Die Legende von Blut und Asche von FalonDin (Castiel x Lysander [Sweet Amoris]) ================================================================================ Kapitel 10: Blutschwinge ------------------------ „Lysander, ich habe dir Gipsy zurück ins Zimmer gestellt.“ Erschrocken fuhren wir auseinander. Noch immer spürte ich die warmen Lippen auf meinen. Das Herz schlug mir noch immer bis an den Hals, welcher total trocken war. Leigh kam etwas hoch und blickte uns an. „Dankeschön, Leigh“, erklang brüchig die Stimme meines Freundes. Ein wenig legte der Gegenüber den Kopf schief, musste aber wenig später leicht Lächeln. „Ich wollte euch nicht stören. Kommt aber bald rein. Es ist spät.“ Dann zog er sich ins Zimmer unter uns zurück. Wir atmeten tief durch und sahen uns dann in die Augen. Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine, worauf er leicht zusammenzuckte. Verlegen wand er den Blick dann ab. Bereute er diesen Kuss gerade eben? Wieder bildete sich dieser Kloß in meinem Hals. Lysander erhob sich und ging vorsichtig den Weg zurück zum Fenster. „Wir sollten rein gehen.“ Ohne weiteres folgte ich ihm also zurück ins Haus. Im Zimmer saß Demon vor einem großen silbernen Käfig indem ein weißes Angorakaninchen saß. Ein Prachtexemplar. „Oh dir gefällt Gipsy wohl, was Demon?“ Mein Hund wedelte mit dem Schwanz und sah den Silberhaarigen dabei an. „Wow, ein tolles Kaninchen.“ „Leigh hat es mir geholt, nachdem seine Eltern gestorben sind. Seine Mutter hat sich immer intensiv um mich gekümmert und er dachte, ich bräuchte jemanden mit dem ich kuscheln konnte und den ich Sachen anvertraute. Es gab nämlich viele Sachen über die ich nicht mit Leigh reden mochte.“ „Aber er antwortet dir doch gar nicht.“ „Das ist egal. Meistens muss ich mich nur aussprechen. Das ist das Wichtigste.“ „Du kannst jeder Zeit zu mir kommen, Lysander.“ Er sah mich wieder sanft an und nickte dann. „Danke Castiel. Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen.“ Er erhob sich erneut. „Ich geh mich schnell fürs Bett fertig machen. Willst du mit?“ Nachdem ich bejahte kramte ich in meiner Tasche. Das fade Licht der LED Lampe an der Wand erschwerte mir die Suche nach meinen Sachen. Doch nach kurzer Zeit hatte ich alles beisammen und wir gingen hinunter ins Badezimmer. Gerade als wir in der Diele war, gongte die große Standuhr eine neue Stunde an. Der Gong widerhallte im gesamten Haus. Lysander musste leicht lachen, da ich erschrocken zusammen gefahren war. „Lysander?“ Ich betrachtete ihn im Spiegel neben mir. Er blickte mich fragend an, was total seltsam aussah, da er seine Zahnbürste im Mund hatte. „Sag mal, bereust du den Kuss gerade?“ Er spuckte ins Waschbecken und blickte mich dann durch den Spiegel an. Dann schüttelte er den Kopf und senkte den Blick. Wieder nahmen die Augen diesen traurigen Glanz an. „Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn sehr genossen. Ich würde mir wünschen, dass es nicht der Einzige bleibt.“ Seufzend legte ich meine Hand an seinen Kopf und fuhr ihn tröstend durch das seidige Haar, unfähig etwas zu sagen. „Noel besteht auf diese Heirat. Es wäre ein Verrat, wenn ich es nicht akzeptiere.“ Er drehte sich nun zu mir um. „Ich muss also darauf eingehen. Ihn wird zwar mein Körper gehören, aber niemals meine Seele.“ Dann umschlang er meinen Körper und legte seinen Kopf an meine Brust. Oh Lysander was tust du uns beide nur damit an? Mit zittrigen Fingern umarmte ich ihn ebenfalls. Wieder fielen wir in einen endlosen Kuss. Unsere Finger bewegten sich wie in Trance über unsere Körper. Unsere Atmung wurde schneller unsere Berührungen inniger und unsere Bewegungen rhythmischer. Wir waren auf einen gefährlichen Pfad, aber auf einen bittersüßen, gefährlichen Pfad. Wir kosteten von einer Frucht die uns eigentlich verboten war. Wie einst bei Adam und Eva. Wie bei Romeo und Julia. Doch ich spürte, dass es richtig war. Richtig und ehrlicher als alles andere in dieser gläsernen, gefühllosen Welt. „Ich liebe dich.