Kid zieht nach Osaka von Kittykate ================================================================================ Kapitel 8: Ein Montag geht zu Ende ---------------------------------- Kaito liebt mich? Aoko blickte überrascht zu Keiko auf und begann plötzlich zu lachen. Ein Impuls, der einfach so über sie hereinbrach. Ihre Freundin war auch zu süß. Sie wollte Keiko nicht auslachen, aber sie konnte den plötzlichen Drang dazu auch nicht unterdrücken. Keiko wusste im ersten Moment wirklich nicht, warum Aoko lachte. War diese Tatsache denn so witzig? Tief Luft holend um sich zu beruhigen hauchte Aoko schließlich ein: „So ein Quatsch.“ Langsam schaffte sie es sich zu beruhigen. „Kaito liebt mich nicht. Niemals. Da spinnt dir deine Fantasie irgendwas zusammen.“ Nun war es Keiko die ihre Augen säuerlich zusammenkniff und ihrer Freundin das Foto unter die Nase hielt. „Sieh selbst! Ihr seht auf diesem Bild aus wie ein Pärchen. Dir sieht man es an der Nasenspitze an, dass du in ihn verliebt bist, das brauchst du auch gar nicht zu leugnen. Ich weiß es längst!“ Nun tippte ihr Zeigefinger auf Kaito. „Und sieh hier, seine Haltung, sein Blick, seine Augen. Die sprechen ihre eigene Sprache.“ Aokos Augen wurden größer. „Du glaubst doch nicht den Unsinn, den du hier erzählst, oder?“ Keiko beugte sich vor und blickte Aoko tief in die Augen. „Schon mal was von dem Sprichwort gehört: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte?“ Sie richtete sich wieder auf und drückte ihrer besten Freundin das Foto in die Hand. Die Oberschülerin wurde zunehmend unsicherer. Eingehender studierte sie das Foto. Konnte es denn wirklich sein? Durfte sie sich tatsächlich Hoffnungen machen? Aoko wollte zu gern Keikos Worten Glauben schenken, aber was wäre, wenn dem nicht so war? Wenn Keiko sich irrte? Sie löste ihre Augen von dem Foto und drehte sich ihrer besten Freundin zu. Ablenkung.... Sie musste sich ablenken. „Warum bist du überhaupt hier? Wir waren gar nicht verabredet.“ Auch Keiko lächelte. „Richtig, der Grund warum ich hier bin ist, dass meine Mutter möchte, dass du bei uns wohnst bis dein Papa wieder hier ist.“ Aokos Augen wurden größer und sie fühlte die Erleichterung in sich. Alleine in der Wohnung zu bleiben war für sie ein schrecklicher Gedanke. Sie wollte nicht alleine sein. Ihr Lächeln wurde größer und aufrichtiger. „Das ist lieb. Gerne würde ich das Angebot annehmen.“ Sie nickte. „Ich muss noch packen und auf einen Anruf von Papa warten. Schließlich sollte er wissen, dass ich nicht zu Hause bin. Aber heute Abend komm ich dann zu dir.“ Keiko lächelte und nickte. Es klingelte an der Türe. Verwirrt darüber wer das jetzt sein konnte, stellte Aoko das Bild auf ihr Nachtkästchen zurück und eilte durch die Wohnung. Schnell öffnete sie die Türe, bevor es noch ein zweites Mal läuten konnte. Vor ihr stand ihr Klassenkamerad und inzwischen guter Freund Saguru Hakuba. „Hallo Aoko, ich wollte mal fragen wie es dir geht?“ „Saguru“, lächelte die Polizistentochter und ließ ihren Mitschüler ebenso eintreten. „Das ist nett, dass du hier vorbei kommst.“ Der Halbjapaner betrat die Wohnung und nickte. „Ich hab mir Sorgen gemacht. Immerhin ist Kid ja Schuld, dass dein Papa für die nächsten Tage nicht hier sein kann.“ Aoko schloss die Türe und ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig. „Ich hasse diesen Aushilfszauberer!“ „Sag so was nicht“, mischte sich Keiko ein, die Aoko zur Türe gefolgt war. Ihr Blick traf Hakubas. „Warum sollte ich das nicht sagen? Es ist doch so.“ Aoko ballte ihre Hände zu Fäuste. „Reicht es Kid nicht, dass er mir meinen Papa schon mehrere Stunden am Tag wegnimmt? Am liebsten würde ich diesem Taschendieb mal gehörig meine Meinung sagen. Wenn er selbst keine Familie hat, heißt das noch lange nicht, dass auch andere Menschen keine Familie haben.