Zwischen Alltagschaos und Liebesleben von ZerosWolf (Tausend Ideen in einer FanFiction) ================================================================================ Kapitel 22: Am Strand --------------------- Eine angenehme Briese Seewind kitzelte Lucy an der Nase, während sie im Schatten eines großen Sonnenschirms saß und ein Buch las, während Natsu sich mit Happy im Meer vergnügte. Hier, im Süden Fiores, war es trotz Herbst noch immer angenehm warm und die junge Familie hatte sich zu einem kleinen Ausflug ans Meer entschlossen. Seit dem Vorfall in Iceberg vor einem Monat durfte Lucy nicht mehr alleine aus dem Haus. Stetig befand sich eine Wache an ihrer Seite, besonders wenn Natsu arbeiten ging. Diese Tage verbrachte sie in der Gilde, schwatzte mit den Anwesenden oder setzte sich ruhig in eine Ecke und schrieb Romane unter Miras Aufsicht. Die werdende Mutter hatte eingesehen, dass sie ein zu starker Magnet für gefährliche Situationen war und fügte sich ohne zu klagen. Immerhin hatte sie keinerlei Schmerzen mehr und die letzte Untersuchung im Krankenhaus hatte tatsächlich ergeben, dass die Fremdkörper ihr Gewebe nicht mehr angriffen, sondern inaktiv durch ihren Kreislauf trieben. Ihre Schwangerschaft verlief vollkommen normal seit sie jeden Morgen etwas von Narcys Gebräu trank. Wenigstens lohnte es sich, das ekelige Zeugs hinunterzuwürgen. „Hey, Lucy!“, rief Natsu und winkte ihr aus der Brandung zu. Lucy lächelte und legte ihr Buch beiseite. „Komme!“, antwortete sie und eilte zu ihm. Das hier war schließlich ein Familienausflug. Lucy hatte ihrem inzwischen amtlichen Ehemann Gelegenheit gegeben seine überschüssige Energie loszuwerden, bevor sie es wagte, sich in die Wasserspiele einzubringen. Sie wusste nur zu gut, wie schief das gehen konnte. Ihr Plan ging auf und sie konnte das ausgelassene Toben richtig genießen. Diese Normalität war einfach wunderbar! Sie endete damit, dass eine Welle Lucy im tiefen Wassen erfasste und sie gegen eine andere Person spülte. „Verzeihung!“, sagte sie schnell, noch bevor sie die Person erkannte: Blue Pegasus' Eve. „Ach, das macht doch nichts“, lächelte er freundlich und nahm Lucys Hand. „Es hat zu einem langersehnten Wiedersehen geführt.“ Lucy wurde unwillkürlich rot. Obwohl Eve physisch älter als sie war, konnte sie ihn einfach nur als süßen Jungen bezeichnen. Es gab viele Frauen, die diesem Typ Mann verfielen. In diesem Augenblick wurde sie zurückgezogen. Sie hatte sich einen eifersüchtigen Typ Mann geangelt, der sich provokativ zwischen Lucy und Eve stellte. „Hände weg von meiner Frau“, zischte Natsu und funkelte Eve gefährlich an. Eve schaltete schnell. „Oh, ich wusste nicht, dass ihr jetzt zusammen seid“, verteidigte er sich. „Es war nie meine Absicht mich zwischen euch zu drängen.“ „Nicht 'zusammen', verheiratet“, korrigierte Happy von der Seitenlinie. Mit einem entsetzten „Men!“ hatte Ichiya seinen Auftritt. Wo einer seiner Jünger war, konnte dieser komische Typ nicht weit sein. „Zwei Herzen haben sich in einem Parfum vereint! So eine wundervolle Nachricht!“ Auch wenn er sich sichtlich über das Ereignis freute, Lucy hatte einfach Schwierigkeiten mit seinem extremen Charakter klarzukommen. „Eve, das ist auch ein Weg zum Glück! Nimm dir ein Beispiel an Ren und ihnen! Men!“ „Jawohl, Meister!“, rief Eve beeindruckt. „Warum bist du dann nicht verheiratet?“, fragte Happy grinsend. Die Antwort lag klar auf der Hand, zumindest für die Außenstehenden: Keine Frau der Welt würde einem Freak wie ihm verfallen. „Ich würde die vielen gebrochenen Herzen meiner Verehrerinnen nicht ertragen. Men!