Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 31: Caught in Reality ----------------------------- Sooo diesmal ein kurzes Hallo am Anfang, die liebe –Sorvana- hat mir den Vorschlag gemacht, das ein kleiner Rückblick am Anfang nicht schlecht wäre und ich denke sie hat recht, also hier bitte, für alle die nochmal einsteigen wollen ;) Bis später *sichzumEndeverkrich* Rückblick ----- „Ich habe Morgen in der großen Pause Aufsicht. Komm, wenn du Zeit hast. Ran“ Der Kloß in seinem Hals hatte sich festgesetzt, während ihre kühle Art ihm erneut einen Schlag in die Magengrube verpasst hatte und sein Herz heftig gegen seinen Brustkorb hämmerte. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz hatte sich ein müdes Lächeln auf seine Lippen geschlichen. ----- Ende Caught in Reality Er war zu Fuß gegangen und der Weg zur Schule hatte sich angefühlt, wie eine Reise durch die Vergangenheit, die nie wirklich seine gewesen war. Shinichi ignorierte die neuen Geschäfte und Restaurants, erfreute sich nicht an denen, die er noch wiedererkannte, sondern setzte bewusst einen Schritt vor den anderen, um ja nicht vom rechten Weg ab zu kommen. Schon von weiten konnte er hören, das er zu spät dran war. Der Lautstärkepegel hinter den Mauern des Schulgeländes verriet ihm, dass die Pause an der Teitan Oberschule schon begonnen hatte. Nicht mal mehr eine Stunde blieb ihm für das Gespräch mit ihr. Der Oberschüler schluckte, schritt mit gesenktem Blick um die letzte Ecke, sodass der Schulhof sich laut, lang und turbulent vor ihm erstreckte. Das Bild schien dem seiner eigenen Schulzeit gegenüber unverändert und doch konnte er in diesem Gewirr aus Uniformen kein Gesicht wiederkennen. Der Schein des vertrauten, unveränderten Zustands war ein Trugbild. Shinichi seufzte, schüttelte den Gedanken von sich ab und schaltete den analytischen Teil seines Verstandes ein, während er seinen Blick auf der Suche nach ihr schweifen ließ. Es dauerte nicht lange, ehe Shinichi sie in dem Durcheinander ausgemacht hatte. Sie stand bei einer kleinen Sitzgruppe, die im Schatten blühender Kirschbäume Schutz gefunden hatte, die zu seiner Zeit an der Schule noch zu klein gewesen waren, um die Bänke in Dunkelheit zu hüllen. Ran hatte ihm den Rücken zu gekehrt, beobachtete das bunte Treiben auf dem Schulhof. Shinichi merkte, wie es in seinen Fingerspitzen zu kribbeln begann und doch hätte er in diesem Moment am Liebsten die Zeit angehalten, um für eine Ewigkeit nichts weiter zu tun, als sie anzusehen. Wer wusste schon, ob Ran dies nach ihrem Gespräch noch dulden würde. Er seufzte, zog Hattoris Mütze ein wenig tiefer in sein Gesicht, ehe er dem tauben Gefühl in seinen Füßen nachgab und sich auf den Weg zu ihr machte. Rans Blick galt weder der Uhr an ihrem Handgelenk, die ihr verraten würde, dass er zu spät war, noch dem Treiben ihrer Schüler, zu sehr hingen die Gedanken der jungen Frau an dem, was Kazuha ihr gestern gesagt hatte. Im Nachhinein wunderte sie sich darüber, dass ihr und Sonoko nicht früher eingefallen war, das Heiji mit Kazuha vielleicht über den Vorfall gesprochen hatte. Stattdessen hatten sie ihre Freundin aus Osaka dazu verdammt so lange zu schweigen, bis sie es nicht mehr länger konnte und es einem Wasserfall gleich aus ihr heraus strömte. Während Kazuha erzählte, waren ihre