In Unseren Augen von Jaelaki ([Naruto & Sasuke | light-slash]) ================================================================================ Kapitel 1: In Meinen Augen -------------------------- I still look for your face in the crowd Oh if you could see me now Would you stand in disgrace or take a bow Oh if you could see me now. Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der warmen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im sanften Wind. In der Luft hing der leichte Geschmack des Sommers. Vögel zwitscherten. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm ein prächtiges Haus in traditioneller Bauweise. „Sasuke?“ Eine junge Frau trat aus der dunklen Tür, musterte ihn mit hochgezogenen, feinen Augenbrauen. Er spürte ihren aufmerksamen Blick auf sich ruhen, doch er sah weiterhin irgendwo in den meisterhaft bemalten Himmel. Wolken zogen vorbei, wurden durch die Abendsonne in orangerote Farbe getaucht. Sie setzte sich neben ihn. „Ist alles okay soweit?“, fragte sie vorsichtig und strich sich unwillkürlich eine weiche, glänzende Strähne ihres rosafarbenen Haares zurück. Er nickte bloß abweisend. Das Leben fand direkt vor seinen Augen statt und er selbst fühlte sich lediglich als stiller Beobachter, ein Außenstehender. Er kannte dieses Gefühl jetzt schon so lange und es tat nicht mehr weh. Meistens. Wenn er nicht daran dachte, wie es hätte sein können. Hier. Mit ihm. Es hätte sein Zuhause sein können, doch er fühlte sich fremd. Ein weiteres Glas Sake brannte seinen Gaumen entlang, seinen Hals hinunter. Er sollte damit aufhören, doch er tat es nicht. Wenn er durch dieses Dorf streifte, sah er ihn überall. Seine Augen verfolgten ihn, sein Lächeln. Der Blick und diese kranke, perverse Zufriedenheit in seiner Mimik, als er starb. Wie konnte er mit alldem einfach sterben? Lächelnd? Ihn einfach zurücklassen. Er erinnerte sich ganz klar daran, wie er ihn angesehen hat. Nicht kampfbereit mit den rotfunklenden Sharingan, sondern mit seinen dunklen, schwarzen Augen, wie früher. Fast. Sasukes Finger ballten sich zur Faust. Eine beißende Wut stieg in ihm auf, überwältigend, raubte ihm den Atem, nahm ihm die Sicht. Wie sollte er mit alldem einfach leben? Mit seinem Gesicht in der Menschenmenge, diesem Blick, die Augen seinen eigenen so verdammt ähnlich, den es nicht mehr gab. Nie wieder. If you could see me now would you recognise me Would you pat me on the back or would you criticise me Would you follow every line on my tear stained face Put your hand on a heart that's was cold As the day you were taken away. „Sasuke, ist – ist wirklich alles okay soweit?“, fragte sie, die Sorge stand in ihren hellgrünen Augen, die ihn früher bedingungslos angehimmelt hatten. Was war übrig geblieben? „Ja“, erwiderte er irgendwie tonlos, ehe er ihr einen unergründlichen Blick seiner dunklen Augen zuwarf. Sie musterte die Flasche Sake in seiner Hand wortlos. Würde sein Bruder ihn ansehen, wie sie es tat? Er war stark geworden, stärker als er, hatte sich von allen Ketten losgerissen, war seinen eigenen Weg gegangen, alles zurücklassend, jedes Band aufgebend, hatte seine Rache bekommen. Er hatte, ihn getötet. Gesiegt. Sie saß schweigend neben ihm. Es war bereits dunkel, Grillen zirpten irgendwo im Garten. Eine warme Brise strich seine Arme entlang, verfing sich in seinen pechschwarzen Strähnen. Etwas Abweisendes lag in seinen Gesichtszügen, so wie immer. „Sakura“, seine Stimme war leise, doch deutlich. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter, „warum?“ Sie horchte auf, folgte seinem Blick in die Ferne, doch sie sah nur die dunklen Blätter der Bäume, die im sachten Wind rauschten, die Umrisse der weiter entfernt liegenden Häuser. Sie wusste, er sah etwas ganz anderes, doch sie konnte ihm nicht dorthin folgen. Mal wieder. „Warum was?