“

„Sehr begeistert scheint er nicht zu sein. Er mag sie und er findet es gut, wenn sie im Haus ist. Er meint, dass es ganz schön einsam sei, seit wir wieder weg sind. Aber er kann verstehen, dass sie erst mal selbstständig sein will. Außerdem bringen ihnen viele ihrer Mitbürger noch immer Argwohn und Missgunst entgegen. So können sie denen vielleicht den Wind aus den Segeln nehmen und Jody kann herausfinden, was ihr wirklich wichtig ist und wie sie zu dem alten Brummbären steht.“

Dean legte den Kopf schief.

„Zwischen den beiden knistert es, aber sie wollen es nicht zugeben. Noch nicht, jedenfalls. Da sind wir Weihnachten wohl gefragt.“

Jetzt grinste Dean breit und wackelte mit den Augenbrauen. War ja klar, dass er darauf ansprang, überlegte Sam. Schnell wurde der Blick seines Bruders jedoch wieder ernst.

„Wenn es wirklich etwas Übernatürliches ist, was meinst du, ist es?“, begann Sam zusammenhanglos.

„Ein Geist.“

„Wie soll ein Geist denn so weit entfernte Menschen töten können?“, fragte Sam ungläubig.

„Geisterkrankheit?“

„Es gibt eine Geisterkrankheit?“

„Hab bei Bobby mal sowas mitbekommen. Sie wird von Geistern übertragen und die Menschen sterben dann so, wie der Geist gestorben ist.“

„Dann haben wir hier allerdings ein Problem. Ich habe alle Opfer überprüft. Sie sind an allem Möglichen gestorben. Also entweder sind es dann etliche Geister oder es ist etwas anderes.“ Im Stillen nahm er sich vor mehr zu diesem Phänomen zu recherchieren. Es ging ja wohl nicht an, dass Dean mehr wusste als er! Eigentlich waren diese Gedanken Schwachsinn. Dean wusste viele Dinge, von denen er keine Ahnung hatte, aber es interessierte ihn schon, was das für eine Krankheit war und wie die sich äußerte.

„Na super“, stöhnte Dean. Damit war eine Theorie vom Tisch. Er erhob sich. „Willst du auch was zu essen?“

„Ich hab zwar schon gefrühstückt, aber ich komme mit runter und leiste dir Gesellschaft.“ Sam klappte seinen Rechner zu und ging noch einmal ins Bad, bevor er seinem Bruder in den Schankraum folgte.
 

„Morgen brechen wir auf“, erklärte Dean als Ellen ihm seinen Teller brachte und schaute sie offen an. „Wir haben dir lange genug auf der Tasche gelegen.“

„Ihr liegt mir nicht auf der Tasche“, wies sie diese Behauptung sofort entrüstet von sich.

„Wir haben einen Fall“, versuchte er die Wogen ein wenig zu glätten.

„Bist du schon so weit?“ Besorgt wanderte ihr Blick über den Winchester.

„Ich denke schon“, antwortete er leise. Es gab eine Zeit da hätte er sie bei so einer Frage wohl wütend angefahren, aber inzwischen hatte sich so viel geändert. Im Moment wünschte er sich nur John so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Aber das war wohl nicht machbar.

„Du musst es ja wissen, Dean. Aber ich bitte dich, mute dir nicht zu viel zu. Du musst nicht immer stark sein!“

Der Winchester nickte nur und würgte den Kloß herunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. Warum waren eigentlich wildfremde Menschen so nett zu ihm und sein eigener Vater ... Er wandte sich ab. Sie sollte die Tränen nicht sehen, die sich in seine Augen drängten.
 

Sam kam gerade die letzten Stufen herunter und sah die verspannte Haltung seines Bruders. Sofort folgte er Ellen in die Küche.

„Was hast du ihm gesagt?“, wollte er beunruhigt wissen.

„Warum? Nichts weiter“, erklärte sie verwirrt.

„So wie er da sitzt kann es nicht Nichts gewesen sein!“, hakte Sam nach.

Verwundert blickte Ellen den Winchester an. „Ich hab ihn nur gefragt, ob er wirklich schon so weit wäre, einen neuen Fall zu übernehmen.“

Jetzt schüttelte auch Sam irritiert den Kopf. „Mehr nicht?“

„Nein. Ich habe ihm nur gesagt, dass er nicht immer stark sein muss.“

Sam nickte traurig. Das war es also! Er wandte sich ab und ging zu seinem Bruder an die Theke. Ellen hatte ihm zwar gesagt was passiert war, aber so, wie es Dean in den letzten Wochen ging, wollte er das lieber sofort klären.

Er setzte sich neben ihn.

„Ich bin für dich da, egal was ist", sagte Sam leise und legte seine Hand auf Deans geballte Faust.

Geräuschvoll entließ Dean die Luft aus seinen Lungen. Er schüttelte den Kopf, rieb sich über die Augen und starrte wieder zur Tür.

„Ich frage mich immer wieder, warum sich für uns eigentlich wildfremde Menschen so um uns sorgen, unser eigener Vater seine Zeit aber lieber mit einem anderen Kind verbracht hat und wir ihm scheißegal gewesen zu sein scheinen.“

Sam nickte nur traurig. „Jo, Ellen und Bobby sind Freunde, keine fremden, aber ich verstehe, was du meinst und deine Frage kann ich dir leider auch nicht beantworten“, wisperte er. Er hatte sich diese Frage nie so gestellt, weil er sich schon zeitig von ihren Dad distanziert und sich eigene Freunde gesucht hatte. Aber Dean war immer nur auf ihn fixiert gewesen. Wie konnte Dad nur so grausam gewesen sein?

