Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 19: Wasser und Seife ---------------------------- Wasser und Seife Der Geruch von Kaffee war das Erste, was er nach der Dunkelheit des Schlafes wahrnahm. Der Osakaner schluckte, seine schmerzenden Schultern erinnerten Heiji bald daran, dass er die Nacht nicht in seinem gemütlichen Hotelbett verbracht hatte, sondern auf einem der alten Sofas des Polizeireviers. Sie beide hatten so lange an den alten Falldaten gesessen, dass es sich einfach nicht mehr gelohnt hatte, noch irgendwo hinzufahren, um zu schlafen. Zum Glück aber bot das Polizeihauptquartier genügend Schlafgelegenheiten, die den erschöpfen Beamten nach einer Nach voll Arbeit und Observationen nur reichlich willkommen waren. Leider entpuppte sich das, was man in der Nacht zuvor noch als weiches Himmelbett gesehen hatte, am Morgen danach als das, was es war, ein Sofa, das schon so durchgesessen war, dass einem die Sprungfedern ins Fleisch stachen. Doch selbst sein schmerzender Rücken konnte das Grinsen im Gesicht des Kommissars nicht trüben - endlich, endlich hatten sie was in der Hand. Die schlaftrunkenen Augen des Beamten wurden mit einem Mal groß. Erneut schaltete Heiji seine Sinne ein, roch den Kaffee und hörte Papier rascheln. Mühselig grub er sich aus dem Sammelsurium von Decken und Kissen, die sie beide wie die Eichhörnchen gestern noch gehortet hatten, er musste nicht lange suchen, ehe er seinen Freund am Tisch sitzen und Zeitung lesen sah. Oder besser, Bell. Der hatte bemerkt, dass der Kriminalkommissar von den Toten auferstanden war, schaute nun mit einem leichten Grinsen auf den Lippen über seine Brille hinweg. „Morgen, Hattori.“ Seine Hand glitt von der Zeitung zu einem der Kaffeebecher, schob ihn auf dem Tisch ein Stück in Heijis Richtung. „Kaffee?“ Der Kommissar nickte nur, schlüpfte in seine Schuhe, ging zu ihm und schaute in den braunen Pappbecher. Ganz klar kein Kaffee aus dem Revier. Das hieß, das Zeug könnte vielleicht halbwegs trinkbar sein, und gut genug, um den Geschmack von Schlaf aus seinem Mund zu spülen. Er beäugte seinen Kollegen, überflog ein paar der Schlagzeilen, die er von hier aus sehen konnte und stellte fest, dass die Zeitung von heute war. „Wie lang biste`n schon wach?“ Bells Augenbrauen zogen sich zusammen, ehe er mit einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr antwortete. „Anderthalb Stunden etwa. Viertelstunde zu Matsuda, Viertelstunde wieder zurück und eine Stunde Fassade auffrischen.“ Er grinste kurz, ließ es jedoch bald, als er den noch immer bohrenden Blick seines Freundes bemerkte. „Was?“ Wieder ließ ihm Bells Stimme eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Nachdenklich schaute er sich das Gesicht des Professors nun genauer an, wer immer diese Dinger für Kudo auch machte, kannte sich aus. Nichts verriet, das diese Haut tot war, sich nur fest an etwas Lebendiges klammerte, um den Halt in dieser Welt nicht zu verlieren. „Du weißt, dass das gruslig is oder?“ Shinichi zog die Brauen hoch, verdrehte die Augen und wandte den Blick aus dem Fenster. „Ich mein ja nur, Conan… warst wenigstens noch du, eben nur nen Meter kürzer, aber das?“ Bell seufzte, legte seine Zeitung nun endgültig beiseite und beäugte die Reste seines vermutlich mittlerweile kalten Kaffees. Er würde ihn ja doch nicht in Frieden lassen damit. „Was willst du jetzt hören, Hattori? Soviel kann ich dir sagen, das hier war nicht meine Idee.“ Er machte eine kurze Gestik an sich hinunter, ehe er weit weniger aufgebracht weitersprach. „Auf der anderen Seite könnte ich ohne diese Silikonpackung wohl kaum auf die Straße gehen, oder?“ Heiji nickte kurz, und es wurde wieder ruhig zwischen den beiden. Ohne groß darüber nachzudenken widmete sich der Detektiv wieder seiner Zeitung, nicht ahnend, dass für Hattori die Sache noch lange nicht abgeschlossen war. „Sie sind also noch da.“ Sofort hatte sich die Haltung des Amerikaners versteift, Heiji erkannte, wie er schluckte, ganz bewusst seinen Blicken auswich. „Kudo. Was weißt du?“ Der Oberschüler biss sich auf die Lippen, merkte wie sich das Latex auf seiner Stirn spannte, weil er sie in Falten legte. Langsam befreite er sich aus dem Griff von Heijis Augen, wich seinem Blick aus. „Wir sollten zusammenpacken…“ Damit stand er auf, verließ ihr kleines Übernachtungsquartier und machte sich auf den Weg in das Büro, in dem sie die Akten und Notizen hatten, die sie für heute brauchen würden. Heiji hörte die Schritte seines Freundes auf dem Flur, bis eine andere Tür sich hinter ihm wieder schloss. Er hatte sich damals nicht rausgehalten und er würde es auch jetzt nicht tun. Ob er wollte oder nicht, Kudo hatte keine Wahl früher oder später würde er mit ihm darüber reden, so wie er es früher auch getan hatte. Heiji musste nur eines tun, etwas, dass ihm eigentlich gar nicht lag. Grade als sie zusammengepackt hatten und Heiji beschlossen hatte, kurz bei Kazuha vorbei zu schauen, die schon gefühlte hundert Mal versucht hatte, ihn auf dem Handy zu erreichen, klingelte eben dieses. Der Kommissar warf Shinichi einen beunruhigten Blick zu, ein so früher Anruf Megures konnte nichts Gutes bedeuten. Heiji ging dran, der Hauptkommissar auf der anderen Seite der Leitung hielt sich nicht lange mit Höflichkeiten auf sondern kam gleich zur Sache, was Hattori überdeutlich kommentierte. „WAS?!“ Shinichi beobachtete, wie das Gesicht seines sonst so dunklen Freundes einen Tick heller wurde, bis sich seine Miene schlagartig verdunkelte. Der Osakaner unterdrückte ein Fluchen, hatte seine Stimme ansonsten jedoch wieder im Griff. „Wie konnte das passieren? Was is mit Kameras? Haben se-„ Bell erkannte, wie Heiji schluckte, offensichtlich unterbrochen wurde und nur noch kurz Antwort gab, ehe er auflegte. „Is gut, wir sind unterwegs.