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Lost in Time

ShinichixRan
von

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Liar

Hallöchen ihr Lieben!
 

Ja ja wenn die gute Shelling sich schon vor dem Kapitel Meldet hat das selten gutes zu bedeuten *gg* Nu denn *räusper*

Erst mal vielen dank an Leira die sich durch dieses Lange Kapitel korrigiert hat! Und vielen Dank das ihr alle mich bisher begleitet habt! Vielen vielen Dank für all eure Kommentare !! *knuddelKekseverteil*
 

Nun also herzlich Willkommen zum letzten Kapitel!!!

Danach erwartet euch nur noch ein kleiner Epilog, in diesem Sinne viel Spaß *Sauerstoffzeltaufbau* und wenn ihr dann noch Worte findet wäre ich über ein kleines Kommi mehr als erfreut ^//////////^,
 

*sichdavonschleich*
 

Viel Spaß euch allen!

Eure Shelling <3
 


 

Rückblick-

Sie hatten keinen weiteren Versuch.

Es musste Funktionieren.

<Bitte…>

Er schloss die Augen und drückte.

Piep!

Falscher Pin Code

-Rückblick Ende
 


 


 

Liar
 


 

Er holte ein letztes Mal tief Luft, als sich die Aufzugtür mit einem zischenden Geräusch vor ihm öffnete und ihn in einen Flur voller Menschen entließ. Das rege Treiben der Leute blieb von seiner Anwesenheit unbeeinflusst, nur wenige schenkten ihnen für ein paar Minuten einen scheuen Blick, ehe sie wieder ihrer Wege gingen. Shinichi aber nahm die Personen um sich herum nur schemenhaft wahr, noch immer überlagerte das Foto von Ran seine Gedanken. Der Detektiv schluckte, spürte wie seine Kehle immer trockener wurde während er den Krankenhausgang überquerte.
 

Als ihr letzter Versuch, den Pincode des Handys zu lösen, gescheitert war, hatte sich Panik unter seine Haut gefressen und ein tiefes Loch in seine Seele gebrannt.

Das konnte nicht sein…

Sie konnten nicht an so etwas Einfachem scheitern.

Nicht jetzt, nicht so.

Schließlich war dies ihre einzige Chance, Matsumoto zu finden…
 

Doch dieser kleine Gedanke hatte ihn endlich verstehen lassen, er hatte die aufgebrachten Stimmen von Heiji und den anderen im Hintergrund überhört und erneut den kleinen Umschlag hervorgefischt, in dem Matsumoto das Handy aufbewahrt hatte.

„…vom Englischen Hof.“

<Natürlich…> Die Augen des Detektiven waren schmal geworden, während seine Finger über das Handydisplay geflogen waren, er hatte ein letztes Mal Luft geholt, ehe er den Puk letztendlich bestätigt hatte.

Shinichi zuckte kurz, als das Handy erneut einen Ton von sich gab. Die aufgebrachten Diskussionen waren augenblicklich verstummt, sodass sich alle fragend nach ihm umgesehen hatten. Es hatte nicht lange gedauert bis auch der letzte begriffen hatte, dass er es irgendwie geschafft hatte, Matsumotos Rätsel zu lösen.

Shinichi aber hatte die Stille um sich herum nicht wahrgenommen, er hatte auf das Display in seiner Hand gestarrt, das ihm eine Nachricht angezeigt hatte, nur eine einzige kleine Bewegung hatte ihn noch von der Wahrheit getrennt. Heiji hatte geschluckt, seinem Kollegen die Hand auf die Schulter gelegt und sah fragend zu ihm hinabgesehen.

„Kudo?“ Der jedoch hatte ihn nicht an gesehen, während er zu sprechen begonnen hatte.

„Das letzte Problem, Moriarty hat Watson einen Brief von der Pension zukommen lassen dem „Englischen Hof“ um ihn von Holmes weg zu locken, sodass Holmes und Moriarty am vierten Mai 1891 zusammen in den Reichenbachfällen verschwanden. Es war von Anfang an geplant, dass wir den Pin nicht finden, wir brauchten den Puk.

04051891, Sherlock Holmes‘ Todestag.“

Shinichi hatte geschluckt, gespürt, wie ein bitterer Geschmack seine Kehle hochstieg, während Heijis Druck auf seiner Schulter sich verstärkt hatte.
 

Eine beinahe betretene Stille war eingetreten, ehe die filigranen Finger des FBI Agenten auffordernd vor ihm erschienen waren. Shinichi aber hatte nur tief Luft geholt und den Kopf geschüttelt, bevor er die Nachricht geöffnet hatte.
 

Im ersten Augenblick hatte er nichts weiter als ihre Augen gesehen.

Ihr Blick, der ihm ängstlich begegnet war, während das zarte Blau einen nur allzu feuchten Glanz in sich geborgen hatten, hatte in ihnen eine Warnung gelegen, die ihn anflehte, auf keinen Fall auf Matsumotos Ruf zu hören.

Sie hatte Angst, hatte geweint und doch wollte sie ihn nicht bei sich haben.
 

<Ran.>
 

Ihr Blick allein hatte ihm den Atmen geraubt, sodass seine Augen nur langsam über den Rest ihres Bildes gewandert waren, das von dem kleinen Handydisplay eingerahmt worden war und seltsam unecht in dieser winzigen Dimension wirkte.

Shinichi hatte gespürt, wie sich sein Magen zusammenzog, als er erkannt hatte, dass man sie auf den Tisch gefesselt hatte, seine Augen hatten lange auf dem glänzenden OP-Besteck an ihrer Seite geruht, ehe sie zu der kurzen Botschaft gewandert waren, die Matsumoto ihnen hinterlassen hatte.
 

„OP 14b. Komm allein um ein leeres Haus zu verhindern.“
 


 

Und hier war er nun, nur noch ein paar Schritte von seinem Ziel entfernt, trotz Hattoris heftigem Protest und nach vielen Diskussionen und Planungen, hatten sie ihn gehen lassen, oder besser gesagt, Akai hatte ihn gehen lassen. Sie alle wussten, dass dies ihre einzige Chance war, dem Ganzen jetzt ein Ende zu setzen.
 

Allerdings hatte ihn der Agent natürlich nicht so einfach gehen lassen, nein, seine grünen Augen hatten sich in ihn gebohrt, während seine kühle Stimme leise an sein Ohr gedrungen war.

„Das ist deine letzte Chance…“

Shinichi schluckte und ignorierte den bitteren Geschmack auf seinen Lippen. Das Zimmer, das er suchte, befand sich im zehnten Stockwerk des Krankenhauses, ein alter OP, der kaum noch Verwendung fand.

Er schluckte, hielt sich ein weiteres Mal den Plan des Raumes vor Augen, neben dem OP selbst gab es einen kleinen Flur, der dem OP Team zum Waschen diente, während der andere Raum der an den OP angrenzte, mit einem Fahrstuhl verbunden war und den Patienten als Schleuse diente. Ein Not-OP, ohne weite Wege, heute jedoch veraltet und verkommen, nichts weiter als ein Abstellraum für unbrauchbares Zeug und Aufenthaltsort gelangweilter Studenten.
 

Genau der richtige Ort, um ungesehen seinen Plan durchführen zu können, wie auch immer der aussah.
 

Mit jedem Schritt, den er auf den Raum zumachte, mischte sich die Angst in seine Venen und drückte gegen seinen Verstand. Der dröhnende Ton seines eigenen rauschenden Blutes in seinen Ohren bescherte ihm nichts weiter als Kopfschmerzen und doch gelang es dem Detektiv, die Panik auszusperren.
 

Er durfte sich diese Gefühle jetzt nicht erlauben, er brauchte seinen Verstand – jetzt mehr denn je.
 

Shinichi atmete lange aus, seine Schritte stoppten vor der schweren OP-Tür, über der das Schild „OP 3“ schon längst erloschen war. Die Stelle an seinem Bein, wo sich die Fußschellen eingegraben hatten, brannte und pochte, doch das Adrenalin in seinem Körper machte ihn gegen den Schmerz immun. Das Bild von ihr, festgebunden auf dem kühlen Metalltisch, ließ unliebsame Erinnerungen in ihm aufkeimen, mischte sich mit ihren blauen Augen, die ihn durch die Kamera angefleht hatten, nicht zu kommen.
 

<Ran…>
 

Shinichi schloss die Augen, justierte den Transmitter in seinem Ohr ein letztes Mal, ehe er seiner Hand dabeizusah, wie sie den glänzenden Knauf drehte und die Tür öffnete.

Der Raum empfing ihn mit dämmrig kühlem Licht und dem stechenden Geruch von Desinfektionsmittel, das ihm in dem Moment, in dem er eintrat, in der Kehle brannte. Die blank polierten Aluminiumwaschtische spiegelten sein Bild und verzerrten es so lange, bis er sich selbst nicht wiedererkannte. Shinichi aber hielt sich nicht lange mit dem silbernen Geist auf, der ihm entgegensah. Er suchte und folgte der einzigen Lichtquelle im Raum zu dem kleinen Fenster, das von dem Waschraum aus den Blick in den OP frei gab.

Er spürte, wie ihm der Atem in der Kehle stockte und das Blut aus seinen Wangen floh, während sich das Bild des OPs für immer in seine Netzhaut brannte.
 

<Nein...>
 

Es auf dem kleinen Bildschirm des Handys zu sehen war das eine. Zu klein, zu verschwommen um genaueres zu erkennen, mit der vagen Hoffnung das es nicht das war, für was man es hielt.

Das sauber aufgereihte OP Besteck, das ihm im goldenen Glanz der Lampe hämisch anfunkelte, während es bedrohlich nah neben ihrem Körper lag, war etwas anderes. Die Gurte, mit denen sie auf dem Tisch fixiert war, schnitten ihr ins Fleisch, ihr Kopf ruhte auf der Seite, ihre Wange schmiegte sich an das Metall, das das Licht der Lampe spiegelte und dadurch wie eing See wirkte, in dessen ruhigem Gewässer nun ihre erste salzige Träne versank.
 

<Shinichi…>
 

Er beobachtete wie ihre Augen groß wurden, ihn anflehten zu gehen und nicht begreifen konnten, warum er überhaupt hier war.
 

<Geh! Er hat das alles hier geplant, bitte…> Sie schluckte, doch Shinichi rührte sich nicht vom Fleck.

