Wrong Place, Wrong Time von Leons_Heart ================================================================================ Kapitel 2: 02. Kapitel ---------------------- Legende: "..." Reden //...// Denken ~...~ SMS und WhatsApp Nachrichten „Komm, die Überraschung ist drinnen“, meinte Yoh und zog seinen Bruder ins Gebäude und dort zu einem bestimmten Raum. „Hey Leute, da sind wir.“ „Na endlich! Dacht schon, ich muss einen Suchtrupp losschicken“, meinte Haro grinsend. „Und wen? Die hier etwa?“ Yoh zeigte auf einen Haufen, der gar nichts mehr wirklich mitbekam. Haos Magen zog sich gefährlich zusammen, der Klos in seinem Hals war schlimmer geworden. //Nur nicht kotzen. Denk an irgendwas, was dich ablenkt. Aber nun kotz bloß nicht los//, dachte Hao und atmete tief durch. Das Gefühl wurde nicht besser, aber wurde zum Glück auch nicht schlimmer. Yoh zog ihn weiter in den Raum und blieb erst vor einem Sofa stehen, auf dass er sich sinken ließ. Hao blieb einfach vor ihm stehen. Er wollte einfach nur noch hier weg, aber zusammen mit Yoh. Er konnte und wollte Yoh nicht allein hier zurück lassen. Warum? Warum waren sie hier? „Hey Alter, schön dich wieder zu sehen. Willkommen zurück.“ Hao hörte die Worte nur halb. Die Hand, die sich nach diesen Worten aber auf seine Schulter legte, spürte er sofort. Reflexartig schlug er sie weg, war jedoch leicht zusammen gezuckt. Haro lachte leicht. „Ganz ruhig, ich bins nur. Wir haben dich echt vermisst.“ Er legte den Arm um Hao, was bei Hao das Gefühl der Übelkeit wieder steigen ließ. „Hier, nimm. Dann geht es dir gleich wieder besser.“ Hao sah auf den Inhalt in der Hand des anderen. Es lagen ein paar Pillchen darin. Er schwieg, bewegte sich nicht. Er versuchte einfach nur die ganze Zeit an etwas anderes zu denken als an das, was gerade passierte. „Lass mich los, nimm den Arm weg.“ „Was hast du gesagt? Ich hab dich nicht verstanden. Na los, nimm schon. Wir wollen feiern, dass du wieder hier bist.“ „Ich hab gesagt, dass du den Arm wegnehmen sollst“, gab der Braunhaarige von sich und nahm den Arm von sich. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückte er den anderen noch etwas mehr von sich weg. „Yoh, wir gehen. Jetzt!“ „Hä? Aber warum denn? Sind doch grad erst angekommen.“ Yoh konnte das Verhalten seines Bruders nicht verstehen. Schließlich hatte Hao doch praktisch hier gewohnt. „Frag nicht, steh einfach auf! Wir gehen jetzt!“ „Alter, beruhig dich mal. Was geht bei dir denn ab?“ Diesmal sah Hao die Hand kommen und konnte sie abfangen, ehe sie ihn berühren konnte. „Ich hab gesagt, dass du mich nicht abpacken sollst!“, meinte er leicht sauer und stieß den anderen diesmal fester von sich weg. Grober als gewollt packte er Yohs Handgelenk und zog ihn zu sich. „Hao, hey, lass das. Du tust mir weh.“ Er hörte die Worte seines Bruders wie durch Watte. Er wollte ihn mit sich ziehen, stieß aber auf Wiederstand, da sich sein Bruder wehrte und schließlich aus dem Griff befreite. „Was ist auf einmal los mit dir? Warum willst du gehen? Du warst hier doch mal zu Hause.“ „Du sagst es, ich WAR hier zu Hause. Wir gehen!“ „Dann geh doch, ich bleib hier. Mir gefällt es hier. Wenn du ein Problem mit hast, dann ist das dein Pech.“ „Ist das dein Ernst?!“ „Mein voller Ernst!“ „Dann nicht!“ Hao drehte sich um und ging bis zur Tür, wo er noch mal stehen blieb und leicht sich zu Yoh drehte. Der aber bewegte sich noch immer nicht, starrte stur auf den Boden. Der Langhaarige verließ den Raum und beeilte sich, das Gebäude zu verlassen. Er musste sich beherrschen, nicht zu fluchtartig dabei zu wirken, denn die Leute hier konnten Angst riechen – nya, diejenigen, die noch nicht ganz zugedröhnt waren. Hao blieb erst stehen, als er genug Abstand zwischen sich und dem Gebäude gebracht hatte. Er ließ sich auf die Knie sinken und atmete unregelmäßig. Er versuchte sowohl seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen als auch das