Kreiseldiebstahl von Skeru_Seven ================================================================================ ✗✗✗ --- Der Tag versprach schlimm zu werden, schon bevor Takao aus seinem eigentlich immer sehr ausgiebigen Schlaf erwachte, denn ein fieser Alptraum hatte ihm die Freude am Schlummern genommen; Kai hatte ihm unter lautem Gelächter das gesamte Essen im Hotel weggefressen. Nicht einmal ein Krümmelchen Toast war nach diesem hinterhältigen Anschlag für ihn selbst übrig geblieben. Zwar kein erstzunehmendes Problem, das ihn bis in die Wirklichkeit verfolgen dürfte, denn Kai wäre mit Sicherheit auch von einem Salatblatt satt geworden, trotzdem hatte Takao nicht besonders gute Laune, als er sich an diesem Morgen in seinem Bett aufsetzte. Die Sonne schien für seinen Geschmack auch zu aufdringlich durch die Fensterscheibe, irgendein netter Vollpfosten hatte die Vorhänge weggeschoben. Weiterpennen kam also doppelt nicht in Frage. Denen machte es wirklich Spaß, ihn jeden Tag aufs Neue nicht ausschlafen zu lassen. „Takao, beweg dich.“ Rei stand schon angezogen und auf alles vorbereitet auffordernd im Türrahmen, um ihn notfalls zum Frühstück zu tragen, falls er wieder seine übermäßige Tiefschlafphase nicht verlassen wollte. Die sollten sich alle nicht so anstellen, heute hatten sie einen spielfreien Tag, wenigstens da kommen man eine Stufe zurückdrehen und nicht hetzen, als stünde der Weltuntergang bevor. Dementsprechend tat Takao so, als konnte er seinen Teamkameraden nicht hören. Viel Erfolg hatte seine Tarnung leider nicht, Rei kannte ihn inzwischen gut genug, um das zu wissen, sodass es nicht lange dauerte, bis der junge Chinese ihn unter Drohungen den Hotelflur entlangschleifte und ihn dabei leise verfluchte. Eigentlich war Takao nun nach diesem ausgiebigen Essen bereit, sich der harten Realität und Kais ständigem Wunsch nach intensiven Training zu stellen. Es fehlte nur noch seine hoch heilige Kappe, sein Markenzeichen, ohne die er nicht zu lange herumlaufen dürfte – sonst erkannte ihn keiner seiner Fans – und sein Beyblade, das er gestern Abend auf den Nachttisch abgelegt hatte. Und das sich nun klammheimlich in Luft aufgelöst hatte; verdutzt schaute Takao auf das schimmernde Holz, als würde es jeden Augenblick seinen Dragoon wieder ausspucken. Nichts geschah. Das war doch jetzt ein Witz; welcher Scherzkeks hatte ihm seinen Lebensinhalt gestohlen? Sollte er ihn jetzt wie beim Ostereiersuchen aufstöbern? Und vor allem: Wem von seinen vier Kameraden nützte es etwas, wenn sie ihn planlos durch die Gegend rennen ließen, während er großes Drama veranstaltete? Kurzerhand wurde fachmännisch das gesamte Hotelzimmer durchsucht und auf den Kopf gestellt, auch vor den Sachen der anderen machte Takao nicht halt; sogar die Zentimeter hohe Staubschicht unter den Betten wurde zur Seite gefegt. Vielleicht war der Täter nämlich in Wirklichkeit eine bösartige Spinne und ganz heiß auf ein Souvenirs seines Lieblingsbladers. Das Ergebnis waren nur dreckige Klamotten, ein extremer Niesreiz und viel Frustration. „Es ist weg!“, verkündete Takao theatralisch, als sich der Rest seines Teams in ihrem Zimmer versammelte, um ihn abzuholen. „Jemand hat mein Beyblade geklaut!“ „Bist du dir da ganz sicher?“ Kai schien von dieser Behauptung nicht viel zu halten, sein abschätziger Blick sprach wie so oft Bände. „Vielleicht solltest du mal Ordnung halten, dann…“ „Er ist weg, ich hab schon überall gesucht“, unterbrach ihn Takao nicht sehr rücksichtsvoll, aber er brauchte in seinem aufgebrachten Zustand niemanden, der ihm selbst die Schuld für die urplötzliche Abwesenheit von Dragoon zuschob. Vor allem nicht von Kai, dem schon wieder ein imaginäres „Was ein Kindergarten, bitte lasst das ein Alptraum sein“ auf der Stirn geschrieben stand. Die übrigen waren nicht ganz davon überzeugt, dass der Ursprung in seiner Unfähigkeit lag, jedenfalls ließen sich Rei, Max und Kyouju nicht zu solchen seiner Meinung nach überflüssigen Kommentaren hinreißen, sondern verpflichteten sich schließlich sogar, ihm bei der Aufklärung dieses Falls behilflich zu sein. Nur Kai wirkte, als würde er lieber drei Dutzend Zitronen essen anstatt für Takao Detektiv zu spielen; hätten Blicke töten können, wäre Takao nun nur noch ein kleiner Haufen fein gemahlener Knochen, der eindrucksvoll vom nicht vorhandenen Wind verstreut wurde. „Wer kommt denn als Verdächtige in Frage? Dann könnte ich ausrechnen, bei wem die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass er etwas damit zu tun hat“, schlug Kyouju vor, der ganz typisch mit seinem Laptop auf dem Schoß den Boden belagerte und die Tasten bearbeitet, als hinge seine Ehre davon ab. „Keine Ahnung.