<Bitte geh…>
 

Er aber blieb an ihrer Seite.

Shinichi spürte wie ihre Tränen ihm das Gefühl gaben, zu ersticken.
 

<Ran!>
 

„Herzlich willkommen, Shinichi Kudo.“
 

Shinichi zuckte unter Matsumotos voluminöser Stimme unwillkürlich zusammen, wandte den Blick unwillig von ihren Augen ab um sich dann dem breiten Grinsen des ehemaligen Hauptkommissars gegenüber zu finden. Die Gestalt des Bosses schien den kleinen OP völlig einzunehmen, während er Shinichi mit einer einladenden Geste begrüßte.
 

„Es freut mich zu sehen, dass du meiner Einladung gefolgt bist.“ Matsumotos Worte vibrierten, das Lächeln auf seinen Lippen war gefährlicher denn je.

„Ich hoffe, du hast nicht wirklich geglaubt, es wäre zu Ende?“ Shinichi schluckte, ballte die Hände zu Fäusten, die unter dem hohlen Lachen Matsumotos zu zittern begannen.

„Nichts da, mein Freund. Wir haben diesen Krieg gemeinsam begonnen und wir werden ihn gemeinsam beenden."
 

Die rostige Stimme des ehemaligen Oberhaupts der Polizei hallte an den Wänden wieder. Nicht viel zeugte mehr von dem durchdachten Mann, der die Organisation im Stillen aufgebaut hatte, übrig geblieben war jemand, dessen Lebenswerk er zerstört hatte.

Ein Mann, der nichts mehr besaß außer dem Wunsch nach Vergeltung.
 

Rans Augen zitterten hektisch zwischen dem Boss und Shinichi hin und her. Und während sie Matsumotos Aufregung unter ihrer eigenen Haut spüren konnte, schien Shinichi noch immer der Ruhepol dieses Szenarios zu sein, zumindest auf den ersten Blick. Denn die gespannten Muskeln um seinen Kiefer verrieten ihn, er schwieg so lange, bis seine Stimme endlich klar genug war, um dem Hauptkommissar zu begegnen.

„Wie sind Sie hier reingekommen?“

Ein feines Lächeln bildete sich unter dem graumelierten Schnurrbart des hünenhaften Mannes.

„Ich mag mein Gesicht in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen können, aber mein Einfluss reicht noch immer weiter als du, oder diese Maden vom FBI es euch jemals erträumen könnten. Auch wenn es einige meiner alten Mitarbeiter nicht mehr gibt, fällt es mir nicht schwer neue zu Rekrutieren.“ Shinichis Blick streifte unwillkürlich die kleine OP-Kamera, dessen rot blinkendes Licht ihm bestätigte, das Akais Plan, sich in den OP-Saal einzuhacken, funktioniert hatte. Denn wenn es stimmte, was Matsumoto sagte, mussten sie die Augen aufhalten.

Der ehemalige Hauptkommissar aber schien seinem Gedanken zu folgen und schüttelte verächtlich den Kopf.

„Nicht doch, Kudo. Ich brauche die Organisation für solche Dinge nicht. Oder wie, glaubst du, habe ich es so weit gebracht?“ Matsumoto machte eine Pause, ließ Shinichi damit die Möglichkeit zu antworten, doch der Detektiv zog es vor, zu schwiegen.

„Ich war schon immer gut darin, die Menschen zu manipulieren, um zu bekommen, was ich wollte.“ Ein gefährliches Lächeln ruhte auf seinen Lippen. Shinichi spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken aufstellten, als er beobachtete, wie Matsumotos Blick wissend über Ran glitt und ihren angsterfüllten Augen einen fürsorglichen, beinahe schon mitleidigen, Blick schenkte.
 

„Schließlich haben wir alle einen Preis.“
 

Der Atem in seiner Brust stockte, drohte ihm bei lebendigem Leib zu ersticken, während er seine Augen davon abhielt, zu ihr zu sehen. Dabei wussten alle in diesem Raum, das seine Bemühungen zwecklos waren, Matsumoto wusste längst, was, oder besser, wen er nutzen musste, um den Detektiv seiner hörig werden zu lassen. Matsumoto grinste und beobachtete mit Genugtuung den Effekt, den seine Worte in seinem Gegner auslösten.

„Dieser Preis ist es, was solche Organisationen wie diese erst möglich macht. Die Menschen sind bereit, unter gewissen Umständen alles zu tun.“ Matsumotos Stimme summte durch den Lautsprecher der Gegensprechanlage und hallte kalt und rau in dem kahlen Raum wieder.

„Hast nicht auch du dein Leben, all deine Vorstellungen von Moral und Wahrheit über den Haufen geschmissen und denen wehgetan, die du am meisten liebst, nur um sie zu schützen? Um an Informationen zu gelangen, die du benötigst, um dein Leben wieder zu bekommen?“

Er grinste, legte jedoch bewusst ein wenig Mitleid in seine Stimme, die schmierig unter seinem Bart hervor sickerte.

„Du hast alles dafür aufs Spiel gesetzt und hast nichts als Leid über alle um dich herum gebracht, ohne dabei auch nur das Geringste zu lernen. Und doch wirst du es wieder tun…“
 

<Was?>
 

Matsumotos beobachtete, wie die restliche Farbe aus den Wangen des Detektivs wich und genoss die nächsten Worte.

„Denn zufälligerweise bin ich in Besitz dessen, was dir auf dieser Welt am wichtigsten ist.“
 

<Nein!>
 

Shinichi spürte, wie sein Herz für eine Sekunde lang still stand. Die kalte Stimme des Bosses zusammen mit Rans ängstlichem Blick, warf für einen Moment alle Vernunft und alle Überlegungen über Bord und ließ seine Stimme durch unterdrückte Angst zittern.

„Lassen Sie Ran gehen… sie hat nichts mit Alldem zu tun.“

Ein Versuch.

Vergeblich, natürlich.

Die schmalen Lippen des Bosses verzogen sich zu einem schmutzigen Grinsen, während seine viel zu süße Stimme Shinichi in den Ohren kratzte.

„Bitte,...geh und hol sie dir!“
 

Shinichi schluckte trocken, machte einen Schritt auf die OP Tür zu ehe er mit skeptischem Blick davor inne hielt. Die schwere Tür war elektrisch verriegelt, ein breiter Knopf, den man auch mit der Elle betätigen konnte, gewährte dem OP-Team Einlass ohne die Hände zu benutzen. Matsumoto folgte dem unsicheren Blick des Detektivs, sein Lächeln wurde breiter als er bemerkte, wie sein Gegner vor der Tür ins Stocken geriet.

„Es liegt allein bei dir Kudo, nur du kannst es beenden…“

Shinichis Augen wurden schmal, erneut glitten seine Augen über die elektrische Verriegelung, sein Verstand brauchte nicht lange, um eins und eins zusammen zu zählen und ihn instinktiv einen Schritt zurück gehen lassen, ehe er Matsumoto mit festen Blick fixierte.

„Bomben.“

Matsumoto grinste nur.

„Genug, um jeden in diesem Gebäude direkt in die Hölle zu schicken.“
 

Shinichi aber schluckte, etwas in ihm hatte einen Schalter umgelegt und brachte die Ruhe in seine Glieder zurück. Wenigstens darauf waren sie vorbereitet gewesen, auch wenn ihm das dumpfe Gefühl in seiner Magengrube zuflüsterte, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte. Sein Blick flog über die OP-Kamera zurück zu Ran, die seinen Augen standhielt.

Hinter dem düsteren Schein aus Angst und Besorgnis erkannte sie das kleine, für ihn so typische Funkeln in seinem Blick.

Er hatte einen Plan.
 

Sie schluckte, bemerkte, dass der schwere Klos in ihrem Hals jedoch noch immer nicht rutschen wollte, als sie beobachten musste, wie seine Hand langsam sank, weg von der Tür, die sie voneinander trennte.
 

Sie konnte sehen, wie sich die schwarzen Schatten noch tiefer unter seine Augen gruben, während er versuchte, die Situation irgendwie zu retten, sie zu retten, während gleichzeitig all die Menschenleben in diesem Krankenhaus auf dem Spiel standen.

<Meinetwegen…>
 

Ihre Augen begannen zu brennen und sein ausgezehrtes Gesicht verschwand hinter einem wässrigen Schleier.

So lange hatte sie sich danach gesehnt ihn wieder zu sehen, ihn zu sehen.

<Shinichi>

Und jetzt…

Jetzt konnte sie seinen Anblick kaum ertragen, nach all dem was er durchgemacht und nach allem, was man ihm angetan hatte…

Nur wegen ihr.

<Es ist meine Schuld, dass man Ai damals gefunden hat, meine Schuld, dass du dich gestellt hast, meine Schuld, dass sie- das…>

Sie schluckte, wandte den Blick ab und hörte wie ihre Tränen schwer und laut auf dem OP Tisch aufschlugen.

<Ich bin Schuld an dem, was er dir angetan hat… wäre ich nicht gewesen, wäre das alles nie passiert.>

Ihr Blick fiel zu dem schmalen OP-Fenster, noch immer stand er scheinbar steif gefroren vor der Tür, während es hinter seinen Stirn arbeitete bei dem Versuch, sie zu retten.

<Wieso Shinichi? Wieso tust du dir das an?> Sie schluckte und spürte wie die Träne die ihre Wange hinunter rann in ihren Haaren verschwand.

<Du- all diese Menschen, die nun wegen mir in Gefahr sind. Bitte Shinichi…, ich bin es nicht wert…>
 

„Hör auf damit.“
 

Seine Stimme ließ sie zusammenzucken, Shinichis Blick ruhte noch immer auf Matsumotos Schultern, seine Worte aber waren eindeutig für sie bestimmt. Ran hatte nichts gesagt, ihn nicht einmal angesehen und doch schien er zu wissen, was in ihr vorging und er hatte nun ein für alle Mal genug davon.

<Es reicht.>

„Du kannst nichts dafür, Ran. Du kannst nichts dafür, dass Matsumoto entkommen konnte, du kannst nichts dafür, dass Ai damals diese Entscheidung getroffen hat, du kannst nichts dafür, dass das alles so passieren musste. Haibara- Ai wusste, was sie tat.“

Seine Zunge fühlte schwer und taub ab, nur langsam konnte er seinen Blick dazu bringen zu ihr zu wandern, ihr in die Augen zu sehen. In diese wunderschönen blauen Augen, die ihm, wie schon viel zu oft in seinem Leben, mit einem wässrigen Glanz entgegen schimmerten.
 

