Back to Black von Petulia ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das schmucke Herrenhaus in der Londoner Innenstadt zog die Augen vieler Passanten auf sich mit seiner eindrucksvollen Fassade. Staunende Blicke zauberte es den vielen Spaziergängern im gegenüber liegenden Park auf die Gesichter - fragende Blicke den Anwohnern. Das Haus war definitiv nicht unbewohnt, denn sein Grundstück wirkte immer gepflegt und des nachts brannten Lichter in den Fenstern, doch selten, sehr selten, sah man Menschen es verlassen oder betreten. Kinderstimmen drangen häufig aus dem riesigen von hohen Hecken umgebenen Garten, der an die Größe des Parks heranzureichen schien, doch nie waren die dort wohnenden Kinder jemandem zu Augen gekommen. Auch sah man in den beleuchteten Fenstern hinter den vorgezogenen Vorhängen stets Schemen des Mobiliars, jedoch nie Bewegungen der Bewohner. Lediglich eine sehr hässliche dünne Katze mit kurzem scheckigen Fell umstreifte beizeiten das Gebäude. Mit ihren ungewöhnlich großen Ohren und stechenden Augen ließ sie Fremde von sich selbst und ihrem Heim Abstand nehmen, was vermutlich der Zweck ihrer Existenz war. Denn wer immer in diesem Haus lebte, musste sehr reich und sehr eigenbrötlerisch sein und vermutlich war es bei solchen eigenartigen Charakteren ganz richtig, das man Abstand von ihnen hielt. Die Blacks sahen das genauso. Als stolze und reine Familie hielten sie ohnehin Abstand vom schnüffelndem Dreck, der auf den Straßen umher wanderte. Das Herrenhaus war seit Jahrhunderten im Besitz der Familie Black und mit der Zeit hatte sich die Nachbarschaft sehr zu ihrem Leidwesen verändert, doch Familienstolz und Traditionsbewahrung überwogen die Abneigung den Muggles gegenüber. Das Innere des Hauses war blitzblank geputzt und in den kalten Farben schwarz, weiß und silbern gehalten. Zwischendurch stachen einem auch in einer unerhörten Regelmäßigkeit Grüntöne ins Auge. Eine kalte, düstere Atmosphäre ging von den polierten Granitoberflächen der Küche, den Ledersofas im Wohnzimmer und dem eisernen Treppengeländer aus. Zahlreiche Bücher standen in Reih und Glied auf ihren Regalen in der Bibliothek und gleich daneben beherbergte ein grünlich glimmernder Raum allerlei schaurige Zutaten in Fläschchen, Dosen, Beuteln und Einmachgläsern. Mehrere große, glänzende Kessel warteten in einem Schrank auf ihre Benutzung und anders, als man es in einem solchen Raum erwarten würde, zierte ihn nicht eine einzige Spinnwebe. Ein großer Kamin ragte aus der steinernen Wand und dieser war nur einer von vielen. Die Küche enthielt eine ausladende Feuerstelle zur Zubereitung von Speisen, das Wohnzimmer im Erdgeschoss, als auch das Wohnzimmer in der ersten Etage besaßen einen Kamin, wie auch mehrere Schlafzimmer. In diesen schirmten jedoch Eisengitter vom Feuer ab, oder aber sie schirmten die Bewohner von unerwünschten Reisenden ab. Im unteren Wohnzimmer hing ein großes schweres Gemälde an der Wand. Es zeigte eine streng dreinblickende in dunklen Farben gemalte Familie. Der einzige Mann darin trug einen dezenten, gepflegten Bart und Koteletten im gleichen Rabenschwarz wie auch seine Haare waren. Die erkenntliche Schönheit seines Gesichtes wurde durch einen strengen Blick und die steife Haltung leicht gebrochen. Neben ihm sah man eine stolz dreinblickende Frau mit kühlem Blick, jedoch war sie von fesselnder Schönheit. Auch ihr Haar war tiefschwarz, ihre schweren Lieder von langen, dichten Wimpern umrahmt und ihr Mund gleichmäßig geformt. Ihre Haut wirkte glatt und eben wie Porzellan, als habe man sie mit penibler Sorgfalt geformt. Das dunkle Haar fiel ihr glatt und ordentlich über die Schultern und verschmolz mit dem Schwarz des Hintergrundes. Vor dem Ehepaar saßen drei Mädchen. Das älteste saß in der Mitte. Sie hatte eine Verblüffende Ähnlichkeit zu ihrer Mutter, deren perfekt manikürte Hand auf ihrer Schulter lag. Das dicke Haar des Mädchens war welliger und wirkte robuster und ihr Gesichtsausdruck war noch arroganter als der ihrer Mutter. Zu ihren Seiten saßen ihre jüngeren Schwestern. Die jüngste stach mit ihrem hellblonden Haar und den blauen Augen aus dem Bild heraus. Ihre Gesichtszüge wirkten entspannter, jedoch blickte auch sie starr geradeaus. Sie war fein zurecht gemacht und erinnerte durch die vollen Wangen und hell rosa Lippen noch an ein Kleinkind. Das dritte Mädchen war hellbrünett. Ihre Lippen umspielte ein Lächeln und ihre Augen schienen wärmer als die der restlichen Familie. Im Gegensatz zu ihnen blinzelte sie häufiger und lächelte manchmal verstohlen. Gegenüber des Bildes flammte der Kamin giftgrün auf und zischte furchteinflößend. Ins Wohnzimmer stolperte eben jenes Mädchen vergnügt lachend. Hinter ihr trat die älteste Schwester mit gleicher selbstzufriedener Mine aus dem Feuer wie auf dem Bild. Ihre Hand packte den Arm ihrer blonden Schwester feste und zerrte sie mit sich. “Bella, nicht so schnell!”, beschwerte sich die kleine leicht hustend und rückte den schicken blauen Hut auf ihrem Kopf zurecht, den ihre Mutter ihr soeben gekauft hatte. Diese trat elegant aus dem Feuer und verzog keine Mine angesichts des Rußes auf dem Boden, sondern wartete auf ihren Mann. Sobald auch er im gemeinsamen Wohnzimmer stand, die Tüten mit dem Zauberstab vor sich herfliegend, schnitt Druella Blacks kalte Stimme durch das Haus. “Mickens, Bailey!” Keine Sekunde verging, da ertönten zwei leise Popgeräusche und zwei kniehohe, in Leinentücher gekleidete Hauselfen erschienen vor ihnen und verneigten sich sogleich. Man hatte ihnen beigebracht nicht zu sprechen und sich auch sonst möglichst leise zu verhalten, da Druella Black von zu vielen Geräuschen Kopfschmerzen bekam. “Macht hier sauber. Danach bitte ich euch, mit der Zubereitung der Speisen für morgen Nachmittag und Abend zu beginnen. Meine Schwägerin wird mit ihrer Familie hier eintreffen, sowie die Großeltern und Cygnus Bruder - und zwei weitere Gäste. Ich werde euch die Rezepte aufschlagen, aber das Beef Tartar mache ich selbstverständlich selbst.” Wieder verneigten sich die treuen Elfen, sodass ihre Nasenspitzen, eine knubbelig, die andere schweinsähnlich, beinahe den Boden berührten. Die Mädchen hatten brav nebeneinander gestanden. Die Braunhaarige wippte möglichst unauffällig auf ihren Fußballen. “Mutter?”, fragte sie, als die drei weiterhin ignoriert wurden. Zwei schön geschwungene Augenbrauen hoben sich. “Dürfen wir in den Garten?” Hoffnungsvoll blickten sechs Augenpaare die Eltern an. “Nein.”, sagte Druella dann. “Ihr habt morgen noch genug Zeit dazu. Es wird bald dunkel, daher dürft ihr noch ein wenig in euer Spielzimmer. Ich erwarte, dass ihr pünktlich zum Abendessen gewaschen und umgezogen hier unten seid.” 
