Die Wahrheit über Wölfe von Idris ([Stiles / Derek]) ================================================================================ Kapitel 7: Von A wie Alpha bis T wie Teamwork --------------------------------------------- Vorwort: Wieder einmal passiert nicht all zu viel. Aber dafür werden Allianzen geknüpft und Leute reden miteinander und ja. *hust* Vielleicht macht es ja trotzdem Spaß zu lesen, das nächste Kapitel ist auch schon mehr oder weniger fertig (da passiert auch wieder etwas mehr). „Stiles“, sagt jemand. „Stiles, wach auf.“ Stiles blinzelt. Eine verschwommene Gestalt sitzt auf seiner Bettkante. Sekundenlang ist er ganz sicher, dass es sein Dad ist und dass sie jetzt reden werden und dann wird alles wieder gut und… Aber es ist nicht sein Dad. Es ist Lydia. Sie sitzt auf der Bettkante, die Beine übereinandergeschlagen, eine Hand auf seiner Schulter. Sie hat die Haare hochgesteckt und trägt einen kurzen Rock und ein passendes Jackett. Alles an ihr sieht farblich abgestimmt und sehr gefasst aus, nur ihre Stirn ist in ernste Falten gelegt. „Lydia“, sagt er. „Hey.“ Sie klingt sehr behutsam. Als ob es überhaupt keine große Sache ist, dass sie auf seiner Bettkante sitzt, morgens um… um… Gott, wie spät ist es? Überrascht schreckt Stiles nach oben. „Was ist los?“ „Wir haben geklingelt. Du hast nicht aufgemacht.“ Sie klingt vorwurfsvoll. „Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Stiles fährt sich mit einer Hand über das Gesicht und stellt zu seiner endlosen Verlegenheit fest, dass er im Schlaf gesabbert hat. „Ich… was? Wie spät…? Und wer ist ‚wir‘?“ „Allison ist unten. Sie ist durch das Küchenfenster eingestiegen und hat mich rein gelassen. Stiles, wir müssen reden.“ Er blinzelt sie an. Sein Gehirn ist noch nicht ganz nach oben gefahren und alles, was sie sagt, kommt nur mit Zeitverzögerung bei ihm an. Allison ist bei ihm eingebrochen? Okay. „Sie macht gerade Kaffee“, sagt Lydia. „Okay.“ Er nickt und fährt sich durch die Haare. Sie sind klebrig von dem Regenguss, den er gestern Abend erwischt hat und er verzieht das Gesicht. Ugh. Er will gar nicht wissen, wie er gerade aussieht. „Geh duschen“, befiehlt Lydia. „Putz dir die Zähne. Du hast 15 Minuten.“ „Aber…?!“ Sie hebt die Augenbrauen. „Und denk nicht, dass ich das nicht gesehen habe.“ Sie deutet mit einem Finger auf Stiles Oberkörper. Er hat keinen Plan wovon sie redet, bevor er den Kopf senkt und zu seinem Entsetzen feststellt, dass er immer noch die Jacke anhat. DIE Jacke. DIE Lederjacke. Dereks Jacke. „Es ist nicht so, wie es aussieht!“ platzt es aus ihm heraus und er zuckt zusammen, bevor er den Satz auch nur beendet hat. „Klar“, erwidert sie milde. „Das ist es doch nie.“ Sie erhebt sich mit der Grazie einer Tänzerin, während Stiles seine schlaksigen Gliedmaße verheddert und beinah aus dem Bett fällt, bei dem Versuch so schnell wie möglich hinterherzukommen. „Warte…“ Er schwingt die Beine aus dem Bett. Farbige Punkte flackern in seinem Gesichtsfeld auf und er wartet bis sein Kreislauf sich an den plötzlichen Positionswechsel gewöhnt hat. „Wie spät ist es? Wo ist mein Dad?“ fragt er schließlich. „Kurz nach acht. Sein Wagen steht nicht mehr in der Einfahrt.“ Sie klingt entschuldigend. Dabei gibt es nichts, wofür sie sich entschuldigen muss. Es ist Stiles, der alles kaputt gemacht hat. „Hat er… liegt da… ist irgendwo einen Zettel von ihm?“ stammelt er, und er kennt die Antwort, noch bevor sie es ausspricht. Lydia pausiert in der Tür. Ihr Gesicht ist weich und das ist Antwort genug. Sie muss es nicht einmal aussprechen. „Ich habe keinen gesehen.“ Er nickt, unfähig zu antworten, und er ist dankbar, dass sie ihn alleine lässt. Er lässt die Lederjacke auf dem Bett zurück und stolpert in das Badezimmer. Er dreht das heiße Wasser auf bis zum Anschlag und presst die Stirn gegen die Kacheln. Sein Dad ist noch nie zur Arbeit gefahren, ohne den Kopf in seine Tür zu stecken und ‚auf Wiedersehen‘ zu sagen. Oder wenigstens einen Zettel dazu lassen. ‚Heute wird es spät, warte nicht mit dem Abendessen. Hab dich lieb, Dad.