Melodie der Nacht von Kurenai_chan ================================================================================ Kapitel 12: Zwischen zwei Stühlen --------------------------------- Ich starrte entsetzt meine Lehrerin und Mitschülerinnen an. Was sollte ich ihnen nur sagen? Würde man mir glauben, wenn ich die Wahrheit erzählte? Was würde aus Adrian werden? In meinen Gedanken sah ich den Butler, wie er mit einem Pflock Adrian und mich jagte und uns quälte. Ich zitterte am ganzen Leib und Panik brach in mir aus. „F-Frau Meier… ich..“ Alles gut Sarianna, ich kümmere mich darum., versprach Adrian mir via Gedankenübertragung. Aber Adrian..! Keine Sorge, ich erledige das! Ich seufzte. „Sie sind die Lehrerin?“, wollte Adrian wissen und legte seinen Kopf schräg. „In der Tat“, antwortete Frau Meier. „Mit wem haben wir nun das Vergnügen?“ „Mein Name tut erstmal nichts zur Sache. Ihr junges Mädchen hier ist ganz schön mutig so ganz alleine im Wald rum zu irren, um ihre Mitschülerin zu retten. Vorbildlich.“ Adrian zwang sich zu einem leichten Lächeln. „Ihr kommt von der Burg da hinten?“ Adrian deutete mit dem Finger auf die Burg Falkenstein, die man von weitem erkennen konnte. „In der Tat“, antwortete Frau Meier. „Wenn Sie denken, dass Sie uns zur Burg begleiten können, vergessen Sie es! Meine Mädchen und ich finden schon alleine zurück. Ich denke Sarianna wird uns einiges erklären müssen.“ Ich senkte meinen Kopf. „Das muss sie nicht.“, ergriff Adrian das Wort. „Sie ist in eine missliche Lage gekommen, meinetwegen.“ Ich sah ihn mit großen Augen an. Bist du wahnsinnig!? Entspann dich, ich hab alles unter Kontrolle. Zu allem Übel konnte ich mithören, wie sich Cindy, Selina und Alexandra über Adrian unterhielten. „Wo kommt der denn her?“ „Oh man, sieht er gut aus!“ Ich verdrehte die Augen. Voller Sorgen blickte ich zu Adrian rüber, der immer noch mit Frau Meier diskutierte. In der Zwischenzeit kümmerte sich Melanie und Miriam und versuchte sie wieder wach zu bekommen. „Sarianna, komm bitte.“ Frau Meier winkte mich hinzu. Ich ging seufzend zu ihr und Adrian hin und verschränkte meine Arme ineinander. „Ist das wahr!?“, fuhr sie mich an. Ich sah sie schockiert an. „Ob das WAHR ist!?“ „Was wahr?“ „Das der Butler den Typen auf uns losgejagt hat!?“ Adrian tat so, als wäre er an dem Gespräch nicht beteiligt. Ich atmete tief aus. „J-ja, hat er selbst gesagt, aber er wurde vom Butler erpresst.“ „Soso“, Frau Meier rückte ihre Brille zurecht. „Ich glaube, wir sollten die Polizei einschalten und den Butler anzeigen!“ „Das bringt nichts!“, versuchte ich ihr klar zu machen. „Bloß keine Polizei!“ „Warum nicht?“, wollte sie wissen. „Weißt du irgendetwas?“ „Es… es ist kompliziert…“, murmelte ich leise. „Geht es um ihn?“, sie deutete auf Adrian, der sich abrupt umdrehte. Ich errötete. „Ja“, begann er plötzlich. „Ich werde Ihnen alles in der Burg erklären. Lasst uns erstmal zurückkehren.“ „Da haben Sie recht.“, gab Frau Meier zu. „Mädels, wir kehren zur Burg zurück!“ „Na endlich!“, jammerte Cindy. „Meine Füße tun schon weh…“ Miriam ging es mittlerweile wieder besser und lag nun im Aufenthaltsraum auf der ramponierten Couch, die Adrian wieder aufgestellt hatte. „Vielen Dank Sarianna, vielen Dank für alles!“, seufzte sie und streckte ihre Hand nach mir aus. „Boah, ich hatte Angst, dass die mich umbringen würden!“ „Hab ich gern gemacht.“, antwortete ich ihr und lächelte sanft. Adrian stand neben mir und wartete ab, bis Frau Meier die Initiative ergriff. „Haben Sie mir nichts zu sagen?“ „Ladies first.