“ Shinichi schaute seinen Freund lange an, der noch immer leicht benommen auf sein Handy starrte, er musste nicht erst fragen, wusste genau, was Heiji grade erfahren hatte. „Sie ist tot.“ Jetzt erst schaute Hattori ihn an, Entsetzen und auch ein klein wenig Schuld waren zu lesen, ehe sich sein Blick verhärtete und er langsam nickte. Shinichi nahm seinem Freund den Schlüssel aus der Hand schob sich an ihm vorbei Richtung Ausgang. „Ich fahre. Komm los, bevor die Spurensicherung alles zunichtemacht.“ Die Fahrt zwischen den beiden Detektiven verlief schweigsam, Shinichi hatte keine große Mühe, sich in die Straßen von Tokio einzufinden. Immer wieder ging sein Blick zu Heiji, doch erst als sie am Krankenhaus angekommen waren und sein sonst so temperametvoller Freund immer noch schwieg, versuchte er sein Glück. „Hattori, du-„ „Spar`s dir, Kudo. Ich weiß.“ Der Osakaner seufzte, vergrub die Hand in seinem dunklen Haaren, zerzauste die ohnehin ungekämmten Strähnen nur noch mehr. „Ich weiß, dass ich nich schuld bin, auch wenn wir`s vielleicht hätten verhindern können, wenn ich Bell ne Chance gegeben hätte… dir ne Chance gegeben hätte.“ Der Angesprochene aber zog nur die Augenbrauen zusammen, schüttelte abwehrend den Kopf. „Und selbst wenn, Hattori, sie stand heute Nacht unter Polizeischutz, eigentlich konnte niemand raus und niemand rein.“ Für einen Außenstehenden mochte es so aussehen, als würde am Tatort heilloses Durcheinander herrschen, doch wer sich diesen Ameisenhaufen genauer ansah, erkannte gleich Struktur darin. Auf der einen Seite des schmalen Flurs hatte sich ein kleines Grüppchen von Ärzten und Pflegepersonal um Inspektor Takagi eingefunden, der Person für Person durchging und auf seinem Notizblock aufzeichnete, wann wer Dienst gehabt hatte und ob irgendwem in dieser Nacht etwas aufgefallen war. Kommissarin Sato hatte sich in eines der Zimmer zurückgezogen, das ihre Welt durch eine Glaswand von dem Chaos draußen trennte. Man konnte nicht verstehen, was sie sagte, doch ihre strengen Züge und die leicht aus der Form geratene Frisur verriet, dass sie für den Beamten, der die vergangene Nacht Wache geschoben hatte, nicht nur freundliche Worte übrig hatte. Hauptkommissar Megure unterhielt sich grade mit dem Krankenhausvorstand, während ein wachendes Auge immer auf den Leuten von der Spurensicherung lag. Erst als er die beiden Detektive auf sich zukommen sah, ließ er sich entschuldigen, um Heiji aufzuklären. Der einzige Ruhepunkt in diesem Gewirr von Menschen war sie. Wenn man es nicht besser wusste, so hätte man es für ein Fotoshooting halten können, so wie die Beamten das regungslose Modell ablichteten, um ihre Position festzuhalten, ehe der Pathologe seine Arbeit machen konnte. Matsudo nickte Bell kurz, zu als dieser eintrat, doch Shinichi erwiderte die Begrüßung nicht, sein Blick hing auf ihr, die sich vom Getümmel um sie herum nicht beeindrucken ließ. Ihre Haut hatte einen ungesunden Glanz, während ihre dunklen Haare ihr strohig ins Gesicht hingen und es so beinahe bis zu ihren blassblauen Lippen verdeckte. Übersah man diese Dinge, die sich wie ein Leichentuch über Mira Kikuja gelegt hatten, sah es so aus, als würde sie schlafen. Doch bereits als Shinichi ein paar Schritte auf sie zuging, ließ sich das Bild von Tod und Gewalt nicht länger beschönigen. Ihre Augen waren weit aufgerissen, starrten auf ein für ihn unsichtbares Bild. Die Binde an ihrem Hals, die am Tag zuvor noch weiß gewesen war, zierte nun ein kleiner roter Streifen, der verriet, wie wenig Material es gebraucht hatte, um ihr Leben auszulöschen. Shinichi schluckte, ließ den Blick erneut durchs Zimmer schweifen, ehe er sich endlich Heiji anschloss, der Hauptkommissar Megure aufmerksam zuhörte. „Jede Nachtschwester wurde von meinen Männern überprüft, es wurde gegen ein Uhr und dann erst wieder heute Morgen um sechs nach ihr geschaut. Angeblich die übliche Routine in solchen Fällen, da ihre Verletzungen nicht lebensbedrohlich waren, gab es keinen Anlass, öfter nach Fräulein Kikuja zu schauen.“ Heiji nickte, stellte ausgerechnet die Frage, auf die Megure offensichtlich am wenigsten gut zu sprechen war. „Wie hat es der Kerl dann an Ihrem Mann vorbei geschafft, Megure? Ich nehme doch an, dass Sie Wachen für den ganzen Abend hatten?“ Der Hauptkommissar nickte, schob sich leise grummelnd seinen Hut ein wenig tiefer ins Gesicht, während sein Blick kurz das Zimmer streifte, in dem Sato den Beamten befragte. „Ganz Recht. Um genau zu sein, kam es zu einem Wachwechsel um drei Uhr. Der Kollege von der Frühschicht sitzt grade bei Sato, der andere ist auf dem Weg hierher, um seine Aussage zu machen.“ „Wann genau wurde der Mord denn entdeckt?“ Bells plötzliches Einmischen brachte den Hauptkommissar kurz aus der Fassung, der schaute den Amerikaner eingehend an ,ehe ihm erneut bewusst wurde, dass dieser Mann wohl wirklich auf ihrer Seite stand. „Wie ich Kommissar Hattori eben erklärte, wurde die Leiche erst um 7:30 gefunden.“ Megure seufzte, sein Blick glitt zu Takagi, der noch immer das Personal befragte. „Die Untersuchung stand an. Die vorherigen Male hatte man nur kurz ins Zimmer geschaut und sich nichts weiter dabei gedacht, als die Patientin ruhig in ihrem Bett lag.“ Der Professor nickte kurz. „Wir wissen also nicht, ob sie nicht vielleicht schon tot war, als die Schwestern nach ihr geschaut haben.