Music and Love? von Renpika (It may be magic) ================================================================================ Kapitel 4: Asmodin ------------------ Zielstrebig ging Taride auf den Port zu, während Miran ihr zögerlich folgte. Die Welt um sie herum sah wirklich echt aus. Das einzig Ungewöhnliche waren die Namen und Balken über ihren Köpfen. Taride berührte das Tor mit der linken Hand und bedeutete ihrer Schwester es ihr gleichzutun. „Porten.“ Wieder verschwanden die Farben und Formen um sie herum und sie schienen in ein merkwürdiges Nichts zu stürzen. Doch der harte Aufprall, den Miran meinte erwarten zu müssen, blieb aus. Stattdessen spürten sie bald wieder festen Boden unter den Füßen und die Kulisse einer Stadt bildete sich um sie herum. Im nächsten Moment vernahmen sie ein freudiges Stimmengewirr, wie auf einem Marktplatz. Überall liefen Wesen in ihren Kostümen herum. Jäger, Krieger, Priester und Magier unterschiedlichster Level. „Asmodin trifft sich bei dem Haus am Lager.“ Der ältere Zwilling deutete in eine Richtung und spazierte dann schnurstracks drauf los. „Meinst du, das ist eine gute Idee? Wir kennen sie doch gar nicht.“ „Was soll hier schon passieren, Miri? Das ist eine virtuelle Welt.“ Taride zuckte mit den Schultern. Aus einiger Entfernung winkte jemand in ihre Richtung und sie winkte aufgeregt zurück. „Das ist Blacky!“ Und schon lief sie los und ließ ihre Schwester hinter sich zurück. Diese seufzte ergeben und trottete weiter auf die Gruppe zu. „Hey ihr!“ Taride strahlte in die Gruppe und begrüßte alle wie selbstverständlich mit einer Umarmung. „Angel, ich habe dich schon sehnsüchtig erwartet, mein Stern.“ Der Junge namens Blacky drückte Taride etwas länger und hob sie kurz hoch. Dabei flüsterte er ihr zu, dass schon alles für ihre Hochzeit arrangiert wäre. Die Kriegerin wurde daraufhin leicht rot. „Ich heiße im Übrigen eigentlich Julien.“ Miran fand, dass es irgendwie schwul klang, wie er seinen Namen aussprach, so Französisch. Dennoch nahm sie lächelnd die ihr dargebotene Hand entgegen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester verzichtete sie darauf, jeden zu umarmen und winkte stattdessen einmal in die Runde. „Hey, ich bin Samael. Aber ihr könnt mich Sam nennen.“ Von allen Seiten kam eine Begrüßung und wissendes Nicken. Sie zwei waren die einzigen Zwillinge in der Gilde und so hätten die anderen selbst ohne die Namen über ihren Köpfen gewusst, wer sie sind. „Ich heiße übrigens Taride und das ist meine Schwester Miran.“ Die Langhaarige grinste breit und strich sich eine grüne Haarsträhne aus dem Auge. „Ein zauberhafter Name.“ Fast schon schnurrend umarmte Blacky Terry von hinten und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Die jüngere Schwester verdrehte nur die Augen. Sie wusste jetzt schon, dass sie wahrscheinlich zukünftig auf sich gestellt sein würde, wenn sie sich nicht die ganze Zeit die Turteleien der beiden antun wollte. Taride hingegen schwebte immernoch auf Wolke 7. Julien sah nicht gerade schlecht aus in seiner Kriegerrüstung. Seinen Oberkörper bedeckte lediglich eine blau-rote, offene Weste und somit hatte man freie Sicht auf seinen durchtrainierten Bauch. Und er war genauso wunderbar, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. „Hey, Sam.“ Ein blonder Junge trat auf Miran zu. Auf seinen Lippen lag ein schelmisches Grinsen. Er trug ein gelbes Jägerdress und ließ seine Armbrust lässig über seine Schulter hängen. „Ich bins, Nightmare. Also eigentlich heiße ich Martin, aber wir haben beschlossen, uns hier nur mit unseren Spielernamen zu nennen.