“Ja, Mutter.”, antworteten sie einstimmig und trabten dann die Treppen hinauf. “Wartet, wartet!”, rief die Jüngste wie gehabt. Das gemeinsame Spielzimmer befand sich auf der zweiten Etage im Westflügel, in der Nähe ihrer Einzelzimmer. Anders als die meisten Räume des Hauses war in diesem die Farbe Schwarz am wenigstens Vorhanden. Die Wandtapete war weiß grün und von silbernen Fasern durchzogen. Ein traumhafter Schrank voller Kostüme stand an der Wand gemeinsam mit Regalen, auf denen ordentlich Bücher aufgereiht waren. Darauf fanden sich auch Spielzeuge aller Art, wie ein Kinderschachspiel und diverse Puppen (allesamt mit passendem Zauberstab). Außerdem stand ein Terrarium in dem Raum, das eine kleine harmlose aber pechschwarze Schlange enthielt. Eigentlich gehörte sie allen drei Schwester, doch Narzissa hatte Angst vor ihr und Bellatrix interessierte sich nicht sehr für Tiere, also kümmerte Andromeda sich hauptsächlich um sie. Da sie versprochen hatte, die Schlange nicht in Narzissas Nähe herauszuholen, blieb Sally (eine Abkürzung des Namen Salazar) in ihrem Gefängnis. “Wenn Slytherin den Namen hören würde, würde er dir sicherlich einen Cruciatus auf den Hals jagen.”, spöttelte Bellatrix, die auf ihrem Sessel hockte wie auf einem Thron. “Tut er aber nicht, weil er nämlich tot ist.”, erwiderte Andromeda beleidigt. “Außerdem darf niemand irgendwem einfach so einen Cruciatus auf den Hals jagen! Deswegen ist es ja ein unverzeihlicher Fluch.” Narzissa lauschte unbesorgt dem Gespräch ihrer Schwestern und mischte sich lieber nicht ein. Stattdessen kämmte sie ihrer liebsten Puppe sorgfältig die Haare, damit sie bloß nicht verknoteten. “Noch ist er unverzeihlich.” Bellatrix’ Stimme wurde wissend und triezend, um die Neugierde ihrer Schwestern hervor zu kitzeln. Andromeda widerstand eisern, doch nach wenigen Minuten fragte Narzissa gespannt nach.
 Verschwörerisch lehnte Bellatrix sich nach vorne. “Ich habe Mutter und Vater heute sprechen hören. Der dunkle Lord gewinnt immer mehr Anhänger.” Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen. “Soweit ich weiß, wird er die Macht übernehmen und unsere Welt endlich von schwachen Muggeln befreien.” “Woher willst du das wissen?” Misstrauen lag in Andromedas Stimme. “Mutter und Vater reden in höchsten Tönen von ihm! Er muss der mächtigste Zauberer sein, den es auf der ganzen Welt gibt. Ich werde mich ihm auch anschließen.” “Du bist viel zu jung.”, warf Narzissa mit ihrer kindlichen Stimme ein. “Wenn ich alt genug bin natürlich!”, zischte Bellatrix genervt. Andromeda verschränkte kritisch die Arme. “Was glaubst du, will der dunkle Lord mit einem kleinen Mädchen? Du kannst ja nicht mal zaubern und weißt auch nicht, ob du darin gut sein wirst.” Spitzbübisch grinsend zog Bellarix Black eine längliche Schachtel unter ihrem Gewand hervor. Narzissas Augen wurden groß und glasig und Andromeda klappte entsetzt der Mund auf. “Den darfst du doch gar nicht haben.”, zischte sie entgeistert und ihre ältere Schwester lachte höhnisch. “Davon weiß ja keiner.” Genüsslich zog sie den langen geschmeidigen Holzstab aus der Schachtel und richtete ihn auf Andromeda. “Und du wirst es keinem sagen.” Sie begutachtete ihren neuen Besitz sorgfältig und ignorierte die wütende Mine ihrer Schwester. “Wenn Mutter und Vater das herausbekommen-”, begann diese und Bellatrix schnitt ihr zornig ins Wort: “Werden sie aber nicht! Oder wirst du auf einmal zur Petze? Soll ich vielleicht verraten, dass du manchmal versuchst die Muggel am Fenster zu erhaschen?” Andromeda wurde blass und Narzissas Augen füllten sich mit Tränen, da es sie fürchtete, wenn ihre Schwestern sich stritten. Andromeda wollte sie in ihre Arme ziehen, doch beleidigt riss das blonde Mädchen sich los und begann zu schluchzen. “Halt die Klappe, Zissy.”, forderte Bellatrix drängend. “Du alarmierst noch Mutter und Vater. Willst du das wir alle Ärger bekommen?” Traurig schüttelte Narzissa den Kopf und kämpfte gegen die Tränen an. “Ich bringe den Stab ja später wieder zurück, sodass Mutter nichts merken wird!”, flüsterte die Älteste zur Beruhigung. “Aber er ist meiner, da ist es nur recht, dass ich ihn mir genau ansehen sollte.” Bewundernd betrachtete sie jedes kleinste Detail des Stabes, während Andromeda grimmig Sally fütterte. “Vielleicht-”, flüsterte Bella aufgeregt, “Ist einer der unbekannten Gäste morgen der Dunkle Lord.” Ihre dunklen Augen weiteten sich vor Aufregung.