“ Der Hauptkommissar schüttelte nur den Kopf, ging den beiden voraus in das kleine Patientenzimmer, in dem der Pathologe seine Arbeit begann, nachdem ein Beamter der Spurensicherung ihn darauf aufmerksam machte, sich doch Handschuhe anzuziehen und dem etwas verdattert drein schauendem Doktor dann auch gleich welche reichte. Megure aber schüttelte nur mit einem Augenrollen den Kopf, an manchen Leuten nagte das Alter eben schon früher als an anderen. „Bisher nicht, nein. Ich hoffe allerdings, dass Dr. Matsudo uns gleich weiterhelfen kann, zumindest eine vorläufige Einschätzung würde uns derzeit durchaus reichen, Doktor.“ Der hatte bemerkt, dass Megure nun plötzlich mit ihm sprach, drehte sich aber nicht zu ihm um. „Nun hetzen Sie mich mal lieber nicht, werter Herr Hauptkommissar. Liege ich mit meiner Vermutung am Ende der Untersuchung falsch und muss ihnen dann später etwas anderes sagen, ist Ihnen das auch nicht Recht.“ Der Pathologe verschaffte sich einen groben Überblick, und machte gleich deutlich, dass es schwer zu sagen war, ob die Kampfspuren nun von der heutigen Nacht waren oder noch vom ersten Angriff des Täters stammten. Shinichi beobachtete die Vorgehensweise des Mediziners und erkannte gleich, wonach er Ausschau hielt. Matsudo überprüfte den Kiefer und den Nacken des Opfers, ging dann zu den Gelenken an Armen und Beinen über. Mit Hilfe zweier Beamter drehte er sie leicht auf den Bauch, sah sich die Totenflecken an, die gleichmäßig auf ihrem Rücken verteilt waren. Bells Augen folgten denen Matsudos, die Hämatom-ähnlichen Muster hatten eine leicht violette Färbung, allerdings waren die einzelnen Flecken bereits schon zu einer großen Fläche zusammen gelaufen, was dafür sprach, dass sie bereits mehr als zwei Stunden tot sein musste. Auch die noch leicht ins Rötliche gehende Farbe sprach dafür, denn erst wenn der Restsauerstoff aus dem Blut restlos abgebaut war, trat die intensive Blaufärbung auf. Der Pathologe seufzte, streckte die behandschuhten Finger von sich, als stünde er in einem OP und nicht an einer Leiche. „Kiefer und Nacken sind bereits steif, zusammen mit der Erscheinung der Totenflecken würde ich daher vier, vielleicht fünf Stunden ansetzen. Vorläufig.“ Die drei Ermittler nickten nur, ließen den Pathologen dann allein weiterarbeiten und zogen sich in eine kleine Nische des Gangs zurück um weiter zu sprechen. „Es passt zeitlich.“ Megure nickte, massierte sich leicht die Schläfe, während sein Blick erneut zu Sato glitt, die mittlerweile auch den Beamten aus der ersten Wache bearbeitete. „Sieht so aus. Wir müssen wohl abwarten, was Sato nachher zur berichten hat, laut dem, was die Frühschicht jedoch gesagt hat, ist der Wechsel reibungslos und ohne Zwischenfall genau vor dem Zimmer der Patientin verlaufen. Wie also sollte dieses Schwein an sie ran gekommen sein?“ Bell seufzte leise, vergrub seine Hände tief in den Taschen seiner Hose, während er sich in das Gespräch der beiden wieder einklinkte. „Fakt ist jedoch, dass es ihm gelungen ist, und nicht nur das, der Mörder muss auch genau gewusst haben, wo sich Ms. Kikuja aufgehalten hat. Ich denke, da sollten wir ansetzen, denn ich glaube nicht, dass diese Information vielen Personen zugänglich gewesen ist, nicht wahr, Hauptkommissar?“ „Stimmt. Daran haben wir auch schon gedacht. Deswegen habe ich Takagi gebeten, dem Personal das für sie zuständig war, ein wenig auf den Zahn zu fühlen.“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, ließen eine tiefe Kerbe entstehen. Die beiden Detektive tauschten Blicke aus, ehe Bell dem Osakaner zunickte, der mit einem Räuspern das Wort ergriff. „Bis wir genaue Ergebnisse von den Verhören und der Pathologie haben, sitzen wir also vorerst auf dem Trocknen. Richtig?“ Megure hob fragend eine Augenbraue, merkte anhand von Heijis Tonlage gleich, dass da noch mehr dahinterstecken musste. „Wenn wir also bisher noch nich klärn können wie er´s geschafft hat, den dritten Mord zu begehen, vielleicht sollten wir uns dann erstmal damit beschäftigen, einen vierten zu verhindern.“ „Und wie stellst du dir das bitte vor, Heiji? Es ist nicht so, als hätten wir genau das nicht schon die ganzen letzten Tage versucht.“ „Stimmt schon… aber bis jetzt konnten wir die Opfer ja auch noch nich eingrenzen.“ „Eben deswegen… Was?!“ Der Hauptkommissar schaute auf, fragte sich nicht zum ersten Mal, wie diese beiden es immer wieder schafften ihn so aus der Fassung zu bringen. „Bell… ich meine, der Professor und ich sind gestern auf die Verbindung zwischen den Opfern gestoßen. Eigentlich hatten wir sie schon die ganze Zeit in der Hand, wir haben nur nicht dort nachgesehen.“ „Wie? Was meinst du, Heiji?“ Der Osakaner rieb sich verlegen den Nacken, sein Blick fiel auf seinen amerikanischen Kollegen, während er sprach. „Eigentlich war´s ja er, der`s rausgefunden hat. Eine Bemerkung von Ayas Vater, war es, die auffiel. Ganz so, als schäme er sich für die Vergangenheit seiner Tochter. Es lag daher nahe, zu glauben, dass es etwas gab, das wir nicht wissen sollten über sie. Etwas ganz Entscheidendes.“ Bell nickte langsam, seine Stimme war ernst, als er die Erzählung des Kommissars fortsetzte. „Wir haben es hier mit Mördern zu tun. Unsere Opfer, jedes von ihnen war beim letzten Mal selbst Täter.“ Die Augenbrauen des Hauptkommissars verschwanden unter seinem Hut. „Was sagen Sie da?“ „Jedes unserer heutigen Opfer hat eine Kartei in unseren Akten und es gibt da durchaus ein paar Gemeinsamkeiten. Die Umstände der Morde waren so mildernd, dass sich das Gericht damals nur zu einer Freiheitsstrafe entschlossen hat, die alle drei ohne Auffälligkeiten hinter sich gebracht haben. Neben diesen Indizien gibt es zwei Dinge, die in unserem Fall nun ausschlaggebend sein könnten. Jedes unserer Opfer wurde auf die gleiche Art und Weise umgebracht, wie auch sie selbst den Mord damals begangen haben.