Wolkenlos von Beba ================================================================================ Kapitel 1: Liebe geht durch.. ----------------------------- “Oh, du bist ja da.” Das Wörtchen ‘schon’ wäre übertrieben gewesen, und das hatte wohl auch Cloud gedacht, als er in Boxershorts in die Küche gelaufen kam. Er trocknete sich mit einem Handtuch die Haare, und der Anblick seines komplett nackten Oberkörpers ließ Tifa innerlich dahin schmelzen. “Ja, es tut mir leid..” seufzte sie entschuldigend. “Du weißt ja, wie viel momentan los ist.” Cloud zuckte die Schultern. “Kein Problem. Ich bin auch erst seit ‘ner Viertelstunde daheim.” Tifa musste lachen. “Ach ja? Und in einer Viertelstunde hast du ein ganzes Abendessen gekocht und geduscht?” Cloud fühlte sich anscheinend ertappt, denn er lächelte tatsächlich mal zaghaft. “Na gut, vielleicht bin ich auch schon länger da.” Tifa fiel auf, dass sie ihn noch gar nicht begrüßt hatte. Sie lief auf ihn zu und küsste ihn zärtlich. Sie berührte dabei mit den Händen seine nackte Brust. Sie hatte seinen durchtrainierten Körper schon immer äußerst anziehend gefunden. Am Liebsten hätte sie ihn sofort, hier und jetzt, auf den Küchentisch gezerrt und ihn geliebt. Aber.. was hielt sie denn eigentlich davon ab? Sie lugte kurz zur Seite um zu sehen ob der Tisch schon gedeckt war. War er nicht. Also entschloss sie sich, die Gunst der Stunde zu nutzen. “Wie wäre es denn.. mit einer kleinen Vorspeise?” hauchte sie ihrem blonden Lebensgefährten mit verführerischer Stimme ins Ohr. Sie lächelte verstohlen, als sie seinen verdutzten Blick bemerkte. Also nahm sie seine Hände und zog ihn zum Tisch herüber, um ihren eben ausgeheckten Plan in die Tat umzusetzen. Sie lehnte sich mit dem Hintern gegen die Tischplatte, zog Cloud nah an sich heran und legte ihre Arme um seinen Hals. Noch bevor er etwas sagen konnte verschloss sie seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, bis sie es geschafft hatte sich auf dem Tisch hinzusetzen, dann schlang sie wie ein Raubtier auch noch ihre Beine um seine Hüften. Sie spürte genau, wie sein Glied gegen ihren Oberschenkel lag und stöhnte genussvoll. Cloud musste sich mit einer Hand auf dem Tisch abstützen weil sie ihn sonst sicher umgerissen hätte, aber die andere Hand suchte jetzt langsam ihren Weg zu Tifas Hintern. Endlich mal wieder Sex.. Es war schon so furchtbar lange her.. Gerade als sie anfing, mit ihre Hüften rhythmisch gegen Seine zu bewegen um ihn zu animieren, wurden sie von einem schrecklich lauten Zischen unterbrochen. “Ohh Mist..” Cloud riss sich los und rannte zum Herd, wo er pustend und wedelnd versuchte, einen großen Topf vor weiterem Überkochen zu bewahren. Fluchend griff er nach einem Spültuch, um das Wasser aufzuhalten das schon zielsicher zum Rand der Küchenarbeitsplatte lief. Tifa musste verzweifelt einsehen, dass das dann wohl das Ende ihres Plans bedeutete und lief schmollend ins Schlafzimmer, um sich dann wenigstens etwas bequemeres anzuziehen. Sie konnte Cloud nicht die Schuld dafür geben, dass es jetzt wieder nichts geworden war, aber trotzdem war sie enttäuscht. Er war sowieso so furchtbar faul wenn es um Sex ging. Jedes Mal musste sie die Initiative ergreifen, dabei hätte sie ja so gern mal, dass es von ihm ausging. So etwas musste doch auch mal vom Mann ausgehen! Sie wollte begehrt werden, erobert werden, und nicht irgendwann aus Frust selbst den ersten Schritt machen. Es störte sie, dass sie seit