Thisavros von PhoibeAikaterina ================================================================================ Kapitel 9: Flaggen erobern -------------------------- http://www.youtube.com/watch?v=MOg8Cz9yfWg / Ι \ ~*~ / ιώτα \ ~*~ / ι \ "Die Freude zu leben wird aus der Natur geboren und muss im Geiste gerettet werden." - Ferdinand Ebner / Ι \ ~*~ / ιώτα \ ~*~ / ι \ Die folgende Woche ähnelte einem Spießrutenlauf. Entweder lief mir völlig zufällig Apollon über den Weg oder Charlotte. Letztens erst traf ich sogar beide. Ich war gerade auf dem Weg zu Kath und Maya, da die zwei noch üben wollten. Schließlich fand in ein paar Tagen, das Flaggen erobern statt. Wie ich so Richtung Übungsplatz schlenderte, stand urplötzlich Charlotte vor mir. Ihre Augen funkelten mir ziemlich bösartig entgegen. „Stehen geblieben du Freak.“ Zwar war ihre Wortwahl nicht gerade die Schönste, aber ihre stimme flötete, als würde sie gerade ihre beste Freundin begrüßen. Kaum war sie mir nah genug, änderte sich ihre Tonlage schon. „Ich sag dir jetzt mal was, du lässt gefälligst deine dreckigen Finger von Apollon. So eine Show wie bei der Tanzparty erlaubst du dir nicht noch mal! Hast du mich verstanden?“ Sollte das jetzt ihr ernst sein? Sie wollte mir drohen? In diesem Moment konnte ich einfach nur lachen. „Jetzt pass mal auf, ich will »deinen« Apollon gar nicht. Den kannst du getrost behalten. Und wegen der Party kapier endlich, dass du hier nicht die Queen bist. Es wird immer jemanden geben der besser ist wie du. Entweder du speicherst das endlich in deinem Hirn ab oder du wirst noch kläglich untergehen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich von dir einschüchtern lasse. Ich bin keine deiner Groupies, die bei jedem Wort von dir sofort springt.“ Die Zornesröte schoss ihr ins Gesicht, doch bevor sie etwas erwidern konnte, wurden wir unterbrochen. „Gibt’s hier irgendwelche Probleme Ladys?“ Apollon stellte sich zu uns und sah uns fragend an. „Es gibt kein Problem werter Apollon. Ich habe Charlotte lediglich erklärt, was der Unterschied zwischen einer Drohung und einem Versprechen ist.“ Mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt und wollte davon rauschen. „Warte mal Serena.“ Ich blieb stehen und sah dem Sonnenschieber entgegen. Kaum war er bei mir angekommen, stand auch schon Charlotte daneben, wie ein Anstandswauwau. „Ich muss dich unbedingt was fragen.“ Ein Gott möchte mich was fragen. Ahja alles klar. Darauf konnte ich eigentlich getrost verzichten. Wie durch ein Wunder kam mir Charlotte unbewusst zu Hilfe. „Apollon das kann doch noch warten. Du wolltest mir noch deine unglaublichen Gedichte vortragen.“ Wie ein kleines Kind schob sie ihre Unterlippe vor und schmollte. „Genau werter Apollon sie zeigen Charlotte ihre »unglaublichen Gedichte« und ich geh zum Training.“ Ich wusste genau, dass er noch was sagen wollte, aber da war ich dann schon weg. Dieser kleine Zwischenfall lehrte mich, niemals mehr alleine durch das Camp zu streifen. Bei so viel Dummheit wurde mir nämlich schlecht. Eine extrovertierte Aufmerksamkeitssüchtige und ein Solariumwicht, der sich für das siebte Weltwunder hielt. Beide zusammen waren einfach nicht ertragbar für meine Nerven. Schließlich kam der Tag, an dem die Flagge erobert werden sollte. Maya und Kath waren mehr als aufgeregt, ich hingegen saß lässig auf einem Stein und wartete auf Chiron, der das Startsignal gab. „Kommt mal beide her.“ Wie geheißen gesellten sie sich zu mir. „Passt auf, ganz einfache Strategie. Wenn das Signal gegeben wird dann konzentriert euch nicht auf die Meute die euch entgegen kommt. Es ist Zeitverschwendung. Rennt so schnell es geht, weg von dem Getümmel, rein in den Wald.