“ Der Hauptkommissar nickte abwesend, zupfte nachdenklich an seinem Bart herum, während er sprach. „Das bedeutet entweder, dass unser Täter sich über die Zeitung über die Jahre hin weg informiert hat. Oder aber…“ „Er hat Einblick in eben diese Akten.“, bestätigte Heiji. „Das ist aber noch nicht alles.“ Shinichi schluckte, merkte wie Belegt sich Bells stimme plötzlich anhörte. „Die größte Verbindung, die unsere Morde heute aufweisen sind die Opfer von Damals…“ Während Megure den Amerikaner nur erwartungsvoll ansah, bemerkte Heiji zum ersten Mal, wie es aussah, wenn Shinichi hinter der Maske an Farbe verlor, allein die hellen Lippen und seine zittrige Stimme verrieten ihn. Der Osakaner selbst schluckte, sie hatten nicht mehr darüber geredet gestern Nacht, dennoch gefiel auch ihm nicht, wohin sich dieser Fall langsam entwickelte. „Alle waren in einem ähnlichen alter, um die 20.“ Bell schien endlich seine Stimme wieder gefunden zu haben. „Frauen. Und alle rothaarig.“ „Von Natur aus Rothaarig. Da das hier in Japan nicht allzu oft vorkommt, dachten wir dass es so deutlich einfacher wird, den Täter einzugrenzen.“ Heiji hatte sich eingeklinkt, geredet, viel und schnell, doch es hatte eine ganze Weile gebraucht, ehe Megure den Blick endlich von Bell abwandte und seinem Kollegen aus Osaka zuhörte, langsam nickte. „Das könnte uns in der Tat weiter bringen… Aber was ist mit dem Café? War es jetzt wirklich nur Zufall, dass alle drei der Opfer diesen Ort gemein hatten?“ „Nicht ganz. Wir haben uns gestern ein wenig über das Café, als auch über Ms. Kikuja informiert. Es war nicht leicht zu finden, da es in Foren unter vorgehaltener Hand thematisiert wird, aber Ms. Kikuja hat dieses Lokal nicht umsonst eröffnet. Viele haben nach der Haft Probleme, sich wieder in die Gesellschaft einzufügen, oft auch weil diese ihnen einfach keine Chance dazu gibt. Ihr ging es damals wohl ähnlich und als sie endlich auf eigenen Beinen stand, wollte sie auch anderen helfen, das Café war ihre Art, dies zu tun. „New live“ sollte allen einen Neustart bieten, die ihn nötig hatten. Ein Ort, an dem man nicht gleich urteilt und nicht allein mit seinem Problem ist. Seitdem ist es eher ein Insider zwischen den ehemaligen Häftlingen, ich schätze auch das Ms. Kikuja uns deswegen nichts weiter dazu gesagt hat, um ihr eigenes, aber auch die Gesichter ihrer Gäste zu wahren.“ „Schön… das heißt, wir müssen die Akten wälzen. Das ist ein ganzer Haufen Arbeit, der da auf uns zukommt.“ Der Beamte seufzte tief, ahnte jetzt schon was da für ein Papierkram auf ihn und seine Mannschaft zukommen würde. „Ähm. Hauptkommissar Megure.“ Doch der ignorierte den Mann von der Spurensicherung, der sich so rüde in ihr Gespräch eingemischt hatte. „Wir könnten wenigstens die streichen, die nicht in den Medien gelandet sind und wenn nicht, müssen wir wohl-„ „Hauptkommissar, ich denke das wollen Sie sich ansehen.“ „- wirklich davon ausgehen, dass der Mörder Einblick in die Falldaten hat. Nicht auszudenken.“ „Entschuldigung, bitte Chef, ab-„ „Ja, was denn zum Henker nochmal? Was wollen Sie, Hirata! Sehen Sie nicht, dass wir beschäftigt sind.“ Der Hagere Beamte war etwas zusammen gezuckt, fand seine Stimme jedoch schnell wieder. „Schon, Hauptkommissar. Entschuldigen Sie bitte, aber Sie haben uns, als wir hier angekommen, sind eingebläut, Ihnen sofort Bescheid zu geben wenn wir sie finden.“ „Wie?“ Die Augen des Beamten wurden groß. „Was sagen Sie da?“ Leicht zögernd überreichte der Polizist seinem Vorgesetzten einen kleinen Plastikbeutel, durch die Folie schimmerte ein Papier, nicht viel größer als eine durchschnittliche Visitenkarte. „Wir haben sie grade neben dem Bett gefunden. Heute Morgen war sie noch nicht da, es muss also dahin gekommen sein, als wir die Decke oder die Leiche bewegt haben.“ Megure starrte das Stück Papier in seiner Hand an, bis sich sein Blick langsam zuzog. Mit einem mürrischen Schnauben hielt er Professor Bell das Beweisstück vor die Nase. „Das sollten Sie sich wohl einmal ansehen, Professor.“ Der nickte nur, nahm ihm die Tüte ab und begann zu lesen, während Heiji es ihm gleich tat. Wie seltsam sich die Dinge auch entwickeln, sie kommen immer zu einem Ende. Dabei muss ich Sie um Verzeihung bitten, dass Sie durch meine Aktivitäten nun in einen weiteren Fall verwickelt sind, verehrte Herren Polizisten. Dennoch sei gesagt, dass der Schlüssel zu Ihrem neunen Problem in jedem Badzimmer zu finden ist und anders als ich müssen Sie nun keine verriegelten Türen mehr öffnen, um zu Ihrem Ziel zu gelangen. Viel Spaß bei der Jagd. Hochachtungsvoll, Mr. Sherlock Holmes Shinichi überflog die Zeilen ein weiteres Mal, spürte wie die wenigen Worte ihm langsam die Luft zum Atmen nahmen. Gänsehaut schlich sich unter sein Hemd, brachte ihn zum Frösteln, als er die Nachricht noch ein weiteres Mal durchlas. Doch Shinichis Gedanken wurden von Megure unterbrochen, der aufgrund des leicht erschrockenen Gesichts des Fachmanns wohl gleich eine Eingebung und eine Übersetzung erwartete. „Und? Irgendeine Idee, Professor?“ Bell fuhr auf, schaute den Hauptkommissar für ein paar Sekunden erschrocken an, ehe er sich wieder fasste, seine Stimme zitterte jedoch noch immer. „Was? Ich- Nein, nein ich fürchte, hierfür brauche ich ein wenig Zeit.“ Der Hauptkommissar nickte langsam. „Also gut. Die sollen Sie bekommen.