Anfang ihrer Beziehung nicht ein einziges Mal Erfolg damit gehabt hatte, ihn mit ihrer Körpersprache zu locken. Sie hatte schon alles Mögliche versucht. Sexy Kleidung, Dessous, eindeutig zweideutige Anmerkungen, übertrieben langes, ausgedehntes Bücken mit kurzem Rock wenn er hinter ihr stand.. Aber einfach alles war an ihm abgeperlt wie Wasser an einem Regenschirm. Es machte ihr schwer zu schaffen. Obwohl sie eigentlich genau wusste, dass sie eine reizvolle, wunderschöne Frau war, deprimierte es sie aufs Übelste dass Cloud so unbeeindruckt blieb wenn sie versuchte, diese Reize einzusetzen. Jeder andere Mann wäre vermutlich durchgedreht. Cloud nicht. Cloud drehte höchstens durch, wenn er einen Kratzer im Lack seines Motorrads entdeckte. Er liebte die Kiste verdammt noch mal mehr als seine eigene Freundin.. Tifa hegte regelmäßig Mordgedanken, wenn sie ein schönes Wochenende zu zweit geplant hatte und Cloud plötzlich ohne viel zu sagen auf seinem Motorrad davonfuhr. Ob die Mordgedanken dann eher dem Mann oder dem Motorrad galten, war eigentlich Nebensache. Aber bevor sie sich jetzt aufregte und den jungen Abend damit zerstörte, dachte Tifa lieber schnell an etwas anderes. Sie schlenderte in die Küche zurück, wo Cloud natürlich schon den Tisch gedeckt hatte. Sie hatte auch gar nicht erwartet, dass er vielleicht doch noch auf sie warten würde um ihre angefangene Liebelei zu Ende zu bringen. Nein, ermahnte Tifa sich, jetzt nicht wieder negativ denken. Cloud hatte sich immerhin so viel Mühe gegeben mit dem schönen Abendessen. Er kochte eigentlich immer, wenn sie nicht gerade etwas vom Lieferservice bestellten. Das taten sie bestimmt auch zweimal die Woche, denn Tifa wollte nicht, dass Cloud jeden Abend am Herd stehen musste. Er arbeitete tagsüber schon hart genug. Wenn viele Monster unterwegs waren, kam er manchmal fix und fertig nach Hause. Sie bewunderte es, dass er noch immer mit so viel Ehrgeiz bei der Sache war. Aber das war eben typisch Cloud.. Er liebte den Kampf. Es lag ihm im Blut, zu kämpfen. Zur Not auch in aussichtslosen Situationen und bis zum bitteren Ende. Genau deshalb wollte es auch einfach nicht in Tifas Kopf, warum Cloud sich immer mehr zurückzog. Die Herausforderung, sich ein neues Leben zu erkämpfen, war doch für ihn eigentlich wie gemacht! “Du bist so still heute.” stellte Cloud zu Tifas Erstaunen fest, als sie zusammen am Esstisch hockten und aßen. “Hattest wohl einen harten Tag?” Tifa dachte kurz darüber nach, was sie ihm antworten sollte, denn sie hätte es aus Bequemlichkeit auch einfach auf die Arbeit schieben können. Aber heute war ihr danach, es wieder anzusprechen - auch wenn das vermutlich Ärger bedeutete. “Eigentlich mache ich mir vielmehr Sorgen um dich.” Cloud starrte sie mit verwirrtem Blick an. “Sorgen um mich?” wiederholte er in fragendem Ton. Sie konnte ihm allerdings ganz genau ansehen, dass er schon ahnte was sie damit meinte. “Du weißt genau, wie das gemeint war.” erwiderte sie deshalb etwas irritiert. “Du isolierst dich viel zu sehr. Ich habe das Gefühl, gar nicht mehr an dich heran zu kommen.” “So ein Unsinn.” brummte Cloud, der den Blick bereits desinteressiert abgewendet hatte und mit seiner Gabel im Essen herumstocherte. “Nein, das ist kein Unsinn.” meinte Tifa ärgerlich und sie musste sich bei Clouds abweisender Art sehr zusammenreißen. Es regte sie auf, dass er sie gleich abblockte. “Du redest kaum noch, du isst kaum noch, und über unser Sexleben