“, fragte sie leise zurück und spürte dieses ziehende, stechende Gefühl im Bauch, im Kopf der Gedanke, dass sie es vielleicht nicht genau wissen wollte. Manchmal fühlte sie sich so müde, zweifelte, ob sie genug Kraft hatte für das alles, für sie beide. Vielleicht konnte sie ihm nicht einmal Trost spenden, doch immer wieder saß sie abends neben ihm. „Warum bist du hier?“, erwiderte er. Seine dunkle Stimme hallte in ihrem Innersten wider. Sie schwieg, spürte seinen regelmäßigen Herzschlag, fühlte seinen Atem. Er war ihr so nah. Früher hätte ihr Innerstes jubiliert, getanzt, wäre voller Verzückung geschmolzen, hätte verrückt gespielt, ihn in den Himmel gehoben, gesungen, gelacht. Heutzutage war da nur eine betäubende Stille in ihr. Sie fühlte sich schuldig, doch sie konnte ihm nicht helfen. Hatte es womöglich nie gekonnt. Er war ihr so fern. Vielleicht klammerte sie sich nur an eine Erinnerung, die nicht mehr als das war. Vergangenheit. Er sah sie plötzlich an, seine dunklen Augen schienen durch ihre bloße Anwesenheit hindurch zu blicken, mehr zu sehen, als eigentlich vor ihm saß. Sie erschauderte, als er ihr mit einem Mal direkt in die Augen sah. An den Armen und ihm Nacken richteten sich ihre hellen Härchen unwillkürlich auf. In seinen Augen widerspiegelte sie sich selbst, wie sie da neben ihm saß, die Beine von der Veranda herunterbaumelnd, den Blick starr auf ihn gerichtet. Was war aus ihnen geworden? Was wäre aus – sie verbot sich weiterzudenken. Der Moment war gebrochen. Es klopfte an der Tür. Eine immer wiederkehrende Routine. Sakura erhob sich langsam, als zögerte sie, doch er machte keine Anstalten sich zu bewegen, verweilte beinahe verloren dort auf der hölzernen Veranda. Vor der Tür strahlte ihr wie gewohnt Lee entgegen. Sein dunkler Blick funkelte, einige seiner ordentlich geschnittenen, schwarzen Strähnen fielen ihm ins Gesicht. „Sakura-chan?“, fragte er, „bist du schon – “ „Ja, ich komme gleich“, erwiderte sie nur lächelnd, ehe sie einen zaghaften Blick zurück zu dem unnahbaren Mann warf, der sie einst hatte albern träumen lassen, fantasieren von einer Zukunft, die es nie gegeben hatte, nie geben würde, weil er ein Gefangener seiner Vergangenheit war. „Warte. Nur ein kleiner Moment.“ Ihre Schritte zurück waren leicht, doch sie fühlte eine schwere Last auf ihren Schultern, musterte seinen Hinterkopf, seine lässig-unordentlichen, schwarzen Haare, wie er da saß, die Beine von der Veranda herabhängend, die Schuhe leicht auf dem Boden aufliegend, irgendwo in die Ferne schauend mit seinem ernsten, dunklen Blick. „Sasuke. Ich gehe für heute. Wenn etwas ist, ruf an, okay?“ Wie oft hatte sie es ihm schon gesagt? Er hingegen sah sie nicht an, ließ aber ein leises Schnauben hören. „Was sollte denn schon sein?“, fragte er herablassend, doch Sakura antwortete nichts darauf. „Bis dann.“ Sie versuchte wie immer locker zu klingen, doch sie glaubte nicht mehr daran, dass es ihr wirklich gelang. Ein plötzlicher beinahe feindseliger Blick von ihm ließ sie augenblicklich innehalten. „Komm nicht wieder hierher“, sagte er auf einmal ernst und kalt, „ich brauche dein Mitleid nicht.“ Wie oft hatte er ihr das schon gesagt? „Sasuke“, erwiderte sie beinahe sanft, „der einzige, der dich bemitleidet, bist du selbst.“ Er schnaubte und blickte sie kurz abfällig an, ehe er sich wieder der Ferne zuwendete und sie ignorierte. Zunächst hörte er ihre sich entfernenden Schritte, dann die Stimme des seltsamen Typen, der sich immer in diesen grünen Sack zwängte. Wahrscheinlich küsste sie ihn, um dann den ganzen weiteren Abend von ihm – Es interessierte ihn nicht. Müde strich er sich kurz über die Augen, da war ein Gefühl in seinem Inneren, das sich zwischen das überwältigend-einnehmende der Schuld und das der Einsamkeit zwängte. Er fand keinen Namen dafür. Mit starr erhobenen Kopf ging sie den von Straßenlaternen beleuchteten Weg entlang, blickte steif vor sich her. Der Kies knirschte unter ihren Sandalen. Ihre Finger umklammerten Lees, der sie hin und wieder besorgt musterte, doch er sagte nichts und sie war ihm dankbar dafür. Wahrscheinlich war es nicht fair, was sie tat, wahrscheinlich sollte sie endlich aufhören, Abend für Abend zu ihm zu gehen, doch sie konnte nicht. Sie tat sich selbst damit weh und vor allem verletzte sie Lee. Doch er ertrug es irgendwie. „ – mit der Kraft der Jugend!