“ Er sah sich um, seufzte lange, als ihm bewusst wurde, welches Chaos noch immer um sie herum herrschte. „Bis hier alles geklärt ist, wird es ohnehin noch dauern. Vielleicht wissen wir alle später mehr. Könntest du dem Professor zur Hand gehen, Heiji? Außerdem brauche ich bis nachher einen Bericht, damit wir die anderen über den bisherigen Stand der Dinge gleich aufklären können.“ Der Osakaner nickte, nahm Bell die Tüte aus den leicht zittrigen Fingern, der sich grade den Wortlaut des Mörders notiert hatte und gab sie Megure zurück. „Wird erledigt. Halten Sie uns auf dem Laufenden, Hauptkommissar.“ Der nickte, beobachtete, wie der Osakaner Bell zum Gehen drängte, ehe er seine raue Stimme erneut erhob. „Ach, und Heiji. Wenn ihr das nächste Mal so etwas herausfindet, will ich es gleich wissen. Egal zu welcher Uhrzeit.“ Sein Blick haftete auf den beiden Detektiven. „Manchmal ist es besser die Karten gleich auf den Tisch zu legen. Haben wir uns verstanden?“ Der Kommissar bemerkte wie sein Mund trocken wurde, nickte dann. „Verstanden, Hauptkommissar.“ Endlich draußen vor dem Krankenhaus angekommen, empfing die beiden herrlicher Sonnenschein, den man bei der Stimmung im Inneren des Gebäudes nicht vermutet hätte. Doch der kümmerte die Detektive momentan wenig, sie hatten zwar den Hinterausgang genommen, doch noch hier waren die Stimmen von Schaulustigen und sensationslüsternen Reportern zu hören. Hattori fluchte nur. Wie zum Henker hatten diese Aasgeier jetzt schon wieder so schnell Wind von der ganzen Sache bekommen? Ihnen blieb nichts anderes übrig, als den Weg durch die kleine Parkanlage zu nehmen, die man rund um das Krankenhaus errichtet hatte. Der Osakaner nahm ein paar tiefe Züge der frischen Luft, versuchte seine Lunge so von dem Krankenhausmief zu befreien, der ihm noch immer in die Nase stach. Sein Begleiter spähte über seine kleine Brille und grübelte über der Nachricht, während sie langsam den Park durchquerten. „Rück raus mit der Sprache, Kudo. Was is los?“ Der Angesprochene zuckte bei dem Namen merklich zusammen, bekam dafür nur ein Augenrollen seines Kollegen, bis er mit einem lauten Seufzen zu sprechen begann. „Nichts Neues, eigentlich. Und doch hat mich die direkte Art und Weise unseres Täters ein wenig geschockt, muss ich gestehen.“ Hattori hatte seine Schritte verlangsamt, schaute seinen Freund abwartend an. „Er hat mich gesehen an diesem Abend, Holmes, meine ich.“ „Na und?“ Bell blinzelte kurz. „Ich hab dir das noch gar nicht erzählt, oder? Der Mörder hat mich gesehen,mich. Nicht William Bell.“ Shinichi konnte den Groschen fast klimpern hören, der grade bei seinem Freund fiel. „Was?!“ Er schluckte, zimmerte ein Lächeln auf seine Lippen und rieb sich verlegen den Nacken. „Ich dachte eigentlich, ich hätte es dir erzählt- Auf der anderen Seite hätte es dir auch klar sein können, Hattori, oder wieso, glaubst du, hast du ein Stück von Bells Visage auf dem Asphalt gefunden? Ich hab bestimmt keinen Striptease für unseren Mörder abgehalten.“ Der Kommissar nickte desorientiert, sein Blick galt dem kleinen Weg, auf dem sie gerade wanderten. „Und was jetzt?“ „Ganz einfach, er bindet es der Polizei auf die Nase.“ Bell seufze, ließ sich auf eine der Parkbänke nieder, während Heiji stehen blieb und Shinichi aufschauen musste. „Der Fall, den die Polizei jetzt noch zu bearbeiten hat, ist meiner. Deswegen liegt der Schlüssel zu ihrem Problem auch im Badezimmer.“ Der Holmesexperte konnte sich ein trockenes Lachen nicht verkneifen, fuhr sich ungehalten durch das aschblonde Haar. Doch er schien der einzige zu sein, der seine kryptischen Worte amüsant fand. „Würdest du dich bitte klarer ausdrücken, Mann?“ „Holmes hatte einen Fall zu klären.“ Beide waren von der fremden Stimme aufgeschreckt, schauten nun den Mann an, der scheinbar lautlos in Erscheinung getreten war, jetzt mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen auf sie zuging. „Es ging um einen verschwundenen Mann den seine Frau nun suchte. Ein ortsansässiger Bettler, dessen Markenzeichen eine hässliche Narbe im Gesicht war wurde beschuldigt, besagten Ehemann umgebracht zu haben. Nach langem hin und her gelang es Holmes, das Rätsel zu lösen, den Schlüssel, erklärte er Watson, habe er im Badezimmer gefunden.“ Hattori stieß einen stillen Fluch aus, als er Eisuke Hondo auf sie zu kommen sah, der offensichtlich schon ein ganzes Stück ihres Gesprächs mitbekommen hatte. Diesen Kerl hatte er ganz vergessen. Der Detektiv des Westens stöhnte innerlich, er hatte ihn doch sogar noch auf Bell angesetzt. „So sind die beiden ins Gefängnis losgezogen und Holmes hat dem Bettler mit einem Schwamm ordentlich das Gesicht gewaschen, so das unter der Maske besagter verwundener Ehemann hervor kam, der von seinem Handwerk ganz einfach ins Bettlertum umgesattelt hatte, weil er dort die besseren Chancen sah.“ Sein Blick blieb auf Bell haften, ein ganzes Stück zu lange für Shinichis Geschmack und dennoch spielte er mit. Erwiderte das Lächeln auf Eisukes Lippen, stand auf und reichte dem CIA Agenten höflich die Hand, während er sprach. „The man with the Twisted Lip. Der Mann mit der Narbe oder Fratze, wenn man so will. Guten Morgen Mr. Hondo. Ich muss Sie ja vermutlich nicht daran erinnern, dass Sie diese Informationen vertraulich behandeln müssen, oder?” Hondo Lächelte kurz. „Aber natürlich, Professor.