Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 43: Himmelblau ---------------------- 42. Himmelblau „Du hast vergessen Auf Wiedersehen zu sagen, mein Kleiner.“ Ein eisiges Lächeln sollte seine Kugel begleiten. Doch noch ehe er sie auf den Weg schicken konnte, spannten sich Akais Finger um den Abzug seiner eigenen Waffe, doch er war schneller. Der Schuss fiel, und sein Körper sackte augenblicklich zu Boden. Auf den ersten folgte ein zweiter Schuss, traf den anderen in den Oberschenkel und hinderte ihn daran, zu fliehen. Der Kommissar aber bekam davon schon nichts mehr mit. Die Welt flimmerte vor Heijis Augen, als seine Knie nachgaben, kurz nachdem er die Distanz zu ihm überwunden hatte, während sein Körper hart und kalt auf den Boden aufgeschlagen war. „Papa?“ Doch Haikuros Stimme ging im heiseren Atem seines Vaters unter. Sein Körper zitterte, seine Hände waren taub, fühlten seine warme Haut kaum unter seinen Fingerspitzen, während er ihn so fest im Arm hielt, wie er nur konnte. Hattori hatte sein Gesicht tief in den verwuschelten Haaren seines Sohnes vergraben, während seine Lungen sich bemühten, das Atmen nachzuholen, das sie in den letzten Minuten vergessen hatten. Der Kleine unter seinen Fingern regte sich, sah mit großem, glasigem Blick zu seinem Vater auf. „Warum weinst du denn, Papa? Mir geht es doch gut. Nicht weinen, ja?“ Heiji aber blinzelte nur, starrte seinen Sohn an, sein Kind, das er beinahe verloren hätte und spürte tatsächlich, wie ihm einzelne Tränen über seine Wangen liefen, während seine brennenden Augen das Bild von Haikuro vor ihm verschwimmen ließen. Ein erleichterndes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Kommissars, langsam schüttelte er den Kopf, drückte seinen Sohn fester an sich und spürte, wie das Zittern des kleinen Jungen langsam nachließ. „Schon gut, es ist alles gut.“ Er drückte ihm einen zittrigen Kuss auf die Stirn, vergrub die Finger in den weichen Haaren seines Sohnes und drückte seinen Kopf fester an sich, um so zu verhindern, dass sein Kleiner einen Blick auf die Szene hinter sich erhaschen konnte. Seine Kugel hatte präzise die Stelle getroffen, wo selbst dieses Monster ein Herz haben sollte und hatte eben jenes in Fetzen gerissen. Das Blut auf seiner Kleidung wurde immer dunkler und verpasste seinem schwarzen Mantel einen zarten bordeauxfarbenen Schimmer. Gin war tot. Für einen kurzen Moment bekamen die grünen Augen Heijis die Kälte zurück, die sie für einen Sekundenbruchteil innegehabt hatten. Der Kommissar schluckte, während die Erinnerungen der vergangenen Sekunden ihn langsam aber sicher einholten. Noch ehe er darüber nachdenken konnte, hatten sich seine Finger um den Abzug seiner Waffe gespannt, hatten die Kugel auf den Weg geschickt, die den Mann umbringen sollte, der gerade dabei war, seinen Sohn zu töten. Er hatte diese Entscheidung nicht getroffen, er hatte es einfach getan. Hatte gezielt, den Abzug betätigt und gefeuert, noch ehe der FBI Agent neben ihn eine Chance gehabt hatte, zu reagieren obwohl dieser ganz sicher schon auf diesen Moment gelauert hatte. „Papa, lass mich los.“ Der Kleine schaute auf, die Tränen auf seiner Wange waren noch nicht einmal getrocknet, doch seine Worte beherbergten schon jetzt wieder einen quengelnden Unterton. „Wir müssen doch immer noch Ran finden.“ Doch der Kommissar dachte gar nicht daran, spürte wie der kleine Wurm versuchte, sich aus seinen Armen zu winden, doch gegen den starken Halt seines Vaters hatte Haikuro keine Chance. Mit einem erleichternden Lächeln auf den Lippen schüttelte der Kommissar den Kopf. Kazuha würde ihn ganz sicher umbringen. Woher sein Kleiner diese Art und Weise hatte, sich in Dinge einzumischen, stand für seine Frau ganz sicher auch außer Frage. Der Kommissar schluckte, spürte wie seine angespannten Muskeln langsam weich wurden, die Panik aus seinem Körper floss, während sein Herz ihm noch immer bis zum Hals schlug. Kudo hatte Recht gehabt… hätte Gin ihn -… Heiji schluckte, versuchte den Gedanken mit einem tiefen Atemzug aus seinem Kopf zu waschen. Das hätte er sich niemals verzeihen können. Heiji atmete lange aus, beobachtete, wie Akai langsam an ihm vorbei ging, auf Wodka zu, dem er selbst eine Kugel ins Bein gejagt hatte, legte dem fluchenden Hünen am Boden Handschellen an, während sein Blick die Leiche seines Erzfeindes kurz steifte, ehe seine Augen dann zurück zu dem Vater glitten, der seinen Sohn noch immer fest im Arm hielt. Das wäre eigentlich sein Schuss gewesen. Doch die Szene des Kommissars, der seinen sich langsam immer mehr sträubenden Sohn stur ihm Arm behielt, wusch die Bitterkeit von seinen Lippen. Damit konnte er leben. Seine grünen Augen streiften über die Leiche seines ehemaligen Partners, auf Gins Zügen lag noch immer das eisige Lächeln mit dem er das Leben des Jungen hatte beenden wollen. Der Schmerz war noch nicht einmal zu seinen Lippen durchgedrungen, dafür war der Schuss zu gut, die Spanne zwischen Leben und Tod zu schnell überschritten gewesen. Dieser Tod war eigentlich viel zu gut für ihn gewesen. Der Agent seufzte nur, schüttelte missgelaunt den Kopf, während sein Blick den Kommissar ein letztes Mal streifte. Doch das Lächeln auf Shuichi Akais Lippen