“ Wenn er das wüsste, hätte er schon deutlich weniger Probleme. „Vielleicht war es einer aus den anderen Teams, die uns damit am Training hindern wollen.“ „Und wie sollen die ungesehen in unsere Zimmer?“ Kai fand Takaos Mutmaßungen von Minute zu Minute dümmer. „Was weiß ich, vielleicht habt ihr die Tür vom Zimmer nicht richtig abgeschlossen…“ Kai seufzte nur genervt, weil er einsah, dass hier auch nur ein Hauch Objektivität nutzlos war und am Ende sowieso nur ihnen die Schuld in die Schuhe geschoben wurde; Takao war immerhin seiner Meinung nach Gott und unfehlbar. „Ich geh trainieren, macht was ihr wollt.“ Damit verschwand er nach draußen und überließ den Rest des Teams sich selbst. Takao konnte es nur recht sein, jetzt kritisierte keine angebliche Stimme der Vernunft mehr sein Handeln. „Also, Leute, ich schlage vor, dass wir uns aufteilen“, entschied Kyouju, der zwar Takao als Kapitän akzeptierte, aber nicht glaubte, dass er gerade mit Durchblick und guten Ideen glänzte. „Weil wir nicht wissen, wer alles hier gewesen sein könnte, kommt jeder in Betracht. Okay, vielleicht nicht Mr. Dickenson, aber alle anderen könnten potentielle Dragoonentführer sein. Also, Max, du kümmerst dich um unsere Gegner, vielleicht reden sie ja über ihre Tat. Aber geh nicht in die Zimmer! Wenn uns jeder erwischt, machen wir noch Schlagzeilen als Einbrecher.“ Max nickte eifrig und jagte schließlich den Gang hinunter, um seinen ersten Einsatz als Beybladeermittler anzutreten. „Rei, du beschattest das Putzpersonal, ob sich davon jemand verdächtig benimmt. Takao, du und ich, wir suchen das Hotel ab, ob du nicht vielleicht ausversehen Dragoon irgendwo liegen gelassen hast.“ „Hab ich nicht“, fing Takao beleidigt zu protestieren an, schloss aber recht schnell wieder den Mund, weil ihm inzwischen auch klar war, dass Gejammer ihnen Dragoon nicht vor die Nase zauberte. „Okay, Leute, dann legen wir mal los.“ Langsam fand Takao zu seiner üblichen Motivation und dem überschwänglichen Optimismus zurück. „Finden wir Dragoon!“ „Und beginnen wir endlich das Training“, fügte Rei noch so leise hinzu, dass nur Kyouju ihn hören konnte. Drei Stunden waren vergangen, kein Papierkorb hatte Takaos Durchsuchungskünste widerstehen können und jeder Gang war von ihm abgegrast worden, doch nirgendwo hatte sich auch nur die Bladespitze von Dragoon gezeigt. Sein Bey war einfach weg. Niedergeschlagen von dieser Erkenntnis zuckelte Takao zurück in ihr Hotelzimmer, wo sich außer ihm noch keiner der anderen aufhielt, und warf sich aufs Bett. Der Tag war von vorne bis hinten bisher eine einzige Katastrophe gewesen; es blieb nur noch die leise Hoffnung, dass einer der anderen etwas Brauchbares herausgefunden hatte und nicht so erfolglos wie er geblieben war. Takao schwor sich, denjenigen, der Dragoon ihm unter der Nase weggestohlen zu haben, falls er ihn jemals finden sollte, kräftig in den Arsch zu treten. Nicht die feinste Lösung, aber hoffentlich effektiv genug, dass er so etwas niemals wieder auch nur in Erwägung zog. Sein Kissen war gestern auch mal weicher gewesen; genervt von allem, was hier schief ging, klopfte er etwas darauf herum und griff schließlich darunter, um den störenden Gegenstand auf den Boden zu pfeffern. Seine Finger trafen auf Plastik; kegelförmiges Plastik. Durch seinen Schrei angelockt standen nur kurze Zeit später alle Mitglieder seines Teams um sein Bett herum; sogar Kai hatte sich dazu herabgelassen, ihm einem Kontrollbesuch abzustatten. „Lass mich raten.“ Seine kühlen Augen fixierten Takao, der immer noch auf seinem Bett saß und begeistert Dragoon in seiner Hand hin und her schwang. „Er war die ganze Zeit hier. Unter deinem Kissen.“ Eine sehr betretene Stille machte sich im Raum breit, während sich Kyouju, Max und Rei abwechselnd gegenseitig anblicken und dann ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Takao richteten. „Hey, guckt nicht so, ich hab ihn wieder“, strahlte er unbeeindruckt von der Hektik, die er unnötigerweise unter seinen Freunden verbreitet hatte. „Jetzt können wir trainieren!“ Den restlichen Tag wurde Takao mit gnadenlosem Schweigen ignoriert, was er sich wirklich nicht erklären konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)