Primeval: New World Season III von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 4: [Folge 02] Verwüstete Welt ------------------------------------- Kreidezeit – 72 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung Es war nicht allein die Temperatur die sich geändert hatte, auch der Boden wirkte anders, obwohl sich die Schwerkraft nicht von seiner Ära unterscheiden dürfte. „Sie sehen aus, als würden Sie diesen Schritt bereuen.“, sagte der Mann mit der hohen Stirn neben ihm. Nayem schüttelte leicht den Kopf, obwohl er es in diesem Stadium kaum wissen konnte. Vesst gab seinen Leuten ein Zeichen sich zu postieren und Nayem wurde angerempelt. Einer der Leute bat ihn aus dem Weg zu gehen und der Konzil hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Er war der oberste, militärische Führer Yvaloniens, aber diese Männer kannten keinen Respekt. Nein, ihre Loyalität galt einzig und allein Magistrat Gall. Nayem war auf dieser Mission nur ein Beobachter, ein stiller Beobachter wenn es nach Vesst ging. Der Mann mit der hohen Stirn führte Galls Spezialtrupp an, ein erfahrener Mann keine Frage. Wie viele hochrangige Offiziere hatte er das Lager gewechselt und hatte sich der Organisation des Magistrats angeschlossen. Wegen Geld natürlich. Galls Ressourcen waren weitaus üppiger als die es einfachen Militärs. „Verraten Sie mir nun, weshalb wir hier sind?“, klang Nayem leicht ungeduldig und beobachtete das Treiben der Einheit. Vesst lächelte leicht. „Alles zu seiner Zeit. Überrascht es Sie denn nicht, dass wir durch ein Portal in die Vergangenheit gereist sind?“, fragte er kritisch. Der Konzil zuckte nur mit den Schultern. „Nein. Nicht wirklich. Es war nur eine Frage der Zeit bis stabiles Zeitreisen im Bereich des Machbaren war. Nach Klon- sowie Gestaltwandlungstechnologie überrascht mich so gut wie gar nichts mehr.“, erwiderte er. Vesst verzog etwas beleidigt die Lippen. „Dabei nutzen wir lediglich die Errungenschaften von Mutter Natur. Die Geräte die wir für das Öffnen der Portale nutzen, generieren einen Riss im Raum-Zeit Kontinuum. Früher soll die Zeit diese selbst generiert haben um sich selbst zu regenerieren. Unsere Vorfahren nutzten diesen Fakt um dieselbe Energie in diese Opener hier zu speisen.“, vollführte Vesst eine bravouröse Bewegung und zeigte ihm das Handgerät, mit dessen Hilfe er das Portal geöffnet hatte. Nayem hatte keinen Schimmer wie es funktionierte und das musste er eigentlich auch nicht. Er begleitete Vessts Einheit nur bei ihrem Job, nämlich Gall das besorgen wonach er gierte. Wie ihm diese Tiere allerdings helfen sollte seine Position zu festigen, oder gar über den ganzen Kontinent zu regieren was ihm noch schleierhaft. Einer von Vessts Leuten kam zurück und meldete die Sichtung eines geeigneten Tieres. Der Hauptmann trug Nayem auf dicht hinter ihnen zu bleiben und dieser versprach es, obwohl Vesst selbst einmal unter ihm gedient hatte. Die Einheit aus etwa ein Dutzend Männern schritt voran und war bald an einer Lichtung angelangt. Nayem schreckte zurück als er das Monster vor sich erblickte. So ein Ungetüm hatte er wirklich noch nie in seinem Leben gesehen, selbst die Exemplare in Galls Zoo waren weitaus kleiner. Der riesige Saurier hatte die Gruppe bemerkt und schickte ihnen ein schreckliches Brüllen entgegen. „Werden… werden Sie dieses Vieh etwa einfangen und mit zurück nehmen?“, wagte es Nayem kaum zu fragen. Vesst schüttelte amüsiert den Kopf. „Nein, diesmal nicht. Diesmal lautet unsere Mission lediglich die DNA dieser übergroßen Bestien zu sichern.“, verriet er und der Konzil wurde kurz darauf Zeuge, wie Vessts Leute mit Impulskanonen gegen das Monster vorgingen. Unter Schmerzen ging dieses zu Boden und hauchte sein Leben aus. Experten sicherten Proben und verpackten sie. „Und das ist also Galls kleines Geheimprojekt? Wozu soll es dienen? Wäre es nicht einfacher diese Geräte zu nutzen um zurückzureisen und Galls Feinde auszulöschen?“, erlaubte sich Nayem diese Bemerkung. Vessts bedachte ihn eines schon beinahe mitleidigen Blickes. „Werter Konzil, halten Sie das ernsthaft für eine ehrenhafte Vorgehensweise? Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste um gegen einen mächtigen Feind zu bestehen?“ Nayem musterte denn Mann kurz. Das Wichtigste? Das Wichtigste um einen mächtigen Feind zu besiegen war natürlich eine mächtige… Armee… Vancouver, Jones Park Kaum hatte Evan den ersten Schritt getan, schon stolperte er über einen massiven Steinbrocken. Er stützte sich mit den Händen ab um den Fall zu bremsen. Es gelang ihm gerade mal so, sich nicht ernst zu verletzten. Als er auf dem Boden lag, rund um ihn Schutt, musste er unwillkürlich lachen. Er erinnerte sich als er das letzte Mal aus der Kreidezeit geflohen war, damals zusammen mit Dylan. Die Anomalie war bereits daran gewesen sich aufzulösen und wären die beiden eine Sekunde später hindurch gegangen, hätten sie in der Vergangenheit festgesteckt. Evan war froh, Dylan diesen Fluch erspart zu haben. Er hatte keine Ahnung wie es ihm gelungen war ein ganzes Jahr und das auf sich allein gestellt in dieser urzeitlichen Welt zu überleben. Jeden Tag stolzierte er mit einem angespitzten Stock vorwärts nur wegen der vagen Hoffnung irgendwann einmal eine Anomalie zu finden. Nachts hatte er sich in Höhlen und Felsnischen verkrochen und diese so gut es ging verschlossen. Dazu benutzte er sämtliche Utensilien die sich auftrieben ließen und gefährliche Jäger abhielten. Er bekam sogar einmal Fieber und dachte das wäre sein Ende. Doch es hatte nachgelassen und Evan war von selbst, ohne Antibiotika genesen. Es war ihm irgendwie geglückt ohne medizinische Versorgung zu überleben. Keine gefürchteten Bakterien oder andere Erreger, wie sie einst Dylan infiziert hatten, waren in seinen Organismus geraten. Das Wasser, das er zum Überleben brauchte hatte er zuvor an einem Lagerfeuer erhitzt und so alle Keime abgetötet. Und jetzt war er hier, lebendig wie eh und je. Doch… wo genau war er? Er sah sich nach allen Seiten um und erkannte nichts außer Geröll und Schutt. Er jauchzte erneut auf als er sich an seinem spitzen Gegenstand schnitt. Erstaunt betrachtete er den blutigen Nagel der aus einem der Trümmer herausragte. Evans Augen wurden größer als ihm klar wurde, dass hier eindeutig Menschen am Werk gewesen waren. Sofort kämpfte er sich auf uns verschaffte sich einen genaueren Überblick. Staub und Asche pulsierte in der Luft, nachdem er sich zu schnell bewegt hatte. Er hustete, doch seine Sicht war jedoch nicht eingeschränkt. Auf den ersten Blick wirkte alles wie ein eingestürztes Gebäude, lediglich eine der Hauswände war stabil geblieben. Ein Fenster auf dem gelbe Schmetterlinge gemalt worden waren hatte den Einsturz größtenteils überlebt. Aber war es wirklich einer gewesen? Je mehr sich Evan umsah, umso mehr erinnerte ihn die Szene an einen Bombeneinschlag. Vor ihm stapelte sich eine große Menge an Steinbrocken. Er konnte also entweder die Mauer überwinden oder den Berg. Wenig später wurde ihm die Entscheidung abgenommen, als einige der Kiesel langsam von dem Trümmerberg herabrollten. Evan wagte sich näher um die Ursache auszumachen und… bereute es bereits im nächsten Augenblick. Etwas sehr Rasches bewegte sich auf dem Hügel und immer mehr kleine Steine rieselten herab. Jetzt sprang dieses Etwas auf die Anhöhe und ließ ein schauerliches Fauchen auf Evan herabhallen. Das Tier war kaum einen Meter groß, aber dennoch gefährlich. An seinen Füßen ragten spitze Krallen hervor, genauso wie an den Pfoten. Doch sie waren kein Vergleich zu den spitzen Zähnen die aus dem Rachen des Reptils ragten. Evan musste weder Zoologie studiert haben oder Luke Hingle heißen um zu erkennen, dass es sich bei dem Neuankömmling um einen Deinonychus handelte, einem der gefährlichsten Raptoren der Urzeit. Doch warum hier? Die Überreste dieses Hauses waren von Menschen erbaut worden, faktisch konnte er sich nicht mehr in der Kreidezeit befinden. Doch diese Überlegungen spielten im Moment keine Rolle. Evan wurde schmerzlich bewusst, dass er sein Gewehr nicht mehr trug und blickte zur Seite. Es lag etwa zwei Meter von ihm entfernt auf dem Schutt und wartete verlockend auf seinen Besitzer. Doch Evan war inzwischen erfahren genug um keine Dummheit zu begehen. Eine falsche Bewegung und der Deinonychus würde sich auf ihn stürzten und kurzen Prozess machen. Er konnte versuchen nach dem Gewehr zu hechten, doch der Raptor wäre definitiv schneller. Noch dazu hockte er auf einem höheren Punkt, ein Sprung in die Tiefe, direkt auf seine Beute zu wäre ein Kinderspiel für ihn. Doch ein Raptor war keine Schlange. Evan konnte nicht einfach nur stillstehen und abwarten, dass der Saurier das Weite suchte. Zumindest nicht solange sein Magen leer wäre. Der Deinonychus nahm nun eine Haltung ein, die nur auf eines schließen ließ. Er wollte Evan angreifen, das musste irgendwie verhindert werden. Eine Flucht war ausgeschlossen, Evans einzige Option war das Gewehr. Der Raptor setzte zum Sprung an und… wurde mit einem mächtigen Hieb zur Seite geschleudert. Etwas hatte ihn direkt erwischt und nun kullerte er den Berg aus Trümmern hinab. Was war geschehen? War Evan jemand zur Hilfe gekommen? Seine Vorfreude sank augenblicklich als ein weiteres, schuppiges Tier auf dem Hügel erschien. Sofort hastete es ebenfalls hinab um den Raptor einzuholen. Es war kaum größer, aber unglaublich schnell. Evan konnte auf den ersten Blick keinen Schwanz erkennen und war sich erst unsicher, ob es sich wirklich um ein Reptil handelte. Zumindest griff es wie eines an. Er Deinonychus hatte sich wieder erhoben, doch das Schwanzlose stürzte sich auf ihn und stieß seine Zähne in dessen Nacken. Der Raptor stieß einen spitzen Schrei aus und sein Todeskampf dauerte nur wenige Sekunden. Evan ließ sich aber nicht beeindrucken und nutzte die Gelegenheit um sein Gewehr aufzusammeln. Dieses Tier hatte ihm zwar nicht mit Absicht geholfen, aber ihm dennoch das Leben gerettet. Für den Moment. Evan hatte erwartet, dass das schwanzlose Tier nun beginnen würde den Raptor zu verzehren, doch dem war nicht so. Es wand seinen Kopf um und kreischte Evan wie eine Fledermaus an. Dieser wollte sein Gewehr abfeuern, hielt dann aber inne. Verdutzt und überrascht starrte er das Gesicht des schuppigen Monsters an und traute seinen Augen nicht. Dieser besaß eine ovale Form, dicke Wangenknochen, ein rundes Kinn, einen Mund mit Lippen und zwei, etwas auseinander stehende Augen. Die Pupillen hingegen waren aber nicht weiß, sondern zu Schlitzen verengt. Auch die Nase war überaus breit und die Nasenlöcher doppelt so groß wie Fingerkuppen. Dennoch änderte dies nichts daran, dass das Geschöpf in Evan das Bild eines Menschen wachrief. Doch dies war vollkommen unmöglich, richtig? Ein weiteres Kreischen rief ihn in die Realität zurück und er schoss. Die Kugel traf lediglich den bereits toten Raptor, denn das menschenähnliche Tier war mit einem Mordstempo verschwunden. Evan konnte nicht sagen in welche Richtung, weshalb er seine Ohren anstrengte um seine Fährte zu verfolgen. Dann ein Rascheln, es kam von dem Fenster direkt hinter ihm. Evan drehte sich um und erkannte gerade noch rechtzeitig wie das Tier auf den oberen Rand der verblieben Hauswand gesprungen war. Evan zögerte keinen unnötigen Moment und jagte dem Wesen eine Kugel in die Stirn. Getroffen fiel es von der Mauer, direkt zu Evans Füße. „Was zum Teufel bist?