Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 44: Facing the Truth ---------------------------- Rückblick- „Sie wollen also sagen, dass-…“ Doch die Chemikerin unterbrach sie. „Wir haben keine andere Chance.“ Tracys braune Augen lasteten schwer auf ihr, Bedauern spiegelte sich in ihrem Blick, während ihre zitterte Stimme seiner Mutter nur zu gerne etwas anderes gesagt hätte. Irgendetwas Besseres, als die zerbrechliche Wahrheit. „Wenn dieses Gegenmittel nicht wirkt, dann wirkt keines mehr.“ - Rückblick Ende Facing the truth Seine Lider waren schwer, als er endlich die Augen aufschlug, sein Kopf fühlte sich an, als wäre er Watte gefüllt. Mit einem langen Seufzen sah er sich um. Mühsam kämpfte sich der Amerikaner vom Sofa hoch und rückte sich die Brille zurecht. Es war alles wie immer, die Farben dumpf und belegt mit einem grauen Schleier. Nur der Ort ihres kleinen Zusammentreffens hatte sich erneut geändert, war weder sein geliebter Central Park noch sein zweites Zuhause, die Detektei Mori, sondern die Villa Kudo, die so viele Jahre lang hatte ohne ihn auskommen müssen. Bell schluckte, hielt sich den noch immer schmerzenden Kopf, während seine Füße ihn leise durch die Flure seines alten Zuhauses trugen, er musste nicht groß darüber nachdenken, wo er die beiden anderen suchen musste. In die Bibliothek. Mit einem Stirnrunzeln trat er ein, ließ sein Blick über die Wände aus endlosen Büchern schweifen und bemerkte, dass all diese Einbände leer waren, ohne Namen der Geschichte oder des Autors. Bis auf zwei Stück, die mit dem Namen Rampo Edogwa und Conan Doyle gekennzeichnet waren und im untersten Regal neben dem Schreibtisch standen, sodass man sie möglichst schnell greifen konnte. Vor diesen Büchern saß die Bastelei aus diesen beiden Namen selbst. Der kleine Junge war mit dem Rücken gegen sie gesunken, während sein Kinn auf seiner Brust ruhte. Bell schluckte, hatte Mühe, seinen Blick fokussiert zu halten und spürte, wie der bekannte Nebel seinen Verstand immer wieder mit sich reißen wollte. Sein Blick glitt zu dem Oberschüler, der in dem großen Ohrensessel Platz genommen hatte. Seinem Sessel… Bell schluckte, ließ sich erschöpft in den Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken und ließ den Kopf auf sein Kinn gleiten, spürte wie erneut Müdigkeit seine Augenlieder nach unten ziehen wollte, doch er befahl seiner Stimme etwas, dagegen zu tun. „Irgendetwas ist schief gelaufen…“ Der Blick des Oberschülers, wandte sich von dem leeren Kamin zu ihm, der Hauch eines zynischen Grinsen war auf seinen Lippen zu erkennen. „Was du nicht sagst, Sherlock.“ Shinichi schluckte, spürte wie eine kalte Hand seine Kehle langsam zudrückte, während sein Blick zu dem kleinen Jungen schweifte, den es am Fuße des Bücherregals aus den Schuhen gehauen hatte. „Sieht so aus, als würden uns langsam die Lichter ausgehen, was, Conan?“ Der kleine Junge reagierte, wenn auch verzögert, allerdings sah es eher aus, als würde der Grundschüler im Halbschlaf etwas vor sich hin murmeln, das nur wenig mit den Geschehnissen um ihn herum zu tun hatte. Der Name aber, der über die blassen Lippen des Siebenjährigen kam, erregte die Aufmerksamkeit der anderen beiden. „Ran.“ Shinichi schluckte, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich tiefer in den Sessel sinken und starrte an die graue Decke. „Ganz genau Kleiner… Ran.“ „Es muss doch noch einen anderen Weg geben.“ Die Stimme der FBI Agentin war bitter, brachte die beiden männlichen Beifahrer zum Zusammenzucken, während der kleine Junge die seltsame Tante nur mehr überrascht musterte. Heiji seufzte, verzog das Gesicht, noch vor zehn Jahren hätte er vielleicht die Augen gerollt, weil sie den Tatsachen noch immer nicht in die Augen schauen wollte. Doch die letzten zehn Jahre hatten ihm begreiflich gemacht, wie wichtig ein privater Zug gegen diese schwarzen Teufel für jemanden werden konnte. In diesem Fall aber hatten sie keine andere Wahl. Auch Agent Akai schien dieser Ansicht zu sein, auch wenn es ihm nicht weniger schwer fiel als ihr. Akai schluckte, schaute in den Rückspielgel zu dem kleinen Jungen und verbot sich den Griff zur Zigarette. „Wir haben keine andere Wahl Jodie, Deal ist Deal. Das solltest du wissen.“ Die aber war noch lange nicht fertig, brauste mit grellem Blaulicht um die nächste Ecke. „Ich scheiß dir auf diesen verdammten Deal. Wir finden ihn auch so, irgendwie...“ Ein Blick in den Rückspiegel aber machte ihr klar, dass nicht nur Akai, sondern auch Kommissar Hattori anders dachten. Denn da der kleine Sprössling, sich offenbar nicht für ihre Kraftausdrücke interessierte- kein Wunder, bei dem Vater konnte man ihm wahrscheinlich ohnehin schon regelmäßig den Mund ausspülen - war es klar, wo der finstere Blick des Polizisten dann herrühren musste. Sie hatten ihn bisher nicht gefunden und daran würde sich ohne Hilfe nicht so schnell etwas ändern. Die Amerikanerin biss sich auf die Lippen, schmeckte Blut durch den ganzen schwarzen Ruß, der von dem Sturm des letzten Gebäudes noch immer in ihrer Kehle klebte. „Ihr tut so, als wäre er mir egal, als würde ich ihn nicht genauso gerne wiederhaben wollen. Aber…“, sie schluckte, schüttelte den Kopf als sie spürte, wie ihre brennenden Augen ihr die Sicht auf die rote Ampel versperrten, über die sie gerade bretterten. „-das ist es nicht.“ Die beiden Männer im Wagen warfen sich über den Rückspielen besorgte Blicke zu, aber keiner von beiden brachte es über sich, etwas zu sagen, schließlich konnte jeder von ihnen den Hass der FBI Agentin nachvollziehen. Dennoch, sie hatten keine andere Wahl. Doch noch bevor Akai oder Heiji ihrem Vorhaben erneut Nachdruck verleihen konnten, trat Jodie kräftig auf die Bremse, brachte dabei den Wagen mit ein Ruck zum Stehen, während Haikuro wegen der überraschenden Bewegung aufgeregt quietschte. Akai drehte sich mit hoch gezogener Augenbaue zu seinem Kollegen aus Osaka um, der aber sprach noch bevor der Agent seine Frage hätte aussprechen können. „Vergessen Sie´s, noch mal lass ich den heut nicht aus den Augen.