“ Nachdenklich schaute er sie an. „Hörst du mir zu, Sakura-chan?“ Verlegen bemerkte sie seinen aufmerksamen Blick. „Entschuldige!“, wiegelte sie peinlich berührt ab, „ich war kurz in Gedanken.“ Er lächelte sie an mit diesem herzlichen, ermutigenden Strahlen. In seinen dunklen Augen widerspiegelte sie sich selbst, konnte seinen Blick jedoch nicht erwidern, konnte seine ehrliche Herzlichkeit nicht ertragen, aber vor allem nicht sich selbst. „Ich habe nur gemeint, dass – “ Wehmütig erkannte sie einmal mehr, dass er viel stärker war als sie selbst. Wie konnte er sie so bedingungslos anstrahlen, nachdem sie schon wieder bei Sasuke gewesen war? I know it's been awhile but I could see you clear as day. Right now, I wish I could hear you say I drink too much and I smoke too much dutch But if you can't see me now that shit's a must. Das Gefühl war unerträglich. Hart, ja, schon grob krallten sich seine Finger in sein pechschwarzes Haar. Es schmerzte. Ächzend presste er die Augen zusammen. Er durfte nicht schwach sein, dröhnte es ihm im Kopf. Trotzdem brannte die Flüssigkeit wieder seinen Hals hinab. Nur für wenige Stunden betäubende Ruhe. Auf dem dunklen Tisch vor sich standen eine gewisse Anzahl Flaschen und ein Glas. Noch benutzte er es. Irgendwann lachte er höhnisch auf, legte die Flaschenöffnung an seine Lippen und kippte es einfach so hinunter. Die Flasche war schon wieder leer. Kurz wankend stand er auf, fand seinen Weg Richtung Schlafzimmer, Kleiderschrank, wo er noch eine letzte Flasche stehen hatte. Er weigerte sich das bloßstellende Wörtchen „versteckt“ zu denken. Er hatte sie nicht versteckt. Doch irgendwann war ihm aufgefallen, dass nach Sakuras unregelmäßig andauernden, abendlichen Besuchen die Flaschen regelmäßig im Küchenschrank fehlten. Er öffnete den Kleiderschrank, griff nach der Flasche und sein Blick blieb unwillkürlich am Wappen des Uchiha-Clans hängen. Wut überrollte ihn, stechende, explodierende Wut, die ihm Tränen in die Augen presste. Ohne einen weiteren Gedanken schnappte er sich eine Schere und begann jedes Wappen einzeln zu zerschneiden. Zornig biss sich die Schere durch den Stoff, das Blut rauschte ihm in den Ohren. You used to say I won't know until it cost me Like I won't know real love till I've loved then I've lost it And if you've lost a sister, someone's lost a mom And if you've lost a dad, then someone's lost a son And they're all missing now, and they're all missing now So if you get a second to look down at me now Mum, Dad, I'm just missing you now. „ – ke! Sasuke! TEME!“ Irgendetwas rüttelte ungeduldig an ihm, verärgert runzelte er die Stirn, ehe ein unbeschreiblicher stechender Schmerz durch seinen Kopf zuckte und ihn knurren ließ. „Man, ich dachte, du bist tot! Echt jetzt!“ Unglaublich nervige, blaue Augen starrten ihn nur wenige Zentimeter entfernt von seinem eigenen Gesicht an. „Naruto, was machst du schon wieder hier?“ Es klang weniger nach einer Frage, als nach einer Aufforderung zu gehen. „Das wollte ich dich gerade fragen. Du stinkst.