Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 67: Wut --------------- @ Vanilein - Hoffe Du hast Dich gut erholt! Bis Dean wieder da Alte sein wird ... Keine Ahnung wie lange das dauert? Er hat da einem Menge zu verarbeiten, oder? LG Kalea 67) Wut Dean hört wie Sam aufstand, im Bad verschwand und danach nach unten ging. Er wartete noch eine ganze Weile, bevor er sich ebenfalls aus dem Bett kämpfte und mit dem Tagebuch auf die Couch setzte. Eine der Seiten zog ihn magisch an. Samuels Texte troffen vor Fakten und seine Zeichnungen waren akkurat. Die Zeichnungen auf dieser Seite sahen aber eher aus, als wären sie von einem Kind gezeichnet, unsauber und leicht verwischt. Hatte Mom diese Zeichnung gemacht? Immer wieder strichen seine Finger darüber, doch seine Augen sahen andere Bilder. Erinnerungen an schönere Tage, die so weit entfernt waren, dass sie eher einem Märchen entsprungen sein könnten, als dem normalen Leben. Tränen drängten sich in seine Augen und verstopften seine Kehle. Er hatte Mühe zu atmen. Im Roadhouse war es gerade sehr ruhig und bevor Sam sich hinsetzen und nach einem Konzert suchen würde, wollte er nach seinem Bruder sehen. Vielleicht konnte er ihn ja wieder dazu bewegen nach unten zu kommen. Er betrat ihr Zimmer und musterte seinen Großen skeptisch. Irgendetwas war hier mehr als faul. „Dean“, rief er und ging zu ihm. Nichts ließ erkennen, dass sein Bruder ihn gehört hatte. Er ging zu ihm, baute sich vor ihm auf und musste erst einmal tief durchatmen. Dean war weit weg. Seine Augen starrten blind durch ihn hindurch und schimmerten feucht. Seine Finger glitten über eine Seite des Buches und hinterließen blutige Spuren. Er hatte sich wohl an den Kanten geschnitten. Schnell überbrückte er den letzten Meter und packte Dean bei den Schultern. „Dean“, sagte er laut und schüttelte ihn. Unkoordiniert begann sich der Ältere zu wehren. „Nich...“ Deans Blick kehrte langsam in die Realität zurück und er wehrte sich energischer, sodass Sam noch fester zufasste. Irritiert fragend starrte er zu seinem Bruder hinauf. „Du warst vollkommen weggetreten. Was ist mit dir? Du blutest!“, begann Sam vorwurfsvoll. Dean schüttelte den Kopf. Er begriff nicht was hier passierte und noch viel weniger, was sein Bruder von ihm wollte. „Deine Finger!“ Er blickte auf das Buch und gleich darauf irritiert auf seine Finger. Wieder wanderte sein Blick zu Sam. Seine Augen waren so voller Trauer, dass es den Jüngeren den Atem raubte. Langsam füllten sie sich mit Tränen. Er blinzelte und versuchte sich loszureißen. „Verdammt noch mal, Dean, das muss aufhören! Rede mit mir! Ich mache mir Sorgen um dich!“ „Nich“, krächzte er wieder nur das eine Wort und versuchte seine Gefühle tief in sich zu verschließen, bevor er noch etwas Falsches sagte oder tat. „Scheinbar doch! Seit wir von Adam weg sind benimmst du dich wie ein Zombie. Du isst kaum, du schläfst noch weniger und wenn dann schlecht!“ „Lass mich“ Es wurde immer schwerer seine Gefühle zu beherrschen. „Ich habe die Erfahrung gemacht dass es hilft!“ „Ich nicht!“ „Bitte Dean! Ich seh doch, dass es dich quält. Warum versuchst du es nicht einfach mal?“ Sam hatte seinen Welpenblick aufgesetzt. „Ich ...“, krächzte er heiser und schluckte hart. Noch hatte er sich unter Kontrolle, doch die schwand immer mehr. Warum konnte Sam ihn nicht einfach hier sitzen lassen? „Ich weiß. Du redest, wenn du soweit bist. Ich bin es nur leid darauf zu warten. Ich dachte wir wären gleichberechtigte Partner“, erklärte der Jüngere betrübt. Scheinbar waren sie noch nicht so weit, dass Dean ihm wirklich vertraute oder sich ihm gar öffnen wollte. „Also was ist mit dir?“, bohrte er noch einmal nach. Etwas in Dean brach, er schluckte, holte tief Luft und explodierte dann regelrecht. „Mir geht’s beschissen! Willst du das wissen? Willst du hören dass ich mir vorkomme, als wäre Mom gerade erst ermordet worden? Dass ich mich einsam und verlassen fühle, wie damals als ich vier war? Dass ich mir von allen verraten vorkomme?