hatte Bestand, brach nicht, so sehr ihn es auch ärgerte, diesen Mörder nicht selbst in die Hölle geschickt zu haben. In diesem Augenblick spürte er wie die Waffe in seiner Hand für einen kurzen Moment ein wenig leichter wurde. Es war tatsächlich vorbei. All die Jahre, in denen sie die Organisation verfolgt hatten, in denen er ihnen auf der Spur gewesen war wie ein Bluthund, nahmen mit diesem Tag tatsächlich langsam ein Ende. Und das hatten sie nur ihm zu verdanken. Seiner unkonventionellen Methode, dieses Pack auffliegen zu lassen, zum großen Ärgernis seines Chefs. Aber eines musste er Kudo lassen, er hatte Erfolg. Doch noch ehe er den bitteren Geschmack von seinen Lippen verbannen konnte, durchbrach das Klingeln seines Handys die angespannte Stille, bis der FBI Agent den Anruf entgegennahm. Tropf Er blinzelte, oder versuchte es zumindest, während sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. Seine Muskeln waren steif und brannten, auch wenn der Schmerz in seinem Köper durch das dröhnende Pochen in seinem Kopf verhallte. Der gesunde Teil seines Verstandes, versuchte ihm klar zu machen, dass es nur Wasser war, nur ein paar Tropfen, die nichts anrichten konnten, dabei fühlte es sich an, als hätte er in der Mitte seiner Stirn ein verdammtes Einschussloch, während man immer wieder mit Schrot auf ihn losging. Seine Ohren fühlten sich an wie mit Watte zugestopft, er wollte schlucken, doch seine Zunge blieb an seinem Gaumen kleben. Es war dunkel, immer war es so verdammt dunkel. Aber natürlich, die schwarze Organisation hatte ihn, wie konnte es da anders sein als dunkel. Tropf „Shinichi…“ Eine Gänsehaut überzog seinen Körper, war das wirklich ihre Stimme gewesen? Nein. Shinichi spürte wie sein Herz schneller zu schlagen begann bei dem bloßen Gedanken, dass sie da sein könnte. Und doch konnte er sich diesem Gefühl von Hoffnung, die in seine müden Glieder sickerte nicht ganz hingeben. Irgendetwas hinderte ihn daran. Er hatte Angst, dass ihre Stimme nichts weiter war als ein Trick seines maroden Verstandes. Ja, so musste es sein, sie war nicht da… „Shinichi wach auf.“ Schon wieder? Konnte- konnte das wirklich noch ein Zufall sein? Seine Augen huschten hin und her, suchten vergeblich ihr Bild, während seine Ohren danach verlangten, nochmal ihre Stimme zu hören, nur noch ein einziges Mal. Nein, das ist nicht Ran! Tropf Das Wasser wusch diesen Gedanken weg, brachte ihn zum Blinzeln, während der feuchte Film auf seiner Haut ihm einen fiebrigen Glanz verlieh. „Ich bin hier Shinichi. Komm, trink etwas.“ Ihre liebliche Stimme ließ den Atem in seiner Kehle stocken, Angst und Anspannung flossen langsam aus seinen Muskeln hinaus. Verdammt noch mal, er hatte schon geglaubt, ihre Stimme zu nie wieder zu hören. Er wartete, sein Atem zitterte unter der Anspannung, während der letzte Tropfen über seine Stirn rann und in seinen mittlerweile völlig durchnässten Haaren verschwand, bis das Wasser endlich seinen Mund erreichte, sodass die harten Tropfen auf seiner Stirn für einen Moment vergessen waren. Eine Gänsehaut breitete sich über seinen Körper aus, während seine Kehle gierig verschlang, was ihr schon so lange versagt geblieben war. Wasser, war alles was seine Sinne in diesem Moment registrierten. Doch nach, seiner Meinung nach, viel zu kurzer Zeigt, versiegte der Strom schon wieder, sodass sein Verlangen nur noch größer wurde, nachdem es ihm erlaubt gewesen war, kurz zu kosten. „Geht es dir jetzt besser, Shinichi?“ Ihre Stimme allein genügte jedoch, um das so dringend benötigte Wasser zu vergessen, während ein anderer Teil seines Kopfes ihn davor warnte, zu antworten und seine Lippen versiegelte. Also blieb es bei einem kurzen Nicken, während der nächste Tropfen erbarmungslos auf seine Stirn schlug. Tropf Die Dunkelheit drohte erneut ihn zu sich zu holen, er spürte, wie seine Lieder flatterten und sein Körper mit seinem Verstand rang, während ihre Stimme versuchte, ihn bei sich zu behalten. „Shinichi?“ Es ist nicht Ran. Er verzog das Gesicht. Was sollte das? Wieso wollte diese Stimme ihm diesen Moment madig machen? Wieso konnte er sich nicht einfach damit zufrieden geben? Sich freuen über die gute Wendung, die sein Schicksal offenbar genommen hatte. Sie war hier. Tropf „Shinichi, hörst du mich?“ Er hörte ihre Stimme brechen, zittern, weil sein Verstand es ihm nicht erlaubte, zu antworten. Er spielt mit dir! Er? Tropf, Tropf. “Shinichi bitte, antworte doch, du machst mir Angst.” Ihre Worte ließen sein Herz sich zusammenziehen. Nein, er wollte ihr keine Angst machen, ihr nicht noch mehr wehtun. Das musste ein Ende haben, jetzt gleich. Tu´s nicht! Er aber ignorierte die Warnung, biss sich trotzig auf seine immer noch spröden Lippen. Es reichte, sie hatte genug durchgemacht. Tropf. Genug. „Ran?“ Idiot! „Was?“ Doch Rans blasse Stimme verschwamm in dem Gemurmel, das aus dem Hörer drang, nachdem Tracy den Raum betreten hatte. Yusakus Blick fiel auf den Diktierapparat, den die Chemikerin fest umklammert hielt. Er schluckte und hätte doch nie zu hoffen gewagt, dass er diese Frage noch einmal stellen würde. „Wie meinen Sie das?