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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ein kleines Buch

@ Vanilein : Vielen Dank für Dein Lob. Ich freu mich riesig, dass Dir meine Geschichte gefällt!

Und was Dean und die Langeweile angeht? Ich denke, er würde sich schon zu beschäftigen wissen, ohne Sam ständig zu nerven. ;-))
 

LG Kalea
 

61) Ein kleines Buch
 

„Wir sollten hier verschwinden“, sagte Dean plötzlich in die fröhlich laute Geräuschkulisse der Werbung.

„Wo willst du hin?“

„Lass uns einen neuen Fall suchen. Hier rumzusitzen bringt uns auch nicht weiter.“

„Und El Paso?“ So schnell wollte Sam den Traum von einem normalen Leben dann doch nicht aufgeben. Ja! Alistair war vielleicht hinter ihnen her. Aber eben nur vielleicht. Und das genügte ihm nicht, um an diesem Leben festzuhalten. Es genügte nicht, um Dean noch einmal so sehen zu wollen und es genügte nicht, die Hoffnung auf ein richtiges Leben aufzugeben! Musste er ja nur noch seinen Bruder davon überzeugen! Innerlich seufzte er.

Dean zuckte schweigend mit den Schultern. Ihm stand der Sinn nicht nach Menschen. Je weniger Berührungspunkte sie mit denen hatten, umso weniger konnten sie gefährden.

Und so holte Sam sein Handy aus der Tasche. „Ich rufe Adam an und melde uns ab“, sagte er ruhig und wählte.
 

Schon bald meldete sich der Jüngere.

„Hey, hier ist Sam. Ich wollte mich verabschieden. Wir fahren morgen weiter.“

„Geht es Dean wieder gut?“

„Er ist okay“, übernahm er Deans Standardsatz, der alles und nichts aussagte. Doch das wusste Adam ja noch nicht, und er würde es wohl nie anders lernen. Irgendwie fand er es trotz das er Deans Entscheidung mittrug, doch schade, den Jungen nicht weiter in ihrem Leben zu haben.

„Können wir uns noch mal sehen? Ich würde euch gerne persönlich ‚Auf Wiedersehen‘ sagen.“

„Wann und wo?“

„Wenn ihr herkommen könntet. Ich hab da noch was gefunden, das ich euch geben möchte.“

„Alles klar, dann bis morgen“, verabschiedete sich Sam und legte auf.

„Adam möchte sich noch mal mit uns treffen“, informierte er seinen Bruder, während er sein Telefon wieder wegsteckte.

Dean gab ein unwilliges Knurren von sich.

„Mir wäre es lieber, wir …“ Er brach ab und verfiel wieder in Schweigen.

„Was ist los, Dean?“

„Nichts!“

„So wie du reagierst, ist es aber nicht nichts!“

„Es ist nichts, Sam. Mir geht es gut. Ich bin okay, okay?!?“ Wütend erhob er sich und verschwand im Bad.

Sam atmete tief durch. Er konnte sich denken, wo das Problem lag, ging es ihm doch auch nicht besser. Dean sah das Ganze mal wieder als seinen Fehler an und er hatte noch keinen Weg gefunden, diese Selbstvorwürfe und den daraus resultierenden Selbsthass seines Bruders wirksam zu bekämpfen.

Er holte sich seinen Laptop und begann mit der Suche. Wenn er Alistairs Behauptung widerlegen könnte, dann hätten sie eine neue Chance auf ein richtiges Leben und die würde er nutzen. Mit allen Mitteln.
 

Dean kam wieder aus dem Bad, warf einen kurzen Blick auf seinen Bruder und kroch dann ins Bett.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren. Es ist nur, ich ...“, unsicher brach er ab. Er wollte seine Ruhe und der vergebenen Chance nachtrauern. Wieso musste Adam gerade jetzt in ihrem Leben auftauchen? Wieso hatte John seine Finger nicht bei sich behalten können? Er hatte wie ein Wahnsinniger nach Moms Mörder gesucht und nebenbei andere Frauen gehabt? Nicht dass er etwas gegen eine schöne Nacht mit einer hübschen Frau hatte, aber doch nicht ohne Verhütung! Wie konnte John nur so unvernünftig sein!