“ Noch ehe er etwas unglaublich Schlagfertiges hatte erwidern können, stolperte Sasuke Richtung Bad. Der Mond schien ihnen bleich auf die Gesichter, die Mitternachtsluft trug eine gute Portion sommerlicher Wärme mit sich, spielte mit seinen goldenen Strähnen, die ihm wie gewohnt unordentlich-chaotisch vom Kopf abstanden. Sie sahen blass aus im Mondlicht. Schweigend saßen sie seit unbestimmter Zeit nebeneinander auf der Veranda. Die Zeit schien still zu stehen. „Was ist eigentlich mit den ganzen zerschnittenen Klamotten passiert, die im Haus verteilt sind?“, fragte Naruto verhältnismäßig zurückhaltend. „Ich habe sie zerschnitten“, erwiderte Sasuke abfällig nach einer kleinen Ewigkeit des sturen Schweigens. Sein Kopf dröhnte. „Und – “, fuhr der Blondschopf zögernd fort, doch Sasuke unterbrach ihn barsch. „Ich bin alt genug, Naruto. Ich brauche keine Babysitter“, knurrte er drohend. Naruto verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf, lehnte sich leicht zurück und blickte ruhig in den Nachthimmel. „Ich weiß“, erwiderte er nur. Wut sammelte sich im Bauch des letzten Uchihas, er ballte die Hände zu Fäusten. „Warum bist du dann noch hier, verdammt?“, spuckte er ihm vor die Füße. Ungewöhnlich ernst wandte sich der blonde, junge Mann mit seinem Gesicht entgegen, blickte ihm ruhig in die Augen. „Weil du einen Freund brauchst.“ I still look for your face in the crowd Oh if you could see me now Would you stand in disgrace or take a bow? Sasukes Schultern sanken einen verletzlichen Augenblick lang in sich zusammen. „Ich hätte meine Familie gebraucht, meinen Bruder“, flüsterte er leise, ehe er sich straffte und ihm mit einem kalten Funkeln in den Augen entgegenschleuderte: „Ich brauche dich nicht.“ Naruto blickte ihn nur stumm an, seine Gesichtszüge waren ihm so entsetzlich vertraut, das Funkeln der blauen Augen, die ihn gerade ernst und ruhig gefangen hielten, doch auf seinen Lippen lag nicht wie sonst ein sorgenfreies Lachen. Sasuke starrte zurück. Der blonde Shinobi erkannte etwas Verachtendes in den Augen seines ehemaligen Teamkameraden, etwas, das ihm entsetzlich vertraut war. Er erkannte diese Einsamkeit, aus der man nicht allein herausfinden konnte, das Gefühl unwichtig zu sein, austauschbar, nichts wert, das eigene Leben bedeutungslos. Er erkannte sich selbst in den dunklen Augen, was gewesen war und wie es hätte sein können. Doch sie hatten so viel gemeinsam hinter sich gebracht, hatten zusammen gelacht, sich beschimpft, sich gegenseitig zu Höchstleistungen angespornt, sich in dem anderen wiedererkannt, sich verletzt, sich letztlich beinahe verloren und doch wiedergefunden. Sasuke hatte ihn vor diesem trüben Glanz in den Augen bewahrt, vor dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit, der akuten Gefahr, sich selbst zu verlieren. „Ich kann das nicht so gut“, gab Naruto plötzlich zu, „mit Worten und so.“ Sasuke schnaubte herablassend. „Lass es einfach und verschwinde“, meinte er abfällig. Naruto schüttelte leicht den Kopf, blickte wieder hoch in den unendlich wirkenden dunklen Himmel, ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Die Sterne funkelten wie tausende leuchtende Glühwürmchen in einer unübersichtlichen Weite. „Du siehst ihn überall, stimmt's?“ Sasuke stutzte, in seinem Gesicht jedoch nur offensichtliche Abneigung. „Wen?“, fragte er dunkel, doch Naruto beantwortete ihm diese Frage nicht, denn sie wussten es beide. „Es gibt nicht nur Hass hier und Rache und so“, erwiderte Naruto leise, „das wusste er auch. Deswegen hat er das alles überhaupt erst durchgehalten, Teme.“ Plötzlich sprang er auf die Füße, grinste sein naiv-überlegenes Grinsen, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Du siehst bekackt aus. Vielleicht solltest du mal duschen gehen, echt jetzt.