Amnesia von nyappy_Aki (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- . . . „Mami! Mami!“ Eine fremde Stimme drang tief zu ihr durch. Wie ein Echo hallte sie in ihren Gedanken wider. Wer war das? Wer rief da nach ihr? War überhaupt sie diejenige, nach der gerufen wurde? Aber warum klang die Stimme dann so laut in ihren Ohren, als wäre sie direkt an sie gerichtet?     „Wach doch bitte auf, Mami! Ich habe solche Angst!“     So laut. So panisch und voller … Angst. Sie wusste nicht wieso, aber diese unbekannte Stimme bereitete ihr Sorgen. War sie bewusstlos oder vielleicht sogar in Gefahr? Und was war mit der Person, die immer und immer wieder nach ihr rief? Befand sie sich in einer Notsituation? Brauchte sie vielleicht Hilfe? Egal was es war, sie brauchte Gewissheit darüber, was hier vor sich ging. Ihr Wille aufzuwachen wurde immer stärker, bis es mit einem Mal ganz hell um sie herum wurde.   Ihre Augenlider hoben sich langsam. Sie fühlten sich so unglaublich schwer an … Das grelle Licht blendete sie und beinah hätte sie dem Drang nachgegeben, die Augen wieder zu schließen und weiter zu schlafen. Ihre Sicht klarte mit jedem weiteren Augenschlag auf und sie erkannte erste Konturen ihrer Umgebung. Ein Raum, der in so sterilem Weiß gehalten war, dass sie sich am liebsten an einen ganz anderen Ort gewünscht hätte. Sie wusste, was das hier war: Ein Krankenhaus. Diese Sterilität fand man fast nur hier, außerdem sprachen die medizinischen Utensilien für sich. Eine ungewöhnliche Bewegung neben ihr verlangte nach ihrer Aufmerksamkeit. Sakura wollte ihren Kopf zur Seite drehen, doch es erforderte sie mehr Mühe als sie angenommen hatte. „Mami!“ Da war sie wieder, diese Stimme. Und diesmal war sie sich sicher, dass der Ruf allein ihr galt. Sie blickte in mintgrüne Augen. Ein kleiner Junge, nicht älter als vier Jahre, saß an ihrer Seite und blickte zu ihr nieder. Tränen schwammen in seinen großen, besorgten Augen. Zwei dunkle Linien auf seinen Wangen deuteten darauf hin, dass er schon vorher geweint hatte.   „Ich bin so froh“, schluchzte der kleine Junge, „So froh, dass du lebst, Mami!“ Dann konnte er sich nicht mehr halten und fiel Sakura um den Hals. Sie spürte, wie ein stechender Schmerz durch ihre Glieder fuhr und sie kurzzeitig lähmte. Der Junge bemerkte Sekunden später den schmerzverzerrten Ausdruck in ihrem Gesicht und wich auf der Stelle zurück. „Entschuldigung, Mami. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Seine schuldbewusste Stimme allein hätte ausgereicht, um sie all den Schmerz vergessen zu lassen. Und wenn er sie dann auch noch entsprechend ansah, dann konnte sie einfach nicht anders, als darüber hinweg zu sehen. „Mami?“, fragte er und wunderte sich darüber, dass Sakura nicht mit ihm sprach. „Warum sagst du nichts? Bist du böse auf mich?“ Wieder schossen ihm die Tränen hoch, die er diesmal jedoch kläglich mit den Händen wegzuwischen versuchte. „Ich wollte das alles nicht. Es tut mir so leid, Mami!“ Er schluchzte immer lauter. „Aber wenn Mami mich nicht mehr lieb hat, dann … dann …!“ Es zerbrach ihr das Herz den Kleinen so verzweifelt zu sehen. Er sollte nicht denken, dass sie ihn nicht mehr mochte oder dergleichen. Sie führte ihre leicht zittrige Hand an seinen Kopf und strich ihm durch die himmelblauen Haare. Das sanfte Lächeln, das sie ihm schenkte, schien ihn zumindest ein bisschen zu beruhigen.   