“ Betroffen tauschten die Mitschüler wieder einen Blick. „Ich glaube, du musst mal raus“, Keiko schob sich an Hakuba vorbei und reichte Aoko eine Jacke. „Los kommt schon, lasst uns ins Aquarium gehen.“ Ihr Blick ging zwischen den Mitschülern hin und her und schließlich nickten die anderen beiden zu. Gemeinsam verließen sie das Hochhaus und gingen zusammen ins Aquarium. Es wurde ein schöner Abend im Aquarium. Sie liefen von einem Becken zum nächsten, betrachteten die bunten Fische in allen Größen und Farben. Keiner von ihnen sprach mehr das heikle Thema Kid an. Aoko konnte endlich ihre Gedanken ablenken und dachte auch gar nicht mehr groß an ihren Sandkastenfreund. Zumindest solange bis Hakuba sie ansprach: „Wie geht’s Kaito? Hast du was von ihm gehört?“ Keiko erdolchte ihren Klassenkameraden geradezu mit ihren Blicken, während Aoko sich von dem Oberschüler abwandte und ihre Augen sich in dem riesigen Wasserbecken verloren. Sie legte nachdenklich eine Hand an die Glasscheibe. Vor ihr schwammen verschiedene Arten von Rochen, kleine Haie und sogar eine Meeresschildkröte zog ihre Kreise, aber das alles bekam die Braunhaarige überhaupt nicht mit. Irritiert, weil Hakuba Keikos Blicke bemerkte und Aokos Reaktion seltsam empfand, hakte er nach: „Hab ich was falsches gesagt?“ „Und ob, ich dachte du wärst der Detektiv. Hast du kein Feingespür für Fettnäpfchen?“, wetterte Keiko ihn auch sogleich an. Überrascht hob der Halbjapaner und Halbengländer seine Augenbrauen an und starrte fassungslos seine kleinere Klassenkameradin an. Er wusste gar nicht, dass sie so aufbrausend sein konnte. Bisher hatte er sie immer als schüchtern, zurückhaltend und besonnen erlebt. Bevor er aber irgendwas sagen konnte antwortete Aoko. „Er hat sich nach dir erkundigt.“ „Kaito?“, erneut wunderte sich Hakuba. „Wann?“, hakte Keiko auch sofort nach. Auch ihr war diese Neuigkeit neu. Aoko drehte sich ihren Freunden zu. „Kaito hat sich gestern gemeldet und er wollte wissen, wie es Saguru geht.“ „Aber da waren wir doch im Kino“, stutzte Keiko. „Ja, er hatte sich vorher gemeldet“, nickte Aoko zu und wandte sich wieder dem großen Wasserbecken zu. Keiko sah zu Saguru und plötzlich ging ihr ein Licht auf. „Deswegen warst du so niedergeschlagen. Dann war Kaito wieder mal der Grund für deine schlechte Laune.“ „Kino?“, hakte Hakuba nach. Keiko nickte und erklärte. „Ich wollte Aoko auf andere Gedanken bringen und wir sind ins Kino gegangen. “ Beide sahen zu der bedrückten Freundin. „Aber sag mal, Aoko, was hat er denn dieses Mal wieder angestellt?“ „Eigentlich nichts. Er hat sich nach Saguru erkundigt, dann erzählte er mir von einer Parkbesichtigung“, sie stockte, schluckte, erzählte aber zögerlich weiter: „Im Hintergrund hörte ich ein Mädchen.“ Keiko sah erst auf den Rücken ihrer besten Freundin, dann blickte sie besorgt zu Hakuba auf. „Vielleicht war das eine Mitschülerin, die ihm wirklich einen Park zeigte.“ Aoko schüttelte den Kopf, sie spürte die aufkommende Traurigkeit und drehte sich mit einem aufgesetzten Lächeln zu ihren Mitschülern um. „Ist ja auch egal was Kaito wann und mit wem macht.“ Sie verdrängte die Traurigkeit und ging weiter um das nächste Fischbecken zu betrachten. Keiko und Saguru sahen sich stumm an. Kaum war die Schulfreundin außer Hörweite, führte Hakuba Daumen und Zeigefinger zu seinem Kinn und überlegte sehr ernst: „Ich glaube, ich werde mal unseren lieben Kaito anrufen.“ Keiko nickte mitfühlend und besorgt. „Er darf sie nicht noch mehr verletzen.