Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 60: Alistairs Worte --------------------------- 60) Alsitairs Worte Zwei Tage lang bewachte Sam jede Regung seines großen Bruders, versorgte ihn mit jeder Menge Kalorien und war bestürzt und froh, dass Dean eigentlich nur zum Essen wach wurde. Er war froh, dass sein Bruder die meiste Zeit schlief, immerhin war er so am erträglichsten, und erholte sich wirklich. Aber er war auch bestürzt, dass Dean kaum eine Reaktion zeigte. Sein Bruder reagierte lediglich auf das Essen, was immerhin schon mehr war, als in den ersten Tagen hier, aber auch viel weniger als vor seiner Saufaktion. Er wünschte sich einfach nur noch, dass der endlich wieder zu Kräften kam und ihn nervte, weil er noch nicht aufstehen sollte und er sich mit dem Vormittagsprogramm im Fernsehen mehr als nur langweilte. Er brachte gerade wieder ein leeres Glas zur Spüle, so langsam mussten Bananaensmothies und Eis seinem Bruder doch zu den Ohren rauskommen, immerhin bestand jede Zwischenmalzeit daraus, als er einen Schatten hinter sich auftauchen sah. Sofort duckte er sich zur Seite und drehte sich um. Schnell richtete er sich wieder auf. „Hallo Anna“, grüßte er ruhig. „Mir gefällt nicht, was ich hier sehe!“, sagte sie anstelle eines Grußes. „Mir auch nicht!“ Irritiert musterte sie den Winchester. „Ich hätte mich nicht von dir umstimmen lassen dürfen und ihn weiterhin schlafen lassen sollen!“ „Er schläft, wie du siehst!“ Sam war sauer. Sie fragte nicht nach dem Warum. Sie war schon fast so unmenschlich wie dieser Castiel! „Ja, aber sein körperlicher Zustand ist schlimmer als vor drei Tagen!“ „Und wenn du ihn weiterhin in dem Zustand gefangen gehalten hättest, in dem er da war, wäre er jetzt wahrscheinlich tot. Die Träume hätten ihn umgebracht!“ „Wie können Träume töten?“ „Es sind Albträume, Anna und die können bei Dean, leider, heftige körperliche Reaktionen auslösen. Warum auch immer. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder du hättest seine Gefühle und Erinnerungen wieder eingefroren oder du musstest ihn wecken. So hat er sich zwar körperlich keinen Gefallen getan, aber er hat das verarbeiten können, was ihn quälte. Jetzt kann er wieder gesund werden.“ Sie musterte den jüngeren Winchester eindringlich, dann nickte sie. Er kannte seinen Bruder besser. Anna trat neben das Bett, drehte Dean auf den Rücken und ließ ihre Hände wieder über ihn gleiten. „Er wird noch eine Weile schlafen“, sagte sie als das Leuchten unter ihren Händen erloschen war. „Danach sollte er sich aber auch noch eine Weile schonen!“ „Danke!“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie wortlos verschwand. Sam kochte sich eine weitere Kanne Kaffee und setzte sich dann an den Tisch. Hier würde er bleiben, bis sich Dean endlich wieder regen würde! Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Nur weil ein Engel Dean geheilt hatte, ging er scheinbar davon auf, dass sein großer Bruder mit einem Schnippen wieder auf den Füßen stand. Er war doch sonst nicht so ungeduldig. Es dauerte noch bis zum späten Nachmittag, bis Dean sich endlich auf den Rücken drehte, die Augen rieb und herzhaft gähnte. Sich ausgiebig streckend, setzte er sich auf und blinzelte seinen kleinen Bruder an. „Hey?“, fragte Sam, bevor er ein Wort sagen konnte. „Hey“, antwortete er zögernd. „Wie geht es dir?“ „Komisch!“ „Was heißt das denn? Komisch gut oder komisch schlecht?“ „Ich hab keine Ahnung, Sammy. Ich fühle mich nur … Ich weiß nicht.“ „Woran kannst du dich denn erinnern?“ „Wenn ich das so genau wüsste. Ich glaube, ich hab mächtig Scheiße gebaut. Ich ...“ „Das kannst du laut sagen.“ Sam konnte Deans schlechtes Gewissen regelrecht sehen. „Es tut mir leid, ich …“ „Du hast in den letzten Tagen ziemlich viel durchgemacht. Ich will nicht sagen, dass ich es wirklich verstehen kann, aber ich habe gesehen, was es mit dir gemacht hat. Ich meine, ich weiß dass du nicht drüber reden willst und ich weiß nicht mal ob ich dir helfen könnte solltest du es doch wollen, aber ich bin für dich da, nur das du es weißt.