Gefühl der Übelkeit irgendwie ruhig zu stellen. Leider wollte das nicht funktionieren und er erbrach sich an Ort und Stelle und war froh, dass außer ihm grad keiner da war. Er beruhigte sich langsam und stand auf, um sich auf die Bank ganz in seiner Nähe zu setzen. //Ich bin bis in den Park gelaufen, bevor ich stehen geblieben bin… klasse gemacht…// Er seufzte auf. Gern wäre Hao zurück zu seinen Freunden. Aber was sollte er sagen, wenn sie wegen Yoh fragten? Sie waren eigentlich unzertrennlich und stritten so gut wie nie, das wussten alle. Wenn er aber nun allein zurück kam und dann sagen würde, dass sie Streit gehabt hätten, dann würden sie fragen, was los war. Er konnte ihnen doch schlecht sagen, dass Yoh ihn dahin gebracht hatte, wo es damals angefangen hatte, ehe er in die Entzugsklinik gekommen war. //Scheiße ist mir schlecht. Dass ich mich allein deswegen übergeben muss.// Hao strich sich durchs Gesicht und ließ die Hände anschließend an der Stirn liegen. Er wusste echt nicht, was er nun machen sollte. Aber zuerst sollte er sich beruhigen, so konnte er schließlich nicht nachdenken. Irgendwann bekam er eine Nachricht. Bei dem Ton seines Handys wegen der WhatsApp Nachricht zuckte er leicht zusammen, da er mit keinem Ton gerechnet hatte. Als er sein Handy aus der Hosentasche nahm und beim Passwort eintippen auf die Uhrzeit sah, stellte er fest, dass er schon lange hier sitzen musste. Die Nachricht war von Shiku. Während der Autofahrt hatte er ihr seine neue Handynummer gegeben. Zwar hatte er während seiner Zeit in der Klinik das Handy abgeben müssen, doch hatte er sich eine neue Nummer zugelegt, als ihm klar wurde, dass er dieses Leben mit Drogen nicht mehr wollte. ~Hey Hao^^ Ist alles ok? Ihr seid schon sehr lange weg. Dachten eigentlich, dass ihr nur kurz weg wolltet. Es ist doch nichts passiert, oder? LG Shiku~ ~Hey… nein, schon ok. Es ist nichts passiert. Tut mir leid, wollten nicht, dass ihr euch Sorgen macht. LG Hao~ Er packte sein Handy wieder weg und seufzte auf. Nun hatte er seine beste Freundin angelogen, wenn auch unbeabsichtigt. Aber er kannte sie und konnte sich vorstellen, dass sie an seiner Antwort merken würde, dass eben doch nicht alles ok war. Shiku bekam die Antwort und las sie. Sofort war ihr klar, dass eben doch nicht alles ok war. //Haben sie sich gestritten? Oder ist was anderes passiert? Auf jeden Fall ist nicht alles ok.// „Und? Hast du schon eine Antwort bekommen?“ Leicht fragend sah sie seinen Cousin an, dann aber nickte sie. „Ja, hab ich. Er schreibt, dass alles ok ist. Ich werde mal losgehen und schauen, wo ich sie aufgabeln werde…“ „Dann nimm einen Regenschirm mit. Es sieht nach Regen aus“, meinte Run und hielt Shiku besagten Gegenstand hin, da die Blondhaarige schon auf dem Weg zur Haustür war. „Ok, danke. Bis gleich.“ Damit machte sich Shiku auf den Weg, Hao zu suchen. Sie versuchte es einfach erst mal an den Orten, wo sie beide gern hingegangen waren. Im Stadtpark fand sie ihn dann auch schließlich. Inzwischen hatte es sogar zu Regnen angefangen. Sie ging zu ihm und hielt den Regenschirm über ihn. Er blickte direkt zu ihr auf. „Bevor du mir sagst, was passiert ist, sollten wir erst mal ins trockene. Aber am besten zu dir, denn wir haben keine Klamotten, die dir passen könnten.“ „Macht sich Run keine Sorgen?“ „Ich hab gemeint, dass ich euch suchen geh, nicht was du mir geschickt hast.