“ Es ist immer ‚hab dich lieb‘ am Ende. Sie gehen immer nur so auseinander. Zumindest seit Mum gestorben ist, weil sie beide wissen, dass die letzten Worte, die man vielleicht zu jemandem sagt, wichtig sind. Es ist das, worüber Stiles gestolpert ist, als er gefälschte SMS von Jackson an dessen Vater geschickt hat. Ein dummer, leichtsinniger Fehler, der ihn verraten hat, einfach nur, weil es so fest in seinem Kopf verankert ist jede Nachricht an seinen Dad genauso zu beenden. ‚Hab dich lieb‘. Als er zehn Minuten später in der Küche auftaucht, lehnt Lydia an der Küchentheke und nippt an ihrem Kaffee. Allison steht mitten im Raum, als ob sie es nicht wagt, sich irgendwo hinzusetzen oder sich auch nur an die Wand zu lehnen. Sie hat einen dampfenden Becher in der Hand, den sie behutsam auf dem Tisch abstellt, als Stiles die Küche betritt. Ihre langen Haare sind ab, das ist das Erste, was ihm auffällt. Sie reichen ihr gerade noch bis zum Kinn. „Hey“, sagt sie. Es klingt zögernd und ihre Augen flackern hilfesuchend zu Lydia, als erwartet sie, dass Stiles sie gleich wieder aus dem Haus wirft. Sie hebt ihre leeren Handflächen. „Ich … ich bin unbewaffnet.“ Stiles hebt die Augenbrauen. „Sorry, ich…“ Sie räuspert sich. „Ich dachte, es wäre sinnvoll das zu erwähnen.“ „Okay“, erwidert er und fühlt sich plötzlich unsicher und gehemmt. Aber die Allison, die vor ihm steht, ist nicht mehr die zornige, unversöhnliche Rachegöttin, die er in Erinnerung hat. Sie ist auch nicht mehr die lachende Allison, die ihm auf dem Schulhof romantische Nachrichten für Scott ins Ohr geflüstert hat. Sie sieht älter aus, blass und müde, und ungewohnt zerbrechlich. Es ist nicht einmal kalt, aber sie hat ihre Strickjacke um sich geschlungen wie eine schützende Rüstung. Allison tritt auf ihn zu und stockt in der Bewegung. Stiles kann sehen wie ihr Kehlkopf sich bewegt, als sie schluckt. „Sei doch nicht albern“, sagt Lydia unerwartet aus dem Hintergrund. „Es ist Stiles.“ Stiles ist nicht sicher, was sie damit sagen will, aber dann schlingt Allison plötzlich die Arme um seinen Hals und er ist so überrascht, dass er reflexartig zurückstolpert. Sie flüstert ‚Es tut mir so leid‘ in seine Halsbeuge. Ihre Stimme klingt feucht und sie zittert vor Anspannung, und jeder Groll den Stiles ihr gegenüber eventuell noch gehegt hat, weicht aus ihm, wie Luft aus einem angestochenen Luftballon. Er legt die Hände auf ihren Rücken und drückt zurück. „Mir auch“, sagt er leise. „Mir tut es auch leid.“ Denn sie ist nicht die einzige, die schlechte Entscheidungen getroffen hat und die anderen wehgetan hat. Allison ist seine Freundin. Und ja, er ist selbst überrascht, als ihm klar wird, dass sie nicht nur zwei Leute sind, die einen gemeinsamen Bekannten haben. Dafür haben sie zu viel gemeinsam durchgestanden. Aber weder er noch Scott haben Anstalten gemacht, um ihr beizustehen, als ihr ganzes Leben vor aller Augen außer Kontrolle geraten ist. Sie tritt einen Schritt zurück und ihr Lächeln ist ein bisschen wackelig, aber es ist echt. „Wegen deiner Mum…“, sagt er und unterbricht sich sofort, als sie heftig den Kopf schüttelt. „Ich kann nicht.“ Sie beißt sich auf die Unterlippe und in ihren Augen glitzert es verdächtig. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht…“ „Okay.“ Er nickt und er schluckt alles hinunter, was er zu ihr sagen möchte, weil er weiß, wie es sich anfühlt, wenn Leute einen zwingen darüber zu reden und man es einfach nicht aushält. Allison sieht dankbar aus. „Deine Haare“, sagt er und stoppt sich gerade noch. Die Vermutung liegt nah, dass sie selbst abgeschnitten hat. Es sieht alles sehr abrupt aus und die Spitzen verschieden lang. „Es steht dir“, sagt er anstatt das auszusprechen. Sie fasst sich verlegen an den Kopf. „Ich lass es morgen nachschneiden“, erwidert sie. „Das ist ja alles sehr rührend“, verkündet Lydia, „aber können wir jetzt zum Punkt kommen? Ich habe schwarze Asche in meinem Garten und in meinem Schlafzimmer, was meinem Teppich nicht gut tut, und mein Ex-Freund hält es für nötig, abends um mein Haus zu schleichen, als ob ich das nicht bemerken würde. Und das ist alles die Schuld von diesem…“ „… Alpharudel“, ergänzt Stiles. „Genau.“ Lydia verdreht die Augen. „Aber Stiles und Derek sind damit beschäftigt sich schmachtende Blicke zuzuwerfen.“ Sie ignoriert Stiles‘ empörtes ‚Hey, gar nicht wahr!‘, und fährt ungerührt fort: „Isaac kann sich nicht entscheiden, wer sein Alpha ist, Jackson will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben, und Scott und Derek schaffen es nicht den Kopf aus dem Arsch zu ziehen und zusammen zu arbeiten. Kurz, alle Werwölfe sind nutzlos. Wir brauchen Experten. Deswegen hab ich Allison besorgt.