“ Erwartungsvoll schaute er seinem Bruder ins Gesicht. Dean sah für einen Augenblick aus, als hätte er eine Zahnwurzelbehandlung vor sich, doch das hatte Sam erwartet. Er wusste wie ungern sein Bruder über seine Gefühle sprach. Trotzdem nuschelte der ein leises „Danke“ Zu wissen, dass sein kleiner Bruder für ihn da sein wollte, tat gerade jetzt unheimlich gut. „Soll ich uns was zu essen besorgen?“, wollte Sam wissen und die sich ausbreitende Stille zu vertreiben. „Solange es keine Bananen enthält!“ Der Jüngere lachte. Er stand auf und holte seine Jacke. „Kann ich dich alleine lassen oder plünderst du wieder sämtliche Alkoholika?“ Diese Spitze konnte er sich nicht verkneifen. „Hast du denn alle Vorräte aufgefüllt?“, konterte Dean und wackelte erwartungsvoll mit den Augenbrauen. Sam schluckte. „Erzählst du mir, was es mit diesem Alistair auf sich hat?“, fragte Sam nach dem Essen. Deans Kopf ruckte hoch. Eindringlich musterte er seinen kleinen Bruder. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er nichts von dem Dämon erzählt. Woher wusste Sam davon? Hatte er den Pakt doch geschlossen? „Was weißt du von Alistair?“, fragte er schärfer als gewollt. „Du hast dir so viel Mühe gegeben, um Anna diesen Namen zu nennen. Sie hat mir erklärt, dass Alistair ein Dämon ist und dass er sie in der Hölle wollte. Außerdem meinte sie, er wäre der Foltermeister in der Hölle. Jede Seele wird von ihm begutachtet. Entweder kümmert er sich darum oder er reicht sie an seine Untergebenen weiter, damit die sich an ihr erproben können. Sie sagte, dich würde er auf jeden Fall für sich beanspruchen.“ Eine ganze Weile starrte Dean in seine Tasse, als könnte er im Kaffeesatz eine Antwort auf alle Fragen finden. Sam schwieg. Er sah, wie sehr es in seinem Großen arbeitete. „Ich weiß nicht, was da unten in dem Keller wirklich passiert ist. Ich habe John gesehen, aber das kann ich wohl getrost als Halluzination bezeichnen.“ Sam schwieg gebannt. „Ich hab versucht mich zu wehren.“ Dean klang als hätte er versagt. „Du konntest dich nicht wehren. So wie die dich …“ „Ganz am Anfang.“ Ein kurzes Lächeln huschte über Deans Gesicht. „Da hatten sie mich noch nicht wie ein Fell zum Trocknen aufgespannt. Ich hab diese falsche Kate richtig schön erwischt.“ Wieder grinste er schief. „War leider nur ein kurzes Vergnügen. Als ich wieder zu mir gekommen bin, stand dieser Alistair vor mir. Er hat mir einen Deal angeboten. Ich könnte zehn Jahre haben. Er wollte mir sogar meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen.“ „Seit wann können Dämonen Menschen zurückbringen?“, überlegte Sam, denn er wusste genau, was Deans sehnlichster Wunsch war. Immerhin hatte vor Jahren schon ein Dschinn versucht ihn damit ruhig zu halten. „Er hat sich nicht weiter dazu geäußert. Wahrscheinlich hätte er mich da hängen lassen und mir das Ganze nur vorgegaukelt, wie auch immer. Aber das spielt keine Rolle. Was mich beschäftigt: Alistair hat weiße Augen. Er muss also auf einer Stufe mit Lilith gestanden haben.“ „Ich vermute, es sind die obersten Dämonen, die weiße Augen haben. Lilith war laut Legende der erste von Luzifer geschaffene Dämon. Sie ist eine der vier dämonengebährenden Frauen gewesen.“ Dean nickte gedankenverloren. „Er meinte, mit Liliths Tod wären seine Pläne nur etwas aufgeschoben worden. Und dann hat er noch gesagt, dass wir ideal wären. Brüder. Du mit Dämonenblut verseucht und ich noch immer ein rechtschaffener Mann. Was auch immer das heißen mag. Ich sehe mich nicht als rechtschaffen!“ Dean holte tief Luft. „Wozu brauchen sie in der Hölle einen rechtschaffenen Mann?“ „Ich habe keine Ahnung. Wieso ist es so wichtig, dass wir Brüder sind? Was wollen die von uns?“ „Ich dachte immer Azazel brauchte damals einen Menschen, der die Tore der Hölle öffnet, damit die Dämonen auf der Erde wüten können. Sollte da mehr dahinter stecken?“, überlegte Sam laut. „Ich weiß es nicht.“ „Vielleicht war es auch einfach nur dummes Gerede und Alistair wollte dich provozieren. Wenn er mit Lilith auf einer Stufe stand, dann hat er entweder eine Verbündete, Freundin oder Frau verloren oder sie waren Konkurrenten. Vielleicht haben sie sich sogar gehasst? Also wollte er sich mit dem Deal entweder an dir rächen oder aber, er wollte dich in die Finger kriegen, um den Menschen brechen zu können, der die große Lilith besiegt hat.