Schmerzende Liebe von NaschKatzi (IN ÜBERARBEITUNG) ================================================================================ Schrecken mit Ende... --------------------- Soichi wurde im Inneren des Krankenwagens kräftig durchgeschüttelt. Ihm war, als würden sie jedes verdammte Schlagloch, das sich auf der Straße befand mitnehmen. Er hatte das starke Verlangen in den vorderen Teil des Wagens zu springen und dem Idioten von Fahrer das Lenkrad aus der Hand zu reißen. Ein besonders tiefes Loch ließ ihn beinahe von der schmalen Bank auf der er saß purzeln. Vor ihm auf der Trage gab Tetsuhiro ein leises Stöhnen von sich. Seine Lider flatterten wild. Bei jedem Atemzug gab er ein raspelndes Geräusch von sich. Trotz der Medikamente, die ihm die Sanitäter durch mehrere Kanülen verabreichten wurde sein Körper immer wieder von Krämpfen geschüttelt. Die durchsichtige Sauerstoffmaske, die Nase und Mund bedeckte war mittlerweile blutverschmiert. „Se…Senpai…“, hauchte er tonlos. Ohne zu Zögern ergriff Soichi die Hand Morinaga´s. „Tetsuhiro! ich bin hier! Hörst du…“ Ganz schwach fühlte er den Druck der kalten Finger in den seinen. In diesem Moment war es ihm völlig egal, wie das aussah. Sollte der Sanitäter doch denken was er wollte! Zum Teufel mit allen! Ganz fest drückte er die Hand Tetsuhiro´s um diesen zu signalisieren, dass er da sei. Für einen kurzen Augenblick glaubte Soichi ein schwaches Lächeln auf den Lippen seines Kohais zu sehen. Plötzlich jedoch wich alle Kraft aus der Hand, die Soichi verzweifelt umklammerte. Die Monitore im Krankenwagen gaben alarmierende Geräusche von sich. „Scheiße! Los schneller! Die Werte sinken in den Keller!“, schrie der Sani zum Fahrer des Wagens. Eine viertel Stunde später erreichte der Krankenwagen mit Blaulicht das Nakamura Hospital. In Windeseile beförderten die Männer die Trage mit dem Patienten ins Innere. Soichi tat es ihnen gleich. Die Beine des Studenten zitterten so stark, es hätte nicht viel gefehlt und er wäre über die eigenen Füße gestolpert. Rücksichtslos drängte er die Leute im Eingangsbereich zur Seite. „22-jähriger Mann, Vitalzeichen einigermaßen stabil, eine starke Hämatemesis lässt auf innere Verletzungen schließen!“, brüllte der Sanitäter den herbeieilenden Ärzten zu, die sich sofort um den Verletzten scharrten. Aufgeregtes Gemurmel erhob sich. „Auf der Stelle Dr. Tonno anpiepen!“, befahl eine laute Stimme. Eine Schwester stürzte zum Telefon. Soichi stand keine drei Meter von allen entfernt und durchlebte ein schreckliches Déjà-vu. Die Szene kam ihm so surreal vor. Gestern Abend saßen sie noch gemütlich vor dem Fernseher! Keine vierundzwanzig Stunden später lag Tetsuhiro blutverschmiert in seinen Armen! Was zur Hölle war hier los? Soichi´s Hals schnürte sich zu. Ein tonnenschweres Gewicht legte sich auf die Schultern, drohte ihn zu erdrücken. Mit kraftlos herabhängenden Armen konnte er nichts anderes tun als mitanzusehen wie Ärzte an Morinaga herumfummelten und mehr und mehr Nadel in ihn stachen. Keine fünf Minuten später ertönte lautes Fußgetrappel. Dr. Tonno rauschte an Soichi vorbei. Der Oberarzt erkannt sofort den Ernst der Lage. „Auf der Stelle OP 2 vorbereiten! Wir dürfen keine Zeit verlieren!“ Innere Verletzungen? OP? Soichi´s Gedanken schlugen Purzelbäume. Er spürte die Erschöpfung wie eine Welle über sich zusammenschlagen. Schwer atmend lehnte er sich an eine Wand und starrte mit brennenden Augen auf die Tür durch die Tetsuhiro verschwunden war. „OP-BEREICH! ZUTRITT NUR FÜR PERSONAL!“ Man hatte ihm mehr als deutlich klargemacht, dass sollte er es wagen auch nur einen Fuß durch diese Tür zu setzen, er Hausverbot bekommen würde. Angesichts der vergangenen Stunden kam ihm diese Drohung lächerlich vor. Soichi schluckte. Tränen brannten in seinen Augenwinkeln. Vergeblich fuhr er mit den Händen über die mit rostroten Flecken besudelte Kleidung, als könnte er das Blut dadurch verschwinden lassen. Tetsuhiro´s Blut. Eine unfassbare Wut in Soichi auf. Wut auf diesen Bastard Mitzuko! Wut auf Morinaga und auch auf sich selbst! Warum war er nur so verdammt schwach? Wann war dieser Albtraum endlich vorbei? „Ich bin ein Vollidiot!! Vollidiot!...