„Ich wünschte, ich könnte ihn einfach vergessen!“, sagte Dean und griff über die Theke. Er brauchte jetzt mehr, als nur einen Kaffee.
 

Sam schaute zu, wie Dean das Bier in einem Zug leerte. War es wirklich richtig, ihn schon wieder arbeiten zu lassen? Sein Bruder war doch emotional noch viel zu anfällig. Konnte der dann rational sein?

Andererseits würde Dean wohl durchdrehen, oder dem Alkohol verfallen, wenn er noch länger die Füße still halten müsste. Er verdrehte die Augen und nahm sich vor, seinen Bruder genau zu beobachten.

In Ruhe begann er zu essen und hoffte, Dean von einer Sauforgie abhalten zu können.

Überraschenderweise gelang ihm das schon fast problemlos.

Suchend hatte er sich umgeschaut. Noch waren nicht viele Jäger da und der Billardtisch leer.

„Wie wäre es mit einem Spiel?“, fragte er seinen großen Bruder und ließ seine Augen wieder zu dem Tisch wandern.

Dean wollte ablehnen. Er wollte nicht spielen, er wollte John aus seinem Gedächtnis löschen, aber mal abgesehen davon, dass es wohl nicht so viel Alkohol gab und ihn weder Ellen noch Sam so viel trinken lassen würden, er wollte auch den Fall! Wenn er sich jetzt ins Koma soff, würden sie hier morgen nicht wegkommen.

Ergeben nickte er und so spielten die Brüder, bis ein paar jugendliche Möchtegernjäger meinten ihnen Geld abnehmen zu können.
 

Ellen blickte immer mal wieder zu den Brüdern hinüber und lächelte leise. Diese Kinder hatten keine Chance gegen die Brüder und Deans Wettkampfgeist war geweckt worden.

Das Glück am Billardtisch schien hin und her zu wechseln, doch letztendlich erleichterte Dean seine Gegner um einige größere Scheine.
 

Sam klappte seinen Rechner zu und schaute auf die vorbeifliegende Landschaft. Trotzdem sie am vergangenen Abend nicht gerade wenig getrunken hatten, waren sie relativ zeitig von Ellen weggekommen, nicht natürlich ohne zum Abschied fest in den Arm genommen und ermahnt worden zu sein, dass sie vorsichtig sein und aufeinander aufpassen sollen und genau das hatte sich Sam vorgenommen.

Noch immer musste er bei dem Gedanken an Ellens Worte daran lächeln. Vor allem Deans Schmollschnute und die kaum hörbare Bemerkung, dass er das ja wohl immer täte und Ellens Antwort, dass er auch auf sich und nicht nur auf Sam achten solle, ließen diese Erinnerung noch schöner werden.

„Wo sind wir?“, wollte er leise wissen.

„Ein ganzes Stück hinter Denver.“

„Willst du durchfahren?“

Dean zuckte mit den Schultern und schaute zu seinem Beifahrer. Irgendetwas schien ihm zu schaffen zu machen, doch er konnte beim besten Willen nicht ergründen, was.

„Woran denkst du?", fragte der deshalb.

Dean legte den Kopf schief. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, in dem Heim zu ermitteln. Ich meine wir als Pfleger? Wir haben doch gar keine Ahnung! Was ist, wenn wir Medikamente verabreichen müssen? Wir können uns versorgen, aber darüber hinaus haben wir keine medizinischen Kenntnisse!“

Sam nickte erleichtert. Sein Großer hatte sich wirklich Gedanken gemacht, während er versuchte noch mehr über die jetzigen Bewohner und ihre verstorbenen Angehörigen herauszufinden.

„Willst du lieber von außen ermitteln?“, fragte er leise.

„Und wie?“

„Wir könnten mal wieder die Gesundheitsbehörde raushängen lassen. Es gäbe anonyme Anzeigen denen wir nachgehen müssten.“

„Nein. Das … Keine Ahnung, Sam. Es fühlt sich falsch an."

Wieder nickte Sam und dachte eine Weile nach, ohne jedoch zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen.

„Lass uns da hinfahren und dann sehen wir weiter. Mal sehen, wie und wann unserer Bewerbungen ankommen. Vielleicht nehmen sie ja einen von uns, das würde die Ermittlungen leichter machen. Und der andere macht den Rest von außerhalb.“

Dean nickte, aber Sam konnte sehen, dass sich sein Bruder auch mit diesem Gedanken nicht so richtig anfreunden konnte. „Wird schon schief gehen“, versuchte er die Stimmung etwas aufzulockern.

„Ich fühle mich einfach unwohl dabei. Wir haben noch nie so mit Menschen zu tun gehabt. Ich will einfach niemanden verletzen, weil ich für diese Art der Pflege nicht der Richtige bin", versuchte Dean zu erklären. 'Nicht bei unserem letzten Fall', fügte er in Gedanken an. Er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden. Er hätte den Fall ja ablehnen können.

Wortlos wandte er sich wieder der Straße zu. Er war sich zwar noch immer nicht sicher, aber er konnte es nicht mehr ändern. Zu sehr hatten sie sich schon darin verbissen. Einen neuen Fall zu finden würde Zeit kosten, Zeit, die er nicht verschwenden wollte. Er brauchte jetzt etwas zu tun, etwas, das nicht nur Recherche war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-07-06T15:37:59+00:00 06.07.2014 17:37
Ein Dean rd. seine Sorgen mal verkündet ist mal was ganz neues :D
Aber ich finde es gut, heißt das so ja das er sich endlich ein wenig öffnet und merkt das er nicht nur den großen Bruder spielen muss!
Ich bin gespannt was du für die wunderbaren Brüder als nächstes bereit hälst ;)


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