“ Die Angesprochenen sahen mich verwundert an. „Ja aber da lauern bestimmt schon die Söhne des Ares.“ Maya zuckte bei dem Gedanken sichtlich zusammen. „Kann sein muss aber nicht. Ihr wollt doch gewinnen oder?“ Ein Nicken von beiden. „Gut dann hört auf mich. Ich möchte euch nicht bevormunden, aber wenn ihr auf dem Schlachtfeld bleibt und euch mit den Roten abmüht, verliert ihr kostbare Zeit. Außerdem,“ die nächsten Worte flüsterte ich nur „kann ich mich im Wald zurechtfinden. Ihr wisst doch die Lilie, die ich blühen hab lassen. Sollten irgendwo hinter irgendeinem Gebüsch oder Baum rote Soldaten lauern dann werde ich das spüren.“ Kath war die Erste die wieder, was sagte. „Dann kannst du doch nur eine Tochter der Demeter oder der Gaia sein.“ „Nein bin ich nicht. Aber passt auf wenn wir das hier gewinnen erzähle ich euch einen Teil meiner Herkunft und Maya ich weiß genau, wie sehr du auf gute Storys stehst.“ Ein breites Grinsen zierte das Gesicht der Apollon-Tochter. Voller Euphorie rief sie aus, „Stampfen wir die Roten in den Boden.“. Endlich betrat Chiron, Dionysos und – oh Wunder oh Wunder – Apollon die große Wiese. Wenn ich mich genau erinnerte sagte er doch, er würde nur ein paar Tage bleiben. Irgendwie war er schon über eine Woche hier. Wahrscheinlich hatte er noch nicht alle Mädels durch. Spätestens bei mir würde er sich die Zähne ausbeißen. Chiron stellte sich an die Spitze der Erhöhung, auf der alle drei standen. „Heroen und Heroinen heute ist es wieder an der Zeit eure Fähigkeiten und Fortschritte zu testen. Gleiche Regeln wie immer. Alle Waffen sind erlaubt, umgebracht wird niemand. Verstanden?“ Unisono riefen alle, „JA“. „Begebt euch auf eure Plätze.“ Alle stellten sich auf auch Kath, Maya und ich. Wir nickten uns noch einmal zu und dann kam das Signal. „KÄMPFT!“ Schreiend und brüllend liefen die Blauen auf die Roten zu und umgekehrt. Ich bewegte mich keinen Millimeter somit meine Freundinnen auch nicht. Rechts war der große See, eigentlich bräuchte ich nur einen riesigen Wasserschwall auf die rote Armee loslassen, jedoch verkniff ich es mir. Es gab zwei Möglichkeiten in den Wald zu kommen. Entweder durch die Roten durch oder links von uns hinein. Chiron und die anderen zwei Götter würden sehen was wir taten, sie waren genau hinter uns auf der Erhöhung. Somit wählte ich den einfachsten Weg. „Leute links in den Wald sofort.“ Keiner der Soldaten bemerkte uns, die waren zu sehr damit beschäftig, die Schwerter durch die Luft zu schleudern. Im Schutz der Bäume angekommen rannte ich weiter und meine Mitstreiterinnen folgten mir. Meine Sinne konzentrierten sich auf jede Wurzel, auf jedes Geräusch, auf jede Bewegung. Nach dreihundert Metern Sprint blieb ich stehen. „So, kurz verschnaufen. Ich versuche herauszufinden, wo jemand lauert.“ Hephaistos Tochter sah mich schnaufend an. „Geht in Ordnung aber was mir auffällt, wo sind deine Waffen?“ „Keine Sorge Kath, die habe ich bei mir.“ Ich trug keine Sehbare bei mir im Gegensatz zu den beiden, die jeweils einen Bogen in der Hand hielten. Die Köcher waren auf ihren Rücken befestigt und am Gürtel hing bei jedem ein Schwert. „Mein Ring ist ein Schwert, mein Stiefvater hat es mir geschmiedet, genau wie meine Fußkettchen.“ Mein Kettchen war zwar von meinem richtigen Vater, aber das war unwichtig. „Und meine Halskette sind Pfeil und Bogen, die habe ich von … von einem guten Freund bekommen.