“ Die FBI-Agentin jedoch schien das volle Ausmaß ihrer Worte zu kennen, doch das Lächeln auf ihren Lippen blieb aus, er sah, wie sie sich kurz auf die Lippen biss, ehe sie das kleine Tonbandgerät in ihrer Hand einschaltete. „Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, meine kleine Shiho, aber diese Forschung ist mein Leben und der Grund dafür dass…, dass ich jetzt nicht mehr bei dir sein kann.“ Yukiko hatte die Stirn gerunzelt, hörte der fremden Stimme, die geisterhaft durch den Raum hallte mit wild pochendem herzen zu als plötzlich eine andere Stimme ihre Aufmerksamkeit erregte, Sharons Stimme. „Elena?“ Der entsetzte Hauch schien förmlich an Vermouth Lippen zu kleben, verzerrte das Gesicht der blonden Schönheit, sodass für den Bruchteil einer Sekunde ein anderes darunter sichtbar wurde, alt, müde und verbittert. Mit einem lauten Klicken breitete die FBI Agentin der geisterhaften Stimme ein Ende, machte so auch der in schwarz gehüllten Blondine klar, woher dieser Geist der Vergangenheit gekommen war. Sie schluckte, biss sich auf die Lippen und versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen, während sie ihre alte Freundin im Stillen verfluchte, dass sie sie ausgerechnet jetzt, mit Ran, Angel, verwundet zurück gelassen hatte. Und das an einer Stelle, von der sie schon lange behauptete, dass diese gar nicht mehr existierte. Die anderen aber ignorierten das plötzliche Schweigen des Organisationsmitglieds und warteten angespannt darauf, dass die Chemikerin sich ihnen erklärte. Tracys Blick haftete starr auf dem kleinen schwarzen Diktiergerät, ehe sie den Mut aufbrachte, zu sprechen. „Ich habe dieses Tonband in Ai Haibaras Labor gefunden.“ Sie seufzte, sah auf und war gleich mit mehreren fragenden Blicken konfrontiert, besonders aber Professor Agasas Wangen waren nicht nur vor Anspannung, sondern ebenso vor Wut gerötet. Tracy aber ignorierte den anklagenden Blick unter den buschig-weißen Augenbrauen und sprach weiter. „Die Stimme, die sie gerade gehört haben, ist die Elena Miyanos, Shihos Mutter. Sie war vorher an dem Projekt APTX 4869, beteiligt und hat ihre Gabe sozusagen ihrer Tochter in die Wiege gelegt, noch bevor die Organisation ihre… Beseitigung in Auftrag gegeben hatte.“ Tracy spürte, wie sich ihre Kehle langsam zuschnürte und zwang sich dazu, lange durchzuatmen, fixierte das Telefon. „Es ist alles auf Band. Jede Formel, jede Zusammensetzung und jede Konzentration, die ich zur Herstellung eines Gegenmittels gebraucht habe, befand sich auf einem kleinen Mikrochip, der direkt auf das Tonband aufgeklebt war. Sie hatte alles dort hinterlassen.“ Tracy schluckte, sah auf und spürte Yusaku Kudos Blicke auf ihrer Haut. Sein Vater sah sie durchdringend und eindeutig viel zu lange an, während sein Blick sagte, was seine Lippen nicht aussprechen würden. Die Chemikerin aber biss sich auf die Lippen, wich seinem Bick aus, bevor sie letztendlich nickte, mehr zu sich selbst als zu dem Autor. Sie holte tief Luft, konnte nicht recht glauben, als sie bemerkte, dass sich tatsächlich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen schlich. „Es stimmt, Ran…“ Ihre Worte waren sanft. „Es gibt noch Hoffnung.“ Doch die Last auf ihren Schultern wurde nicht kleiner, sondern wuchs mit jedem Wort, das ihre Lippen formten. „Anhand dieser Informationen ist es mir gelungen, ein Gegengift herzustellen, eines, das das ATPX aufgeben sollte und ihm die Möglichkeit gibt, wieder er selbst zu werden.“ Sie schluckte, hörte die junge Frau am anderen Ende der Leitung keuchend einatmen, sie konnte sich gut vorstellen, was diese Information für seine Familie, aber besonders für Ran bedeutete. „Es gibt ein Gegenmittel, Ran.“ Tracy spürte wie der Kloß in ihrem Hals unvorteilhaft rutschte, während sie versuchte, ihre Stimme ernst klingen zu lassen, um der jungen Frau begreiflich zu machen, was sie von ihr wollte. „Wir müssen ihn nur finden…“ Vermouth, die die ganze Zeit ruhig zugehört hatte runzelte die Stirn, blickte zu dem erleichterten Gesicht ihres Engels hinüber, in deren wunderschönen Augen sich zum ersten Mal nun Tränen sammelten, die vielleicht sogar dorthin gehörten. Auch wenn sie sich fragte, was die Chemikerin im Schilde führte und ob ihr bewusst war, dass sie gerade ihren schönen Plan zunichtemachte, sie von einer Dummheit abzubringen. Tracys nun deutlich härterer Ton aber sollte es ihr gleich verraten. „Wir müssen ihn finden. Aber das können wir nicht, wenn wir gleichzeitig befürchten müssen, dass du ihnen in die Hände fallen könntest. Verstehst du Ran, wenn sie dich oder jemand anderen gegen ihn einsetzen können, werden wir ihn verlieren.“ „Aber-…“ Doch noch ehe die brüchige Stimme Rans wieder an Kraft gewinnen konnte, griff die Chemikerin ein. „Um Shinichi zu finden, ist deine Sicherheit oberste Priorität, verstehst du das?“ Für einen Moment lang herrschte Stille, keiner der Anwesenden rührte sich, währen die Blicke gespannt auf dem summen Telefon lagen, ehe ihre vorsichtige Frage zittrig aus dem Apparat ertönte. „Aber wie?! Wie sollen wir ihn finden, wenn nicht-…“ „Indem wir auf das Angebot von Vermouth eingehen.