<Ran…>
 

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, Ameisen krochen unter seiner Haut, ganz so, als ob sich sein ganzer Körper dagegen werte, ihm Folge zu leisten.

Diesmal aber gab es kein zurück, jetzt nicht mehr…

„Du-“

Er schluckte, räusperte sich kurz nach diesem gekrächzten Wort. Shinichi spürte, wie Wärme seine Wangen eroberte und rot färbte. Ihr Blick aber lag noch immer auf ihm, ließ ihn nicht allein in diesem Moment und brachte die Glasscheibe, die ganze Distanz und selbst die Umgebung um sie herum zum Schmelzen, bis nichts mehr von alledem zu existieren schien.
 

Nichts mehr, außer ihr und ihm.
 

Sie verlor sich in seinem Blick und er in ihrem, während seine Worte über ihre Wangen strichen, sodass sie die Kälte des Raums vergaß.

„Du kannst nichts dafür, dass… das ich mich in dich verliebt habe.“

Er schluckte, bemerkte erst jetzt, dass ein vorsichtiges Lächeln seine Lippen zierte und sich in ihren Zügen wiederspiegelte.
 

„Du kannst nichts dafür, dass ich dich liebe, Ran.“
 

Vorbei.

Ein Herzschlag, länger hatte es nicht gedauert.

Mehr hatte es nicht benötigt, um ihre Welt für immer zu verändern.
 

<Shinichi…>
 

Ihr Herz flatterte, neue Tränen schlichen sich in ihre Augen, diesmal jedoch, ohne dass sie brannten.

Diesmal waren es gute Tränen.

Der Knebel spannte sich um ihren Mund, wie gerne hätte sie ihm jetzt geantwortet und sie seine Worte erwidert.

Er liebte sie…

Und noch viel wichtiger, er verzieh ihr, all die Dinge…
 

Er aber lächelte nur, ehe sein Blick den ihren erneut einfing.

„Und das ist ganz allein meine Schuld, Ran.“

Sein Grinsen wurde breiter, doch die leichte Röte auf seinen Wangen verriet ihn, auch dann noch, als er mit entschlossenem Blick den Kopf zu schütteln begann.

„Deswegen werde ich mich gewiss nicht schuldig fühlen und ich werde mich sicher nicht dafür entschuldigen.“

Shinichi holte Luft, sah ihr fest in die Augen und versuchte mit seiner Stimme den letzten Zweifel aus ihrer Seele zu waschen.

„Und das solltest du auch nicht tun, Ran.“
 

Sie sah, wie er schluckte, den Boden nach einer Erinnerung absuchte, die sie nicht kannte, ehe er sie erneut ansah. Schmerz verbarg sich in seinem Blick, doch auf seinen Lippen lag noch immer ein liebevolles Lächeln.

„Du hast jedem eine zweite Chance gegeben, Ran. Du hast die Menschen nie für das verurteilt, was sie waren oder getan haben, wieso also urteilst du so streng über dich selbst?“
 

Ran schluckte, spürte das Brennen in ihrem Herzen, welches sie die letzten Tage begleitet hatte.

Konnte sie das?

Sich selbst verzeihen?
 

Sein Blick grub sich unter ihre Haut, riss sie zurück aus den trüben Gefilden ihres von Schuld beladenen Gewissens und forderte ein, was ihm gehörte, schon immer ihm gehört hatte.
 

Rans Herz setzte für einen Moment lang aus.

Ihre Lippen blieben stumm, doch die röte auf ihren Wangen verriet ihm, dass ihr Blick reichte, um auszudrücken, was sie für ihn empfand. Sie liebte ihn.

Und dieses Gefühl war stärker als jede Schuld.
 

Sie konnte seine Nähe spüren, keine Mauer und kein Mensch schienen sie in diesem Augenblick zu trennen.

Zum ersten Mal seit langem, fühlte sie sich sicher.
 

„Wie rührend.“
 

Seine schneidende Stimmte schien die Mauern um sie herum wieder hochzuziehen, die Kälte kehrte unter ihre Haut zurück und sie beobachtete, wie Shinichis Blick erneut ernst wurde. Die Augen, mit denen er Matsumoto ansah, schienen die eines anderen zu sein.

Nichts mehr war von dem Mann übrig, der ihr hier, an diesem unmöglichen Ort, in dieser unmöglichen Situation, seine Liebe gestanden hatte.
 

Zurück blieb der Detektiv, dessen Blick nicht weniger berechnend war als der des Mörders an ihrer Seite. Er zuckte unter Matsumotos kühler Stimme nicht zusammen, schien vorbereitet zu sein, auf so gut wie alles, was ihm dieser Mann vielleicht entgegnen konnte.
 

Der jedoch hatte nur die vom Rauch vergilbten Zähne entblößt, schenkte ihm ein dreckiges Lächeln, ehe er tadelnd den Kopf schüttelte und Shinichi schon mit beinahe mitleidigem Blick begegnete.

„Wenigstens wissen wir nun, warum du all diese Menschen dem Tod überlassen wirst.“
 

<Wieso sollte ich?>
 

Diese Frage lag auf seiner Zungenspitze, doch die Lippen des Detektivs öffneten sich nicht, die Wunde auf seiner Wange aber brannte verräterisch und schien ihm vor den Hinterhalt zu warnen, in den Matsumotos Wortwahl ihn gedrängt hatte.

Der Boss spielte mit ihm und Shinichi war sich ziemlich sicher, dass die Regeln für ihn nicht gerade fair sein würden.
 

Tatsächlich wartete der ehemalige Hauptkommissar kurz, doch auch die ausbleibende Reaktion seines ehemaligen Gefangenen schien ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. Langsam trat er einen Schritt an die Tochter des Polizisten heran, genoss es, wie der Detektiv auf der anderen Seite der Scheibe zuckte.

„Also schön…“ Matsumotos Hand schwebte über dem filigranen Operationsbesteck an seiner Seite, ehe sie drohend über dem Skalpell zur Ruhe kam.

„Wir werden ja sehen wie weit du bereit bist, für sie zu gehen.“

Der Detektiv schluckte, spürte ihren Blick, der hilfeschund auf ihm lag, während sich in ihren blauen Augen das silberne Metall der scharfen Klinge spiegelte.
 

Doch auch nach all dem Planen all den Vorbereitungen und Gesprächen beherrschte im Moment nur ein einziges Wort die Gedanken von Shinichi Kudo.
 

„Nein…“
 


 

„Mausebein…“
 

Die heisere Stimme des Polzisten unterbrach als erstes die trostlose Stille dieses Augenblicks. Kogoros Augen hatten sich immer mehr geweitet, er wusste, dass seine Tochter in Gefahr war, dass der Boss der Organisation sie benutzte, um Shinichi in die Knie zu zwingen, aber das- darauf hatte ihn niemand vorbereitet.

<Ran.>

Die Miene des Vaters verdunkelte sich, er hatte mitten im Treiben innegehalten um vom Kontrollraum aus einen Blick auf die Lage werfen zu können, damit aber hatte er nicht gerechnet.

„Dieser verdammte Mistkerl…“
 

Doch noch bevor Mori wutentbrannt den Weg zu seiner Tochter suchen konnte, fand er sein Handgelenk in einem unbarmherzig eisernen Griff wieder. Die verzweifelten braunen Augen trafen den unterkühlten Blick des FBI Agents der ihn mahnend ansah.

„Wir müssen nach Plan vorgehen, Herr Mori.“

„Plan?“

Die Stimme des Polizisten war kaum mehr als ein Krächzten, mit einer wilden Geste riss er sich aus Akais Griff.

„Ich scheiß auf ihren Plan!“ Er deutete wild zu dem Bildschirm.

„Sieht das für sie so aus, als ob alles nach Plan laufen würde? NICHTS läuft so wie Sie es geplant hatten.“ Seine Blicke im Fernseher trafen die Shinichis, paarte sich mit seiner Angst und Sorge um Ran.
 

Akai folgte seinem Blick, schluckte, als er auf die von Angst erfüllten Augen der jungen Frau traf.

Er kannte diese Augen und ihren Blick nur zu gut. Und er hatte sich geschworen es nie wieder so weit kommen zu lassen.

Nie wieder.

Er schluckte, wandte den Blick ab.

<Ich vertraue dir, Kudo… besser du vermasselst es nicht wieder.>
 

Die Kiefer des FBI Agenten spannten sich, nur mühsam brachte er seine Lippen erneut dazu, ihm Folge zu leisten.

„Wir haben keine Wahl, Herr Mori. Unsere Aufgabe ist es, sich um die Bomben und um das Krankenhaus zu kümmern. Sonst haben weder ihre Tochter, noch er auch nur die geringste Chance.“

Er spürte, wie Kogoros Blick wiederwillig von dem Fernsehbildschirm wich, er wartete, so lange, bis der Polizist ihm in die Augen sah.

„Verstanden?“

Der Angesprochene schluckte, Akai konnte beobachten, wie sich sein Adamsapfel schwerfällig auf und ab bewegte, ehe seine zittrige Stimme ihm eine Antwort entgegen brachte.

„Verstanden…“

Der FBI Agent nickte nur, doch Mori schien noch immer am Boden fest gewachsen zu sein während seine Augen am Bildschirm klebten.
 

Auch sein Blick fiel zurück zu Kudo, der den Boss nun wieder fest ansah und die explosive Bedrohung um ihn herum zu vergessen schien.

<Den Rest muss er erledigen…>

Das Funkgerät an seinem Gürtel piepste, er schluckte und trat vor die Tür, beobachtete wie die Menschen um ihn herum panisch das Krankenhaus verließen, während die Polizei und die Männer vom FBI die Umgebung nach Bomben absuchten.

Die Verordnung des Gebäudes schlicht weg ignorierend zündete er sich eine Zigarette an, ehe er dem lästigen piepsen des Funkgerätes nachgab.

„Ja?“

Nach kurzem Rauschen und Flimmern polterte die mit starkem Dialekt behaftete Antwort des Osakaner Kommissars auf ihn ein.

„Das Erdgeschoss is sauber, wir konnten noch drei weitere Bomben sichern. Im ersten Stock sind auch schon die ersten aufgetaucht, wie vermutet, nahe oder in den OPs.“
 

Hattori wurde von dem unruhigen Rauschen des Funkgeräts unterbrochen, seine Worte schienen ins Flimmern zu geraten.