“ Akai seufzte nur, gab die Diskussion lieber gleich auf und drehte sich zurück zu Jodie nach vorn, während ihn der kleine Haikuro mit einem fragenden Blick musterte. Heiji spürte die Angespannte Stimmung im Wagen, löste mit einem schnellen Klicken den Sicherheitsgurt um den Bauch seines Sohnes. „Komm du Floh, wir gehen schon mal raus, vielleicht kann ein wenig frische Luft diese Dummheiten ja aus deinem Kopf waschen. Du weißt ja noch, was de Mama sagen sollst, oder?“ Doch noch ehe sie die Antwort des kleinen zu hören bekamen wurde, sie durch die geschlossene Tür von ihnen abgeschnitten, sodass sich Akai mit einem erleichterten Seufzen eine Zigarette anzündete, rauchte und wartete, bis seine Kollegin endlich genügend Kraft hatte, das Wort zu ergreifen. Er hatte mit verzweifelnden Diskussionen gerechnet, mit Begründungen die eigentlich Garde er verstehen sollte, Jodie aber tat nichts dergleichen. Stattdessen zog sie die Handbremse an, nahm den Schlüssel ab und redete während sie ihren eigenen Sitzgurt löste. „Bringen wir´s hinter uns.“ „Jodie-…“ „Für ihn.“ Sie hatte besagte gerade auf den Türgriff gelegt, war dabei, das Schloss zu öffnen, doch ihr Kollege ließ einfach nicht locker. „Jodie.“ Diese aber schluckte nur, ihr verdammter Partner war doch sonst nicht so gesprächig, warum dann gerade jetzt? Doch noch bevor der weiter reden konnte um auf den Punkt zu bringen was sie schon lange wusste, war sie es, die mit einem langen seufzten erneut zu sprechen begann. „Wir haben für diesen Fall alle Opfer bringen müssen, Shuichi, das sehe ich jetzt.“ Sie schluckte, versuchte die Fassung zu bewahren, doch ihre verkrampften Finger um das Lenkrad des Wagens verrieten sie. „Und das hier ist anscheinend meines…, also komm, lass es uns endlich hinter uns bringen.“ Damit stieg sie aus dem Wagen und schloss sich Hattori an, der bereits vor dem kleinen Café wartete, ehe Akai den beiden mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen folgte. Schon von außen hatte die kleine Spelunke wenig vertrauenerweckend ausgesehen, sodass Hattori seinen Sprössling vorsichthalber auf den Arm genommen hatte und irgendwie konnte er es ihm auch nur schlecht verdenken, das war wohl kaum ein Ort, wo Kinder alles in den Mund nehmen sollen, was sie eventuell auf dem Boden fanden. Der Detektiv sah sich um, pfiff durch die Zähne, während er die Blicke der wenigen Gäste auf seiner Haut ignorierte, besonders aber den der nicht mehr ganz so jungen Bedienung an der Bar, die einen Blick ganz anderer Art auf ihn zu werfen schien. Doch noch bevor er es verhindern konnte, jagten ihre von schmierigen Lipgloss eingerahmten Zähne einen Schauder über den Rücken, zum Glück war es Jodie, die es schaffte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Die FBI Agentin stand an seiner Seite, hatte die Hände in die Hüfte gerammt und sah sich mit fokussiertem Blick um. „Kein Wunder, dass unsere Leute sie nicht gefunden haben, hier hat nun wirklich keiner gesucht.“ Akai aber nickte nur, sparte sich den Kommentar und machte sich den anderen beiden voraus ins Séparée, wo sie sie schon erwartete. Vermouth. Sie saß da, die langen Beine unter den viel zu kleinen Tischen lässig überkreuzt, während sie das dunkelblaue Seidentuch nur noch um den Hals trug und nicht mehr um ihre blonden Locken darunter versteckte, an einem Ort wie diesen, war dies wohl auch kaum nötig. Das Organisationsmitglied bemerkte sie nicht, oder tat zumindest so als ob, sodass es die junge Lehrerin war, die als erstes den Kopf in ihre Richtung hob. Und auch wenn sie diese Entscheidung eigentlich nicht bereute, machte sich ein eine Mischung aus Entschuldigung und Scham auf ihren Wangen breit, die sich erst zu einem Lächeln verzog, als der kleine Sohn von Heiji sie erkannte. „RAN!“ Er befreite sich aus dem Griff seines Vaters und lief seiner als verschollen geglaubten Tante entgegen, schlag seine dünnen Ärmchen um ihre Beine, ehe sie ihn mit einem Lachen auf den Schoß setzte. „Haikuro, was machst du denn hier?“ „Ich hab dich gesucht!“ kam es von dem Kleinen voller Stolz, während sich Heiji nur durchs Gesicht fuhr. „Was?“ Ran, die fragend den Blick gehoben hatte, schaute Kazuhas Mann lange an, der sich mit einem schweren Seufzer für diesen Moment geschlagen gab. „Vergiss es, is ne lange Geschichte.“ Und tatsächlich frage Ran nicht weiter nach, auch wenn das wohl eher an der wachsenden Anspannung lag, die plötzlich den Raum beherrschte. Vermouths Augen aber hoben sich nur langsam, wie als hätte sie nur auf dieses Stichwort gewartet, sah sie die beiden FBI Agents an und begrüßte sie mit einem süßlichen Lächeln auf den Lippen. „Ich sehe keine Handschellen? Also nehme ich an, dass unser Deal weiterhin besteht?“ Jodie schluckte, ballte die Hände zu nutzlosen Fäusten, während Shuichi Akai das Reden übernahm und die Blondine vor ihm mit kühlem Blick taxierte. „Wenn deine Informationen nützlich genug sind, dann ja.“ Vermouth runzelte kurz die Stirn, so war das zwar nicht abgemacht gewesen, aber sie würden schon etwas damit anzufangen wissen, zumindest ihre zweite Silberkugel würde wissen, wie sie mit diesen Informationen den Schuss positionieren konnte, um einen möglichst großen Durchschlag zu erziehen. „Also schön…“ Sie nippte ein letztes Mal an ihrer Kaffeetasse, stellte sie mit einem kleinen Scheppern wieder zurück, ehe sie mit aneinander gelehnten Fingerspitzen anfing zu sprechen. „Natürlich müsst ihr verstehen, dass ich euch weder Name noch Adresse einfach so auf dem Silbertablett serviere, ich mag mich zwar zu einer Verräterin machen, aber so dumm bin ich dann nun auch wieder nicht.