“, klagte Ichiya. „Ihr denkt immer an alle, Meister! Wie wundervoll!“, bewunderte ihn Eve. Was für eine verdrehte kleine Welt, die ihre Bekannten sich da aufgebaut hatten. „Wollen wir gehen?“, fragte Natsu leise. Lucy nickte zustimmend. Diese Begegnung der abgehobenen Art hatte ihr den Spaß verdorben. Unbemerkt traten sie den Rückweg aus dem Wasser an und zogen sich an den Strand zurück. Lucy trocknete sich gerade die Haare, als sie eine weitere bekannte Stimme vernahm. „Frau Lucy!“, rief Saber Tooths Yukino mit einer Mischung aus Freude, Überraschung und Schock. Als Lucy sich zu ihrer Bekannten drehte, entdeckte sie auch die Zwillingsdrachen Sting und Rogue. Alle drei Magier starrten mit offenen Mündern ihren inzwischen schon stark hervortretenden Schwangerschaftsbauch an. Lucy könnte damit leben, wenn er nicht mehr wuchs, aber es lagen noch ein paar Monate vor ihr, in dem gleich zwei Kinder unter ihrem Herzen wuchsen. „Wie ist denn das passiert?“, rutschte es Sting raus. Natsu umarmte Lucy von hinten, an seinem rechten Ringfinger glänzte der neue goldene Ehering in der Sonne. „Aus Liebe“, grinste er breit und Lucys Herz pochte freudig. Sie würde sich sicher nie daran gewöhnen, Komplimente und liebe Worte aus seinem Mund zu hören, besonders, da diese sich auf ein Minimum beschränkten. Er konnte seine Gefühle einfach nicht richtig ausdrücken, aber das machte nichts. Lucy hatte inzwischen gelernt, sein Verhalten zu lesen und richtig zu deuten, auch wenn er es ihr manchmal wirklich schwer machte. „Ja“, stimmte sie leise zu. „Ungeplant, aber aus Liebe.“ „Fro denkt auch so!“, unterstützte sie Rogues Partner Exceed. Lucy wagte zu bezweifeln, dass dieser überhaupt verstand worum es ging, aber sie fand es süß. Sie fragte sich allerdings immer wieder, ob es sich bei Frosch um einen Kater oder eine Katze handelte. Ein Rätsel, das sie vielleicht nie beantwortet bekam. „Er meinte, wie ihr es seit unserem letzten Treffen soweit gebracht habt“, erklärte Rogue seinen Partner. „Das... ist eine lange Geschichte“, wehrte Lucy ab. Wenn sie sie erzählte, müsste sie preisgeben, dass sie sich nicht an den Anfang erinnerte. „Wir hatten ein bisschen Nachhilfe, das ist alles.“ „Magische Nachhilfe“, grinste Happy. „Happy!“, ging Lucy den Kater mahnend an, der lachend vor ihr weg lief. „Ganz ruhig!“, lachte Natsu und tätschelte Lucy auf den Kopf. Beleidigt blies Lucy ihre Wangen auf, aber Natsus lachendes Gesicht besänftigte sie wieder. „I-ich bin überrascht“, stammelte Yukino, „aber ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute!“ „Ah, danke“, lachte Lucy verlegen. „Es ist schon ziemlich gemein von euch, sowas hinter unserem Rücken abzuziehen. Ich dachte, wir wären Freunde!“, beklagte sich Sting. „Wenigstens zur Hochzeit hättet ihr uns einladen können.“ „Lucy wollte unbedingt noch vor der Geburt heiraten“, schob Natsu die Schuld an seine Frau weiter. „Wir sind bisher nur amtlich verheiratet“, erinnerte Lucy ihn. „Nächstes Jahr, wenn die Zwillinge geboren sind, heiraten wir kirchlich und dann feiern wir auch mit allen unseren Freunden zusammen und...“ „Hast du gerade Zwillinge gesagt?“, unterbrach Sting sie. „Das ihr immer alles übertreiben müsst“, meinte Rogue. „Fro denkt auch so“, stimmte Frosch zu. „Nicht ihr auch noch.“, heulte Lucy geknickt. Das hatte sie bisher von jedem Bekannten gehört, inklusive Polyuchka, als sie die Heilerin nach einer Lösung des Enzymproblems gefragt hatten. Verlegen lachte sie mit ihren Freunden mit und Natsu lachte am lautesten, der es wahrscheinlich als Kompliment aufgefasst hatte. Die Gruppe wurde je unterbrochen, als die Erde zu beben begann. „Ein Erdbeben?