Fingerspitzen kalt geworden, bis Ran glaubte, jegliches Gefühl in den Händen verloren zu haben. Kazuha übernahm das Reden und Sonoko war es, die gelegentlich eine Frage stellte, während sie nichts weiter tun konnte, als stumm dazusitzen und zuzuhören. Ihre Wut auf Shinichi Kudo ebbte jedoch nur langsam ab, flackerte immer wieder auf, wie eine Kerze im Wind, denn jedes Detail seiner Geschichte brachte einen neuen eisigen Luftzug mit sich. Er war zum FBI gegangen, hatte um Hilfe gebeten, um Schutz für sich und alle anderen. Die amerikanische Organisation war seinem Wunsch nachgekommen, auf eine Art und Weise, dessen Ausmaß Shinichi bis zu seiner Ankunft, hier in Japan, nicht klar gewesen war. Er hatte es nicht gewusst. Hatte nicht gewusst, dass Conan Edogawas Todesanzeige in der Zeitung gestanden hatte, dass es nach der Beerdigung bei Agasa Zitronenküchlein gegeben hatte, dass seine Mutter ihn und Ai beinahe täglich auf dem Friedhof besucht hatte. Er hatte es nicht gewusst. Er wusste nicht das Shinichi Kudo in den Medien schon lange als der Oberschüler galt, der „…seine Nase zu tief in Dinge gesteckt hatte, die ihn nichts angehen“, „…sich vermutlich mit einem Fall übernommen hatte“, „…vielleicht schon längst wegen seiner Neugier, beseitigt worden war“. Wie nahe sie der Wahrheit wirklich gewesen waren, war für Ran noch immer ein Schlag in die Magengrube. Wie musste es da für ihn sein, zu erfahren, dass nicht nur Conan, sondern auch Shinichi Kudo in der Öffentlichkeit schon längst das Zeitliche gesegnet hatte. Sie wusste es nicht. Mitleid lief wie heißes Öl über Rans Körper und verstopfte jede ihrer Poren, sodass ihr das Atmen immer schwerer viel. Ihr Kopf rumorte, wenn sie sich vorstellte, was er in den letzten zehn Jahren alles durchgemacht haben musste. Die Reue über das gestrige Telefonat, über ihren Umgang mit ihm schwappte mit einem kleinen Schauer rüber sie hinweg. Ran wusste, sie hatte jedes Recht wütend zu sein, jedes Recht so reagiert und gehandelt zu haben und doch… tat es ihr jetzt Leid. So konnte sie es nicht enden lassen. Als Kazuha erzählte, wie es dazu gekommen war, das Heiji, die Kinder, seine Eltern und die Polizei Bescheid wussten schlich sich Bitterkeit auf ihre Zunge. Schön, er hatte es ihnen nicht mit Absicht gesagt. Aber das spielte für die junge Lehrerin mittlerweile keine Rolle mehr, viel wichtiger war, er hatte es ihr nicht gesagt. Obwohl er erfahren hatte, dass er für sie alle als tot galt, obwohl es offensichtlich war, dass sie noch immer auf ihn wartete, trotz alledem hatte er weiter geschwiegen. Natürlich kannte sie seine Gründe. Ran verstand sie auch… wollte sie zumindest verstehen. Und doch konnte sie das Gefühl des Verrats nicht ausschalten, diesen Parasiten, der sie von innen heraus immer mehr zerfraß. Shinichi hatte diese Entscheidung getroffen. Er hatte diesen Weg eingeschlagen und ihr sein Los gleichermaßen auferlegt. Mit Bell hatte er eine neue Chance bekommen, er hatte doch auch die Chemie zwischen ihnen beiden bemerkt, er hatte das nicht ignorieren können, soviel war sicher. Dennoch hatte er sich dagegen entschieden sein Gefängnis abzulegen, die Einsamkeit zu beenden, der er sie beide ausgesetzt hatte. All die Risiken, die er so versuchte für sie zu umgehen … war es das wirklich wert? Ran schluckte, fühlte ein dumpfes Pochen in ihren Fingerspitzen, knetete nervös die Hände in ihrem Schoß. Sie hatte zu viel gehört und ahnte doch, dass sie noch immer nicht alles wusste. Ihre Gedanken tanzten, doch der Takt war so verworren, dass Ran selbst nicht richtig Schritt halten konnte und sich immer wieder in dem Gewirr aus Eindrücken und Emotionen verlor. Während Sonoko langsam immer stiller geworden war, war es Kazuha, die ihr dabei half, eine Entscheidung zu fällen. „Du liebst ihn, Ran.