“ Sie schluckte, spürte wie sich ihre Lippen nur mühsam bewegen wollten. „Wir haben keine andere Wahl…“ Die blassen Neonröhren legten einen grauen Schleier über den Raum, der jetzt, wo die eine Lampe nicht länger flackerte, sondern ganz den Geist aufgegeben hatte, nicht mehr ausreichte um ihn gänzlich zu erhellen. Der stählerne Tisch reflektierte das wenige Licht, zusammen mit der kleinen Wasserlache, die sich mittlerweile auf dem Boden gebildet hatte. Wären seine Kollegen nicht gerade dabei, den Rest seines Imperiums zu zerstören, hätte die tropfnasse Gestalt von Shinichi Kudo vielleicht noch so etwas wie Mitleid in seinem kalten Herzen auslösen können. So aber genoss er das bleiche Gesicht seines Gefangenen, beobachtete wie seine Augen in der eingefallenen Miene langsam hin und her huschten, während ein Teil seins Verstandes sich offenbar noch immer zu wehren versuchte. Ein kaltes Grinsen huschte unter dem Schnauzer des ehemaligen Hauptkommissars hervor, das nicht wirklich zu der lieblichen Stimme passen wollte die aus seinem Mund kam. Kudo hatte sich tapfer geschlagen, das musste man ihm lassen. Jeder andere wäre den Folgen der Experimente und der immerwährenden Dunkelheit und Isolation allein vermutlich schon längst erlegen, während sein Verstand selbst gegen die Folter, die Dehydratation und die Zwangsposition noch immer ankämpfte. Bis jetzt… Denn ihre Stimme, Ran Mori, die Tochter dieses nichtsnutzigen Polizisten, die sonst die Quelle seiner Kraft war, war es auch, die in tief in den Abgrund riss. Mit ihrer Stimme schaffte er es, seinen Geist aus den Fugen zu heben, sein Hirn, das sich gegen die Manipulation wehrte, untergehen zu lassen gegen seine Gefühle und den Wunsch, sie bei sich zu haben. In dem Moment, als er ihren Namen auf diese Art und Weise ausgesprochen hatte, wusste er es… „Ran.“ Er hatte gewonnen. Er war in den Kopf des Detektiven eingebrochen, jetzt musste er nur noch die richtigen Wege finden, um an den Ort zu gelangen, wo sich die Informationen versteckt hielten, die er benötigte. Matsumoto holte Luft, begann zu sprechen, während das kalte Lächeln auf seinen Lippen Rans Stimme Lügen strafte. „Shinichi, du musst mir sagen wo die anderen sind, sie sind in Gefahr.“ Er beobachtete, wie sich die mit kaltem Schweiß überzogene Stirn des Detektivs sich in Falten legte und er sich auf die Lippen biss. Offenbar war die Schranke zu seinem Bewusstsein noch immer nicht völlig geöffnet, aber auch das ließ sich ändern. „Bitte, Shinichi…“ Rans zitternde Stimme ließ ihn zusammen zucken, doch Kudos Lippen blieben stumm, sein nebliger Verstand arbeitete gegen das Bedürfnis, ihre flehenden Worte zu besänftigen, also einigten sie sich auf eine Zwischenlösung. „Das kann ich nicht…“ Die Muskeln um seinen Kiefer spannten sich, dieser verdammte Schnüffler stellte seine Geduld noch mal auf eine harte Probe. „Aber Shinichi, du verstehst das nicht, wir müssen ihnen helfen, sie aus Tokio holen, bevor ihnen etwas passiert. Sie sind doch in Tokio, nicht wahr, Shinichi.“ Doch auch der Nachdruck in der Stimme von Moris Tochter brachte Kudos Lippen nicht weiter auseinander. Schön, wenn er es nicht anders wollte, musste er eben andere Geschütze auffahren, es war ihm schließlich nicht umsonst gelungen, seine zweite Identität so lange geheim zu halten. „Verstehst du es denn nicht, Shinichi!“ Er brachte Rans Stimme zum brechen, versteckte Tränen in ihrem Ton, während seine eigenen Wangen trocken blieben. „Du machst alles nur noch schlimmer, deine Lügen, dein Schweigen, ich kann es nicht mehr sehen, Shinichi. Ich kann nicht mehr…“ „Ran, nicht…“ Ein längst fälliges Lächeln breitete sich über Matsumotos Lippen aus, doch diesmal war er es, der den Detektiv nicht gleich zu Wort kommen ließ, im noch immer weinerlichen Ton machte er weiter. „Wenn- wenn du nicht aufhörst, dann war alles umsonst.“ Endlich schien sich Kudos Zunge zu lösen, seine Stimme war rau, seine Sätze von Husten unterbrochen, aber immerhin, redete er jetzt. „Nein, nein… es geht nicht, Ran…“ Shinichis Stimme klang mit einem mal verzweifelt, in all der Zeit, in der er ihn nun quälte, hatte er ihn niemals so gesehen, während seine Worte kaum mehr waren, als ein verzweifeltes Wispern. „Du darfst es nicht wissen…“ Eine seiner buschigen Augenbraunen entfernte sich kurz von ihrem angestammten Platz. Hier hatte er offenbar einen anderen Nerv getroffen. Der Boss der schwarzen Organisation spürte, wie es in seinen Fingerspitzen zu kribbeln begann, sein Bart zuckte unter dem kurzen Lächeln zusammen, während er ihre Stimme für sich arbeiten ließ und seinen Verstand austrickste, um ihn in die richtige Richtung zu lenken. „Was darf ich nicht wissen, Shinichi? Was verschweigst du mir?“ Der Detektiv biss sich auf die viel zu trockenen Lippen, sodass Blut aus den feinen Rissen quoll, das sich mit dem nassen Film auf seiner Haut mischte. „Nein… nein nichts. Du bist nicht schuld.“ Die kalten Augen Matsumotos leuchteten auf. Er entlockte seiner kalten Kehle so viel Schmerz, wie er nur aufbringen konnte, es war wichtig, dieses Spielchen jetzt mitzuspielen, bevor der Detektiv wieder die Gelegenheit bekam, dichtzumachen. „Doch Shinichi, das bin ich, hör auf zu Lügen, Shinichi.“ Der Angesprochene verzog nur das Gesicht, zuckte unter dem nächsten Tropfen zusammen, während seine Stimme versuchte, seine Freundin zu beruhigen. „Du wusstest es nicht besser… du konntest nicht wissen, dass er zu ihnen gehört.