“Warum sollte er sich die Mühe machen und hierher kommen?” Andromedas Stimme war gelangweilt, sodass Bellatrix wütend aufsprang. “Weil wir eine der ältesten und reinsten Zaubererfamilien sind! Wir vertreten seine Werte und zollen ihm Respekt! Sprich nicht so abfällig über deine Familie!”, tobte sie und fuchtelte mit den Armen. Plötzlich flog eine Reihe von Büchern aus den Regalen und Andromeda stürzte sich auf Narzissa, um sie vor den fallenden Objekten zu schützen. Die Kleine weinte bereits wieder und so hielt Andromeda ihr die Hand auf den Mund.
 “Mach, dass du das Ding wegbekommst!”, drängte sie Bellatrix, streichelte kurz Narzissas Haar und begann die Bücher einzuräumen. Bellatrix flitzte hinaus und nach wenigen Minuten erschien Cygnus Black in der Tür. Seine Autorität füllte den Raum und er blickte seine zwei verbliebenen Töchter streng an. 
“Was geht hier vor sich?” Beschämt senkte Andromeda den Blick. “Wir haben getobt Vater und sind gegen das Regal gestoßen, deshalb sind diese Bücher heraus gefallen.” Kritisch musterte er das Chaos und seine schniefende Tochter. “Wo ist Bellatrix?” “Sie hat sich den Fuß gestoßen und wollte ihn kühlen.”, log Andromeda. Cygnus hob sich Narzissa auf den Arm, die sich sogleich an ihn schmiegte. “Sorg für Ordnung, Andromeda. Bellatrix soll dir dabei helfen. Ich mache Narzissa fertig und in einer halben Stunde seid ihr beim Abendessen.” Schnell nickte seine Tochter und er verließ den Raum wieder. Andromeda könnte Bella verfluchen. Immer stellte sie Unfug an, den sie ausbaden musste. Narzissa war selbstverständlich zu jung, um gescholten zu werden. Also räumte sie so schnell es ging die Bücher wieder ein, natürlich ohne dass Bellatrix sich blicken ließ. Dabei war diese viel größer als ihre Schwester und könnte den Aufräumprozess dadurch beschleunigen. Andromeda brauchte zehn Minuten. Dann huschte sie ins Bad, machte eine Katzenwäsche und kämmte ihre Haare sorgfältig, um sie in einen ordentlichen Dutt drehen zu können. Zuletzt schlüpfte sie in ihr Nachtgewand und schlang den schwarzen Seidenmantel darum. Die Pantoffeln über die Füße gestreift ging sie ins Treppenhaus und stieß dort auf Bellatrix. Auch ihre Haare waren hochgedreht, doch wie immer hatten sich bereits wieder einige Strähnen heraus gelöst. “Wo warst du?”, flüsterte Andromeda wütend. “Wenn du Vater erzählst, dass ich meinen Fuß kühle, muss ich das auch tun, nicht wahr?”, antwortete Bellatrix gehässig. Gemeinsam betraten sie das Esszimmer, in dessen Mitte ein schwerer Tisch aus dunklem Wengenholz stand. Die eleganten Stühle waren mit dunkel grünem Samt bezogen und ein massiver Kronleuchter hing von der hohen Decke. Narzissa saß neben der Mutter. Ihre Haare glänzten in dem hübschen Dutt und mal wieder sah sie aus wie eine Prinzessin. Die älteren Schwestern nahmen Platz und die Hauselfen trugen das Abendessen auf. Die Kinder hassten Lauch-Creme-Suppe und manchmal waren sie sich sicher, dass ihre Eltern sie absichtlich quälten. Ein Korb Brot wurde in der Mitte des Tisches platziert und die Familie begann schweigsam zu essen. “Bellatrix, sitz gerade. Ein krümmer Rücken sieht gar nicht fabelhaft aus.”, befahl Druella ruhig. Bellatrix bemühte sich nicht zu kleckern und Andromeda strengte sich gleich an gerade zu sitzen, um nicht auch zurechtgewiesen zu werden, hatte jedoch wenig Erfolg. “Man schlürft nicht, Andromeda.” Narzissa entging den schneidenden Worten ihrer Mutter, indem sie den Löffel links liegen ließ und ihr Brot mit Suppe voll sog und sie so aß. Natürlich durfte sie das. Als jüngste der Familie konnte man von ihr schließlich nicht die gleichen Leistungen erwarten wie von ihren Schwestern. Abgesehen von mahnenden Blicken der Mutter verlief das Essen sehr unspektakulär. Erst als alle Teller leer waren, durften die Mädchen ihr Glas Wasser trinken und sich aus der Karaffe nachschenken. “Die Familie kommt morgen, um mit uns den Muttertag zu feiern.”, erhob der Vater des Hauses das Wort. “Eure Mutter und ich erwarten angemessenes Verhalten.” Aufmerksam nickten alle drei Töchter und Cygnus lächelte matt. “Geht jetzt schlafen und steht morgen pünktlich auf.” Sie erhoben sich und erhielten von ihren Eltern jeweils einen Kuss auf Wange oder Stirn. Nach dem Zähneputzen rutschten sie mit wieder gelösten Haaren unter ihre Laken in Vorfreude auf den nächsten Tag. Familienfeiern der Blacks waren immer besondere Tage und willkommene Ausnahmen zur täglichen Routine. Am Sonntagmorgen gab es für die Schwestern nicht viel zu tun, außer ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen, daher zog es die drei hinaus. Anders als das Innere des Hauses, war der Garten wunderschön, offen und lebhaft. Bereits von außerhalb wirkte er gigantisch, doch war er sogar magisch verkleinert und stellte in Wirklichkeit ein bepflanztes Reich dar, an dessen Ende bisher keiner der Blacks gegangen war. In der Nähe des Hauses ragten dunkelrote Rosen an den Hecken empor und eine steinerne Terrasse bot Gelegenheit zum Beisammensitzen. Je weiter man in de Garten hineinging, desto dichter wurden die Bäume und Sträucher. Durch den bewaldeten Teil des Gartens schlängelte sich ein Bach, von dem mehrere Abzweigungen in kleinen Teichen mündeten. Ein kurzes Stück hinter den Bäumen und über eine weiße Holzbrücke hinüber hingen drei Schaukeln an robusten Bäumen, in denen mit Sicherheit Feen lebten, wie Narzissa stets behauptete. Auch pochte sie darauf, das Einhorn, welches irgendwo im Wald leben musste, zu erhaschen. Jedoch verbot Cygnus ihnen, es zu suchen. Die Mädchen schaukelten, spielten verstecken und sammelten hübsche Maiglöckchen, die sie ihrer Mutter gegen Mittag präsentierten. 