“ Ihre Stimme war sanft und leicht rau nach dem langen und beschwerlichen Redefluss, den sie hinter sich hatte und doch schaffte es Kazuha, Rans Blick mit ihren Worten zu fangen. „Die Tatsache, dass du Bell- du liebst ihn. Und er…“ Die junge Mutter senkte den Blick und schüttelte kurz den Kopf, ehe sie weiter sprach. „Ich denke einfach, dass du es nicht riskieren solltest… ihn noch einmal zu verlieren.“ „Ran.“ Seine Stimme schreckte sie aus ihren Erinnerungen auf, ihr Name aus seinem Mund allein schaffte es, die feinen Härchen in ihrem Nacken aufzustellen. Als sie zu ihm aufsah, wich mit einem warmen Prickeln sämtliche Luft aus ihren Lungen und das von ihrem Herzen ausgehende Erdbeben durchfuhr ihren ganzen Körper. Ihre Lippen zitterten, als sie lautlos seinen Namen formte, für ihren Verstand jedoch war er hörbar genug, um das, was er sah, endlich zu verarbeiten. Shinichi Kudo stand vor ihr. Keine Maske, keine unpassenden Klamotten, die die Wahrheit noch länger verbergen konnten. Nur Shinichi. Sein Gesicht war glatt, ein wenig unter Heijis alter Mütze verborgen und hatte doch die markanten Züge seines Vaters, die er in der Oberstufe entwickelt hatte. Seine blauen Augen lagen unruhig auf ihr, unter ihnen waren leichte schwarze Schatten zu erkennen, die ihr immer verraten hatten, wenn ihm ein Fall zu viel abverlangte. Auch seine etwas hagere Gestalt erzählte ihr mehr als ihm eigentlich bewusst war, nicht umsonst hatten sie sich öfter wegen Holmes Essverhalten in der Wolle gehabt. Die Oberschuluniform, die er anhatte, passte nichtsdestotrotz. Seine ausgebeulten Hosentaschen ließen vermuten, dass die Hände, die er darin versteckte, zu Fäusten verkrampft waren. Ran schluckte, bemerkte unwillig, wie ihre Augen zu brennen begannen. Er sah aus wie Shinichi, wie der Oberschüler vor zehn Jahren, er sah… jung aus. Gerade so, als wäre er aus einem ihrer alten Fotoalben gesprungen, dem Bilderrahmen mit einer geschickten List entkommen … ihm und der Zeit. Sie stockte, spürte, wie der Kloß in ihrem Hals immer dicker wurde. Mit einem Mal hatte Ran nicht das Gefühl, dass er nicht auf sie gewartet hatte, sondern sienicht auf ihn. Sie war ihm davon gelaufen… Unerreichbar zehn Jahre von ihm entfernt, während er sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Shinichi war es, der gewartet hatte… Ihr prüfender Blick brannte sich in seine Haut und für einen Moment überlegte der Oberschüler, ob es vielleicht keine so gute Idee gewesen war, sich so mit ihr zu treffen. Shinichi schluckte, bemerkte erst jetzt seinen trockenen Hals und rieb sich verlegen den Nacken, während er versuchte, irgendwie ein Gespräch zu beginnen. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin.Er war noch nicht ganz ausgehfertig und außerdem… dachte ich, dass ich so wohl am wenigsten Aufsehen errege.