“ Keiner fragte danach was der CIA-Agent so plötzlich hier machte oder wie viel er wirklich gehört hatte, während sie den Park durchquerten, unterhielten sie sich über den Fall, eine weitere Meinung konnte schließlich nicht schaden. Erst als sie die Stecke beinahe hinter sich gebracht hatten, lenkte Eisuke das Gespräch in eine andere Richtung. „Danke übrigens, dass du Ran letztens bei mir abgeliefert hast, bei so einem Irren, der hier sein Unwesen treibt, wäre es mir wirklich nicht Recht, wenn sie allein auf der Straße rumlaufen würde, auch wenn sie sich verteidigen kann - bei so jemandem weiß man nie.“ Heiji schluckte, trieb ein nervöses Lächeln auf seine Lippen. „War doch kein Ding. Was wollteste eigentlich von ihr? Ran hat gemeint, du müsstest ihr irgendwas Wichtiges sagen?“ Während Eisuke nur purpurrot anlief, hätte sich Shinichi am Liebsten die Hand vors Gesicht geschlagen, in manchen Dingen was Hattori einfach nicht der Hellste. „Stimmt…“ Hondos Stimme, die zu anfangs noch belegt klang, wurde während es Redens schnell lauter. „Und ich muss gestehen der Abend lief so gut, dass ich es das nächste Mal auch tun werde.“ „Wie? Was nun, wovon redest´de denn?“ Das Rot auf Eisukes Wangen blieb, doch sein Blick wurde um ein Deut ernster. „Eigentlich wollt ich es dir ja nicht sagen, nach allem was damals gewesen ist, glaube ich nicht, dass du allzu begeistert sein wirst Heiji. Aber-„ Er schluckte erneut. „Ich will ihr sagen das ich sie Liebe.“ „WIE?!“ Der Osaka starrte den Agent an, musste an sich halten, um sich nicht gleich nach seinem Begleiter um zu sehen. Er würde Kudo durchaus zutrauen, dass der grade Mordgedanken hegte. Doch als er endlich einen Blick auf den Amerikaner werfen konnte, war seine Miene so unbeweglich wie eh und je. Erst als Eisuke weitersprach, erkannte er, dass Shinichi schluckte, die Hände in seinen Taschen versteckte, offensichtlich zu Fäusten geballt. „Als ich sie zum ersten Mal sah, war ich sofort in sie verliebt! So ein schönes und herzensgutes Mädchen habe ich noch nie getroffen. Im Gegensatz zu Shinichi werde ich Ran nämlich niemals im Stich lassen! Irgendwann hole ich sie nach Amerika und mache sie glücklich!“ Heiji blinzelte nur, schaute Hondo verwundert an. „W- wirst du das?“ „Und ob.“ Der Agent grinste in die Runde und während in Heiji noch immer Verwunderung Einzug hielt spiegelte sich auf Bells Lippen ein schmales Lächeln wieder. Doch auch der mittlerweile gut trainierte Schauspieler konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zu Anfang belegt klang. „Wenn dem so ist Mr. Hondo, darf ich Ihnen wohl auch im Sinne meines Kollegen hier alles Gute wünschen.“ Hattori drehte sich zu ihm um und starrte ihn an. Shinichi aber hielt seinem Blick stand. „Wir sollten gehen, Kommissar. Es wartet Arbeit auf uns.“ Damit verbeugte sich Bell kurz zum Abschied wandte sich um und ging, hörte nach wenigen Sekunden, dass Heiji ihm folgte. Shinichi versuchte, sich allein auf seine Schritte zu konzentrieren, bemüht mit dieser monotonen Bewegung weiterhin das zu unterdrücken, was seinem Autopiloten langsam die Stirn bot und das Lenkrad versuchte, an sich zu reißen. Er spürte Heijis Blicke in seinem Nacken, doch noch ehe der Kommissar nahe genug dran war, etwas zu sagen, war es Hondos Stimme die ihn erneut aufschrecken ließ. „Das war`s also.“ Shinichi drehte sich herum, versuchte erst gar nicht, einen fragenden Blick aufzusetzen, sondern schaute Eisuke einfach nur an. Er hätte nicht dieselben Worte wie damals nehmen müssen, Shinichi hatte auch so gemerkt, dass ihn Hondo durschaut hatte. „Du gibst also auf?“ Die Stimme des Agenten klang ungewöhnlich rau. „Du hast mir damals ein Versprechen gegeben. Du solltest sie glücklich machen.“ Eisuke schluckte, spürte wie sich ein Kloß in seinem Hals ausbreitete. Wie gerne würde er diese Kriterien für Ran erfüllen, doch das konnte nur er. Es dauerte lange, bis der vermeintliche Amerikaner sich regte, als er endlich sprach, waren seine Worte jedoch kaum zu verstehen, so gepresst und leise kamen sie aus seinem Mund. „Vielleicht versuche ich ja genau das zu tun.“ „Unsinn!“ Aufgebracht schnitt der Agent mit der flachen Hand durch die Luft. „Damals standen deine Chancen um einiges schlechter und dennoch hast du mir nicht erlaubt, Ran etwas zu sagen, so sicher warst du dir.“ Er tat einen weiteren Schritt auf Shinichi zu, doch der reagierte noch immer nicht. „Und jetzt! Jetzt, wo du ihr nicht mehr nur bis zum Knie gehst, willst du einfach wieder abhauen als wäre nichts gewesen. Das mag vielleicht für dich gelten Kudo, aber nicht für sie. Nicht für Ran.“ „Hondo.“ Heiji der bisher nur stummer Zeuge dieser Szene gewesen war wollte sich einmischen, wurde aber mit einem harschen Kopfschütteln Eisukes abgewehrt. „Merkst du`s nicht oder willst du es einfach nicht sehen? Sie hat sich in William Bell verliebt. In dich. Schon wieder. Glaub mir es wäre mir auch lieber, wenn es nicht so wäre, sehr sogar, aber für sie gibt es nun mal nur dich, ganz egal hinter wie vielen Masken du dich versteckst, Shinichi Kudo.“ „Glaubst du wirklich, das weiß ich nicht?“ Zum ersten Mal in diesem Gespräch hörte man ganz deutlich Shinichi sprechen, auch Bells Stimme konnte nicht mehr verbergen, wer wirklich vor ihnen stand. Die blauen Augen huschten aufgebracht hinter der Brille hin und her, versuchten vergeblich, Halt in dieser Welt zu finden. Doch in seiner Stimme schwang nicht nur Wut mit, sondern vielmehr auch tiefe Abscheu gegen sich selbst. Abscheu gegen das, was er derzeit sein Leben nennen musste. „Verdammt noch mal, was verlangt ihr eigentlich von mir? Ja Hattori, du bist keinen Deut besser, oder glaubst du etwa, ich merk nicht, was dir manchmal auf der Zunge liegt, ein Wunder, dass du noch nicht dran erstickt bist!“ Er lachte hohl, biss sich dann auf die Lippen, während sein Blick zur Seite fiel. „Aber es- es muss euch doch klar sein, dass es nicht geht. Es geht nicht. Nicht, solange diese Organisation noch Bestand hat, nicht so lange ich sie noch so in Gefahr bringe.