“ „Aber warum hat er dann auf das „rechtschaffen“ hingewiesen?“ Dean unterdrückte ein Gähnen. „Ich werd mal das Internet durchsuchen und du solltest ins Bett.“ Dean nickte, stand aber noch nicht auf. Er war müde, ja, aber er wollte noch nicht schon wieder schlafen. Das hatte er in den letzten Tagen ja wohl zur Genüge. „Was hältst du davon, wenn wir uns ein Spiel anschauen?“, fragte Sam, der zwar viel lieber seine neuen Erkenntnisse überprüfen würde, aber nur zu deutlich spürte, dass Dean mit seinen Gedanken nicht alleine sein wollte. „Warum nicht?“, überlegte der ältere Winchester. „Ich will vorher noch mit Bobby reden.“ „Ja, mach das. Ich besorge uns Bier.“ Schnell hatte Sam sich seine Jacke gegriffen und war aus dem Zimmer verschwunden. Dean zog sein Handy hervor. „Hallo, Bobby“, sagte er, kaum dass er fertig gewählt hatte. „Wartest du auf einen Anruf?“ „Junge! Wie geht’s dir?“ Die Erleichterung darüber Deans Stimme zu hören, schwang überdeutlich in seinen Worten mit und trieb dem Winchester einen leichten rosa Schimmer auf die Wangen. Verlegen rieb er sich über das Gesicht. „Ganz gut, denke ich“, beantwortete er die Frage und versuchte dabei sachlich zu klingen. „Und wie geht es dir wirklich?“ Natürlich konnte er den alten Freund nicht täuschen. „Ich …“ „Du willst nicht drüber reden?“ „Ich bin wach und ich lebe“, antwortete er, ohne Zusammenhang zur Frage. Er brauchte noch Zeit, um das anzusprechen, was ihm auf der Seele lag und wechselte daher das Thema: „Wie geht es Jody?“ „Sie ist noch immer angeschlagen. Die Wunden heilen nicht so schnell wie sie es will. Der Tod ihres Mannes schmerzt und die Menschen hinterfragen ihre Entscheidungen. Sie sucht nach einer Wohnung, weil sie die Blicke und das Getuschel leid ist. Sie hasst es!“ Er holte tief Luft. Eigentlich wollte er mit Dean nicht darüber reden. Nicht jetzt zumindest. „Wollt ihr nicht erst mal herkommen?“, wechselte er das Thema. „Ich weiß es nicht. Wir haben noch keine weiteren Pläne. Sag ihr liebe Grüße von uns.“ „Mach ich, und Dean? Was liegt dir wirklich auf der Seele? Zögernd begann der Winchester von dem zu berichten, was Alistair zu ihm gesagt hatte. „Ich durchforste meine Bücher. Wenn es etwas gibt, werden wir es finden.“ „Danke!“ „Meldet euch hin und wieder, okay?“ „Ja, Bobby.“ Schnell klappte er das Handy zu und wieder einmal kam er nicht umhin sich zu wünschen, dass der alte Freund mehr wäre als nur das. Er wäre ein richtiger Vater für sie gewesen. Sam betrat gerade das Zimmer, als sein Bruder das Handy in der Hosentasche verstaute. „Hab mit Bobby gesprochen und ihm von Alistair erzählt.“ Der jüngere Winchester nickte. Bobby hatte andere Möglichkeiten als er, an diese Suche heranzugehen. „Ich hoffe nur, dass Lilith nicht nur ein Handlanger war. Nicht, dass da etwas viel Größeres dahinter steckt.“ „Du denkst, das Jahr war nur ein Aufschub und wir stehen weiterhin in der Schusslinie von Dämonen?“ „Ich habe keine Ahnung, Dean.“ Dean schluckte. Damit hatten sich wohl alle seine Träume und Wünsche zerschlagen. Sie konnten kein normales Leben führen, solange sie nicht wussten, worum es sich bei Alistrairs Äußerungen handelte. Sie mussten weiterhin auf der Hut sein. Wenigstens konnte er dieses Mistpack sehen. „Ich …“, begann er leise und wusste nicht mehr weiter. Er zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Auf Deans Gesicht konnte Sam für einen Augenblick sämtliche Gefühle von Wut bis Frustration lesen. Traurig holte er tief Luft. Jetzt brauchte er seinen Bruder nicht mehr nach einem normalen Leben fragen. Es war egal, ob die Aussage von Alistair etwas zu bedeuten hatte. Sie würden weiterhin von Ort zu Ort hetzen und das Übernatürliche bekämpfen. Der Traum, der noch vor Kurzem so greifbar war, war geplatzt. Mit aller Gewalt waren sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Er setzte sich neben seinen Bruder und reichte ihm eine Flasche, die Dean sofort öffnete und mit einem Zug leer trank. Auf dem Bildschirm lief ein Footballspiel. Doch keiner der beiden schaute wirklich zu. Sie hingen ihren Gedanken nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)