“ Ran schaute ihn nur an, es dauerte eine Weile, bis sie die Worte verarbeitet hatte, die da grade aus seinem Mund gekommen waren. Die junge Lehrerin blinzelte, sah sich auf dem Schulhof um, als sähe sie in heute zum ersten Mal und nickte dann langsam. Als ihr Blick dann jedoch die Schusswunde an seiner Wange streifte, bewegte sie ihre zittrige Stimme zum Reden. „Aber ist das nicht zu gefährlich, wenn- ich meine. Sie könnten-…“ Ran beendete diesen Satz nicht, presste die Lippen zusammen und vermied es, sich zu auffällig umzusehen. Shinichi aber hatte längst begriffen, wohin ihre Gedanken wanderten, er seufzte nur und schüttelte fast schon amüsiert mit dem Kopf. „Nach vorgestern spielt das wohl keine große Rolle mehr.“ „Aber du sagtest doch-…“ Das bittere Lächeln auf Shinichis Lippen wich einem kurzen Seufzten. „Für die Öffentlichkeit existiert William Bell noch und ich denke, es ist auch besser, wenn es dabei bleibt.“ „Verstehe.“ Rans leise Stimme hatte es grade so an sein Ohr geschafft und leitete ein Schweigen ein, welches sich wie dichter Nebel über ihnen ausbreitete. Die junge Lehrerin stand auf, machte einen Schritt von der Bank weg und einen auf ihn zu, ihr Atmen ging regelmäßig und mit jedem ihrer Züge versuchte Ran ihre Gedanken zu ordnen. Doch der dicke Wollmantel aus Ruhe juckte und kratzte überall auf ihrer Haut. Er hatte es mal wieder geschafft, sie aus dem Konzept zu bringen. Seine bloße Anwesenheit hatte gereicht, um die Fragen und Anschuldigungen in ihrem Kopf durcheinanderzuwirbeln. Ran seufzte, der Frühlingswind zerrte an ihrem Kleid und trug ihre Frage beinahe mit sich fort. „Warum, Shinichi?“ Sie sah ihn zusammenzucken, ehe er aufschaute. Rans Stimme aber gab nicht nach, wurde nicht weich, sondern blieb weiter stumpf und monoton. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“ Ihre dunkelblauen Augen sahen ihn an. Zum ersten Mal seit langem, wieder tief in ihn hinein, sodass ihm klar war, das sie ihn sofort durchschauen würde, wenn er jetzt log. Der Detektiv wandte den Blick, der Boden zu seinen Füßen war für diesen Moment interessanter als alles andere. Die Steine in Shinichis Magengrube wurden immer schwerer, während sich sein Verstand von dem Problem ab zu lenken versuchte. Sein Blick fiel auf ihre Schuhe. Ran hatte flache Schuhe an, Shinichi wusste direkt, dass sie sich bewusst gegen Absätze entschieden hatte und wahr ihr mehr als dankbar dafür. Dennoch überragte sie ihn ohne Bells hoch besohlte Schuhe ein wenig und war damit größer als er. Wenn auch nur knapp anderthalb Zentimeter. Aber schon jetzt hatte er beschlossen, diese anderthalb Zentimeter zu hassen. Er hasste sie aus tiefstem Herzen. Denn sie waren der Grund, warum er seinen Blick leicht nach oben kalibrieren musste, um ihr in die Augen sehen zu können. Wenn er ihr in die Augen sehen könnte. Seine Stimme klang belegt, als er es endlich tat. „Ich dachte- ich hatte gehofft, das wüsstest du mittlerweile.“ Rans Gesicht aber verhärtete sich bei dieser Antwort wieder, Wut und Enttäuschung kehrten in ihre Glieder zurück und brachten ihre aufgebrachte Stimme zum Zittern. „Nach all den Geheimnissen und Lügen, woher soll ich wissen, dass das die Wahrheit ist?“ Sie sah ihn zusammenzucken, doch sein Schweigen lud sie weiter zum Reden ein. „Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Gesagt zu bekommen, dass derjenige, um den man sich Sorgen macht, die ganze Zeit vor meiner Nase herumgetanzt ist? Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man erfährt, dass dieser Idiot- dass er…“ Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen begannen, versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu bekommen, Heijis brüchige Stimme zu ignorieren, die ihr seit Jahren im Kopf rum spukte und immer wieder das Gleiche erzählte. Er ist tot. Die Lehrerin schüttelte den Kopf und ignorierte die kleine Stimme die ihr versuchte ein zu reden, das sie gerade ein Gespräch mit einem Geist führte. „Ich habe gewartet Shinichi… und dann kam Bell.“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, Shinichi erkannte das ihre Fingerknöchel weiß wurden, während sie sprach. „Ich dachte, ich könnte dich vergessen…“ Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, verfehlten ihr Ziel jedoch nicht, sodass er die Augen schloss und den Schmerz einfach ertrug. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist… plötzlich für einen Fremden so zu empfinden obwohl man… obwohl. Es fühlt sich an wie Hochverrat. Man fühlt sich dreckig und beschmutzt und doch ist da dieser Funken Hoffnung, der einen immer weiter gehen lässt. Ich dachte wirklich-…“ Ran schluckte, wandte den Blick von ihm ab, ließ ihren Satz unbeantwortet Raum schweben, ehe ihre Stimme wieder bitterer wurde. „Bis Ayumi mir die Augen öffnete. Bis ich gesehen habe, was ich nicht sehen wollte, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass du mir das noch einmal antust. Ich war wütend, verletzt, aber ich habe nachgedacht. Ich habe gehofft, du tust auch das nicht ohne Grund, ich habe gehofft… du sagest es mir.“ Ihr Herz klopfte in einem unreinen Takt, während ihre Augen langsam zu brennen begannen, als der Schmerz überhandnehmen wollte. Doch die Lehrerin schüttelte den Kopf, blinzelte energisch und sah ihn nun wieder direkt an. „Ich habe die Nase voll, ich habe es ganz einfach satt, dass nur du die Entscheidungen fällen sollst. Ich bin kein Kind mehr.“ Die Worte kamen hart über ihre Lippen und sie wusste genau, wie es in seinen Ohren klang, doch es war ihr egal. Er hatte sie angelogen, hintergangen und benutzt und sie hatte es ertragen, war bereit noch mehr auf sich zu nehmen, doch für den Moment war er an der Reihe, die Dinge zu ertragen. „Unsere… Freundschaft ist nichts, was du alleine beschützen musst, denn deine bisherigen Versuche waren mehr als miserabel. Deine Versuche, mich zu beschützen, uns zu beschützen haben uns hierhergebracht. Deine Lügen und Geheimnisse zerstören nicht nur dich… und wenn du weiter versuchst, alles und jeden zu beschützen, dann gibt es bald nichts mehr, was du noch beschützen kannst.“ Ihre Stimme zitterte immer mehr, die Wut in ihrem Inneren war mit jedem ihrer Worte ein wenig erloschen und auch wenn sein blasses Gesicht ihr den Magen umdrehte, war die Erkenntnis, die sie in seine Züge sah die Übelkeit wert. Ran schluckte, befeuchtete ihre trockenen Lippen mit ihrer Zunge, bis sie weit ruhiger erneut zu sprechen begann. „Ich lasse mich nicht mehr belügen, Shinichi. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“ Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, an ihren Fingerspitzen konnten sie die Wärme der seinen spüren. „Ich habe gewartet… und ich kann noch länger warten.