“, antwortete er. Melanie sah Adrian stirnrunzelnd an. An mir ging das nicht vorbei. Frau Meier seufzte. „Ist wohl besser, wenn ihr anderen erst mal rausgeht. Sarianna, der Fremde hier und ich werden nun besprechen, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist…“ Selina nickte einverstanden und ging schließlich mit den anderen raus zur Eingangshalle. Nun wand die Lehrerin sich mir zu. „Was ist passiert?“ Ihr Ton war fordernd. Ich senkte den Blick. „Sieh mich an!“ „Lassen Sie mich übernehmen.“, bat Adrian höflich. Frau Meier schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte es von meiner Schülerin wissen!“ „Frau Meier… also, es war so…“ Sollte ich ihr ein Märchen auftischen? „Ja, ich höre.“ Ich seufzte und begann zu erzählen: „Am ersten Abend bin ich nach 22 Uhr rausgegangen, obwohl es nicht erlaubt war. Am Tag war mir in der Bibliothek was aufgefallen, was mich neugierig gemacht hat. Also bin ich hin und hab… naja, da hab ich ein geheimes Zimmer gefunden!“ Frau Meier sah mich fragend an. „Was war in dem Zimmer?“ „Ich.“, antwortete Adrian. „Eure Schülerin hat mich gefunden. Sie hat gemerkt, dass der Butler nicht die einzige Person ist, die hier in der Burg lebt.“ Ich nickte heftig. „Aha. Und warum ist der Butler dann auf die grandiose Idee gekommen Miriam zu entführen?“ „Das kann ich ihnen zeigen, Frau Meier.“ Adrian ging nun einen Schritt auf sie zu. „Was haben Sie vor!?“ Adrian packte sie an den Armen und sein Gesicht näherte sich ihrem. Er würde doch nicht...? „Entspannen Sie sich… atmen Sie tief ein… und aus…“ Plötzlich entspannte sich Frau Meier und sah Adrian verträumt an. Nein nicht verträumt… eher wie in Trance. Offenbar manipulierte er sie, wie Melanie! Adrian murmelte blitzschnell und nicht hörbar vor sich hin und tippte Frau Meier auf die Stirn. Kurz darauf kippte sie nach hinten und fiel auf die Couch. Nun schlief sie friedlich. „So, jetzt haben wir fürs Erste Ruhe. Sie kann sich nun nur noch an euer gemeinsames Frühstück erinnern und geht davon aus, dass du während eines gemeinsamen Spazierganges kollabiert bist und ihr den restlichen Tag in der Burg verbracht habt, ohne Zwischenfälle.“, erläuterte Adrian mir. „Oh man…“ „Was hast du?“, fragte er mich. „Was machen wir mit den anderen Mädchen!?“ „Überlass alles nur mir Geh auf dein Zimmer, als sei nichts gewesen. Ich kümmere mich um sie.“, grinste er verschmitzt. Ich sah ihn misstrauisch an. „Nein, ich saug sie nicht aus!“ Lachte er bitter. „Nun geh schon!“ „Okay…“ Mit einer Menge Fragezeichen in meinem Kopf verließ ich den Aufenthaltsraum. Kaum war ich aus der Tür raus, kamen die anderen Mädels direkt auf mich zu. „Was ist passiert!?“, wollten sie wissen. „Mein Freund wird euch alles erklären, er wartet auf euch.“ Ich zeigte mit dem Finger zur Tür. „Und du kannst uns nichts sagen?“, fragte Alex überrascht, „Nein, Alex. Ich kann nicht.“, antwortete ich. „Ich geh dann schon mal, gute Nacht.“ Schnellen Schrittes begab ich mich zur Treppe. „So spät ist es doch gar nicht!“, rief Selina noch nach, doch ich ignorierte ihre Worte. Nun lag es an ihm das Chaos zu beseitigen. In meinem Zimmer warf ich mich direkt aufs Bett und krallte meine Finger in das Kopfkissen. Was hab ich nur angerichtet!? Nur weil ich unbedingt Adrian finden musste, hab ich meine ganze Klasse in Gefahr gebracht! Ich hatte Angst. Wer wusste zu was der Butler alles fähig war? Würde er wieder eine ähnliche Aktion starten? Oder würde er sich direkt um mich kümmern? Oh Gott… in was für eine beschissene Situation ich nun geraten war! Wer wusste, wann der Butler zurückkehren würde? Sicher käme er direkt zu mir! Schließlich hatte er mich vor Adrian zuerst gerettet! Ich war die Einzige außer ihm, die von dem Vampir-Geheimnis wusste! Aber eines wusste er nicht: In mir floss anscheinend ebenfalls Vampirjägerblut. Wenn ich also wüsste, welche Kräfte ich verwenden könnte, hätte ich vielleicht eine Chance gegen ihn… Was für ein naiver und dummer Gedanke! Adrians Gesicht rief ich mir wieder in Erinnerung. Was ich mit Gregor gemacht hatte, schockierte ihn. Und wie er mich ansah! Offenbar wusste er mehr über den Lucarda-Clan, als er zugeben wollte. Aber was? Die Minuten und Stunden vergingen ohne ein Lebenszeichen von ihm. Dann klopfte es an der Tür. Ich schrak auf und ging zur Tür. „Wer ist da?