“, murmelte er, als er sich dem Tier näherte. Natürlich nicht ohne sein Gewehr bereit zu halten. Doch er konnte Entwarnung geben, das Geschöpf war eindeutig tot. Dennoch musste er zugeben, dass der Körperbau des Wesens dem eines Menschen glich. Die Schuppen anstelle der Haut wirken geradezu absurd und die verzerrte Fratze eher wie aus einem Horrorfilm. Stammte dieses Wesen etwa aus der Zukunft? Ein entfernter Cousin des Menschen? Nein, Unsinn. Schließlich besaßen Menschen keine Reptilien-DNA, soweit er wusste. Ein weiteres Kreischen schreckte Evan auf und er sah sich erschrocken um. Hinter dem Trümmerfeld wanderten zwei neue Wesen hervor, sie glichen dem ersten wirklich enorm. Nun trennten sich die beiden und Evan war es unmöglich sich auf einen von ihnen zu konzentrieren. Sie hatten sich ausgeteilt um ihre Beute einzukreisen und so der Gefahr eines Gegenschlags zu entgehen. Diese Dinger waren verdammt intelligent, beinahe wie… ja, wie Menschen. Evan presste sich an die Hauswand, doch in Wahrheit konnte er jeden Moment von allen möglichen Richtungen angegriffen werden. Eines der humanoiden Reptilien sprang hervor und Evan gab einen Schuss ab. Doch er streifte es lediglich und die Tiere warteten auf den nächsten Versuch. Evan überprüfte sein Magazin und erkannte zu seinem Leidwesen, dass er nur noch einen Schuss übrig hatte. Es war ein Jammer. Er war gerade der Kreidezeit entgangen, in der es ihm gelungen war ein ganzes Jahr lang zu überleben und nun starb er in dieser unbekannten Welt, getötet von Reptilien in Menschengestalt. Eines der Wesen näherte sich ihm aus Richtung Westen und Evan wartete noch bevor er schoss. Das Tier sollte erst näher kommen, ansonsten wäre es erneut geflohen. Dann setzte es zum Sprung an und… es wurde geschossen. Das humanoide Reptil wurde hart getroffen und krachte zur Seite. Evan war umso überraschter, angebracht, dass er sich gar nicht erinnerte geschossen zu haben. „Unten bleiben!“, befahl eine schroffe Stimme und Evan blickte sich um. Er konnte die Richtung zwar nicht ausmachen, doch mehrere Personen näherten sich seiner Position. Das zweite Reptil näherte sich ihnen und setzte zum Angriff an. Es hatte keine Chance. Es wurde von mehreren Gewehrsalben getroffen und geradezu durchlöchert. „In Zweierteams aufteilen! Ich möchte sicherstellen, dass sich nicht noch mehr Raps in der Gegend befinden.“, sagte eine Stimme und die Leute teilten sich auf. Durch das Gefecht war eine Menge Staub aufgewirbelt worden und Evan konnte die näher kommenden Menschen nicht deutlich erkennen. Immer fester ergriff er sein Gewehr. Dass sie ihm das Leben gerettet hatten, war kein Garant dafür, dass sie ihm auch freundlich gesinnt waren. Drei Gestalten näherten sich ihm und Evan überlegte fieberhaft ob er sich wehren sollte. Er entschied sich dagegen. Die Männer waren schwer bewaffnet. Nun traten sie aus dem Staub und Evan konnte sie genau erkennen. Sie trugen allesamt schwarze Kleidung und wirkten wie Guerilla-Krieger. Oder nein, das mochte vielleicht auf zwei der Männer zutreffen, einer von ihnen, der, der ihnen Befehle gegeben hatte, war etwas jünger und trug blondes Haar. „Danke, ich schätze Sie haben mich gerettet.“, kam es von Evan und der blonde Mann lächelte leicht. „Es war mir eine Ehre. Schließlich… habe ich mich sehr auf den Tag unseres Zusammentreffens gefreut, Mister Cross.“ Cross-Photonics Müde betrachtete Mac Rendell den Kaffeeautomaten den er sich ins Büro hatte stellen lassen. Er fand, jeder Boss sollte gewissen Privilegien haben und das hier war seine. Zumindest hätte sie das sollen. Wie bereits gestern trat er genervt gegen die Maschine und stieß einen Fluch aus. „Und man sollte meinen in einer Firma wie Cross-Photonics würde man nur die beste Technologie vorfinden.“, säuselte eine Stimme hinter ihm. Mac drehte sich um und gab zu, nicht bemerkt zu haben wie die junge Frau eingetreten war. Doch es war seine Schuld sie nicht gehört zu haben, denn Sam hatte den abgewinkelten Finger noch an der Tür. Mac versuchte sofort seine angespannte Miene durch eine ´wesentlich freundlichere auszutauschen, wusste aber nicht, ob ihm das gelang. „Ach, spielt keine Rolle. In London schmeckt der Kaffee ohnehin besser.“, fand er sich mit der Situation ab. Sam hob die Augenbrauen. „Achja? Ich dachte ihr trinkt dort nur Tee?“, fragte sie teils interessiert, teils gespielt. Mac räusperte sich empört. „Nun, ich für meinen Teil ziehe Kaffee vor. Und ich esse auch nicht den ganzen Tag Fish & Chips.“, erwiderte er und Sam musste lachen. Normalerweise hätte sich der Teamleiter bei derart vielen, britischen Klischee beleidigt gefühlt, doch diesmal war es irgendwie anders. Sams natürliche Art ließ seine Angespanntheit schnell verschwinden und er wurde lockerer. Er wollte souverän wirken und verhielt sich vor seinem Team unnahbar, um so für Kontrolle während der Missionen zu sorgen. Er war streng, dafür aber gerecht und kompetent. Natürlich funktionierte dieses Einstellung nicht bei Dylan, für die er ohnehin aus Gründen die er nicht verstand das größte Arschloch war. Doch Sam stellte eine Anomalie dar. In ihrer Nähe fühlte er sich heimisch, als wenn er noch im guten alten London wäre. „Was kann ich für dich tun?“, hakte er nach und erinnerte sich im selben Moment, dass Sam ja eigentlich für ihn arbeitete und nicht umgekehrt. Diese stolzierte nun zu seinem Schreibtisch und platzierte dort eine Akte. „Die sollen Sie sich durchlesen und dann eine Entscheidung fällen.“, informierte sie ihn. Mac seufzte nur. „Kann das nicht Harold übernehmen?“, fragte er, nun wieder sichtlich genervt. Sam behielt ihr charmantes Lächeln. „Die hier ist von Harold.“, enttäuschte sie ihn. Mac verdrehte die Augen und dankte der Frau für ihre Hilfe. Sam war gerade wieder im Begriff zu gehen, als sie sich noch einmal umwand. „Also… ich weiß nicht wie gut der Kaffee in England ist, aber ich kenne ein nettes Café in der Nähe. Wenn der Automat schon defekt ist, könnten wir vielleicht nach der Arbeit dort vorbeischauen und ihn testen.“, schlug sie vor. Mac hielt einen Moment inne und dachte über das Gesagte nach. Dieser Vorschlag klang verlockend, wer hätte ihn schon abgelehnt? „Tut mir leid, aber ich muss erst einmal diesen Papier Kram durchkriegen.“, entschuldigte er sich. Er erkannte die Enttäuschung in Sams Gesicht, doch diese zeigte Verständnis. „War nur so eine Idee. Ich arbeite dann mal weiter.“, erwiderte sie und stahl sich aus Macs Büro. Dieser knirschte mit den Zähnen nachdem sie weg war. Was genau tat er hier eigentlich? Sein Blick wanderte zu der Akte. Evan Cross hätte sie vermutlich einfach in den Papierkorb gestopft. Oder sie an Angelika Finch weitergereicht, damit diese sich darum kümmert. Doch diese war nicht mehr hier und Mac war wie er gegenüber Dylan bereits klargemacht hatte nicht ihr früherer Teamleiter. Harold Kanan glänzte zwar immer wieder mit neuen Ideen, doch Mac hasste diesen Papier Kram einfach. Er wollte einfach seine Methode fortsetzen, sich um die Anomalien kümmern, den Posten des Anführers gut ausfüllen und die nötige Distanz zu den Leuten behalten. Plötzlich wurde er bleich im Gesicht. Der Gedanke, der ihm gerade gekommen war erschreckte ihn in tiefstem Maße. Wenn so weitermachte, wurde er irgendwann zu… James Lester. Mac sah sich bereits in gestreiften Jacketts und teuren Krawatten wie er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen umherging um zynisch die Arbeit seiner Leute kritisierte. Unterbewusst hatte er Lesters Führungsstil als Vorbild herangeholt, ohne genauer über die Konsequenzen nachzudenken. Klar, er würde seinen Job gut machen, aber die Sympathiepunkte konnte er vergessen. Auch wenn es eigentlich nicht seine Absicht war, stieß er die Leute mit denen er arbeitete von sich weg. Wollte Mac vermeiden, dass sie um ihn genauso trauerten wie um Evan, den jeder hier sehr gemocht und geschätzt hatte? „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist verboten, wusstest du das?“, wurde Mac von einer Stimme aus seinen Tagträumen gerissen. „Häh?“, bekam er lediglich hin und sah zur Tür. Eine junge Frau trat ein und schmunzelte ihn an. Toby Nance hatte ihm zum Glück keine weitere Akte gebracht, obwohl Mac Harold zugetraut hätte, dass dieser auch noch die Chef-Analytikern von Cross-Photonics dafür missbrauchte. „Ich habe gerade Sams missmutigen Gesichtsausdruck gesehen als sie dein Büro verlassen hat. Du hast ihr doch nichts Schlimmes angetan?“, fragte sie vorsichtig. Mac war natürlich klar, dass sie ihn nur veralberte, aber dennoch schüttelte er brav den Kopf und verneinte. „Engländer sind Gentleman, hast du das schon vergessen?“, meinte er. Toby schien davon nicht unbedingt überzeugt zu sein, doch dass Mac nie etwas Unsittliches tun würde war ihr natürlich klar. Tatsächlich hatten sie und Mac sich am Anfang gar nicht gut verstanden, obwohl Mac ihr in einer anderen Realität sogar Blut gespendet und am Leben gehalten haben soll. Doch das waren vergangene Zeiten und er und sie waren nicht die Personen aus der anderen Zeitlinie. Doch inzwischen kamen sie wirklich gut miteinander aus, auch wenn immer noch einige Berührungsängste bestanden. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir endlich die ganze schädliche Software aus unserem System bekommen haben, die dieser Kerl aus der Zukunft eingespeist hat.“, ließ sie verlauten. Mac runzelte die Stirn. „Das wurde auch langsam Zeit. Hat deine Abteilung nicht schon das ganze Jahr daran gearbeitet?“, hakte er nach. Toby zuckte nur mit den Schultern. „Wir reden hier von einem Virus der erst in 200 Jahren entwickelt wird, ich bin froh, dass wir es überhaupt geschafft haben. Jedenfalls sind wir jetzt davon befreit und bekommen die Meldung über eine Anomalie herein, gleich nachdem sie aufgeht.“, versicherte sie. Mac schien dies zu freuen, denn bisher kamen sie immer einige Momente zu spät. „Sam… hat mich auf einen Kaffee eingeladen.“, sprang es dann aus dem Teamleiter heraus. Toby musterte Mac kurz und neigte den Kopf zur Seite. So viel zu der Distanz die Mac zu seinen Leuten aufbauen wollte. „Du hast natürlich abgelehnt.“, kombinierte die Computerexpertin. Mac nickte schuldbewusst. „Ich bin ihr Chef und sie arbeitet für mich. Wer in meiner Position würde das schon ausnutzen?“, wollte er wissen. „Hugh Grand?“, kam es von Toby. „War das jetzt extra für mich, weil ich ohnehin nur britische Schauspieler kennen muss?“, ärgerte er sich über das nächste Klischee. „Nein, nur so am Rande. Des Wahnsinns um genauer zu sein.“ Mac seufzte. „Kommt noch ein guter Rat von dir oder ziehen wir diese Nummer weiter durch?“ Toby senkte den Kopf und lächelte. „Ich kann dir nicht sagen was du tun sollst. Außer, dass nichts falsch daran ist sich mit den Leuten mit denen man arbeitet auch anzufreunden. Ja, es können schreckliche Dinge passieren, besonders in unserem Job. Deswegen… sollte man jeden Augenblick genießen, solange man ihn noch hat.“ Mac dachte darüber nach und stimmte ihr dann zu. „Gut, ich denke darüber nach ihr Angebot anzunehmen. Jetzt brauche ich nur einen Plan für alle anderen.“, gestand er. „Gibt es mit denen etwa auch Schwierigkeiten?