“ Vermouth wartete auf eine Antwort, sprach mit einem gekünstelten Seufzen weiter, als man sie nur weiterhin stumm ansah. „Vermutlich hat euch unsere kleine Berühmtheit schon den ein oder anderen Tipp gegeben, nehme ich an?“ Ihr Blick fiel mit einem Nicken zum Fernseher, wo die Berichte über die Organisation und Shinichi Kudo noch immer nicht abklingen wollten. Akai aber nickte nur, ignorierte die Anspielung und das Lächeln auf ihren Lippen. „Schön. Dann lasst mich euch sagen, dass das Lied der Krähenmutter an ihre sieben Kinder durchaus ein Hinweis auf den Boss ist. Ich muss gestehen, ich bewunderte ihn noch heute… dass sich jemand wie er in unserer Organisation so weit hoch gearbeitet hat und so viel Respekt verschafft hat - trotz, vielleicht aber auch gerade wegen seiner Kollegen.“ Sie lächelte, begutachtete ihre rot lackierten Nägel mit Genugtuung. „Aber auf der anderen Seite lassen sich manche Menschen einfach auch bewusst blenden. Vielleicht reflektiert die schimmernde Rüstung von euch Rittern einfach zu viel Sonne und macht euch blind gegen alles um euch herum, schließlich muss an Holmes Worten ja etwas dran gewesen sein, der die Polizei damals für blind erklärte. Und ich muss sagen, dass dieses Argument wirklich nicht von der Hand zu weisen ist, denn diese Ritter waren anscheinend zu blind, um zu sehen, dass sie langsam von Dämonen umzingelt waren, während sie nicht einmal bemerkten, das sie selbst das Werk des Teufels ausführen.“ Vermouth lächelte, schob langsam den Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich von ihrem Platz. Doch Jodies hektische Stimme ließ ihre eleganten Bewegungen stocken. „Wie? DAS WARS?“ Der Amerikanerin platze der Kragen, nichts weiter als Dinge, die sie schon wussten und sinnlose Rätsel, dafür, für diesen Mist, sollte sie ihre Rache verkauft haben! Doch Vermouth schenkte ihr nur einen stummen Blick, schüttelte den Kopf und setzte sich die Sonnenbrille wieder auf. „Ich fürchte schon.“ Diesmal aber war es Ran, die diese Antwort einfach nicht akzeptieren konnte, ihre Stimme hatte einen flehenden Unterton, sie hatte so gehofft,s das sie ihr endlich sagen würde, wo sie Shinichi finden konnten. „Können Sie uns nicht wenigstens einen Hinweis darauf geben, wo Shinichi festgehalten wird?“ Vermouth aber schluckte nur, schüttelte mit einem Hauch von Bedauern den Kopf. „Wie schon gesagt, das ist alles. Aber findet ihr ihn, findet ihr auch Kudo.“ Sie biss sich auf die Lippen, riskierte ihre strahlend weißen Zähne mit ihrem roten Lippenstift zu verschmieren, als ihre Stimme einen eindringlichen Ton bekam. „Und ich rate euch wirklich, euch zu beeilen, die Forschung ist eingestellt, die Suche nach dem ewigen Leben ist vorbei und hat mehr Verderben als Wohlstand über die Organisation gebracht.“ Sie seufzte, schwelgte für einen kurzen Moment in alten Erinnerungen, während ihre Stimme dann erneut ernst wurde. „God is out of the game for a long time now and the devil is willing to do everything in his power to gain this last soul, to take it down to hell with him.” Vermouth schluckte, sah Ran für einen letzten Moment in die Augen. „Good luck Angel, I hope the arms of our silver bullet are still strong enough to catch your fall.” Mit diesen Worten schritt sie an dem kleinen Tisch vorbei, spürte die Augen ihres Engels tief vergraben in ihren Schulterblättern, sodass ihr die Schuld für einen Moment lang den Atem zu schnürte, als sie die ersten Schritte in ihr neues Leben machte. Sie nahm einen tiefen Atemzug, dieses etwas muffigen Dufts von Freiheit und begann sich von der kleinen Truppe zu entfernen. Die FBI Agentin sah sie nicht an, sie sah wie ihre Fingerknöchel weiß hervortaten während sie ihre Hände zu nutzlosen Fäusten ballte doch ihr Blick fesselte Vermouth nicht. Trotzdem blieb sie neben der Agentin stehen, überlegte einen kurzen Moment, ehe sie sprach. „Some things need to be done, I´m sorry for your loss, but I´m not sorry for what I did, back then. I made my job as you do yours now, as your fate led you to quite a similar organization. It´s your turn, now, to either follow your instructions or leave before you do something you´ll pay for.” Sie schluckte, sah mit bitterer Miene über ihre dunkle Sonnenbrille hinweg. “So… one last advice. Find him, fast.“ „Sieht ganz so aus, als würden wir sie wirklich nicht wieder sehen, keiner von uns.“ Shinichi aber blieb stumm, presste die Lippen fest aufeinander, bis er seine Gedanken soweit sortiert hatte, dass er einen einigermaßen zusammenhängenden Satz daraus formen konnte. „Sie war da… oder nicht?“ Bell nickte kurz, wollte gerade etwas sagen, als ihn eine dünne Stimme unterbrach. „Wieso sind wir dann noch hier… wenn Ran da ist?“ Alle Augen richteten sich auf den Grundschüler, der sich ein wenig aufgerafft hatte, weniger leblos aussah, während er gegen die Bücherwand gelehnt war. „Du bist wach?“ Der Grundschüler aber rollte nur mit den Augen. „Wie kann ich schlafen, wenn ihr beide es nicht tut? Einer ohne den anderen existiert nicht,… das sollest ihr mittlerweile wissen.“ Bell aber runzelte die Stirn, warf dem Kleinen einen zweifelnden Blick zu. „Es sah aber so aus.“ Shinichi nickte. „Du hast sogar im Schlaf geredet…“ „Echt?“, murmelte der Kleine, während er sich den Schlaf aus den Augen rieb. „Was hast du gesehen, Conan? Was war mit Ran?“ Der Name seiner „großen Schwester“ ließ die feinen Härchen auf seinen Armen aufstellen, nur wiederwillig versuchte er sich den anderen beiden zu erklären. „Ich habe sie nicht gesehen, nicht direkt. Ich- es war mehr so ein Gefühl. Ich habe ihre Stimme gehört, aber sie hat sich unheimlich weit weg angefühlt, irgendwie nicht echt… aber sie- sie hat geweint.