“ Als ihn der Möchtegern-Hokage auf die Füße zog und hinter sich her an der Hand mit zerrte, knurrte Sasuke mahnend. Das seltsame Gefühl im Magen ignorierend, entzog er ihm abrupt die Hand und schritt so würdevoll wie möglich nach der Aktion Richtung Bad. „Ich bin so was von durchgeschwitzt. Es ist verdammt noch mal viel zu heiß. Und dabei ist es sogar dunkel! Das hält doch keiner aus. Echt jetzt“, plapperte Naruto gestenreich vor sich her. Sasuke ließ die Tür vor dessen Nase zufallen. „Hey“, beschwerte sich der Blondschopf missmutig. Oh if you could see me now Oh ... Oh ... Would you call me a saint or a sinner? Would you love me a loser or winner? Das bleiche Mondlicht drang durch das Fenster und legte sich auf ihr Gesicht. Unentwegt in die Ferne starrend, stand sie im dunklen, nur vom Mond erhellten Zimmer und kämpfte einmal mehr gegen das beklemmende Gefühl in ihrer Brust an. „Denkst du mal wieder an ihn, Sakura-chan?“ Erschrocken fuhr sie herum, blickte überrascht in Lees dunkle Augen. Er lag im Bett, sein durchtrainierter Körper nur halbwegs durch eine dünne Sommerdecke bedeckt. „Ich mache mir nur Sorgen“, erwiderte sie verlegen. In Lees Blick lag etwas Unergründliches, doch seine Lippen umspielte ein sanftes Lächeln. „Du hast doch Naruto-kun Bescheid gesagt. Er wird sich um ihn kümmern! Die beiden schaffen das mit ihrer überwältigenden Kraft der Jugend! Naruto hat sogar genug für beide.“ Sakura lachte leise auf. „Ja, bestimmt.“ Sie klang nüchterner, als gewollt. Lee bedeutete ihr zurück ins Bett zu kommen und sie legte sich mit dem Entschluss neben ihn, endlich ruhig zu schlafen. Sie spürte die Wärme seiner Haut, fühlte den regelmäßigen Atem. Ein undeutliches Seufzen entrann ihr, denn sie musste ihre Gefühle in der Vergangenheit endlich auch dort ruhen lassen, den Mut haben, in der Gegenwart zu leben. Doch sie sah immer wieder diese dunklen, unergründlichen Augen vor sich, in denen sie sich selbst hatte erkennen können, dieses naive Mädchen mit den verträumten, grünen Augen, das Sasuke genervt und eindeutig zurückgewiesen hatte. Es waren die falschen dunklen Augen. Unruhig ertappte sie sich bei dem gefährlichen Gedanken, ob sie letztlich verloren oder gewonnen hatte. Denn sie war nicht mehr das naive Mädchen mit den verträumten, grünen Augen von damals. Oh ... Oh ... When I see my face in the mirror We look so alike that it makes me shiver. Es war Mitten in der Nacht, durch das Fenster drang nur das Mondlicht und durch die Tür Narutos nervige Stimme: „Sauf mir nicht ab, Teme!“ Sasuke verdrehte kopfschüttelnd seine Auge. Das leise Prasseln des Wassers hatte etwas ungemein Beruhigendes. Es rann beständig seinen Körper hinab, tropfte von seinen dunklen Strähnen und nahm all den Dreck mit sich. Fast allen. Er fühlte sich trotzdem noch irgendwie schmutzig, schwach. „Ich bade nicht. Ich dusche. Wie sollte man da absaufen? Ich bin immerhin nicht du, Dobe.“ Seine Stimme ging im Rauschen des Wassers unter. „Häää? Hast du was gesagt? Ich versteh' nix, echt jetzt.“ „Nicht dass das etwas mit den momentanen Bedingungen zu tun hätte“, murmelte Sasuke trocken, lehnte seinen Kopf, der noch immer, wieder einmal schmerzhaft pochte, gegen die Glasscheibe der Dusche, wenigstens hatte er kaum mehr das Gefühl sich übergeben zu müssen. „ – kein Wort, echt jetzt!“ Damit wurde plötzlich die Tür aufgerissen und mitten im Badezimmer stand Naruto vor seinem nackten, ungläubig starrenden besten Freund. „Spinnst du?“, warf der ihm wütend an den Kopf. „Wirst du gerade rot, Teme?“ Naruto grinste verschmitzt, während der Dunkelhaarige das wohltuende Wasser abstellte, sich ein Handtuch schnappte, es sich umband und nur abfällig schnaubte, dann packte er den Blonden am Kragen und bugsierte ihn wieder vor die Tür. Naruto lachte mit neckenden, strahlend blauen Augen. Kopfschüttelnd stand Sasuke still vor dem Badezimmerspiegel, blickte sich unbewegt in die dunklen Augen. Sie waren sich unheimlich ähnlich und seltsam verschieden. Seine dunklen Strähnen hingen ihm feucht ins Gesicht. Itachi hatte dieselbe Haarfarbe gehabt, dieselbe Augenfarbe, unglaublich