“ Naja eigentlich von meinem besten Freund namens Apollo. Römischer Gott der Musik, der Heilung, der Bogenschützen und so weiter. Dieser Bogen war einer von Apollo selbst. Golden, leicht zu tragen und die Pfeile waren etwas Besonderes. Der Bogen, der in meinem Zimmer stand, mit dem kleinen Fach war zwar ebenfalls von ihm, aber bei Weitem nicht so extravagant. Ich benutzte die Kette nur selten, denn Apollos Zeichen war darauf graviert. Ohne weiter nachzudenken, legte ich meine Hände flach auf den Boden und schloss die Augen. Ich spürte, wie die Meute immer noch am kämpfte, aber es waren bei Weitem nicht mehr so viele wie am Anfang. Wo war nur der Rest? Meine Sinne glitten weiter, nahmen jeden Quadratzentimeter unter die Lupe. Weiter nördlich befand sich eine Gruppe, ich nahm die Gewichte auf der Erde wahr. Es mussten die roten Soldaten sein, die ihre Flagge bewachten. Unsere konnte es nicht sein, denn sie war an einem kleinen Bach, wo überall Kies lag. Hier, im Wald, spürte ich keinen, nur weiches Moos und feuchte Erde. Es waren aber immer noch zu wenige. Wo versteckte sich der Rest. „Und? Lauert hier irgendwer?“ Kath flüsterte nur, anscheinend aus Angst es könnte einer der Gegner sie hören. „Ich weiß, wo die Flagge ist und auf der großen Wiese sind auch noch Einige, aber es fehlen welche. Jede Gruppe hat doch ca. 30 Personen, ich kann aber nur 25 ertasten.“ „Bestimmt sind das die Söhne des Ares, die sitzen immer wie Affen auf einem Baum.“ Plötzlich erkannte ich die Wahrheit in Mayas Worten. Sie hatte recht, der Gedanke war mir gar nicht gekommen. Mein Feingefühl erweiterte sich auf die Bäume und da waren sie. Hinter uns im Halbkreis. Sie bewegten sich unruhig, sie wollten angreifen. Meine Augen schlugen auf und ich gab den ersten Befehl. „Haut sie runter!“ Mit einem lauten Krach fielen fünf Soldaten von den Bäumen. „Lauft. Solange sie noch liegen.“ Wie von Sinnen rannten wir los. Es würde nicht lange dauern, bis sie verstanden und uns jagten. Fiebrig überlegte ich, was ich tun konnte. Wir rannten genau auf die Lichtung mit der gegnerischen Flagge zu. Hinter uns würden bald fünf muskelbepackte Ares-Söhne kommen und beim Ziel standen vier Soldaten. Schlimmstenfalls auch Kinder des Kriegsgottes. Ich war schnell und auch zielsicher aber nicht flink genug um mich mit neun Kriegern anzulegen. Verdammt jetzt brauchte ich ein einziges Mal die Schnelligkeit des Apollon. Und plötzlich kapierte ich, was ich machen musste. – Apollo hörst du mich? Bitte ich brauch deine Hilfe. – Ich flehte in Gedanken, dass ich ihn erreichen konnte. – Natürlich höre ich die Kleines. Ich hatte dir doch gesagt, wenn du Hilfe brauchst, dann denk an mich. –, – Bei den Göttern bin ich froh. Wir haben hier gerade dieses Flaggen erobern. Hinter mir beziehungsweise hinter uns drei, sind fünf Ares-Söhne und bei der Flagge warten ebenfalls vier. Meine zwei Partnerinnen sind zwar mittlerweile besser im Schießen aber nicht so gut, dass sie je drei niederstrecken könnten. Du weißt, dass ich gut bin, aber so schnell auch nicht. – Hoffnungsvoll wartete ich ab was von ihm kommen würde. Es war nicht mehr weit bis zur Lichtung und ich spürte, dass die anderen auch schon hinter uns waren. – Du möchtest jetzt wahrscheinlich, dass ich dir für diese kurze Zeit meine Schnelligkeit leihe. Kein Problem Hübsche. Zeig es ihnen. Während dessen beobachte ich dich. – Erleichtert atmete ich auf. Er verstand sofort, was ich brauchte. „Macht euch bereit wir sind gleich bei der Flagge. Summa summarum werden wir von neun Soldaten umringt. Nehmt Pfeil und Bogen, versucht die Füße zu treffen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, glitten meine Finger zu meiner Kette. Keine Sekunde später hielt ich meinen goldenen Bogen in der Hand und die Pfeile auf meinem Rücken. Wie vorhin erwähnt, dieses »Spielzeug« war etwas Besonderes. Die Pfeile trafen nämlich immer ihr Ziel. Als ich den ersten Pfeil im Lauf spannte, durchfuhr mich eine wärmende Kraft, die mir nur zu bekannt war. Apollo schenke mir kurzzeitig seine