“, hakte Toby nach. Mac nickte einmal schnell. „Ja, könnte man so sagen. Ständig streite ich mit Donovan in taktischen Angelegenheiten. Er ist nicht nur älter als ich, sondern nahm auch einen höheren Rang ein, auch wenn wir für verschiedene Länder gedient haben. Er fühlt sich degradiert seit ich Evans Platz eingenommen habe, der immer ihm alle taktischen Entscheidungen überließ. Luke ist nur schwer zu bändigen und reißt nur Witze. Nachdem ich zwei Jahre mit Connor Temple gearbeitet habe, dachte ich, ich wäre auf alles gefasst. Ohne sein ganzes Fachwissen hätte ich ihm bereits einen Tritt in den Hintern verpasst. Über Harold müssen wir glaube ich nicht reden und Dylan ist seit Evans Tod zu einer Draufgängerin geworden. Ich glaube manchmal, dass sie die Anomalien nur noch als Katalysator für ihren Stress sieht und einfach drauflos haut.“, drückte er seine Sorgen aus. Toby sah ihn mitleidig an. „Evan hat dir ein großes Erbe hinterlassen. Aber wenn er es geschafft hat, dann kannst du das auch.“ Mac fragte sich woher die junge Frau diese Sicherheit nahm. Anders als sein ehemaliger Vorgesetzter, Captain Becker, der ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Teammitgliedern pflegte, wollte Mac jemand sein auf den man sich verlassen konnte. Das sagte er auch Toby. Diese konnte ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. „Ich denke nicht, dass das einseitig funktionieren wird. Wenn du willst, dass dir andere vertrauen, wirst du das Vertrauen auch ihnen schenken müssen.“, stellte sie klar. Mac nickte zaghaft und musste zugeben, dass sie wohl Recht hatte. „Du bist der richtige für den Job, das weiß ich. Niemand könnte Evan besser ersetzen als du, da bin ich mir sicher.“, sagte sie noch, bevor sie das Büro wieder verließ. Mac lehnte sich in seinem Stuhl zurück und versuchte sich etwas zu entspannen. Wenn er sich selbst… doch auch nur so sicher wäre. Vancouver, Jones Park – Jahr ??? Evan und der blonde Mann standen sich nun gegenüber und zweiterer reichte dem erschöpften Zeitreisenden die Hand. Evan weigerte sich jedoch diese zu ergreifen und musterte den Fremden eingehend. Er strengte sein Gedächtnis an, war sich aber sicher, ihn noch nie zuvor in seinem Leben gesehen zu haben. Aber woher… kannte er denn seinen Namen? „Vielleicht sind wir hier falsch.“, wand einer der älteren ein. Doch der blonde schüttelte den Kopf und reichte Evan die Hand. „Nein, hier sind wir genau richtig.“ Evan fühlte sich in die Ecke gedrängt und wollte dies schnellst möglich ändern. Er ergriff die Hand seines Retters und sah ihm direkt in die Augen. „Evan Cross. Aber meinen Namen scheinen Sie ja bereits zu kennen.“, entgegnete er. Der Blonde nickte zustimmend. „Und wollen Sie wissen woher? Weil unsere Begegnung heute schon einmal stattgefunden hat. Heute an genau diesem Tag. Zugegeben, ich musste Sie nicht extra vor den Raps retten, aber kleine Invaluitäten hält selbst die Gevatter Zeit hin und wieder parat.“ Evan warf noch einmal einen Blick auf die toten menschenartigen Reptilien. „Raps? Beziehen Sie sich damit auf diese Ungeheuer? Was genau sind sie?“, wollte er wissen. Der Blonde wollte antworten, doch einer seiner Leute beugte sich nach vorne und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Danach warf er einen Blick auf die Uhr und knirschte mit den Zähnen. „Ich erkläre Ihnen alles unterwegs. Ein Wagen steht für uns bereit und wird uns zu unserem Ziel bringen. Wir haben nur noch Zeit bis die Sonne untergeht, zuvor müssen Sie noch jemanden treffen.“, erklärte er. Doch Evan weigerte sich ihm einfach zu folgen. „Ich werde nicht mit Ihnen gehen, solange Sie mir nicht einige Fragen beantwortet haben.“, sagte er entschieden. Der Blonde musterte ihn duldsam. „Mister Cross… Evan, Sie haben erst vor kurzem eine Apokalypse abgewendet. Wollen Sie einfach so die nächste einleiten und am Ende vielleicht noch selbst dafür verantwortlich sein?“, fragte er scharf. Evan schluckte. Was redete dieser Typ da? Er für eine Apokalypse verantwortlich? Er hatte Harrison aufgehalten und die Welt somit beschützt. „Ich bitte Sie! Ich erkläre Ihnen alles unterwegs.“, bestand er darauf. Evan nickte zögerlich und stimmte dann zu. Welche anderen Optionen besaß er? Er traute diesen Gestalten nicht, sie waren dubios und undurchsichtig. Sollte er fliehen? Vielleicht zurück durch die Anomalie? Nein, er hatte ein ganzes Jahr gebraucht um eine Anomalie zu finden, die in eine von Menschen bevölkerte Zeit führt. „Warten Sie! Verraten Sie mir wenigstens noch Ihren Namen.“, stellte Evan eine Bitte. Der Blonde überlegte kurz, scheinbar hatte er nicht mit so einer einfachen Frage gerechnet. „Kyle. Nennen Sie mich Kyle.“ Vancouver, Jones Park – Jahr ??? Kyle hatte nicht gelogen. Kaum hundert Meter entfernt parkte ein schwarzer SUV. Kyles Leute luden ihre Waffen ein und nahmen auf der Rückbank Platz. Er selbst öffnete die Beifahrertür und vollführte eine einladende Handbewegung. Missmutig stieg Evan ein, jedoch nicht ohne von seinem Gewehr zu lassen. Es war nur noch ein Schuss im Magazin und sollte er es wirklich brauchen, stellte es keine adäquate Waffe dar. Kyle und seine Leute waren Bewaffnet wie Soldaten einer Spezial-Einheit, womöglich waren sie das auch. Kyle setzte sich ans Steuer und startete den Wagen. Er fuhr los und bald verließen sie das Gebiet, das an eine Baustelle erinnert hatte. Doch je weiter sie fuhren, desto trostloser wurde die Umgebung. Evan sah aus dem Beifahrerfenster und runzelte die Stirn. „Wo sind wir? Das hier sieht aus wie Bagdad.“, kam es ihm in den Sinn. Kyle war aber alles andere als zu Scherzen aufgelegt, die Ernsthaftigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Nahe dran. Vancouver.“, verriet er. Evan riss die Augen auf und sah erneut nach draußen. Die meisten Gebäude waren eingestürzt wie nach einem Bombenanschlag. Die Straße war voller Löcher und es existierten kaum grüne Stellen. Dann sah er klarer. „Wo… nein, wann sind wir?“, wagte er es kaum zu fragen. Kyle schluckte und antwortete ihm. „Wir schreiben heute den ersten April 2052. Und eines kann ich Ihnen versprechen. Auch wenn es so aussieht, das hier ist kein Aprilscherz. Das ist die Zukunft, Ihrer Zukunft.“ Evan schüttelte stoisch den Kopf. „Nein, das ist unmöglich! Ich habe die Zukunft gesehen und sie endet definitiv nicht mit der Verwüstung unseres Planeten.“, wand er ein. Kyle fuhr nun um eine Ecke und sah zu einem der Dächer. Ein weiteres humanoides Reptil zeigte sich, doch der SUV war zu schnell um ihn als Beute anzusehen. „Sie meinen das Anomaly Control Center, richtig? Tut mir ja leid, aber das wird nun nie entstehen. Die Gegenwart ist inzwischen dermaßen im Arsch, dass ich keine Hoffnung mehr auf die Zukunft habe.“ Und bei dem trostlosen Anblick dem Evan entgegenblickte, musste er dem Mann sogar rechtgeben. „Was ist passiert?“, wollte er endlich Klarheit. Kyle biss sich auf die Unterlippe und blickte nach oben. Evan tat es ihm nach und erkannte einen Vogel im Himmel. Nein, dafür war er zu groß, es war ein… ein Saurier? Evan konnte die Art nicht bestimmen, dafür war er zu weit entfernt. „Es begann mit den Raps. Etwa 10 Jahre nachdem Sie durch die Annexions-Anomalie gegangen sind. Auf der ganzen Welt öffneten sich Anomalien, es war sogar noch schlimmer als bei einer verdammten Konvergenz. Doch das reichte nicht, denn die Raps bahnten sich einen Weg in unsere Welt. Diese Kreaturen sind verdammt aggressiv und essen nur selten. Dafür sind sie unglaublich gute Jäger und… ja, es ist so, als wären sie auf das Töten abgerichtet worden.“, erzählte ihm Kyle. Evan konnte nicht glauben was er da hörte. Diese Raps, wie Kyle sie nannte stammten mit absoluter Sicherheit nicht aus der Vergangenheit. „Eine Invasion…“, kam er schließlich selbst darauf. Kyle nickte und achtete wieder auf die Straße. „Wir sind bald da, dann kann dir unsere Anführerin alles genau erklären. Wenn es dafür nicht zu spät ist.“, klang er plötzlich sehr traurig. „Aber… Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass wir uns einmal zu diesen Dingern entwickeln?“, grauste ihn dieser Gedanke. Kyle stieß einen Lacher aus und verneinte vehement. „Nein, ganz bestimmt nicht. Wir haben einige von den Raps obduziert. Neben menschlicher DNA ließ sich auch Reptilien-DNA sicherstellen, sowie die einiger anderer Säugetiere mit spitzen Zähnen. So eine Zusammensetzung kann einfach nicht existieren, weshalb wir nur zu einem einzigen Schluss kommen konnten.“, erklärte er. Evan sah ihn gespannt an und wartete darauf was er noch zu sagen hatte. „Es sind… Mutanten.“ Evan zuckte kurz bei diesem Wort zusammen. Mutanten? Aufgrund der Anomalien hatte er sich sehr viel mit der evolutionären Vielfalt der Tiere beschäftigt, aber Mutanten? „Mutanten werden meist… durch irgendetwas generiert. Ein chemischer Unfall, oder…“, begann er laut zu überlegen, doch es ergab nicht wirklich Sinn. Welcher Chemiebaukasten sollte explodiert sein um Menschen mit Reptilien zu verschmelzen? Und noch wichtiger, wurden diese Raps so geboren, oder… oder waren sie einmal Menschen? Evan dachte daran Kyle diese Frage zu stellen, doch wenn er ehrlich war, wollte er es gar nicht wissen. „Wir bekämpften die Raps, aber es waren einfach zu viele. Die Anomalien schlossen sich nicht mehr und die Invasion war nicht mehr aufzuhalten. Regierungen fielen zusammen wie Kartenhäuser und Widerstandsgruppen bildeten sich. Doch das war erst der Anfang. Aus den Anomalien krochen viele Arten von Sauriern und immer neue öffneten sich. Es war ihnen einfach nicht mehr Einhalt zu gebieten.“, fluchte er und boxte gegen das Lenkrad. „Keine Sorge, wir sind bald da.“, hängte er noch dran, auch wenn Evan immer noch keinen Schimmer hatte, wo er eigentlich hingebracht werden sollte. Hatten diese Kreaturen, die offensichtlich aus der Zukunft kamen und die Gegenwart überfielen etwas damit zu tun, was Evan getan hatte? Nein, alles was er getan hatte, war Harrisons Annexions-Anomalie zu schließen. Auf der anderen Seite hatte er die Zeitlinie schon ziemlich torpediert. Leeds’ Abstecher in die Zukunft, die Informationen die ihm Commander Matt Anderson anvertraut hatte und etwaige Veränderungen durch Harrison selbst. Hatte irgendetwas davon zu diesem Ereignis geführt? Es wäre plausibel, denn in so einer Umgebung konnte sich die Welt von 2210 unmöglich entwickeln. Doch wenn Kyle die Wahrheit sprach, wäre das ACC mit dieser Aufgabe ohnehin überfordert gewesen. „Schon klar, sie kommen aus der Zukunft, doch von wann genau?“, wollte er als nächstes Wissen. Doch Kyle konnte es ihm nicht genau beantworten. Es konnten 100 Jahre sein, vielleicht 1000 oder sogar Millionen. Fakt war, dass sie in die Gegenwart eingedrungen waren. Sie wussten nicht woher sie kamen und warum sich so viele Anomalien in ihre Zeit geöffnet hatten, nur eines stand fest. Die Menschen waren dieser Bedrohung offensichtlich nicht gewachsen und die Welt würde vollständig untergehen, sollten sie nicht besiegt werden. Das Aussterben der menschlichen Rasse stand somit kurz bevor. Die Fahrt dauerte eine Stunde, bis Evan in etwa abschätzen konnte worin ihr Ziel lag. Erst als sie eine Schnellstraße verlieren und in eine Gasse einbogen, warf er Kyle einen überraschten Blick zu. „Cross-Photonics?