„Es ist okay, Dean. Ich kann dich verstehen, aber er ist unser Bruder.“

„Ich weiß“, flüsterte Dean und drehte sich auf den Bauch. Ein Bruder. Gab es noch mehr da draußen? War Adam der Einzige?
 

Der nächste Morgen kam früh und war unerbittlich.

Dean fühlte sich wie gerädert als Sam ihn weckte und so konnte weder der Geruch nach Kaffee noch die auf dem Tisch stehenden Muffins ihn davon überzeugen, dass dieser Morgen der Beginn eines guten Tages werden würde. Schweigend ließ er sich am Tisch nieder.

Auch Sam hing seinen Gedanken nach. Er hatte bis weit nach Mitternacht nach der Bedeutung eines rechtschaffenen Mannes für die Hölle gesucht und noch nicht einmal den Schimmer einer Ahnung, wo er suchen sollte und noch weniger was diese Worte bedeuten könnten. Wozu brauchten die Dämonen sie beide? Denn scheinbar hatte deren Blut in seinen Adern auch eine Bedeutung.

„Wann treffen wir uns mit Adam?“, riss Dean ihn aus seinen Gedanken.

„Wenn wir hier fertig sind sollten wir aufbrechen.“

Dean nickte und goss sich noch eine Tasse Kaffee ein, nur um dann schweigend auf die fast schwarze Flüssigkeit zu starren. Er wusste nicht, ob er die Chance wirklich ergriffen hätte. Ob er wirklich ein normales Leben hätte führen wollen, aber um diese, wenn auch vielleicht nur theoretische Chance betrogen worden zu sein, schmerzte. Warum war Alistair überhaupt bei ihm gewesen? Warum hatte er ihm davon erzählen müssen?

Er fand keine Antwort. Und selbst dass er sich den einen Satz wie ein Mantra immer wieder vorbetete, brachte ihm keine Erleichterung.

Dämonen lügen!

„Wir sollten langsam los“, riss Sam ihn aus seinen Gedanken.

Er nickte, froh dieser unendlichen Spirale zumindest für eine Weile entkommen zu sein. Mit einem einzigen Schluck trank er seinen Kaffee aus und schüttelte sich. Kalter Kaffee war noch nie dass, was er lecker fand. Er verzog angewidert das Gesicht.

Schnell hatten sie ihre Taschen gepackt, das Zimmer noch einmal kontrolliert und ausgecheckt.
 

Schon bald standen sie vor der Tür von Beth Plummers Haus.

Mit Unbehagen blickte Dean darauf. Rosenbüsche vor der Tür. Eine Veranda mit Hollywoodschaukel und ein alter knochiger Baum, der auf dem Rasen stand. Er hatte schon so viele solcher Häuser gesehen und hinter den wenigsten hätte er leben wollen. War er vielleicht gar nicht für ein ruhiges Leben geschaffen?

Unwirsch schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken! Einen Blick auf seinen Bruder werfend, setzte er sich in Bewegung.
 

Adam schien auf sie gewartet haben. Noch bevor sie klingeln konnten, öffnete er die Tür.

„Hey“, grüßte Sam ruhig.

„Hey. Hallo Dean. Wie geht es dir?“, fragte der Milligan und musterte Dean, der noch immer blass und müde wirkte.

„Geht so“, antwortete der ältere Winchester rau. Er wollte nicht reden und er wollte nicht hier sein.

Adam überhörte Deans Unbehagen einfach. „Ich wollte euch noch einmal danken, dass ihr nach meiner Mom gesucht habt!“, begann er und starrte auf seine Hände.

„Tut uns leid, dass wir dir nicht besser helfen konnten“, erwiderte Sam. „Wie lange wirst du noch hier bei deiner Tante bleiben?“

„Bis zum Wochenende. Danach will ich zurück ans College. Tante Beth wird sich um die Wohnung kümmern und mich auf dem Laufenden halten, sollte sich hier etwas ergeben.“

„Das klingt gut. Sie scheint nett zu sein.“

„Wo wollt ihr jetzt hin?“

„Keine Ahnung. Wir haben noch kein Ziel.“ Wieder war es Sam, der antwortete. Dean schwieg und starrte blicklos in die Ferne. Plötzlich regte er sich.

