Zwischen Alltagschaos und Liebesleben von ZerosWolf (Tausend Ideen in einer FanFiction) ================================================================================ Kapitel 33: Stürmisch --------------------- Natsu öffnete die Tür. Eine weiße Wolke wehte herein und hüllte ihn fast vollständig ein. Klasse, Schneesturm. Jetzt hatte er keine Möglichkeit, diesem Haus zu entfliehen. Nie hätte er erwartet, dass er sich in seinem eigenen Zuhause unwohl fühlen würde. Wieder hörte er sie fauchen und schlug die Tür zu, wie sie es wünschte. Am liebsten hätte er sie offen gelassen, nur um sie zu ärgern. Nein, nicht zum Ärgern, um ihr zu zeigen, dass er nicht ihr Diener war. Aber dann sah er Lucy an, wie sie sich mit ihrem dicken Bauch quälte und sein Zorn verrauchte. Sie hatte es nicht leicht, aber deswegen musste sie es ihm nicht schwer machen. „Was für ein Wetter“, stellte sie fest, während sie durchs Wohnzimmer watschelte und die Vorhänge aufzog. „Hm“, machte Natsu nur zustimmend. Wenn es eine Sache gab, die er wirklich hasste, dann war es schlechtes Wetter. Er konnte es nicht ausstehen, im Haus gefangen zu sein, nicht raus und damit nicht arbeiten oder trainieren zu können. „Ein Tag zum im Bett bleiben“, gähnte Happy und rollte sich am glühenden Kamin zusammen. Eine Neuerung in Natsus Haus, da Lucy schnell kalt wurde. Er nahm einen Holzscheit vom Stapel und warf ihn in die Glut. Es stieb Funken, die bis weit in den Raum flogen. „Pass doch auf!“, rief Lucy erschrocken. Natsu rollte mit den Augen. Er hätte nichts gegen einen kleinen Brand gegen die Langeweile und seinen Flammenhunger. Wenn er vom Kaminfeuer naschte, wurde Lucy böse, wenn er sein Essen in Brand steckte, war sie beleidigt. Sie begriff einfach nicht, wie lecker das war! Lucy stöhnte angestrengt, nachdem sie den letzten Vorhang geöffnet hatte und bewegte sich schwerfällig zu ihrem Stammplatz auf dem Sofa. Erschöpft ließ sie sich in die Polster sinken und legte ihre Hände auf ihren dicken Bauch. Natsu seufzte leise und entschied sich, das Beste aus dem Tag zu machen. Vielleicht gelang es ihnen, ihre Differenzen zu klären, wenn sie den Tag in Ruhe miteinander verbrachten. Natsus letzter fauler Tag lag schon viel zu lange zurück. Vielleicht – aber nur vielleicht – hatte er Lucy in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Er setzte sich hinter seine Frau auf das Sofa und legte seine Arme um sie. Ohne nachzudenken lehnte Lucy sich an und schloss entspannt die Augen. Natsu spürte irgendwie, dass sie die gemeinsamen Stunden ebenso vermisste wie er. Aus gewohnter Neugierde legte er seine Hände auf ihren Bauch. Er spürte die Bewegungen der Babys unter seinen Händen. Seine Kinder, auf die er noch zwei bis drei Wochen warten musste. „Sie sind sehr unruhig heute“, sagte Lucy leise und streichelte ihren Bauch, als wolle sie die Kinder beruhigen. „Sie bereiten mir schon den ganzen Morgen und die halbe Nacht über Bauchschmerzen.“ „Sie wollen raus“, meinte Natsu. „Ist sicher eng dadrinnen.“ „Bald“, lächelte Lucy. „Nicht mehr lange, bis wir Nuka und Layla in den Armen halten können.“ „Luna“, korrigierte Natsu sie. Er war des Themas überdrüssig, aber er hatte auf gar keinen Fall vor, nachzugeben. „Nein, Layla“, widersprach Lucy und lehnte sich vor, um ihm stur in die Augen sehen zu können. „Ich möchte aber eine Tochter namens Luna!“, stellte Natsu klar. „Dann nennen wir unsere zweite Tochter so!“, behauptete Lucy ernst. „Und wenn wir keine weitere bekommen?“, gab Natsu zu bedenken. „Deswegen möchte ich sie ja nach meiner Mutter benennen!