“ Die Hirnzellen des ehemaligen Hauptkommissars begannen zu arbeiten und versuchten, das seltsame Puzzle, das der Detektiv ihm hier lieferte, Stück für Stück zusammenzusetzen. Es war jedoch Ran Moris Stimme, die seine Frage vorsichtig formulierte. „Amuro?“ Shinichi kniff die Augen zusammen, atmete lange durch, während seine ausgelaugten Muskeln anfingen, zu zittern. Das alles war Antwort genug. Auf seinen Lippen jedoch bildete sich langsam ein schmales Lächeln, das hier versprach in der Tat interessant zu werden. Ihre Stimme plätscherte in verzweifelten Worten von seinen Lippen und er genoss jedes einzelne von ihnen. „Wenn ich nicht gewesen wäre, dann…“ Und prompt ging ihm der aufgelöste Verstand des Detektivs ihm in die Falle. „Nein… ich- ich hätte dich einweihen sollen, ich hätte es dir sagen sollen.“ „Hör auf damit, Shinichi, du weißt, dass das nicht stimmt, es ist allein meine Schuld und das weißt du auch.“ Der aber bewegte seinen fixierten Kopf hin und her so gut er konnte, versuchte in verzweifeltem Ton auf sie einzureden. „Nein, du hättest es ihm nie erzählt, wenn du es gewusst hättest.“ Seine Augen bekamen einen fiebrigen Glanz, so langsam ahnte der ehemalige Hauptkommissar, worauf das alles hinauslaufen würde und spürte, wie sein Körper von einem Schauer aus freudiger Erregung durchgeschüttelt wurde. Der Detektiv brauchte nur noch einen klitzekleinen Schubs. „Das habe ich aber, Shinichi!“ „Aber doch nur, weil ich es so weit habe kommen lassen!“ Shinichi wurde plötzlich laut, doch seine trockenen Stimmbänder hielten dem Druck nicht lange stand, er hustete und musste nach Atem ringen, ehe er weitersprechen konnte. „Es war ein Unfall, Ran… du wusstest nicht, dass es Ai war.“ Die aber strafte ihn mit Schweigen und verleitete ihn zum weitersprechen. „Ran… du bist nicht schuld.“ Shinichi schluckte, spürte, wie sein Herz immer heftiger gegen seinen Brustkorb schlug und seine Ohren danach verlangten, ihre Stimme wieder zu hören und alles wieder gut zu machen. „Du hättest ihm nichts gesagt, wenn du gewusst hättest, wer sie ist.“ Er ignorierte, wie ein anderer Teil seines Kopfes ihn anschrie und aufforderte, den Mund zu halten. Er sollte nichts mehr sagen, er hatte schon genug angerichtet. In seinem Kopf brummte es, das Wasser schlug mit jedem Tropfen fester in seiner Stirn ein und wirbelte seine Gedanken aufs Neue durcheinander. Warum sollte er nicht weiter reden? Warum konnte er sie nicht einfach in den Arm nehmen? Warum wollten seine Lippen ihr schweigen nicht brechen? Wieso verbot man ihm, sie zu trösten. Ran war traurig, sie gab sich die Schuld, obwohl nur seine Lügen dafür verantwortlich waren, sein Misstrauen ihr gegenüber. Ran war in Gefahr, sie alle waren in Gefahr und Ran gab sich die schuld. „Bitte, Ran…“ Sein flehendes Herz, das sich danach sehnte, die Tränen ein für alle Mal aus ihren Augen zu tilgen, wurde immer lauter, verdrängte die andere Stimme langsam in den Hintergrund, auch wenn es ihn innerlich zerriss, Rans Schweigen war stärker. Halt einfach den Mund. Sag es nicht. Tropf Ihr Schweigen hatte den Kampf besiegelt, riss sein Herz in Stücke und lockerte seine Lippen. „Es ist nicht deine Schuld.“ Er schluckte, seine Finger zuckten, machten verzweifelte Anstalten nach ihrer Hand zu greifen, während seine Augen suchend hin und her huschten und sein Körper nichts weiter verlangte als ihre Stimme. „Du hättest Ai nie an ihn verraten Ran, niemals.“ Ran aber blieb stumm, überließ den Detektiv seinem Schicksal, der das Mantra ein letztes Mal von seinen Lippen abspielte, ehe er den Kampf mit der Ohnmacht verlor. „Es ist nicht deine Schuld...“ Doch Rans vermeintlichen Lippen zierte ein kaltes Lächeln. Mit einem erschöpften Seufzten schloss sie die Tür hinter sich. Ab jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Chemikerin schluckte, stützte sich vom Türrahmen ab und legte das kleine schwarze Diktiergerät zurück auf den provisorisch eingerichteten Labortisch und folgte seinem Beispiel, indem sie sich in den Drehstuhl sinken ließ. Sofort schweifte ihr Blick zu den Reagenzgläsern, die vor ihr auf dem Tisch standen. Himmelblau. Die FBI Agentin schluckte, schüttelte mit einem kurzen Seufzen den Kopf. Wer hätte gedacht, dass das Gegenmittel diese Farbe haben würde, dass es überhaupt eine Farbe haben würde… Dass es überhaupt ein Gegenmittel geben würde. Tracy aber verdrängte das kleine Teufelchen auf ihrer Schulter, behielt die kristallklare hellblaue Flüssigkeit weiter im Blick. Doch noch bevor die Chemikerin Zeit hatte, sich weiter darum Gedanken zu machen, wie sie dieses Zeug Shinichi am besten applizierten, hörte sie Schritte auf sich zukommen, wartete darauf, dass es jeden Moment an ihre Tür klopfen würde, doch stattdessen gab die Klinke mit einem quietschendem Geräusch nach, öffnete sich und schloss auch gleich wieder. Tracy spürte, wie ein Schaudern über ihren Rücken zuckte, sie musste sich nicht umdrehen, wusste auch so schon sehr genau, wer da in ihrem Rücken stand, eigentlich hatte sie schon viel früher damit gerechnet. Die Wissenschaftlerin atmete ein letztes Mal ruhig ein, drehte sich dann um und erhob sich aus ihrem Bürostuhl um sie an zu