“ Shinichi spürte, wie seine Augen langsam groß wurden, sein Herz beförderte in einem rasenden Takt das Blut in seine Wangen. Für einen schier endlosen Moment konnte er nichts weiter als sie anzustarren, diese wunderschöne Frau, die noch immer dazu bereit war auf ihn zu warten… die ihn noch immer liebte? Shinichi schluckte, doch seine trockene Kehle blieb. In seinem Kopf tobte es, er wusste, was er ihr sagen musste, wusste, was er ihr sagen wollte und doch klang seine Stimme fremd in seinen Ohren, als er eine Frage stellte, mit der er selbst nicht gerechnet hatte. „Warum ich, Ran… warum ausgerechnet ich?“ Seine geflüsterten Worte schmiedeten ein Lächeln auf ihre Lippen und vollenden damit die Gänsehaut in seinem Nacken. „Diese Entscheidung habe ich schon vor über zehn Jahren getroffen Shinichi.“ Er stockte, fühlte, wie sein Herz kurz aussetzte, sein Verstand aber konnte die Realität nicht so einfach abschalten. „Du begibst dich in Gefahr, Ran.“ Doch auch seine poröse Stimme konnte Ran Moris Meinung nicht mehr ändern. Ihr Tonfall war noch immer weich, jedoch nicht ohne Nachdruck. „Und auch das Shinichi… ist meine Entscheidung.“ „Ran…“ Ihm fehlten die Worte. Er konnte nicht begreifen, konnte nicht verstehen, wie es möglich war, dass sie ihm so einfach verzeihen konnte. Zu gerne hätte er ihre Hand genommen, sie an sich gedrückt, doch der Oberschüler war sich seiner Umgebung sehr wohl bewusst, sodass er es bei einem kleinen Lächeln beließ, welches seinen Seufzer begleitete. „Ich wäre wirklich gern mit dir Essen gegangen.“ „Dann tu´s doch…“ Ihre Stimme war unnachgiebig, sie fragte sich, ob er nicht verstanden hatte oder nicht verstehen wollte, was sie ihm eben gesagt hatte. Warum machte er es sich- warum machte er es ihnen so schwer? Schon wieder schüttelte er seinen Kopf, und auch wenn seine Stimme ihr noch immer eine Gänsehaut bescherte, wollte sie nichts mehr, als ihn endlich zur Einsicht bringen. „Das geht nicht.“ Shinichi schluckte, wandte den Blick von ihr ab. Doch Ran ließ nicht locker, griff nach seiner Hand und ignorierte die Blicke, die sie beide mittlerweile streiften. Ihre Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern und doch fordernd. „Wenn das alles vorbei ist, Shinichi, der Fall, die Organisation. Du- du musst nicht zurück nach Amerika.“ Sie drückte seine Hand, konnte seinen Puls unter ihren Fingern spüren. „Bleib.“ Ihre Augen hielten ihn gefangen, nur schwer gelang es dem Detektiv, sich aus ihrem Griff zu befreien, in seinen Fingerspitzen hallte ihre Berührung nach, das stumpfe Echo machte ihm das Sprechen nur noch schwerer. „Und wie stellst du dir das vor, Ran? Wie soll das funktionieren? Das kann nicht-… ich kann nicht. Nicht so.“ Shinichi spürte, wie ihr Blick seiner Geste folgte, ihn von oben bis unten musterte, bis ihre Augen die seinen wiederfanden. Doch die Hoffnung, die sie in ihnen hütete, ließ den Klos in seinem Hals zu ungeahnten Größen anwachsen. Warum konnte sie es nicht einsehen, warum konnte sie nicht verstehen, dass derjenige den sie sich wünschte, den sie liebte, nicht existierte. „Was ist mit dem Gegengift? Der Professor sagte, Ai hätte die Pillen vor dir versteckt. Könntest du nicht-…“ „Die Wirkung ist nur temporär Ran. Selbst wenn ich an das Gegengift von Ai herankommen könnte… wäre es nur von kurzer Dauer.