“ Unsere Finger waren ineinander verhakt gewesen. Es war dunkel im Raum gewesen. Dennoch konnte ich den Blick meines Freundes auf mir spüren. Der Griff an meinen Händen wurden fester. „Castiel, kannst du mir etwas versprechen?“ Ich sah in die Richtung aus der ich seine Stimme vernahm. „Was denn?“ „Wenn ich jemals von eurer Gesellschaft gefangen genommen werden sollte und du sehen solltest wie ich gequält werde … greife bitte nicht ein.“ Völlig schockiert rutschte mir mein Herz in die Hose. Was hatte er gesagt? Ich solle dann einfach tun als wenn nichts wäre? „Warum?“ Lysander bemerkte, dass ich aufgebracht war. Er zuckte leicht zusammen und seufzte dann. „Die Gesellschaft weiß doch von mir. Von den Auserwählten. Ebenso wissen sie auch von dem Propheten. Wenn du dich einmischen würdest, gehen sie davon aus, dass du der Prophet bist. Alleine bringe ich ihnen nichts. Sie brauchen uns beide dafür. So ist gewährleistet, dass wenigstens du in Sicherheit bist.“ Okay, also wissen die Leute tatsächlich, wer oder was er ist und sie brauchen sowohl das Orakel als auch den Propheten. Also müssen diese beiden mit irgendetwas in Verbindung stehen, was in der Stadt ist. Nur was? „Castiel?“ Leise vernahm ich diese wohlig warme Stimme an meinem Ohr. Seufzend nickte ich. „Entschuldige. Ich war in Gedanken.“ „Versprichst du es mir?“ „Ich bin doch gar nicht der Prophet, Lysander. Also ...“ „Wir können aber auch nicht nachweisen, dass du es nicht bist. Wir dürfen kein Risiko eingehen, verstehst du?“ „Ich will aber nicht feige weglaufen und ich kann es nicht zulassen, dass sie dich quälen. Das könnte ich niemals.“ „Es ist wichtig. Für mich, für dich und für die Zukunft der Menschheit. Versteh es doch bitte. Was bin ich, gegen das Leben aller?“ Seine Stimme war wieder leiser geworden. Was redete er nur? Redete er tatsächlich von dem Tod? „Wenn die Legende besagt, dass du sterben sollst um uns zu retten, werde ich es nicht zulassen. Klar bist du nichts gegen den Rest der Welt, aber für mich bist du die Welt. Verstehst du? Wenn du stirbst ...“ Ein abruptes Schweigen legte sich über den Raum. Keiner wollte oder konnte etwas sagen. Was hatte ich gerade nur getan? Das war doch so was von daneben. Ich wand mich von meinem Freund ab. Auch er tat es, da ich sein Rücken an meinen spürte. Keiner von uns sagte mehr etwas … Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte nur leicht und unruhig geschlafen. Ständig bin ich wach geworden. Der kurze Schlaf dazwischen war Traumlos. Mir gingen so viele Sachen durch den Kopf. Seufzend schlug ich die Decke weg. Demon und Lysander waren samt dem Hasen verschwunden. Obwohl ich so schlecht geschlafen habe, habe ich nicht mitbekommen das mein Freund aufgestanden und gegangen ist. Ohne weiter darüber nachzudenken, erhob ich mich. Draußen regnete es in strömen. Es war schon Wahnsinn, wie schnell das Wetter so nah am Meer umschlagen konnte. Oder hatte sich das Wetter meiner trübsinnigen Stimmung angepasst? Ich ging ins Badezimmer und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sah wirklich scheußlich aus. Dann ging ich hinunter und hörte, dass sich Rosalia und Leigh in der Küche unterhielten. Mit einem „Guten Morgen“ stieß ich zu ihnen und blickte mich um. Lysander war nicht da und Demon saß unter dem Tisch und sah mich Schwanzwedelnd an „Guten Morgen“ „Morgen, falls du Lysander suchst, der ist bei seinem morgendlichem Studium.“ „Ich dachte er hat Ferien und die werden somit auf dem Nachmittag verschoben.