“ Saguru blickte die Braunhaarige mit der Brille lange an. Aoko kam zurück. „Na, wo bleibt ihr denn?“ Gemeinsam gingen sie weiter durch das Aquarium. In Osaka verließen Kaito, Heiji, Kazuha, Yuna und Yuri das Museum. Kaito hatte keine Zeit Kommissar Nakamori nach Aoko zu fragen, da der Besitzer der Kette die volle Aufmerksamkeit der Polizisten beanspruchte. Darum schickte Heijis Vater alle nach Hause. Kaum standen sie draußen, sah Kaito schon die Sonne untergehen. Sie hatten den ganzen schönen Nachmittag im Gebäude verbracht. Heiji durchbrach die Gedankengänge des aus Tokio stammenden Jungen. „Woher kennst du eigentlich den Kommissar?“ Der Mondscheindieb steckte seine Hände in die Hosentasche und antwortete: „Er ist Aokos Vater.“ Seit er in Osaka war, hatte er noch niemanden von Aoko erzählt. Gut, Heiji wusste von ihr, auch dass er in sie verliebt war, aber sonst wusste keiner davon. Yuri riss überrascht ihre Augen auf und hielt unbewusst die Luft an. Yuna hingegen bohrte sofort neugierig nach: „Wer ist Aoko?“ Kaito klärte seine neuen Freunde auf: „Meine beste Freundin.“ Yuri schien die angehaltene Luft nun langsam wieder auszustoßen, zumindest bis Heiji zu sticheln anfing: „Und unerwiderte Liebe.“ Dann begann er laut zu lachen, denn ihm entging keineswegs wie Kaitos Gesichtsausdruck sich verfinsterte. „Hattori!“, knurrte Kaito sauer, doch bevor er den Schülerdetektiv bloß stellen konnte, mischte sich Kazuha ein. „Warum hast du nie von ihr erzählt?“ Eine berechtigte Frage. Kaito wich aus: „Private Gründe.“ Wenn er ständig über sie reden würde, wäre sie irgendwie immer da. Sie beherrschte eh schon die meiste Zeit seine Gedanken und gerade das konnte er sich nicht leisten, besonders dann nicht wenn er als Meisterdieb 1412 unterwegs war. Da musste er voll konzentriert bei seinem Coup bleiben und durfte nicht von ihr abgelenkt werden. Die Freunde trennten sich an einer Kreuzung. Während Heiji, Kazuha und Yuna die eine Richtung einschlugen, gingen Kaito und Yuri gemeinsam weiter. Schweigend liefen die beiden nebeneinander her, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Kaito seine stille Begleitung ansprach. „Was ist los?“ Sonst war sie nicht so ruhig und normalerweise konnten sie über Gott und die Welt reden, aber nun schien es so als bedrückte sie etwas. „Nichts“, war die leise Antwort und so folgten sie ihrem gemeinsamen Nachhauseweg schweigend. An einer Weggabelung trennten sich ihre Wege. Sie blieben stehen. Kaito, der das Schweigen nutzte um sich gedanklich einen Plan für den kommenden Coup zurecht zu legen wurde von Yuri ins Hier und Jetzt gerissen. „Eigentlich hätte ich es mir denken können.“ „Wie?“ Der Teilzeitdieb verstand nicht worauf Yuri hinaus wollte. Die Mitschülerin starrte stur auf den Boden, schwieg, doch dann hob sie den Kopf und lächelte traurig. „Das jemand wie du schon vergeben ist.“ Kaito verstand immer noch nicht so recht. „Ich bin nicht vergeben.“ „Natürlich“, widersprach sie und dieses Mal sah sie ihn sehr ernst an. „Du hast ihr dein Herz geschenkt. Du beachtest kein anderes Mädchen um dich herum. Ich weiß nicht ob sie es verdient hat... ob sie dich verdient hat... aber wenn du sie liebst, dann kämpfe um sie.“ Eine leichte Röte trat Kaito auf die Wangen. „Yuri“, hauchte er, wusste nicht was er ihr sagen sollte. Wollte sie mehr von ihm als Freundschaft? Yuri lächelte ihn wieder an: „Bis morgen, Kaito.“ Schon drehte sie sich um und verschwand in den Sonnenuntergang. Kaito hingegen konnte jetzt noch nicht nach Hause gehen. Zu viele Gedanken galt es zu sortieren. Der Coup war fürs erste vergessen, stattdessen schwirrten ihm die Worte seiner Mitschülerin im Kopf herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)