„Ich warte im Wagen!“, sagte er und wollte gehen.

„Dean!“, hielt Adam ihn zurück.

Der ältere Winchester drehte sich wieder zu ihm.

„Könnt ihr bitte reinkommen? Ich wollte euch etwas geben“, erklärte „Es dauert auch nicht lange!“, setzte er noch hinzu. Diese Reaktion tat ihm weh. Er hatte immer noch gehofft, dass ihr Verhältnis wenigstens ein bisschen familiär sein könnte, doch scheinbar konnten die beiden nicht schnell genug von ihm weg kommen.

Er schloss die Tür hinter seinen Brüdern und ging an beiden vorbei zu dem Zimmer, in den er gerade wohnte.

Sam schaute sich um. Der Raum war freundlich eingerichtet, aber nichts ließ auf den Bewohner schließen. Ein typisches Gästezimmer eben. Sein Blick streifte Dean und er konnte sehen, wie der sich ein wenig entspannte. Er hatte wohl noch mehr Zeugnisse eines glücklichen Familienlebens befürchtet.

„Wollt ihr euch setzen? Ich kann euch Kaffee machen“, schlug Adam vor.

„Nein, danke. Sitzen können wir gleich noch genug und Kaffee? Wir haben grade erst gefrühstückt“, lehnte Dean heiser ab. Er wusste, dass er dem Jungen damit weh tat, doch er war noch nicht so weit, dem Auslöser seines seelischen Dilemmas unvoreingenommen gegenüber zu treten. Er wusste nicht mal, ob er es je können würde. Aber vielleicht musste er das ja auch nie. Sie konnten einen Bogen um diesen Ort machen und selbst wenn der Junge später woanders lebte, wie groß waren die Chancen sich erneut zu begegnen? Bei ihrem Glück wahrscheinlich exorbitant hoch. Innerlich grinste er bitter.

Adam nickte traurig. Er nahm eine volle Kiste vom Boden, stellte sie auf einen Stuhl und begann darin zu suchen.

„Ich hab es hier irgendwo“, sagte er und schob ein paar Bilderrahmen beiseite, die zu Deans Erleichterung mit der Rückseite nach oben lagen. Er wollte nicht sehen, was darauf war. Das Ganze hier schmerzte auch so schon mehr als er ertragen konnte.

„Habt ihr schon einen neuen Fall?“, wollte der Junge mit einem Blick auf Sam wissen.

„Nein. Wir haben noch nichts Neues“, antwortete Sam.

„Und warum bleibt ihr dann nicht hier?“

„Wir waren auf dem Weg nach El Paso, als dein Anruf kam“, erklärte der Winchester mit einem Blick zu Dean.
 

Adam hatte gefunden wonach er suchte, er schob seinen Arm etwas tiefer in den Karton und holte ein Buch mit einem abgegriffenen Ledereinband heraus, dass er an Dean weiterreichte.

„John hat es mir gegeben. Ich sollte es aufbewahren, bis er es wieder abholt. Aber das wird er jetzt ja wohl nicht, oder?“

„Ich … Danke“, sagte Dean noch immer heiser und blickte auf das Buch. Es sah aus wie Johns Tagebuch. Hatte der ein zweites geschrieben? Für wen? Was stand darin, was er nicht in das erste schreiben konnte?

Der Einband brannte in seinen Fingern. Am liebsten würde er es fallen lassen und flüchten, aber das war ja wohl keine Option. Er schob es in den Bund seiner Hose.

Der Milligan hatte den Karton inzwischen wieder angehoben und wollte ihn an seinen vorherigen Platz stellen.

Eines der Bilder, die jetzt unordentlich obendrauf lagen kam ins rutschen und fiel herunter.

Reflexartig griff Dean zu und fing es auf. Er hob es hoch und wollte es wieder auf den Karton legen. Dabei fiel sein Blick auf das Foto.