“ Der Fahrer nickte schweigsam und wies seine Leute an, besonders wachsam zu sein. „Dort hat sich die Widerstandsgruppe der Stadt verschanzt, auch wenn es sich nur um etwa 100 Leute handeln dürfte. Wir haben die Technologie um die Raps und andere Prädatoren abzuwehren, auch wenn unsere Ressourcen zu Neige gehen. Ich will ehrlich sein, Evan. Wir brauchen Ihre Hilfe und Sie werden alles in Kürze erfahren.“, versicherte er. Evan fragte sich wie viele Widerstandsgruppen es im Land oder auf der ganzen Welt noch gab. Er hatte diese humanoiden Reptilien erlebt, sie waren nicht nur schnell und stark, sondern außerordentlich Intellekt. Zwar wirkten sie nicht, als wäre in ihren Gehirnen noch eine Art von Bewusstsein vorhanden, aber sollte es genauso groß sein wie das eines richtigen Menschen stellten dieses ‚Raps’ sicher die gefährlichste Spezies dar die es je gegen hatte. Nach wenigen Metern näherten sie sich dem Cross-Photonics Gebäude und Evan hätte sich gewünscht auf eine andere Art und Weise nach Hause zu kommen. In seiner Vorstellung wurde er kräftig von seinen Freunden umarmt und willkommen geheißen. Stattdessen öffnete sich die breite Stahlschranke und verschaffte dem SUV Zutritt zu der Tiefgarage des Gebäudes. Die Männer sprangen aus dem Fahrzeug und baten Evan ebenfalls auszusteigen. Dieser folgte und ließ seinen Blick schweifen. Überall Brandflecken und Einschusslöcher an den Wänden. Wirklich kein schöner Anblick und er fragte sich, wie es wohl erst in den oberen und unteren Etagen sein würde. „Hier lang.“, rief ihn Kyle und zeigte in eine Richtung. Evan dachte daran sich zu räuspern, unterließ es dann aber. Kyle musste natürlich wissen, dass Evan das Gebäude besser kannte als jeder andere, doch im Moment schien er zu gestresst für alles Weitere zu sein. Weitere Bewaffnete liefen auf die Gruppe zu und nahmen sie in Empfang. „Wie geht es meiner Mutter?“, fragte Kyle hastig, doch nur ein schweres Schlucken seitens der Männer und Frauen folgte. Evan erkannte die Wut im Gesicht des Mannes, der etwa im gleichen Alter war wie er. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, andernfalls können wir die Zeitlinie wie geplant nicht ändern.“, erwiderte er und seine Leute ließen ihn durch. Was hatte Evan da gehört? Die Zeitlinie ändern? Zugegeben, er selbst war inzwischen Experte darin, doch warum beschlich ihn das Gefühl, dass Kyle von ihm verlangte bei dieser Aktion eine entscheidende Rolle einzunehmen? Auf jedenfalls war Evan aus einem bestimmten Grund in diese Ära gekommen. Brauchte Kyle vielleicht sein Fachwissen? Und wenn die Ereignisse des heutigen Tages wirklich schon einmal stattgefunden hatten, sofern dieser die Wahrheit sagte, was war geschehen? „Den Fahrstuhl können wir nicht benutzen, weil der Strom zu Neige geht.“, informierte ihn Kyle und verwies dem ehemaligen Besitzer des Gebäudes auf die Treppe. Was Kyle und seinen Widerstandskämpfern wohl noch alles fehlte? Nahrung und Wasser vielleicht? Auf der einen Seite war es sicher kein Problem sich aus den vielen verlassenen Supermärkten zu bedienen, auf der anderen würden sie jedes Mal gegen Raps oder andere Karnivoren antreten müssen. Evan erinnerte sich an die zahlreichen Zombie die er gesehen hatte. Die meisten davon waren grottenschlecht gewesen, hatten aber alles gemeinsam. Nahm man die Logik weg, waren sie allesamt realistisch. Wie verhielt sich die Menschheit wenn sie von einem übermächtigen Feind angegriffen wird? Dass sie kämpfte war klar, aber wie erfolgreich wäre sie wirklich? Evan konnte das Ergebnis anhand dieser Zeitperiode feststellen, die nicht allzu fern von seiner lag. Gerade einmal 50 Jahre in der Zukunft und zumindest Vancouver glich einem Schlachtfeld. Und vermutlich betraf es inzwischen die ganze Welt. „Es ist lachhaft, nicht wahr?“, kam es nun von Kyle und Evan sah ihn an. „Wir haben großartige Technologien entwickelt und eine Vielzahl an modernen Waffen. Aber trotzdem… kommen wir nicht gegen diese Echsen mit ihren scharfen Zähnen an.“, stieß er hervor. Evan konnte ihn gut verstehen. Auch er hatte Leute verloren, obwohl Cross-Photonics viele finanzielle Möglichkeiten offen standen um sich militärisch auszurüsten. Doch gegen die Initiative und die Vitalität eines gefährlichen Raubtiers konnten die menschlichen Reflexe einfach nicht mithalten. „Vergleichen Sie einmal wie lange die Dinosaurier gelebt haben mit der Zeitspanne der Menschen.“, entgegnete er und Kyle lachte kurz. „Und jetzt stehen wir vor unserer eigenen Apokalypse? Das ist etwas, das ich nicht akzeptieren kann.“, sagte er scharf und beschleunigte sein Tempo. Als die beiden Männer die unterste Etage von Evans ehemaliger Firma betraten, war diese sogar noch besser geschützt als der Eingangsbereich. Massive Stahlschotten waren vor die Eingänge gepflanzt worden und würden Raubtiere mit Sicherheit vom Eindringen abhalten. Ja, selbst Terroristen hätten keine Chance in diesen Bunker einzudringen. Kyle führte Evan in einen Bereich, der durchaus wohnlicher wirkte. Ein Mann mit weißem Kittel schritt ihnen entgegen und Kyle hastete auf ihn zu. „Doktor Chang! Bitte verraten Sie mir wie es meiner Mutter geht.“, schien er sehr in Sorge zu sein. Die Miene des Arztes wirkte sehr ernst und kaum zu durchschauen. „Es tut mir sehr leid, aber die letzte Behandlung hat nicht mehr angeschlagen. Ich konnte nichts tun um das rapide Absterben der Zellen aufzuhalten. Ich fürchte sie hat nur noch 1 bis 2 Tage im Höchstfall.“, gestand er. Kyle der gegenüber Evan als smarter Anführer der Widerstandsgruppe aufgetreten war schien nun sehr traurig und ballte die Hände zu Fäusten. Dann erinnerte sich der Leiter von Cross-Photonics plötzlich wieder an Kyles Worte. „Sie erwähnten vorhin eine ‚Sie’. Ist es Ihre Mutter, die mich sprechen wollte?“, hakte er nach. Sofort drang in Kyles Miene etwas, das nach Hoffnung aussah. „Wir müssen weiter.“, sagte er dann und führte den Zeitreisenden in einen Korridor, in dem sich mehrere Schlafzimmer zu befinden schienen. Ohne anzuklopfen betrat er eines davon und Evan musste sogar laufen um mit ihm Schritt zu halten. Wenig später standen beide in einem weitläufigen Zimmer, das teils heimisch, aber auch teils wie ein steriler OP-Saal wirkte. Der Arzt war den beiden gefolgt und räusperte sich. „Es ist wirklich keine gute Idee sie jetzt noch zu beunruhigen.“, erwiderte er, doch davon wollte Kyle nichts wissen. „Nehmen Sie ihr den Schlauch aus dem Mund. Sie muss einige Fragen beantworten können.“, wies er den Arzt an und dieser sträubte sich zuerst. Kyle musste ihn erst von der Notwendigkeit überzeugen. Evan hatte das Bett nun im Blickfeld und inspizierte erst die medizinischen Apparaturen und dann die Patientin selbst. Es handelte sich um eine alte Frau. Ihre Haare waren grau, nicht weiß. Ihre Falten hielten sich im Maße, doch das änderte nichts daran wie schwach sie wirkte. Sie hatte ihre Augen geschlossen, aber dennoch spürte Evan eine tiefe Vertrautheit dieser Person gegenüber. Der Arzt schritt zum Krankenbett und entfernte den Schlauch, der an das Beatmungsgerät angeschlossen war aus dem Rachen der Patientin. Erst nahm Evan an sie würde schlafen, doch dann wurde ihm klar, dass sie hellwach war und alles mitbekam. Es kostete ihr viel Mühe ihren linken Arm auszustrecken. Er war direkt auf Evan gerichtet. Aber warum? Diese Frau konnte ihn nicht kennen, oder? Kyle trat an das Bett und setzte sich zu seiner Mutter. „Mutter, ich habe ihn gefunden. Er war dort wo du gesagt hast.“, sprach er fürsorglich. Die alte Frau öffnete nun die Augen und bedachte ihren Sohn eines dankbaren Blickes. Evan starrte in zwei dunkelgrüne, vom Schmerz gepeinigte Augen. Sein Herz begann schneller zu schlagen und ein kalter Schauer raste seinen Rücken hinab. War das möglich? Noch immer behielt die Frau ihren Arm in der Luft, der kontinuierlich schwächer wurde. Evan eilte zu ihr und ergriff ihre Hand. Die alte Frau lächelte und wirkte unglaublich glücklich. „Dich noch einmal zu sehen… ist so schön.“, krächzte sie und hustete gleich danach. Evan legte ihr eine Hand auf die Stirn und erwiderte das lächeln. „Das ist verrückt.“, entfuhr es ihm. Die alte Frau nickte schwach. „Ich habe mich verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“, musste sie sich eingestehen. Evan verneinte augenblicklich. „Aber nicht doch. Du bist noch hübscher geworden.“, flüsterte er ihr zu und die Frau musste kurz kichern, was ihr Schmerzen beriet. Kyle warf Evan einen kritischen Blick zu. „Warte, wenn sie deine Mutter ist, dann bist du…?“, starrte er seinen Retter überrascht an. Kyle nickte und bestätigte es ihm. „Mein Name lautet Kyle Weir. Und jetzt verstehen Sie sicher woher ich so viel von Ihnen weiß.“ Evan sah abwechselnd zum Sohn und zu seiner Mutter. Es war beinahe beschämend gewesen, dass er seine beste Freundin nicht auf Anhieb erkannt hatte. Doch die Dylan an die er sich erinnerte besaß brünettes, volles Haar und genug Energie um sogar einen Saurier in die Flucht zu schrecken. Die Person vor ihr schien aber jegliche Kraft und Temperament verloren zu haben. „Tut mir leid. Scheinbar habe ich mich etwas verspätet.“, gestand Evan kleinlaut. 50 Jahre waren wohl neuer Weltrekord bei dem sich jemand verspäten konnte. Evan hatte sich nie Illusionen gemacht. Eine Anomalie die direkt zu dem Tag seines Verschwindens oder zumindest in unmittelbare Nähe geführt hätte, wäre einfach zu schön gewesen. Er hatte es zurück zu seinen Freunden geschafft, zumindest zu Dylan. Aber 50 Jahre? War das der Preis dafür, sie noch einmal zu sehen? Ein letztes Mal zu sehen? Dylan schüttelte leicht den Kopf. „Aber nein, was redest du denn da? Wir haben viele, wunderbare Jahre verbracht.“, erwiderte sie. Ein Stutzen seitens Evans. „Aber… hast du mich nicht für tot gehalten, nachdem ich durch die Annexions-Anomalie gegangen bin?“, wollte er wissen. Dylan schien über diese Aussage erstaunt zu sein. „Aber du bist zurückgekehrt! Du hast von deinen Abenteuern berichtet und von der neuen Gefahr in der die Welt schwebt. Ich wusste wo Kyle dich finden kann und auch dieses Gespräch hier an meinem Totenbett hat schon einmal stattgefunden. Und zwar weil du mir davon berichtet hast.“ Evan fügte alle Puzzleteile zusammen und kam nur zu einem Schluss. „Ich habe es nach Hause geschafft…“, murmelte und Dylan gab ihm recht. „Ja, zurück ins Jahr 2014. Kyle wird dir alles erklären, aber es ist wichtig, dass du die Leute dort warnst. Sie müssen sich auf die Raps vorbereiten und wenn es dir gelingt, versuche zu verhindern, dass sie aus der Zukunft in die Gegenwart eintreten.“, sagte Dylan nun mit kraftvoller Stimme, was ihr enorm viel Energie abverlangte. Sie begann zu husten und zu keuchen und der Arzt gab ihr eine Spritze. „Sie muss sich jetzt ausruhen!“, protestierte der Arzt und schloss sie wieder an das Beatmungsgerät an. Dylan schien einzuschlafen, denn ihre Hand rutschte aus der von Evan. Kyle erhob sich und blickte zu dem Zeitreisenden. „Wir haben noch viel zu tun. Wir können Sie nach Hause schicken, aber ich brauche Ihre Hilfe.“, sagte er und Evan blickte zu ihm auf. „Ich soll… Dylan ausgerechnet jetzt alleine lassen?