Schnelligkeit. Dann konnte das Spiel ja beginnen. Die letzten hundert Meter überbrückten wir schnell und standen mit gespannten Bogen auf der Lichtung. Ich musste mich orientieren. Zielgerade vor uns, die Flagge, umringt von vier, wie konnte es auch anders sein, Kriegsmaschinen. Die Roten gingen wohl kein Risiko ein und schickten nur die Brutalsten. Links von uns erhob sich, wie auf der Wiese, eine Erhöhung auf der, mal wieder, zwei Götter und ein Zentaur stand. Apollons golden glänzende Augen fixierten die meinen. Schon wieder sah ich diese seltsame Unruhe in ihnen. – Konzentrier dich nicht auf den Schönling, sondern auf die Kämpfer. – Apollo riss mich in Gedanken vom Sonnenschieber los. Der beobachtete mich ja wirklich. „Was sollen wir machen Rena das sind doch zu viele.“ Mayas Stimme bebte, sie hatte Angst. Entweder, weil es ziemliche Schränke waren, die vor uns standen oder weil ihr Vater anwesend war. „Nehmt ihr zwei die, die gleichkommen. Ihr wisst schon, die ich von den Bäumen gefegt hab. Ich übernehme den Rest.“ „Was? Du willst vier auf einmal fertigmachen. Rena das …“ Ich ließ Kathleen ihren Satz nicht beenden. Meine Füße traten den Bewachern entgegen. „Hahaha seht mal ein kleines Mädchen will sich mit uns allen anlegen.“ Der Breiteste, ich schätzte der Anführer, lachte hämisch. Na dem würde das Grinsen noch vergehen. Mit einem schnellen Schuss landete der erste Pfeil im linken Fuß des Widerlings. Kaum ließ ich die Sehne los, spannte ich den nächsten Pfeil. Diesmal in den rechten Oberschenkel. Von meiner Schnelligkeit überrumpelt, streuten sich die restlichen drei in verschiedene Richtungen. „Die trifft verdammt. Macht sie fertig.“ Bepackt mit Schwertern und Sperren kamen sie von links, rechts und vorne. Plötzlich standen meine Freundinnen bei mir. Als ich mich drehte, erblickte ich dort auch noch drei. „Tut uns leid.“ Kath viel anscheinend nicht mehr ein. „Nicht schlimm lasst mich machen.“ Ich wartete auf den passenden Moment. Als alle sechs im Kreis und im richtigen Abstand, standen, war es so weit. „RUNTER!“ Beide gehorchten. Mit Schüssen, die wohl nahezu an ein Wunder grenzten, setzte ich einen Pfeil nach dem anderen in die Oberschenkel unserer Angreifer. Keine zehn Sekunden später vielen allesamt auf die Knie. Dank Apollo hatte ich es geschafft, innerhalb weniger Sekunden, sechs zielgenaue Pfeile abzufeuern. „Das … das … also … hammer.“ Wären Mayas Augen nicht festgewachsen, würden sie wohl jetzt rausfallen. Kath hingegen sah mich an, als wäre ich Zeus persönlich, voller Ehrfurcht. – Gut gemacht Hübsche. Ich hatte nichts anderes erwartet. – Ich grinste bei dem Gedanken, den mir Apollo schickte. Mit siegessicheren Schritten trat ich auf die Flagge zu. Meine Finger umschlossen die Stange und zog sie aus der Halterung. Maya und Kath kamen nun auch dazu und jubelten. Um uns herum versammelten sich die blauen Soldaten und stiegen in unsere Siegeshymne mit ein. Plötzlich wurde ich hochgehoben und hörte sie immer wieder meinen Namen rufen. So fühlte es sich hier anscheinend an, wenn man siegte. Es gefiel mir ausgesprochen gut. Durch diese erhobene Position fiel mein Blick wieder auf Apollon. Zu meinem Leidwesen musste ich schlucken. Seine Augen schimmerten nicht mehr golden, sondern verdunkelten sich. Diesmal konnte ich es bezeichnen, was ich in ihnen las. Sorge, Ungewissheit und Angst. Ich verstand es nicht, wovor sollte er Angst haben? Er war zwar ein Arsch aber immerhin ein göttlicher. Seine Miene versteinerte sich. Es zeigte nicht mehr dieses überhebliche Grinsen. Weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, da ich von meinen Trägern zur Siegerfeier im Haupthaus gebracht wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)