“Alles Gute zum Muttertag!”, trällerten sie ihr entgegen und Druellas Blick wurde weicher beim Anblick des Geschenks. “Danke, meine Engel.” Sorgfältig rückte sie den Strauß in einer kristallenen Vase zurecht. Aus der Küche schwebte der Duft des schmorenden Rindfleisches und frisch gebackenen Kuchens und den Blackschwestern lief das Wasser im Mund zusammen. “Kommt!” Mrs Black scheuchte ihre Töchter die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Auf jedem Bett lag ein hübsches Kleid, welches sie tragen sollten und Druella machte ihnen die Haare. Bellatrix ließ das Ziepen und Zerren stumm über sich ergehen. Ihr Schwestern hatten Glück, schließlich waren deren Haare noch relativ pflegeleicht im Vergleich zu ihren Locken, die sich mit steigendem Alter immer mehr zu krausen schienen. Druella flocht die buschigen Strähnen zu einem ordentlichen Knoten im Nacken. Anders als bei Narzissa steckte sie keine Perlchen in die Haare, denn dekorativen Schnickschnack konnte Bellatrix bekanntermaßen überhaupt nicht ausstehen. Andromedas Haare wurden in einen Bauernzopf geflochten, dessen Ende weggesteckt wurde und der die Perlenkette um ihren Hals zur Geltung brachte. Die Herrin des Hauses hatte einen schicken zweifarbigen Mantel für sich rausgesucht. Von außen war er bergisch grün, doch das Innenfutter schimmerte in seidenem Seegrün. Wie immer war ihre Erscheinung makellos und von kühler Schönheit. Stimmen wurden von unten vernehmlich und Druella strich ein letztes Mal die Kleider ihrer Töchter glatt und begab sich in ihre herrische aufrechte Haltung, bevor sie den Mädchen voran die Treppe hinunter schritt. Am Fuße dieser erwartete sie bereits ihr Schwager. Orion Black war festlich gekleidet und reichte ihr höflich die Hand, um sie die letzten Stufen hinunter zu führen. Dann hauchte er ihr einen Kuss auf die schlanken Finger. “Druella Black, ein Festmahl für die Augen.”, grüßte er. Auch den drei Mädchen küsste er förmlich die Hände, während sie ihn brav mit “Guten Tag, Onkel Orion.”, begrüßten. Gemeinsam betraten sie das Wohnzimmer, in dem Cygnus mit seiner Schwester Walburga wartete. “Alles gute zum Muttertag.”, tauschten die Frauen aus und auch die Mädchen gratulierten ihrer Tante, die schließlich trotz des höheren Alters erst kürzlich einen gesunden Sohn geboren hatte. Walburgas Mine war streng, die Gesichtszüge markanter und trotz der 10 Jahre Unterschied zu ihrer Schwägerin, war sie noch immer eine schöne Frau. Halb von ihrem Mantel in dramatischen Rot verdeckt trug sie ein kleines Bündel, dass ein schlafendes Baby enthielt. Druella begutachtete kritisch den kleinen Regulus, wie er in den Armen seiner Mutter schlummerte. Zum letzten Mal hatten sie und Cygnus ihren Neffen kurz nach der Geburt vor ein paar Monaten gesehen. Dafür jedoch Sirius umso öfter. Der dreijährige sah gelangweilt zu seiner Tante hinauf und grüßte mit einem frechen “Tag.”, woraufhin Walburga ihm einen warnenden Blick zuwarf. Druella richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sah streng auf ihn hinab. Zumindest hatte er den Anstand, ein wenig eingeschüchtert auszusehen. Die Blackschwestern taten ihr bestes, um einen Blick auf das Baby zu erhaschen, doch erbarmungslos hielt Walburga ihn außer Reichweite. “Mädchen, wartet doch bis wir in Ruhe beim Essen sitzen.”, schlug Cygnus vor und gab seiner älteren Schwester einen Kuss auf die Stirn, um den stets aufwallenden Stress in ihr abzuhalten. Zwar waren noch nicht alle Gäste erschienen, jedoch geleitete Cygnus die Familie hinaus auf die Veranda, auf der ein langer Tisch bereits gedeckt stand. Alle Stühle waren mit seidenen Sitzkissen ausgestattet und das Gedeck ausschließlich aus Silber und Kristall. Mit einem Schlenker des Zauberstabs goss sich Tee in die Gläser der Erwachsenen und Kürbissaft in die der Kinder. Ein eleganter Kinderwagen stand neben dem Tisch, in den Walburga behutsam ihren Sohn legte, sodass er durch einen Spitzenschirm vor der Sonne geschützt wurde. Betretenes Schweigen herrschte für einen Moment um den Tisch. So sehr die Mädchen Familientreffen liebten, so sehr hasste Druella sie, auch wenn sie es nie zugegeben hätte. Bereits jetzt graute es ihr vor der Ankunft der weiteren Gäste. Auch Sirius war kein Fan des Anstands, den er an den Tag legen sollte und es war nur eine Frage der Zeit, bis er diesen vollständig vergaß. Das Schweigen hielt an, während alle an ihren Getränken nippten. Was für ein Sinn war schon darin, wichtige Gesprächsthemen jetzt anzuschneiden, wenn man diese für die restlichen Gäste später wiederholen müsste? Doch diese ließen nicht lange auf sich warten. Die Großeltern Pollux und Irma apparierten direkt in den Garten und konnten sich kaum ein Lächeln abringen. Wieder wurden Wünsche und Grüße ausgetauscht, Getränke gereicht und steife Hände geschüttelt. Der Respekt den Eltern gegenüber war im Hause Blick stets gefordert, doch den Großeltern gegenüber unabdinglich. Selbst für Druella und Walburgas Verhältnisse waren Pollux und Irma sehr streng, sehr kritisch und sehr fordernd. Die Mädchen zitterten beinahe unter dem prüfenden Blick ihrer Großmutter, die jedes Haar auf ihren Köpfen untersuchte und prinzipiell nur darauf wartete, dass eine von ihnen sich einen Fehltritt erlaubte, über den sie meckern konnte. Voller Genugtuung war sich Bellatrix jedoch sicher, dass sich ihre Großmutter an Sirius Verhalten austoben konnte und sie verschont bleiben würde. Pollux blickte derweil auf seinen zweiten Enkel hinab. “Klein für sein Alter.”, kritisierte er und die Frauen in der Runde hielten an sich, ihm bewusst zu machen, dass er wohl am wenigsten Ahnung von Kindern hatte. Obwohl sein Sohn Cygnus die drei Jahre ältere Druella bereits mit dreizehn geschwängert hatte, bemühte dieser sich mehr um seine Töchter, als Pollux es je getan hätte. “Er ist ein Säugling.”, betonte Walburga mit ruhiger Stimme. “Sie sind für gewöhnlich klein.” Eine Antwort bekam sie nicht, sondern nur ein unverständliches in den Bart gemurmeltes Grummeln. Pollux wandte sich Sirius zu und blickte auf ihn hinab. “Der hier wird auch nichts.”, bestimmte er und setzte sich dann. Charmant wie eh und je lächelte Narzissa ihn breit an und reichte ihm ein Gänseblümchen und wie es sein musste, erntete sie als einzige am Tisch ebenfalls ein Lächeln. Bellatrix verdrehte innerlich die Augen über den Liebling der Familie und war fest davon überzeugt, dass es an der Andersartigkeit von Narzissas Aussehen lag. Auch Walburga schien verärgert über die Sonderbehandlung ihrer Nichte. “Ich wundere mich noch immer über deine Namensgebung, Druella.”, verkündete sie und erntete ein zustimmendes Nicken von Irma. “Zu was hat eine Blume es denn schon gebracht!”, zeterte die Frau. “Schönheit.” Stolz sah Cygnus auf seine jüngste Tochter. “Natürlich ist Schönheit etwas ganz neues in dieser Familie.”, schnaubte Walburga und selbstverständlich hatte sie Recht. Es war von keiner Blackfrau bekannt, die nicht mit den besten Genen ausgestattet war. Jedoch konnte dies auch daran liegen, dass man die unschönen Familienmitglieder schlichtweg verleugnete. “Wir Blacks sind eine stolze Familie und nicht ohne Grund sind Sterne unsere Namensträger. Ihr Rosiers schert euch vielleicht nicht darum, aber wir wissen, wer wir sind und für was wir stehen!” 