“ Schroff fuhr er sich durch die langen Haare. Die Zeit verging nur schleppend. Vier Stunden wartete er nun schon. Jede Sekunde wurde zur Qual. Soichi wusste nicht ob die lange Wartezeit nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Von dem Krankenhauspersonal nahm niemand wirklich Notiz von ihm. Hier und da wurde ihm ein neugieriger Blick zugeworfen, aber sonst ließ man ihn in Ruhe. Weitere zwei Stunden später erschien Dr. Tonno auf der Bildfläche. Abgekämpft trat er aus der Tür. Soichi´s Augen wurden beim Anblick der blutverschmierten OP-Kleidung riesengroß. „Was…Was ist los? Wie geht es ihm?!“, bestürmte er den Arzt. Tonno zog sich langsam die OP-Haube vom Kopf. Er sah alles andere als glücklich aus. „…Während der Operation sind Komplikationen aufgetreten…Wir konnten die Blutung stoppen…aber…die linke Niere wurde irreparabel beschädigt. Uns blieb keine andere Wahl, als sie zu entfernen…er wurde sofort auf die Intensivstation verlegt…“, berichtete er. Tatsumi sah ihn bestürzt an. „Blutung?? Ich…versteh nicht…Niere entfernt? Aber…wie…kann das sein…“ In seinem Kopf wirbelte alles hin und her. Doktor Tonno bedachte sein Gegenüber mit einem strengen Blick. Er seufzte tief. „Nun, ich kann Ihnen genau sagen wie das sein kann! Ihr junger Freund hat eine schwere Rippenfraktur davongetragen. Ein Knochensplitter muss sich gelöst und das Organ verletzte haben. Daher die Blutung. Leider sahen wir uns nicht in der Lage die Niere zu retten.“ Tonno´s Miene verdunkelte sich. „Darüber hinaus war er mit Schmerzmitteln vollgepumpt. Was mich nicht wundert! Die Schmerzen müssen kaum auszuhalten gewesen sein! Die Fraktur war nämlich nicht die einzige Verletzung!“ Die Augen des Mediziners verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Können Sie mir vielleicht einmal erklären wie es sein kann, dass mein Patient, der erst gestern bei mir zur Untersuchung war, heute beinahe auf meinem OP-Tisch verblutet wäre??“ Die Stimme des Arztes wurde bei jedem Wort lauter. Die buschigen Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Soichi strauchelte einen Schritt zurück. Tonno funkelte ihn so böse an, dass der Student schon befürchtete er würde die Beherrschung verlieren. Gleichzeitig versuchte sein dummes Gehirn die Worte des Mannes zu verarbeiten. „Ich…weiß es nicht…Gestern war noch alles in Ordnung…aber heute da…“ Soichi verstummte. Der Gedanke an den Professor brachte sein Blut zum Kochen. Was in Gottes Namen war zwischen Tetsuhiro und Mitzuko vorgefallen? Was war alles passiert bevor er das Schlimmste verhinderte? Der strenge Ausdruck im Gesicht des Arztes wurde etwas milder als er sah, dass der junge Mann vor ihm immer blasser wurde. „Entschuldigen Sie. Aber auch ich mache mir große Vorwürfe.“, gab er zu. „Ich hätte nie erlauben, dass er das Krankenhaus verlässt.“ Er schenkte dem Blonden ein freudloses Lächeln. Soichi nickte geistesabwesend. „Ja…aber was wird denn jetzt?“ Die Frage war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Tonno brummte und strich sich über den grauen Kopf. Leider musste er noch mehr schlechte Nachrichten überbringen. „…Ich habe ihn bereits auf die Liste des Organspendezentrums gesetzt. Die verbleibende Niere ist nicht leistungsfähig genug. Bis wir eine positive Rückmeldung erhalten, wird er an das Dialyse-Gerät angeschlossen. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen wie lange es dauert bis wir ein passendes Organ erhalten. Es tut mir sehr leid.“ Der Oberarzt legte Soichi eine Hand auf die Schulter. Tatsumi spürte es kaum. Er atmete ein paar Mal ein und aus um die Fassung zu bewahren. Am liebsten hätte er alles kurz und klein geschlagen! „Kann ich zu ihm…?“, fragte er mit belegter Stimme. Ein Kopfschütteln antwortete ihm. „Es tut mir leid, aber das ist derzeit nicht möglich. Die OP war kompliziert. Er hat viel Blut verloren. Es besteht zwar keine akute Lebensgefahr, aber sein Körper ist sehr geschwächt. Ruhe ist jetzt das Wichtigste. In vielleicht zwei, drei Tagen werden wie weitersehen!