Götterherz von Jadis ================================================================================ Kapitel 11: C'est la vie ------------------------ 11 ¨¯¯¨˜“ª¤.¸°¸.¤ª“˜¨¨¯¯¨ C'est la vie Bitte, was? Wie war das gerade? Wächst mir Sellerie aus den Ohren, oder hat der Typ da gerade tatsächlich verlauten lassen, dass ich das Zeitliche segnen muss? Was bildet der sich eigentlich ein? Wer ist der Kerl überhaupt? Loki schiebt mich hinter sich, ich kralle mich Halt suchend an seinen Klamotten fest und luge dabei vorsichtig an seinem Oberarm vorbei. Erst jetzt erkenne ich, dass dieser Immortus von hellem Licht umgeben ist und knapp über dem Boden schwebt. Freak! »Fass sie an und ich bringe dich um«, dröhnt Lokis schöne Stimme laut und bedrohlich durch die Straße. »Die Zukunft der Realität zwingt mich dazu«, sagt Immortus völlig teilnahmslos und scheint abzuwägen, wie er es am Geschicktesten anstellt. Soll er mir einfach mit einem Energieblitz die Rübe wegballern? Oder doch lieber eine weitflächige Explosion? Vielleicht ist einer von den Avengers auch so nett und übernimmt diese schmutzige Aufgabe. Apropos Avengers. Diese bauen sich gerade wie ein Mann vor uns auf und zücken ihre Waffen. Pistolen werden geladen, Bögen gespannt, Fäuste gezeigt, Repulsorstrahlen aufgeladen, Schilde gehoben und ein Hammer gewirbelt. Meine Haare laden sich statisch auf. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass Magie um Lokis Hände wirkt, aber ich traue mich nicht, meinen Blick zu senken und Immortus somit aus den Augen zu lassen. Dieser schürzt jetzt das erste Mal verärgert die Lippen und lässt seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Wie mächtig er wohl ist? Kann er es mit allen aufnehmen? »Die Geschichte steht fest«, unternimmt er einen letzten Versuch, sein Handeln zu erklären und irgendjemanden auf seine Seite zu ziehen, wird jedoch barsch von Tony unterbrochen. »Das ist uns sowas von egal, Alter«, sagt der Milliardär salopp, richtet beide Handflächen gegen Immortus und wendet seinen Kopf so, dass wir ihn alle gut hören können. »Der erinnert mich total an eine Algenpest.« Ich werde das Gefühl nicht los, dass Immortus in Wahrheit ein tierischer Feigling ist, denn er hat noch keinen Versuch unternommen, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Aber mal ehrlich... Wer würde das in solch einer Situation schon? »Diese Frau ist eine Weltenzerstörerin«, teilt er uns dramatisch mit und mein Kopf verschwindet automatisch hinter Lokis Rücken, als ich Immortus' Blick erhasche. Okay, der Typ kann echt gruselig gucken. »Mag sein«, mischt Thor sich in die Unterhaltung ein und schiebt sich noch einen halben Schritt weiter zwischen Loki und dem Feind. »Aber sie ist unsere Weltenzerstörerin.« Das ist so süß, ich könnte heulen! Jetzt würde ich zu gern Immortus' blöde Visage sehen. »Geschichte steht nicht fest«, höre ich Caps gedämpfte Stimme, da ich mein Gesicht an Lokis Rücken vergrabe. »Sie wird gemacht durch jene, die den Mut haben sie zu verändern.« Immortus lässt ein lautes, theatralisches Seufzen vernehmen. Macht er jetzt die Biege? Kann ich jetzt nach Hause, eine Kur in meine Haare kneten und mich in meinem Bett verkriechen? »Die Zeit ist auf meiner Seite«, höre ich ihn noch geheimnisvoll sagen, dann entspannen sich mit einem Mal alle und lassen ihre Waffen sinken. Ein rascher Blick zur Seite verrät mir, dass Immortus sich in Luft aufgelöst hat. Wer war der Kerl?, will ich fragen, doch Captain America kommt mir zuvor. »Wer war der Kerl?