“, argumentierte Lucy hitzig. „Und deswegen will ich sie Luna nennen!“, trotzte Natsu. Lucy stand ruckartig auf. „Warum verstehst du nicht, wie wichtig mir das ist?“ Na toll, nun heulte sie auch noch. Trotzdem fühlte Natsu sich nicht bereit, klein bei zu geben. „Mir ist es auch wichtig!“, behauptete Natsu. Er war stolz darauf, dass ihm dieser tolle Komboname eingefallen war! Luna klang nach einer starken und geheimnisvollen Magierin. So sah er sein Mädchen vor sich. Unter einer Layla konnte er sich nichts vorstellen. „Deine Gründe sind Schwachsinn!“, fuhr Lucy ihn an. „Ach, deine sind besser?“, schnaubte Natsu und stand nun ebenfalls auf. „Es wird dir deine tote Mutter nicht zurückbringen, wenn du deine Tochter nach ihr benennst!“ „Das weiß ich doch!“, rief Lucy verzweifelt. Natsu setzte an, seinen Standpunkt noch stärker klar zu machen, doch plötzlich krümmte Lucy sich und hielt sich den Bauch dabei. In einem Sekundenbruchteil verrauchte Natsus Wut und er war bei ihr. „Hey, was ist los?“, fragte er besorgt und versuchte, ihr ins Gesicht zu blicken. „Ich... Ich glaube...“, stammelte Lucy und Natsu nickte ungeduldig bei jeder Silbe. Plötzlich riss sie den Kopf hoch und sah ihn bleich mit großen Augen an. „Es geht los.“ Ihr Stimme war ein heiseres, verängstigtes Flüstern. „Was geht los?“, fragte Natsu irritiert. Genervt stellte er fest, dass seine Füße nass wurden. Es sah zum Boden und sah eine Flüssigkeit an Lucys Beinen entlang laufen. Hatte sie etwa gerade auf den Boden gepinkelt? Aber es roch gar nicht nach Urin. Natsu schreckte auf, sah Lucy an und fühlte sich ebenso panisch wie sie aussah. „Was ist?“, fragte Happy schläfrig vom Kamin. „Werden die Kinder geboren?“ Der Kater hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Natsus Gedanken rasten. Was sollten sie jetzt tun? Einen Arzt rufen! Er rannte zur Haustür, doch als er sie öffnete wehte ihm nur eine noch dichtere Schneewolke antgegen, als nur Minuten zuvor. Eilig verschloss er die Tür wieder und sah zu Lucy, die sich an die Wand lehnte. Sie musste liegen, ins Bett! Natsu hastete an ihr vorbei zum Schlafzimmer. Der Raum war noch ein bisschen warm von der Nacht, aber zu kalt für seine Lucy! Er griff sich die letzten Holzscheite, stapelte sie im Kamin und fachte sie mit seiner Magie an. Lange würde das Holz aber nicht vorhalten. Keine Zeit zu verlieren! „Happy, bring Holz ins Schlafzimmer!“, brüllte er seinem Partner zu, während er Lucy zum Bett führte. Dankbar legte sie sich hin. Natsu musste einen Augenblick überlegen. Was kam als nächstes? Hätte er doch im Vorbereitungskurs besser aufgepasst! Er hatte nicht glauben wollen, dass seine Kinder als Hausgeburt zur Welt kommen könnten. Und wenn doch wäre seine Mutter anwesend gewesen, um sich um alles zu kümmern, aber bei dem Schneesturm kam sie bestimmt nicht. Denk nach!, befahl er sich selbst. Irgendwas mit Handtüchern fiel ihm wieder ein. Genau, saubere Handtücher, ein paar mehr davon. Dann noch Wasser! Warmes Wasser, nicht zu heiß. Also für ihn noch kühl. Gut, dass er selbst für die Temperierung sorgen konnte. Der Waschkübel ließ sich hervorragend dafür verwenden. Natsu schwitzte und sein Herz pochte aufgeregt. Lucy sah inzwischen aus, als würde sie Schmerzen erleiden wie nie zuvor. Happy hatte der Anblick aus den Pfoten gehauen und Natsu fühlte sich selbst sehr unwohl, aber er musste stark bleiben, auch wenn ihm schwindelig wurde. Was dauerte da nur so lange? Warum musste seine Liebste so sehr leiden, um seinen Kindern das