“ „Mein Dad hat alle meine Waffen konfisziert“, sagt Allison, beinah entschuldigend. „Es ist… Ich bekomme sie nur, wenn wir zusammen auf Patrouille sind.“ „Ist das sowas wie eine Art Hausarrest für Jäger?“ Sie nickt verlegen. „Aber ich hab eine Kopie des Bestiariums dabei“, sagt sie rasch und kramt in ihrer Handtasche. Sie zieht einen Stapel Papier hervor und schiebt sie zu Stiles, der sich so gierig darauf stürzt, wie ein Zombie auf ein frisches Gehirn. „Oh!“ macht er begeistert. „Ah! Uh! Oh! Ist die Übersetzung von Lydia?“ Lydia nickt. „Erwarte keine grammatikalische Präzision, ich hab es nebenbei im Unterricht gemacht“, erwidert sie spröde. „Du bist meine Königin!“ „Das will ich hoffen.“ Während sie Kaffee trinken und Stiles in dem Bestiarium herum blättert, bringen Lydia und Stiles Allison auf den neusten Stand, was die Alphas angeht. Umgekehrt erzählt Allison, was sie und ihr Vater herausgefunden haben, denn (Überraschung!) die Anwesenheit des neuen Rudels ist ihnen nicht verborgen geblieben. „Sie hinterlassen überall Spüren“, sagt Allison. „Totes Wild, abgeknickte Bäume, leer stehende Häuser, in denen sie untergekommen sind. Es ist als ob… als ob sie ihr Revier markieren.“ „Ja, aber es ist Hale Territorium“, erwidert Stiles mit gerunzelter Stirn. „Es ist Dereks Revier.“ Sie nickt. „Mein Dad sagt, alles was sie tun, sieht aus wie eine direkte Herausforderung an ihn.“ Allisons Lippen werden schmal und blutleer, wann immer sein Name fällt. Sie und Derek waren ja noch nie allerbeste Freunde, und die Tatsache, dass sie annimmt, dass er ihre Mutter angefallen hat, hat sicher nicht dazu beigetragen, das zu ändern. Stiles öffnet den Mund und klappt ihn gleich wieder zu. Er ist einer der wenigen Leute, die wissen, was in dieser Nacht wirklich passiert ist, weil Scott es ihm nachträglich erzählt hat. Aber er ist nicht sicher, ob es an ihm ist, diese Geschichte zu erzählen. Im Gegenzug zu ihren Informationen, schickt Stiles ihr ein Foto von dem Symbol der Alphas. Allison verspricht sich darüber schlau zu machen und Lydia kritzelt eine schnelle Zeichnung davon auf eine Serviette. „Gibt es sonst noch irgendwas, was du mir sagen möchtest?“ fragt sie am Ende, während Allison ihre Tasche zusammenpackt. „Dein Intellekt ist so atemberaubend wie deine Schönheit?“ versucht Stiles. „Nicht, dass das eine Neuigkeit ist, aber ich denke, es ist immer wieder erwähnenswert und…“ Lydia hebt die Augenbrauen. „Netter Versuch.“ „Es gibt nichts zu erzählen“, beteuert Stiles. Es ist die reine Wahrheit. Er weiß selbst nicht, wieso es sich anfühlt wie eine Lüge. Sie seufzt. „Pass auf dich auf“, sagt sie schließlich. „Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache. Das Ganze mit der Herausforderung an Derek…“ Sie beendet den Satz nicht. Er schwebt unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft und ja, Stiles hat auch ein ungutes Gefühl dabei. Es fühlt sich an, als ob sich ein Netz um sie alle herum zusammenschließt, immer enger und enger, dem keiner mehr entkommen kann. Sie wartet draußen, während Allison sich von ihm verabschiedet. „Kann ich dich etwas fragen?“ fragt sie leise, als sie im Türrahmen stehen. „Du musst nicht antworten.“ Er nickt. „Wie geht es Scott?“ Stiles lässt sich Zeit, einen Augenblick lang darüber nachzudenken, nicht nur aus Loyalität zu seinem besten Freund, sondern auch, weil er wirklich nicht sicher ist. „Er ist okay“, sagt er schließlich. „Und er versteht wieso du Abstand brauchst. Aber … du fehlst ihm.“ Allison nickt. Ihre Augen glitzern verdächtig. „Kannst du ihm etwas von mir ausrichten?“ „Klar. Was soll ich…?“ Sie schlingt die Arme um ihm und hält ihn fest. „Oh“, sagt Stiles. „Nur… dass ich an ihn denke.“ „Okay.“ Stiles legt unsicher die Hände auf ihren Rücken. Sie fühlt sich sehr schmal an. Manchmal vergisst man bei Allison, dass sie nicht wirklich eine Amazone ist, sondern auch nur ein Teenager, dem das Leben regelmäßig zu viel um die Ohren haut. „Du passt doch auf ihn auf, oder?“ wispert sie leise, direkt an seinem Ohr. Ein Teil von Stiles findet es lustig, dass sie den mageren, menschlichen Knautschball fragt, ob er auf einen Werwolf aufpasst. Aber der andere, der größere Teil von ihm weiß genau was sie meint. Er ist ziemlich sicher, dass Scott, auch mit Klauen und Zähnen, ohne ihn nicht so lange gelebt hätte. „Immer“, erwidert er. „Das weißt du doch.