„Mit der Verlegung der Leute schaut´s nich‘ so einfach aus, weder genügend Platz noch Zeit. Was denkense, wie lang wird er-…“

Doch die kühle Stimme Akais blockte die unerwünschte Frage ab, auf die er weder eine Antwort hatte, jedenfalls keine, die er geben wollte.

„Wurde im Anbau schon etwas gefunden? Irgendeine Spur?“

Es langes Rauschen war das Einzige, was er für einen Moment als Antwort erhielt, vermutlich weil der Kommissar selbst erst Erkundungen darüber einholen musste, seine Stimme klang rau als hätte er sich heiser gebrüllt, als er endlich antwortete.

„Nichts bisher, keine OPs, nur Zimmer und die frei bis jetzt - sollen wir-…“

„Ja, schaffen Sie die Leute nach unten in den gesicherten Bereich und dann so viele wie möglich ins Nebengebäude.“

„Verstanden.“

Doch die rauschende Stille des Kanals blieb aus, stattdessen meldete sich Hattori erneut.

„Gibt´s schon was Neues von Megure?“

Die Lippen des Agents wurden schmal, noch zu frisch war die Erinnerung an das Gesicht des Hauptkommissars, während er beobachten musste, wie sein ehemaliger Chef Ran gefangen hielt.

„Seine Leute sind dabei, die Menschen aus den oberen Stockwerken rauszuschaffen.“ Der Osakaner nickte, achtete nicht darauf, dass Akai ihn nicht sehen konnte, seine nächste Frage aber ging durch ihren rauen Ton beinahe unter.

„Was is mit Kudo?“
 

Der FBI Agent aber antwortete nicht sofort, sein berechnender Blick fiel erneut zu dem kleinen Bildschirm, ehe er dem Kommissar mit trockener Stimme antwortete.
 

„Wir müssen uns beeilen…“
 


 


 

„Der erste, zweite und dritte Stock sind clean. Bombe Nummer 13 im vierten Stock gesichert.“
 

Megures heisere Stimme kratzte in seinen Ohren, sie hatten sein Inear in die Funkverbindung mit eingeschaltet, damit er mitbekam, was unter seinen Füßen vor sich ging.

Doch in diesem Moment hatte er wenig für die hektische Stimme in seinem Ohr übrig. Ihre blauen Augen spiegelten sich in der silbernen Skalpellklinge, während Matsumotos Lächeln bedrohlich über ihr schwebte.

Ohne es zu bemerken, formten seine Lippen ihren Namen.
 

„Ran.“
 

Die aber schluckte nur, ignorierte die letzten Tränen die über ihre Wangen glitten und versuchte ein Lächeln, auch wenn er es unter dem Knebel nur schwer erkannte.
 

Sie hatte die Angst so gut wie nur möglich aus ihrem Blick verbannt, sah ihn an, sodass nur ein Wort den Ausdruck in ihren Augen beschreiben konnte…
 

Vertrauen.
 

Doch noch etwas anderes war in den tiefen blauen Augen zu lesen, etwas das ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte und ihm den Atem in der Brust stocken ließ.

Ihr Mut.

Mut, nicht nur für ihn, sondern auch für all die Menschen, die wegen ihnen in Gefahr waren, die an ihrem Leben hingen wie an einem seidenen Faden.

Sie würde mutig sein, für sie, für ihn.

Mutig und voller Hoffnung, wie nur Ran es sein konnte…
 

Und doch war es eben jene Hoffnung, die das Blut in seinen Adern zu Eis gefrieren ließ. Es war diese von ihm verfluchten und gleichzeitig geliebten Eigenschaften, die sie immer wieder in diese Lage brachten, die ihr mehr wehtat als er es jemals könnte.

Die Bereitschaft sich für andere zu opfern, zu dulden, was auch immer man ihr entgegen brachte, nur um darauf zu warten, zu hoffen, dass es einen Sinn hatte, dass es endete, irgendwann…
 

<Nein…>
 

Mag sein das Ran es ertragen konnte, er aber war sich nicht so sicher. Weder ob er es konnte… oder wollte.
 

Matsumoto aber ließ ihnen keine Wahl.

Dennoch ließ es sich der ehemalige Hauptkommissar natürlich nicht nehmen, ein wenig Öl ins Feuer zu gießen.

„Was ist, Kudo? Fällt dir diese Entscheidung etwa so leicht? Willst du nicht wenigstens versuchen, deine kleine Freundin zu retten?“
 

Shinichi schluckte, sein Blick wich von Ran zurück in die dunklen kleinen Augen des ehemaligen Hauptkommissars.

„Wenn´s nach ihnen geht spielt es doch sowieso keine Rolle, tot sind wir am Schluss so oder so, ganz egal wie ich mich entscheide. Oder wollen sie mir etwa weismachen, dass uns die Explosionen hier oben nicht erreichen?“

Der Boss der schwarzen Organisation lachte hohl, brachte das Skalpell langsam näher an Rans Kehle.

„Wir beide wissen doch dass es nicht darum geht.“ Er lächelte.

„Vermutlich sind deine Kollegen vom FBI und deine Freunde von der Polizei in diesem Moment dabei meine geliebten Bomben zu Entschärfen und die Leute aus dem Gebäude raus zu holen, aber so etwas dauert ja bekanntlich seine Zeit…“
 

Die süßlichen Worte des Bosses verkrampften seine Muskeln, jede Sehne seines Körpers war in diesem Moment bis zum Zerreißen gespannt und doch bewegte er sich nicht von der Stelle, duldete weiter Matsumotos höhnische Stimme, die sich ihm unter die Haut brannte.

„Zeit und Schmerzen die du dir und deiner Süßen, vor eurem Ende sparen könntest, wenn du bereit bist das Leben dieser Menschen mit euch in den Tod tu nehmen.“

Shinichi aber blieb stumm, sein Blick kreuzte den von Ran, sodass die junge Frau die Reue in seinen Zügen erkennen konnte. Matsumotos Lächeln aber verschwand in diesem Augenblick, seine Stimme wurde trocken und kratzte in seinen Ohren.

„Schön… wie du willst.“
 

Die Augen des Detektivs lagen gebannt auf dem glänzenden Messer in Matsumotos Hand, folgten seinem Weg über Rans Haut, während der Boss der schwarzen Organisation mit Genuss beobachtete, wie der erste Schweißtropfen über das blasse Gesicht des Detektiven rollte.

„Hier vielleicht…“

Ran schluckte, schloss die Augen als sie das kalte Metall an ihrer Haut spürte.

„Ran.“ Matsumoto streifte den Blick des Detektivs, voller Angst und doch versuchte er, ihre Zuversicht zu schenken, während sie ihn ebenso ansah, mit Augen voller Hoffnung und Liebe…

Ein grausames Lächeln grub sich in die Züge des Bosses, beinahe mitleidig betrachtete er das tragische Liebespaar.

"Du scheinst es noch immer nicht zu verstehen..." Das Bedauern in der Stimme des Bosses ließ Shinichi aufsehen.

"Was?"

Matsumoto aber lachte nur, schüttelte theatralisch den Kopf, die Süße in seiner Stimme aber verriet ihn, zeigte was für ein Genuss es für ihn war, Kudo auf seinen Fehler in seiner kleinen Ansprache von vorhin hin zu weisen.

"Eure Liebe ist es, die all dieses Leid erst provoziert hat. Sie ist der Grund dafür, dass du sie damals schon belogen hast..." Sein Blick glitt über Ran, während er langsam das Messer an ihrer Kehle hinab führte, während seine Stimme einen höhnischen Unterton bekam.

"Hab ich nicht Recht, Conan?" Er sah wie der Detektiv hinter dem Glas zuckte, während er krampfhaft versuchte, seinem Blick standzuhalten und ich nicht von Skalpell ablenken zu lassen, das gefährlich nah an ihrer Silhouette entlang glitt.

"Hättest du ihr damals die Wahrheit gesagt, wäre das alles nicht passiert. Aber du hast dich dafür entschieden sie anzulügen, sie und die ganze Welt." Das Funkeln in den Augen des Bosses schnürte Shinichi die Kehle zu, sein Blick traf den von Ran, sodass sich seine Angst in ihren Augen spiegelte.

"Du bist keinen Deut besser als die Mörder, die du verurteilst und genau das werde ich den Menschen dort draußen beweisen, selbst jemand wie du ist bereit, diesen dunklen Pfad weiter zu gehen und über Leben und Tod zu entscheiden. Man braucht nur die richtigen Argumente dafür..."
 

„Niemals…“
 

Doch der heisere Schwur blieb fast in seiner Kehle stecken, als Matsumoto die Klinge ungeachtet wieder in Bewegung brachte. Das Skalpell, welches zuletzt an Rans Hüfte Halt gemacht hatte, wanderte nun wieder an ihrem Körper hoch, sodass das scharfe Metall auch wieder in ihr Sichtfeld geriet und sie sich zwingen musste, weiter zu atmen als die Klinge in ihren Augen aufblitzte. Ihr Körper zitterte, als sie die Finger des ehemaligen Hauptkommissars auf ihrer Haut spürte, während er ihren Blusenärmel von ihrem gefesselten Handgelenk aus hoch zog und damit ihren Unterarm freilegte.

„Wirklich schade Kudo… das du so ein zartes Geschöpf zwischen uns stehen muss.“

Matsumotos Finger strichen über diese blasse und empfindliche Stelle, zogen kleine Kreise und brachten damit die Nasenflügel von Shinichi Kudo zum Beben.

Ran hörte sein hektisches Atmen, zwang sich, die Augen zu öffnen und versuchte Shinichis Blick auf sich zu lenken.

<Shinichi…, hör nicht auf ihn.>

Sie spürte Matsumotos heißen Atmen auf ihrer Wange, konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.

<Bitte…>

Doch auch ihr Blick konnte nicht verhindern, dass Panik mit tausend heißen Nadeln ein Ballett auf seiner Haut aufführte.

Sie sollte nicht hier sein.

Sie sollte ihn jetzt nicht so ansehen…

<Ran.>

In dem Augenblick als ihm ein blasses Lächeln unter dem Knebel schenken wollte wurden ihre Gesichtszüge steif.