« »Der Herrscher der Zeit«, antwortet Loki, knirscht hörbar mit den Zähnen und lässt das Fleckchen Erde, wo Immortus sich aufgelöst hat, nicht aus den Augen. Tony stößt ungläubig die Luft aus und lacht laut auf. Als er bemerkt, dass niemand in sein Lachen einfällt, sieht er Loki mit großen Augen an. »Ernsthaft?« Loki tritt von einem Bein auf das andere und meine Hände bahnen sich einen Weg, um seinen Oberarm zu umfassen. Dann bette ich mein Gesicht gegen das zerkratzte Leder seines Outfits. »Inmitten des Allumfassbaren sitzt ein Mann«, beginnt er in seiner schönsten Märchenonkelstimme. »In einem Reich zwischen Nichts und Etwas, jenem Jenseits, das Himmel ist und Hölle. Dort, in diesem Reich, sind Raum und Zeit ohne Bedeutung. Einst war Immortus menschlich und vieles mehr: Entdecker, Herrscher, Eroberer. Er betrachtet die Zeitalter auf der Suche nach Gefahren für den Zeitstrom.« »Ernsthaft?!?«, hakt Stark noch einmal nach und macht ein Gesicht, als hätte man ihm gerade etwas von rosa Einhörnern erzählt. Ich sehe mich um und sehe reihenweise in ratlose Gesichter. »Ich bin eine Gefahr für den Zeitstrom?«, wiederhole ich Immortus' Aussage und meine Worte hallen unnatürlich laut in den zerstörten Straßen wider, in die soeben erste Rettungskräfte und Fernsehteams vorrücken. Irgendwo über uns kreist ein Helikopter. »Wieso?« Loki dreht sich zu mir um und sieht mich beinahe leidend an, bevor er mich in seine Arme zieht und seine Hände meinen Rücken hinab streichen. »Mach dir keine Gedanken«, beruhigt er mich und flüstert in mein Haar. »Er behauptet, er sei Wächter des Zeitstroms, doch in Wahrheit stört er ihn und schafft ein Ungleichgewicht.« »Ein weiterer Irrer?«, höre ich Starks Stimme, als ich mir gerade darüber Gedanken mache, wo man vorm Herrscher der Zeit eigentlich sicher ist, wenn dieser glaubt, dass man lieber eliminiert werden sollte. Nirgendwo, oder? »Herrlich, mit euch wird es einfach nie langweilig.« Ich kann regelrecht spüren, wie Lokis Blick Tony zum Schweigen bringt. Thor tritt mit ernstem Gesichtsausdruck in mein Blickfeld und wechselt einen stummen Blick mit seinem Bruder. »Sicher bist du nur außerhalb des Zeitstroms, fern von Immortus«, sagt der Donnergott abschließend und meine Befürchtungen werden zu Gewissheit. »Also nirgendwo«, flüstere ich und beschließe augenblicklich, noch bevor ich einen hysterischen Nervenzusammenbruch bekomme, dass ich mir darüber erst Gedanken mache, wenn der Typ wieder mit wehendem Cape vor mir steht. Ich habe doch jetzt coole Freunde, die das für mich regeln können. Oder so. Meine Aufmerksamkeit legt sich plötzlich auf ein Vibrieren in meiner Gesäßtasche und ich zerre ein arg lädiert aussehendes Telefon daraus hervor. Irgendwie sieht das Smartphone mit seinem zerstörten Display genauso aus, wie ich mich fühle. »Ja?«, frage ich und in meiner schwachen Stimme, spiegelt sich meine ganze Erschöpfung wider. »Habe ich dich gerade im Fernsehen gesehen?« »Nick!«, sage ich erleichtert und breche fast in Tränen aus, als ich seine Stimme höre. »Da sitze ich mit dem armen Bob in irgend so einem billigen Motel herum und dann müssen wir uns ansehen, wie ihr in New York einen Heidenspaß habt. So nicht meine Liebe, so nicht! Wir sind übrigens immer noch in San Francisco.« »Entschuldigung«, sage ich kleinlaut und begreife seine kleine Standpauke als das was es ist, Erleichterung, dass es mir gut geht. »Mach mal den Lautsprecher an«, wechselt er so abrupt das Thema, dass mir davon fast schwindelig wird. »Ich habe etwas ganz tolles auf Youtube gefunden.