“ Miran hob fast erschrocken eine Augenbraue. Nightmare hatte sich jedesmal, wenn sie kurz on gewesen war, an sie herangeschmissen und sie schon bald dazu überredet, eine IG-Beziehung anzufangen. Sie musste zugeben, dass man mit ihm echt gut reden konnte. Er war witzig und verständnisvoll zugleich und außerdem keiner dieser extremen Hardcorezocker. Sie hatte schon öfter gedacht, dass sie gut eine Beziehung führen konnten. Sie hatten ja auch bereits Fotos ausgetauscht und sozusagen eine Fernbeziehung angefangen. Dennoch fühlte sich das Mädchen unbehaglich, jetzt wo er ihr wahrhaftig gegenüber stand. Sie musste zugeben, dass er echt schöne, braune Augen hatte, aus denen eine angenehme Wärme strahlte. Aber irgendwie blieb das Glücksgefühl aus, welches man ursprünglich empfinden sollte, wenn man seinem Liebsten gegenüberstand. So lächelte sie etwas unsicher und ließ die kurz darauf folgende Umarmung über sich ergehen. „Ich finds super, dass deine Schwester und unser Gildenmeister heiraten. Sie passen wirklich gut zusammen. Ich hab mir schon gedacht, dass wir das auch machen sollten.“ Miran schluckte unauffällig. Es war nur eine InGame Hochzeit, aber dennoch fand sie die Idee nicht so prickelnd. Ihr war klar, dass sie eigentlich meinte, dass sie ihn liebte und schob ihren Unmut auf die ungewohnte Umgebung. „Ich denke, wir sollten erstmal Blacky und Angel den Vortritt lassen.“ Als er ihr zustimmte und wie selbstverständlich ihre Hand griff, musste sie das Bedürfnis unterdrücken, die ihre zurückzuziehen. Aber sie schaffte es ziemlich gut. „Die Hochzeit wird im Nebelwald auf der Sonnenuntergangslichtung stattfinden. In einer Stunde. So können mein Engel und ich noch alles Nötige besprechen. Bitte seid pünktlich.“ Blacky grinste erfreut in die Runde. Auch Taride lächelte glücklich. Sie hatte sich an seine Brust gelehnt. Aber eigentlich sah man in ihren Augen, dass sie jetzt viel lieber diese Welt erkunden würde und irgendwelche Mobs schlachten. Miran musste bei dem Anblick schmunzeln. Die Gilde löste sich murmelnd in alle Richtungen auf. Jeweils die von ähnlichen Leveln verschwanden in Richtung ihrer Questgebiete. Blacky nahm Angel an der Hand und küsste sie kurz auf die Wange. „Wir müssen uns bei Priesterin Uriel anmelden, mein Liebling.“ Taride nickte. Sie konnte die Augen nicht von ihm wenden und ließ sich so von ihm mitführen. Nun waren nur Nightmare und Sam übrig geblieben. Nervös stupste Miran ihre Zeigefinger aneinander und wagte es nicht, aufzusehen. Als sie es doch tat, lächelte der Blonde sie lieb an. „Du hast wahrscheinlich wenig Lust, jetzt irgendwelche Monster zu töten, oder? Deine Schwester hat dich doch sicher hierher geschleppt.“ Er grinste. „Nun, ich bin auch nur hier, weil ich dich sehen wollte.“ Er ging voraus zu einem der Portale. Seine Hände hatte er hinter seinem Kopf verschränkt. Seinem schlendernden Schritt nach zu urteilen, war er sich sicher, dass sie ihm folgte. Irgendwie war er ihr plötzlich sehr sympathisch. Miran atmete einmal tief ein und folgte ihm dann. Die Stunde bis zu Hochzeit verging viel schneller, als Taride es sich vorgestellt hatte. Blacky bot ihr an, dass sie noch ein Hochzeitskleid kaufen gehen konnten, doch sie lehnte es ab. Sie wollte schließlich nicht umsonst nächtelang ihre ganze Handfertigkeit in ihr Kostüm gesteckt haben. Die beiden hatten Glück. Bei Priesterin Uriel war tatsächlich zu der gewünschten Zeit noch ein Termin frei. Solange setzte sich das Pärchen auf den Rasen und kuschelte. „Ich hab so lange darauf gewartet, die Spielerin hinter meiner tollkühnen Kriegerbraut kennenzulernen und ich muss sagen, du übertriffst all meine Erwartungen.“ Blacky strich dem Zwilling das lange, grüne Haar zur Seite und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken. Eine Gänsehaut lief dem Mädchen über den Rücken. Lächelnd drehte sie sich in seinem Schoß so, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Sie legte ihm ihre Arme um den Hals und stupste mit ihrer Nase gegen seine. „Das kann ich nur zurückgeben.“ Sie zog ihn etwas dichter zu sich heran, meinte ihr Herz aufgeregt gegen ihre Brust schlagen zu hören. Gleich würde sie ihn küssen. Nightmare und Samael standen vor dem Portal zur Sonnenuntergangslichtung. Der Junge ergriff wieder die Hand seiner Freundin und lächelte sie an. Miran errötete ein wenig. „Bist du schon aufgeregt? Immerhin heiratet deine Schwester gleich.