“ Sie löst sich von ihm und lächelt feucht. „Danke.“ - Stiles verbringt den Rest des Tages mit Recherche. Er lebt von Adderall und Kekskrümeln, und er versucht nicht daran zu denken, dass es vierzehn Stunden her ist, dass er das letzte Mal etwas von seinem Vater gehört hat. Und dass sie im Streit auseinander gegangen sind. Als es gegen Mittag an seinem Fenster schabt, ist es beinah eine Erleichterung. „Ernsthaft?“ fragt er, ohne sich umzudrehen, als er hört wie jemand hinter ihm ins Zimmer klettert. „Schon wieder das Fenster? Was ist das? Ein Boykott gegen die Benutzung von Haustüren?“ „Dein Fenster war offen“, sagt Derek. Es klingt vorwurfsvoll. „Ja, weißt du, es gibt Studien, die belegen, dass regelmäßige Sauerstoffzufuhr gut für Gehirn und Nerven ist, Depressionen vorbeugt und …“ „Stiles“, knurrt er. „Jeder hätte da einsteigen können!“ Stiles schwenkt seinen Bürostuhl weg von dem Bildschirm. „Ich habe Ebereschenrinde im Schrank“, sagt er zu seiner Verteidigung. Zugegeben, er hatte vor, das gestern Abend noch zu verteilen. Aber dann war die Sache mit seinem Vater und alles andere ist irgendwie von den Prioritäten her ganz weit nach hinten gerutscht… Derek sieht unbeeindruckt aus. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und Stiles bemerkt mit der beiläufigen Ablenkbarkeit eines hormonellen Teenagers wie unglaublich vorteilhaft das seine Unterarme zur Geltung bringt. „Oh na dann“, sagt Derek bissig. „Das ist sehr hilfreich. Sobald ein Alpha nachts bei dir einsteigt und versucht dich umzubringen, kannst du sagen ‚Einen Moment bitte, ich habe Eberesche im Schrank‘!“ „Woah. Bist du nur hier, um mit mir zu streiten? Wenn ja, muss ich in meinem vollgeplanten Terminkalender nachsehen, wann ich dafür Zeit habe.“ Derek verdreht die Augen. „Ich will meine Jacke abholen“, sagt er schließlich. Die … Jacke. Stiles spürt wie sich heiße Röte in seinen Wangen ausbreitet. Er weiß genau wo sie ist. Die Jacke liegt immer noch da, wo er sie heute Morgen ausgezogen hat. Auf seinem Bett, halb unter der Bettdecke vergraben, weil er mit ihr geschlafen hat, als sei sie eine Babyschmusedecke. „Keine Ahnung“, sagt er reflexartig, denn er würde lieber tausend Tode sterben, als DAS zuzugeben. „In der Wäsche vielleicht? Ich suche sie. Bei Gelegenheit. Und bring sie vorbei.“ Statt einer Antwort runzelt Derek die Stirn und tritt auf ihn zu. „Du riechst nach Argent“, stellt er ohne Umschweife fest. Es ist nicht als Kompliment gemeint, so viel ist klar. „Oh mein Gott.“ Stiles hebt die Hände. „Nicht, dass ich dir irgendeine Rechenschaft schuldig bin, mit wem ich meine Freizeit verbringe – aber Allison war hier. Wir hatten eine strategische Lagebesprechung. Zu deiner Information: Sie und ihr Dad wissen Bescheid über die Alphas. Sie hat versprochen, die Augen aufzuhalten.“ Derek sieht nicht furchtbar glücklich deswegen aus, aber er nickt. „Gut.“ „Sie versuchen zu helfen, okay? Und wo wir schon bei ‚Dinge, die uns allen wirklich weiterhelfen würden‘ angelangt sind: Es wäre wahnsinnig hilfreich, wenn du und/oder Scott euch mal mit ihr zusammensetzt und ihr erklärt was wirklich mit ihrer Mutter passiert ist. Was dabei rauskommt, wenn sich alle das ständig was verschweigen, haben wir ja gesehen.“ Derek schnaubt. „Und das von dir. Das ist toll.“ „Was soll das denn heißen?“ fragt Stiles scharf. „Was ist mit deinem Vater? Er weiß, dass du ihn belügst.“ Stiles schnappt nach Luft. „Entschuldige mal! Ist das etwa meine Schuld?! Es ist ja nicht mein haariges Geheimnis, was ich ihm vorenthalte!“ Er lügt für alle anderen und er hat nicht mal was davon. Aber ist irgendjemand dankbar? Nein. Blödes Pack. „Du solltest es ihm sagen.“ Natürlich kann Derek kein braver Werwolf sein und einfach das Thema wechseln. Nein. Derek muss sich genau diesen Zeitpunkt aussuchen, um diese Bombe auf ihn abwerfen. „Was“, sagt Stiles. „Du solltest…“ „Ich bin nicht taub, ich hatte nur gehofft, die Worte entstammen einer akustischen Halluzination meinerseits.“ Er wendet den Kopf und funkelt Derek an. „Lass mich das neu formulieren: WIESO in aller Welt sollte das eine gute Idee sein?“ „Du hast nicht mal einen Tag gebraucht, um dir alles zusammenzureimen“, sagt Derek. „Und du hattest nichts weiter in der Hand als die Bisswunde deines Freundes und die Tatsache, dass Vollmond ist.