“Mutter.”, bat Cygnus sie um ein wenig Zurückhaltung, denn auch jetzt sagte niemand, was alle dachten; nämlich dass Irma selbst keine gebürtige Black war. “Natürlich weiß ich das Haus Black sehr zu wertschätzen, wie auch die Namensgebung meiner ersten beiden Töchter zeigt.”, versicherte Druella unverändert lächelnd. “Doch da Narzissa schon bei ihrer Geburt nicht nach den Blacks schlug, dachte ich es sei passend, ihr auch einen anderen Namen zu geben.” “Außerdem ist auch Großcousin Lycoris nach einer Pflanze benannt.”, gab Cygnus zu bedenken. “Lycoris, der macht es auch nicht mehr lange.”, brummte Pollux. “Alphard!”, dröhnte er dann, sodass alle am Tisch zusammenzuckten. Der zweite Onkel der Mädchen trat mit strahlendem Lachen auf die Veranda und grüßte seine Familie. Er war zweifelsohne der herzlichste der Blacks. Vergnügt wirbelte er Andromeda durch die Luft, wuschelte Sirius durch die Haaren und drückte seine anderen beiden Nichten fest an sich. Seine Schwester und Schwägerin küsste er auf die Wange, nur seinen Eltern gegenüber zeigte er den nötigen Respekt und verneigte sich knapp. Aus einem Beutel, den er sich umgeschlungen hatte kramte Alphard zwei Geschenke und zwinkerte, als Druella und Walburga zwei Ketten auspackten, deren Edelsteine jeweils farblich zu ihren Mänteln passten. “Charmant. Danke, Alphard.”, sagte Druella, doch Walburga blieb stumm. “Für dich Mutter, ein ganz besonderer Schatz.” Aus den tiefen seiner Tasche zauberte er ein kompliziert geklöppeltes Spitzentischtuch, dass ein Vermögen gekostet haben musste. Auch von Irma erhielt er kein Dankeschön, doch das auch Nörgeleien ausblieben, zeigte ihre aufrichtige Freude. Auf die neugierigen Blicke seiner Nichten hin lachte er erneut. “Tut mir leid für die Mütter in dieser Runde, aber da ich diese drei Engel nur so selten sehe, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, auch sie zu beschenken.” Alle drei erhielten sie wertvolle Kämme für ihre Haare in passenden Farben. Narzissas Kamm war golden mit eingelassenen Kyaniten, Bellatrix’ silbern mit Tsavoriten und Andromedas aus Bronze und von Perlmutten verziert. Narzissa jauchzte vor Vergnügen und Begeisterung und mit zahlreichen Lachfalten um die Augen setzte Alphard sich, sodass der letzte Stuhl besetzt war. Feierlich schwang Druella ihren Zauberstab und drei Kuchen schwebten andächtig aus dem Inneren des Hauses. Sanft setzte sie diese in der Mitte das Tisches ab. Eine sahnige Kirschtorte, ein cremiger Schokoladenkuchen und ein Traum aus Früchten und Marzipan zierten nun den Tisch und zogen hungrige Blicke auf sich. Das Gebäck war schnell angeschnitten und auf die Teller verteilt und das darauf folgende erneute Schweigen war glücklicherweise eines des Genusses. “Köstlich, köstlich!”, lobte Alphard, der ohne ein ständiges ‘Mmh!’ nicht essen konnte. “Wirklich, Druella, es schmeckt ausgezeichnet.” “Sehr lecker, Mutter.”, stimmte auch Andromeda zu, während alle beipflichtend nickten. “Noch eins.”, forderte Sirius, der mit seinem bereits fertig war. “Sirius Black!”, mahnte dessen Mutter. “Iss langsamer.” Auch hatte er natürlich mit der Sahne gekleckert, sodass Andromeda hilfsbereit aufsprang und ihm den Mund wischte. Bellatrix nahm angewidert Abstand. Sie konnte den Knirps nur wenig leiden. “Schoko, Schoko!” Begleitet von einem rhythmischen Klopfen mit seiner Gabel stimmte der Junge einen lauten Singsang an. Um ihn zum Schweigen zu bringen, wollte Irma ihm schon den halben Kuchen auftun, doch Orion widersprach: “Bitte nicht, sonst dreht er in einer Stunde aufgrund eines Zuckerschocks noch mehr auf. Außerdem muss er Selbstkontrolle und Verzicht lernen!” Den letzten Satz sprach er schärfer und mit Blick auf seinen Sohn aus. “Du kannst ein paar Früchte haben, Siri.”, schlug Andromeda vor und Bellatrix schnaubte neben ihr. Narzissa sah jedoch die willkommene Gelegenheit ihrem Cousin die Früchte ihres Stücks Marzipankuchen aufzuladen, die sie selbst nicht essen wollte. Trotz dieser Fürsorge schmollte er wütend. Großvater Pollux murmelte etwas von Erziehung und blickte finster drein. “Ach, der kleine Racker!”, gluckste hingegen Alphard, der von dem Jungen einfach nicht genug bekam. “Was gibt es denn so neues?” Leider war Alphard zu alt, um ihn wegen Sprechen mit offenem Mund zu ermahnen, daher verzogen Walburga und Druella lediglich das Gesicht. “Wir waren gestern in der Winkelgasse und haben mir meinen Zauberstab gekauft!”, tönte Bellatrix stolz. Ihr Onkel nickte anerkennend. “Was ist es für einer?” “Walnuss, zwölf dreiviertel