brauche ich wohl gar nicht anzufangen.” “Du übertreibst.” knurrte er nur. Man merkte, dass auch er anfing sich aufzuregen. Tifa wusste sehr genau, wie sehr er es hasste wenn sie ihn zur Rede stellte. Aber er konnte sich ja schließlich nicht ewig verstecken. Offensichtlich beschäftigte ihn etwas und sie wollte wissen, was es war. “Nein, ich übertreibe nicht!” schnaubte sie und ließ aus Versehen ihre Gabel fallen, die mit lautem Klirren zu Boden fiel. Während sie sich bückte um sie aufzuheben, redete sie weiter. “Was ist bloß los mit dir, Cloud? Mit dir ist momentan wirklich nichts mehr anzufangen! Sag mir doch, was dich bedrückt!” “Mich bedrückt gar nichts.” “Aber wieso ziehst du dich dann so zurück?” Ihre Fragerei schien ihn zu nerven. Er bekam dieses wütende Funkeln in den Augen, das er immer bekam wenn sie ihn zu sehr löcherte. “Du gehst mir auf die Nerven mit deiner Fragerei. Es ist alles Bestens:” Dass Cloud so direkt wurde, war Tifa schon gewohnt. Trotzdem war es verletzend, erst recht weil sie ihm ja nichts Böses wollte. Sie wollte ja nur wissen, was mit ihm los war, in der Hoffnung, dass sie ihm helfen könnte. Eine Zeit lang herrschte eisige Stille am Tisch. Tifa beobachtete, wie Cloud mit finsterem Gesicht in seinem Essen herumrührte. Es sah mehr nach einer Vergewaltigung aus als nach der Absicht, etwas zu essen. Man sah, wie er von Sekunde zu Sekunde mehr in Rage geriet. Tifa hatte etwas losgetreten was sich jetzt nicht mehr aufhalten ließ und sie ahnte schon, was gleich passieren würde. Sie hatte Clouds Verhalten im Streit in letzter Zeit leider schon so oft erleben können, dass sie fast schon einen Countdown starten konnte. 3... 2... 1... Fast auf die Sekunde genau schmiss der Blonde wütend sein Besteck hin. Er stand mit so viel Schwung vom Tisch auf, dass sein Stuhl rückwärts nach hinten purzelte. Dann stampfte er davon und obwohl Tifa genau wusste wohin er ging, fragte sie: “Wo willst du denn hin?” “Weg.” kam die Antwort in barschem Tonfall. Kurz darauf hörte sie nur noch das knallen der Wohnungstür. Seufzend grub sie die Hände in ihre langen braunen Haare. Es hätte ihr doch klar sein müssen, dass das passiert.. Aber Cloud konnte doch nicht sein Leben lang vor seinen Problemen davon rennen? Mit wem sollte er denn sonst reden, wenn schon nicht mit ihr? Sie merkte wie die Trauer in ihr die Überhand nahm und ließ sie ohne Gegenwehr über sich hereinbrechen. Schon im nächsten Moment zuckte ihr Brustkorb vor lauter Schluchzen. Tränen liefen von ihren Wangen und tropften auf ihren Teller. Jetzt war endlich die Gefahr durch Sephiroth und Meteor gebannt und sie hatte Cloud für sich gewinnen können, aber alles lief komplett anders als sie es sich erhofft hatte. Der Mann, der ihr eigentlich unterstützend zur Seite stehen und ihr dadurch Kraft spenden sollte, tat genau das Gegenteil und zog sie dadurch mit sich in die Tiefe. Wenn das so weiter ging, wusste sie nicht wie lang sie noch durchhalten würde. Dieser letzte Gedanke ließ sie so laut aufschluchzen, dass der ganze Tisch vibrierte und das Wasser in ihrem Glas kleine Wellen schlug. Sie ließ ihren Blick über den Tisch schweifen. Das schöne Essen.. Alles umsonst. Die Auseinandersetzung mit Cloud hatte ihr jeden Appetit verdorben. Cloud aß sowieso nur winzige Portionen in letzter Zeit. Und er hatte sich doch solche Mühe gegeben.. Fast tat es ihr leid, ihn überhaupt angesprochen zu haben.. Hätte sie es nicht getan, wäre der Abend bestimmt