“ Shinichi schluckte, spürte wie das Zittern seiner geballten Fäuste sich auf seinen ganzen Körper übertrug. Der Detektiv schnappte nach Luft, ließ seinen Kopf in den Nacken sinken und starrte in den viel zu schönen, viel zu blauen Himmel über Tokio. „Ich weiß doch auch nicht, was ich tun soll.“ Er seufzte schwer, hörte, wie der Kloß in seinem Hals Bells Stimme rau und dumpf klingen ließ. „Ich weiß es doch auch nicht…“ Seine beiden Ankläger konnten nichts weiter tun als stumm dastehen. Während Heiji schon lange wusste, wie sehr sein Freund sich wirklich quälte, hatte es Hondo die Sprache verschlagen. Eigentlich hatte er Kudo nie wirklich gut gekannt und wenn dann als Conan, den selbstbewussten, gar nicht mal so kleinen Grundschüler, der ihm eröffnete, dass er Ran nicht so schnell hergeben würde. Eisuke schluckte, seufzte Leise. Die lange Stille wurde von Bells Seufzen durchbrochen, unwirsch richtete er sich die Brille, ein schiefes Lächeln machte sich auf seinen Zügen bemerkbar. „Was hat mich denn diesmal verraten, Hondo?“ Er pfriemelte an seinem Jackett herum, klopfte unsichtbaren Staub von seinen Ärmeln. „Ich dachte eigentlich, ich hätte mir ein wenig mehr Mühe gegeben als beim letzten Mal.“ Der Agent blinzelte kurz, warf einen unsicheren Blick zu Heiji, offenbar überrascht vom plötzlichen Themenwechsel, der aber lächelte nur leicht verzweifelt und nickte. Für Kudo war das Thema offensichtlich beendet, keiner von ihnen würde ihn noch dazu bekommen, auch nur ein weiteres Wort darüber zu verlieren. „Wenn de so willst Kudo, bin ich wohl Schuld. Ich hab ihn sozusagen auf dich angesetzt. Nicht wahr, Hondo? Du hast dir doch wegen meinem kleinen Briefchen Gedanken über ihn gemacht, stimmt`s.“ „Am Anfang schon, das stimmt, aber der wirkliche Anstoß kam von jemand anderem.“ Er schluckte, zupfte sich ein wenig an seinem Hemdkragen herum, ehe sein Blick erneut auf Shinichi fiel. „Ich hab Ran auf dich angesprochen. Auf Bell, heißt das… und sagen wir einfach ihre Reaktion hat mir so wenig gefallen, dass mich das stutzig machte.“ Eisuke lachte bitter, wäre die Situation anders, würde er Shinichi unter die Nase reiben, welch ein Glück er hatte, dass sich diese Frau offensichtlich nur in ihn verlieben konnte. „Du hast also geahnt, dass ich es bin?“ Hondo nickte nur, vergrub seine Hände tief in seinen Hosentaschen. „Schon. Aber da es mehr als unwahrscheinlich war, meinem Wissenstand nach, habe ich mich erst mal ein wenig über Bell selbst schlau gemacht. Und ich muss wirklich sagen, dass meine Kollegen ganze Arbeit geleistet haben. Es war doch das FBI, oder nicht?“ Shinichi schluckte, nickte dann stockend. „Dacht ich´s mir. Nun sie haben Bell einen schönen Hintergrund eingeräumt, von Schulen, Uni, Veranstaltungen und Arbeitsplätzen - alles da. Auf den ersten Blick sah es also nicht nach einem Fake aus, als ich jedoch an der Universität angerufen habe, wo Bell angeblich ausgebildet worden war, hatten sie dich zwar in den Akten, aber persönlich Auskunft über dich als Student konnte mir niemand geben. So war es auch bei den sonstigen Zufallsanrufen, die ich gemacht habe.“ Unruhig hörte Shinichi zu, zernagte sich dabei angespannt die Unterlippe, er hörte es gar nicht gern, wie leicht man ihm auf die Schliche kommen konnte. Doch Hondo schien das Unwohlsein seines Kollegen nicht zu bemerken. „So weit so gut, William Bell gab es also nicht. Damit war Shinichi Kudo an der Reihe.“ Erneut fiel sein Blick zu Kudo, Bells ruhiges Gesicht mochte ihn zwar schützen, doch sein plötzlich stockender Gang, seine steife Haltung und die zusammengepressten Lippen verrieten ihn. Ganz zu schweigen von Hattori, der plötzlich bei jedem seiner Schritte nur noch Augen für seine Schuhspitzen hatte. „Du hast es nicht gewusst.“ Schweigen. Keine Antwort war auch eine Antwort. Der CIA-Agent seufzte schwer, er kannte die Regeln dieser Organisationen mittlerweile nur allzu gut und wusste, dass die CIA auch nicht anders gehandelt hätte. „Ich kann mir denken, dass es schwer ist, das alles jetzt zu akzeptieren Shinichi, dennoch kannst du mir glauben das dein „Tod“ wohl das einzige ist, das dich und die anderen so lange geschützt hat. Denn den zu wiederlegen war wirklich nicht allzu einfach.“ „Was sagst´de da?! Du redest ja fast so als gäb´s ne Möglichkeit, dahinter zu kommen!“ Shinichi konnte nicht anders als seinen Freund verwundert an zu sehen, doch der Zorn in den Augen des Osakaners machte ihm schnell bewusst, was er offenbar vergessen hatte. Hattori hatte geglaubt, er wäre tot, damals bei dem Brand ums Leben gekommen, doch der Eifer in seiner Stimme verriet, dass er es wohl dabei nicht hatte belassen wollen. Doch der schaute die beiden schon lange nicht mehr an, sein Blick war zu Boden geheftet, während es in seinem Kopf arbeitete. Er hatte damals jeden verdammten Stein umgedreht, um zu beweisen, dass die Leiche, die sie gefunden hatten nicht die Kudos- nicht die von Conan war. Was hatte er damals übersehen? „Quäl dich nicht, Heiji.“ „Wie?“ Eisukes Stimme ließ ihn auf sehen, auf den Lippen des Agents lag ein bitteres Lächeln. „Ich weiß von deinen Bemühungen und du kannst mir glauben, dass du nie einen Hinweis darauf bekommen hättest, dass es nicht Kudo war. Was das anbelangt, ist das FBI sehr gründlich.“ Ein plötzliches Schnauben Bells unterbrach die beiden, auffordernd schaute er sie an. „Würdet ihr mich bitte auch mal aufklären? Es geht hier schließlich um mich.