“ In Soichi zog sich alles zusammen. Alles in ihm sträubte sich dagegen zu gehen ohne Morinaga wenigstens einmal gesehen zu haben. Resignierend sackten die Schultern des Studenten nach unten. „Okay…“, sagte er matt. Ohne weiteres wandte er sich zum Gehen, wurde aber überraschender Weise zurückgehalten. „Moment! Da wäre noch was! Wenn es möglich wäre sollten die Eltern oder andere Verwandte benachrichtigt werden! Die Angelegenheit ist zu ernst.“ Fragend sah der Mann zu Soichi. Der Jüngere nickte schwach. ** „Soichi Tatsumi?“ Zwei Polizeibeamte fingen Soichi vor der Wohnungstür ab. Verdutz blieb der Angesprochene beim Anblick der Uniformierten stehen. Polizei? Eine tiefe Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen und ein flaues Gefühl breitete sich im Magen aus. „Ja…der bin ich.“, gab er widerwillig Antwort. Der Kleinere der beiden musterte ihn eingehend, dann zog er aus der Innentasche seiner Uniformjacke einen länglichen Umschlag. „Wir sind hier um Ihnen mitzuteilen, dass gegen Sie und einen gewissen Morinaga Anzeige erstattet wurde.“ Der Polizist, ein hagerer Mann um die 40, begutachtete einen Augenblich das Schreiben als wollte er sicher gehen, dass er auch den richtigen erwischt hatte. Soichi fehlten die Worte. Mit offenem Mund glotzte er die beiden Gesetzeshüter an. „Anzeige? Wie Anzeige?“, schnauzte er. „Wollen Sie mich verarschen, oder was?!“ Der größere Beamte verzog angesichts der respektlosen Worte das Gesicht, überließ aber seinem Kollegen das Reden. „Nun, Sie sind doch Soichi Tatsumi, oder?“ Die Stimme des Mannes klang leicht angesäuert. „Laut unseren Informationen sollen Sie und besagter Morinaga in das Anwesen eines gewissen Kenji Mitzuko´s eingedrungen sein.“ Der Polizist wedelte mit dem Brief. „Sie beide werden des Hausfriedensbruchs und des versuchten Todschlags bezichtigt.“ Das war definitiv keine Verarsche. Soichi rutschte das Herz in die Hose. Mitzuko! Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht! Er konnte es nicht glauben! Der Kerl besaß tatsächlich die Dreistigkeit sie anzuzeigen. Wenn hier jemand angezeigt werden müsste, dann der Herr Professor selbst! Soichi spürte wie sich seine Fingernägel schmerzhaft in die Handballen bohrten. Ein verächtliches Lachen drang aus seiner Kehle. „Dieser elende Hurensohn!“ Dann riss er ohne groß über die möglichen Konsequenzen nachzudenken dem Beamten das Papier aus der Hand. „Der kann sich seine Anzeige sonst wo hinstecken!!“ In seiner Rage zerfetzte er es in Millionen kleine Schnipsel. Weißer Konfettiregen regnete auf die drei Männer herab. Soichi schnaubte schwer. Adrenalin raste durch seine Adern. „Sie sollten sich beruhigen.“ Der kleine warf dem größeren Beamten einen kurzen Seitenblick zu. „Ich möchte Sie bitten uns zu begleiten.“ Der strikte Ton ließ keinen Platz für Diskussionen. Auffordernd bezogen sie rechts und links neben ihm Stellung. „Finger weg!“ Tatsumi, dem die Wut auf den Professor blind für die Situation in der er sich befand machte, befreite sich mit einem kräftigen Ruck aus den Fängen der Gesetzeshüter. Spürte aber augenblicklich zwei große Hände, die ihn mit dem Gesicht voran gegen die Hauswand pressten. „Jetzt ist aber Schluss!!“, zischte der Große. „Sie sind vorläufig festgenommen!“ Ein leises Klirren ertönte und ehe Soichi reagieren konnte schnappten die Handschellen zu. Stunden später vergammelte er ungeachtet seines Protestes in einer versifften Ausnüchterungszelle. Mehr als eine fleckige Matratze und ein in der Wand eingelassenes Waschbecken befanden sich nicht darin. Zwei Stunden waren vergangen seit er ohne große Erklärung in den kahlen Raum gestoßen wurde. Trotz seines Ekels war Soichi irgendwann auf die Matte gesunken. Eine bleierne Müdigkeit bemächtigte sich seiner. Er war kaum noch in der Lage die Augen offen zu halten. Doch als ihm dann die Lider zufielen explodierte ein Feuerwerk bunter Bilder in seinem Kopf. „Scheiße!