Plötzlich ging eine Tür auf und ein junger Mann betrat das Zimmer. Er stand nur wenige Meter hinter dem Jungen, doch seine Augen waren weit aufgerissen. In seiner Hand trug er einen Strauß Blumen und für einen Moment dachte sie, er würde sie auf den Boden fallen lassen. Die Tür fiel mit einem relativ lauten Klacken ins Schloss, dann kam er auf sie zu. Die Blumen wurden sorgsam auf einem kleinen Tisch abgelegt, ehe er sich auf den Stuhl neben ihrem Bett setzte. Neugierig musterte Sakura ihn. Er hatte marineblaues Haar, das ihm spitz nach hinten ab stand. Zwei Strähnen hingen ihm im Gesicht, ohne ihm die Sicht auch nur ansatzweise zu versperren. Seine Gesichtszüge waren hart, seine Haut fast schon ein bisschen blass und seine Augen so dunkel wie die Nacht. Eine gewisse Ähnlichkeit war zwischen ihren beiden Besuchern zu erkennen und sie ahnte, wer sich hinter diesem Gesicht verbarg. „Hey“, brachte er leise hervor und griff nach ihrer Hand, die er vorsichtig drückte. Es bahnte sich eine Gänsehaut bei ihr an, als sie seine tiefe Stimme hörte. Die großen Augen des Jungen sahen sie weiterhin intensiv an. Seit der Ankunft dieses Mannes versiegten seine Tränen im Nu. „Wie fühlst du dich?“ Ja, wie fühlte sie sich eigentlich? Ausgelaugt, benebelt, müde – das traf es wohl am besten. Doch noch viel mehr als das war sie nur eines: verwirrt. Sie warf einen Blick auf ihre Hand, auf den kleinen Jungen und schließlich auf den Mann zu ihrer Rechten. „Papi, ich glaube Mami hat mich nicht mehr lieb …“, wandte sich der Kleine an seinen Vater, der ihm mit einem überraschten Blick begegnete. „Wie kommst du denn darauf?“, wollte er wissen. „Na ja, sie spricht nicht mehr mit mir. Ich glaube, sie wird mich nie wieder lieb haben!“ Diesmal warf er sich dem Mann an die Brust und weinte sich dort aus. Irritiert sah dieser zwischen Sakura und seinem Sohn hin und her. Tatsächlich wirkte Sakura etwas benommen auf ihn, aber angesichts der Tatsache, dass sie gerade eben wieder zu sich gekommen war, wunderte es ihn nicht. Sie benötigte lediglich Zeit, um wieder ganz zu Sinnen zu kommen. Zum Leidwesen seines Sohnes, der das ganze völlig missverstand. „Ich bin dir nicht böse“, ertönte plötzlich Sakuras schwache Stimme. Der Junge löste sich von seinem Vater und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Dann nahm er ihre Hand, die zuvor noch in der seines Vaters lag und nun nach Tsubasas forderte. „Mami ist dir nicht böse“, wiederholte sie und zog ihren Sohn zu sich heran. „Wirklich nicht?“, ging er sicher und schmiegte sich vorsichtig an ihre Brust. „Wirklich nicht.“ „Mami hat mich also noch lieb?“ Sie nickte. „Aber natürlich. Mami wird dich immer lieb haben. Bis in alle Ewigkeit.“   „Tsubasa, willst du dem Onkel Doktor nicht sagen, dass Mami wieder wach geworden ist?“ Der kleine Junge zögerte nicht mit seiner Zustimmung. „Warte hier auf mich, Mami. Ich bin gleich wieder da. Der Onkel wird machen, dass du schnell wieder gesund wirst!“ Voller Elan sprang er vom Bett und stürmte so schnell er konnte aus dem Zimmer. Nun waren sie also alleine. Der Mann erhob sich von seinem Stuhl und setzte sich an die Seite der Matratze, wo eben noch der Junge gesessen hatte. Dann legte er eine Hand auf ihre Wange, beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Geste hatte etwas Sehnsüchtiges an sich. „Ich …“, begann sie. Wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht, wie sie ihre Worte am besten formulieren sollte. Mit dem Wissen, dass es sich bei den beiden Männern um ihre Familie handelte, war das einfacher gesagt als getan. Aber sie musste es tun, am besten noch bevor ihr Sohn zurückkehrte. „Ich kann mich nicht erinnern.