“ Der kleine Junge schluckte. „Ich, ich habe versucht ihr zu helfen, aber es ging nicht. Ich konnte nicht… sie tat mir so leid. Aber immer, wenn ich auf sie zugehen wollte, verschwand sie plötzlich… als- so als ob sie gar nicht wirklich da wäre.“ „Nicht da?“ Doch die synchrone Frage aus den Mündern von Bell und Shinichi erntete nichts weiter als weitere verwirrte Blicke des anderen, bis der Oberschüler schließlich schluckte, seine Stimme war rau, während er sprach. „Irgendwas übersehen wir, irgendetwas wichtiges… aber was?“ Bell aber schüttelte nur müde den Kopf, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und behielt sie dort, stütze seinen Kopf so ab, während sein Ellenbogen auf der Schreibtischplatte ruhte. „Ich weiß es nicht…“ Er schluckte, biss sich genervt auf die Lippen. „Ich kann nicht denken, mich kaum konzentrieren, es fühlt sich an, als hätte irgendjemand einen verdammten Sack Watte zwischen meine Ohren gestopft und irgendwo ist ein spitzer Nagel drin, aber ich komme einfach nicht ran.“ Die anderen beiden nickten müde, teilten das dumpfe Gefühl in ihrem Kopf mit Bell. Kein Wunder. Conan aber schlucke, die Stimme des kleinen Jungen klang mit einem Mal ängstlich, passte ausnahmsweise einmal zu seinem äußeren Erscheinungsbild. „Ich glaube, das war`s einfach…“ Bell biss sich auf die Lippen, nur zu gerne hätte er dem Kleinen etwas anderes gesagt, doch auch er bemerkte, wie sich sein Verstand immer weiter von ihm entfernte, es fiel ihm schwer, noch irgendwie daran festzuhalten. „Ich fürchte… dass du Recht hast.“ Shinichi aber seufzte nur, starrte auf die namenlosen grauen Bücher um sie herum. „Bin gespannt, wer von uns zuerst draufgehen wird…“ Doch dem sarkastischen Kommentar des Oberschülers folgte schnell die etwas ängstliche Frage Conans. „Wie meinst du das?“ Bell nickte zustimmend, schaute sein zweites Ich fragend an. „Ja? Ich dachte, dass wir alle… Shinichi Kudo sind, irgendwie.“ Shinichi aber schluckte nur, schüttelte mit einem müden Lächeln den Kopf. „Glaub ihr das wirklich?“ Er stand auf, deutete auf die leere Bibliothek, in der sie saßen. „Habt ihr euch schon mal umgesehen, in der letzten Zeit? Ich meine, haltet ihr es wirklich für einen Zufall, dass wir drei hier sind?“ Die anderen beiden aber schwiegen, hatten vielleicht Angst auf die Fragen ihres Gegenübers genauer einzugehen. „Außerdem… die Platzwahl. Erst der Central Park in New York, dann die Detektei Mori und jetzt das hier?“ Bell nickte, kratzte sich grüblerisch das Kinn. „Nein… das ist wohl kaum ein Zufall.“ Doch die etwas patzige Antwort des jüngsten von ihnen ließ nicht lange auf sich warten. „Na und? Das passt doch eigentlich, oder, sonst wären wir wohl auch nicht zu dritt und würden jetzt nicht diese Diskussion führen.“ Shinichi aber runzelte nur die Stirn, wandte sich von den beiden ab, um deren Reaktionen auf seine Worte auszublenden. „Stimmt, aber genau das ist es, was mir Sorge bereitet. Unsere Erinnerungen und Gedanken, die, sobald wir wieder aufwachen, zusammenfließen, nicht mehr voneinander zu trennen sind, während wir in diesem Augenblick durchaus unterschiedlicher Meinung sind. Wir sind drei verschiedene Abschnitte von Shinichi Kudos Leben, drei Persönlichkeiten, die irgendwo zusammen gehören und dann doch wieder nicht.“ Er biss sich auf die Lippen, schüttele ernüchternd den Kopf. „Aber ich fürchte, mit einem liegen wir falsch.“ Er schluckte, sah mit trübem Blick in die Runde. „Wir sind nicht Shinichi Kudo.“ „Was machen wir jetzt?“ Mit dieser unschlüssigen Frage sah sich die junge Frau in dem Aufenthaltsraum des Hotelzimmers um, während der kleine Haiku auf dem verschnörkelten Teppich mit seinem Auto kleine Kreise zog. Heiji aber, der den Hörer seines Handys mittlerweile fest an sein Ohr drückte, hob entgeistert eine Augenbraue. „Wir? Wir machen gar nichts, Ran!“ Die Lehrerin schluckte, wandte den Blick jedoch nicht ab, während sich der Osakaner offenbar mehr als genervt den Nasenrücken massierte, während er im Zimmer auf- und abmarschierte. „Die Polizei und das FBI wird sich jetzt darum kümmern, dass…“ „HEIJI!“ Kazuhas Stimme hallte Schrill und laut durch den Raum, reflexartig hielt der Detektiv das Handy von sich, während er versuchte, zu seiner Frau durchzudringen. Natürlich nicht weniger laut. „KAZUHA! Kazu-…“ Er seufzte, hielt das Handy noch immer so weit entfernt wie möglich, während er mit der anderen Hand versuchte, den Tinnitus aus seinem Ohr zu massieren, erst, als die Stimme seiner Frau wieder leiser wurde, wagte er den Versuch, das Telefon wieder näher an seine Ohrmuschel zu lassen. Er seufzte, hörte sie am andere der Leitung schluchzen. „Is ja gut. Jetzt schrei nicht so.“ Sein Blick wanderte zu seinem Sohn, der Kleine hatte nicht mal aufgeschaut, wusste schon, dass seine Eltern manchmal ein wenig Laut wurden, wenn sie miteinander redeten. Wahrscheinlich, weil Erwachsene einfach nicht gut hörten, so musste es sein. „Ja er ist hier. Es geht ihm gut… und Ran auch.“ Er schluckte, während Ran spürte, dass ihre Wangen erneut vor Scham rot wurden, als Kazuhas Stimme noch immer weinerlich aus dem Hörer drang. „Klar doch. Hey Haiku, deine Mama ist am Telefon.“ Der Kleine blinzelte überrascht, mitten aus der bunten Straßenwelt aus Schnörkeln und Kreisen herausgerissen, als er aufsprang und mit einem freudigen Grinsen auf seinen Papa zulief. „Mama!“ Der Dreijährige griff nach dem Handy, während sein Vater es zur Sicherheit festhielt. „Wir haben Ran gefunden, Mama, hörst du?“ Der Kleine grinste über beide Backen. „Du musst also nicht mehr weinen. Papa weint auch nicht mehr.