“, konnte er es nicht glauben. Kyle knirschte die Zähne. Eigentlich hätte er das Recht gehabt diesen Satz auszusprechen, nein diese Bitte. Aber er war gleichzeitig der Anführer dieser Widerstandszelle und musste mit einer Menge Verantwortung klarkommen. „Ich… wir können nichts mehr für Mutter tun. Zumindest nicht in dieser Zeit. Wir haben lange Zeit atomare Waffen gegen die Raps eingesetzt, doch das radioaktive Material, so gut es auch isoliert war, hat sich Stück für Stück in Mutters Körper verankert. Wir können ihr Leben retten, aber nur wenn wir den Untergang der Welt durch die Raps verhindern.“, sagte er entschieden. Evan stand auf und stimmte ihm zu. Normalerweise scheute er sich davor die Zeitlinie zu verändern, er hatte sich sogar von Brooke verabschiedet um zu verhindern, dass die Zeit wie eine stürmische Welle über das Land hinweg zog. Doch das hier war etwas anderes. Er musste verhindern, dass diese Kreaturen sich die Anomalien zu Nutze machten und somit den normalen Zeitverlauf quasi ausradierten. Von der menschlichen Rasse ganz zu schweigen. Es fiel ihm schwer Dylan zurückzulassen, vermutlich fast so sehr wie ihrem eigenen Sohn. Die beiden Männer ließen sie in den Händen des fähigen Arztes und Kyle führte Evan aus dem Raum. Sie verließen den Korridor und standen bald in der ehemaligen Kommando-Zentrale von Cross-Photonics. Einige Widerstandskämpfer liefen aufgeregt umher und einer sprach Kyle an. „Sir, es gibt undefinierbare Neuigkeiten.“, gestand er. Undefinierbar? Was meinte er damit? „Scheinbar… sind die Raps verschwunden.“, berichtete er. Sowohl Kyle als auch Evan bedachten ihn eines perplexen Blickes. „Was meinen Sie mit… verschwunden? Allein in dieser Stadt gibt es hunderte von ihnen.“, rief ihm Kyle ins Gedächtnis. Der Mann nickte und wirkte etwas verlegen, sowie unwissend. „Unsere Späher berichten, dass sie keine Raps mehr in der Stadt finden konnten, egal wo sie auch gesucht habe. Sie könnten sich gut versteckt haben, aber warum?“, berichtete er. Kyle verfiel in eine nachdenkliche Starre. Auch er schien keine Erklärung für den plötzlichen Rückzug des Feindes zu haben. „Beobachten Sie die Situation weiter und geben Sie mir Bescheid wenn sie sich wieder regen.“, befahl er und wies dann in eine Richtung. Er brachte Evan zu einem Abgang und dieser war erstaunt, dass es inzwischen noch ein weiteres Untergeschoss in seiner Firma gab. Tief unter der Erde waren sie geschützt, doch was sollten sie hier? Sie erreichten mehrere Türen und Kyle gab einen Sicherheitscode an einer von ihnen ein. Der Zugang wurde frei und Kyle vollführte eine einladende Handbewegung. Evan folgte der Einladung und kaum hatte er den Raum betreten ging automatisch das Licht an. Die Wände waren weiß und die Dekoration sehr einseitig. Mehrere Tische und Stühle auf denen sich verschiedene Gerätschaften tummelten. Evan Schritt näher und betrachtete einige davon. Er erkannte ein mobiles Anomalien Suchgerät, sowie einen Timer den er zusammen mit Toby konstruiert hatte. Als er den Tisch wechselte erkannte er sogar einige seiner früheren Projekte die er für Cross-Photonics entwickelt hatte. Doch sie wirkten allesamt neu und nicht von der Zeit gezeichnet. „Ehrlich gesagt habe ich Ihre Arbeiten studiert. Sie sind wirklich ein Genie das muss ich zugeben. Ich verstehe zwar noch nicht ganz was meine Mutter in Ihnen sieht, warum sie glaubt, dass wir ausgerechnet unsere letzte Hoffnung in Sie legen sollten, aber ich werde ihrer Bitte folgen.“ Kyle begab sich zur seitlichen Wand und Evan erkannte einen eingemauerten Safe. Der Führer des Widerstandes gab einen weiteren Sicherheitscode ein und entriegelte das eiserne Versteck. Evans Augen wurden groß als er die Apparatur in Kyles Händen erblickte. Zuletzt hatte er sie gesehen, als Julian Harrison die Annexions-Anomalie kreiert hatte. Jetzt war auch klar, wie Kyle ihn in seine Zeit zurückschicken wollte. „Ein Opener? Wo zum Teufel haben Sie das Ding her?“, hakte er interessiert nach. Kyle trat näherte und zeigte ihm die handliche Zeitmaschine. „Dieses Gerät gehörte dem Mann, den Sie als Harrison kannten. Er benutzte es um eine Anomalie aus der Zukunft zu öffnen und in Ihre Zeit zu gelangen.“ Jetzt sah Evan schon klarer. Das war also das Gerät mit dem Leeds so viel Ärger gemacht und ins Jahr 2210 geflohen war. Doch er erinnerte sich an noch etwas. „Harrison meinte sein Gerät würde nicht mehr funktionieren, weshalb er mich entführen ließ und mir den Opener abnahm, den ich vom ACC erhalten habe.“, erwiderte er. Kyle nickte, scheinbar war ihm die Geschichte bestens bekannt. „Und genau da liegt das Problem. Beziehungsweise kommen Sie ins Spiel. Könnte ich das Gerät nutzen wäre ich längst in die Vergangenheit gereist und hätte die Leute gewarnt, oder irgendwie das Öffnen der Anomalien verhindert. Aber leider ist die Energiezelle dieses Openers leer und ich habe keine Ahnung wie ich sie wieder aufladen soll. Meine Leute haben ihn auf einer Routine-Patrolliere gefunden und hielten ihn für wertvoll. Das ist er ja auch, nur im Moment leider nutzlos.“ Evan nahm ihm den Opener vorsichtig aus der Hand und betrachtete ihn. Der Versuch ihn einzuschalten schlug fehl, wie bei einem Handy war ihm schlichtweg der Akku ausgegangen. Es war als wenn man dringend telefonieren müsste, aber vergessen hat sein Ladekabel mitzunehmen. „Welche Arten von Energie haben Sie bereits versucht?“, hakte er nach. Kyle seufzte. „Nicht einmal das weiß ich. Dieses Ding besitzt keine einzige Schnittstelle an der man irgendwas anschließen könnte. Ich habe einen Stromstoß durch es durchgejagt, aber ohne Erfolg. Am Ende habe ich es vielleicht sogar beschädigt. Ich habe es sogar mit Atompartikeln versucht, doch vergebens. Ach verdammt, ich habe das Mist Ding sogar in die Sonne gehalten, aber es akzeptiert keine Energie die ich kenne. Vermutlich wird sie erst in der Zukunft entdeckt, oder hätte entdeckt werden sollen.“, brachte er seinen Missmut zum Ausdruck. „Schon mal mit Zitronen versucht?“, schlug Evan vor, kassierte aber nur einen abwertenden Blick von Kyle. „Das hier ist kein Spiel, Evan. Mac Rendell. Leo Donovan. Toby Nance. Angelika Finch. Am Anfang haben sie sich gegen die Raps gewehrt, wurden aber getötet. Vor einigen Jahren starb auch noch mein Vater und ich übernahm die Leitung des Widerstandes. Doch meine Mutter hat das alles zu sehr geschwächt. Sie hat durchgehalten, weil sie das immer tat. Doch jetzt ist sie am Ende ihrer Kräfte und steckt all ihre Hoffnungen in Sie.“, erzählte er. Evan bereute seinen Scherz bereit. „Ihr Vater? Kenne ich Ihn zufällig?“, hakte er nach. Kyle wich seinem Blick aus, antwortete aber trotzdem. „Ja und das sehr gut. Es sind nämlich Sie. Sie sind mein Vater, Evan.“, verriet er ihm. Dieser stolperte zurück und krachte gegen einen der beladenen Tische. „I… ich? Aber Dylan und ich waren nie… also… . Ist das Ihr… dein Ernst?“, begann er zu stammeln. Kyle war einen Moment ruhig und wirkte sehr ernst. Dann verzog er die Lippen zu einem breiten Grinsen. „Nein, ich habe Sie nur getrollt.“, gab er Entwarnung. Wenn Evan jetzt einen Spiegel gehabt und hinein geblickt hätte, hätte er sich sicher über das dumme Gesicht seines Gegenübers lustig gemacht. „Das war die Rache für den Zitronen-Spruch. Nein, mein Vater tut nichts zur Sache. Sie kennen ihn zwar, können ihn aber nicht retten, wenn wir nicht eine Lösung für den Opener finden.“ Evan stimmte ihm zu, auch wenn er ihm nicht helfen konnte. Er hatte selbst versucht die Technologie hinter dem Opener zu begreifen, den das Anomaly Control Center gebaut hatte. Doch es war nur möglich gewesen ihn zu bedienen. Keine Gebrauchsanleitung, keine Schrauben mit dem man vielleicht in das Innere der Wundermaschine hätte blicken können. Matt Anderson hatte ihm nicht erklärt welche Energie der Opener nutzte. Vermutlich wollte er vermeiden, dass Evan das Gerät auf Dauer nutzte und vielleicht in Versuchung geriet die Vergangenheit zu ändern. Jetzt hingegen war es unvermeidlich geworden. Es war nicht vorgesehen gewesen, dass diese humanoiden Reptilien, welche die Menschen in dieser Ära nur ‚Raps’ nannten sich ihren Weg hierher suchten. „Ich habe keine Idee, aber wenn wir nicht noch mehr Zeit verlieren wollen… sollten wir uns dransetzen.“, schlug er vor. Kyle stimmte ihm zu. Immerhin war dieser Opener das Einzige, was zwischen ihnen und der Apokalypse stand. Cross-Photonics „Mac Rendell!“, erklang eine strenge und einnehmende Stimme. Macs Nackenhaare kräuselten sich und es war nicht einmal nötig sich umzudrehen. Dennoch tat er es und beobachtete wie Harold Kanan auf ihn zu stapfte. „Gut, dass ich Sie noch erwische!“, sprach er zeigte mit dem Finger auf den Captain. Mac war sich nicht sicher ob das wirklich der Fall war, doch er setzte eine freundliche Miene auf und wartete darauf, dass Harold sein Anliegen darbrachte. „Sie haben mir noch gar nicht die Akte von gestern zugesandt.“, erinnerte er ihn. Mac neigte den Kopf und schnitt eine unschuldige Miene. „Tut mir leid, ich bin noch nicht dazu gekommen.“, versuchte er sich herauszuwinden. „Und die Akte von letzter Woche?“, wand Harold ein. „Ich bin noch nicht dazu gekommen.“, gestand Mac. „Und die Akte von vorletzter Woche?“, startete Harold einen letzten Versuch. „Ich bin noch nicht dazu gekommen.“, wiederholte Mac monoton. Harold stemmte die Hände in die Hüfte und wirkte resigniert. „Ich weiß ja, dass das nicht Ihre Stärke ist, aber verstehen Sie mich bitte. Erst die Sache mit Evan Cross und dann ist auch noch Angelika weg. Ich habe diese Firma nicht aufgebaut, sie waren es.“ Mac stemmte sich am Geländer des Ganges ab und lugte hinunter zur Kommando-Zentrale. Er beobachtete das rege Treiben der Mitarbeiter, wie sie entweder versuchten Informationen zu erarbeiten oder welche zu versuchen. Harold hatte Recht, er war als Finanzier eingestiegen um Evans Anomalien Geheimnis so gut es ging zu unterstützen. Doch ohne Evan wollte auch Angelika nichts mehr hiermit zu tun haben weshalb alles an Harold fiel. „Ich habe vielleicht Erfahrung mit Marketing oder Investment-Fonts. Und… ich blicke auf eine recht große Anzahl an Gerichtsverhandlungen zurück. Aber das was Evan Cross hier aufgebaut hat ist einfach so… anders.“ Mac nickte leicht. „Ich weiß was Sie meinen. Auch wenn ich ihn nicht gut kannte, dürfte es ihm ähnlich gesehen haben, nur ganz besondere Charaktere einzustellen. Sie wissen, dass ich mich nicht mit der Forschung und der Produkterstellung in den Etagen über uns interessiere. Ich wurde vom ARC lediglich als Verbindungsoffizier eingesetzt und schaffe es gerade einmal so die Anomalien zu managen.“, gab er zu. Harold strich sich durchs Haar und sah ebenfalls nach unten. „Aber inzwischen sind Sie mehr, habe ich nicht recht? Sie haben Evans Platz eingenommen und auch wenn es Ihnen nicht so erscheint, die Leute hier werden danach urteilen. Sie sehen Sie weder als Ersatz noch als Nachfolger, sondern als eigenständige Person. Zugegeben, was Ihre Arbeitsmoral angeht sind mit Evan Cross auf einem Niveau, aber Ihre Haltung und Vorgehensweise unterscheidet sich von ihm. Seit Sie das Anomalien Team anführen, haben wir weder Leute verloren, noch gab es einen großen Skandal. Und bei Cross’ kleinen Freunden ist das bemerkenswert.“ Macs Augen verneigten sich. „Wollen Sie damit sagen, dass ich diesen Job besser als er mache?