Sekunden wurden zu Stunden, als er beobachten musste, wie sich ihre Augen weiteten, während sich ihre Pupillen zusammen zogen und dem Schrecken in ihrem Blick kaum mehr Platz ließ, ehe sich ihre blauen Augen mit Schmerz füllten.
 

Ein unterdrückter Schrei drang aus ihrer Kehle, sie wandte sich in ihren Fesseln, schloss die Augen und sperrte ihn so von diesem Moment ihrer Wirklichkeit aus.
 

„RAN!“
 

Der stechende Schmerz trieb einen Keil zwischen sie.
 

Ihr Blut hinterließ einen schmutzigen roten Pfad auf ihrer Haut und ließ den Schnitt unter seinem rostigen Gewand verschwinden.

Matsumotos Blick aber lag nur kurz auf dem Detektiven, schwenkte dann in fast schon verliebter Manier erneut zu dem Messer in seiner Hand, das mit einem mal die Farbe gewechselt hatte.

„Es wird Zeit, deiner Freundin endlich die Wahrheit unter die Haut zu brennen, die Wahrheit darüber, was du bist. Was die Organisation aus dem ehemaligen Detektiven Shinichi Kudo gemacht hat.

Einen Lügner, nichts weiter.“
 

Rans Augen weiteten sich, die blutige Schlucht auf ihrem Arm sah mit einem mal weit weniger willkürlich aus, fügte sich vor ihren inneren Auge mit anderen noch nicht ausgeführten Schnitten zu einem sauberen Schriftzeichen zusammen.

<Bitte nicht…>

Shinichi aber sah ihr starr entgegen. Ihr Blick wanderte zu ihm, doch der war in diesem Moment unfähig, sie anzusehen.

Sie schluckte, kniff die Augen zusammen uns spürte, wie sich erneut heiße Tränen einen weg über ihre Wange suchten.

Der Boss der schwarzen Organisation hatte einen Weg gefunden, Shinichi Schmerzen zuzufügen, auch ohne ihn zu berühren.

Sie selbst wurde zu dem Messer, das Matsumoto Shinichi in die Brust rammte und egal was sie auch tun würde, sie würde es niemals schaffen sich seiner Gewalt zu entziehen.

Der Boss der schwarzen Organisation formte aus ihr seinen Schmerz.
 

Und diesmal war Ran wirklich da.

Keine Lüge, kein Phantasiegebilde seines Verstandes sondern Ran…

Shinichi konnte ihr nicht in die Augen sehen, konnte den Blick nicht von ihrem Blut abwenden, das wie flüssiger Samt aus ihr hinaus sickerte. Wie ein Strich, den man auf einem zarten Stück Papier gemacht hatte und dessen Tinte verlief und das Blatt in ihrer blutroten Farbe tränkte.

Er konnte nichts tun, als Matsumoto beinahe fürsorglich mit einem Tupfer über die Wunde fuhr um sein Kunstwerk zu betrachten, um Maß zu nehmen für den nächsten Schnitt.

Er konnte nichts tun, als das erhoffte Signal in seinen Ohren ausblieb.
 

Erst der nächste Schnitt riss ihn zurück in die Wirklichkeit.
 

„Ran!“
 

Matsumoto aber lachte nur, als die Fäuste des Detektivs gegen die Glasscheibe donnerten, genüsslich beobachtete er, wie ihr Blut sich seinen Weg von dem Tisch hinab suchte, ein kleines Rinnsal voller Leben, das doch nutzlos wurde in dem Augenblick, als es ihren Körper verließ.
 

Der Atem der jungen Frau war flach geworden, sie hatte Panik, auch wenn sie es vielleicht nicht zeigen wollte. Ein gefährliches Grinsen bohrte sich in sein Fleisch und die Narbe über seinem Auge zuckte aus Wohlgefallen an dieser Szene, als er erneut zu dem Detektiv aufschaute.

„Was ist, Kudo?“

Er lachte höhnisch, als er bemerkte wie sich die Nasenflügel des Detektivs hektisch auf und ab bewegten, seine Stimme aber war die eines Süßwarenhändlers, der einem kleinen Kind einen Lolly anbot.

„Willst du es dir vielleicht noch einmal überlegen? Du kannst es jederzeit beenden, sie erlösen… ein paar Menschen mehr oder weniger auf dieser Welt, was machst das schon?“
 

In Shinichis Verstand brüllte dem Boss eine Antwort entgegen, doch seine zitternde Lunge ließ ihn keinen Ton raus bringen. Das Pochen in seinen Fäusten von dem Schlag gegen die Scheibe paarte sich mit seinem Herzschlag und schienen seinen ganzen Körper dem Takt dieser grausamen Symphonie zu unterjochen.

Sein verzweifelter Blick fing den ihren auf, sie wartete darauf, dass er irgendetwas tat, dass er sie befreite, von diesem Schmerz erlöste und es riss ihn in Stücke, dass er es nicht konnte…
 

Ran aber schluckte nur, schloss die Augen und versuchte, ihren zittrigen Atmen zu beruhigen. Die frische Wunde an ihrem Arm brannte, sie spürte, wie ihr Blut vor jedem neuen Stoß ihres Herzens floh und dabei das unfertige Schriftzeichen mit neuer Tinte füllte.

<Shinichi!>

Panik flammte von neuen in ihr auf, mischte sich mit dem Schmerz. Doch er sah sie nicht an, fixierte einen unsichtbaren Punkt auf den Boden, ganz so als würde er auf irgendetwas warten…

Sie schluckte, spürte, wie sich die unsichtbare Schlinge um ihren Hals durch diese Bewegung nur noch weiter zuzog und neue Tränen in ihre Augen trieben.

<Was immer du vorhast, Shinichi… bitte, bitte beeil dich!>
 

Matsumoto aber richtete sich erneut zu voller Größe auf, hatte kein Interesse an dem Blut, das den OP-Tisch langsam rot färbte, während seine grauen Augen herablassend auf Shinichis Schultern lasteten. Ein Hauch von Enttäuschung schien von seiner kalten Stimme mitgerissen worden zu sein.
 

„Schön, wenn es das ist, was du willst…“
 

Doch erst Rans kurzes Wimmern brachte Shinichi dazu, den Blick wieder auf die Szene vor sich zu richten. Er wusste, er hatte keine Wahl, er wusste er musste es dulden, sie diese Schmerzen ertragen zu lassen - wenn nicht, wäre ohnehin alles umsonst gewesen.
 

In dem Moment aber, in dem die Klinge erneut Rans Haut durchbrach, war es mit seiner Ruhe vorbei.

Er musste einen anderen Weg finden, Matsumoto auf zu halten.

Ein kurzer Anlauf reichte und seine Schulter donnerte gegen das Glas, doch das ohrenbetäubende Knacken kam von seinem Körper und nicht von der Schreibe, die durch den Aufprall nur ins Schwingen geraten war, und dabei eine höhnische Melodie summte. Hätte sein Verstand in diesen Minuten besser funktioniert hätte er ihm verraten das es Sinnlos war, schließlich war dies auch der Grund warum er Akais Waffe abgelehnt hatte, die Schreibe war Kugelsicher.
 

Der Hauptkommissar schaute ungerührt von seiner Arbeit auf, schüttelte tadelnd den Kopf, während er das Blut von Rans Arm tupfte, um besser sehen zu können, wo er den nächsten Schnitt machen musste, schließlich wollte er saubere Arbeit leisten.
 

„Sieh es ein Kudo, du kannst sie nicht retten, nicht vor mir, aber erst recht nicht vor dir selbst.“

<Was?>

Doch Matsumoto redete weiter, seine Stimme wirkte sanft und ruhig in diesem Chaos aus Schmerz und Wut.

„Du bist genauso feige wie der Rest der Menschheit. Schließlich könntest du ihr diesen Schmerz ersparen.“

Er zuckte zusammen, spürte wie das rauschende Blut in seinen Ohren Matsumotos Stimme verzerrte, während ein kleiner Teil in ihm wusste, dass der Boss der schwarzen Organisation die Wahrheit sagte.

„Wieso? Wieso das alles?“

Rans verschwommener Blick wanderte zu Shinichi und auch Matsumoto sah von seiner Arbeit auf, hin zu dem gebrochenen Detektiv der sich noch immer seine pochende Schulter hielt, ehe er fragend den Blick hob, um dem seinen nicht weniger hart zu begegnen.

„Sie hätten verschwinden können, untertauchen können und weiterleben. Stattdessen das hier? Wieso?“ Shinichi wartete auf eine Antwort, Matsumoto aber zuckte nur mit den Schultern.

„Nicht alle Menschen sind für ein solches Leben geschaffen…, nicht jeder kann vor seinem Leben davonlaufen.“ Das grausame Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück.

„Ich bin hier, um zu beenden was ich begonnen habe…

Und du selbst hast mir diese Gelegenheit gegeben, Kudo. Ich wusste, dass ich nicht an deine kleine Freundin, nicht an dich ran kommen würde, solange ihr beide zusammen seid. Zum Glück aber hast du ihr damals in meinem Labor wenigstens einmal die Wahrheit gesagt.“ Er beobachtete mit Genugtuung wie sich die Augen des Detektivs weiteten, während er die dunklen Erinnerungen ein weiteres Mal vor sich sah.

Erst Matsumotos Lachen holte ihn in die Realität zurück, in der er zusehen musste, wie der Boss der Organisation Ran sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

„Das Schöne an eurer Liebe ist, dass sie so wunderbar berechnend ist, ich wusste sie würde gehen, dich verlassen weil sie glaubte, du wärst ohne sie besser dran.“

Er lächelte, sah erneut zu dem Detektiv auf.

„Na. klingelt es da nicht bei dir?“

Shinichi aber schluckte nur, presste die Lippen fest aufeinander, er hatte kein Interesse mehr daran, Matsumotos Spielchen zu spielen. Der aber rümpfte nur die Nase, begutachtete abschätzig das Skalpell, das in seiner großen Hand nur noch kleiner wirkte. Er bewunderte es, wie solch kleine Dinge in der Lage waren einen derartigen Schaden anzurichten.