ähnliche Gesichtszüge. Immer wenn er in den Spiegel sah, sah er auch den anderen. Er hatte so lange wie sein großer Bruder sein wollen, war stolz gewesen, wenn andere ihm sagten, wie ähnlich sie sich doch waren, hatte es gleichermaßen verabscheut. Sein Leben lang hatte ihn sein Bruder begleitet, war seine Mauer gewesen. Eine Mauer, die er überwinden musste, die sie beide voneinander entfernte, die ihn beschützte. Jetzt war er tot. Es gab keine Mauer mehr, es gab nichts mehr außer Erinnerungen. Seine dunklen Augen im Spiegel. Was war das für ein Gefühl? Seine Finger krallten sich um das Waschbecken. I still look for your face in the crowd Oh ... if you could see me now. Es war ein lauer Morgen. Mit den ersten Sonnenstrahlen war sie losgegangen, Richtung Trainingsplatz. Eigentlich sollte sie in Büchern studieren, aber hin und wieder zog es sie aus dem engen Büro, wo sie stundenlang über Formeln und Zutaten brütete. Der Kies knirschte unter ihren Sandalen, eine leichte Brise strich ihr durch das glatte, praktisch gekürzte Haar. Lee rannte, sprang, trat und schlug irgendwo herum, absolvierte sein straffes Trainingsprogramm. Sie seufzte. Sie liebte ihn. Wirklich. Aber, wenn sie unterwegs war, suchte sie immer noch nach Sasukes Gesicht in der Menge. Missmutig verzog sie ihren Mund. Would you stand in disgrace or take a bow? „Weißt du, du musst lockerer werden, Teme. Du musst das Leben genießen.“ Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die leuchtende Sonne strahlte. Naruto hatte seinen Kopf auf seine Arme gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den azurblauen Himmel, auf den einige weiche Wolken gezeichnet waren. „Das Leben genießen“, wiederholte Sasuke verächtlich, seinen Kopf im Nacken, im Gras vor dem Haus sitzend. Neben ihnen eine dunkelgrüne, alte Trauerweide. Nachdenklich warf Naruto ihm einen Blick zu. „Ja“, meinte er plötzlich ganz ernst, „andernfalls. Mh. Was ist sonst der Sinn des Lebens?“ Sasuke antwortete nicht. Vielleicht einfach nur nicht vor Schmerz umkommen?, dachte er verbissen. „Es ist doch so, dass es immer mal schwere Zeiten gibt im Leben, aber – “ Sasuke lachte plötzlich hohl auf. „Mein ganzes Leben bisher ist eine schwere Zeit. Wahrscheinlich gibt es keinen Sinn des Lebens. Man lebt, man stirbt, man weiß nicht wofür.“ „Du erzählst manchmal total den Müll, Teme. Echt jetzt.“ Naruto setzte sich auf, den Blick von ihm abgewandt. „Aber wenn du wirklich so denkst – “ Mühsam stand er auf, murmelte ergeben ein „Ich muss dann jetzt echt los. Mission“ und ging mit schweren Schritten, die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Und trink nicht schon wieder“, meinte Naruto noch tonlos ohne sich umzudrehen, „ich hab keine Lust, dir die Kotze abzuwischen, wenn ich wiederkomme.“ Sasuke schaute ihm schweigend nach, eher er verbissen in den sommerlichen Himmel stierte. Oh if you could see me now I still look for your face in the crowd. Sakura schritt mäßig vor sich hin. Die Hitze lag auf ihrer hellen Haut und machte sie träge. Es war bereits Nachmittag, doch die trockene Luft flirrte unerbitterlich. Seufzend lehnte sie sich an den rauen Baumstamm, selbst im Schatten war es heiß. Müde schloss sie die schweren Augen, während sie wartete, fühlte einen schwachen, warmen Luftzug, das verdorrende Gras an ihren schlanken Beinen. Etwas kitzelte sie, erschrocken fuhr sie zusammen, riss ihre Augen auf und starrte direkt in einen dunklen, amüsierten Blick. Lee lachte leise. „Du bist bezaubernd, wenn du so guckst, Sakura-chan.“ Mühsam unterdrückte sie den Impuls ihre Faust direkt in seine grinsende Miene zu pfeffern. „Erschreck mich nie wieder so“, murrte sie verstimmt. Lees Augen funkelten vergnügt, als er ihr recht unglaubhaft versprach: „Natürlich. Nie wieder, Sakura-chan!