“ Shinichi seufzte, verschwieg bewusst, dass die Wirkung bei ihm ohnehin fraglich war, da sein Körper eine Immunität gegen die Chemikalien entwickelt hatte, die ihm sein altes Leben zurückgaben. „Außerdem kann ich das weder dir noch mir antun, Ran. Ich kann uns nicht etwas vor Augen führen und in die Wirklichkeit holen, obwohl es am Ende doch nicht real ist.“ Er schluckte, ein bitteres Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er bemerkte, wie eitel er klang. „Vorausgesetzt du würdest den „alten Shinichi“ dann überhaupt noch wollen.“ Sie Rollte nur mit den Augen, doch Shinichi atmete erleichtert auf, als er sah wie der feuchte Glanz aus ihnen verschwand. „Du bist siebenundzwanzig Shinichi, nicht achtzig.“ Ihr Lächeln steckte ihn an, verlegen rieb er sich den Nacken, während der Sarkasmus in seinen Worten jedoch immer mehr zur Wahrheit wurde. „Entschuldige… aber manchmal fällt es mir schwer, die Realität hinter all dem noch zu erkennen.“ Der Oberschüler schluckte, hörte den Tumult der anderen Jugendlichen auf dem Schulhof, der das Schweigen zwischen ihnen nur noch lauter werden ließ. „Ich kann nicht bleiben.“ „Aber Bell kann es.“ Shinichi sah auf, sah die Entschlossenheit in Rans Blick, der sein Herz in Stücke zu reißen drohte, während sich ein kleines Lächeln auf seine Züge schlich. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass ein Funken Hoffnung in ihm aufkeimte. Ran wollte es so sehr, war bereit seine Lüge zu teilen, nur um ihn bei sich zu haben, um mit ihm zusammen sein zu können. Vielleicht… vielleicht gab es wirklich eine Möglichkeit für sie beide. „Du willst also mit dieser Lüge leben?“ Ran zögerte nicht, ihre Blicke hatten sie in seinem Bann, während sie mit ihm mit klarer Stimme antwortete. „Nur so lange… so lange bis-…“ Doch weiter sollte Ran mit ihrem Satz nicht kommen. „Fräulein Mori, Hallo!“ Die jugendliche Stimme riss die beiden aus der Situation, Ran ließ ihren Blick in die plötzlich fremde Welt um sie herum schweifen, erkannte, wie zwei ihrer Schüler auf sie zukamen. Für einen Moment glaube Shinichi die Detective Boys zu erkennen, bis die Oberschüler nahe genug waren und er die unbekannten Gesichter wahrnahm. Die drei Jungs beachteten ihn nicht weiter, schauten stattdessen zu ihrer Lehrerin auf, während der mit den kurz geschorenen Stoppelhaaren zu reden begann. „Wir hätten da eine Frage…“ Allein die quengelnde Tonlage ließ schon erahnen, dass sie die Lehrerin um irgendetwas bitten wollten. „Das Wetter ist so schön und da dachten wir das wir den Nachmittagsunterricht bei Ihnen heute vielleicht draußen-…“ Doch der Oberschüler unterbrach sich, erst jetzt erkannten beide, dass sie grade in ein Gespräch hinein geplatzt waren und musterten den gleichaltrigen an der Seite ihrer Lehrerin. „Bist du neu hier?“ Die Frage traf sie beide wie ein Schlag. Keiner war in der Lage den Oberschülern eine Antwort zu geben, während er Ran neben sich nach Luft ringen hörte, drang eine flüsternde Stimme höhnisch an sein Ohr. Ich hab´s dir ja gesagt. Shinichi zuckte nicht, als Ran auf einmal laut wurde, ganz eindeutig den Ton einer Lehrerin anschlug. Die Frage an Shinichi traf sie wie ein elektrischer Schlag, der ihre Muskeln steif werden ließ und ihr das Atmen unmöglich machte. Ihre Blicke wanderten zu Shinichi, der die Oberschüler selbst nur entgeistert anschauen konnte, bis sie ihre Stimme wieder fand. „Nein und nein, wir legen den Unterricht nicht nach draußen. Ihr solltet euch langsam auf die nächste Stunde vorbereiten, es klingelt gleich.