“ „Was hat das mit irgendwas zu tun? Oh, warte. War das etwa deine versteckte Art mir ein Kompliment zu meiner überragende Intelligenz zu machen?“ Derek wirft ihm einen vernichtenden Blick zu. Okay, keine Komplimente von dieser Seite. Alles klar. „Dein Vater weiß, dass du ihn belügst“, fährt Derek unbeirrt fort. „Und er weiß, dass irgendetwas vor sich geht und dass es irgendetwas mit mir zu tun hat. Wenn er alle wahrscheinlichen Möglichkeiten ausgeschlossen hat, wird er irgendwann zu den unwahrscheinlichen übergehen.“ „Zu Werwölfen?“ Stiles schnaubt verächtlich. „Oh bitte. Es gibt keine Werwölfe.“ „Wieso sträubst du dich so sehr dagegen?“ Es klingt frustriert. „Wieso ich… mich…? Hallo! Wieso bist du auf einmal so scharf drauf, dass wir es aller Welt erzählen? Ich dachte bisher, Werwölfe sind Fight Club. Es gibt nur eine Regel in Fight Club, und die Regel lautet, man redet nicht über Fight Club!“ „Wir sind nicht Fight Club.“ „Das war eine Metapher!“ brüllt Stiles zurück. „Herr im Himmel! Wieso bist du so…so?“ „Weil ihr ein Haufen Teenager seid!“ faucht Derek. „Das hat dich bisher auch nicht gestört!“ „Weil ihr ein Haufen Teenager seid und ihr keine Ahnung habt, was ihr tut und ich möchte, dass es wenigstens einen Erwachsenen gibt, der auf eurer Seite ist! Weil ich es beruhigend finde, zu wissen, dass dein Vater Schusswaffen benutzen kann und weiß worauf er zielen muss! Wenn ich nicht mehr …“ Er bricht ab. Er sieht wütend aus und entblößt, so als hätte man ihm die Haut abgezogen. Als hätte Stiles im die Haut abgezogen. ‚Wenn ich nicht mehr…‘ Stiles richtet sich auf. In seinem Magen hat sich plötzlich ein Loch aufgetan und es fühlt sich an, als ob sein Herz gerade ins Bodenlose plumpst. „Wenn du nicht mehr …was?“ Derek schüttelt den Kopf. Seine Kiefermuskeln arbeiten als ob er die Zähne aufeinander beißt. „Vergiss es, Stiles.“ „Wovon redest du?“ Sein Mund fühlt sich plötzlich seltsam trocken an. „Was soll das? Planst du etwa schon dein baldiges Ableben?“ Er war als Scherz gemeint, aber sobald er es ausspricht, verrät ihm etwas in Dereks Gesicht, dass es keiner war. „Was.“ Seine Gliedmaßen bewegen sich ohne seine zutun und dann steht er plötzlich direkt vor Derek und hat die Hand in dem Stoff seines bescheuerten, viel zu engen Pullovers vergraben…ernsthaft, wer trägt Sachen, die so eng sind, dass man anatomische Zeichnungen jeder einzelnen Muskelgruppe machen könnte… „Was!“ faucht er. Er weiß nicht einmal, warum er plötzlich so wütend ist. Es ist ein heißes, schmerzhaftes Gefühl, dass aus seinem Magen aufsteigt und sich in seinem ganzen Körper ausbreitet. Rational weiß er, dass er es vermutlich keine gute Idee ist einen Werwolf zu packen und zu schütteln. Aber Rationalität hat Stiles Stilinski ja noch nie von etwas abgehalten. „Hast du schon dein Testament gemacht? Ist es das? Wieso klingelst du nicht gleich bei den Argents und lässt dir von Chris einen Gnadenschuss verpassen?!“ „Stiles.“ „Wir wissen doch gar nicht, dass die Alphas wirklich hinter dir her sind! Und was ist mit den anderen? Ich dachte wir sind nur ein Haufen Teenager! Was ist mit Isaac? Was ist mit Erica? Du hast sie gebissen! Du hast die Verantwortung für sie! Du kannst uns doch nicht einfach hier so sitzen lassen!“ „Was denn für ein ‚uns‘? Es gibt kein ‚uns‘!“ grollt Derek. „Das ist genau das Problem, falls dir das noch nicht aufgefallen ist!“ Rot flackert in seinen Augen, aber zum ersten Mal bringt es Stiles nicht dazu zurückzuweichen. Er ist viel zu wütend, um Angst zu haben. „Ich dachte genau darum geht es?!“ faucht Stiles. „Dass wir uns zusammentun! Dass wir einen Plan haben! Wozu dann der Aufstand mit geheimen Treffen in verlassenen Güterbahnhöfen, wenn du mit dem Leben schon abgeschlossen hast?!“ „Stiles. Hör auf.“ Eine Hand greift nach seinem Handgelenk und Derek entfernt Stiles Finger aus seinem Pullover, mit so wenig Anstrengung als ob er einem Säugling seinen Lolli wegnimmt. Er sieht resigniert aus, müde. „Du hast es doch selbst gesagt. Ich bin ein grauenhafter Alpha.“ Seine eigenen Worte um die Ohren gehauen zu bekommen, ist das letzte was Stiles gerade gebrauchen kann. Er tritt einen Schritt zurück und reißt seine Hand aus Dereks Griff. „Ja“, sagt er. „Ja, bist du.“ „Vielen Dank.“ Es klingt bitter. „Oh mein Gott! Bitte, bade noch ein bisschen mehr im Selbstmitleid, die Wanne ist noch nicht voll genug!