“, wunderte Lucy sich. Für gewöhnlich gab es in diesem Teil der Welt nur sehr geringe seismische Aktivitäten, die der Mensch so gut wie nie spürte. „Das Meer!“, rief Happy, der sich gegen das Wackeln in die Luft erhoben hatte. Lucy folgte seinem Pfotenzeig und sah, was der Kater meinte. Von einem Punkt vielleicht einhundert Meter vom Ufer aus schlug das Meer kreisrunde Wellen, die immer größer wurden und als riesige Fluten an den Strand gespült wurden. Eine besonders große Welle brach bis hin zur Kaimauer, riss Lucy von den Füßen und zog sie mit sich zurück ins Meer. Sie versuchte noch, Natsus ausgestreckte Hand zu erreichen, doch sie verfehlte ihr Ziel knapp und konnte sich nicht gegen die Strömung wehren. Das ungnädige Wasser wirbelte die junge Frau ein wenig herum, bis sie unverhofft von etwas sanft um die Taille gepackt und über die Wasseroberfläche bugsiert wurde, wobei es sie unter dem Po stütze, sodass sie saß. Immer höher ging die Fahrt, bis sie eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt Hargeon hatte. Am Strand erkannte sie Natsu, der bereits angriffslustig brannte. Lucy wagte einen Blick auf das, was sie gerade trug. Sie saß in einer Art Klaue, die aber als Tentakel und nicht als Bein oder Arm mit dem Hauptkörper verbunden wurde. Auch besaß dieses Wasserlebewesen wider Erwarten keine Schuppen, sondern ein dichtes Fell von dem das Meerwasser abperlte. Der Körper war... rund. Eine perfekte Kugel, ohne jegliche Anzeichen für Augen oder andere Sinnesorgane. Lucy stellte schon in ihrem Kopf endlose Theorien über die Lebensweise dieses Wesens auf, als die Kugel sich plötzlich in viele einzelne Streifen aufspaltete, die sich in Richtung offener Ozean umbogen. Jetzt sah das Wesen aus wie ein Goldfisch mit Hahnenschwanz und beklauten Tintenfischtentakeln, der vom Maul bis zu letztenr Kralle mit Fell überzogen war. Lucy war nicht die Einzige, die es in seinen etwa zwanzig Tentakeln, von denen es vier dickere als Standbeine nutzte, aus dem Wasser gerettet hatte. Einige sahen sich nur verwirrt um, andere musterten wie Lucy das Wesen und zwei Frauen hatte die Panik gepackt und sie wehrten sich heftig gegen den Griff. Letztere Reaktion hätte Lucy wohl normalerweise auch an den Tag gelegt, doch irgendwie fühlte sie sich gerade innerlich ruhig und entspannt und vollkommen klar im Kopf. Machte das auch die Schwangerschaft? Die konnte jedoch nicht dieses Gefühl der Sicherheit geben, dass sie soeben spürte, so vorsichtig wie das Wesen sie festhielt. Lucy war sich sicher, hierbei handelte es sich nicht um einen Feind, nichts, das den Menschen Schaden zufügen wollte. Vielleicht hatte sich das Wesen einfach nur verirrt? So wie diese armen Wale, die man ab und zu angespült am Strand fand. Das Wesen tat nichts mehr. Es stand einfach nur im Wasser, hielt die gefangenen Menschen über der Wasseroberfläche und starrte aus seinen Glubschaugen vermutlich das Ufer an. Am Strand hingegen ging es heiß her, im wahrsten Sinne des Wortes. Natsu stand in lodernden Flammen und Lucy war kurz davor ihm zuzurufen, dass alles okay sei und er nicht angreifen solle, doch ein Fremder hatte sich bereits zwischen ihn und das Wesen gestellt. Lucy befand sich zu weit entfernt um viel zu erkennen, geschweige denn etwas hören zu können. Ungläubig sah Lucy zu, wie Natsu sich beruhigte und dem Mann scheinbar zuhörte. Sie musste phantasieren, Natsu hörte nie zu. Nun wandte sich der Fremde von dem Dragonslayer und seinen Bekannten ab und trat ein Stück in die Brandung. Er