“ Harold verneinte augenblicklich. „Nein, ich will nur sagen, dass Cross kein Soldat war und die Dinge völlig anders handhabte. Er ging mit seinen Freunden auf seine Weise um und Sie auf Ihre. Sie beide sind unterschiedlich, keine Frage, aber dennoch auf einer Wellenlänge. Sie sind jetzt der Boss und geben den Unnahbaren, ich habe es mit meinen Angestellten genauso gemacht. Allerdings habe ich mit denen nicht Rücken an Rücken gekämpft. Bei Ihrer Arbeit geht es vor allem um Vertrauen und dazu muss man seinen Verbündeten kennen, besonders wenn man Befehle von ihm entgegennehmen soll.“ Mac nahm die Worte in sich auf und nickte dann. „Danke für den Ratschlag. Ich werde mir die Akten dann mal bei Gelegenheit ansehen.“, versprach er und schlenderte die Treppe hinab. „Nein, werden Sie nicht.“, sagte Harold zu sich selbst, als Mac schon verschwunden war. Dieser hatte nämlich ein festes Ziel und zwar die Waffenkammer des Gebäudes. Nachdem er den Fahrstuhl betreten hatte, begann er ein Lied zu summen. Er kannte weder Titel noch Songtext, doch fuhr damit fort, bis sich die Tür wieder öffnete. Mac trat heraus und legte die paar Meter zur Waffenkammer zurück. Er drückte die schwere Metalltür auf und trat ein. Ein Mann wand sich erschrocken um und beäugte den Captain skeptisch. Mac hob zur Begrüßung seine Hand, doch das half Donovan nicht dabei sich zu lockern. Dieser war gerade damit beschäftigt die EMDs sowie die scharfen Waffen zu überprüfen. „Alles bereit für den nächsten Einsatz?“, wollte Mac wissen und der ehemalige Major nickte leicht. „Ja, gibt es ein Problem? Haben Sie etwas auszusetzen? Sir?“ Autsch. Es war wie ein Nadelstich im Nacken. „Donovan, Sie leisten wirklich gute Arbeit. Ich weiß es muss schwierig sein. Technisch gesehen nehme ich einen niedrigeren Rang ein, als Sie ihn einst trugen. Noch dazu kommt es, dass nun ich die taktischen Entscheidungen für das Team treffe.“ Donovan musterte seinen Vorgesetzen einige Zeit. „Sie haben das Kommando seit nun einem Jahr inne, richtig? Haben Sie seitdem Leute verloren?“, hakte er nach. Mac zögerte kurz. Da sich Donovan im selben Team befand wie er, musste die Antwort darauf kennen. Es handelte sich also um eine Kontrollfrage. „Sie wissen, dass wir ein sehr gutes Jahr hatten.“, erwiderte er stattdessen. Donovan schluckte und stimmte ihm zu. „Als ich noch die taktische Leitung des Teams innehatte, verlor ich drei Männer. Evan Cross war einer davon. Als er sich entschied durch die Anomalie zu gehen, war ich nicht im Stande ihn aufzuhalten.“, knirschte der Ex-Soldat nun mit den Zähnen. Darum ging es also. „Vergessen Sie nicht, dass ich es auch nicht konnte. Oder lag es daran… dass Sie damals die taktische Leitung trugen? Was hätten Sie stattdessen getan? Evan zurückgezogen? Hätten Sie einen Befehl verweigert, wenn er Ihnen gegeben worden wäre?“, fragte Mac scharf. Donovan brach den Blickkontakt ab und sah zu den scharfen Waffen. Mac hatte es erlaubt, dass diese für den Notfall hier gelagert wurden. Man konnte die Situationen nie vorhersagen und sicher war sicher. „Ich hätte es vielleicht zurückgeschafft. Ich habe Erfahrung mit heiklen Situationen und geübter darin eine Schusswaffe zu bedienen.“, gab er zu bedenken. Mac trat dem Ex-Major nun gegenüber. „Ihr Selbstbewusstsein ist gut für diesen Job hier. Leichtsinn und Überheblichkeit allerdings nicht. Wie Sie sagten, Sie waren der taktische Leiter des Teams und nicht der operative. Hätten Sie gewusst wie der Opener zu bedienen ist? Ich nicht.“, antwortete er. Zugegeben, Connor hatte das Gerät ein paar Mal erwähnt und ihm einige technische Spezifikationen genannt, doch Mac hatte jedes Mal das jeweilige Ohr geschlossen und im Kopf den Songtext seiner Lieblings-Band rezitiert. Das verschwieg er Donovan freilich. „Ich… kann es einfach nicht akzeptieren so untätig zu sein. Wie… wie jetzt.“, verriet dieser. Mac klopfte ihm nun gegen die Schulter. „Weil alle Entscheidungen bei mir liegen? Ich verrate Ihnen jetzt einmal was. Als ich im ARC gearbeitet habe, war ich zwar nur stellvertretender, taktischer Leiter, doch das änderte nichts daran, dass ich auch Kameraden verloren habe. Ich bin nicht perfekt, deshalb brauche ich hin und wieder Ihre Meinung damit wir weder Verwundete, noch Tote machen. Ich verlange nicht, dass Sie sich mir unterordnen, das ist bei so einem Team ohnehin schwierig. Ich will nur, dass wir beide Zusammenarbeiten.“, sprach er seine Bitte aus. Donovan ließ die Worte einige Zeit auf sich wirken, dann hob er seine Hand und hielt sie ausgestreckt gegen seine Schläfe. „Ja, Sir!“, salutierte er ordnungsmäßig und zeigte so, dass er Mac als Vorgesetzten akzeptierte. „Rühren Soldat!“, erwiderte dieser scherzhaft. Donovan kümmerte sich wieder um die Waffen und Mac war froh zumindest das geklärt zu haben. Tja, einen hatte er schon mal, zumindest ein Anfang. Er verließ die Waffenkammer wieder und trat den Rückweg zu seinem Büro an. „Wie hättest du es wohl gemacht, Evan?“, überlegte er währenddessen. Cross-Photonics – 2052 Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, doch Evan und Kyle zerbrachen sich inzwischen die Köpfe. Kyle erzählte von seinem Versuch das Gerät zu röntgen, doch auch das verschaffte keinen Einblick in das Innenleben. Alles was er vor sich hatte war ein rechteckiges Stück Glas, in das Daten sowie Programme eingespeist wurden. Es gab keine altmodischen Drähte oder Kabel die man verbinden konnte, noch war es möglich das Gerät an einen Computer anzuschließen. Das Problem war, obwohl sie sich im Jahr 2052 befanden, war diese Zeit noch zu primitiv um irgendwas ausrichten zu können. Vor Wut schleuderte Kyle einige Papiere zu Boden und fluchte. Evan konnte es ihm nicht verdenken, auch wenn er an seiner Stelle sein sollte. Die Vergangenheit war sein Zuhause, der Ort an den er dringend zurück musste. Doch Kyle wollte seine Gegenwart retten und das war nur möglich, indem er die Vergangenheit änderte. Er schreckte auf als ein lautes Geräusch ertönte. Er sah sich um und taste zu einem Wandtelefon. Evan fiel auf, dass die meiste Technologie sich nicht sehr weit entwickelt hatte. Aber was erwartete man, wenn der Erde eine Invasion von menschenartigen Reptilien drohte? Da konzentrierte man sich natürlich auf den Kampf oder das Verstecken. Wenn es Fortschritte gegeben hatte, dann lediglich in der Entwicklung moderner Waffen. Kyle nahm den Hörer ab und wechselte ein paar Worte. Dann wurde er kreidebleich und ließ den Hörer fallen. Ohne ihn wieder auf die Gabel zu legen rannte er aus dem Labor und Evan beschloss ihm zu folgen. Sie rannten die Treppe nach oben und Kyle schlug denselben Weg ein, den sie bereits gekommen waren. Sie erreichten den Gang und Evans Versuche Kyle zum Warten zu bewegen verhallten. Bald war dieser vor dem Zimmer seiner Mutter angekommen und stieß die Tür auf. Evan blickte ihm über die Schulter und erkannte nicht nur den Arzt, sondern auch zwei Schwestern. Diese entfernten gerade das Beatmungsgerät aus Dylans Rachen, während der Arzt die Decke über ihren Kopf schieben wollte. Kyle stieß ihn beiseite und beugte sich weinend über seine Mutter. Immer wieder schüttelte er ungläubig den Kopf und fuhr ihr über die Stirn. Evan hatte sich stets gewünscht seine Freunde zu beschützen, damit diese nicht von angreifenden Sauriern erwischt, sondern erst im Alter sterben konnten. Doch das hier hatte er sich nicht vorgestellt. Dylan und ihre Familie konnten kaum ein richtiges Leben gehabt haben, bei dieser Invasion. „Es… tut mir leid.“, hauchte Evan, doch Kyle ignorierte ihn. Ob er ihm die Schuld hierfür gab? Evan war sich nicht einmal selbst im Klaren, ob er nicht doch etwas hierzu beigesteuert hatte. Er hatte die Zeitlinie schon so oft gebogen und rebootet, dass im Prinzip alles eintreten konnte. Evan glaubte kaum das Recht dazu haben und überließ es Kyle deshalb alleine sich von seiner Mutter zu verabschieden. Dann legte der Arzt die Decke über ihren Kopf und Kyle faltete die Hände zusammen. Er ignorierte sogar die Beileidsbekenntisse aller anderen Anwesenden. Doch was darauf folgte, konnte er nicht ausblenden. Sofort verringerte sich das Licht im Zimmer um etwa 50 Prozent. Evan nahm an, es war wegen des geringen Stroms, doch kurz darauf erklang ein ohrenbetäubendes Signal im ganzen Gebäude. Es erinnerte Evan an die Meldung einer Anomalie, konnte sich aber nicht vorstellen, dass der Widerstand darauf reagieren würde. Kyle sprang auf und sein Blick wirkte ängstlich und alarmiert. „Schließen Sie sich hier ein!“, befahl er dem Ärztepersonal und begann erneut zu rennen. Evan folgte ihm, musste aber warten bis sie im Kommando-Bereich angekommen waren um Antworten zu erhalten. Rotes Licht schimmerte an der Decke und immer mehr bewaffnete Kämpfer sammelten sich. „Kyle! Bitte verraten Sie mir was los ist!“, beharrte Evan, doch es war einer seiner Leute, der das erledigte. „Wir haben einen Sicherheitsbruch auf Eben D.“, meldete dieser Kyles Wut stieg ins Unermessliche. „Das ist ausgeschlossen! Auf Eben D gibt es keinerlei Eingänge, nicht einmal Stahltüren!“, erinnerte er. Sein Untergebener zuckte nur mit den Schultern und im nächsten Moment wurde die Kommandozentrale um einen Gast reicher. Völlig unerwartet zersplitterte ein Fenster und eine Gestalt landete auf einem der Computertische. Die Anwesenden waren zu perplex um sofort zu reagieren, was es ihr erlaubte sich auf einen der Kämpfer zu stürzen. Scharfe Krallen zerfetzten seinen Leib und die anderen feuerten. Die Kreatur starb binnen Sekunden infolge des Kugelhagels. Evan sah ungläubig zu wie das Wesen, die Kyle nur Raps nannte zu Grunde ging. Jedoch war es nicht allein. Weitere der humanoiden Reptilien bahnten sich ihren Weg zu der versammelten Mannschaft und kreischte gierig. „Verdammt, wo kommen die her?“, schrie einer der Männer und feuerte panisch. Die Raps stürzten sich auf die Leute die nahe am Fenster standen und schlugen ihre spitzen Zähne in deren Köpfe. Wildes Schreien und ungezielte Schüsse folgten. „Kyle, hast ist hier los? Ich dachte ihr währt ihr hermetisch abgeriegelt!“, war nun auch Evan klar geworden, dass es hier nicht mehr sicher war. Doch der Anführer des Widerstands stand einfach nur da. Seine Pupillen waren erweitert und starr beobachtete er das Treiben. Evan konnte seine Reaktion nachvollziehen. Erst war seine Mutter gestorben und nun überfielen diese Kreaturen seinen letzten Rückzugsort. Evan sah keine andere Wahl, als Kyle wachzurütteln. „Wir müssen uns zurückziehen!“, redete er auf Dylans Sohn ein. Doch dieser schien das anders zu sehen. Immer mehr Raps drangen in das Gebäude ein und es schien bald unmöglich sie zurückzuschlagen. „Wir sitzen in der Falle! Wir können uns nirgendwohin zurückziehen!“, offenbarte er. Doch Evan dachte nicht einmal aufzugeben und riss Kyle mit sich. Erneut hasteten sie Richtung Treppe. Kyle versuchte sich loszureißen, immerhin brauchten ihn seine Leute nun. Doch je lauter und öfter die Schreie wurden, umso klarer wurde es, dass es sich um ein Gemetzel handelte. Die Kämpfer mussten sich auf kleinsten Raum gegen eine Überzahl von Angreifern zur Wehr setzen. Kyle konnte ihnen nicht helfen, es gab nichts, dass er noch für sie tun konnte. Die beiden waren wieder im Gang vor dem Labor angelangt, bis plötzlich die Wand quasi explodierte. Die Bruchstücke prallten zu Boden und ein riesiges Loch entstand. Etwas sprang hervor und versuchte sich zu orientieren. Es besaß grüne, schuppige Haut und ein Gesicht das entfernt einem Menschen glich. Wenig später hatte es die beiden Männer entdeckt, doch Evan streckte seine Hand aus und zog Kyles Waffe aus dessen Halterung. Der Rap griff an, doch Evan jagte ihm zwei Kugeln durch seinen Schädel. Kyle hatte dadurch wieder zu seiner alten Form gefunden und ihm wurde bewusst, dass alles verloren war, wenn sie jetzt starben. Sie rannten zu dem Loch, doch dahinter befand sich kein Raum. Nur ein Tunnel. „Sie dringen unterirdisch in das Gebäude ein!