Sur la voie du succès von SmilingMana ================================================================================ Kapitel 1: Neue Stadt, neue Arbeit ---------------------------------- Rick Rice war ein Junge, den jeder gern zum Schwiegersohn hätte. Oder wahlweise zum Liebhaber, je nach Altersklasse. Oder zum Enkel. Da seine Mutter Engländerin mit japanisch-mexikanischen Wurzeln war und sein Vater Grieche, der in Deutschland Spanisch unterrichtete, wurde er mehrsprachig erzogen und sprach nun, als Neunzehjähriger, sechs Sprachen fließend. Deutsch, weil er in Deutschland lebte, Englisch wegen der Schule und seiner Mutter, Spanisch und Griechisch wegen seinem Vater, Japanisch wegen seiner Mutter und dann noch Französisch, weil er das in der Schule lernen musste. Und Russisch, weil ihm das sein Vater geraten hatte, da Russisch in der Wirtschaft gebraucht wurde. Das hatte Rick sich selbst beigebracht. Er war gerade von zuhause ausgezogen, weil er nach der Schule endlich mal für sich sein wollte. Er zog in eine fremde Stadt ganz weit weg, wo ihn niemand kannte und keiner Vorurteile hatte. Alle glaubten, dass er mal als Boss eines Megakonzerns, als Börsenhai oder als Politiker oder Wissenschaftler in die Geschichte der Menschheit eingehen würde, da er in seiner Schule in jedem Fach jedes Jahr der Beste gewesen war und alle Mitmenschen übertraf. Er hatte schon den Rettungsschwimmer gehabt, als seine Mitschüler noch nicht mal ihre Badekappen allein aufsetzen konnten, und er konnte schon die Odysee im Original lesen, als die anderen kaum Deutsch sprachen und meist nur grunzende Laute von sich gaben. Ihm machte so schnell keiner was vor. Aber er hatte es satt, ständig die Erwartungen seiner Mitmenschen erfüllen zu müssen und was Besonderes zu sein. Er wollte neu anfangen und ein ganz normales Leben führen, ohne von seinen Eltern regelmäßig bei Physik-Wettkämpfen, Boxturnieren und Model-Contests angemeldet zu werden. Er wollte einfach Rick Rice sein, der Junge von Nebenan. Er hatte sich ohne Erlaubnis seiner Eltern in einer Firma als Bürokraft beworben. Er wollte erstmal leben, und da er keine Ausbildung hatte, war das alles, was er tun konnte (Kellnern und Putzen war ihm zu blöd). Ohne Ausbildung ist man halt ein Niemand, aber Rick Rice wollte gern ein Niemand bleiben. Die Firma hatte ihn zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und so flog er heimlich nach Domino City, Japan, mit all seinen Sachen, seinem Goldfisch Hansi und seiner Venusfliegenfalle Tessa, und stellte sich vor. Sein eventueller neuer Chef war ein Jüngelchen namens Kaiba und zu seinem größten Schock genauso alt wie er. Was sollte das denn - wie sollte er denn einen Gleichaltrigen als Boss ernst nehmen können? „Ich war in allen Kursen und Wettbewerben meiner Schule immer der Beste und so“, sagte Rick bescheiden und fuchtelte mit seinen Zeugnissen, Auszeichnungen, Urkunden und Pokalen vor Kaibas Nase herum. Der war nicht sehr beeindruckt. „Jupp, genau das war ich auch und bin ich immer noch. Was haben Sie noch so zu bieten, vom klassischen 08/15-Blabla abgesehen?“ Rick fühlte einen Riss in seiner Leber. Machte dieser braunhaarige, noch zur Schule gehende Sesselpupser sich wirklich lustig über ihn?! „Ich kann alles machen, was sie wollen“, sprach Rick und war stolz darauf, wie ruhig seine Stimme blieb. Die Falschheit seines künstlerischen Lächelns wäre nicht mal seinen Eltern aufgefallen. Er funkelte Kaiba an, mit dem gewinnverheißendsten Glänzen, zu dem seine Augen fähig waren. Seine Augen waren nämlich was Besonderes: Sie waren blau, das hatte er von seinem griechischen Vater geerbt, aber auch schmal und elegant wie die seiner halbasiatischen Mutter. Sie leuchteten