“, gluckste er und schaute mit vielsagendem Blick zu seinem Vater hoch. Doch dieser Satz schien genug zu sein, um Kazuhas Verdacht zu wecken, doch noch ehe der Kleine sich gänzlich verplappern konnte, nahm Heiji ihm das Telefon ab. „Was? Na da war dieser böse Mann und der hat-…“ „Das reicht jetzt, Haiku.“ Hektisch legte er sich das Mobiltelefon wieder ans Ohr, lachte nervös, während Kazuha in löcherte. „Was? Nein, wie kommst du darauf, du kennst doch unseren Sohn und seine blühende Fantasie.“ Doch erneut wurde die Stimme seiner Frau am Hörer lauter, sodass der mittlerweile But und Wasser schwitzende Kommissar es vorzog, das Telefonat besser zu beenden. „Wie- äh, also ich muss jetzt auflegen Kazuha, bis dann.“ Er seufzte, sah seinen Sohn aus Halbmondaugen an, der sich schon längst wieder seinen Spielen gewidmet hatte. Ran aber war wegen der Brocken, die sie verstanden hatte, ebenfalls blass geworden, zum ersten Mal stellte sie sich die berechtigte Frage, was der Sohn der Hattoris überhaupt hier machte, während ihr Blick besorgt zu Heiji schwenkte. Sie schluckte, sah fragend zu ihm auf und bemerkte, dass der ihrem Blick schon wieder auswich. „Heiji?“ Er hatte den Mund schon geöffnet, um sich eine passende Erklärung bereit zu legen, allerdings war er dabei nur halb so geschickt wie Shinichi. Der Kommissar seufzte letztendlich, ließ sich in das weiche Sofa des Hotels fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen, öffnete sie jedoch wieder, als er spürte, wie Erschöpfung und Müdigkeit ihn auf der Stelle mitreißen wollen. Er schluckte, lehnte sich nach vorn und stützte die Ellenbogen in seinem Schoß, während seine Blicke Löcher in die Tischplatte bohrten. „Haikuro wollte wohl helfen, dich zu suchen. Ich habe es in dem ganzen durcheinander wahrscheinlich übersehen, dass dieser Knirps sich, weiß der Himmel, wie, in mein Auto geschlichen hat.“ Heiji schluckte, schaute sie dann mit ernstem Blick von unten herauf an. „Gin.“ Ran spürte, wie eine Gänsehaut sich ihren Weg von ihren Fingerspitzen über ihrem Arm zum Nacken hinauf suchte. „Nachdem der ganze Ärger abgeflaut war, hatte Akai Wodka in der Mangel, dann ist er aufgetaucht… zusammen mit Haikuro.“ „Was? Aber-…“ Doch Heiji blockte ihre Panik ab, noch bevor sie sich weiter entwickeln konnte. „Ihm ist nichts passiert. Es ist vorbei…“ Heiji seufzte, ließ sich tief in das Sofa zurücksinken und fuhr sich mit von der Erinnerung zittrigen Fingern über die Stirn. „Es wär mir lieber, du lässt es mich Kazuha beibringen.“ Ran aber nickte und für einen kurzen Moment legte sich ein dichtes Schweigen über sie. „Wie geht es jetzt weiter Heiji? Ich dachte… ich dachte die Informationen würden ausreichen um Shinichi endlich zu finden, ich verstehe nicht-…“ „Die Räumung von heute Mittag ist noch voll im Gange, Ran. Wir können dort noch immer nicht genügend Leute abziehen. Wir wissen nicht, was auf uns warten wird, dort wo sie ihn festhalten. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als bis Morgen zu warten, unüberlegtes Handeln im Falle der Organisation ist… fatal. Aber das muss ich dir ja wohl nicht mehr sagen oder?“ Sie schluckte, schüttelte nur den Kopf. „Aber wenn es dich beruhigt… ich bin sicher, Vermouth hat sich nicht unter Wert verkauft, wenn wir ihre Rätsel erst einmal knacken, finden wir ihn. Ganz bestimmt.“ Ran aber schluckte nur. „Ich hatte einfach gehofft, ihn zu finden, auch wenn mich einer von diesen Leuten erwischt hätte, so wäre ich wenigstens bei ihm gewesen, verstehst du, Heiji? Ich weiß, ich kann ihm nicht helfen, aber zumindest hätten wir dann eine Chance gehabt. Wir wären zusammen gewesen, egal was-…“ Sie biss sich auf die Lippen, während die unberechenbare Sturheit wieder in ihre Augen zurückkehrte. „Ich habe ihn schon einmal fast verloren, Heiji und ich werde ganz bestimmt nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passiert. Damals wusste ich nicht, was passiert, oder was er vorhat… diesmal aber sieht die Sache anders aus.“ Sie schluckte, schaute ihn entschlossen an. „Ihr könnt nicht von mir erwarten, dass ich irgendwo herumsitze, warte und Däumchen drehe. Das kann ich nicht und das werde ich nicht, Heiji.“ Rans Stimme war am Schluss kaum mehr als ein heiseres Wispern. Der Kommissar sah sie lange an, schüttelte dann mit einem langen Seufzen den Kopf. „Ich weiß… und wenn es dich beruhigt, ich denke, Vermouths Kooperationsbereitschaft haben wir nicht zuletzt auch dir zu verdanken. Sie hat eine Schwäche für dich, Ran… ob du nun willst, oder nicht. Zwar hatte sie auch Kudo nie wirklich im Visier, aber du…“ Doch Ran sprach aus, was er dachte. „Angel.“ Das kleine, scheinbar harmlose Wort verließ ihre Lippen und bedeutete doch alles, ließ den Kommissar bestätigend nicken. „Ich denke, sie hat uns die Wahrheit gesagt… wir müssen sie in diesem Gewirr aus Lügen und Geheimnissen nur noch finden.“ Heiji seufzte, fuhr sich durch das schon ohnehin zerzauste Haar. „Und solange das FBI und die restlichen von Megures Beamten noch immer den Dreck von heute Morgen beseitigen, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten, Ran.“ Sein Blick fiel auf seinen Sohn, der sich auf dem bunt gemusterten Teppich nun schon eine ganze Weile nicht mehr gerührt hatte, seinen Kopf auf sein Stofftier gebettet während sein kleines Hinterteil in die Höhe ragte und offensichtlich machte, das es ihm mitten im Kampf erwischt hatte. Moris Tochter aber schaute noch immer mit sturem Blick zu Boden, er konnte es ja verstehen, es gab nichts, dass er mehr hasste, als tatenlos rum zu sitzen, aber in diesem Fall hatte es wenigstens irgendwo einen Sinn. „Kudo braucht uns ausgeruht. Wir können uns keinen Fehler leisten. Nicht jetzt.