“ Hondo nickte. „Es stimmt, dass aus den Akten der Polizei sowie aus dem DANN-Bericht der Pathologie der zu deinem Fall vorliegt, einwandfrei hervor geht das Conan Edogawa bei dem Brand vor zehn Jahren ums Leben gekommen ist.“ „Aber wie-„ „Eine Fälschung, ebenfalls von deinen Freunden beim FBI, nehme ich an.“, unterbrach Eisuke die aufbrachte Frage des Kommissars. „Aus dem Polizeibericht lässt sich nicht darauf schließen und auch die Akten des FBIs, die wir vom CIA einsehen können, schauen nicht anders aus, bis auf ein winziges Detail. Die Temperatur. Normalerweise ist die Sicherstellung der DNA einer Brandleiche nicht schwer, selbst wenn ein Gebissabdruck nicht mehr weiterhilft, ist das Mark der Röhrenknochen auch bei schweren Bränden noch so gut erhalten, dass eine DANN-Analyse möglich ist. Schwer wird dies jedoch ab einer Temperatur von über 1500°C, die damals noch ein gutes Stück überschritten wurden. Selbst wenn Heiji noch einen Test veranlasst hätte, hätte er keine Beweise gehabt, dass du es nicht warst.“ Sein Blick wanderte von Bell zu Heiji, der mit jedem Wort ein wenig blasser geworden war. „Er hätte wahrscheinlich aufs Labor gehört, die ihm nur gesagt hätten, das FBI habe besseres Material gehabt, bessere Geräte vielleicht oder einfach nur einen anderen Knochen. Die Temperaturen waren höher als das, was man heute in Krematorien benutzt, ich schätzte allein die Tatsache, dass die Hitze nicht gleich verteilt war, ist der Grund gewesen, dass ihr überhaupt noch eine Leiche gefunden habt.“ Shinichi spürte, wie es ihm kalt den Rücken hinunter lief, er musste Heiji nicht erst ansehen, um zu wissen, dass es genauso abgelaufen war. Der Kommissar biss sich auf die Lippen, versuchte die Bilder der Leichenschau aus seinem Kopf zu verdrängen. „Hattori?“ Der zuckte kurz zusammen, erkannte Kudos Besorgnis hinter Bells Stimme und schaute auf. „Du schuldest uns eine Erklärung, Kudo.“ Shinichi schluckte ob der Bitterkeit von Heijis Stimme ehe er langsam nickte. Eisukes Stimme riss sie schnell wieder aus ihrem Schweigen. „Allerdings. Ich würde auch nur zu gerne erfahren, was damals wirklich abgelaufen ist. Dennoch fürchte ich, habt ihr fürs Erste ganz andere Sorgen.“ Die beiden Detektive schaute überrascht auf, warteten auf den CIA Agenten, der grade mit seinem Handy zugange war, ehe er ihnen das Display vor die Nase hielt. „WIE?!“ Zu sehen war die Newsletter einer einschlägigen japanischen Zeitung, die bereits über den Mord an Mira Kikuja berichtete, mitsamt dem Text des Täters, den sie eben erst gefunden haben. Heiji schluckte, fuhr sich genervt durchs Haar. „Deswegen also der Riesenauflauf vorm Krankenhaus.“ Hondo nickte nur, sein Blick fiel auf Bell, der ihn schon eine ganze Weile einfach nur ansah, bis er sich zu Wort meldete; dennoch erkannte der CIA Agent deutlich, dass er nicht das aussprach, was er dachte. „Darf ich?“ Eisuke überreichte ihm das Handy und der Kriminalist fand schnell was er gesucht hatte, nickte Heiji ernst zu. „Der gleiche.“ Er zeigte den beiden das Display auf dem er den Namen des Reporters vergrößert hatte, der den Artikel geschrieben hatte. „Der gleiche, wie auch schon die drei Male zuvor.“ Die beiden Detektive wurden still, grübelten, ehe Heiji sich rührte. „Entweder der Kerl war also tatsächlich vor uns am Tatort, oder er hat etwas mit den Morden selbst zu tun.“ Shinichi nickte, rückte sich nachdenklich die Brille zurecht. „Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.“ Bells Blick fiel auf den Agent, der den blassblauen Augen des Kriminalisten tapfer standhielt. „Die CIA vergibt genauso wenig Urlaubstage wie das FBI auch. Der Grund, warum du hier bist, ist vermutlich der, dass du mit deiner Schwester in Kontakt bleiben sollst, wer wäre dazu besser geeignet. Das bedeutet aber unweigerlich auch, dass sie wieder aktiv sind.“ Bell schluckte, ließ nicht von ihm ab. „Was wird hier gespielt, Hondo?“ Dem gestanden Agent flatterte kurz eine Gänsehaut über die Arme, für einen Moment war das Gesicht Shinichi Kudos hinter dieser Maske erschienen. Ein fast schon entschuldigens Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Du weist wie es läuft, Kudo. Ich bin nicht befugt dir irgendetwas mitzuteilen. Was ich dir aber sagen kann, ist das wir selbst noch nichts Genaues wissen. Sie sind vorsichtig geworden, seitdem du und das FBI ein paar dieser Krähen habt auffliegen lassen.“ Der Oberschüler unter der Maske presste die Lippen aufeinander, hörte jedoch weiter aufmerksam zu. „Ich kann euch nur raten, den Fall so schnell wie möglich abzuschließen.“ Er wandte sich grade zum Gehen, ehe er sich noch ein letztes Mal umdrehte. „Ach ja, ich schätze mal, dass sich meine Kollegen vom FBI nun auch bald wieder einklinken werden. Sie haben zwar nichts gegen einen Köder am Haken, dennoch denke ich, dass ihnen der Einsatz in diesem Spiel langsam ein wenig zu heiß wird.“ Nabend Leute, Wie immer hoffe ich das euch das Kapitel gefallen hat! Vielen Dank für eure netten Worte ://) Im nächsten Kapitel gibt’s dann auch endlich wieder mehr RanShinichi für euch. Ich hoffe, dass ihr noch alle an der Story dran seit und sie euch noch immer gefällt! Das nächste Kapitel kommt allerdings erst in drei Wochen(18.7)rum. Ich hab Prüfungen ^^, Allerdings hab ich zu dem Anlass auch einen Webblog erstellt, da halte ich euch auf dem laufenden, vielleicht gibt’s da auch den ein oder anderen Spoiler ;) Schaut einfach mal in meinem Stecki vorbei. Nochmals vielen Dank für eure Kommentare! Ich muss euch ja nicht sagen das eure Meinungen da wirklich wichtig für mich sind ^//^, Liebe Grüße und bis dann, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)