“ „Ein wenig schon, ja. Ich weiß nicht, ob sie das Richtige tut.“ Der jüngere Zwilling betrachtete nervös ihre Füße. Sie hatte ja schon immer gedacht, dass ihre Schwester zu weit mit ihrer Spielsucht ging, aber eigentlich war gegen so eine virtuelle Hochzeit ja nichts einzuwenden. Nur sie kannte diesen Kerl ja eigentlich gar nicht. Völlig in ihre Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, wie Nightmare ihr immer näher kam. Erst als er eine Hand unter ihr Kinn gelegt hatte und es anhob, blickte sie verwundert in seine haselnussbraunen Augen. „Ich liebe dich, Sam. Du bedeutest mir sehr viel.“ Er wollte seine Lippen auf ihre legen, sie küssen, aber im letzten Moment fand das Mädchen die Kontrolle über ihren vor Schock erstarrten Körper wieder und befreite sich aus seinem Griff. Im nächsten Moment bereute sie es fast, als sie den verletzten Ausdruck in seinen Augen sah. „Es t-tut mir Leid.“ „Ist schon gut. Du empfindest halt nicht so für mich.“ Er wandte sich ab und bemühte sich, sie nicht anzusehen. „Ich hab das schon gewusst, als ich dich vorhin begrüßte.“ Er lächelte schief und deutete dann auf das Portal. „Lass uns gehen, ja?“ Schuldbewusst nickte Miran und berührte das Portal. Sie suchte nach den richtigen Worten, aber was er sagte stimmte, sie konnte es nicht abstreiten. Der Strudel erfasste sie wieder und zog sie auf die verabredete Lichtung. „Hey, Blacky, Taride. Das solltet ihr euch für die Zeremonie aufsparen. Jetzt kommt endlich! Sonst verpasst ihr eure eigene Hochzeit.“ Erschrocken sahen die beiden auf. Vor ihnen stand Aria. Sie gehörte mit zu den alteingesessenen der Gilde und war eine hervorragende Magierin. Und sie stand auf Blacky, wie Taride wusste. Desto böser war ihr Blick, mit dem sie nun versuchte, das Mädchen zu vertreiben. Statt des eben noch ersehnten Kusses, beugte sich der Gildenmeister nun vor und gab seiner Verlobten einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns am Altar, meine Schöne.“ Leichtfüßig rappelte er sich auf und verschwand zwischen den Baumreihen. Aria grinste der Kriegerin selbstsicher zu und folgte dem Bräutigam. Neben dem Portal bildeten sich einige neue Gestalten, unter anderem auch Tarides Zwillingsschwester, auf die sie nun erfreut zulief und in eine enge Umarmung zog. „Miri, ich bin so aufgeregt.“ Die übrigen Gildenmitglieder schmunzelten und gingen schonmal vor, während Miran die Umarmung ihrer Schwester herzlich erwiderte. „Das wird bestimmt super. Kopf hoch.“ Sie lächelte und strich der Älteren eine Strähne aus dem Gesicht. „Du siehst fantastisch aus.“ „Sag mir, dass es das richtige ist, was ich tue.“ Mirans Mund verzog sich zu einem schiefen, unsicheren Lächeln. Ihre Schwester wusste eigentlich, wie sie über diese Hochzeitssache dachte. Doch die ertönende Musik von der Lichtung rettete sie vor einer Antwort. „Mach dich bereit, Braut. Ich husche schonmal rein.“ Die Priesterin drückte ihre andere Hälfte nocheinmal und eilte dann zwischen den Baumgruppen zurück in den Saal. Unsicher drehte auch Taride sich um und fixierte das warme, orange-gelbe Licht, welches durch die Baumgruppen durchschimmerte. Die Musik hörte sich an, wie der bekannte Hochzeitsmarsch gemischt mit einigen Sequenzen der Spielmusik. Sie atmete einmal tief ein und aus. Als sie die Augen schloss, spürte sie das Verlangen, endlich den Nervenkitzel des Spiels voll ausleben zu können. Also musste sie das hier möglichst schnell hinter sich bringen. Nein warte, eigentlich wollte sie diese Hochzeit doch! Sie sollte sie genießen. Mühsam versuchte sie die Vorfreude auf das eigentliche Spiel beiseite zu schieben und sich voll und ganz auf Blacky, ihren gleich-Ehemann zu konzentrieren. Nocheinmal atmete sie tief durch und ging dann in gebührendem Schritt, oder was sie dafür hielt, auf das Licht zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)