“ „Ich bin kurz eingenickt“, stellte sie fest und schüttelte resignierend den Kopf, „das Wetter macht – “ Ein Bellen ließ beide aufsehen. „Kiba! Hinata! Akamaru!“, rief Lee voller Elan, während sich ersterer mit einer unwirschen Handbewegung den Schweiß von der Stirn wischte. „Wie kannst du nur so verdammt energiegeladen sein“, murmelte er verdrossen. Neben den beiden, schritt eine junge Frau mit dunklen, langen Haaren. Zwischen ihren langen, dunklen Wimpern lugten ungewöhnlich helle Augen hervor. Unauffällig versuchte sie, ihre Hand aus Kibas zu lösen, als sie die anderen erblickte, doch der schüttelte nur grinsend den Kopf. Ein helles Rot schlich sich auf ihre blassen Wangen, während der braunhaarige junge Mann ungerührt ihre Hand hielt. Ein leises Lächeln legte sich auf Sakuras Lippen. „Hey!“, rief eine hübsche, doch irgendwie abgeschaffte Blondine von der anderen Straßenseite, winkte ihnen und gesellte sich mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck dazu. „Dieses Wetter killt jede anständige Frisur!“, meckerte sie anstatt einer Begrüßung. „Du siehst aus wie immer, Inoschwein“, erwiderte Sakura mit einem provokanten Grinsen. „Wie war das, Breitstirn?“, stieg die blonde junge Frau gleich empört und mit funkelnden Augen ein, lehnte sich aufspielend bedrohlich zu ihr. „Lasst uns endlich zu den Quellen gehen“, forderte Kiba ungeduldig. „Was ist mit Naruto?“, fragte Hinata leise. „Auf Mission, wie auch Sai und … Shikamaru und die anderen“, erwiderte Sakura, ihre blitzenden Augen unverwandt auf Ino gerichtet und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Na, dann sind wir anscheinend komplett für heute“, rief Lee, streckte ihnen seinen Daumen entgegen und grinste. Seine Augen blitzen vor Freude, als er zärtlich nach Sakuras Hand griff und sie sich alle gemeinsam auf den Weg machten. An einen rauen, uralten Baumstamm gelehnt saß Sasuke gut fünf Meter über dem Boden auf einem dicken Ast, seine Beine hatte er angewinkelt, um seinen Finger drehte er wie nebenbei und mit einlullender Beständigkeit ein Kunai. Es war viel zu warm und er hatte nichts zu tun; wie immer seit seiner Rückkehr. Die Augen halb geschlossen, saß er einfach nur da, als er plötzlich lachende Stimmen vernahm, die ihn misstrauisch aufsehen ließen. Unwillkürlich hielt er den Atem an. „Und weißt du was er dann sagte?“, fragte die Blondine aufgeregt. Sakura schüttelte ihren Kopf. „Er meinte wirklich, dass – “ Musternd schweifte sein Blick über die bunte Truppe, die in auffällig lockerer Stimmung den Weg entlang schlenderte. Ihr Blick, der unwillkürlich immer wieder zu diesem Freak wanderte. Abfällig verzogen sich seine Augen, während er sich desinteressiert abwandte, doch ihr Strahlen hatte sich bereits in seine Erinnerung eingebrannt. Dieses Strahlen, das früher nur ihm gegolten hatte. Dieses vertraute Lachen, die lockeren Sprüche, die aufziehenden Blicke unter Freunden, die sich in und auswendig kannten. Alles an dieser Gruppe signalisierte ihm eindeutig, dass er nicht dazu gehörte. Nicht, dass er das auch nur andeutungsweise anstrebte. Lautlos zog er sich zurück. Oh if you could see me now Would you stand in disgrace or take a bow? Schweigend saß er auf der dunklen Veranda aus Holz, im Rücken das prächtige Haus. Die warme Abendsonne malte rotorange Schleier in den Himmel. Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume, deren gigantischen Kronen im sanften Wind rauschten. In der Luft hing der leichte Geschmack des Sommers. Vögel zwitscherten. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. „Sasuke?“ Ihre sanfte Stimme ließ ihn aufhorchen, aber er ließ sich nichts anmerken. Ein lauerndes Gefühl, das ihn immer eindringlicher beschlich, wenn sie in der Nähe war, klammerte sich um seinen Brustkorb. Obwohl er oberflächlich gelassen in den Himmel blickte, versteifte sich sein Körper, als er spürte, wie sie sich neben ihn niederließ, ihren Kopf an seine Schulter lehnte. „Wie geht’s dir?