“ faucht Stiles und fährt sich mit beiden Händen über den Kopf. Er flucht eine Runde, bevor er sich ruckartig wieder zu Derek umdreht und mit dem Finger auf ihn deutet. „Ja du bist ein beschissener Alpha. Du machst das echt schlecht. Ich kann es nicht bestreiten. Aber weißt du was? Komm drüber weg! Etwas schlecht zu machen, ist keine Entschuldigung damit aufzuhören! Etwas schlecht zu machen, bedeutet dass man lernen muss, es besser zu machen! Das nennt man Erwachsen werden, okay? Das ist das, was alle anderen in der Zeit machen, während du dich in verlassenen Güterbahnhöfen und abgebrannten Ruinen herumdrückst und darüber nachdenkst wie furchtbar dein Leben ist!“ Es geht so schnell, dass er kaum mitbekommt wie Derek sich bewegt. Eine Sekunde lang steht Stiles noch neben dem Schreibtisch und in der nächsten befindet er sich schon am anderen Ende des Zimmers, an die Wand gedrückt von Zweihundert Pfund Muskeln, Zähnen und Klauen und rotleuchtenden Augen. Sein Kopf vibriert von der abrupten Bewegung und dem plötzlichen Adrenalinausstoß, der durch seinen gesamten Körper geht wie ein Erdrutsch. „Das ist immer deine Taktik nicht wahr?“ keucht er atemlos. „Immer draufhauen, wenn etwas nicht nach deinem Willen geht, vielleicht hält es ja irgendwann mal die Klappe. Das kannst du vergessen!“ Derek gibt ein Geräusch von sich, dass ihm die Nackenhaare zu Berge stehen lässt und dass mehr nach Raubtier als nach Mensch klingt. Und trotzdem kann sein Mund nicht aufhören zu reden und schreckliche Dinge aneinanderzureihen. Es sprudelt immer weiter aus ihm heraus, heiß und bitter, wie Galle. „Ihr seid alle immer SO gut darin süß und ehrenvoll fürs Vaterland zu sterben und euch bereitwillig unter den Zug zu schmeißen für das Allgemeinwohl! Und keiner von euch verschwendet auch nur eine Sekunde daran darüber nachzudenken, wie es für diejenigen ist, die zurückgelassen werden! Weder du, noch Scott, noch Lydia … Wie es sich anfühlt bei einer Beerdigung zu stehen und zu wissen, dass das ganze Leben trotzdem weitergeht und sich nichts ändert, außer dass man jetzt alleine ist! Wie soll es allen anderen jemals bei irgendetwas helfen zu sterben?“ Er schluckt heftig. „Und mein Dad wäre genauso… verstehst du das nicht? Wenn er es wüsste. Er würde sich immer in Gefahr begeben, um MICH zu beschützen. Wie soll ich denn damit leben, wenn er auch …?“ Er hört nur auf zu reden, weil ihm die Luft ausgeht und seine Stimme bedenklich wackelt. Das Rot verschwindet aus Dereks Augen, langsam wie Wasser, das aus einer Badewanne läuft, und seine ausgefahrenen Fangzähne weichen langsam zurück. „Stiles…“, sagt er sacht. Und das ist das Schlimmste. Stiles hebt eine zittrige Hand und fährt sich über die Augen. „Lass mich los“, sagt er leise. „Deine Mutter…“, sagt Derek und es klingt wie eine Frage und eine Aussage zu gleich. „Lass mich los“, wiederholt Stiles etwas lauter, denn er kann jetzt nicht über darüber sprechen. Und das gehört auch überhaupt nicht hier her. Dieser Schmerz ist privat und gehört ganz alleine ihm. „Und fahr die Krallen ein. Sonst kratzt du mich aus Versehen und dann verwandele ich mich vielleicht noch in einen Psychopathen wie Jackson, und das kann nun wirklich keiner gebrauchen.“ Derek nimmt so ruckartig die Hände von Stiles Armen als hätte er sich verbrannt und tritt einen Schritt zurück. Er sieht seltsam verloren aus, sprachlos (sprachloser als sonst), und da ist noch eine Emotion in seinem Gesicht, die Stiles nicht identifizieren kann. Stiles wendet sich ab und atmet tief durch. „Also sag mir nicht, dass es dein einziger Plan ist, dich vor den nächstbesten Zug zu schmeißen. Denn das hilft keinem von uns auch nur ein Stück weiter.“ Seine Stimme bricht. Derek ist still für eine gefühlte Ewigkeit, so still dass Stiles beinah anfängt zu glauben, dass er heimlich das Zimmer verlassen hat. „Ich hätte nicht… ich hätte dich nicht gekratzt“, sagt Derek schließlich, als ob das irgendwie wichtig ist. Und Stiles kann nicht anders. Er lacht. Es klingt rau und hässlich und zieht unangenehm an seiner Kehle. „Das ist nicht das Thema.“ „Ich hätte dich nicht gekratzt“, beharrt Derek. Er klingt hartnäckig und penetrant, als ob er nicht weiterreden wird, bevor Stiles das akzeptiert hat. „Okay.