“, platzte es aus ihm heraus. „Adam hat dich nie verraten!“ „Nein! Aber John dafür mit fast jedem Wort. Er war mit zwei kleinen Kindern überfordert, also hat er mir erklärt, dass ich stark sein müsse und sich vom Acker gemacht. Wer weiß durch welche Betten er sich alles gevögelt hat.“ „Jetzt tust du ihm Unrecht!“ „Und? Wie viel Unrecht hat er mir denn angetan? Er hat einen kleinen Jungen zerstört und ein Wesen daraus gemacht, dass blind seinen Befehlen folgte. Und du hast auch immer noch kräftig auf mir rumgehackt. Und das nur weil ich versucht habe das bisschen Familie zusammenzuhalten, das ich noch hatte! Ich hab noch immer Albträume. Soll ich darüber reden? Verschwinden sie dann? Kann Reden Mom zurückbringen oder uns eine richtige Kindheit schaffen?“ Langsam redete er sich in Rage. "Nein das kann es nicht. Aber es kann dir vielleicht etwas von deiner Wut nehmen und mir helfen dich zu verstehen“, versuchte Sam zu erklären. "Verstehen? Wozu? Ich bin Niemand! Daddys kleiner Befehlsempfänger! Nur gut, um dir die Windeln zu wechseln und seine Verletzungen zu versorgen. Dean wird sich schon kümmern. Und wenn die kleine Intelligenzbestie mal was nicht tun will, Dean macht das auch noch, denn sonst rennt Sammy weg! Drücken wir dem Idioten ruhig noch ein paar Aufgaben rein! Nicht, dass er auf dumme Gedanken kommt und vielleicht fragt wo ich bleibe oder gar mit will, wenn ich zu meinem Kind fahre. Dem Kind, dass wirklich Kind ist, dass nicht durch seine Erziehung versaut worden ist und bei dem er nicht lange genug bleibt, um die Macken sehen zu können. Alles wertvolle Kinder, besser als der blöde Idiot, der ohne Befehle nur sabbernd in der Ecke steht oder in der Gegend rumvögelt ..." "Christo", war alles, was Sam auf die Schnelle auf diese Selbsthasstriade einfiel. "Ach und wenn ich mal die Wahrheit sage, dann bin ich besessen?!?" Jetzt packte Sam seinen großen Bruder bei den Schultern und schüttelte ihn. „Es reicht, Dean! Hast du dir mal zugehört? Woher kommt dieser Selbsthass? Du kannst Dad hassen, du kannst von mir aus auch mich hassen, aber hör auf dir für alles die Schuld zu geben. Ich weiß nicht woher du diese Wahrheiten nimmst, aber sie sind nichts weniger als das! Wahr! Du bist intelligent. Du bist der freundlichste und mitfühlendste Mensch, den ich kenne.“ „Und was hat es mir gebracht? John hat mich für alles verantwortlich gemacht, was schief gegangen ist und du bist weggerannt, wenn dir was nicht passte.“ „Du hast mich doch immer gefunden!“, warf Sam kleinlaut ein. „Mir blieb ja auch nichts anderes übrig, wenn ich nicht auf der Straße leben wollte. John hätte mich nie wieder aufgenommen, wenn ich ohne dich aufgekreuzt wäre. Für dich war es ja vielleicht toll alleine zu leben. Ich wollte das nie! Ich wollte meine Familie!“ „Ich hatte doch einfach nur eure ständige Bevormundung satt. Du hast ja keine Ahnung, was es heißt der kleine Bruder zu sein!“ „Und das berechtigt dich dazu ständig deinen Kopf durchsetzen zu wollen und wenn das mal nicht geht, abzuhauen?“ Dean redete sich in Rage. Die Dämme waren gebrochen. Er wollte verletzen. Er wollte, dass Sam so fühlte wie er, dass er dieselben Schmerzen litt. Er hatte es so satt immer auf Sam zu achten. „Ich …“ Sam fühlte sich überfahren. Er wollte sich nicht streiten. Nicht jetzt, nicht mit Dean und nicht darüber, doch sein Bruder schien genau das zu wollen. Streiten. Verletzen. „Klar, dass vor dir wieder nur „Ich“ kommt. Du hast dir nie die Mühe gemacht, mal darüber nachzudenken wie es mir ging. Um alles musste ich mich kümmern, immer wieder zwischen dir und John vermitteln. Du hast ja keine Ahnung wie schwer es war einen Kompromiss zwischen dem was du willst und dem was John erwartete zu finden.“ „Woher sollte ich denn wissen warum du was tust. Du hast nie mit mir geredet!“ „Du hättest mir ja auch nicht zugehört! Dich hat doch immer nur interessiert, was du für ein armes Kind bist. Du konntest keine Freundschaften schließen, weil wir ständig umziehen mussten. Du musstest ein Jahr wiederholen, du, du, du!