Music and Love? von Renpika (It may be magic) ================================================================================ Kapitel 10: Hinterhalt ---------------------- Draußen war niemand. Nach dem Lärm in dem überfüllten Raum, war die plötzliche Stille fast genauso erdrückend. „Von wem hatte deine Schwester das Getränk?“ Ahito sah Miran eindringlich an, doch sie checkte vorerst gar nichts. „Von Blacky, nehm ich an.“ „Verdammt.“ Der Magier ließ sie los und versuchte übers Headset Verbindung zu seinem Bruder aufzubauen. „Er ist nicht mehr im Holo-Room. Wahrscheinlich holt er seinen Bogen.“ Seinen Bogen? Warum das denn? Der Junge schien ihre unausgesprochene Frage gehört zu haben. „Dieser Julien ist dafür bekannt, Mädchen mit einem Betäubungsmittel abzufüllen und sie dann irgendwo zu…“ Er brach ab, aber mehr musste Miran auch nicht hören. Es brauchte zwar einige Sekunden, bis die schreckliche Erkenntnis zu ihr durchdrang, dann lief sie los. Sie wusste nicht genau wohin, folgte einfach ihrem Instinkt. Wie konnte dieses Arschloch es wagen? Warum ihre Schwester? Warum war ihr das nicht früher aufgefallen? Sie hätte doch merken müssen, dass an Blacky etwas faul war. Ihre Sinne hatten sie nicht getrübt. Als Miran über eine dunkle Hügelkuppe brach, sah sie die zwei. Taride lag auf einem Gedenktisch und Julien machte sich gerade daran, sie der Kleider zu entledigen. Nebenbei liebkoste er ihren Hals, ihr Schlüssebein, ihren Busen. Das Mädchen aber bewegte sich nicht. Wut loderte in Miran auf. Wie konnte er es wagen. In wenigen Sprüngen war sie bei ihm, riss ihn an der Schulter herum und schlug ihn mit voller Wucht ins Gesicht. „Du Dreckssack. Finger weg von meiner Schwester!“ Der vorerst überraschte Blick des Geschlagenen wandelte sich in einen amüsierten. „Und wie willst du mich daran hindern? Ist ja echt süß, dass du hier auftauchst, wo du doch nichtmal halb so begabt bist, wie Angel und nichteinmal sie mir im Spiel wirklich das Wasser reichen konnte.“ Er griff neben einen Grabstein und hob sein großes Zweihandschwert auf. Die dunkle Klinge spiegelte den Mond kaum wieder. Schon klischeehaft, dass sich das ganze Schauspiel tatsächlich auf einem Friedhof abspielte. Oder soetwas ähnlichem, der Ort hieß Grab im Rebstock. Das Mädchen ballte die Hände zu Fäusten. Nun hätte sie schon gerne ihren Hammer, aber dass soetwas passieren würde, hatte ja keiner ahnen können. War es nicht sogar Blacky gewesen, der gemeint hatte, dass es nicht höflich war, mit Waffen auf die Party zu gehen? Dieses Wiesel! Der Krieger erhob das Schwert und ging siegessicher auf das Mädchen zu. Doch sie wich dem Schwertstreich geschickt aus und verpasste ihm einen Drehkick. Die unerwartete Reaktion brachte Blacky aus dem Konzept und er stolperte einige Schritte nach vorne. Das gab Miran die Chance, ihm einen weiteren Tritt zu verpassen. Er hatte sich eindeutig mit den falschen Schwestern angelegt. Und er hatte Miran haushoch unterschätzt. In ihrer Sportbegeisterung hatte die Jüngere auch einige Kampfsportkurse besucht und wusste sich durchaus zur Wehr zu setzen. Von der Überraschung erholt, stand der Krieger wieder auf und stürmte auf das Mädchen zu. Es war schon nicht leicht, der riesigen Schwertklinge auszuweichen und einige Male spürte Miran, wie sie sie streifte und sah, wie der rote Balken über ihr abnahm. Wenn er leer war, würde sie bewegungsunfähig an den Boden geheftet werden. Aber er auch. Das Problem war nur, dass er aufgrund seiner Waffe und seines Levels nicht nur mehr Schaden austeilte, sondern auch mehr einstecken konnte. Doch sie schlug sich tapfer, trat und schlug ihn und heilte sich selbst. Sie musste einfach gewinnen. Sie musste ihrer Schwester helfen. Hier würde sie bestimmt niemand finden. In dem Moment stolperte sie rücklings über einen Stein. Schmerzhaft fiel sie der Länge nach auf