Zoll, Drachenherzfaser, unbiegsam.”, platterte sie auswendig. “Walnuss.” Großmutter Irma runzelte missbilligend die Stirn. “Giftiger Baum, da wächst nichts drumrum.” “Na na, Mutter.”, lachte Alphard, um Bellatrix zu beruhigen. “Das ist doch Aberglaube.” “Du sagst deiner Mutter nicht, was Glaube und Aberglaube ist!”, polterte Pollux. Die kleine Narzissa hielt sich vorsichtig die Ohren zu, lächelte dabei jedoch selig weiter. Für Außenstehende wäre dieses Familientreffen eine Katastrophe, doch für die Blacks herrschte regelrechte Regenbogenstimmung. Nach gut einer weiteren Stunde Kaffeeklatsch und unterschwelligen Sticheleien wurden die Kinder entlassen und durften spielen, wobei sie natürlich zu allererst den Garten ansteuerten. Andromeda hielt ihren Cousin bei der Hand, sodass sie ein wenig hinter den beiden anderen herliefen, weil seine Beine so kurz waren. An den Schaukeln angekommen besetzen Bellatrix und Narzissa sogleich zwei von ihnen. “Ich auch!”, rief Sirius begeistert und Andromeda hob ihn hinauf und begann ihn sachte an zu schubsen. Die Älteste von ihnen schwang hoch in die Lüfte, doch Narzissa wippte nur hin und her und betrachtete ihren neuen Kamm. “Ach, der ist soo schön.”, flötete sie verträumt. “Was denkst du, Dromy?” “Auf jeden Fall. Ich liebe Perlmutt! Alphard ist definitiv mein liebster Onkel.”, verkündete Andromeda, doch Bellatrix schnaubte. “Toller Onkel. Was soll ich bitte mit einem Kamm?” Sirius kicherte hysterisch und auch Andromeda schmunzelte. Sie hatte ja gleich gewusst, dass Bellatrix etwas daran auszusetzen haben würde. “Er wollte uns eben alle gleich behandeln.” Mit einem Schulterzucken wollte sie das Thema beschließen, doch natürlich ließ Bella nicht locker. “Sehr gerechte Behandlung, mir etwas zu schenken, was ich nicht gebrauchen kann!” Die Kinder schwiegen. Keiner hatte große Lust, sich mit Bellatrix anzulegen. Sich über Nichtigkeiten aufzuregen, war etwas wie ihre ganz persönliche Stärke. Bald wurde Sirius das Schaukeln zu langweilig und er turnte zwischen den Bäumen hindurch. “Rarr! Rarr!”, machte er und Andromeda beobachtete ihn glucksend. Sie liebte wie anders er war. Vielleicht lag es daran, dass er so jung war, dass er die Etikette nicht verstand, aber vielleicht wusste er ja auch ganz genau, was er tat. Gedankenverloren fragte sie sich, ob Regulus auch nach Sirius schlagen würde und war sich sicher, dass Walburga an die Decke gehen würde, wäre das der Fall. Auch Bellatrix hatte aufgehört zu schaukeln und pflückte einen Pilz vom Boden. “Nicht!”, rief Narzissa beängstigt, die genau wusste, dass es ihnen verboten war, unbekannte Pflanzen aufzusammeln. Unbekümmert begutachtete Bellatrix ihn. Dann, als sie merkte, dass an dem Pilz nichts besonderes war, schleuderte sie ihn weit von sich. In hohem Boden flog er gegen eine Eiche und explodierte. Erschrocken schrieen die Mädchen und warfen sich auf den Boden, doch es war nur eine kleine Explosion gewesen, die spektakulärer aussah und klang als sie war. Lediglich eine Handteller große Kuhle war in den Baumstamm gesprengt worden. Mit vor Begeisterung leuchtenden Augen suchte Bellatrix sofort nach einem weiteren Pilz, während ihre Schwestern sich den Dreck von den Kleidern klopften und sie wütend ansahen. 
“Was fällt dir ein?”, fluchte Andromeda und war nur froh, dass ihr kleiner Cousin so tapfer war und nicht zu weinen begonnen hatte. Arrogant ignorierte Bellatrix ihre Schwester. “Bella!”, sagte diese strenger und genervt wandte Bella sich um. 
“Ihr Schisser, lauft ihr jetzt zu Mami?”, triezte sie. Beide Mädchen hatten sich voreinander aufgebaut, die Hände in die Hüfte gestemmt, den Blick unverwandt aufeinander gerichtet. Natürlich war Bellatrix größer, doch Andromeda ließ sich nicht einschüchtern. In einem Anflug von Tatendrang und Heldenmut stürmte Sirius auf seine älteste Cousine zu, um sie zu tackeln. Wieder schrie Narzissa verängstigt, doch Bellatrix beendete das Schauspiel jäh, indem sie Sirius die Hand vor die Stirn stieß, sodass er hinten über kippte. “BELLA!”, tobte Andromeda zu dem Jungen rennend, dem nun doch die Tränen kamen. Hastig untersuchte sie seinen Kopf auf eine Wunde, doch sie hatten erneut Glück. Von dem Wohlbefinden ihres Cousins überzeugt, sprang Andromeda auf. “Du Furie!”, rief sie, nahm Sirius bei der Hand und marschierte los. 
“Da kannst du drauf wetten, dass ich das Mutter berichte. Du hast ja nicht alle Zutaten im Kessel, du Kröte!” Beleidigungen waren eigentlich immer Bellas Ressort gewesen, doch selten war Andromeda so stinkwütend gewesen.