„Die Öffentlichkeit mag glauben, sie hätte uns besiegt, doch selbst wenn die Organisation selbst nicht mehr existiert, so wirst du mir helfen, zu beweisen, dass sie falsch liegen.“ Shinichi spürte Matsumotos Worte ihm wie Eis unter die Haut stachen. Aber das war egal. Er brauchte Zeit und solange der Boss der schwarzen Organisation sich mit ihm beschäftigte, war Ran in Sicherheit. Das grausame Lachen des ehemaligen Hauptkommissars aber ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

„Du glaubst vielleicht, du könntest etwas ändern, aber die Menschheit lässt sich nicht ändern, Kudo. Du hast sie gesehen, Morde und Mörder. Jeder von ihnen hatte ein Grund für sein Verbrechen. Und diese Gründe werden solche Organisationen wie die meine immer zu nutzen wissen. Wir sind das dunkle pochende Herz der Menschen, eines jeden einzelnen. Und die Leute wissen das auch und doch ziehen sie es vor, die Augen davor zu verschließen, sich selbst zu belügen und diese Dinge zu ignorieren um ihr Leben nicht noch mehr zu belasten.“

Er sah zu, wie die Erkenntnis in den Detektiv eindrang, das Licht in seinen Augen langsam auffraß, während er seinen Monolog mit bitterer Stimme beendete.

„Die Menschen wollen die Realität nicht sehen.“
 

Shinichi spürte, wie sich sein Mund öffnete und doch kam kein Ton aus seiner Kehle, er hätte alles gegeben, um dem Boss der schwarzen Organisation in diesem Moment wiedersprechen zu können,… und doch blieb er stumm.

Matsumotos Grinsen aber verbeiterte sich, als er zusah wie sich die Hände des Detektivs zu nutzlosen Fäusten ballten, während er es genoss, seine Worte in den Geist seines Feindes mit präziser Genauigkeit einzuhämmern.

„Du glaubst, du könntest das ändern? Leuten wie mir Einhalt gebieten? Niemals, denn du solltest besser wissen als jeder andere, dass jeder einen Preis hat, um die Dunkelheit der Wirklichkeit zu verschleiern, sei es vor anderen oder sich selbst.“
 

Shinichi aber schluckte nur, wandte den Blick ab.

Er hatte genug davon.

Hielt er ihn wirklich für so naiv?

Glaube er nicht, dass ein Detektiv wie er längst wusste, was in der Welt da draußen vor sich ging und dass ihn eben jeder Gedanke manchmal wahnsinnig machte.

Doch es gab etwas, das ihm immer wieder seine Kraft zurückgab, jemandem der ihm seinen Glauben an die Menschheit immer wieder zurück brachte, zusammen mit dem Glauben an sich selbst.

<Ran…>
 

Sein Blick wanderte von ihrem blutenden Handgelenk zurück zu ihren Augen, doch der trübe Glanz mit dem ihr Blick verschleiert war, war plötzlich ein ganz anderer.

<Bitte nicht…>

Er spürte wie seine eigenen Augen zu brennen begannen, als er beobachtete wie ihre Lieder flatterten, es kostete sie immer mehr Kraft ihn an zu sehen.
 

<Shinichi.>
 

Matsumotos Stimme schwappte über sie hinweg.

„Euer Kampf ist sinnlos und du selbst wirst es den Leuten dort drausen beweisen.“

Er wog das Messer in seiner Hand, sah sofort das die Bewegung den Blick des Detektiv wieder gefangen hatte, dessen Schultern sich erneut strafften als er beobachtete wie er erneut das Blut von ihrem Arm wischte und sie durch die Berührung zusammen zucken ließ.
 

„Deine Bemühungen sind vergebens, Kudo…“
 

Seine Stimme war ruhig, fast zu leise um an Shinichis Ohren zu gelangen, doch der ehemalige Hauptkommissar wusste, dass er ihn hören konnte, dass er ganz genau wusste, wovon er sprach und es doch ganz offenbar nicht einsehen wollte.

„Kannst du das nicht verstehen?“

Er setzte die Klinge an noch bevor Shinichi ihm antworten konnte.

„NEIN!“

Zu spät.

Das erste der drei Kanji-Zeichen für Lügner hatte sich für immer in ihre Haut eigegraben, das solang es seine beiden Begleiter noch nicht vollendeten schon alleine eine Bedeutung hatte.
 

Lüge.
 

Das japanische Schriftzeichen war unter dem samtigen Umhang aus Blut kaum zu erkennen.

„Nein, RAN!“

Die roten Spuren auf ihrem Arm raubten ihm den Verstand.

Verzweifelt startete er einen weiteren Versuch, sich mit der Scheibe anzulegen.

Vergeblich.

Er unterdrückte einen heiseren Schrei, spürte wie die Muskeln in seinem Arm sich verkrampften und fürs erste ihren Dienst einschränkten. Ein lautloser Fluch drang ihm über die Lippen, während er seiner Stirn gestattete, sich an der kalten Scheibe auszuruhen.

<Super Kudo, du hast es tatsächlich geschafft noch nutzloser zu werden.>

Sein stockender Atem ließ die Scheibe beschlagen, während seine Augen zittrig zu ihr wanderten, unsicher, ob er wirklich sehen wollte, für was er verantwortlich war.

Doch alles was er in Rans trüben Augen sah, war ihr flehender Blick, als sie sein schmerzverzerrtes Gesicht erkannte.

Mitleid versteckte sich hinter diesem Vorhang aus Schmerz und nahender Bewusstlosigkeit.

Er tat ihr leid.

Wieso?

Wieso konnte sie ihn nicht einfach hassen, für das was er ihr Antat, für das, was sie wegen ihm durchmachen musste.

<Ran…>

Wieso musste sie es ihm so schwer machen?

Schließlich war er Schuld an ihren Schmerzen…

<Und das nicht zum ersten Mal.>

Shinichi schluckte, ließ den Kopf sinken und griff sich instinktiv an die pochende Schulter.

Es war nicht das erste Mal, dass sie unter ihm, seinen Fehlern und Lügen litt.

Aber zum ersten Mal würde seine Tat Narben zurück lassen, die sie nicht einfach in ihrem Herzen verstecken konnte.
 

<Verdammt!>
 

Die Wut und Verzweiflung drang tief in sein Herz ein, mischte sich dort mit Matsumotos Worten und ließ den Türknopf mit einem mal richtig freundlich aussehen.
 


 


 

„Shinichi, beruhig dich! Wir brauchen noch Zeit…“
 

Doch Rans unterdrückter Schrei brachte selbst Megures Blut zum Gefrieren. Immer wieder schwenkte sein Blick zu seinem ehemaligen Vorgesetzten.

Das war nicht Hauptkommissar Matsumoto.

Er kannte diesen Mann nicht.

Eine schwere Hand voll kaltem Schweiß fuhr im über die Stirn, hielt an seiner Narbe inne und erst da erkannte er, dass es seine eigene war.

Agent Akai hatte ihm das Wort überlassen, ihm aufgetragen, dafür zu sorgen, dass Shinichi bei Verstand blieb.

Doch der kühle Blick des Agenten, der noch immer unverwandt auf Ran im Monitor lag, war schon lange nicht mehr so ruhig wie noch vor ein paar Minuten.

Sie wussten alle, sie hatten keine Zeit mehr…
 

Wenn nicht bald etwas passierte spielten die Bomben zumindest für ihr Überleben keine Rolle mehr.

Die Schnitte waren an ihrem Handgelenk, viel zu nah an ihren Gefäßen um diese unbeschadet zu lassen.

Kudo würde das nicht zulassen.

Und er würde etwas tun und schien jetzt schon kurz davor den Verstand zu verlieren.
 

Der Hauptkommissar schluckte, schüttelte mit einem schweren Seufzer den Kopf.

Er selbst hätte jeden Schlag wegstecken können, nur um beim nächsten Mal den Kopf wieder hin zu halten, aber wenn es um sie ging, kam auch er an seine Grenzen.

Diesmal aber würde er es bereuen.

Der Hauptkommissar biss sich auf die Lippen, kaute angespannt auf seinem Schnurrbart herum, sodass die nächsten Worte, die er dem kleinen Funkgerät zwischen seinen Fingern widmete, kaum mehr als ein Flüstern waren.

„Bitte, Kudo…“
 

Shinichi aber reagierte nicht, war beunruhigend Ruhig geworden in den vergangenen Minuten. Doch gerade als er weiter auf ihn einreden wollte erschien eine andere Figur im Türrahmen des kleinen Technikraums die ihm auffordert die Hand entgehen hielt.

„Lassen se mich mal…“
 


 


 

Er bewegte sich nicht, verbot seinen Muskeln den Befehl seines panischen Verstandes Folge zu leisten, sodass ein Zucken seiner Finger alles war, was von dem Kommando übrig blieb.
 

Er musste etwas tun.
 

Ihr Leben sickerte aus ihr hinaus wie Staub aus einer kaputten Sanduhr.

Ihre Zeit lief ab.
 

Er konnte nicht mehr länger warten.
 

<Ran.>
 

Doch sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut nicht mehr länger, alles um sie herum fühlte sich plötzlich kalt und fremd an, während seine Gestalt mit jedem Blinzeln immer weiter verschwamm.
 

<Shinichi…>
 

Über seine Lippen aber glitt ein genüssliches Grinsen. All die Folter hatte bei Kudo nicht den Effekt gehabt wie diese kleine Tat, die ihm zum Nichtstun verurteilte, ihn zum Zuschauer degradierte, während der Mensch, der ihm auf der Welt am meisten bedeutete, unter seinen Fehlern litt.

Während er wusste, dass es für ihn nur eine Möglichkeit gab, das alles zu beenden, den sicheren Tod.

Und wenn er es nicht bald tat, würde sie schon am Tor zur Hölle auf ihn warten. Sein Blick fiel herablassend zu der steif gefrorenen Gestalt des Detektivs.
 

„Sieh es endlich ein Kudo, es ist vorbei.“
 

Matsumoto lachte höhnisch, aber Shinichi sah auf, die Worte des Bosses verschmolzen mit Megures aufgebrachter Stimme in seinem Ohren zu einem nichtssagenden Rauschen.

<Mir gehen die Optionen aus…>

Shinichi schluckte, ihm war schlecht, er spürte, wie seine Muskeln brannten, weil er sie dazu brachte, dem instinktiven Drang zu ihr zu eilen, zu wiederstreben.

Weil er es ihnen Verbot.
 

Noch.
 

Doch gerade, als er glaubte, es nicht mehr länger aus zu halten, als er begonnen hatte jeden ihrer nach Hilfe ringenden Atemzüge zu zählen dröhnte eine andre Stimme an sein Ohr.