“ All die Wut und Trauer, die ihn zu verschlingen drohten entluden sich mit einem Schlag. „Du hast dich mit der ständigen Umzieherei doch wohl gefühlt. Wöchentlich neue Weiber. Dir waren Freundschaften nie wichtig! Immer nur Dad und die Jagd. Was anderes hat dich nie interessiert! Du warst doch immer Dads Liebling. „Stell dich nicht so an, Sam. Dean hat das schon mir zehn geschafft. Dean hat dies, Dean hat jenes.“ Ich war immer nur der Kleine, der nie das schaffte, was Dean konnte!“ „Das ist doch gar nicht wahr Sam. Er hat mich nie so geliebt wie dich“, erklärte Dean resigniert. „Er hat mich geliebt? Adam vielleicht, aber mich? Ist das der Grund warum du Adam hasst? Weil Dad ihn geliebt hat?“ „Ich hasse ihn nicht!“ „Du hasst ihn nicht.“ Sam schnaubte abfällig. „Klar. Und Wolken sind grün! Hör zu Dean! Lass nicht an mir oder ihm aus, dass du dich nie getraut hast, über den Tellerrand zu schauen und nie was für dich selbst gemacht oder gewollt hast“, konterte Sam. Jetzt wollte auch er verletzen. „Leck mich, Sam!“ „Klar. Wenn Du nicht weiter weißt kommt so ein Spruch!“ Dean ballte die Hände zu Fäusten. Mühsam versuchte er die Wut, die immer noch in ihm brodelte niederzukämpfen. Er wollte nicht streiten. Er wollte nicht mehr kämpfen. Er fühlte sich so leer. „Lass mich einfach! Geh zu Adam und lebe dein Leben! Lass mich irgendwo auf der Straße verrecken. Ich habe es nicht anders verdient!“ Sam schlug zu. „Es reicht Dean! Hör endlich auf, dir für alles die Schuld zu geben!“ erschrocken brach er ab. Er wollte seinen Bruder nicht anfahren und schon gar nicht schlagen. Nicht hier und nicht jetzt! Erschrocken starrten sich die Brüder an. Wie waren sie nur hier gelandet. Betreten senkten sie ihre Blicke. „Ich … Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anfahren. Du kannst nichts dafür“, entschuldigte sich Dean leise. „Du aber auch nicht, Dean!“ „Mag sein. Trotzdem muss ich damit leben.“ „Ich würde dir so gerne helfen.“ „Das kannst du nicht Sammy und ich will dich nicht auch noch damit belasten.“ „Ich sehe, wie du leidest und ich könnte dir einen Teil der Last abnehmen.“ „Nein. Du hast dich schon vor so langer Zeit von ihm abgenabelt und dafür bewundere ich dich noch heute, aber ich muss da alleine durch.“ Er holte tief Luft, bevor er kaum hörbar weitersprach: “ Ich will nicht nochmal so mit dir streiten.“ „Das würden wir vielleicht nicht tun, wenn wir eher reden würden.“ „Was soll das bringen? Fühlst du dich jetzt besser oder meinst du, dass es mir besser geht? Nein, Sam. Ich fühle mich noch immer verraten und verkauft und alleine gelassen und jetzt auch noch beschissen, weil ich dich so angefahren habe.“ Dean schüttelte den Kopf. „Wir haben uns nur sinnlos weh getan.“ Die letzten Worte hatte er nur noch geflüstert. Er starrte auf seine noch leicht blutenden Finger und schob sie sich in den Mund. Er hatte das nicht gewollt! Vorsichtig schob er sich an Sam vorbei und ging zum Fenster. Dieser Streit hätte nie so ausarten dürfen. Wieso hatte er nur seine Klappe nicht gehalten? Reden hatte noch nie zu etwas Gutem geführt! Jetzt hatte er auch noch Sam weh getan! Wieso hatte er seine Klappe nicht einfach gehalten? Auch Sam schwieg betroffen. Sein Ego rebellierte gegen das, was er hören musste. Es hatte weh getan. Das tat es noch immer, aber bis zu einem gewissen Punkt konnte er seinen Bruder auch verstehen. Dean hatte mit Vielem alleine dagestanden, mit einem kleinen Bruder, der nicht verstand und nicht verstehen wollte und einem Vater der alles voraussetzte. Das konnte nicht gut gehen! Jetzt musste er stark sein! Er trat einen Schritt auf Dean zu und zog seinen widerstrebenden Bruder in seine Arme. Er hielt den steifen Körper einfach nur fest. Es dauerte lange, bis Dean sich mit einem erstickten Wimmern entspannte und nur wenige Sekunden später begann er haltlos zu zittern. Vorsichtig schob Sam ihn zum Bett und ließ ihn auf die Matratze sinken. Dean brauchte Ruhe. Er war körperlich und seelisch am Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)