Leben zu schenken? War das normal? Natsu schossen die wildesten Befürchtungen in den Kopf. Lucy hatte inzwischen angefangen zu schreien und wüste Beschimpfungen von sich zu geben, doch davor war er gewarnt worden. Seine Mutter hatte gemeint, dass eine Frau in den Wehen nicht bei Sinnen seie und nicht selten den Frust über den Schmerz an ihrem Partner ausließe. Bisher verlief nach seinem Wissen alles normal, aber es dauerte in seinen Augen zu lang! Und dann erblickte Natsu seinen Silberstreif am Horizont: ein kleiner Kopf, der sich durch den Geburtskanal zwängte. „Alles gut“, versicherte Natsu mehr sich selbst, als Lucy. „Das Erste ist gleich da!“ Natsu kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er vorsichtig nach seinem Kind greifen und es hinausziehen konnte. Nach dem Kopf flutschte der Rest einfach hinterher. Mit einem lauten Schrei verkündete Nuka, dass er das Licht der Welt erblickt hatte – was ihm sichtlich nicht gefiel. Gerührt betrachtete Natsu das Kind, seinen Sohn. Er war so winzig! „Er ist da, Lucy!“, rief Natsu aufgeregt seiner Frau zu, die scheinbar einen kurzen Moment zum Luftholen hatte. Natsu wollte ihren Sohn präsentieren, aber die Nabelschnur hinderte ihn. Kurz entschlossen brannte er sie durch und verbrannte sie so, dass sie verschlossen war. Unkonvetionell, aber es funktionierte. Müde lächelnd betrachtete die Mutter ihr Kind. „Ihm wird kalt“, brachte Lucy heraus, bevor sie eine neue Welle aus Wehen überkam. Natsu riss sich zusammen, es war noch nicht vorbei. Er hatte nur wenig Zeit, Nuka zu waschen und warm in eine weiche Decke einzuwickeln. Jeden Augenblick konnte seine Schwester ihm folgen. Natsu schwitzte vor Aufregung, als er seinen eingepackten schlafenden Sohn vorsichtig neben seine Mutter auf das große Ehebett legte. Dorthin, wo eigentlich sein Platz war. Er würde heute noch das Kinderbett aufbauen müssen. Lucy schrie auf und zog Natsus Aufmerksamkeit wieder auf sich. Es ging weiter. „Durchhalten, gleich hast du es geschafft!“, ermutigte er sie und hielt nach seiner Tochter ausschau. Ungeduldig spürte er sein Herz pochen. Es dauerte alles viel zu lange. Nuka wurde unruhig. Sicher hatte er Hunger, aber Lucy war in keiner Verfassung, ihn jetzt zu stillen. Sie musste noch ein zweites Meisterwerk vollbringen! Erleichtert atmete Natsu aus, als er das Köpfchen erblickte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. „Gleich, gleich“, sagte er wie ein Mantra vor sich her. Nur ein Stückchen und Natsu konnte sie greifen, ein Moment später und sie lag in seinen großen Händen. Etwas stimmte nicht, dass merkte Natsu sofort. Sein Mädchen sah seltsam blau aus und rührte sich nicht. Sie atmete nichteinmal. Nein! Das durfte nicht wahr sein! „Nicht, Süße, tu mir das nicht an!“, flehte Natsu und rieb den schlaffen Körper. Instinktiv massierte er ihre Brust. Er wusste sonst nicht, was er tun sollte. Er wollte schon aufgeben, aber er glaubte, ein Zucken zwischen seinen Fingern gespürt zu haben. War es echt oder nur eine Illusion seines Herzenswunsches? Nein! Nein, es war echt! Er spürt, wie das Mädchen sich rührte, langsam ihre kleinen Ärmchen und Beinchen bewegte und zu Atmen begann. Mit einem Schrei, der denen ihrer Mutter in Rage Konkurrenz machte, verkündete sie, dass sie leben wollte. Natsu konnte es nicht verhindern, seine Knie gaben unter ihm nach. Das Gewicht dieses neuen Lebens in seinen Händen war viel zu überwältigend. Er konnte ein seltsam erleichtertes Lachen nicht zurückhalten. „Erschreck deinen Papa nicht so, Layla“, seufzte er und zog seine Tochter vorsichtig eng an sich. Er sah zu Lucy, die ihn mit einem seligen Lächeln beobachtete, vollkommen erschöpft von den Meisterleistungen, die sie vollbrachte. „Gib sie mir“, bat sie leise, heiser vom Schreien. „Beide.