wie die Sonne, glänzten wie der Himmel und waren tief und geheimnisvoll wie das Meer. Es täte ihn nicht wundern, könnte er damit Menschen hypnotisieren und in seinen Bann ziehen. Das hatte scheinbar schon oft geklappt. So auch diesmal. „Na schön“, sagte Kaiby in einem versöhnlichen Ton, „Sie haben eine überzeugende Aura. Normalerweise würde Ihr Alter gegen so eine Position sprechen, aber da ich auch nicht älter bin, wäre das wirklich eine schlechte Ausrede. Mein Abteilungsleiter hat letzten Montag einfach ein Kartenspiel verloren und ist seitdem verschollen und ich habe noch keinen neuen auftreiben können. Wäre das nicht was für Sie?“ Rick wogte den Kopf hin und her, wobei ihm die naturgelben Haare mit den rötlich-rosanen Strähnen tief in die Stirn fielen. „Naja, für den Anfang ist das bestimmt gut genug“, sagte er gnädig und nickte Kaiba würdevoll zu. „Gut. Aber wenn Sie diesen Posten verfehlen, wird Sie das teuer zu stehen kommen. Wir treffen uns in einem Monat wieder hier in diesem Zimmer und werten aus, was Sie bis dahin erreicht haben!“ Kaiba stand auf, wobei er den Sessel umwarf, rauschte herum und verließ wehenden Mantels den Raum. Rick sah ihm nach, solange er konnte. „Der Kerl wird noch was erleben mit mir. Ein Monat. Hah! In einem Monat hat diese Firma einen neuen Chef und heißt Rice-Corp! Der wird schon noch sehen, wie hinterfotzig ich sein kann!!“ Rick nickte sich selbstzufrieden zu und nahm sich vor, sein Bestes zu geben. Für heute verließ er erstmal die Firma und ging in seine neue Wohnung, die er gestern gefunden hatte. Er rief seine Mutter an, die sich vielleicht schon fragte, wo er wohl steckt. Immerhin hatte er sich vor zwei Tagen auf den Weg nach Japan gemacht und seinen Eltern nichts davon gesagt. Naja, vielleicht wusste sein Vater schon, dass etwas nicht stimmt, schließlich hatte Rick die Flugtickets mit seiner Kreditkarte bezahlt. Aber wahrscheinlich war das gar nicht aufgefallen, schließlich waren seine Eltern reich. „Mama-sama!“, rief er in die Hörer, kaum dass eine weibliche Frauenstimme "Moshi-moshi!" gesagt hatte. "Rick-kun?! Wo bist du?? Du sollst mich doch nicht mit unterdrückter Nummer anrufen, woher soll ich denn wissen, dass du es bist?!" „Mama-sama, beruhige dich! Ich bin an einem geheimen Ort, den du sicher kennst.“ "Was, England?" „Nein, nicht doch!“ "Mexiko?" „Es wird wärmer...“ "Ach, du bist in Japan, der Heimat meiner Ahnen und Großeltern - der Heimat meiner Seele? Sag mal, wie ist denn bei euch das Wetter? Hier in Deutschland regnet es die ganze Zeit, seit du uns verlassen hast. Der Himmel trauert um den Sohn, der uns verlassen hat, ohne auch nur ein Wort zu sagen." „Mama~“ "Sei still! Du Lümmel, was hast du dir dabei gedacht! Einfach so zu gehen! Mit Papas Kreditkarte einzukaufen! Wie sollen wir denn jetzt die GEZ bezahlen?! Ich will dich nie wieder sehen!! Mach, dass du nach hause kommst! Und nächste Woche gehst du zum Supertalent, ich habe dich soeben dort angemeldet!" Rick stöhnte angesichts ihres typischen Redeschwalls und ihres Karriereförderungswahns. „Mama, ich habe gar kein Geld, um zurückzukehren. Ich bleibe hier. Arbeit und Wohnung hab ich schon, die große Liebe kommt sicher auch bald. Warts ab, du wirst früh genug in den Nachrichten von mir hören und stolz auf mich sein! Bis dahin Sayonara und Arigatou!“ "Kuso! Du legst jetzt nicht auf, du kisama, du-" Damit legte er auf und sich selbst ins Bett, wo ihm seine wunderschönen Augen zuklappten und er sich beim nächsten Augenaufschlag in einer Märchenwelt wiederfand, wo er die Firma leitete und eine Katze namens Kaiba streichelte, während seine Mutter ihm die Stiefel sauber leckte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)