“ Stiles seufzt und dreht sich um. Er wischt sich mit dem Ärmel seines Kapuzenpullovers über das verschmierte Gesicht und fragt sich, ob er gerade so katastrophal aussieht, wie er sich gerade fühlt. Nicht jeder kann so schön leiden wie Derek das sicher tut. Stiles kann sich bildlich vorstellen wie er in seiner abgebrannten Ruine steht, das tragische Profil getaucht in das Licht der untergehenden Sonne, mit einer einzelnen makellosen Träne, die über seine ekelhaft perfekten Wangenknochen perlt. Stiles dagegen sieht sicher zerknautscht und übernächtig aus und hat Ringe unter den geröteten Augen und einen Pickel auf der Stirn. Manchmal kann man einfach nicht gewinnen. „Ich will jetzt sofort einen anderen Plan hören“, sagt er. Stiles tigert ein paar Mal auf und ab, sein Daumennagel zwischen den Zähnen und versucht seine Fassung widerzugewinnen. Oder das bisschen, was nach letzte Nacht noch davon übrig geblieben ist. „Was wollen die Alphas überhaupt von uns?“ fragt er schließlich. „Ich weiß es nicht.“ Stiles wirft ihm einen vielsagenden Blick zu. „Sag nicht ‚Ich weiß es nicht‘. Irgendeine Idee musst du doch haben. Lernt ihr sowas nicht in der Alpha-Schule? Alpha for Beginners? Von A wie Alpha bis T wie Teamwork?“ Derek presst die Lippen zusammen und schweigt. Stiles rechnet eigentlich nicht mit einer Antwort und deswegen ist er beinah überrascht als schließlich doch eine kommt. „Ich weiß es nicht, weil… es war nie vorgesehen, dass ich Alpha werde.“ Es klingt wie ein Geständnis. Stiles runzelt die Stirn. „Was?“ „Ich hatte zwei ältere Schwestern. Sie wären alle vor mir dran gewesen. Und als… als das Feuer passierte, wurde es Laura. Es war nie geplant, dass ich…“ Er macht eine vage Handbewegung und bringt den Satz nicht zu Ende. Auch unausgesprochen kann Stiles das Ende so deutlich hören als ob die Worte physikalisch im Raum stehen. Es war nie geplant, dass ich irgendwann ganz allein bin und niemanden mehr fragen kann. Autsch. Er denkt an die Hale Familie mit ihren vielen Kindern und Tanten und Onkeln und Cousins und Cousinen und den ausschweifenden Familienfeiern im Wald. Er denkt an die elf Menschen, die in dem Feuer verbrannt sind, Werwölfe und Menschen zugleich, und er denkt an Laura Hales Leiche, in Einzelteilen bestattet direkt neben dem Haus. „Okay“, sagt Stiles leise. „Ich nehme an, dass sie rekrutieren wollen“, sagt Derek, dem offenbar selbst unangenehm ist, in was für emotionale Abgründe das Gespräch gerutscht ist. „Entweder mich oder einen der Betas. Aber vielleicht wollen sie auch gleich alle umbringen, um ihr Territorium zu erweitern.“ „Das… wow, das sind sehr beruhigende Aussichten.“ „Peter sagt…“ Derek verdreht die Augen, als kann er selbst nicht glauben, dass er mal einen Satz so anfangen würde. Stiles kann das sehr gut nachempfinden. „Peter sagt, jeder einzelne Wolf aus dem Alphapack hat sein eigenes Rudel getötet. Es ist eine Art … Ritus. Eine Aufnahmeprüfung. Angeblich verleiht es einem besondere Fähigkeiten.“ „Oder man stellt einfach nur unter Beweis, dass man ein totaler Psychopath ist. Alle tot? Gratulation, hier ist dein Psycho-Diplom!“ Stiles knabbert auf einem Kugelschreiber und fängt an in einem seiner Schulhefte Notizen zu machen. „Also waren alle vorher schon Alphas und jetzt sind sie … was? Super-Alphas?“ Derek schüttelt den Kopf. Er tigert nachdenklich auf und ab. „Nicht unbedingt. Einige könnten vorher auch Betas gewesen sein, die ihren eigenen Alpha getötet haben. Ich nehme an, das ist das, was sie mit Erica versucht haben. Und mit … Boyd.“ Seine Stimme wird rau, während er Boyds Namen ausspricht und Stiles zwingt sich, nicht darüber nachzudenken. „Aber das ist schwierig, oder? Weil der Alpha stärker und schneller ist.“ „Nicht nur deswegen. Es ist…“ Derek bleibt vor dem Fenster stehen, den Rücken zu Stiles gewandt und blickt nach draußen. „Es geht gegen jeden Instinkt, den Betas haben.“ Stiles hält inne. Er erinnert sich an halb vergessene Sätze, die er im Keller der Argents gehört hat, kurz bevor Gerard Argent ihn zusammen geschlagen hat. Danach ist seine Erinnerung leider verschwommen und unscharf. Aber daran kann er sich noch erinnern: ‚Es macht keinen Sinn sie zu foltern. Sie werden Derek nie verraten. Der Instinkt ihren Alpha zu beschützen, ist zu stark.‘ „Betas beschützen ihren Alpha“, sagt er nachdenklich. „Wenn wir ein richtiges Rudel wären… dann wäre es vollkommen sinnlos, dass sie sich an die Betas ranmachen. Sie haben es überhaupt nur bei Erica und Boyd versucht, weil sie abgehauen sind und weil sie gehofft haben, dass ihre Bindung an dich nicht so stark sind.