 Hastig kam Bellatrix hinterher, im Versuch ihre Schwester abzuhalten, denn in die Ungunst ihrer Eltern wollte sie nur ungern fallen, selbst wenn sie das nicht zugeben mochte. “Oh nein!”, wehrte Andromeda die Versöhnung sogleich ab. “Heute wirst du dein Benehmen bereuen. Irgendwann reicht es Bella!” “Sei nicht so eine Zicke, Dromy.”, fauchte Bella genervt, in einem letzten Versuch ihre Schwester zu überzeugen. Schon fast hatten sie den Waldrand erreicht und blieben so abrupt stehen, dass Narzissa, die hinterhergerannt war, in sie hinein raste. Groß für sein Alter und mit dunklem, ordentlichem Haar stand ein Junge vor ihnen. Leicht irritiert und zugleich amüsiert hob er die Augenbrauen und musterte die Mädchen vor ihnen, dann den schniefenden Sirius. Bellatrix erhob sich schnell von dem Schrecken, machte sich groß und hob stolz das Kinn. “Die Blackschwestern.”, erkannte er mit leicht nasaler Stimme. Wie ihr zuckender Kiefer verdeutlichte, wollte Bellatrix ihm am liebsten eine Beleidigung an den Kopf schleudern. Was den Umgang mit Fremden anging, besonders wenn diese im eigenen Garten standen, hatte man sie Höflichkeit gelehrt. Alle drei setzten sie pflichtbewusst ein zurückhaltendes, aber wohlwollendes Lächeln auf. “Sehr richtig.”, lobte Andromeda freundlich. “Bellatrix, Narzissa und Andromeda.” Dann deutete sie auf Sirius. “Und unser Cousin.” Der dreijährige machte sich keine Mühe, die Abneigung aus seiner Mine zu vertreiben. “Ah.”, machte der Junge. “Ich bin Rudolphus.” Sirius schnaubte, wurde jedoch von allen ignoriert. “Eure Frau Mutter schickte mich, um euch zum Essen zu holen.” Heftig widerstrebten sie dem Drang, die Augen zu verdrehen - außer Sirius. “Wie wunderbar, dass wir schon unterwegs waren.” Gerade hatte sie die Worte ausgesprochen, da bemerkte Bellatrix, den bissigen Nachklang und fügte hinzu: “Da musstest du nicht so weit laufen.” Gemeinsam verließen sie den Wald und schritten über den Rasen zurück zur Terrasse, auf der sich ihre Großeltern und Alphard gerade verabschiedeten. Außerdem stand ein fremder Mann an der Tür, zu dem sich Rudolphus gesellte. “Auf Wiedersehen, Großmutter und Großvater.”, sagte die Mädchen und drückten dann ihrem Onkel jeweils einen Kuss auf die Wange. Druella bemerkte schnell den Dreck auf Sirius Kleidung und die laufende Nase. 
“Was ist geschehen?”, erkundigte sie sich streng. “Sirius ist beim Laufen gestolpert.”, log Bellatrix schnell. “Wieso habt ihr nicht aufgepasst?”, scholl Druella ihre Töchter, doch Walburga schüttelte den Kopf.
 “Keine Sorge, Druella. Es überrascht mich nicht, einen Schmutzfinken zurückzuerhalten. Merlin weiß, was mit diesem Jungen nicht stimmt.” Wütend putzte sie ihm die Nase. “Ich fürchte, so wie er aussieht, können wir nicht bleiben, liebste Schwägerin.” So sehr Walburga die Ungezogenheiten ihres Sohnes hassen mochte, es war deutlich, dass ihr die Ausrede zu gehen sehr gelegen kam. Verständnisvoll nickte die Frau des Hauses. “Natürlich.” Nach weiteren Verabschiedungen und einem Tritt Sirius’ gegen Bellatrix Schienbein, disapparierte die Familie, sodass Cygnus sich dem fremden Mann zuwandte. “Mr. Lestrange, ich darf Ihnen meine drei zauberhaften Töchter vorstellen. Narzissa, Andromeda und unsere älteste, Bellatrix.” Bei der Erwähnung ihres Namens knicksten die Mädchen. “Sehr erfreut.” Der Mann musste Rudolphus Vater sein, denn auch er näselte. “Meinen Sohn Rudolphus haben sie ja bereits kennengelernt.” “Wir freuen uns sehr, Sie heute zum Abendessen beherbergen zu dürfen. Wenn Sie mir folgen wollen.” Druella übernahm die Führung und geleitete Mr. Lestrange in den Speisesaal. Der Tisch war bereits säuberlich gedeckt. Sie nahmen Platz und die Hauselfen trugen eine cremige Spargelsuppe auf. “Es duftet bereits köstlich.”, schleimte Rudolphus. Andromeda konnte ihn genauso wenig ausstehen wie ihre Schwester, doch Narzissa schien wie verliebt in ihn. “Mutter ist eine fabelhafte Köchin.”, trällerte sie. Zwar hatten die Hauselfen und nicht Druella die Suppe gekocht, jedoch schmeckte sie natürlich wirklich ausgezeichnet. 
“Eine Schönheit noch dazu.”, schmeichelte Mr. Lestrange und augenblicklich fragte Andromeda sich, ob er keine Frau hatte. Wie es sich gehörte, lächelte Druella und blickte verlegen hinunter, während Cygnus stolz ihre Hand nahm.
 “Das ist sie wahrhaftig.” Es war das langweiligste Essen, dass die beiden älteren Mädchen je erlebt hatten. Für Narzissa war es natürlich ein Traum mit dem Jungen, der ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen schien. Den Hauptgang bildete das tatsächlich selbst gekochte Beef Tartar, dessen Anblick und Geruch einem den Mund wässerten. Herrschaftlich schnitt Cygnus es an und verteilte es auf die Teller. Während des Essens ließen sie Rudolphus von Hogwarts erzählen, der eigentlich momentan dort zur Schule ging, den man jedoch für dieses Wochenende abgeholt hatte. Für seine Erzählungen hatte Bellatrix trotz ihrer Vorfreude auf das erste Schuljahr kein Interesse, jedoch tauschte sie einen verstohlenen Blick mit Andromeda. Wenn er aus der Schule genommen wurde, war dies mit Sicherheit mehr als ein einfaches gemeinsames Abendessen. Auf die Frage nach seinen beruflichen Tätigkeiten antwortete Mr. Lestrange: “Die vergangene Woche war ich unterwegs, um Besorgungen für den Dunklen Lord zu tätigen.”
 Beinahe verschluckte Bellatrix sich vor Aufregung. “Sie arbeiten für ihn?”, fragte sie begeistert und erntete einen mahnenden Blick ihrer Mutter für diese unhöfliche Neugierde.
 “Verzeihen Sie. Vermutlich ist das streng geheime Information und sehr persönlich dazu.” Mr. Lestrange gluckste durch seine Nase.