rief in einer merkwürdigen Sprache, die wie ein sinnloser Singsang klang, dem Wesen, das Lucy trug, etwas zu. Man konnte meinen, dass es sich um den Versuch handelte, vernünftig mit diesem Wesen zu reden. Ein sinnloser Versuch, fand Lucy. Das Wesen bewegte sich keinen Millimeter mehr. Wie eine Statue. Irgendwo in der Ferne glaubte Lucy einen Pfiff zu hören, den der Seewind an ihr Ohr trug. Nun kam das Wesen wieder in Bewegung, ließ langsam seine Tentakeln herabsinken und setzte die Gefangenen im knietiefen Wasser ab. Fasziniert sah Lucy ihm dabei zu, wie es seine Hülle wieder schloss und langsam untertauchte, bis nichts mehr von ihm zu sehen war. „Was war denn das für eine Aktion?“, murmelte Lucy verwundert. Auftauchen, Kollateralschäden vermeiden, Aufmerksamkeit auf sich ziehen und wieder verschwinden, dass klang fast nach einem Ablenkungsmanöver. Jedoch, wofür? „Lucy!“ Natsus Ruf holte Lucy aus ihren Gedanken. Ihr Mann zog sie beschützend in seine Arme. „Es ist alles in Ordnung“, versicherte sie ihm und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. „Es wollte mir nichts tun.“ „Das richtig.“ Der Fremde, der Natsu zur Ruhe gebracht hatte, war diesem gefolgt. „Tarakk sanfte Wesen. Tarakk heilige Wesen.“ Lucy hörte gar nicht richtig hin, was dieser Mann in gebrochenem Fiorisch sagte. Seine beeindruckende Gestalt schüchterte sie ein bisschen ein. Ein Hüne von über zwei Metern mit einer dunkelbraunen Hautfarbe, die ihn als Bewohner des mittleren südlichen Kontinents kennzeichnete. Medizinische Bücher behaupteten, dass die Haut seines Volkes besser mit der starken Sonneneinstrahlung klar kam, als sie mit ihrer hellen Hautfarbe. Lucy brauchte die Sommersonne nur schief angucken, dann bekam sie schon Sonnenbrand, solange sie keinen Sonnenschutz aufgetragen hatte. „Ich Nuka.“ Der Fremde wechselte unerwartet von seinen Ausführungen über die Tarakk zu einer Vorstellung. „Welterkunder der Bok'wa. Nuka in meiner Sprache 'Wahre Stärke'.“ Er legte die rechte Hand flach auf sein Herz und verbeugte sich ein Stück.“ „Aha“, entfuhr es Lucy desinteressiert, doch dann fielen ihr ihre Manieren wieder ein. „Ich bin Lucy, Magierin von Fairy Tail und Natsus Frau. Ich weiß nicht, was mein Name bedeutet.“ Zu ihrer Überraschung lachte Nuka auf. „Nordmenschen einfach geben Namen die klingen gut. Südmenschen geben Namen mit Ziel, das Kind wird.“ „Ach?“, meinte Natsu und ein nachdenklicher Ausdruck zeichnete sich in seinen Augen ab. „Name Tarakk heißen sanfte Seele. Tarakk beschützen Südkontinent, darum Tarakk heilig. Tarakk erkennen Schiffe mit bösen Menschen und zerstören. Wer von Tarakk angegriffen, der böse“, erklärte Nuka. „Tarakk nicht böse, Tarakk nur verwirrt. Habe Weg nach Hause gesagt. Tarakk wird heimkommen.“ „Verstehe“, sagte Lucy, auch wenn sie im Stillen nicht sicher war, wie viel davon stimmte. Das Tarakk sah nicht sonderlich intelligent aus, auch wenn der Schein trügen konnte. Eine Schiffsglocke ertönte in der Ferne, die Nuka aufhorchen ließ. „Muss gehen“, sagte er. „Auch nach Hause. Lebt wohl.“ Der Hüne eilte davon zu dem an den Badestrand angrenzenden Hafen. Lucy winkte ihm ein wenig motivationslos nach. „Was für ein schräger Vogel“, bemerkte Natsu „Jap“, stimmte Happy ihm zu und auch Lucy nickte. „Aber Lucys Magnetismus für Gefahren ist noch viel schräger.“ „Ich war nie in Gefahr“, widersprach Lucy. „Das Tarakk hat mich ganz vorsichtig gehalten, sogar so, dass ich saß. In dem Punkt hatte er recht: Böse war es wirklich nicht. Aber ich glaube, dass sein Auftauchen einen Zweck hatte. Möglicherweise eine Ablenkungsmanöver.