“ Derek nickt. Stiles starrt ihn an. Einzelne Gedankenfetzen fallen in seinem Kopf zusammen wie Puzzleteile. Wenn das stimmt, dann… „Derek…“, sagt er langsam. „Wenn Scott und die anderen sich dir anschließen würden… wenn wir wirklich ein intaktes Rudel wären… dann wären die Betas nicht mehr in Gefahr, oder? Dann würden die Alphas sie in Ruhe lassen, weil sie wüssten, dass es sowieso keinen Sinn hätte.“ Derek weicht seinem Blick aus. Aber die Anspannung in seinen Schultern ist Antwort genug. „Du hast versucht, sie zu beschützen“, sagt Stiles leise. „Du hast gedacht, dann sind sie aus der Schusslinie, und die Alphas konzentrieren sich auf… dich.“ Zugegeben, er ist nicht besonders angetan von Dereks suizidaler Selbstaufopferungs-Masche, aber der neu gewonnen Alpha-Beschützerinstinkt ist eine ungewohnt liebe Seite an ihm. (Und vielleicht sollte er lieber nicht aussprechen, dass er sich Derek gerade als Single-Vater von fünf halbwüchsigen Werwolf-Teenagern vorstellt. Er hängt an seinen Gliedmaßen und hat sie gerne da wo sie hingehören.) „Das wäre das, was meine Mutter getan hätte“, sagt Derek. Stiles nickt, und nicht zum ersten Mal in seinem Leben wünscht er sich, dass seine Erinnerungen an die Hale Familie vor dem Feuer nicht so verschwommen und unscharf wären. Mama Hale klingt zunehmend wie eine ausgesprochen fabelhafte Person. „Dann haben wir ja jetzt einen Plan“, erwidert er stattdessen. „Ach ja?“ „Wir müssen dafür sorgen, dass wir endlich ein Bilderbuch-Rudel werden“, zählt er auf. „Dann sind schon mal Scott und die anderen sicher. Die Alphas werden versuchen dich dazu zu bringen uns alle zu töten, du lehnst hoffentlich dankend ab, und dann ist der Käse gegessen. Happy end. Alle überleben. Wie klingt das?“ Derek wirft ihm einen schiefen Blick über seine Schulter hinweg zu, bevor er einen Mundwinkel hebt und einen scharfen Eckzahn entblößt. „Oder sie töten mich ganz einfach und übernehmen die Kontrolle über mein Pack.“ „Positives Denken ist einfach nicht in deinem Vokabular, oder?“ Stiles wirft einen Kugelschreiber nach ihm, bevor er sagt: „Nein, werden sie nicht.“ Derek hebt die Augenbrauen. „Wieso nicht?“ „Weil du etwas hast, womit sie nicht rechnen.“ „Was?“ Stiles grinst. „Mich. Retter der Werwölfe ist praktisch mein zweiter Vorname. Während du auf alle anderen aufpasst, werde ich dich aufpassen. Ich wette, DAS sehen sie nicht kommen.“ Er erwartet halb, dass Derek in schallendes Gelächter ausbricht oder wenigstens einen sarkastischen Spruch ablässt, aber das passiert nicht. Stattdessen wird Dereks Gesicht sekundenlang ganz weich. Sein dunkler Blick ruht auf Stiles, unlesbar. „Ich schätze, niemand würde dich kommen sehen“, erwidert er schließlich und Stiles ist nicht ganz sicher, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein soll. „Dann lass uns mal überlegen, wie wir aus unserer Losertruppe eine Herde machen“, sagt er. Derek verzieht das Gesicht. „Sag nicht 'Herde'. Schafe bilden eine Herde. Wölfe…“ „… sind zu cool dafür. Ja schon klar. Setz dich hin“, befiehlt Stiles. „Wir machen jetzt einen Plan.“ Fortsetzung folgt Nachwort: Ich habe angefangen die Geschichte zu schreiben, BEVOR Staffel 3 rauskam, deswegen hab ich eine eigene Interpretation des Alpharudels erfunden und auch deren Ziele und Vorgehensweise. Was sich dann aber nachher ganz gut mit dem Canon vermischen ließ. (Ihr werdet sehen, was ich meine.) ;-) Im nächsten Kapitel werden sie nämlich endlich wieder auftauchen. Fakten und Fiktion: Das Zitat von Gerard Argent habe ich direkt aus der Serie übernommen (Folge 2x12) und frei übersetzt. Im Original sagt er zu Stiles: „There’s no point in torturing them, they won’t give Derek up. The instinct to protect their Alpha is too strong.” Was ich sehr interessant fand und super gerne einbauen wollte. Aber ich steh ja eh darauf, wenn die Serie sich mal die Mühe macht und winzige Häppchen Werwolf-Wissen verstreut. *g* Dereks Selbstaufopferungstendenzen sind dagegen direkt aus Staffel 3 übernommen, wo er mehr oder weniger die ganze Zeit so drauf ist. „I know what I‘m risking. My life for theirs.“ Etc. Kein Scott und kein Sheriff Stilinski diesmal, aber dafür endlich mal wieder Lydia und ein bisschen Allison, weil sorry, die Damen von Teen Wolf sind PHANTASTISCH und verdienen alles an Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)