 “Schon gut, junge Dame.”, er zwinkerte. “Wie ich sehe, scheinen Sie großes Interesse am Dunklen Lord zu haben? Ich selbst habe mit ihm die Schule besucht.” Ungewollt wurden Bellatrix Augen groß. “Er ist ein großartiger, sehr talentierter Mann mit ausgezeichneten Ideen. Mit Sicherheit wird es ihn erfreuen, so junge schöne Mädchen wie Sie begeistern zu können.” Bellas Wangen färbten sich rosa. “Rudolphus hier hat ihn bereits kennengelernt.” Der Neid auf ihrem Gesicht war unverkennbar. “Womit wir den Anlass dieses Abends erreicht hätten, nicht wahr, Mr. Black?” “In der Tat.”, stimmte Cygnus zu und mit einem Schlag war das Interesse aller Mädchen geweckt, selbst Narzissa wandte sich von Rudolphus ab. “Töchter,”, begann Cygnus mit wichtiger Stimme, “wie ihr wisst, war ich ausgesprochen jung, als ich eure Mutter heiratete. Das waren andere Zeiten und ich möchte keineswegs, dass eure Kindheit auf derartige Weise verkürzt wird.” Jähes Unbehagen breitete sich in Bellatrix und Andromeda aus. Was geschah hier? “Dennoch ist es niemals zu früh, euch in gute Hände zu übergeben. Daher,” sein Blick ruhte nun auf der Ältesten, “habe ich zugestimmt, als Mr. Lestrange um Bellatrix als Rudolphus’ zukünftige Braut warb.” Es war sehr still in dem Speisesaal. Die Erwachsenen und Rudolphus lächelten, als haben sie verkündet der Weihnachtsmann käme bereits im Mai. Narzissas Augen waren glasig, ob vor Neid oder Aufregung war ungewiss. Bellatrix ließ sich nichts anmerken und Andromeda wusste selbst zum ersten Mal im Leben nicht, was im Kopf der älteren vor sich ging. Wie mechanisch breitete sich ein Lächeln auf Bellas Gesicht aus. “Ich bin sehr erfreut.”, sagte sie ruhig und alles war klar. Nachdem diese Nachricht verkündet worden war, schien das Abendessen sehr rasch zu verlaufen, doch vielleicht nahmen die Mädchen auch einfach nichts wahr, was von statten ging. Als die Lestranges sich verabschiedeten, wurde erneut höflich geknickst. Bella empfing ohne Regung die beiden Handküsse und stumm machten sie sich bettfertig. Duschten, kämmten ihre Haare und gingen zu Bett und der Abend erschien dumpf. Druella küsste ihnen die Stirn, bevor sie die Kerzen in den Zimmern erlöschen ließ. Die Zeit verrann, doch Bellatrix schloss die Augen nicht. Ihr war nicht klar, was sie fühlte, ob sie überhaupt etwas fühlte. Da war keine Wut in ihr, über die voreilige Entscheidung ihrer Eltern. Keine Enttäuschung über die Wahl ihres zukünftigen, so wenig sie ihn auch mochte. Keine Freude, keine Trauer, keine Verletztheit, sondern eine Art Trägheit der Gefühle. Oder einfach nichts. Langsam und leise schwang ihre Tür auf und schloss sich wieder. Bellatrix erkannte das weiße Nachthemd ihrer Schwester und sah sie auf sich zu tapsen. “Bella.”, flüsterte Andromeda und kniete sich neben ihr Bett auf den Boden. “Hm?” Das unsichere Gesicht ihrer Schwester wirkte fahl im Mondschein. Bellatrix hatte lediglich den Kopf in ihre Richtung gewandt. Andromeda zögerte. “Wie geht es dir?” “Gut.”, erwiderte sie tonlos und betreten blickte Andromeda auf ihre Hände. “Das waren ganz schön überraschende Neuigkeiten.” Keine Antwort. “Findest du ihn gut?” Die Frage kam so vorsichtig, dass beiden klar war, wie gut Andromeda die Antwort kannte. “Er kommt aus gutem Haus mit guten Kontakten.”, sagte Bellatrix dennoch. “Er ist schmierig.” “Unsere gesamte Familie ist schmierig. Er passt gut hinein.” Andromeda kicherte über diesen Kommentar und auch Bella lächelte kurz. Doch dann kullerte plötzlich eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Dann eine weitere. Stumme Tränen zogen ihre Bahnen über ihr Gesicht und Andromeda nahm sie bei der Hand, um ebenso stummen Beistand zu leisten. Dann zog Bellatrix die Decke beiseite, so dass Andromeda mit darunter krabbeln konnte. “Weißt du Bella, wenn du ihn nicht heiraten möchtest, musst du das nicht tun.” “Natürlich muss ich.” “Du könntest dich weigern.”, schlug Andromeda vor. “Nein.” Sie schüttelte steif den Kopf. “Die Lestranges sind eine uralte Familie wie wir. Es ist eine Ehre.” Andromeda rollte mit den Augen. “Das ist doch Unsinn. Wenn du bis ans Ende deines Lebens unglücklich bist?” “Werde ich nicht sein.”, widersprach Bella. “Es ist einfach ein Schock jetzt, weil es so unerwartet kam.” Schnell erkannte Andromeda wie felsenfest Bellatrix dazu entschlossen war, die Tränen zu vergessen und so zu tun, als wäre dies nur zu ihrem Besten. “Ich fand ihn unausstehlich.”, stellte sie jedoch noch klar und Bellatrix nickte.
“Schon, aber wie ich sagte: So sind wir alle.” “Wenn du so tun magst, als sei das alles kein Problem passt das schon, aber gesteh wenigstens, dass das nicht die Wahrheit ist.” “Gut. Ich bin absolut nicht damit einverstanden, dass mein Ehemann über meinen Kopf hinweg ausgesucht wird. Ich weiß aber auch, dass ich um eine ansehnliche Heirat nicht drumherum kommen werde.” “Es gibt aber andere ansehnliche Jungen dort draußen.”, gab Andromeda zu bedenken. Als Antwort zuckte Bellatrix mit den Schultern. “Einen von denen wirst du abkriegen.” Andromeda verzog das Gesicht beim Gedanken daran. Plötzlich sah Bellatrix sie ganz vertraulich an und flüsterte: “Er hat gute Kontakte zum Dunklen Lord, Dromy. Wenn ich ihn kennenlernen könnte, was meinst du, wie viel er mir beibringen würde.” “Bella, er heißt der Dunkle Lord. Dunkel wie in düster und unheimlich.” “Er muss unglaublich schön sein.”, wisperte Bella. “Hm.” Vorsichtig legte Andromeda einen Arm um ihre Schwester. “Ich bin für dich da, Bella. Zu mir kannst du immer ehrlich sein und wenn es dir nicht gut geht, dann bin ich auch da.” So oft sie sich auch stritten, Andromeda war es sehr wichtig, dass Bellatrix das verstand. Wie in dieser Nacht würde sie ihre Schwester niemals alleine lassen. Die Ältere nickte. “Danke, Dromy. Du kannst auch auf mich zählen. Wenn es so weit ist, werde ich mich dafür einsetzen, dass du dir deinen eigenen ansehnlichen Jungen aussuchen darfst.” Sie hakten die kleinen Finger der rechten Hand in einander, um das Versprechen zu besiegeln, lächelten und fielen dann in einen tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)