“ Natsu sah sie mit skeptisch hochgezogener Braue an. Lucy musste ihn auf jeden Fall davon überzeugen, dass die Sicherheitsmaßnahmen derzeit ausreichten. Die nächste Stufe wäre, sie in ihrer Wohnung anzuketten und darauf hatte Lucy gar keine Lust. In diesem Moment sprang jemand Natsu von hinten an. „Hi!“, rief Narya mit einem breiten Grinsen und klammerte sich an Natsus Rücken, der noch um sein Gleichgewicht kämpfte. „Wird das jetzt ein Running-Gag?“, beschwerte er sich, nachdem er festen Stand hatte, auch wenn er Narya instinktiv stützte. „Is halt bequem!“, grinste Narya. „Aber wennde nich willst.“ Sie klang sehr beleidigt. Natsu seufzte und schubste sie ein Stückchen seinen Rücken hoch, woraufhin sie triumphierend grinste. „Lucy, das musste auch mal probieren!“, schlug sie ihrer Schwägerin vor. „Ich meine, wenn die beiden da sind. Mit der Kugel von Bauch wirds sperrig.“ Das brauchte sie Lucy nicht extra sagen. Der Schwangerschaftsbauch war jetzt schon bei fast jeder Bewegung im Weg. Wie würde es dann erst kurz vor der Geburt werden? „Hat sie schon“, murrte Natsu. „Sie war besoffen und stank zum Himmel.“ „Und doch konnteste es ihr nicht abschlagen“, neckte Narya, woraufhin Natsu einfach losließ und seine Schwester in die sanfte Brandung fallen ließ, die ihren Kopf sogleich überspülte und mit einem Stück Seetang bedeckte, das Naryas Haar wie ein hässlicher Hut krönte. Lucy konnte nicht anders als laut lachen. Sie hatte so viel zu lachen, wenn die Geschwister beisammen waren. Die zwei konnten als Komödiantenduo auftreten. „Was machst du überhaupt hier?“, wollte Natsu ungnädig wissen. „Arbeiten“, antwortete Narya schlicht und blieb entspannt im Wasser sitzen und ließ sich von den Wellen umspülen. Wenigstens trug sie einen Bikini und nicht ihre Alltagskleidung. „Oder eher, ich habe gearbeitet. Ich hoffe, Torda hat dich gut behandelt. Mutter wird sonst böse mit ihm.“ „Also tatsächlich ein Ablenkungsmanöver“, stellte Lucy für sich selbst leise fest, bevor sie auf die Frage antwortete: „Er hat mich sogar in einer sitzenden Position gehalten und niemand ist, soweit ich das sehen kann, ernsthaft zu Schaden gekommen.“ „Mir egal, was mitten andren is“, entgegnete Narya. „Du bist 'n Teil unsrer Familie, ob de andren sich was brechen is doch wurscht.“ Sie stand auf, bevor sie eine weitere große Welle überspülte und zog sich endlich den Seetang vom Kopf. „Torda ist scheinbar nicht ganz so hohl wie er aussieht. Das gibt nachher ne Kartoffel extra.“ Lucy wollte gerade fragen, ob Torda eine Beschwörung Narcys sei und was es mit den Kartoffeln auf sich hatte, da wurde sie von dem Ruf einer näherkommenden bekannten Stimme unterbrochen. „Hey, habt ihr schon gehört? Da hinten gabs 'nen Angriff!“, berichtete Sting aufgeregt. „Irgendjemand hat den Tumult genutzt und nem Typen mit ner Feuerkugel dermaßen in den Nacken geschossen, dass er sich wohl nie wieder selbst bewegen können wird.“ Er, Rogue und Yukino gesellten sich wieder zu den Fairy Tail Magiern. Ernsthaft, begriffen die nicht, dass die Familie Zeit für sich haben wollte? „Solche Angriffe mitten am Tag sind beängstigend“, fügte Yukino verunsichert hinzu. Unerwartet tauchte Ichiya auf. „Was für eine traurige Welt, in der solche Gräueltaten geschehen! Men! Wäre ich doch nur da gewesen, um es zu verhindern!“ „Ihr könnt nicht überall sein, Meister!“, erinnerte Eve ihn und Lucy fand diese Tatsache äußerst beruhigend. Noch mehr von der Sorte brauchte diese Welt nicht. Narya sprach ihre Gedanken aus: „Sagt mal, ihr merkt aber schon, dasser stört, ne? Das hier issen Familienausflug, Außenseiter nicht gestattet.