“ „Augenblick“, meinte Natsu und zwang sich, aufzustehen. Erst musste er Layla abnabeln und waschen. Nuka hingegen legte er vorher noch vorsichtig in die Arme seiner Mutter, die ihn mit einem liebevollen Ausdruck betrachtete und seinem Verlangen nach Nahrung nachgab. „Das fühlt sich merkwürdig an“, bemerkte sie lächelnd, während sie ihrem Sohn beim Trinken zusah. „Du wirst dich dran gewöhnen“, grinste Natsu und packte sein Mädchen warm ein, so vorsichtig, als bestünde sie aus Glas. Er wollte sie nicht aus den Augen lassen, aus Angst ihr kleines Herz könnte doch noch aufhören zu schlagen. Nur widerwillig reichte er sie an Lucy weiter, die ihn bereits erwartungsvoll ansah. Kaum lag das Mädchen in ihrem Arm zuckte Lucy ein weiteres Mal krampfhaft zusammen. Irritiert schreckte Natsu zurück. Es waren doch nur zwei Kinder gewesen, richtig? Nur zwei! „Die Nachgeburt“, meinte Lucy und sah Natsu amüsiert an. „Alles, was mein Körper nicht mehr braucht um die Kinder zu versorgen.“ „Wusste ich“, murrte Natsu. „Du hast nur nicht mehr dran gedacht“, grinste Lucy. Natsu sagte nichts mehr, hatte sie doch vollkommen recht. Er beseitigte den blutig roten Glibberhaufen und deckte Lucy vollständig zu. Das Feuer war in Vergessenheit geraten und glühte nur noch ein wenig, Happy im Tiefschlaf daneben. Natsu legte ein Brikett auf die Glut, damit er sich so schnell nicht wieder drum bemühen musste. Dann wandte er sich wieder Lucy zu, seine starke Frau, die mit seinen gestillten, schlafenden Kindern auf dem Bett lag und selbst jeden Moment wegzudämmern drohte. Langsam und vorsichtig legte Natsu sich neben sie und nahm ihr die Kinder ab. „Das hast du großartig gemacht“, flüsterte er dankbar und küsste Lucy liebevoller denn je. Lucy lächelte glücklich. „Jetzt sind sie da, Nuka und...“ „Layla“, vervollständigte Natsu, bevor sie irgendetwas anderes sagen konnte. „Sie kommt mehr nach dir.“ „Meinst du das?“, lachte Lucy müde, aber Natsu sah ihr an, dass sie verstand was er meinte. Sie seufzte glücklich. „Dir ist klar, dass nun der schwerste Teil kommt?“ „Jep“, grinste Natsu, „aber zusammen schaffen wir das. Und jetzt schlaf, du hast es dir verdient.“ Er brauchte dieses nicht zu wiederholen. Lucys Augen fielen zu und in Sekunden war sie eingeschlafen. Natsu fühlte sich ebenfals müde, aber er wollte nicht schlafen, noch nicht. Er wollte seine kleine Familie noch ein klein wenig länger betrachten. Nur ein einziges Mal sah er auf, als unerwartet die Schlafzimmertür aufging. Narcy trat ins dunkle Zimmer und sah verwundert zu der Gruppe auf dem Bett. Langsam trat sie näher, betrachtete ihre neugeborenen Enkelkinder in dem Licht, dass der frischgebackene Vater ihr durch seine Magier zugestand und sah dann zu Natsu. „Da habe ich wohl etwas verpasst“, flüsterte sie. Natsu nickte müde. Seine Mutter lächelte mild. „Ich lasse euch schlafen.“ Sie sammelte die letzten Spuren der Geburtsprozedur ein und nahm sie mit hinaus. Mit einem letzten, stolzen Blick auf die Junge Familie verschloss sie die Tür hinter sich. Natsu ließ den Kopf ins Kissen sinken. Von jetzt an war er Ehemann und Vater, ganz klassisch. Das Schönste, das er sich je zu erträumen gewagt hatte, war wahr geworden. Sein perfektes kleines Leben konnte beginnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)