“ Sie schaute auf und nickte langsam. Heiji hatte sich in den ersten Jahren nach Conans Tod nie von der Sache abgewandt, hatte es immer für Shinichi zu Ende bringen wollen, und in diesem Fall hatte er wohl Recht. Auch wenn sie daran zweifelte, das Morpheus ihr besonders viel Schlaf schenken würde. Natürlich kam der nächste Morgen gleichermaßen zu früh und zu spät, als das Handy des Kommissars zu läuten begann und so auch Ran im angrenzenden Schlafzimmer endlich das Signal gab, dass sie aufstehen konnte, nachdem sie jetzt schon die ganze Zeit mit leerem Blick an die Decke gestarrt hatte. Heute war es soweit, heute oder nie. Sie zog sich den vom Hotel gestellten Bademantel über, der sich flauschig, warm und weich an ihren Körper schmiegte und für einen Moment die Erinnerungen an die kalte Nacht verdrängte. Sie hörte Heijis Stimme durch die geschlossene Tür, und trat ein, doch der Kommissar hatte in diesem Moment keinen Blick für sie, also setzte sie sich stumm auf die schmale Lehne des Sofas, lauschte und wartete. „Das ist alles… was wir von ihr wissen. Allerdings hat mich die Sache mit dem Teufel stutzig gemacht, irgendwo hab ich das schon mal gehört… Kudo hat damals irgendwas gesagt…“ Er hörte Megure am anderen Ende der Leitung schlucken, doch der Hauptkommissar ließ ihm die Zeit, nachzudenken. Angestrengt wühlte er in seinen Erinnerungen, bis er das passende Puzzleteil gefunden hatte. Die Stimme des Kommissars klang hohl, während er mehr mit sich selbst, als mit seinem Kollegen sprach. “We can be both, good and devil…“ “Was?” Megures Stimme war rau in seinen Ohren. „Dieser Satz ist von Vermouth, Kudo hat mir davon erzählt, als er zufällig darüber gestolpert war.“ Er schluckte, seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern, ehe er schluckte, eine Idee, ein Gedanke formte sich in seinem Kopf, doch Megure kam ihm zuvor, sein Tonfall klang brüchig, seine Worte uneben und rau. „Kudo ist doch gegen die Organisation vorgegangen, oder? Von- vor zehn Jahren, kurz nachdem er Japan verlassen hat, zusammen mit dem FBI.“ Die Stimme des alternden Hauptkommissars ließ die Nackenhaare von Heiji langsam aufrecht stehen, irgendwas sagte ihm, das Megure das gleiche dachte wie er. „Soweit ich weiß schon. Ihnen sind wohl ein paar mächtige Schläge gegen sie gelungen, sodass sich die Typen erst einmal ein wenig bedeckt halten mussten.“ „Verstehe.“ Megures Stimme klang trocken, Heiji konnte das Kratzen seines Schnurrbarts am Hörer erkennen, der sich unter dem nachdenklichen Blick des Hauptkommissars langsam hin- und her bewegte. Eine trügerische Stille legte sich über die angespannte Gruppe, während Heiji den passenden Moment abwartete, um nachzuhaken. „Megure, glauben Sie…„ Doch sein Gegenpart am Telefon seufzte nur und schluckte schwer. „Ich habe eine Idee, Heiji, und auch wenn ich Kudo genauso gern wieder wohlbehalten hier haben will wie ihr alle, hoffe ich doch sehr, dass ich mich irre.“ Doch die Stimme versagte dem Polizisten. „Das darf einfach nicht sein…“ Er hörte, wie Megure sich räusperte, und ihn eilig abwimmelte. „Warte bitte einen Moment Heiji- ich rufe gleich zurück.“ „Wie? Aber-…“ Doch mehr als das dröhnende Freizeichen bekam er nicht als Antwort. Der Hauptkommissar starrte ebenfalls auf das nun stumme Telefon in seiner Hand, das in seinen massigen Handflächen plötzlich immer schwerer wog, ehe er sich mit einem Seufzen dazu durchringen konnte, eine ihm altbekannte Handynummer anzurufen. Das Freizeichen hämmerte in seinen Ohren, er saß stumm da, rührte sich nicht, während in seinem innersten pures Chaos herrschte. „Yusaku Kudo hier, wer spricht?“ „Yusaku-…“ Doch die Stimme des Hauptkommissars erstarb, er musste sich Räuspern, ehe er fortfahren konnte. „Yusaku, ich bin´s, Megure; ich weiß, es ist wahrscheinlich nicht sehr passend, dich damit zu belästigen aber-…“ Doch der Schriftsteller unterbrach ihn, noch ehe er seinen Satz beenden konnte. „Du also auch…“ „Wie?“ Er hörte den Autor am anderen Ende der Leitung seufzen, konnte ihn förmlich vor sich sehen, wie er sich in alt bekannter Manier über die blauen Augen fuhr, die denen seines Sohnes viel zu ähnlich sahen. Es dauerte eine Weile, bis die Stimme des Schriftstellers wieder durch den Hörer erklang. „Ich habe mir die halbe Nacht den Kopf darüber zerbrochen und komme einfach zu keinem passenderen Ergebnis. Wenn alles, was wir bisher haben, und das, was Vermouth gesagt hat, wirklich ein Hinweis ist, dann bleibt nur dieser Schluss übrig, nur diese Möglichkeit. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass er vor zehn Jahren-…“ „Verstehe.“ Der Hauptkommissar schluckte, Stille legte sich wie ein dickes Leichentuch über die beiden alten Kollegen. Der Hauptkommissar sackte in seinem Stuhl zusammen, nahm den Hut ab und fuhr sich mit der Hand durch den mittlerweile sehr lichten Haaransatz. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mir sagst, dass ich falsch liege mit meiner Vermutung Yusaku…, nicht das.“ Die Stimme des Schriftstellers aber hatte sich mittlerweile wieder gefangen, egal was für ein großer Schock es für die Polizei und ganz Japan sein mochte, es ging hier um seinen Sohn. „Ich fürchte, es ist die einzig logische Erklärung die uns bleibt. Weißt du, wo wir ihn suchen können?“ Der Hauptkommissar nickte, er war langsam blass um die Nase geworden, hatte vergessen, dass Yusaku ihn nicht sehen konnte, sodass es einen Moment dauerte ehe er ihm richtig antwortete. „Ich habe eine ziemlich gute Idee, aber ich werde es natürlich gleich von meinen Leuten überprüfen lassen und dann-…“ Doch Yusaku unterbrach ihn erneut. „Gut, ich gebe dem FBI hier Bescheid, die sollen das an ihre Leute weiterleiten und sich mit euch zusammensetzen.“ Er schluckte, lauschte in die unangenehme Stille hinein, während die Angst um seinen Sohn ihm schließlich die Kehle zu schürte. „Juzo, bitte holt ihn heil da raus.