« Obwohl ich bereits ahne, dass nichts Gutes seiner Aufforderung folgen kann, gehorche ich mit blankem Gesichtsausdruck und halte das flache Telefon vor mich. Musik ertönt am anderen Ende und spielt eine bekannte Melodie, die Stark augenblicklich aus der Fassung bringt. »Hey, I just met you, And this is crazy, But I'm from Asgard. My name is Loki. And all the humans, Don't obey me, But I am a god. So, kneel before me. Hey, I just met you, And this is crazy, But I will kill you, If you don't praise me. And I will destroy, Midgard maybe. So, get on your knees, And call me Loki.« Ich habe genug gehört und beende das Gespräch, als Nick anfängt lautstark mitzusingen und Bob im Hintergrund jault. Betretenes Schweigen herrscht unter uns Anwesenden und ich wage es kaum in Lokis Gesicht zu blicken. Als ich es doch tue, sehe ich genau das, was ich erwartet hatte: absolute Bestürzung. Und da ist auch noch etwas anderes... Ratlosigkeit? Verlegenheit? »Das...«, ringt er nach Worten. »Das ist absolut-« »Obercool!«, bricht es aus Tony heraus. »Ich will auch meinen eigenen Song! Irgendeine Hardrocknummer.« Ich beschließe, mein Telefon auszuschalten. Nicht, dass meine Mutter noch auf die Idee kommt anzurufen, um mir zu sagen, dass ich wieder diese minderwertige Hose anhabe und das im Fernsehen überhaupt nicht gut rüberkommt. »J.A.R.V.I.S., gib etwas in Auftrag«, betraut Tony seine KI, diese scheint jedoch auch ihm nicht zu antworten. »J.A.R.V.I.S.?« Er verzieht kurz ratlos das Gesicht, dann wendet er sich wieder an uns. »Wir könnten auch eine Band gründen, wenn unsere Dienste irgendwann einmal nicht mehr benötigt werden«, ergeht Stark sich weiter und ich sehe, wie Natasha und Clint bereits eilig das Weite suchen. »Wir könnten uns die 'Bravourösen Bewahrer' nennen. Als Pendant zu den 'Backstreet Boys'.« »Es war mir wie immer eine Ehre«, sagt Steve schnell und salutiert, bevor er sich den Flüchtenden anschließt. »Wo wollt ihr denn jetzt alle hin? Leute? Leute! Was ist nun mit Schawarma?« Tony breitet auffordernd die Arme aus und zieht schließlich eine Schnute, als auch Bruce, immer noch groß und grün, langsam rückwärts davon schleicht. »Ich fühle mich gerade nicht sonderlich geliebt.« »Manchmal verstehe ich die Worte nicht, die aus deinem Mund kommen, Mann aus Eisen«, beichtet Thor und klopft Tony auf die gepanzerte Schulter. »Aber ich bin sicher, dass sie für dich Sinn ergeben.« Ich gluckse über Thors' Worte, als Loki näher an mich heran tritt und einen Arm um meine Schulter legt. Wie auf Kommando, dreht Stark sich mit ausgestrecktem Finger zu uns um. »Wagt es nicht, jetzt auch abzuhauen!« Ich lache auf, dann macht es »Phlump« und eine Haarkur wartet auf mich. ~ Ich beäuge die Menschen am Süßigkeitenstand, die bereits seit geraumer Zeit zu uns herüber blicken und immer wieder mädchenhaft kichern. Ich bin genervt von diesem kindischen Verhalten und sehe mir lieber Dornröschens Schloss an, während ich an meinem himmelblauen Eis mit Streuselgarnitur lecke. »Ihr hattet Recht«, gestehe und lehne mich provokativ gegen Lokis Schulter. »Das Pariser Schloss ist schöner.« »Hast du je daran gezweifelt?«, empört sich Nicks neuer Freund mit dem niedlichen französischem Akzent und lehnt sich auf der Holzbank weit nach vorn, um mich besser im Blick zu haben. »Oh Gott, ja«, antwortet Nick für mich. »Sie war ein Frevler und wir mussten sie erst wieder auf den Pfad der Tugend führen.« »Ihr seid doof«, weiß ich mich nicht anders zu wehren und denke, dass es noch viel schöner wäre, wenn Bob bei uns sein könnte. Loki lacht. Seine Schulter wackelt und ich blicke wieder hinüber zum Süßigkeitenstand. Zwei junge Frauen beginnen zu diskutieren und kramen eine Digitalkamera hervor. »Oh oh«, hat auch Nick die Situation erfasst und stibitzt Eiscreme von meiner Waffel. »Da hat dich jemand erkannt.