„Kudo hör zu, ich verspreche dir du kannst sie daraus holen, es fehlt nur noch das Stockwert unter und über euch, eures ist leer, bis- auf das was immer der Kerl auch direkt bei euch gebunkert hat.“ Shinichi schluckte, biss sich auf die Lippen und fluchte innerlich, bis Hattoris hektische Stimme den Tumult in seinem inneren mit einem mal Stoppte.

„Hörst`de ! Das Krankenhaus is evakuiert, wir müssen nur noch-„

Doch Shinichi hörte schon nicht mehr länger zu, der heisere Fluch Akais, der ahnte was Hattoris lose Zunge angerichtet hatte, drang kaum mehr an sein Ohr. Er hörte noch, wie der seinen Leuten und den Polizisten den Befehl gab, abzuhauen.

Und ihm somit die Bahn frei machte.
 

<Drei Stockwerke…>
 

Das Adrenalin, dass durch seine Venen schoss, kurbelte seinen Verstand an, förderte den Plan zutage den sein Unterbewusstsein unter seiner Wut und Panik geschmiedet hatte.
 

Er hatte genug gewartet.
 

Hatte lange genug zu gesehen wie die Zeit an ihm vorbei rannte und sie mit ihrem Fluss mit sich riss.

Diesmal aber würde er der Zeit ein Schnippchen schlagen.
 

Matsumoto beobachtete, wie der Detektiv auf der anderen Seite des Glases tief ein- und ausatmete. Kudos Blick hatte sich verändert, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen und doch verhinderte die Müdigkeit in der Stimme des Detektivs, dass er die kleine Warnung seines Körpers ernst nahm.
 

„Sie haben Recht…“
 

Sein Blick wanderte von dem Boss der schwarzen Organisation zu Ran. Sofort passte sich sein Herzschlag dem Takt ihrer Atmung an.

Schnell und viel zu flach.

Und doch sah sie ihn an, sie spürte, wie die Spannung im Raum sich änderte, zwang sich, dazu auf zu sehen und ihren Verstand mit sich zurück in die Realität zu ziehen.

<Shinichi?>
 

Er schluckte hart.

Es war ihre einzige Chance.
 

Mit sturer Miene wandte er den Blick ab, sah zurück zu den metallenen Waschbecken und beobachtete, wie ein einzelner Tropfen Wasser hinunter fiel und in den schwarzen Tiefen des Ausgusses verschwand.

Der Anblick brachte ihm zum Zittern, doch die Kälte in seiner Stimme kam nicht ins Wanken, ließ selbst dem Boss der schwarzen Organisation einen Schauer über den Rücken laufen. Vielleicht hätte die Ruhe des Detektivs ihm schon in diesem Augenblick eine Warnung sein sollen.
 

„Es ist vorbei.“
 

Doch in dem Moment in dem Matsumoto das gefährliche Grinsen auf den Lippen des Detektivs erkannt hatte, war es auch schon zu spät.

Er ging auf die Breite OP-Tür zu und jeder seiner Schritte schien seine Worte zu untermauern, während sein Ton, der eben noch verzweifelt geklungen hatte, nun die Ruhe wieder hatte, die schon andere Kriminelle das Fürchten gelernt hatte.

„Es stimmt, Verbrecherorganisation wie die ihre wird es immer wieder geben und wahrscheinlich wird dieser Kampf niemals enden… aber solange ich kann, werde ich kämpfen.“
 

<Was?>
 

Doch die Reaktion des Bosses kam zu spät. Das nächste, was er hörte, war das Zischen der Tür, die dem Druck des Detektivs nachgegeben hatte, ehe Shinichi Kudo selbst im Türrahmen erschien.
 

Der Blick des Detektivs brannte sich unter seine Haut, seine Stimme war kühl und bestimmend, während auf seinen Lippen der Geist eines triumphalen Lächelns ruhte.
 

„Schließlich… bin ich Detektiv.“
 

<Shinichi!>
 

Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, ein ohrenbetäubendes Tosen brach über sie herein und verschluckte Matsumotos heiseren Schrei nach Vergeltung.
 

„NEIN!“
 

Ran spürte, wie eine letzte heiße Träne über ihre Wange streichelte, bis ihre Welt in Flammen und Finsternis versank.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Linelus
2015-10-22T21:39:26+00:00 22.10.2015 23:39
Meine liebe Shelly...

Ich wollte unbedingt noch eine Kommi schreiben, bevor es morgen zur Endrunde kommt. Dass dein Kapitelchen Eindruck hinterlassen hat, brauch ich dir ja, nachdem du meine Version davorn kennst, nicht nochmal unterstreichen.
Zunächst mal - jehaaaa! Ich habs geahnt, der Mistkerl wollte gar keinen Pin haben!! Allerdings kenn ich die Holmes-Geschichten nicht, deshalb versteh ich denn Sinn hinter dem "Englischen Hof" nicht ganz. War es wirklich ein Ablenkungsmanöver? Wenn ja wovon, wollte er Zeit schinden? Oder Shinichi einfach nur nen riesigen Schreck einjagen?

Den Ort für Matsumotos Terror finde ich extrem gut gewählt. Was könnte größeren Druck ausüben, als den Menschen den man liebt, zu bedrohen, und mit jedem Eingriff das Leben vieler unschuldiger aufs Spiel zu setzten? Das durchtriebene Böse, anders kann mans nicht sagen. Allerdings weiß ich nicht, was genau sich der Bastard dabei denkt... er will Rache, ja. Allerdings scheint er mir extrem siegessicher. Wenn ich das richtig sehe, gibt es aus diesem OP-Raum keine Fluchtmöglichkeit. Offensichtlich hat er damit gerechnet, dass die Bomben entschärft werden je länger Shinichi es schafft, ihn hin zu halten. Also bleibt entweder der Tod durch einen hochgehenden Sprengsatz, wenn er einen bei sich hat, Knast oder Tod durch eine Kugel, vielleicht eines mürrisch drein schauenden FBI-Agents oder so.
Also - was genau hat er vor? Der letzte Aufschrei klang nicht danach, als hätte er damit gerechnet, ableben zu müssen, ich bin sehr verwirrt und hoffe, das der Prolog Licht ins Dunkel bringen wird.

Mir ist total schwindelig von dem ständigen auf und ab der Gefühle, meine Güte. Shinichi hasst sich, stößt Ran von sich. Ran will Shinichi, kommt aber nicht an ihn ran (juhu, Wortspiel) Shinichi liefert sich aus, geht schier ein vor Sehnsucht nach Ran. Ran ist bei der Rettung dabei, steht an seinem Krankenbett. Shinichi wacht auf, will was gut machen. Ran ist welk vor Schuldgefühlen, rennt vor Shinichi weg. Shinichi rennt Ran hinterher... meine Güte, Knoten im Kopf ~.~
Den emotionalen Teil fand ich sehr schön geschrieben. ENDLICH mal ne ordentliche Liebeserklärung, endlich ein "ich vergebe mir, vergib du uns beiden" (auch wenn er doch wiederbehauptet alles ist seine Schuld... ich kenn mich ja mit Wollewirrwar aus, aber DIESE Knoten hier sind noch härter auseinander zu fummeln ;) ) Zumindest hört es sich jetzt für mich so an, als könnten die zwei anfangen, in Ruhe das aufzuarbeiten, was so lange hinter Mauern aus Angst und Schuld versteckt war. Die Betonung liegt auf Ruhe. Die wirst du ihnen auch hoffentlich endlich geben.

Die Grundlage allen Friedens ist, sich selbst zu vergeben, bevor man anderen Vergebung gewähren kann. Engel stellen in so vielen Darstellungen zerrissene Wesen dar, irgendwo zwischen Mensch und etwas überirdischem, göttlichen. In der Lage, verletzt zu werden. Ran ist für mich so ein Mensch, die die überischische Fähigkeit hat, zu ALLES zu vergeben. Bedingungslos zu lieben. Allerdings hat sie durch die Tatsache, sich selbst nicht vergeben zu können, sich flügellos gemacht. Das FA ist ein bisschen an diesen Gedankengang angelehnt. Die blutigen Szenen waren überigens ziemlich gruselig. Das Schriftzeichen ist ne super Idee gewesen, ich hab mal halbherzig nach dem Kanji gesucht, aber nachdem ich mich nicht blamieren und ihr vieleicht "Gänseblümchen" auf den Arm gekritzelt hätte statt Lügner, wurde es halt die Kapitelübschrift. Das Leiden der beiden war nahezu fühlbar. Sehr schön getextet, Shelling :)

So und jetzt: FRIEDEFREUDEEIERKUCHEN, gutes Fräulein! Die Liebeserklärung ist da, alle haben einander verziehen, sie sind BEIDE körperlich und moralisch 27 und können sich endlich allem, was sie die letzten 10 Jahre so schmerzlich vermisst haben, hingeben... *husthusthust*... Kekskrümel. *hust*
Du weißt was ich meine! Her mit dem Prolog - ich will endlich unser Happy End!! Ansonsten weiß ich nicht, ob ich dich nach dem morgigen Tag noch lieb hab *steng schaut*

Es grüßt
Die Linelus ;)
Von:  Ten-nii-san
2015-10-17T22:21:33+00:00 18.10.2015 00:21
Aaaaaaaaaaaah
Ich hab mir das Kapitel sooo lange aufgespart, wie du an meinem späten Kommi siehst ....das gibt es doch nicht. Ich hatte ja jetzt damit gerechnet, das erst gar nichts in die Luft fliegt, weil Matsumoto einfach damit gerechnet hat, das Shinichi die Tür eben nicht auf Macht .... Aber der letzte Satz bringt mich ein bisschen ins grübeln, du kannst die zwei nicht töten das darfst du einfach nicht. Das verbiete ich!!!!!!!!!
Mehr will ich dazu jetzt nicht sagen ...nein ... Bin gespannt wIe der Epilog wird ...
Achso liebesgeständniss von Shinichi???? Absurd in dieser aeituation aber unglaublich süüüüüüüüüß. Hehe
Eine letzte Frage: wie lange muss ich auf den Epilog warten???
Von:  Diracdet
2015-10-11T06:14:58+00:00 11.10.2015 08:14
Hallo Shelling__Ford,

ähm... wow?
Hast du gerade die beiden Protagonisten getötet? Nein, antworte nicht, das macht der Epilog.