“, erkannte es Evan als erstes. Kyle schüttelte unwirsch den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn! Wir haben sie noch nie zuvor graben sehen und woher sollen sie überhaupt wissen, dass das funktioniert?“ Evan kannte diese Kreaturen erst seit einem Tag, aber dennoch unterschätzte er sie nicht. „Wenn diese Dinger irgendwie mit uns verwandt sind, dann beherrschen sie auch die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Sie haben bisher sicher vergebens versucht gegen die Stahlschotten anzukämpfen, versagten aber. Fliegen können sie nicht, also wurden sie kreativ.“ Bei letzterem Wort zuckte der Leiter von Cross-Photonics zusammen. Nein, diese Wesen glichen ganz und gar keinen Zombies, sie waren viel stärker und intelligenter. Was zum Teufel hatte sich die Natur nur dabei gedacht? Kyle griff Evan kurz an die Schulter und lief dann weiter. Als sie wieder im Labor waren, drückte Kyle die Tür zu und gab den Code für die Sicherung ein. „Die Tür ist sehr dick, sie werden nicht so schnell eindringen könnten.“, beruhigte er Evan. Doch das schien misslungen zu sein. Der Zeitreisende sah sich im Labor um. Es existierten keine weiteren Ausgänge, nicht einmal Waffen um sich zu verteidigen. Wahrscheinlich gab es hier sogar kaum Wasser um einer Belagerung Stand zu halten. „Hier können wir nicht ewig bleiben.“, führte er Kyle vor Augen und dieser musste ihm zustimmen. Ein harter Knall und die Männer drehten sich zu der Tür. Ein weiteres Aufprallgeräusch und ihnen wurde klar, dass ihre Gegner bereits versuchten die Barriere zu durchbrechen. Der Raum war stark gesichert, aber selbst wenn nicht, würden sie hier drin eher verdursten oder sogar ersticken wenn die Lüftung schlappmachte. „Es… gibt einen Ausgang.“, fiel es Evan dann ein, doch Kyle schüttelte stumm den Kopf. „Niemals! Wir können wir hinaus…“, begann er, folgte dann aber Evans Bewegungen. Dieser schritt zurück zum Tisch und nahm den Opener in die Hand. Kyle zischte leise. „Er ist nach wie vor unsere einzige Hoffnung, was? Aber es hilft nichts, uns fehlt die Zeit uns etwas zu überlegen. Selbst wenn wir in den nächsten Stunden eine Lösung finden sollten, kommen wir hier nicht mehr heraus. Kein etwaiges Werkzeug um ihn zu reparieren oder gar eine Energiequelle.“, versuchte er Evan in die Realität zurückzubringen. Doch dieser sah nur zu ihm und… lächelte. „Keine Stunden. Wenn meine Theorie richtig ist, sind wir in den nächsten Minuten hier weg.“, versicherte er. Die Skepsis war Kyle anzusehen, immerhin hatte er Jahre damit verbracht das Gerät zum Laufen zu bringen, ohne Erfolg. „Wer hat die Opener gebaut?“, hakte er nach. Kyle runzelte die Stirn und hielt es für eine Fangfrage. „Das Anomaly Control Center, so hat es mir meine Mutter erzählt.“, erwiderte er. Evan sah sich nun suchend um und eilte zu einer Anreihung mehrere Schränke. Er riss sie auf und begann zu wühlen. „Und er war der Vorreiter des ACC?“, stellte er die nächste Frage. Diesmal musste Kyle etwas überlegen. „Das ARC. Das Anomaly Research Center.“, erinnerte er sich. Im selben Moment zog Evan einen langen, polymeren Gegenstand heraus. Er wirkte verstaubt, doch anhand der Ladezellen scheinbar noch einsatzbereit. „Wir nennen es ein EMD. Eine Elektro-Muskuläre Distanzwaffe. Sie gibt starke, elektromagnetische Impulse ab.“, verriet er. Kyle war sich über ihre Funktionalität im Klaren, brauchte aber etwas um zu verstehen. „Impulse? Elektromagnetische…“, murmelte er, doch Evan hatte den Opener bereits auf den Tisch gelegt und zielte darauf. Kyle konnte ihn gerade noch davon abhalten. „Sind Sie verrückt?“, blaffte er ihn an. Ein weiterer Knall gegen die Tür und sie bekam eine Delle. Die Raps waren wohl noch stärker als erwartet. „Hören Sie! Wenn diese beiden Geräte ähnlich entwickelt wurden, dann verwenden sie sicher dieselbe Energiequelle. Der Opener besitzt keine sichtbare Öffnung um ihn aufzuladen, also kann es gut sein, dass sein Kern die Impulsenergie aufnimmt und sich dadurch selbst lädt.“, sprach Evan seine Spekulation aus. Kyle hingegen hielt dies für Wahnsinn. „Das ist eine nette Theorie. Aber wenn sie falsch ist, zerstören Sie damit vermutlich den Opener.“, rief er ihm ins Gedächtnis, dass sie nur einen einzigen Versuch hatten. Evan unterließ es zu erwähnen, dass der Opener auf jeden Fall zerstört werden würde, weil das Glas einen elektromagnetischen Impuls keinesfalls aushalten konnte. „Haben wir eine andere Wahl? Die Raps werden bald durchbrechen und der Opener ist unsere einzige Chance.“, war es bereit das Risiko einzugehen. Kyle raufte sich schon die Haare, ließ Evan aber dann gewähren. Dieser atmete tief durch und gab dann einen gezielten Schuss ab. Das Glas brach nicht, aber es regte sich auch nichts. Evan versuchte es erneut, diesmal mit der höchsten Stufe des Geräts. Kyles Augenbrauen hoben sich, als funkelnde Lichter auf dem Gerät sichtbar wurden. Evan legte das EMD weg und streckte seine Hand nach der Zeitmaschine aus. „Die Bedienfelder sind alle da! Auch alle Funktionen!“, rief er erfreut und konnte sein Glück nicht fassen. Ein weiterer Stoß und die Delle vergrößerte sich. „Sehr gut, dann öffnen Sie jetzt eine Anomalie in Ihre Zeit.“, wies ihn Kyle an und schnappe sich das EMD. Er richtete es auf die Tür und begann zu schwitzen. Evan starrte ihn verwundert an. „Wollen Sie… etwa hier bleiben?“, konnte er es nicht fassen. Kyle wich seinem Blick aus, nickte aber leicht. „Ich bin inzwischen vermutlich der Letzte von uns. Ich werde diese Kreaturen bis zum letzten Atemzug bekämpfen.“, entschied er. Evan sagte ihm direkt ins Gesicht für wie dumm er diese Idee hielt. Sich sinnlos zu opfern mochte heroisch sein, führte jedoch zu nichts. Doch um keine weitere Zeit zu verlieren wählte Evan einige Einstellung um gab die Zahlen 2014 ins Bedienfeld ein. Als Zielort fiel ihm lediglich Cross-Photonics ein. Seine Wohnung wurde inzwischen bestimmt schon verkauft, ein ärgerlicher Gedanke. Er betätigte die Enter-Version des Openers und richtete ihn nach vorne. Unverzüglich erschien das weiße Licht und die Anomalie erstrahlte ein voller Pracht. Die Sicherheitstür bekam einen Riss und einer der Raps steckte seinen Kopf herein. Kyle schoss, doch es war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Evan ergriff seine Schulter und riss ihn zurück. „Kommen Sie jetzt! Das ergibt doch keinen Sinn!“, versuchte er den letzten Widerstandskämpfer klarzumachen. „Nein. Diese Welt… sie mag total kaputt sein, aber… sie ist alles was ich habe.“, stammelte er. Evan verstand. Es war alles was Kyle kannte und für ihn war sie sein Zuhause. „Gut, dann muss es wohl sein.“, meinte er und sein neuer Freund nickte. „Bitte sorgen Sie dafür, dass…“, begann er, konnte den Satz aber nicht zu Ende bringen. Evan riss ihm völlig überraschend das EMD aus den Händen und stellte es auf die niedrigste Stufe ein. Er richtete sie auf Kyles Brust und drückte ab. Sofort ging dieser bewusstlos zu Boden. „Sie sind genauso stur wie Ihre Mutter, wissen Sie das?“, fragte er monoton, warf die Waffe dann weg und zerrte Kyle in Richtung der Anomalie. Er war schwer, doch mit gesammelter Kraft konnte er ihn hindurch ziehen. Wenig später hatten die Raps die Barrikade durchbrochen und sprangen dutzendfach ins Labor. Sie reckten die Köpfe und sahen sich um. Doch hier schien es keine Beute zu geben. Der Raum war komplett leer. Cross-Photonics Donovan befand sich immer noch in der Waffenkammer als der Alarm losging. Sofort schloss er die Schränke und machte sich bereit für den Einsatz. Harold Kanan sah von seinem Schreibtisch auf und stieß einen Seufzer aus. Er war froh die Saurier nicht aus nächster Nähe sehen zu müssen, aber andererseits sorgte er sich um die Leute denen keine Wahl blieb. Es waren Evan Cross’ Freunde, doch auch ihm waren sie inzwischen ans Herz gewachsen. Mac Rendell war gerade erst auf dem Rückweg zur Kommando-Zentrale, legte nun aber an Tempo zu. Er wollte die Treppe benutzen, hielt aber inne als in weniger Meter Entfernung die Tür des Fahrstuhls aufsprang. Zwei bekannte Gesichter verließen ihn und reagierten unverzüglich auf das laute Geräusch. „Hey, ihr kommt gerade im richtigen Augenblick.“, wünschte ihnen Mac auf diese Weise einen schönen Tag. Luke und Dylan schritten zielstrebig auf ihn zu. „Wissen wir schon mit was wir es zu tun haben?“, hakte der Zoologe nach, doch der Teamleiter schüttelte den Kopf. Stattdessen zog er sein Handy und wählte eine Zahl im Kurzwahlspeicher. Es dauerte etwas, bis sich der Gesprächspartner meldete. „Toby, gib und die Koordinaten des Zielortes durch. Wir begeben uns dann sofort zu Donovan und dem Einsatzfahrzeug.“, befahl er. Da Macs Handy nicht auf Freisprechfunktion gestellt war, konnten Luke und Dylan nicht hören was Toby antwortete, doch laut Macs Miene mussten es negative Neuigkeiten sein. „Was redest du da? Warte, wir kommen zu dir.“, meinte er und steckte sein Handy wieder weg. Anstatt einer Erklärung gab er seinen beiden Leuten ein Zeichen ihm zu folgen. Alle drei hasteten die Treppe hinab und waren binnen einer Minute in der Kommando-Zentrale. Toby Nance sprang sofort auf und wartete, dass ihre Freunde bei ihr eintrafen. „Was meintest du damit, dass etwas mit den Koordinaten nicht stimmt?“, hakte der Captain hastig nach. Toby kaute auf ihrer Unterlippe und zeigte auf den Bildschirm vor sich. „Ich nehme an es handelt sich um irgendeine Art von Ortungsfehler. Das Ziel, welches das Anomalien-Ortungsgerät anzeigt ist…“, begann sie und starrte dann hoch zur Büro ebene. Mac folgte ihrem Blick und runzelte die Stirn. Die Schalosien zu seinem Büro waren nur halb unten und als er es verlassen hatte, war die Deckenlampe aus gewesen. Doch jetzt funkelte es regelrecht in dem Raum. „Was hat das zu bedeuten?“, konnte Dylan der Sache nicht folgen. „Der Computer zeigt eindeutig an, dass sich eine Anomalie in Macs Büro geöffnet hat.“, konnte Toby nur wirsch die Daten ablesen. Nein, um einen Fehler handelte es sich bestimmt nicht. Aber wie humorlos konnte das Schicksal nur sein um ausgerechnet eine Anomalie im Büro des Teamleiters erscheinen zu lassen. Zugegeben, es war nicht die erste Anomalie, die im Cross-Photonics Gebäude entstand. Das letzte Mal starb eine andere Version von Mac dabei, diesmal wollte er kein Risiko eingehen lassen. „Informiere Donovan, er soll herkommen und Waffen mitbringen.