« Loki seufzt leise und ich überlasse Nick ganz uneigennützig mein gesamtes Eis. »Gleich«, sage ich, während eine junge Frau mit Mickey Maus-Mütze sich ein Herz zu fassen scheint. »Gleich kommen sie zu uns.« »Meldet euch mal wieder«, sagt Nick nur und ich schlinge meine Arme um Lokis Mitte. »Und bringt Bob mit!« Keine Sekunde später macht es »Phlump« und meine Augen weiten sich vor Erstaunen, als ich nicht mehr auf das Schloss im Disneyland schaue, sondern auf das Yan-Gebirge. »Das... ist unglaublich!« »Die Chinesische Mauer«, sagt eine fremde Stimme neben mir und ich blicke erschrocken zur Seite. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich begreife. »Loki, hier ist niemand. Du kannst deine normale Gestalt annehmen.« Der Fremde dreht seinen Kopf langsam in meine Richtung und sieht mich fragend an. »Wer ist Loki?« Kurz klappt mir der Mund auf, dann schleicht sich ein Funkeln in die Augen meines Gegenüber und ich erkenne meinen Freund nun ganz deutlich. »Nicht witzig«, sage ich nur und endlich lacht er. »Und außerdem ist es nicht gerade förderlich, die Gestalt eines bekannten britischen Schauspielers anzunehmen, wenn du nicht erkannt werden willst.« »Wie du bereits sagtest«, meint Loki und grinst noch immer, »hier ist doch gar niemand.« Er beugt sich näher zu mir, in der Absicht mich zu küssen, doch ich wende mich lachend ab. »Ich kann nicht«, rechtfertige ich mich. »Du siehst aus wie Tom Hiddleston.« Loki lacht aufgrund meiner Empörung laut auf und ich lehne mich gegen die breite Brüstung des Weltwunders, überblicke das chinesische Hochland, während ich aus dem Augenwinkel sehe, dass er seine Gestalt wieder ändert. »Besser?« Ich riskiere einen Blick zur Seite und nicke schließlich zustimmend. Gut, andere Frauen würden sich vermutlich nicht so anstellen, aber... ich bin ja nicht die Anderen, ne? Loki lehnt sich ebenfalls gegen den Stein und ergreift meine Hand, während wir schweigend die endlose Weite genießen. »Jetzt ist es offiziell«, sage ich und rekapituliere soeben die letzten Stunden. »Erst Disneyland und jetzt das.« Loki sieht fragend in meine Richtung. »Das muss wohl der schönste Tag in meinem Leben sein.« Ich spüre, dass Loki meine Hand drückt, widerstehe dem Drang, ihn küssen zu wollen und lehne mich stattdessen wieder gegen ihn. »Neun«, sagt seine schöne Stimme irgendwann sehr leise. Ich verstehe nicht, was er damit meint, gehe einen Schritt zurück und runzele verwirrt die Stirn, obwohl ich mir geschworen habe, dies nicht mehr so oft zu tun. Sonst kriege ich noch unschöne Falten. »Was meinst du?«, frage ich also und versuche zeitgleich dieser Zahl einen Sinn zuzuordnen. Die neun Pforten? Heimdalls neun Mütter? Odins neuntägiges Selbstopfer? Neun Leben? »Ich habe neun Kinder.« Alter Schwede! Naja... ich wollte es wissen, oder? »Hm«, mache ich verstehend und wippe nervös auf den Versen vor und zurück. »Dann kommt es wohl auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr an.« Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe in Lokis Gesicht, um seine Reaktion zu beobachten. Es dauert einige Sekunden, dann weiten sich seine Augen verstehend und er setzt an etwas zu sagen, jedoch findet kein Wort den Weg über seine Lippen. »Was sagst du?«, hake ich vorsichtig nach und Loki umfasst mein Gesicht vorsichtig mit beiden Händen, bevor sich seine Lippen langsam auf meine legen. »Zehn ist meine Glückszahl«, flüstert er und seine Lippen streifen meine, bevor diese sich zu einem glücklichen Lächeln formen, in welches ich erleichtert einstimme. Im Westen versinkt die Sonne gerade hinter den Bergen und taucht die Welt in überwältigende Rottöne. Ein perfektes Ende für einen perfekten Tag. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)