“ Das klang sehr harsch, drückte aber im Grunde Lucys Meinung aus. Scheinbar auch Natsus, der zustimmend nickte. „Was willst du denn, Hexe?“, schnaubte Sting angriffslustig. „Hast du etwa irgendwas zu sagen?!“ „Beruhigt euch“, bat Lucy, doch sie stieß auf taube Ohren. „Im Gegensatz zu dir gehöre ich zur Familie“, argumentierte Narya und stemmte die Hände in ihre perfekt geformten Hüften. „Zur Gilde, meinst du“, korrigierte Sting sie und zeigte zu dem dunkelgrünen Wappen an ihrem Hals. „Familie“, widersprach Natsu. „Narya ist meine Schwester.“ Es war faszinierend, die verschiedenen Reaktionen ihrer Bekannten zu beobachten. Sting fiel die Kinnlade herunter während Yukino ihren überrascht offenen Mund mit der Hand kaschierte. Rogue nahm es mit zusammengezogenen Augenbrauen zur Kenntnis, wohingegen die Blue Pegasus Magier mal wieder eine viel zu überzogene Reaktion darboten, die Lucy nicht zu deuten, geschweige denn zu beschreiben wusste. Irgendwie wurde ihr das gerade zu viel. Sie nahm Natsus Hand, der gerade im Begriff war, Sting handfest klarzumachen, dass man es jawohl sehe, dass Narya seine Schwester sei, weil dieser der Ansicht war, dass niemals eine Schönheit wie Narya mit Natsu verwandt sein könne. „Ich bin müde, lass uns gehen“, bat Lucy und sah ihrem Mann lieb in die Augen. Widerwillig schwand der kampfeslustige Ausdruck aus seinen Augen. „Ist gut“, meinte er und Lucy lächelte dankbar. Auch ohne ihre Freunde und Naryas Ablenkungsmanöver war es ein langer, anstrengender Tag gewesen. Es dauerte etwas ihre Freunde abzuschütteln und als Lucy, Natsu und Happy endlich den Zug nach Magnolia bestiegen, fühlte Lucy sich unendlich müde. Sie lehnte sich an Natsu und bettete ihren Kopf auf seiner Schulter. „Hey, wenn du einschläfst, verpassen wir unsere Haltestelle“, bemerkte Natsu grinsend und stupste ihr gegen die Nase. „Happy kann doch aufpassen“, murmelte Lucy verschlafen. „Aye sir!“, rief der Kater. Woher nahm er nach so einem Tag noch so viel Energie? „Dann verlasse ich mich auf dich, Partner“, grinste Natsu und legte einen Arm um Lucy. Sie fühlte sich warm und geborgen und glücklich. Kurz vorm einschlafen holte Natsu sie noch einmal aus dem Dämmerschlaf. „Hey, Lucy?“ „Mhm?“, war ihre Reaktion. Zu mehr fehlte ihr die Energie. „Wenn wir einen Sohn bekommen, möchte ich ihn Nuka nennen“, sagte er zu ernst, als dass es ein Scherz sein könnte. Lucy öffnete die Augen und sah ihren Mann skeptisch an. „Wegen dem schrägen Vogel heute?“ Natsu schüttelte bestimmt den Kopf. „Ne! Wegen der Bedeutung. 'Wahre Stärke', das wäre doch passend. Ein starker Junge, der seine Mama und Geschwister beschützen kann, wenn Papa nicht da ist. Das wünsche ich mir für meinen Sohn.“ „Du redest schon wie ein richtiger Vater“, schmunzelte Lucy. „Nuka – wahre Stärke? Klingt gut. Aber was, wenn er eher nach mir schlägt?“ „Du bist auch stark“, sagte Natsu bestimmt. „Nur auf eine andere Art. Ideal wäre es, wenn unsere Kinder das beste von uns beiden bekommen würden. Meine Kraft und deine Intelligenz.“ Lucy musste lachen. „Das wäre ideal“, stimmte sie ihm zu. „Aber sie würden uns dann ganz schön auf Trab halten.“ „Immerhin wird es dann nie langwei...“ Das letzte Wort bekam Natsu nicht mehr vollständig heraus, da der Zug mit einem Ruck anfuhr. Liebevoll streichelte Lucy ihrem reisekranken Ehemann über den Rücken, während dieser sein bestes gab, sein Mittagessen bei sich zu behalten. Nuka. Ja, das war ein guter Name, beschloss sie. So würden sie ihren Sohn nennen. Nuka. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)