Thisavros von PhoibeAikaterina ================================================================================ Kapitel 7: Wie eine Lilie ------------------------- http://www.youtube.com/watch?v=FyKT0e8yFNg / Η \ ~*~ / ήτα \ ~*~ / η \ "Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen." - Matthäus 6,28-29 / Η \ ~*~ / ήτα \ ~*~ / η \ Die folgenden zwei Wochen vergingen wie im Flug. Ich fühlte mich wieder, an den Anfang meiner Highschool Zeit versetzt. Unterricht in griechischer Mythologie, Massenaufläufe bei den Mahlzeiten, Sportunterricht (viel mehr Kampfunterricht), Gruppenbildung, ein Kerl, der sich für den Traum aller Mädchen hielt und die Oberzicke mit ihren Fans. Somit alles so, wie ich es kannte. Am spannendsten war wohl, dass mich Chiron immer ganz angestrengt bei den „sportlichen Aktivitäten“ beobachtete. Er wollte anscheinend sehen, ob man mich anhand meiner Qualitäten zuordnen könnte. Jedoch hatte er nicht den blassesten Schimmer. Wenn wir mit dem Training fertig waren, merkte man ihm seine Ratlosigkeit an und die gnadenlose Endtäuschung. Na der konnte noch lange im Dunkeln tappen. Schließlich wurde ich, vorher schon, in mehreren Kampftechniken unterrichtet. Meine Gaben benutzte ich nicht und brauchte ich auch nicht. Seit ich Maya und Kathleen kennengelernt hatte, half ich ihnen fast jeden Tag bei den Bogenübungen. Mit genau diesen zwei saß ich auch gerade beim Mittagessen und unterhielt mich mit ihnen. „Sag mal Serena, was kannst du eigentlich noch alles? Also Bogenscheißen wissen wir und beim Schwertkampftraining bist du ebenfalls spitze. Du hast doch bestimmt noch andere verborgene Talente.“ Maya sah mich mit vollgestopften Backen an. Ein Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, denn sie sah einem Hamster gerade sehr ähnlich. „Weißt du, es gibt Einiges aber…“ Der Rest meiner Worte ging in wildem Mädchengeschrei unter. Ruckartig drehte ich mich um und sah einen Sonnengott zur Tür hineinschreiten. „Hallo meine Hübschen. Ich dachte mir ich schau mal wieder bei euch vorbei und bleibe für ein paar Tage.“ Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Nicht schon wieder. Maya schnaubte verächtlich auf, als ich ihr entgegen sah. „Apollon es ist so wunderbar, dass du uns wieder mit einem deiner Besuchen beehrst. Ich werde dir zusammen mit den anderen natürlich deine Hütte herrichten.“ Charlotte! Wie sollte es auch anders sein, genau diese schmiss sich während ihren Worten in die Arme von Apollon. „Mit der größten Freude Schönheit.“ Kaum bewegte sich Apollon weiter, war Maya schon aufgestanden und rumpelte aus dem Saal. „Ich schau mal nach ihr bleibst du solange hier oder kommst du mit Kath.“ Die Angesprochene stand kommentarlos auf und folgte mir nach draußen. Wir besahen uns den Hauptplatz vor dem Speisesaal, doch von Maya war nichts zu sehen. „Ich denke ich weiß, wo sie ist. Komm mit.“ Kath kannte die Tochter des Apollon besser, somit tat ich, was sie sagte. Unser Weg führte uns am Haupthaus und an den Hütten vorbei, direkt in den Wald. Als wir so über den, von Wurzeln übersäten, Weg gingen, spürte ich eine innere Ruhe. „Wir sind gleich da.“ Kathleen ging geradewegs weiter, sie musste diese Strecke schon öfters gegangen sein. „Was will Maya mitten im Wald? Hier ist man zwar alleine, aber für eine Sonnentochter ist diese Dunkelheit doch nicht …“ Weiter kam ich nicht, denn jetzt traten wir auf eine erhöhte Lichtung. Die Sonne strahlte mit allem, was sie zu bieten hatte, und erhellte jeden Millimeter des Grases der Lichtung. Jetzt verstand ich, warum sie hier war. Die Sonne gab ihr Kraft und Maya war ungestört. Zusammengekauert saß sie auf einem Baumstamm. Ihre Schultern bebten leicht, denn sie weinte. Vorsichtig setzten Kath und ich uns zu ihr. Meine Hand umschloss ihre und strich sanft darüber. „Nicht weinen. Lass dich davon nicht so runterziehen. Ich weiß es ist schwer, aber je mehr Beachtung du dem Ganzen gibst, desto mehr gehst du darin unter.“ Ihre Antwort war mehr ein Flüstern. „Es ist einfach so beschämend. Immer wieder derselbe Mist. Kann er nicht einfach in einem, seiner tausenden Paläste bleiben? Er ist mein Vater und die Mädchen, mit denen er in die Kiste hüpft, sind kaum älter wie ich, wenn nicht sogar jünger.“ Darauf gab keiner von uns noch ein Kommentar, denn sie hatte recht. Es war wirklich beschämend. Ich dachte darüber nach, wie es wohl währe, wenn mein Vater das machen würde, jedoch verwarf ich den Gedanken gleich wieder. Er war einfach zu widerlich. Wir saßen bestimmt über eine halbe Stunde und hielten Maya einfach nur im Arm. Beruhigt hatte sie sich immer noch nicht, also stand ich auf. Ich sah mich um, auf der Lichtung blühten einige Blumen, ich brauchte jedoch eine Bestimmte. Ganz am Rand fand ich sie. Eine noch nicht aufgeblühte Lilie. Vorsichtig pflückte ich sie sie ab und kniete mich genau vor Maya. „Schau her Maya. Wenn eine Lilie noch geschlossen ist, sieht sie nicht besonders aus. Sie ist einfach nur grün und man würde sie übersehen.“ Meine Hand strich über die geschlossene Blüte. Ihre Blätter entfalteten sich und blühten zur vollen Schönheit auf. „Aber wenn man ihr Zeit gibt, dann ist sie die Schönste. Sie gibt Licht und Wärme, trotzt der Kälte und dem Regen. Es ist schwer so jemanden wie Apollon zum Vater zu haben, aber wenn du dir selbst Zeit lässt, dann kannst auch du dich dem Ganzen entgegen stellen. Genau wie diese Lilie. Schau deinen eigenen Dämonen entgegen und überwinde sie. Du darfst dich nicht daran zu schaffen machen, dass er ein Gott ist und tut, was er möchte. Götter achten nicht auf Gefühle und werden sie niemals, denn sie sind unsterblich. Götter wissen nicht mehr was sie am Leben haben, was sie daran schätzen können. Also Kopf hoch. Nimm die Blüte und lasse sie in einem Glas auf dem Wasser schwimmen. Wenn du wieder zu viel darüber nachdenkst, schau sie an und lass dich von ihrer Schönheit erwärmen.“ Die Angesprochene schluckte und nahm vorsichtig das zarte Gewächs entgegen. „Wie … wie hast du das gemacht? Also … ich meine … also, dass sie blüht.“ „Wie ich dir vorher schon im Saal antworten wollte, ich kann mehr als jeder glaubt. Aber das hier bleibt unser Geheimnis. Ich werde es euch später mal erklären. Und jetzt lasst uns wieder zurückgehen.“ Anscheinend hatte meine kleine Ansprache etwas bewirkt, denn Maya stand selbstbewusst auf, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und strahlte mit der Lilie um die Wette. „Also das nächste mal schenke ich dir auch eine Blume.“ Kath zwinkerte die Blondine herausfordernd an. Zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)