Ich bin echt nicht ganz sicher, was ich an dieser Stelle sagen soll. Nein, das stimmt nicht, lass es mich anders formulieren: ich weigere mich, eine abschließende Aussage zu diesem Ende zu geben, bevor ich nicht im Epilog Klarstellung dazu finde, ob Ran noch was nach der Dunkelheit und Hitze sah...
Vielleicht bin ich da einfach von Jostein Gaarder gebrandmarkt, der eine Geschichte mit Ende schreibt und dann im Epilog alles umdreht und das Ende völlig neu aufrollt. Im kurzen 50-Seiten Epilog! >.<°
Was ich als erstes nach dem Lesen des Endes hier tat? Deinen Webblog checken. Natürlich uneindeutig! What else do we expect of our little Shelling by now! ;pppp
Dann nochmal die Einordnung der Geschichte... 'Drama', war es schon immer, aber NICHT 'Darkfic'. Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die mich im Text eher dazu tendieren lassen, zu sagen, sie haben überlebt, aber dazu komme ich gleich. Und jetzt kein Wort mehr zum Ende... glaube ich.

Ah... 'Englischer Hof', die Referenz hatte ich nicht mehr im Kopf, aber mir war so, als sollte sie was bedeuten und mit der Puk lag ich auch noch richtig. *yeah*
Ich muss sagen, es hat ne ganze Weile bei mir gedauert, bis ich verstand, dass Shinichi nicht direkt in den OP-Saal trat, sondern noch in einen Vorraum und dass Ran und Matsumoto zusammen in einem weiteren Raum waren. So richtig verstand ich das erst, als Matsumoto das Skalpell in die Hand nahm. Die Beschreibung vorher leuchtete mir nicht so richtig ein, und als Matsumoto kam, dachte ich, er und Shinichi in einem Raum und Ran im nächsten... Vielleicht bin ich auch zu selten in OP-Sälen.

Matsumotos Plan: vernetzte Bomben, einfach und effektiv, das gefiel mir recht gut. Ich bin nur doch etwas von ihm überrascht. Dass er doch so weit... 'idealistisch' ist, sich mit Shinichi und Ran hochgehen zu lassen. Das ist für die richtig dunklen Seelen eher ungewöhnlich. Die haben ja schon Probleme, wie jemand für jemand anderes sich opfern kann. Er kann das nicht nur verstehen und eiskalt ausnutzen, was wirklich schön durch kommt, aber dass er selber sein Leben für seine Ziele so wegwirft... es überrascht mich halt.
Und da kommen wir am Ende zu einem der Punkte, die das Ende für mich noch offen macht (hat lange gedauert, bis ich wieder über das rede), er wollte am Ende reagieren, als er merkte, dass Shinichi die Tür öffnete, also hatte er doch einen Ausweichplan? Aber was genau war seien Erwartung? Dass Shinichi über der Szenerie zusammen bricht und vor der Tür vor Schock stirbt, oder zumindest das Bewusstsein verliert? Oder, dass er beschließt, dass er Ran opfert, um die anderen zu retten und einfach geht? Oder hatte er keine Erwartung, spielte also wirklich Hasardeur, obwohl er so viel Vorbereitungszeit hatte? So richtig schlau werde ich aus ihm nicht.

Und dem ganzen entgegen der 'Plan', von Shinichi und den anderen. Hier ist der zweite Punkt, der mich wegen des Endes stutzig macht. OK, es gab einen Plan, du hast ihn aber nie verraten, Shelling! Alles was wir gesehen haben, war dass sie versucht haben die Bomben zu entschärfen und ihn darüber auf dem Laufenden hielten. Genau wie Matsumoto aber wussten sie, dass dafür kaum Zeit blieb. Und an die Bomben auf der Etage wo die drei waren, kamen sie wohl kaum ran... Und sie erwarteten die Bomben bereits, hattest du zwischenzeitig erwähnt. Sie hatten auch noch was inpetto?
Kasnn aber auch sein, dass der nicht mehr klappte wegen Zeitmangel, aber irgendetwas wird Shinichi da schon noch sich gedacht haben, als er kurz vor Ende meinte 'Das ist unsere einzige Chance.'

Jeder hat seinen Preis, und wenn es erzwungen ist. Eine schöne, bittere Ansprache Matsumotos. Und doch auch etwas kurz angebunden. Es gibt ja Menschen – er hat einen neben sich liegen – die partout nicht bewusst selbst den Hebel umlegen würden, der jemand anderes tötet, selbst wenn man ihnen eine Pistole dabei an die Schläfe hält. Nur hier ist es ja so, dass er explizit Shinichi bittet zu entscheiden zwischen 'nur Rans Leben' oder 'Rans Leben und das vieler anderer'.. Ich weiß nicht, ob das gut erklärt, was ich meine, aber nicht jeder hat seinen Preis, aber jeder kann in eine Entscheidung gezwungen werden, wenn auch aufgrund eigener falscher Entscheidungen. *zuShinichischielt*
Und das ist dann etwas anderes, das ist dann nicht das böse im Menschen, sondern das teuflische in unseren Entscheidungen, was aber gerne gleich gesetzt wird (So als wären Hamlet und Faust vergleichbar...). Ich denke, das ist so eine typische Sichtweise des Bösen, überzeugt zu sein, die anderen seien auch alle so böse – siehe wiederum Batman The Killing Joke, oder die schlechte Adaption davon in The Dark Knight – und wenn sie es zu tun bekommen, mit Leuten, die es mit aller Macht wirklich nicht wollen, dann vernichten sie diese (physisch oder psychisch), nur um deren Sichtweise auszurotten.

Das Liebesgeständnis, ich gebs zu, wegen dem hab ich Befürchtung, das Ende könnte ernst gemeint sein. Er hat den entscheidenden Satz in seinem Leben gesagt – auch wenn sie ihm mit Worten nicht antworten konnte, und damit hat sich sein einer Wunsch, was er noch tun wollte, wohl erfüllt, und er könnte, glücklich... dahin gehen?
Und wieso, Shinichi, wieso musst du jetzt wieder sagen, sie wäre an nichts schuld? So, sie ist nicht daran schuld, dass du dich in sie verliebt hast? So wie auch Eisuke und vermutlich viele andere, die sie kennen lernten und sich wegen ihres reinen Charakters in sie verliebten??? Da bin ich mir nicht sicher. Aber der andere Teil, dass sie sich selbst verzeihen soll, *grins* heute schon mal in den Spiegel geschaut, Shinichi?
Und Matsumoto bringt den Punkt ja nochmal an. Schönerweise hält er es ihm nochmal vor – Shinichi dann ja auch Ran – dass sie eben doppelte Standards haben bei sich und anderen Menschen. Was ich persönlich nichtmal so schlecht finden würde. Nur sie sehen es ja nicht ein. Sie glauben, sie würden über jeden, inklusive sich selbst, gleichwertig richten, tun es aber nicht. Und das zu wissen ist notwendig.
Nur, was ich dabei so fest stelle, Ironie, Shinichi belügt sie, hasst sich dafür, sagt ihr einmal die Wahrheit, wenn auch ungewollt und es wird nur noch schlimmer...

Die Narbe mit dem Skalpell – sehr originelle Idee, ihr eine echte Narbe für die viele psychischen Narben durch ihn zuzufügen – bringt mich wieder zu seinem Plan zurück. Sollte Ran mit dieser Narbe weiterleben, während Shinichi wahnsinnig wurde? Oder war es nicht gegeben, dass sie bei drei solchen Kanji verbluten würde, egal, was passierte? Oder, wieder beim Thema bleibend, er wollte einfach sehen, wie Shinichi darauf reagierte?

Ran gefiel mir wieder extrem gut. Ich meine, sie hatte ja wirklich nicht viel zu tun, so gefesselt, und doch ist sie so verharrend überzeugt, positiv guckend, während ihr gerade jemand die Pulsadern aufschneidet. Es ist beeindruckend und doch trifft es sie einfach perfekt. Sicherlich auch erst seit Shinichi so überzeugt lächelte.

Die ganze Szene, die ja eher ein Stillstand ist, gefiel mir eigentlich. Ausgezeichnet. Es war so ein klarer, isolierter Ort, auch wenn doch so vieles davon abhing, wie es dort ausging.


Ich sagte, ich werde mich vorher nicht zum Ende äußern, bis der Epilog kam. Das Ende bringt einen zu sehr aus dem Takt. Ich saß davor und dachte nur. What???? Ach ja, der Titel des Kapitels hatte ja anfangs noch einen Buchstabendreher – das andere Wort hätte aber auch gepasst: Lair, wie eine Höhle, ein Schlupfwinkel, da denke ich an die Höhle des Drachen, der letzte, geheime Ort, wo der Endgegner auf einen lauert und einem keiner helfen kann. Aber Liar passt natrülcih noch mehr zum Punkt des Kapitels.

Insofern, ein sehr schön geschriebenes letztes Kapitel, was aber einzig und allein ein Cliffhanger ist, Shelling__Gaarder!!! *grrrrr*

Bis zum Epilog, wenn ich dann wohl auch ganz offiziell Bilanz ziehen werde zu 'Lost in Time'. Der Titel selbst fluktuiert in seiner Bedeutung ja schon wegen dem möglichen Ende.
Bis dahin, machs gut.
Liebe Grüße,
Diracdet
Von:  Jikan
2015-10-10T18:30:35+00:00 10.10.2015 20:30
Wie kannst du nur \(>.<)/ das geht doch nicht?! Boah ich hab so mit gezittert wie Shin-Chan auf die erlösenden Worte gewartet hatte. Und dann das menno, aber ich freue mich auf den Epilog :3 Aber sein letzter Satz "Schließlich bin ich Detektiv" super *anschmach*
Von:  Vertschl
2015-10-10T17:35:51+00:00 10.10.2015 19:35
Ahhhh! Nein! Und jetzt zwei Wochen warten...? :(
Von:  Atina
2015-10-10T09:13:27+00:00 10.10.2015 11:13
Was hast du getan?!?!? Arghhhhhhhh.... Müssen wir auch wieder 2 Wochen auf den Epilog warten? Ich hoffe, nicht. *ganz lieb lächel*

Ansonsten ein tolles Kapitel. Man fiebert richtig mit und fühlt vor allem mit den beiden mit.
Von:  fahnm
2015-10-09T22:15:42+00:00 10.10.2015 00:15
Hammer Kapitel
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.


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