Melodie der Nacht von Kurenai_chan ================================================================================ Kapitel 11: Die Macht der Lucarda --------------------------------- Mit einem lauten Schrei setzte die Harpyie zum Sturzflug an, all ihre Krallen auf uns gerichtet und bereit uns zu schaden. "Ganz ruhig Sarianna, alles wird gut.", flüsterte Adrian mir zu. "Ich erledige das schon." Gesagt, getan. Wieder ballte Adrian seine rechte Faust und holte zum Gegenschlag aus. Schließlich sprang Adrian in die Luft und setzte der Gestaltwandlerin mit einem Uppercut, an der linken Seite des Kiefers, ziemlich zu. Als Antwort rammte sie ihre Krallen in Adrians Schultern, so tief, dass Blut rausquoll, und schleuderte ihn in Richtung eines Baumes. Im letzten Moment konnte er aber doch den Aufprall abwenden, federte sich mit beiden Füßen am Baum ab und sprang direkt wieder fauchend auf die Harpyie los. Seine Fingernägel wuchsen an seinen Fingerkuppen und krümmten sich ebenfalls zu scharfen Klauen. Auch seine Eckzähne wurden länger und bedrohlicher. Wieder schlug die Frau nach Adrian, doch diesmal gelang ihm ein Ausweichmanöver in der Luft, wodurch er direkt hinter der Harpyie landete und geschmeidig in der Luft schwebte. "Du nervst langsam.", murmelte er und packte sie an beiden Armen, weswegen sie kreischend mit ihren Beinen strampelte. Doch er ließ sich davon nicht beeindrucken drückte ihre Hände nach unten gegen ihren Rücken. "Du musst wissen, normalerweise schlage ich keine Frauen, aber heute muss ich wohl eine Ausnahme machen." Er legte seine Wange an ihre. "Außerdem hast du mir deine Krallen in eine meiner Lieblingsjacken gehauen, das fand ich nicht sehr nett." Gregor schien beunruhigt. "Was ist los!?" Die Gestaltwandlerin verlor unter dem starken Druck, den Adrian auf ihre Arme ausübte ihre Harpyiengestalt und verwandelte sich aber mal zurück. "Gregor, dieser Typ ist ein verfluchter Vampir! Was hast du erwartet? Er ist viel zu stark!" "Oh ja", ergänzte Adrian. "Ein Vampir, der Durst hat." Und schließlich rammte er der Frau seine Zähne in den Hals. "Hiaaaaaaa!!!", schrie sie schmerzvoll auf. Sofort quoll Blut aus der Wunde und über ihre Wangen liefen Tränen. "Du Mistkerl!", brüllte Gregor. "Lass sie los!" "Adrian!", schrie ich. "Es ist gut, hör auf!" Nach mehrmaligen Zurufen ließ er schließlich von ihr ab und setzte sie auf dem Boden, direkt neben ihrer Freundin, ab. Mit seiner linken Hand putzte er sich noch das restliche Blut von den Lippen. "Nur noch du.", knurrte er. Gregor war eindeutig ziemlich wütend. "Du... das hätte nicht sein müssen!" "Und was habt ihr denn bitte gemacht?", provozierte Adrian ihn. "Ihr habt eine Mitschülerin von ihr entführt um mir eine Falle zu stellen! Aber die Nummer ging wohl eindeutig in die Hose..." Ein leicht arrogantes Grinsen kam über seine Lippen. "Ihr dreckigen Blutsauger! Immer so eingebildet, denkt, dass ihr Götter seid!", schimpfte Gregor. "Ach was, wir können auch sterben. Nur nicht auf natürlichem Wege. Außerdem kenne ich es auch nicht anders so.", antwortete Adrian kühl. "Ich würde sagen, du und deine zwei Freundinnen macht euch aus dem Staub und belästigt uns nicht mehr. Dem netten Butler kannst du auch einen schönen Gruß bestellen. Soll ich ihm ein Autogramm hinterlassen?" "Adrian! Was ist nur los!?", fragte