“, bat Mac Toby und diese folgte sofort. Dylan wollte bereits einige Schritte vorwärts machen, bis sie Macs warnender Blick traf. Sie erinnerte sich an ihr Versprechen nicht nach vorne zu preschen und wartete deshalb auf Macs Entscheidung. Donovan war schneller im unteren Stockwerk als erwartet und verteilte an alle Mitglieder des Teams EMDs. Unter Macs Leitung begaben sich die vier zur Treppe und hasteten nach oben. Sie pirschten sich die Wände entlang, bis sie einen Blick durch das Fenster werfen konnten. Von ihrer Position aus war die Einsicht ungenau, es war nur ein Mann zu erkennen, der flach auf dem Boden lag und sich nicht rührte. War er tot? Angegriffen von einer Kreatur? Vielleicht ein Techniker oder anderer Mitarbeiter? Das Team musste nun handeln und Mac gab seinen Leuten mittels seiner Finger ein stummes Zeichen. Dann trat er gegen die Tür und stieß sie dadurch auf. Zusammen mit Donovan bildetet er die Vorhut und sicherte den Raum. Luke und Dylan blickten zu dem Mann auf dem Boden, erkannten aber dessen Gesicht nicht. „Hey!“, schrie nun Mac und alle wanden ihren Blick in dieselbe Richtung. Jetzt erkannten auch die anderen die Person, die ihnen mit dem Rücken gegenüberstand. Es musste sich um einen Mann handeln, seine Kleidung war teilweise zerrissen und schmutzig. Er trug wild gewucherte Haare und sein Vollbart stand gut sehbar hervor. Skurrilerweise stand er gerade vor Macs Kaffeeautomaten und bediente sich daraus. Er ging in die Hocke um den Becher herauszuziehen, stieß dann aber einen leichten Fluch aus. Keiner im Team wusste, ob er nun seine Waffe heben sollte oder nicht. „Verdammt heiß das Ding. Aber ein Automat im Büro? Also wirklich, das wäre nicht mal mir eingefallen.“, sagte Evan Cross und drehte sich nun um. Bis auf seinen etwas verwahrlosten Zustand hatte er sich nicht geändert. Er stellte den Becher ab und sah nach Kyle. „Ach, der Typ da ist übrigens Kyle. Lange Geschichte. Hat mit einer Apokalypse, mutierten humanoiden Reptilien und einer Menge anderer idiotischen Zeitparadoxa zu tun.“, erklärte er schnell. Mac wollte etwas erwidern, dann erkannte er das Gerät in Evans linker Hand. Es war der Opener, mit dem es möglich war, Anomalien künstlich zu erschaffen. Er blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen und nickte ihm zu. „Du hast dir Zeit gelassen.“ Evan wirkte nun wirklich etwas schuldbewusst. „Ja, ich weiß. Tut mir leid, ich habe die letzte Anomalie verpasst und musste eine neue nehmen.“, gestand er, als spräche er lediglich von einer Busfahrt. Mac wurde nun von Dylan angerempelt die an den anderen vorbeihuschte und ihre Arme ausbreitete. Stürmisch umarmte sie Evan und drückte ihn an sich. „Wir… wir dachten du wärst tot.“, klang ihre Stimme zittrig, aber auch unglaublich froh. Luke beobachtete wie die junge Frau sich immer stärker an Evan schlang und ihren Kopf in seinen Nacken legte. In Anbetracht, dass Evan lebend zurückgekehrt war, war diese innige Begrüßung nur angebracht. Oder? Als sich Dylan von ihm gelöst hatte, reichte ihm Donovan die Hand. „Sir, es tut mir leid, dass ich Sie nicht retten konnte.“ Der Rückkehrer schüttelte sofort den Kopf. „Nein, es gab nichts, dass Sie tun konnten.“, versicherte er dem Ex-Soldaten. Donovan machte sich immer noch Vorwürfe, doch in Anbetracht, dass sein Boss überlebt hatte, würden sich diese bestimmt bald lindern. Luke beließ es bei einem Nicken, obwohl er natürlich ebenfalls froh war, dass Evan zurück war. „Du musst viel durch gemacht haben.“, erlaubte sich Mac zu sagen und Evan stimmte ihm zu. „Ja, ich werde euch alles ausführlich erzählen. Ich möchte euch nicht beunruhigen, doch ich habe schlechte Neuigkeiten. Uns… steht wohl die Apokalypse bevor.“, sagte er mit ernster Stimme. Mac seufzte resigniert. „Schon wieder? Hättest du uns nicht ein anderes Souvenir aus der Vergangenheit mitbringen können? Eine schöne Saurierkralle? Ein Bruchstück vom Kometen? Nicht mal Fotos?“, reagierte Mac auf seine Weise darauf. Ein Stöhnen erklang nun neben ihnen und Kyle rieb sich schmerzend den Kopf. Alle Augen waren nun auf ihn gerichtet und er brauchte einige Zeit um zu verstehen was genau passiert war. Keine Beschwerten, dass Evan ihm das Leben gerettet hatte. Er musterte die Personen im Raum und drehte den Kopf weg, als er die jüngere Version von Dylan erblickte. „Er hat recht.“, meinte er ehemalige Führer des Widerstands nun und erhob sich mühsam. „Ich komme aus der Zukunft und habe gesehen welcher Gefahr sie ausgesetzt ist.“ Mac taxierte den Unbekannten kritisch. „Und was genau möchtest du jetzt von uns?“, wollte er wissen. Kyle schluckte und antwortete dann. „Eure Hilfe.“ Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung, Stützpunkt Omega Es war bereits das dritte Mal, dass Nayem in das Parlamentsgebäude gerufen wurde. Das erste Mal aufgrund einer Audienz bei Magistrat Gall. Er hatte sich nicht vorstellen können in welchen Belangen er den Konzil sprechen wollte. Dann erzählte er irgendwas von einer mächtigen Waffe und wie er sie gegen Yvaloniens Feinde einsetzen wollte. Zusammen mit Gall und einem schwer bewaffneten Begleittrupp, war der militärische Leiter in ein Labor geführt worden in dem Gall ihm eine beeindruckende Technologie offenbarte. Bisher hatte er den Gerüchten keinen Glauben geschenkt, dass ihre Vorfahren im Stande waren durch die Zeit zu reisen. „Sie nannten sie früher Anomalien. Und hiermit… kann man sie kontrollieren.“, hatte Gall gesagt und seine Augen funkelten dabei wie Feuer. Nein, eher wie ein Großbrand. Zuvor hatte Nayem noch angenommen, Galls kleines Hobby, das Sammeln dieser paar prähistorischer Tiere wäre auf einen Klon-Prozess zurückzuführen, doch er irrte. Der Konzil sollte es mit eigenen Augen erleben. Galls Eliteeinheit öffnete mit der Maschine ein Portal, das direkt in die Vergangenheit des Planeten führte. Nayem hatte durch Galls kleinen Zoo bereits einige Urzeitmonster kennen gelernt, doch der meterhohe Dinosaurier war ein erstaunlicher Anblick. Anders als er erwartet hatte, schleppte ihn Vessts Einheit nicht zurück in ihre Zeit, sondern entnahmen lediglich einige DNA-Proben. Es folgten weiterer Saurier und Nayem kehrte zusammen mit der Einheit zurück. Was sie mit den Containern gesammelter Proben anstellte, wollte ihm der Hauptmann nicht verraten. Auch war es nicht möglich, Gall nach einer Mission noch einmal zu sprechen. Dabei waren Fragen das, von dem Nayem am meisten hatte. Ja, der Magistrat hatte recht, eine Zeitmaschine war ein unglaublicher Vorteil im Kampf gegen Yvaloniens Feinde. Aber Saurier? Selbst wenn man solche Wesen abrichten konnte, würden sie mittels Waffengewalt viel zu leicht niederzustrecken sein. Nayem hoffte bei seinem dritten Treffen endlich mehr Antworten zu erhalten. Zu seiner Überraschung brachte ihn seine Eskorte diesmal nicht zu Galls Büro, sondern zu einem gesicherten Sektor. Der Magistrat wartete vor einem gläsernen Lift auf ihn und entrichtete ihm seinen Gruß. „Magistrat Gall, weshalb haben Sie mich heute hergerufen?“, kam Nayem gleich zum Punkt. Der Politiker grinste verschmitzt und öffnete die Tür des Liftes. Mit einem Schwenk hielt er seine Hand ins Innere und bat Nayem so einzusteigen. Dieser seufzte, folgte der Aufforderung aber bedienungslos. Im Inneren des gläsernen Kastens erkannte der Konzil eine Vielzahl an Schaltflächen. Gall betätigte den letzten davon, was verriet, dass der Lift vermutlich weit unter die Erde fahren würde. Der Lift setzte sich in Gang und die Fahrt dauerte mehrere Minuten. „Verraten Sie mir, wozu Sie die Proben benötigen?“, hakte der Konzil nun nach. Gall zog eine Augenbraue nach oben neigte den Kopf schräg. „Nein, soweit sind wir noch nicht. Die Proben sind für ein Projekt, dessen Verwirklichung noch lange Zeit in Anspruch nehmen wird.“, erwiderte er. Nayem gefiel nicht, dass sein angeblicher Verbündeter etwas vor ihm verheimlichte, aber noch beschloss er Gall etwas Spielraum zu lassen. Er besaß Technologien um den Zeitverlauf zu ändern, ihn sich zum Feind zu machen wäre äußerst unklug. Der Lift hielt und Gall öffnete dem Konzil die Tür. Diese trat hinaus und erkannte ein halbes Dutzend Wachleute die einen weißen Gang entlang postiert waren. Der Magistrat ging voraus und kurz daraus waren sie vor einer massiven Sicherheitstür angelangt. Ein Iris-Scan war nötig, damit sich Gall in Nayems Begleitung Zugriff verschaffen konnte. Er Tür setzte sich in Bewegung und schwenkte ihrer Funktion nach zur Seite. Gall setzte seinen Weg fort und Nayem wich nicht von seiner Seite. „Was genau wollen Sie mir zeigen?“, drängte er nun. Hinter der Tür lag ein weiterer Gang, diesmal aber wesentlich kürzer. Von weitem erkannte Nayem, dass er scheinbar in einem rundlichen Raum zu enden schien. „Sagen Sie, Konzil, was halten Sie von meinen Tierchen?“, wollte Gall wissen. Nayem überlegte sich, ob er ihm eine ehrliche Antwort geben sollte und entschied sich dann dafür. „Es ist sicher ein netter Zeitvertreib. Aber diese paar Tiere besitzen wohl kaum einen strategischen Wert.“, antwortete er. In Galls Gesicht huschte ein breites Grinsen. „Oh, da irren Sie sich. Es sind nicht nur ‚ein paar’ Tierchen.“, entgegnete er und beschleunigte seinen Schritt. Nayem wollte nachfragen was genau er damit meinte, doch in diesem Moment hatten sie den rundlichen Raum erreicht. In ihm gab es nichts, es war eine Sackgasse. Nur zwei Wendeltreppen nach oben waren zu erkennen. Und mehrere Meter über ihm… Nayem erstarrte zu Eis. Gall grinste noch mehr und breitete seine Arme aus. „Bestaunen Sie nur meine Lieblinge, Nayem! Meet the dinosaurs!“, rief er triumphierend und wartete darauf, dass der Konzil es mit eigenen Blicken sah. Er erste Käfig der wir in Galls kleinem Zoo von einem Kraftfeld geschützt wurde befand sich direkt über ihm. Eine Art Vogel mit langem Schnabel und weiten Flügeln befand sich darin. Er pickte gegen das Kraftfeld, aber ohne Erfolg. Wenige Zentimeter daneben ein weiterer Käfig in dem eine Art Tiger brüllte. Doch er beschloss zwei lange Reißzähne, die aus seinem Maul ragten. Im nächsten Käfig schlief friedlich eine Kreatur, die Nayem sofort als Drache bezeichnet hätte, obgleich er Flügel besaß oder nicht. Etwas weiter davon Entfernt ein mittelgroße Eidechse, ebenfalls mit scharfen Zähnen die gegen ihre Gefangenschaft mit wildem Fauchen protestierte. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden die Käfige größer und somit auch die Kreaturen. Ein weiteres Tier, zwar mit einem recht kleinen Kopf, dafür aber dutzenden Rückenplatten und Stacheln am Schwanz wurde sichtbar. Nayem erkannte eine Maus, doch im Gegensatz zu den heutigen war diese sicher einen Meter groß. Daneben wiederum erkannte er ein großes einem Krokodil ähnelte Wesen, das sein Maul weit aufriss. Der Konzil torkelte einige Schritte zurück und fühlte sich plötzlich unheimlich klein. Er befand sich in einer Kuppel und erkannte, dass sich die Käfige mehrere Stockwerke nach oben erstreckten. Wie viele dieser Tiere mochten hier leben? Und was war in Gall gefahren sie sich zu halten. „Wir werden ihre Eigenheiten für uns nutzen.“, schien Gall seine Gedanken lesen zu können. Nayem starrte ihn perplex an. „Nutzen? Inwiefern? Als Waffe etwa?“, hakte er nach. Gall schüttelte leicht den Kopf. „Nein, wir benutzen sie nicht um andere zu zerstören, sondern um uns selbst weiterzuentwickeln. Mit ihrer Hilfe werde ich der Menschheit das verschaffen, worauf sie bereits solange gewartet hat.“, säuselte er. Nayem schluckte. „Und was soll das sein?“, fragte er nun ernsthaft interessiert. Galls Pupillen weiteten sich und seine Augen wirkten im Moment ebenfalls wie die eines dieser Reptilien als er die Frage seines Verbündeten beantwortete. „Evolution.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)