sehen. Yukiko aber schwieg, nahm sich die Zeit, sich in dem kleinen Raum umzusehen, in dem sich die FBI Agentin die ganze Zeit vor ihnen versteckt gehalten hatte. Wenigstens wusste sie jetzt, wieso. Der Raum war spärlich eingerichtet, als Labor konnte man ihn nun wirklich nicht durchgehen lassen. Und doch schien ihr Team vom FBI der Chemikerin das Wichtigste besorgt zu haben. Messgeräte, alle möglichen Formen an Gläsern, von denen einige die Schauspielerin eher an eine deformierte Vase erinnerten, eine Gasflasche mit Bunsenbrenner, etwas das aussah wie ein kleiner Ofen und noch viele andere Dinge, denen Yukiko Kudo keinen Namen geben konnte. Eines jedoch erregte die Aufmerksamkeit der Schauspielerin sehr wohl. Und zwar die kleinen Mäusekäfige aus Plastik, zehn Stück an der Zahl, aber in nur einem konnte sie eines der kleinen Tierchen erkennen. Sie schluckte, sah zu wie die Schnurrharre des Mäuschens vibrierten, als es sich neugierig an die Plexiglasscheibe stütze, um mitzubekommen, was in der Welt um es herum so vonstattenging. Die Schauspielerin schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und brachte ihr Augenmerk zurück zu der FBI-Agentin, die noch immer dastand und darauf wartete, dass sie etwas sagte. „Wie lange arbeiten Sie schon daran? Wie lange wissen Sie schon von dem Gegenmittel?“ Yukikos Stimme war schneidend und trocknete Tracys Hals aus, während sie versuchte, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, um weiteren Schaden zu vermeiden. „Es war nur ein Zufall, ich-…“ Yukiko aber unterbrach sie. „Wie lange?“ Tracy schluckte, wandte den Kopf ab, als sie antwortet. „Während wir die letzte Maske für ihn angefertigt haben. Ich wusste Sherrys-, Ais Daten könnten mir vielleicht nützlich sein, ich dachte, dass ich mit ihrer Hilfe vielleicht in der Lage wäre, ein Gegengift herzustellen.“ „Warum haben Sie uns nichts davon gesagt? Warum haben Sie ihm nichts gesagt?“ Yukiko spürte, wie ihre Augen zu brennen begannen, wehrte sich jedoch gegen den Druck, sodass es nur ihre Stimme war, die brach. „Wenn er das gewusst hätte, wäre vielleicht alles anders gelaufen. Dann hätte Shinichi diese Entscheidung nicht treffen müssen, er hätte nicht alles auf Spiel setzten müssen.“ Sie schluckte, senkte den Blick, als sie spürte, wie nun doch die ersten Tränen über ihre Wange rannen. „Er- er wäre jetzt nicht-…“ Tracy kämpfte gegen den Kloß in ihrem eigenen Hals an, ehe sie vorsichtig einen Schritt auf seine Mutter zumachte. „Bitte verstehen Sie doch Frau Kudo, ich kenne Shinichi, es war besser so, glauben Sie mir. Und davon abgesehen, denke ich nicht, dass dies irgendetwas an seiner Entscheidung geändert-…“ Diesmal aber war es an Yukiko einen Schritt auf die FBI-Agentin zuzumachen, während ihre Worte beunruhigend leise waren. „Schreiben Sie mir nicht vor, was ich verstehen soll und was nicht! Glauben Sie bloß nicht, Sie würden meinen Sohn besser kennen als ich, ich bin seiner Mutter, ich habe ihn großgezogen, ich-…“ „Sie wissen nichts über ihn!“ Tracys Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht, ließen sie innehalten, bis ihr Ton bitter wurde. „Und wessen Schuld ist das? Wer hat Schuld daran, dass ich bis vor Kurzem glaubte, meinen Sohn beerdigt zu haben?“ Tracy schluckte nur, spürte, wie ihre Worte einen Punkt trafen, der in ihr mehr auslöste, als ihr selbst eigentlich bewusst war. „Sie haben ihn mir weggenommen. Sie haben mir zehn Jahre zusammen mit ihm weggenommen…“ Yukikos Stimme erstarb, ihre Augen lagen wartend auf der Chemikerin, deren Blick zu Boden fiel, ihre Stimme war leise, kaum hörbar und sollte es vielleicht auch gar nicht sein. Yukiko Kudo aber verstand jedes einzelne Wort. „Und was ist mit den Jahren davor…“ „WAS?!“ Yukikos Stimme war schrill, vibrierte, brachte sie unwillkürlich zum Zittern, während ihr Körper ihr jegliche Kontrolle versagte. Die FBI-Agentin aber ließ sich von der Schauspielerin nicht mehr länger in die Enge treiben, sie hatte genug. „Wo waren Sie die ganze Zeit über, wo waren Sie, als Ihr Sohn Sie gebraucht hat. Als er plötzlich wieder auf die Hilfe anderer angewiesen war, auf Ihre Hilfe angewiesen gewesen war…“ Tracy schluckte, brach den Blickkontakt nun doch. „Er hat von Ihnen beiden gesprochen, nur gutes natürlich, schließlich ist Shinichi gut erzogen, das muss ich Ihnen lassen, aber selbst ungeübte Ohren hören raus, dass Sie nicht da gewesen waren, zumindest nicht mehr für Conan...“ Die braunen Augen der FBI Agentin brannten auf ihrer Haut, während ihre Worte ein Loch in ihre Brust frästen. „Ich bin nicht schuld daran, dass Sie Ihren Sohn nicht kennen, Frau Kudo.“ Die Chemikerin schluckte, sah wie die Augen seiner Mutter glasig wurden, während der Ärger in ihrer eigenen Stimme noch immer nicht verblassen wollte. „Unterstellen Sie mir also bloß nicht, dass ich nicht das Beste für ihn im Sinn habe. Dass ich es nicht gehasst habe, diese Entscheidung damals mit zu treffen, dass es mir nicht mit jedem Tag schwerer gefallen ist, ihn im Unklaren zu lassen. Ich habe ihn nicht gerne angelogen.“ Tracy biss sich auf die Lippen, wandte den Blick ab. „Sie waren nicht dabei, die letzten zehn Jahre. Sie haben nicht zusehen müssen, wie ein Kind aufwächst und erwachsen wird, das eigentlich gar keines mehr ist. Sie haben ihn nicht gesehen.