ich ihn überrascht. So hatte ich ihn ja noch nie gesehen. "Sarianna, nimm deine Mitschülerin und geh zurück. Ich kläre das jetzt hier.", sagte er. Gregor formte seine Augen zu Schlitzen. "Oh nein, hier geht niemand weg, solange ich hier bin!" Kurz drauf setzte er zum Sprung an und verwandelte sich in einen übergroßen Löwen, mit prächtiger Mähne! "Heilige Scheiße...", keuchte ich und lief zu Miriam rüber. Ich überprüfte ihre Atmung und stellte erleichtert fest, das soweit alles in Ordnung war. Schnell legte ich sie in die stabile Seitenlage. Wütend fauchte das Tier den Vampir an und stieß ein mächtiges Brüllen aus. Auch Adrian machte sich kampfbereit. Kurz darauf sprangen beide aufeinander zu und verhaken sich ineinander. "Adiran!!!", schrie ich panisch und musste mit ansehen, wie sich Gregor als Löwe in ihn verbiss und auch mit seinen Pranken nach ihm schlug. Zum ersten Mal kam Angst in mir hoch, dass er Adrian ernsthaft verletzen, wenn nicht sogar töten könnte. Doch dann trat Adrian mit beiden Füßen gleichzeitig nach Gregor und konnte diesen wieder von sich losreißen. "Alles in Ordnung?", erkundigte ich mich bei ihm. Adrian nickte kurz und zeigte mit seinem rechten Daumen nach oben. Doch dann war Gregor schon wieder zu Stelle und brachte den Vampir zu Boden. Nun rangen sie auf der Erde miteinander, rollten sich im Gras. Schließlich gelang es Gregor Adrian brutal in die Schulter zu beißen, wodurch nun auch dieser aufschrie. "Adrian!" Mit seinen Pranken schlug der Löwe wieder und wieder auf Adrian ein und hinterließ üble Kratzwunden in dessen Gesicht. Ich zitterte. Was konnte ich nur tun? Adrian lag da und kämpfte nun nicht nur für Miriam und mich, sondern auch nun um sein Leben! Ich war nur ein einfacher Mensch. Ich konnte nichts tun. Nur zu sehen, wie mein neuer... Freund von einem Löwen malträtiert wurde. "Bitte hört auf...", schluchzte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Warum hörten sie nicht auf. Das war kein richtiger Zweikampf mehr! Nur noch ein Aufeinandertreffen zweier ebenbürtiger Wesen die sich drohten gegenseitig auszulöschen. Ich streckte meine rechte Hand aus. "HÖRT GEFÄLLIGST AUF!!!!!!!" Plötzlich wie durch einen Luftstoß wurde Gregor von Adrian weggeschleudert und stieß gegen einen harten Baumstamm. Er verwandelte sich sofort wieder zurück. Adrian sah mich fassungslos an und war noch bleicher wie sonst. "Scheiße, was war das!?", fragte ich mich selbst. Auf einmal war Gregor wieder normal und sah mich mit großen Augen an. "H-hab ich irgendetwas falsches gesagt?", flüstere ich vorsichtig. "Soso", begann Gregor nachdenklich. "Das war also der berühmte Mondblick, eine Geheimtechnik der Lucarda-Familie." Adrian senkte seinen Kopf und sagte nichts weiter dazu. "Was ist los?" "Sarianna, in dir fließt Vampirjägerblut.", erklärte Gregor mir. "Was?" Ich starrte ihn entsetzt an. "Richtig gehört. Das, was du eben gegen mich eingesetzt hast, war eine Technik, die nur die Lucarda-Familie anwenden konnte!" "Lucarda-Familie, Mondblick, ich schnall überhaupt nichts mehr!", schrie ich. "Was hat das alles mit mir zu tun!?" "Du bist wohl eine Nachfahrin der Lucarda.", murmelte Adrian. "Diese Familie bestand ausschließlich aus Vampirjägern. Sie alle waren sehr talentiert und besaßen für Sterbliche außergewöhnliche Kräfte. Deswegen wurden ihre