“ Hao nickte nur, stand auf und ging schweigend neben Shiku her. Den ganzen Weg nach Hause blickte er einfach nur vor sich und versuchte noch immer seine Gedanken zu ordnen, kein einziger Ton drang aus seinem Mund. Er dachte nicht mal dran, dass seine Eltern ja noch wach sein könnten. Was sollte er ihnen sagen? Sie würden sich nur wieder zu große Sorgen machen, grad seine Mum. Sie hatte furchtbare Angst, dass er wieder in diese Szene rutschte und er dann wieder in eine Klinik müsste. Zu Haos Glück waren seine Eltern aber nicht da. Sie hatten in der Küche einen Zettel hinterlassen, dass sie ins Kino wollten und danach etwas essen gehen. Schließlich würde Yoh nach Hause kommen und bei Hao hatten sie zwar gewusst, dass er bei Shiku übernachten wollte, hatten aber einfach mal vermutet, dass er vielleicht auch spontan sagte, er wollte seine erste Nacht zu Hause in seinem eigenen Bett schlafen wollen. Sie gingen hoch, wo Hao ins Bad ging und Shiku in seinem Zimmer wartete, dass er vom Duschen zurück kam. Während sie wartete, schrieb sie Ren schnell, dass sie bei den Asakura-Brüdern zu Hause war, damit sie sich keine Sorgen machten. Nachdem Hao vom duschen zurück war, sich angezogen und die Haare wenigstens handtuchtrocken gemacht hatte, saßen sie zusammen auf seinem Bett und tranken Tee, den Shiku noch schnell gemacht hatte. „Was ist passiert?“ „Yoh hat… er hat mich…“ Hao seufzte auf. „Shiku… wie lange ist Yoh schon dahin gerutscht, wo ich war? Er schien sich schon viel zu wohl zu fühlen.“ Nun war es an Shiku, zu seufzen. „Das weiß ich gar nicht so genau, tut mir leid. Wir haben versucht, dass es nicht passiert… aber haben es nicht geschafft, ihn doch daraus zu halten. Scheinbar konnten wir ihm doch nicht mehr das geben, was er brauchte. Er hat dich viel zu sehr vermisst und du warst doch immer sein Vorbild gewesen. Er wollte dir wohl einfach viel näher sein.“ „Als ich wollte, dass wir gehen, hat er mich mit einem Blick angeschaut, den ich bei ihm noch nie gesehen hab. Dass er nicht gesagt hat, ich sei spießig und langweilig geworden war alles. Mir wurde einfach nur schlecht und als Haro mir auch noch welche von diesen Pillchen hingehalten hat, schlug alles irgendwie in einem Wirbelsturm auf mich ein.“ „Du… hast aber keine genommen, oder? Also ich mein… tut mir leid, dass ich gefragt hab.“ „Nein, schon ok. Aber keine Sorge, ich hab ihn weggeschubst und gemeint, dass ich keine von diesen blöden Pillchen will.“ „Danke.“ Sie lehnte sich leicht an den Langhaarigen und genoss dessen Wärme. Schweigend tranken sie ihren Tee weiter, bis sie anschließend ihre leeren Tassen auf das Nachttischchen stellten. „Trey wirkte heute traurig. Was ist mit ihm los? Ist es immer noch wegen Luana?“ „Ja, immer noch wegen ihr. Er hat noch immer keinen Weg gefunden, sie von Haro und dem ganzen Scheiß wegzukriegen. Mittlerweile behandelt sie ihn als sei er Luft. Danke, dass du es nicht direkt angesprochen hast.“ „Ist doch klar. Kann das ja nicht einfach so fragen. Aber es hat mich interessiert.“ Wieder seufzte er auf. „Rena hat mich angesehen, als sei ich jemand Fremdes. Dabei waren wir mal Freunde.“ „Wirklich Freunde… oder vielleicht auch nur Kifferkollegen?“ Bei dieser Art von Formulierung musste Hao nun etwas droppen. „Das kann ich gar nicht sagen. Aber Fakt ist: Ich lass nicht zu, dass Yoh das Gleiche wie ich durchmachen muss. Ich werde auch Trey helfen, seine eigentlich beste Freundin daraus zu holen.“ Shiku erwiderte nichts darauf, das musste sie auch nicht. Er wollte einfach nur mal sagen, was ihm auf dem Herzen lag, auch wenn es da um einiges mehr gab als das, was er nun gesagt hatte. Aber vieles hatte er bis jetzt einfach verdrängt oder aber war grad einfach in einem Gedankensturm, sodass er es nicht richtig sortieren konnte. Die beiden suchten sich eine Beschäftigung und Shiku beschloss, einfach hier zu übernachten. Auch um mit Yoh zu reden, sollte er zurück kommen, bevor sie schlafen gingen. Sie schrieb Ren damit noch mal eine Nachricht, damit sie wussten, dass sie heute nicht mehr nach Hause kommen würde, was für Run und Ren ok war. Irgendwann gingen sie ins Bett ohne dass Yoh vorher noch mal nach Hause gekommen war. Auch hatte Yoh sich nicht auf Shikus Nachricht hin gemeldet. Sie hofften nun einfach beide, dass er sich im Laufe der Nacht noch mal melden oder morgenfrüh zurück sein würde. Mehr als warten blieb ihnen nun nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)