“, fragte ich vorsichtig. „Melanie hier, hab ich dich geweckt?“ „Nein, keine Sorge. Komm rein!“ Ich öffnete ihr die Tür. Sie kam besorgt rein. „Geht es dir wieder besser?“, wollte sie wissen. Ich sah sie verwirrt an. „Oh Sari, du bist doch heute draußen plötzlich umgekippt und musstest von Gregor und uns wieder hierher gebracht werden! Er war bis eben auch da!“ Gregor war hier? Sicher hat er mit Adrian, während die Mädchen geschlummert haben, den Aufenthaltsraum aufgeräumt. Vielleicht war der Butler schon bei Gregor gewesen und hat gefragt, ob irgendwas passiert ist. „Ähh… ja, ich erinnere mich dunkel…“, murmelte ich und fasste mir an die Stirn. „Immer diese Wetterschwankungen! Erst schien die Sonne und dann war es plötzlich so drückend! Es zieht bestimmt noch ein Gewitter hierher!“ „Mhm…“ Melanie berührte mit ihrem Handrücken meine Wange. „Ich lass dich wohl besser ausruhen, damit du morgen wieder fit bist!“ Ich nickte. „Danke.“ Sie stand auf und ging zur Tür. „Mach’s gut!“ Weg war sie. Dieser Vampir überraschte mich immer wieder. Eine Weile lag ich noch so im Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Ich entschloss mich zu duschen, um anschließend wieder klar denken zu können. Nachdem ich meine Haare getrocknet und geföhnt hatte, bemerkte ich eine Silhouette am Fenster, die sich als Adrian entpuppte. Schnell ließ ich ihn rein. Er wirkte ziemlich nachdenklich. „Es ist alles erledigt.“, erzählte er mir. „Gregor kam vorhin vorbei um mir vom Butler zu berichten, dann half er mir beim Aufräumen.“ „Und die Mädchen hast du auch manipuliert?“ „Ja, sie können sich nun an nichts erinnern. He, soll ich dir erzählen was der Butler wollte?“ Ich nickte. „Also“, begann Adrian. „Gregor wurde von ihm überrascht und er fragte, ob alles gut geklappt hätte. Gregor erklärte, dass nichts Besonderes passiert ist. Es wäre kein Vampir aufgetaucht! Er wiederholte die Geschichte, die ich den Mädchen und Frau Meier in ihren Verstand gepflanzt habe. Also das du draußen kollabiert bist.“ Ich sah ihn missmutig an. „Und er hat das einfach so geglaubt?“ „Anscheinend ja.“ Adrian schien erleichtert. „Der Butler wird dich wohl morgen fragen, wie es dir geht. Also nichts Wildes. Ende gut, alles gut.“ „Ja…“ Ich atmete aus. Adrian lächelte sanft. „Und wie geht es dir nun?“ „Adrian… ich muss dich was fragen.“ Er veränderte seinen Gesichtsausdruck. Nun wirkte er ernst. „Was hat es… mit dem Lucarda-Clan auf sich?“ Er schwieg und blickte traurig auf den Boden. „Was ist?“ Nun zwang er sich ein Lächeln ins Gesicht. „Ich wusste, dass du mich das fragen würdest.“ Ich sah ihn erstaunt an. „Du musst wissen, dass ich seit Ewigkeiten nicht mehr über diese Familie gesprochen habe…“, flüsterte er. „Warum?“, wollte ich wissen. Nun sah Adrian mir in die Augen. Ich schrak fast zurück. Adrians Augen hatten einen tieftraurigen Glanz. So einen melancholischen Blick hätte ich nie von einem Vampir erwartet. „Ich hätte nie gedacht, jemanden aus der Familie wiederzusehen…“ „Wie wiederzusehen? Also kanntest du sie?“ „Ja, allerdings.“, brachte er zwischen seine Lippen hervor. „Jedoch nur eine, die letzte Angehörige der Lucarda.“ „Wer war sie?“, wollte ich wissen. „Ihr Name war… Lydia Lucarda.“ Adrian schloss die Augen. Dann stand er auf. „Sie war eine mächtige Vampirjägerin und zugleich… meine große Liebe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)