Mitglieder auch von den Vampiren heiß gejagt und verfolgt." Er wandte sich an Gregor. "Du kennst die Geschichte?" "Aber natürlich.", erwiderte er. "Wir sind schließlich auch sozusagen Fabelwesen. Und die Tragödie des Lucarda-Clans ist unter uns sehr berühmt." "Was war passiert, mit dem Lucarda-Clan?", wollte ich wissen. Gregor seufzte. "Das kann dein Vampirfreund dir am Besten erklären. Die Tatsache, dass du sehr wahrscheinlich eine Nachkommin von ihnen bist, ändert die komplette Situation." "Was soll das denn jetzt?" Plötzlich sank er vor mir auf die Knie. "Das ich euch in einen Hinterhalt gelockt habe, eure Lehrerin angegriffen und euer Vertrauen missbraucht habe, tut mir wahnsinnig Leid. Ich hatte... keine Ahnung." Verwirrt sah ich Adrian an, der nur mit den Schultern zuckte. "Was hat der Butler dir denn angeboten, was war sein Ziel?", wollte der Vampir wissen und verschränkte seine Arme ineinander. Die Wunden an seinem Körper schienen langsam zuzuheilen. Schließlich hatte er nicht lange zuvor noch frisches Blut getrunken. "Er wollte, dass ich dich ausliefere. Damit er an den Stein kommt. Und mit diesem Stein..." "Ich höre", bohrte Adrian weiter. "...wollte er meine Mutter heilen.", beendete Gregor schließlich seine Erklärung. "Was hat sie?", fragte ich ihn vorsichtig. "Leukämie.", antwortete er und senkte beschämt den Kopf. "Sie hat... vielleicht noch Monate." "Oh Gott, das tut mir Leid.", antwortete ich und setzte mich zu ihm auf den Boden. Auch Adrians Miene war nun nicht mehr so misstrauisch. Auch er schien nun Mitleid zu empfinden. "Dieser Dreckskerl. Er hat deine tragische Situation gnadenlos für seine Zwecke missbraucht. Und dich und deine Freundinnen hier in Gefahr gebracht, um sich selbst die Finger nicht schmutzig zu machen..." Gregor sah Adrian fragend an. "Der Kerl hätte dir nie im Leben geholfen, glaub mir. Ich kenne ihn echt gut." Wieder senkte der Gestaltwandler seinen Kopf. "Es ist besser, wenn ich verschwinde. Sag allen, dass es mir leid tut. So furchtbar leid." "Schon okay.", entgegnete ich. "Wer würde in deiner Situation nicht auch um jeden Preis versuchen, seiner todkranken Mutter zu helfen." Ein leichtes Lächeln brachte Gregor schließlich wieder hervor. "Vielen Dank, du bist echt ein liebes Mädchen mit einem guten Herzen." "He, wenn du magst, können wir uns ab und zu treffen.", schlug Adrian ihm vor. "Wirklich? Nach allem, was passiert ist?" "Klar, wofür sind Freunde da?" Der Gestaltwandler schüttelte den Kopf. "Ihr seid verrückt." Plötzlich horschte Adrian auf. "Oh, oh, Sterbliche." "Dann muss ich verschwinden!", erwiderte Gregor und nahm seine beiden Begleiterinnen auf die Schultern. "Ich werde auf euer Angebot zurückkommen. Danke!" Und schon verschwand er wieder im Wald. "Eigentlich ein netter Kerl.", stellte Adrian fest und schmunzelte leicht. "Auch wenn er dich fast erwischt hätte.", seufzte ich besorgt. "Ach, ich hab mich nur zurückgehalten.", behauptete Adrian und grinste mich leicht an. "So, was machen wir jetzt mit der da?" Er zeigte auf die immer noch bewusstlose Miriam "Wir..." Als ich zu sprechen beginnen wollte, traten schließlich die restlichen Mädchen und die mittlerweile eigenermaßen fitte Frau Meier hervor. "Was war nur hier los!?", schimpfte sie aufgebracht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)