schöner verlaufen. Jetzt würde Cloud sicher erstmal nicht mehr heim kommen.. Sie wischte sich ihre Tränen weg, stand auf und räumte schweigend den Tisch ab. Weil sie es zu schade fand, das selbstgekochte Essen einfach wegzuschmeißen, verpackte sie alles sorgsam und stellte es in den Kühlschrank. Sie duschte, schlüpfte in ihren Schlafanzug und kuschelte sich auf die Couch. Eingemummelt in eine Decke machte sie den Fernseher an um sich abzulenken. Es lief nichts Besonderes, aber es reichte um sich berieseln zu lassen und etwas abzuschalten. Irgendwann als Tifa aus dem Fenster sah und bemerkte, dass es regnete, kam ihr eine Idee. Das Wetter war so grau in letzter Zeit.. Vielleicht brauchten sie einfach mal etwas Urlaub. Mal raus, an die Sonne. Vielleicht hatte Cloud ja nur so was wie eine Winter-Depression. Es war zwar erst früher Herbst, aber trotzdem hielt sie es durchaus für möglich. Midgar konnte an regnerischen Tagen schrecklich grau und bedrückend sein. Costa del Sol war doch schön und seit Cloud sich dort die Ferienwohnung gekauft hatte brauchten sie sich um eine Unterkunft auch keine Gedanken mehr zu machen. Cid konnte sie bestimmt hinfliegen. Das Einzige, was noch fehlte, war der Urlaub.. Aber sie würde sich gleich morgen darum kümmern, das nahm sie sich ganz fest vor. Ihre plötzlicher Einfall stimmte sie etwas fröhlicher, denn sie hatte die Hoffnung, dass sie bei einem Urlaub an der Sonne vielleicht bessere Chancen hatte, Cloud aus seinem Stimmungstief zu holen. Als sie irgendwann auf die Küchenuhr sah und bemerkte, dass es schon fast ein Uhr nachts war, machte sie den Fernseher aus und ging ins Bett. Sie machte sich Sorgen um Cloud, aber so wie sie ihn kannte hatte er sein Handy sicher ausgeschaltet. Es war schon öfter passiert, dass er bei einem Streit Reißaus genommen und die ganze Nacht irgendwo herumgegeistert hatte. Meistens fuhr er mit seinem Motorrad zu Cid, der kurz außerhalb von Midgar auf der Highwind wohnte. Sie wusste das, weil Barett Cid ab und an gern mal besuchte, um einen über den Durst zu trinken. Sie fand es gut, dass Cloud zumindest noch Kontakt zu den Anderen aus ihrem ehemaligen Team behielt. Mal abgesehen davon hatte er nämlich keine anderen Freunde. Tifa hatte lange in Midgar gewohnt, im siebten Himmel gearbeitet und kannte deswegen viele der Einwohner. Mal ganz davon abgesehen war sie eh viel offener und kontaktfreudiger als ihr Freund. Eigentlich waren sie ganz schön verschieden.. Aber verschieden zu sein musste ja nicht automatisch heißen, dass sie nicht zu einander passten.. Oder? Tifa grübelte die halbe Nacht und wachte am nächsten Morgen allein, mit Kopfschmerzen und einem flauen Gefühl im Magen auf. Sie frühstückte nicht, denn sonst machte Cloud ihr das Frühstück zurecht und sie hatte auch keinen Appetit. Wenn er weg war, merkte sie erst, wie viel er eigentlich für sie tat, Depression hin oder her.. Sie fühlte sich schlecht, denn eigentlich hatte sie ihn noch nie für die positiven Dinge gelobt, die er für sie tat. Schweigend machte sie sich zurecht und verließ dann die gemeinsame Wohnung. Auf dem Weg zur Arbeit versuchte sie, an ihrer Idee mit dem Urlaub festzuhalten, um sich selbst ein bisschen positiver zu stimmen. Es klappte sogar, so dass sie den Fahrstuhl der zu ihrer Etage führte wenigstens nicht mit der unglücklichen Miene verließ, wie sie sie heute Morgen beim Blick in den Spiegel noch gehabt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)