“ Yukiko schluckte nur, spürte, wie der Kloss in ihrem Hals gierig wuchs, während sie beobachtete, wie die FBI-Agentin um einige Nuancen blasser wurde, während sie ihre Erinnerungen offenbar vom Boden auflas. „Es war nicht leicht am Anfang… sich daran zu gewöhnen, oder mit ihm umzugehen. Ich meine, ein kleiner Junge, der gar keiner war, der tief in dem Fall drinsteckte, den wir alle schon so lange verfolgten. Das ist eine Pille, die man erst einmal schlucken muss.“ Tracy aber seufzte nur, strich sich eine ihrer schwarzbraunen Haarsträhnen hinters Ohr. „Zu wissen, was er durchgemacht hatte. Dass er alles aufgegeben und zurückgelassen hatte, nur um sie zu schützen. Er hatte eine gute Freundin verloren und mit ihr zusammen auch die Hoffnung, jemals wieder er selbst zu werden.“ Sie blinzelte, verdrängte so den leeren Blick des kleinen Jungen, der in dem kleinen Zimmer im Hauptquartier auf der Bettkannte saß und ins Nichts starrte, während seine Füße nicht einmal den Boden berührten. „So etwas steckt man nicht einfach weg, selbst so jemand wie Ihr Sohn nicht. Und ich fürchte, dass seine Umgebung damals nicht besonders hilfreich war. Wir hatten ihm im FBI Hauptquartier in New York ein Zimmer hergerichtet, sodass immer jemand von uns ein Auge auf ihn hatte… denn seien wir ehrlich, nach allem was wir über ihn wussten, haben wir diesem Knirps wirklich alles Mögliche zugetraut.“ Tracy seufzte, ließ sich gegen den Schreibtisch sinken und stütze sich mit ihren Händen daran ab. „Außer Stuart und mir waren die wenigstens in das Geheimnis des kleinen Jungen eingeweiht, sodass sie ihn behandelten wie das, was er war, sie behandelten ihn wie ein Kind. Er wurde für manche sowas wie das Maskottchen des Reviers.“ Die Chemikerin rollte die Augen, konnte noch heute nicht glauben, dass die anderen ihm seine Schmierenkomödien wirklich abgekauft hatten. „Das alles war kein Problem, bis es plötzlich ruhig um die Organisation wurde, bis ihm die Ablenkung fehlte. Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, wie schwer es ist, ihrem Sohn zu helfen, vor allem wenn der sich eigentlich nicht helfen lassen will, ganz davon abgesehen, dass uns an manchen Tagen einfach manchmal die Argumente fehlten, um ihm noch irgendwie Mut zu machen.“ Sie schluckte, fuhr sich über die Augen. „Manchmal blieb uns nichts weiter als die bloße Hoffnung darauf, dass, sobald wir die Organisation endlich geschnappt hatten, doch noch die Möglichkeit auf ein Gegengift bestand.“ Tracys Blick wanderte zu den kleinen hellblauen Reagenzien, während ihr Zeigefinger unbeachtet kleine Kreise auf die Tischplatte malte. „Aber wir reden hier nicht von ein paar Tagen, wir reden von Jahren. Und Shinichi wusste das, auch wenn er versucht hat es nicht zu zeigen. Aber es gab diese Momente, in denen er sich unbeobachtet fühlte, einen Blick in den Spiegel warf und nicht wusste, dass wir den Hass und die Angst in seinen Augen sahen. Angst vor Dingen, über die ein Normalsterblicher eigentlich nicht nachdenken musste. Nachdem er vielleicht zwei Monate bei uns war, kam er mit einem Maßband in der Hand zu mir und bat mich, zu messen, wie groß er war. Sie können sich vorstellen, wie schwer es mir gefallen ist, ihn zu enttäuschen, ihm zu sagen, dass er in der ganzen Zeit keinen einzigen Zentimeter gewachsen war.“ Sie schluckte, konnte seinen geschockten Blick noch immer vor sich sehen, der Unglaube, der im nächsten Moment in Bitterkeit umschlug, als er ihren Augen nicht mehr länger standhalten konnte. „Wir hatten keine Daten über das Gift, wir wussten nicht, was es genau mit seinem Körper angestellt hatte, also konnten wir nur weiter warten.“ Yukiko schluckte, die Möglichkeit, dass Shinichi für immer in diesem Kinderkörper hätte feststecken können, war ihr noch nie in den Sinn gekommen, während es für ihn vielleicht schone eine Angst gewesen war, die er schon länger mit sich rumtrug. Hätte sie davon wissen müssen, hätte sie es sehen können, bei ihren seltenen Besuchen? Wahrscheinlich schon. Ein blasses Lächeln schlich sich auf Tracys Lippen und erregte erneut ihre Aufmerksamkeit; es war das erste, seitdem Yukiko dem Raum betreten hatte. „Ich habe ihn in der ganzen Zeit, in der er bis dahin bei uns war, noch nie so strahlen sehen wie an dem Tag, als ich ihm endlich sagen konnte, dass er einen Zentimeter gewachsen war.“ Sie lachte, spürte eine heiße Träne in ihrem Augenwinkel. „Stuart hat ihn damals damit aufgezogen, dass er sich freute wie ein Kleinkind und wissen Sie was? Shinichi hat ihm nur die Zunge raus gestreckt, ist auf sein Bett zurück gefallen und hat herzlich gelacht. Ich glaube, das war das erste Mal das wir beide ihn haben Lachen hören…“ Sie schluckte, schüttelte mit einem blassen Seufzen den Kopf. „Doch damit war es schnell vorbei. Denn aufzuwachsen, ein zweites Mal, in dem vollen Bewusstsein, was mit seinem Körper passierte und warum, trieb an manchen Tagen selbst jemanden wie ihn zum Wahnsinn.