den Boden und natürlich war Blacky sofort mit erhobener Waffe über ihr. Schützen hob sie die Arme über sich und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihr Schild herbei. Doch es ruhte neben ihrem Hammer sicher in ihrem Zimmer. Trotzdem traf die Waffe sie nicht. Als das Mädchen die Augen wieder öffnete, sah sie, dass das Schwert von einem riesigen, durchsichtig blauen Schild abgefangen wurde. War sie das? Tatsächlich schien es ein reines Energiefeld zu sein. Und die Energie schien direkt aus ihrem Inneren zu kommen. Im nächsten Moment sah sie hinter dem erneut verwirrten Blacky etwas blau Glühendes auf ihn zuschnellen. Beim Näherkommen wurde langsam die Form eines Pfeils sichtbar. Gleich würde er den Krieger treffen. Wenn er tatsächlich von Fourtune kam, wie sie dachte, dann müsste er genug Schaden verursachen, um dieses Arschloch zu killen. „Du bist eine miese, hinterhältige Kakerlake, Julien.“ Ihre Worte drückten puren Hass aus. „Danke für das Kompliment, Süße.“ Da traf mit einem starken Knistern der Pfeil sein Ziel. Erschrocken richtete Blacky sich auf, seine Lebensanzeige war fast leer. Miran stieß ihn mit beiden Füßen von sich und ein über sie hinwegzischendes Magiegeschoss gab ihm den Rest. Reglos kippte er nach hinten weg und wurde an die Erde getackert. Zwei starke Arme halfen der Priesterin auf die Füße, doch sie hatte keine Augen für ihren Helfer. Schnell rannte sie auf ihre Schwester zu. „Terry! Terry! Hörst du mich? Sag doch was, mach irgendein Zeichen!“ Die Angesprochene reagierte nicht. Tränen begannen Miran über die Wangen zu laufen. Das war alles ihre Schuld. Fest umklammerte sie den Körper ihrer Schwester und flehte sie immer wieder an, sich zu bewegen, etwas zu sagen oder ein anderes Lebenszeichen verlauten zu lassen. Bis sie behutsam von ihr getrennt wurde. Fourtune nahm ihr ihre Schwester behutsam aus den Armen, hob sie auf seine und spazierte zum Portal. „Was machst du?“ Empört lief die Grünhaarige hinter ihm her und wollte ihn packen. „Ich bringe sie in euer Zimmer. Sie schläft. Sehr tief. Es wird einige Stunden dauern, bis sie aufwacht und wahrscheinlich wird sie sich an nicht viel erinnern, aber es wird ihr wieder gut gehen, glaub mir.“ Das Mädchen überlegte eine Weile, wusste aber selbst keine andere Lösung, also nickte sie leicht und lief ihm dann schweigend hinterher. Nach kurzer Zeit holte Silverpoint zu ihnen auf. „Ich habe Gismo Bescheid gegeben. Er kümmert sich um Blacky.“ „Danke Ahito.“ Wie selbstverständlich übernahm Miran die Führung nachdem sie den Holo-Room verlassen hatten und führte die Jungs zu ihrem Zimmer. Thran ließ Taride sanft auf ihr Bett gleiten und deckte sie vorsichtig zu. Erst jetzt bemerkte die Jüngere, wie sehr sie zitterte. Wacklig ließ sie sich auf ihr Bett sinken. Ahito setzte sich neben sie und legte einen Arm um sie. „Es wird alles wieder gut. Versprochen.“ Sie sah ihn prüfend an und beschloss, ihm zu glauben. Der Junge gähnte und sank dann auf ihre Schulter. Tatsächlich war er sofort eingeschlafen. „Unser Zimmer ist nicht weit weg. Nur den Gang runter und die letzte Tür links. Wenn etwas ist, klopf bei uns.“ Thran beugte sich zu seinem Bruder und wollte ihn wecken, da schnellte Mirans Hand reflexartig nach vorne und hielt ihn davon ab. In ihren Augen lag eine Bitte und auch Angst. Sie wollte jetzt nicht allein hier sein. Die Situation überforderte sie maßlos. „Bitte bleibt noch.“ Der noch als Bogenschütze verkleidete Junge sah sie eine Weile an, zuckte dann mit den Schultern und legte seinen Bogen ab. „Wenn du meinst.“ Er ging auf einen Sessel zu und machte es sich in ihm bequem. Das Mädchen war ihm dafür unendlich dankbar. Das regelmäßige Heben und Senken des Brustkorbs von dem an ihr Lehnenden beruhigten sie zusätzlich und bald wurde sie schläfrig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)