“ Gegenüber von den beiden nahm ich Platz. „Er wollte aber zu ihr. Habt ihr euch gestritten? Er wirkte heute morgen ziemlich nachdenklich und traurig.“ „Na ja, nicht wirklich.“ Mein Blick ging zu dem Toast, welches mir Rosalia gerade auf den kleinen Teller gelegt hat. „Es ist normal, dass man ab und an Meinungsverschiedenheiten hat. Ihr solltet darüber aber reden. Es scheint euch beide mitzunehmen.“ Leigh lächelte sanft. Es war mir ernsthaft ein Rätsel, wie er immer so gut gelaunt sein konnte. „Es ging um die Sache mit der Gefangenschaft. Ich solle dann so tun, als würde ich ihn nicht kennen und es würde mir egal sein.“ „Dachte ich mir, dass du da so denkst. Lysander möchte dich nicht in Gefahr bringen.“ „Aber sein Leben dafür opfern? Das ist absolute Torheit, Leigh.“ Der junge Mann sah zu seiner Freundin und dann wieder zu mir. „Er will dich beschützen. Es ist ihm wichtig, dass er niemanden in Gefahr bringt. Besonders dich nicht.“ „Ja, weil ich ja dieser Prophet sein könnte und mit meiner Gefangenschaft alles ruinieren könnte.“ „Falsch! Lysander liebt dich, Castiel. Auch, wenn es sich das bei ihm so anhört. In Wirklichkeit hat er Angst, dich zu verlieren. Ich weiß, dass er es auch wegen der Sache mit dem Propheten tun muss. Aber ich bin nicht so blind, wie es den Anschein hat. Ich kenne ihn lang genug um zu wissen, was in seinem Kopf vorgeht.“ Mit rotem Kopf knabberte ich an dem – mit wirklich leckerer Marmelade bestrichenem – Toast. „Ihr verachtet es nicht? Wo er doch Noel versprochen ist?“ „Noel ist nichts weiter als ein dummer Gockel. Er spielt sich auf, weil er der Sohn vom Häuptling ist und meint den großen Macker markieren zu müssen. Viele in diesem Dorf sind für die Hochzeit der beiden. Ebenso viele sind aber auch dagegen. Kentin und seine Familie, Rosalia und ihre Familie und auch ich gehören zu diesen Leuten, die es nicht gutheißen. Lysander soll selber entscheiden, wen er sein Herz schenkt. Kein Gott kann da etwas gegen tun.“ Das waren wohl wahre Worte gewesen. Ich wollte mit Lysander reden. Noch bevor ich nach Hause fuhr. „Wo finde ich Lysander denn jetzt?“ „Wahrscheinlich am Dorfplatz. Aber warte doch bis er nach Hause kommt. Bei dem Regen ist es besser. Nicht das du dich verläufst.“ „Ach was, ich und mich verlaufen. Dorfplatz? Ist das der mit der Vogelstatue?“ Das Mädchen nickte leicht. Ich war bereits aufgesprungen und zog mir mein roten Kapuzenpullover über den Kopf und verließ dann das Haus. Ich kam an dem Dorfplatz an. Der Regen war stärker geworden und ich musste mir die Kapuze noch etwas mehr über die Augen ziehen um noch etwas sehen zu können. Ich vernahm vor der großen Vogelstatue eine einzelne Person. Als ich näher herantrat hörte ich, dass diese Person sang. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Bisher habe ich nie jemanden singen gehört. Außer auf ein paar alten CDs, aber auch das war ja nicht wirklich echt. Die Stimme drang schallend durch die menschenleeren Straßen des Dorfes. Er hatte eine wirklich faszinierende Stimme in der viel Gefühl steckte. „Lysander“ Mein Freund drehte sich fragend um und bekam große Augen. Dann schlug er sich die Hand vor den Mund. „Hast du mich gehört?“ fragte er dann schockiert. Wenn ich jetzt lüge würde er es bemerken. Doof war er ja nicht. „Ja, habe ich. Du hast eine wundervolle Stimme.“ Er senkte verlegen den Blick. „Komm, du solltest mit heim kommen. Du warst erst krank. Nicht das du einen Rückfall bekommst.“ Ich streckte meine Hand nach ihm aus, welche er dann nahm. Ich zog meinen Pullover über den Kopf und reichte ihn diesen. Als er ihn an hatte, zog er sich die Kapuze über die Augen. Seine Wangen hatten einen zarten rosa Schimmer angenommen. „Wegen gestern …“ „Schon gut. Ich akzeptiere diese Bedingung und verspreche, mich nicht einzumischen. Aber eines sei dir gesagt, wenn ich weiß, dass sie dich gefangen haben, werde ich alles daran setzen um dich zu retten. Nicht, weil du der Auserwählte bist und unsere Welt retten musst, sondern weil ich dich liebe und ich dich ebenso beschützen will.