“ Er blickte sie irritiert an, schien darüber nachzudenken, welches Ereignis sie denn meinen könnte. „Woran kannst du dich nicht erinnern?“, hakte er nach. Ihre Lippen zitterten unter der Anspannung, die sie just verspürte. „An all das hier. Dich, unseren Sohn … An all die letzten Jahre meines Lebens.“     +++     Der Tag hatte Sakura geschafft, sodass sie recht früh am Abend wieder in einen tiefen Schlaf verfiel. Diesmal brauchte sich der Mann, Uchiha Sasuke, allerdings keine Sorgen darum zu machen, dass dieser Zustand womöglich von Dauer sein könnte. Er hatte ihre Eltern und Ino, ihre beste Freundin, angerufen und ihnen von den Neuigkeiten berichtet – den positiven wie auch den negativen. Schließlich hatte er darum gebeten, nicht in den erstbesten Zug von Tokyo nach Ôsaka zu steigen, auch wenn es nur berechtigt war. Sakura brauchte viel Ruhe und vor allem durfte sie ihr Gedächtnis nicht zu heftig beanspruchen. Die Erinnerungen mussten nach und nach wiederkehren. Genauso hatte Sasuke seinen großen Bruder Itachi darum gebeten, Tsubasa für diese Nacht bei sich aufzunehmen. Er brauchte Zeit, um die nun vorherrschenden Umstände zu begreifen und zu akzeptieren. Er konnte seinem Sohn die Situation nicht erklären, wenn er sie selbst noch nicht richtig realisiert hatte. Wie hätte er ihm auch sagen sollen, dass seine Mutter unter Amnesie litt? Wie sollte er ihm beibringen, dass sie ihre gesamte Familie und Freunde einfach vergessen hatte? Nicht alle Erinnerungen waren erloschen, doch was brachte es ihm, wenn das letzte Ereignis in ihrem Gedächtnis ein bedeutungsloser Tag ihrer Kindheit war? Wie sollte er damit umgehen?   Die ganze Sache bereitete ihm Kopfschmerzen und trotzdem konnte er nicht anders, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er sah auf ihre schlafende Gestalt. Der Arzt hatte gesagt, dass es eine Chance gab sich wieder an alles zu erinnern. Es war weder wahrscheinlich noch unwahrscheinlich. Gleichzeitig hatte er Sasuke gewarnt, Sakura nicht mit zu vielen Informationen auf einmal zu überhäufen. Um ihr zu helfen, konnte er so einiges unternehmen wie beispielsweise Orte zu besuchen, an denen sie etwas Besonderes erlebt hatten. Oder ihr Fotos und Videoaufnahmen von bestimmten Ereignissen zu zeigen. Er durfte nur nicht den Fehler machen und es schnell angehen, denn damit könnte er die Chancen auf Besserung senken. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was er wirklich anstrebte. Das war keine einfache Angelegenheit, aber er würde alles in seiner Macht stehende tun, damit Sakura sich wieder an ihre gemeinsame Zeit erinnerte. Eine Krankenschwester betrat leise das Zimmer und erinnerte den Uchiha daran, dass die Besuchszeit gleich vorbei war. Er nahm dies zur Kenntnis, auch wenn er wie die anderen Nächte zuvor am liebsten nicht von ihrer Seite gewichen wäre. Dann lief er um das Bett herum, zog die Vorhänge zu und richtete die Blumen, die in einer Vase neben ihrem Bett aufgestellt waren. „Gute Nacht“, flüsterte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss, ehe er das Krankenhaus verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)