“ Die beiden Oberschüler zuckten kurz, sahen ihre Lehrerin verwundert an, ehe sie sich umdrehen und von dannen zogen. Shinichis Blick jedoch lag nur auf Ran, er sah, wie sie zitterte, ihre Augen auch auf dem Asphalt zu ihren Füßen keine Ruhe fanden. Doch noch während sich die beiden Jugendlichen von ihnen entfernen drangen ihre Stimmen zu ihnen durch. „Wenn es keiner Neuer ist, wer könnte es dann sein?“ „Keine Ahnung, ihr kleiner Bruder vielleicht?“ Das taube Gefühl kehrte in seinen Körper zurück, Shinichi beobachtete, wie sich Rans Hände öffneten und wieder schlossen. Ganz so als ob sie keinen Halt mehr in dieser Welt finden konnte. Die Worte galten nicht nur ihr, sondern auch dem Teil in ihm, der sich wirklich von ihrer Hoffnung hatte anstecken lassen, der Teil, der sich nichts mehr wünschte, als das sie Recht behalten könnte, sodass seine Worte ihre beider Realitäten erneut ins Wanken brachte. „Es geht nicht, Ran.“ Sein trauriges Lächeln hielt ihrem erschrockenen Blick stand. Er machte einen Schritt auf sie zu, seine Lippen berührten fast ihr Ohr, während er an ihr vorbei ging. „Es tut mir Leid…“ Sein Atem strich über ihre Wange, Shinichis Entschuldigung hallte dumpf in ihrem inneren nach. Jedes seiner Worte meißelte sie am Boden fest, sodass Ran, als sie sich endlich umdrehte, ihn nur noch durch das Schultor verschwinden sah, während es im Hintergrund läutete. Der Schulhof leerte sich langsam, der gleichmäßige Strom von Schülern die im Gebäude verschwanden, beruhigte ihre Gedanken. Das änderte gar nichts. Das war ihre Realität, das war es, von dem sie gesprochen hatte, das war es… das sie beide erdulden mussten. Irgendwie. Auch wenn er im Moment noch nicht bereit dazu war. Ran schluckte, bemerkte, wie sich die Gänsehaut auf ihren Armen langsam legte, während sie noch immer auf sie Stelle starrte, an der sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Rans Hand glitt an ihre Wange, noch immer konnte sie die Erinnerung an seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren, während ihr Herz neuen Mut in ihren Körper pumpte. „So leicht kommst du mir diesmal nicht davon… Shinichi.“ Hallo ^.^, Na? War das in etwa was ihr euch für Ran und Shinichi gewünscht hattet? *inDeckungeh* Aber das Kapitel war denke ich nötig und wichtig für die Story. Im nächsten Dann gibt’s den letzten Mord und ich überlege ob ich es so lasse das ihr die Möglichkeit habt den Boss zu erraten und dann abzustimmen (natürlich Anonym) in meinem Blog. Ich selbst bin ja nen totaler Krimi-Fan ^//^ (waaaas das ich euch aufgefallen??) und fänds deswegen ganz Lustig. Aber was meint ihr? Hättet ihr Interesse an sowas? Sagt mir bescheid ;) am liebsten natürlich im Zuge eines Kommis zur Story *rotwerd* Aber in diesem Sinne nochmals vielen Dank für all die lieben Kommis und Fafos! Jedesmal wieder eine Freude in Mexx rein zu schauen und was neues lesen zu drüfen ^///^ Dankeschööön So jetzt lass ich euch mit der Miesere zwischen Ran und Shinichi allein. Alles liebe, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)