Er erstarrte. Sein Griff lockerte sich.

Dieses Mal war es Sam, der das Bild vor einem Absturz bewahrte. Er legte es zurück auf den Karton, nicht ohne jedoch auch einen Blick darauf zu werfen.

„Danke“, flüsterte Adam, dem es sichtlich peinlich war, dass Dean noch ein Foto seiner kleinen glücklichen Familie zu Gesicht bekommen hatte. Schnell stellte er den Karton weg, während Sam seinem großen Bruder die Hand wortlos auf den Arm legte.

Mit einem tiefen Atemzug erwachte der aus seiner Starre, drehte sich um und flüchtete.

Sam musste schlucken als er seinen Großen sah. Sein Gesicht hatte auch noch das letzte Bisschen Farbe verloren und seine Augen schimmerten feucht. War das nur wegen des Fotos? Das konnte er fast nicht glauben.

Auch Adam keuchte leise.

„Ist es so furchtbar für ihn, mich mit unserem Vater zu sehen?“ Er musste diese Frage einfach stellen.

„Ich glaube nicht, dass es an dir liegt. Du kannst für diese ganze Situation am wenigsten. Das hat er mir letztens noch gesagt.

Nein. Es liegt nicht an dir. Es liegt eher daran, was du verkörperst.“

„Und was ist das?“

„Ein Leben mit Dad in einer heilen Familie.“ Sam hob die Hand als der Junge protestieren wollte. „Wir wissen, dass Deine Familie nicht heil war. Aber für uns war sie es. Mehr als unsere. Im Verhältnis gesehen war John öfter bei dir als bei uns.

Wie oft hat er Dean gepredigt, kein Sex ohne Kondom, weil Kinder uns erpressbar machen.“ Sam atmete tief durch.

„Es tut weh, zu sehen, wie wenig wir ihm offenbar bedeutet haben und wie liebevoll er mit dir umgegangen ist.

Es liegt nicht an dir, dass Dean so reagiert. Er hat immer alles dafür gegeben unsere kleine Familie zusammenzuhalten. Erkennen zu müssen, dass es keine Rolle gespielt hat, was er dafür aufgab, weil John längst neues Familienglück gefunden hatte, zerreißt ihn regelrecht.

Dean ist harmoniesüchtig, auch wenn er es nie zugeben würde. Er liebt unsere Mom über alles und das auch noch nach so vielen Jahren. Er hat ihren Tod nie betrauern können, weil er immer funktionieren musste. John war damals mit der Situation und zwei kleinen Kindern vollkommen überfordert, also hat Dean versucht ihm alles abzunehmen, was er nur konnte. Und jetzt mit dir musste er erkennen, dass John all das nie gewürdigt hat, dass er es als gegeben hingenommen hat, ohne je darüber nachzudenken, ob oder was Dean aufgegeben hat.

Nein, Dean ist dir nicht böse, aber ich glaube inzwischen hasst er John.“

Der Milligan nickte traurig.

„Ich würde dir gerne auf Wiedersehen sagen, aber so wie es aussieht, wäre es wohl besser, wenn wir den Kontakt auf ein Minimum reduzieren. Ruf hin und wieder mal an. Und wenn dir der Sinn nach Familie steht, sag es ruhig. Wir versuchen zu kommen.“

„Dean …“

„Irgendwann beruhigt er sich und dann wird er auch mit dir kein Problem mehr haben.“

„Sollte er sich nicht besser noch ausruhen?“

„Das wäre für ihn noch schlimmer. So ist er weniger unleidlich und abends rechtschaffen müde“, grinste Sam breit.

„Wenn du es sagst.“

„Leb wohl!“, sagte er und zog den Jungen in eine herzliche Umarmung, die der nach einer kurzen Schrecksekunde genauso herzlich erwiderte.

„Leb wohl, Sam!“, verabschiedete er sich als sie sich wieder voneinander lösten.

Der Millgan schaute seinem Bruder hinterher wie der in den Impala einstieg und wie Dean den großen schwarzen Wagen vom Parkplatz lenkte und sich in den Verkehr einordnete. Wenige Sekunden später waren sie verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben.



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