“ „Gut.“ Nichts war gut. Denn er hatte nichts verstanden gehabt, er war blind von einer Manipulation in die nächste gerannt, hatte sich in dummen Gefühlen verloren. Und manchmal – in den ganz schwachen Momenten – fragte er sich, was sein Bruder in ihm sehen würde, wenn er ihn denn heute noch sehen könnte. Ein herablassendes Lächeln umspielte seine Lippen. Er war so naiv gewesen, so egoistisch, so dumm. Ihm wurde fast schmerzhaft bewusst, dass er unglaublich viel verloren hatte. Nicht nur seine Familie, seinen Bruder, sondern auch alles, was jetzt hätte sein können, wie es hätte sein können. Er hatte eine Zukunft verspielt, die jetzt seine Gegenwart hätte sein können, stattdessen blieben Schuld und Einsamkeit. Wie jedes Mal, wenn sie abends bei ihm verweilte, kam dieser seltsame Typ im grünen Gummianzug vorbei, um sie abzuholen. Sie sah zu ihm hoch, beinahe entschuldigend, mit ihren nervigen, grünen Augen, die ihn selbst sonst durchbohrten. „Bis demnächst“, meinte sie und lächelte ihn an. Er nickte nur. Sie schritt Schulter an Schulter neben Lee her, ihr Blick sprach von warmer Zuneigung, bedingungslosem Vertrauen, Hand in Hand. Sasuke wandte sich ab, seine dunklen Augen gen Himmel erhoben, die Strähnen fielen ihm in seinen Nacken. In ihm herrschte eine taube Leere. Seine ehemaligen Freunde – er fragte sich, wer sich dazu zählen würde – hatten sich ein komplett neues Leben aufgebaut, sich weiterentwickelt, in die Zukunft schauend, in der Gegenwart lebend, während er selbst in die Vergangenheit geblickt und seine Gegenwart dafür aufgegeben hatte. Er hatte sein Leben aufgegeben. Für ihn hatte es kein „danach“ gegeben, sondern nur die Erfüllung seiner Rache, Itachis Tod. Obwohl er gegen dieses Gefühl ankämpfte, das immer wieder über ihn hereinzubrechen drohte, verschlang es ihn in den dunklen, einsamen Momenten. Nicht einmal der Sake konnte es abtöten. Er hatte so viele falsche Entscheidungen getroffen und jetzt saß er hier und wusste nicht warum. Er gehörte nicht mehr hierher. Plötzlich wusste er, was das für ein Gefühl war, gegen das er verzweifelt ankämpfte. Er hatte es in den Augen seines Bruder gesehen. Oh if you could see me now Oh ... You could see, you could see me now. Völlig geschafft stapfte ein gewisser Blondschopf durch sein selbst kreiertes und gepflegtes Chaos. Sein Apartment zeugte von seinen Prioritäten. Oder zumindest davon, dass Aufräumen nicht sehr oben auf der Liste stand. Wie nebenbei schob er ein paar Klamotten vom Bett, und zog das Fenster auf. Es war verdammt warm. Naruto war gerade erst von seiner Mission endlich wieder in Konoha angekommen und wollte einfach nur schlafen, als er plötzlich einen Schatten vor seinem Fenster bemerkte. Augenblicklich spannte sich sein Körper an, instinktiv griff er nach einem Kunai. „Du könntest bereits tot sein, Dobe. Du bist wirklich lächerlich langsam“, urteilte die schemenhafte Gestalt vor dem Fenster herablassend. Naruto schaute überrascht auf. Die dunkle Stimme seines besten Freundes drang nur leise an seine Ohren, doch deutlich. Er verharrte unwillkürlich in der Bewegung, das Kunai augenblicklich locker in der Hand, als er ihn so vor sich stehen sah, der Blick gewohnt desinteressiert, die Hand ruhig in der schwarzen Hosentasche, aber die dunklen Augen unscheinbar aufmerksam auf ihn gerichtet. „Was ist passiert?“, fragte Naruto und ein besorgter Ton schlich sich unwillkürlich in seine Stimme. Sasuke schüttelte langsam seinen Kopf, die Augen unverwandt auf seinen verdammt nervigen, besten Freund gerichtet, ehe sein Blick in den schwarzen Himmel glitt. „Hast du eigentlich das Leben genießen können, Dobe? Oder bereust du es?“ Reue. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)