“ Wir waren stehengeblieben und Lysanders Augen strahlten mich wieder leicht an. Dann nickte er sanft. „Das werde ich ebenso akzeptieren.“ Wir grinsten uns an und setzten unseren Weg zurück nach dem Haus von Lysander fort. Wir genossen die Zeit bis zur Abfahrt noch. Da Aschenvogel sein Studium bereits heute früh gemacht hatte, wollte er heute Nachmittag mit in die Stadt und die Leute in Espérance besuchen. Diesmal saß ich mit hinten im PickUp. Leigh saß vorne mit Demon. Er wollte uns somit die Gelegenheit geben uns voneinander zu verabschieden. In der Stadt hatten wir dazu keine Zeit mehr, dass wusste ich. Es regnete noch immer und es schien, dass sich die Wolken immer mehr zusammen zogen. „Wir können ja jetzt immer über das Eulennetzwerk miteinander schreiben. So ist es nicht ganz so schlimm, dass wir uns nicht sehen. Es macht es irgendwie erträglicher.“ Das stimmte wohl. Außerdem wussten wir so immer, ob der andere in Ordnung war. Noch immer trug Lysander mein Pullover, obwohl dieser wahrscheinlich wohl schon total durchgeweicht war. Er hatte aber darauf bestanden, ihn zu behalte. „Wehe du wirst krank. Dann werde ich diesen blöden Code von der Schleuse knacken und dich heimsuchen“, murrte ich ein wenig missgestimmt. Er lachte aber nur leicht und meinte, dass er das sehen wollte, wie ich die knappen 50km zu Fuß kam. Bevor wir uns zu der Schleuse aufmachten, verabschiedeten wir uns von Leigh. Ich nahm Demon an der Leine und wir betraten wieder den sterilen Gang. Es war seltsam wieder in diesen Käfig zu sein, aber es hatte auch etwas heimatliches. Hier kannte ich mich aus. Es war mein Reich. Obwohl ich sagen muss, dass mir das Vogelvolk auch sehr gefiel. Während wir uns zur Schleuse aufmachte, nahm ich die Feder aus dem Haar und befestigte sie wieder an meiner Halterung für den PDA. Kentin war heute Mittag dagewesen und hatte den Code meines Identifikationsreifs auf eine zeitliche Begrenzung gesetzt. Bis 18 Uhr hatte ich also Zeit wieder Zuhause zu sein. Somit konnte ich also noch in 'Widget's Musicstore' vorbei schauen und nach ein paar neuen Schätzen suchen. Als wir am Ausgang ankamen, verfielen Lysander und ich in einen kleinen, flüchtigen Kuss. Der letzte für eine unbestimmte Zeit. Dann trennten sich unsere Wege. Noch eine ganze Weile sah ich dem Jungen mit dem braunen Umhang nach. Dann setzte ich mein Weg zur U-Bahn-Station fort. Es war ein seltsames Gefühl wieder Zuhause zu sein. Demon verschwand sofort in die Küche um unter dem Küchentisch platz zu nehmen und vor sich hinzu dösen. Dieser Tag hatte ihn wohl auch sehr gefallen und er hatte einiges an Schlaf nachzuholen. Genauso wie ich. Nach einer kurzen Dusche verschwand ich in meinen Zimmer und schrieb Nathaniel eine kurze Nachricht. Eine einfache Mail mit der Frage nach dessen befinden. Ich hatte den ganzen gestrigen Tag nicht an diesen gedacht. Kaum war ich in der Stadt musste ich an den blonden Schulsprecher denken. Nachdem ich die Mail abgeschickt habe, rief ich das Eulennetzwerk auf und las in dunkelroten Lettern den Namen 'Blutschwinge'. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag. Tief in mir begann etwas unbekanntes zu Brodeln. Ein Gefühl, dass mir bestätigte, dass ich wirklich mit diesem Volke verbunden war und eine größere Rolle spielte, als ich bisher angenommen hatte. Indirekt wussten es aber alle, ja sogar ich selber schien es im tiefen inneren gewusst zu haben. Ich war der Prophet gewesen. Nein, ich BIN der Prophet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)