“ Der Hauptkommissar schluckte, wieder wurde ihm bewusst, wie unangebracht sein Anruf eigentlich gewesen war, aber was sollte er machen, alte Angewohnheiten ließen sich nun mal nicht so schwer ablegen. Dabei war Yusaku selbst betroffen, es war sein Sohn, und er selbst in diesem Falle nichts weiter als ein besorgter Vater. „Natürlich.“ Damit legte er auf, starrte das Handy an wie einen alten Feind, ehe sein Blick auf den leeren Platz am Konferenztisch fiel, an dem er vorgestern noch hospitiert hatte; seine Stirn legte sich in Falten, während in seiner Kehle Bitterkeit hochkochte. Sowas von dreist, hinterhältig und völlig… selbstsicher. Es tat weh, an einer Stelle, mit der der Hauptkommissar niemals gerechnet hatte, schmerzte diese Erkenntnis und brannte ein Loch in seinen Magen. Er hatte treu für ihn gearbeitet, immer ein wenig zu ihm aufgeschaut und war stets bemüht gewesen, alles zu seiner Zufriedenheit zu erledigen, während er… Wie oft hatte er ihn und den Rest seiner Kollegen für seine Zwecke missbraucht? Wieviel war ihnen entgangen, weil er die Dinge so gedreht hatte, wie er sie benötigte? Holmes hatte Recht… sie waren wirklich blind. Galle kroch ihm langsam ihm Hals hoch, und verätzte seine Kehle, während seine Finger fester als nötig auf die Tasten seines Handys drückten, um Hattori zurückzurufen. Es klingelte nur ein einziges Mal, ehe der Kommissar abhob, ganz offensichtlich hatte er nur darauf gewartet, dass er sich wieder melden würde. „Und?“ Der Hauptkommissar schluckte, spürte wie seine Kehle erneut trocken wurde, während er seine Lippen dazu zwang, das auszusprechen, was sein Verstand noch immer nicht begreifen wollte. „Es ist Matsumoto.“ Das FBI hatte sie dazu verdonnert, zu warten. Also taten sie das, schon verdammte zwei Stunden lang, nichts anderes als warten. Er hatte genug, Kudo hatte genug Zeit verloren, eine Nacht unnützes Rumsitzen war mehr, als auch der Kommissar ertragen konnte. Heiji seufzte, sie hatten das Polizeihauptquartier bewusst gemieden und niemanden von den anderen Beamten eingeweiht. So sollte es bleiben, solange bis sie wirklich Gewissheit hatten, denn das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war noch mehr Unruhe und Misstrauen untereinander. Also bestand ihre Gruppe aus nicht mehr als Megure, Sato, Takagi und ihm, die als einzige die Japanische Polizei in diesem Fall vertat, während das FBI ihre Truppen bereits um den Ort des Geschehens gesammelt hatten und die Lage überwachte, bis man ihnen endlich einen Eingriff gestatte. Sein Blick fiel auf die Uhr, ehe er genervt das Gesicht verzog. Energisch wandte er sich in die andere Richtung, maß das Zimmer in großen Schritten ab ehe er wieder umdrehte. Die Blicke der anderen folgten ihm schon lange nicht mehr, in Takagis Kehle kroch nur weiter die Übelkeit hoch, wenn er ihn bei diesem Hin und Her weiter beobachtete, während seine Frau ihm ihre Hand noch immer versagte. Sie wollte nicht, dass er hier war, wollte nicht, dass ihm etwas passierte und ihre Tochter ebenso aufwachsen musste wie sie, ohne Vater. Sie beide hatten in den letzten Tag viel einstecken müssen, aber zum Glück waren ein paar Schrammen und blaue Flecken alles, was das Paar hatte registrieren müssen, sie konnte nur hoffen, dass es so blieb. Sie seufzte, nahm nun doch endlich seine Hand in die ihre und spürte seine kalten Fingerspitzen unter ihrer Haut. Kein Wunder, dass sie gegen seinen Sturkopf nicht ankam, schließlich war er einer der Gründe dafür, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Und sie beide waren einfach zu sehr Polizist, zu sehr mit Shinichi Kudo verbunden, mit Conan, als das sie sich das jetzt entgehen lassen konnten, so bitter die Situation für sie auch geworden war. Für die ganze Polizei. Für ganz Japan. Für ihn. Die Kommissarin schluckte, versuchte vergeblich, den Blick ihres Ziehvaters zu fangen, der es jedoch bevorzugte, weiter Löcher in den Boden zu brennen. Hauptkommissar Matsumoto. Sie mussten sich damit abfinden, so schwer es ihnen auch fiel. Also warteten sie darauf, dass das FBI sich endlich bei ihnen blicken ließ. Die erste, die jedoch die Türschwelle überschritt, als man ihr auf ihr Klopfen hin die Hoteltür geöffnet hatte, war Kazuha, die ihren verdutzten Sohn mit einem freudigen Schrei in den Arm nahm. Doch es war nicht die überglückliche junge Frau, die beim Eintreten die Blicke aller auf sich zog, sondern die Amerikanerin, die mit einer kleinen Styroporkiste in den Raum trat. Wie hypnotisiert hafteten Rans Augen auf der kleinen weißen Kiste, als sie spürte wie ihr Mund langsam trocken wurde. Das war es, das Gegengift, das Shinichi wieder bringen sollte… das ihn ihr wieder zurückgab. Hoffentlich. Die Amerikanerin aber wich ihren Blicken aus, ihre Fingernägel krallten sich in das weiße Styropor, während ihre Stimme unsicher durch den Raum schwankte. „Wir sollten uns beeilen…“ „Sie hat Recht.“ Die Stimme des FBI Agenten brachte die Anspannung in den Raum zurück, brachte letztendlich auch den Hauptkommissar dazu, den Blick von der Styropor Schachtel abzuwenden und sich zu räuspern. Zurück in die Realität. „Also los.“ Heiji schluckte, nickte Akai mit finsterer Miene zu, bevor er sich nach Kudos Freundin umsah. „Und Ran, du-…“ Doch die kühle Stimme des Agents unterbrach ihn erneut. „Sie sollte mit uns kommen.“ „WAS?“ Nicht nur der Kommissar sondern auch seine drei Kollegen sahen den FBI Agent mehr als erstaunt an. „Ich will nicht riskieren, dass sie nochmal wegläuft, wir wissen schließlich nicht, ob das Ganze nicht nur eine Falle ist, wir können solch ein Durcheinander nicht noch einmal gebrauchen. Sie kommt mit und bleibt im Wagen, bis alles vorbei ist. Verstanden?“ Die Angesprochene nickte nur, während die anderen an ihr vorbeigingen, hielt sie ihn kurz am Ärmel seiner Jacke auf. „Danke.