“ Yukiko biss sich auf die Lippe, ein Teil von ihr wollte das alles gar nicht hören, doch die FBI-Agentin kannte keine Gnade. „Er war eigentlich zu streng mit sich. Shinichi hasste die Pubertät, die seine Nerven zum Zerreißen spannte, entschuldigte sich nicht nur einmal für den ein oder anderen Wutausbruch oder seinen genervten Gesichtsausdruck, der manchmal nur schwer von seinem Gesicht zu kratzen war. Er wusste genau, was passierte, warum er sich so verhielt und es war für ihn einfach unerträglich, dass er nichts dagegen tun konnte. Vermutlich war das ein Grund, warum er mit dem Schreiben angefangen hatte. Natürlich war das noch lange keine Lösung für alles. Ich erinnere mich noch daran, als seine Stimme zu brechen begann und wir zwischen den schiefen Tönen zum ersten Mal Shinichi Kudo hörten. Ihm aber war dieser Kontrollverlust mehr als peinlich, vielleicht lag es auch daran, dass er sich erst wieder daran gewöhnen musste, dass nun wieder Shinichi Kudo und nicht mehr Conan sprach, jedenfalls hat er nur noch das Nötigste mit uns geredet, so lange, bis er es einigermaßen kontrollieren konnte und seine Stimme nicht mehr nach jedem zweiten Wort zwischen dem Grundschüler und dem Oberschüler hin- und herschwankte.“ Yukiko spürte wie sich die kleinen Härchen in ihrem Nacken sich aufstellten, ein unstillbares Verlangen kroch in ihr hoch und nahm ihr Herz in die Mangel. Sie hätte damals da sein sollen. Sie hätte bei ihm sein sollen. Tracy nutzte die kurze Pause um ihre Lippen zu befeuchten, ihre Stimme war nicht mehr ganz so rau, als sie endlich weiter sprach. „Er wurde wieder erwachsen, und endlich lernten wir den Oberschüler kennen, als der er uns damals vorgestellt wurde. Der Blick in den Spiegel aber blieb dennoch derselbe… Die Zeit trennte Conan Edogawa und Shinichi Kudo noch immer voneinander, und noch viel schlimmer, die Zeit trennte ihn noch immer von ihr, mehr als die Entfernung und der Ozean es jemals gekonnt hätten.“ Die Chemikerin schluckte, spürte wie ihre Stimme langsam rau wurde, während sie sprach. „Ich habe versucht, ihm zu helfen. Es war schließlich mein Job, dem Gift auf die Schliche zu kommen, herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gab, seinen Körper von dieser Substanz zu trennen. Ich habe jeglichen nur vorstellbaren Test mit ihm gemacht, mehr Blut abgenommen als ihm manchmal lieb war.“ Die Schauspielerin biss sich auf die Lippen, spürte wie das Blut langsam aus ihren Wangen wich. „Er war es, der am Schluss abgebrochen hat, nicht ich…“ Tracys Stimme brach. „Ich hätte die Enttäuschung in seinen Augen wohl auch nicht mehr länger ertragen, aber ich hätte weiter gemacht, ich hätte es weiter versucht… Er war es, der es beendet hatte. Shinichi reichte es, er konnte nicht mehr. Er hat mich darum gebeten, aufzuhören.“ Zum ersten Mal seit diesem langen Monolog schaffte sie es, ihren Blick zu haben, seiner Mutter wieder in die Augen zu sehen. „Deswegen habe ich ihm nichts gesagt, ich wollte ihm nicht wehtun. Ich hätte es nicht ertragen, ihn noch einmal so enttäuschen zu müssen.“ Sie wandte den Blick ab, während ihre Lippen ihr nur wiederwillig gehorchten. „Ich will ihm das nicht noch einmal antun, und Ran auch nicht.“ Tracy schluckte, schüttelte kurz den Kopf und sah auf. „Ganz davon abgesehen, hätte er niemals so viel für diesen Versuch aufs Spiel gesetzt…“ Diesmal aber wurde Yukiko wieder hellhörig, die Wut aber war längst aus ihren Worten gewichten. Unsicher machte sie einen Schritt auf die Chemikerin zu. „Wieso Versuch? Sie sagten doch…“ Tracy biss sich auf die Lippen und wich dem Blick seiner Mutter aus. „Ich sagte, ich habe ein Gegenmittel. Ich sagte, dass es wirken sollte…“ Yukiko schluckte, ihr Blick fiel zurück zu den leeren Käfigen und sie hatte schon jetzt Angst vor der Antwort auf ihre Frage. „Aber sie haben es doch getestet, oder etwa nicht?“ Die Chemikerin schlucke nur, nickte und ließ den Blick dann selbst über das spärliche Überbleibsel ihres Massakers schweifen. „Schon, aber diese Mäuse waren gesund, sie hatten das APTX nicht im Organismus. Aber zumindest eine hat überlebt…“ Die Schauspielerin war blass geworden, hatte ihre leicht zur Faust geballte Hand schützend vor ihr Brustbein gehoben, bis sie endlich den Mut aufbringen konnte weiter zu fragen. „Sie wollen also sagen, dass-…“ Doch die Chemikerin unterbrach sie. „Wir haben keine andere Chance.“ Tracys braune Augen lasteten schwer auf ihr, Bedauern spiegelte sich in ihrem Blick, während ihre zitterte Stimme seiner Mutter nur zu gerne etwas anderes gesagt hätte. Irgendetwas Besseres, als die zerbrechliche Wahrheit. „Wenn dieses Gegenmittel nicht wirkt, dann wirkt keines mehr.“ Tja so sieht´s aus… Mein lieber Shinichi da hättest du besser mal den Mund gehalten *kopfschüttel* Ich danke euch für eure Kommis und Fafs und überhaupt fürs lesen *knuddel* Ich hoffe auch dieses Kapitel hat euch wieder gefallen das nächste gibt’s erst am 31.7. wieder (jaaa Leute auch ich brauch mal Urlaub, besonders bevor es für mich in die Klinik geht >//<) Also genug Zeit zum kommentieren für euch *gg* ^/////^ Natürlich nur wenn ich möchtet, aber ich für meinen Teil würde mich sehr über eure Meldung freuen, ganz zu schweigen davon das es sehr motivierend wäre um diese vermaledeite FF endlich mal zu ende zu schrieben *hust* Also dann ich wünsche euch einen wunderschönen Juli! Bis bald, Eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)