“ Der aber sah sie nur streng an, die Kälte in seinen Augen ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. „Du bleibst im Wagen, solange bis die Luft rein ist. Tu es für ihn.“ Ran schluckte, zwang sich jedoch zu einem Nicken, ehe sie Takagi und Sato hastig aus der Tür folgte. Heiji aber schaute den Agent noch immer überrascht an. „Kudo wird das gar nicht gefallen.“ Akai aber rollte nur mit den Augen, deutete auf Ran im Hintergrund, während er mit einem leisen Murren aus der Tür verschwand. „Wenn ich die Wahl habe zwischen ihr oder Kudo, der mir an den Kragen will, sollte klar sein, für wen ich mich entscheide.“ Der Kommissar lachte hohl, das Argument konnte er verstehen, mit einem flauen Gefühl im Magen wandte er sich zu seiner Frau um, die ihn noch immer musterte und noch nicht ein Wort gesagt hatte, um ihn zu begrüßen. Heiji schluckte, trat mit einer entschuldigenden Geste vor sie. „Hör zu Kazuha, ich weiß du würdest mir jetzt am Liebsten den Kopf abreißen ab-…“ Seine Frau aber schüttelte nur den Kopf, machte einen Schritt auf ihn zu, um ihm ihn die Krawatte zurecht zu rücken, ehe sie mit einem traurigen Lächeln zu ihm aufsah. „Geh schon.“ „Was? Aber ich dachte-…“ Kazuha aber rollte nur mit den Augen, schenkte ihm ein Lächeln. „Das hier geht jetzt vor… ich kann dir wenn alles vorbei ist immer noch den Kopf abreißen, im Moment brauchen sie dich noch in einem Stück.“ Heiji blinzelte, schluckte aufgrund der bösen Vorankündigung in Kazuhas Stimme. Sein Blick fiel zu seinem Sohn in ihren Armen, er strich dem Kleinen vorsichtig über die Stirn. „Verlier ihn nicht wieder.“ „Als ob –…“ Doch Hattoris Lippen stoppten sie mitten im Satz, sie genoss den Moment und wollte ihm am liebsten gar nicht erst gehen lassen. Als er sich dann jedoch von ihr löste, sahen sie seine grünen Augen ernst an. „Verlier ihn nicht.“ Sie schluckte, nickte dann und beobachtete, wie er als Letzter der kleinen Gruppe aus dem Zimmer ging und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, sodass keiner mehr ihre leisen Worte hatte hören können. „Passt auf euch auf…“ Der Keller lag im fahlen Licht der Morgendämmerung da, das sich durch die keinen Fenster zwängte und dem Raum einen zwielichtigen Anstrich verlieh und ihn mit all den Instrumenten und Aluminiumschränken nur noch kälter wirken ließ. Das unregelmäßige Tropfen, gemischt mit dem immer wieder mal auftretenden Stöhnen seines Gefangenen war alles, was er hörte. Er hatte alle Anrufe erledigt. Alles vorbereitet. Also musste er jetzt warten, es gab im Moment nichts, was er noch tun konnte. Nichts. Die Dunkelheit hatte ihn letztendlich also doch erreicht. Matsumoto seufzte, ließ seinen Blick über das kleine private Labor schweifen. Leer, verlassen und nutzlos. Genauso wie Kudo. Ein flüchtiges Grinsen huschte über seine Züge, er ließ den Blick erneut über den Detektiv schwenken, der nasse Film auf seiner Haut bekam durch das graue Licht der Morgendämmerung einen noch ungesunderen Glanz, während die dunklen Ringe unter seinen Augen verrieten, dass, auch wenn er zu schlafen schien, ihm auch dieser keine Ruhe bringen konnte. Jeder neue Tropfen ließ seine Muskeln reflexartig zusammenzucken, immer wieder verkrampften einzelne Stränge sich, sodass seine Finger zuckten, als würden sie auf einem unsichtbaren Klavier ein lautloses Lied spielen. Ein Hauch von Bedauern schlich sich über das Gesicht des alternden Oberhaupts der Polizei und der Organisation, sie beide hatten seinem Befehl unterstanden und dieser Junge, dieser Oberschüler, hatte alles geändert. Er hatte ihm alles genommen, was ihm lieb und teuer war. Niemals hätte er gedacht, dass ausgerechnet Shinichi Kudo zu so etwas fähig sein würde. Er hatte ihn schon als kleines Kind gesehen, an dem Rockzipfel seines Vaters, der sich nichts weiter dabei gedacht hatte, den Jungen an einem Tatort herumlaufen zu lassen. Natürlich hatte er bald bemerkt, dass Kudo einen gefährlichen Verstand hatte, einen Verstand, der in seiner Organisation vielleicht sogar gut aufgehoben gewesen wäre, dem dafür aber viel zu viel Moral im Weg stand. Wo er immer geglaubt hatte, dass Kudos Arroganz es nie zulassen würde, dass er ihnen wirklich gefährlich werden könnte, dass ausgerechnet sein Gift ihm diese genommen hatte und ihn damit erst zu einem ernstzunehmenden Gegner gemacht hatte. Er lachte bitter, schüttelte den Kopf, während sich sein Bild in der schmutzigen Lache am Kopfende des Tisches spiegelte. Erst diese Verwandlung hatte ihn zu der gefährlichen Waffe gemacht, die er nun geworden war, zu der Silberkugel, die durch den Hammer aus Schmerz und Verlust gehärtet wurde, um das Biest in die Knie zu zwingen. Er lächelte matt, während sein Blick aus dem Fenster glitt, sodass das silberne Licht der frühen Sonnenstrahlen, die es durch den Nebel geschafft hatten, dunkle Schatten in sein Gesicht warf. Sein Blick strich abermals über den Siebzehnjährigen auf dem Versuchstisch, dessen Atmen langsam flacher wurde, während seine Lippen Wörter formten, die niemand außer ihm verstehen konnte. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Züge, als er etwas in die die Handfläche des Detektivs legte und seine Finger sorgfältig darum schloss. „Denn wo Licht ist, ist auch Schatten…“ Hallo ihr Lieben, *mitbraungebranntemgesichtentgegengrins* Ich hoffe ihr habt den Urlaub von Lost in Time genauso genossen wie ich *gg* Natürlich hoffe ich das euch das Kapitel fürs warten entschädigen konnte! Jetzt geht’s los endlich holen sie unsern Shinichi da wieder raus, wird wohl auch zeit seiner Verfassung nach zu urteilen *muhaha* Vielen Dank für eure umwerfende Rückmeldung!!! Natürlich würde ich mich auch diesmal sehr über eure Kommis freuen :3 Wie immer noch ein dickes Danke an Leira, die dieses Monster noch immer korrigiert! Ganz liebe Grüße, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)