“ Mit voller Wucht schlug er mit der Faust gegen die Wand. Ein gleißender Schmerz breitete sich von der Hand bis zum Ellenbogen aus. Aber Soichi bemerkte ihn kaum. Er war viel mehr damit beschäftigt Mitzuko in Gedanken den Hals umzudrehen. Wenn Tetsuhiro ihn doch nicht aufgehalten hätte! Mitzuko wäre nicht mehr in der Lage gewesen irgendjemanden anzuzeigen! Überhaupt, wie größenwahnsinnig war der Kerl eigentlich? War dem nicht klar, dass er sich selbst ans Messer lieferte? Wenn Soichi die Sache klarstellte, dann konnte der hochgeschätzte Professor seine Karriere an den Nagel hängen! Na gut, er hatte zwar die Bude demoliert, aber Mitzuko wollte… Auf einmal wurde Soichi schlecht. Bittere Galle stieg in ihm hoch, als er an die Szene in der Villa dachte. Bis jetzt war es ihm gelungen das Geschehende so gut es ging zu verdrängen aber plötzlich sah er es wie eine Art Standbild vor sich. Verdammt! Warum hatte er nicht besser aufgepasst! War er wirklich so blind gewesen? Sonst war er doch so schlau! Wie konnte ihm entgehen was der Professor im Schilde führte! „Ich bring ihn um!“, zischte Soichi in den Raum hinein. Eine weitere halbe Stunde verstrich, ohne, dass sich jemand zu ihm verirrte. Langsam wurde Soichi nervös. Wie lange wollte man ihn festhalten? Alles in ihm schrie danach den Bullen die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern. Frustriert begann er auf und ab zu tigern, blieb aber dann stehen. Die Polizei…wollte bestimmt…jedes verdammte Detail wissen, oder? Der Gedanke die Schnüffler würden Tetsuhiro damit konfrontierten war schrecklich. Würde er dem Druck standhalten? Soichi stieg die Schamesröte ins Gesicht. Konnte ER dem standhalten? Fuck! Er konnte es ja nicht mal aussprechen! Grübelnd nahm er seine Wanderung wieder auf und verteilte bei jedem Schritt roten Staub auf dem Boden, da die Blutflecke mittlerweile getrocknet waren und von ihm herabbröselten. Genervt sah er an sich herunter. Der Stoff, der steif von Blut war kratzte unangenehm auf der Haut. Reflexartig fuhren Soichi´s Hände erneut über seinen Oberkörper. „Was?“ Die Fingerspitzen ertasteten irgendetwas in der Brusttasche seiner Jacke. Verwundert fummelte Tatsumi an dem unhandlichen Verschluss der Tasche herum. Doch urplötzlich wurde die Tür hinter ihm aufgerissen. „Na sieh mal einer an! Jetzt sind wir nicht mehr so schlagfertig, was?“, krächzte Mitzuko zur Begrüßung. Gestützt auf einen Stock humpelte er in die Zelle hinein. Hämisch grinste er Soichi an. Der junge Mann konnte ihn nur mit großen Augen anstarren. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. „Ich hoffe du hattest ein paar angenehme Stunden.“, lachte Mitzuko. „Aber das hier ist nur ein Vorgeschmack auf das was euch noch erwartet!!“ Bei den Worten verfestigte sich der Griff um den kunstvollgearbeiteten Knauf des Stockes. „Du und dein kleiner Freund werdet im Knast verrotten!“ Endlich gelang es Soichi sich aus der Schockstarre zu lösen. „Sie mieses Arschloch!“ Drohend machte er einen Schritt auf den Professor zu. Dieser hob tadelnd die Hand. „Ich an deiner Stelle würde das nicht tun.“ Er zeigte zur Tür. „Ein Wort von mir und du kannst deine Mahlzeiten künftig aus der Schnabeltasse schlürfen.“ Mitzuko bleckte die Zähne. Tatsumi würde bezahlen! Allein die Verletzungen würde er dem kleinen Wichtigtuer gerne zu gleichen Teilen zurückzahlen. Seine Nase war zweimal gebrochen. Laut Arzt würde sie für immer schief bleiben! Fünf Zähne hatte Tatsumi ihm ausgeschlagen und seine Augen waren dermaßen geschwollen, dass er kaum gucken konnte. Arme, Beine und andere spezielle Körperregionen waren mit tiefen Schnittwunden übersät. Darüber hinaus brachte ihm der Rücken beinahe um. Mitzuko konnte nur mit Hilfe eines Krückstockes einigermaßen gehen. Nicht zu vergessen die Schäden an seinem Haus! Ein neuer Mamorboden würde ein Vermögen kosten! Verfluchte Bengel! Den Nachmittag hatte er sich anders vorgestellt! Alles was er wollte, war ein bisschen Spaß. Was war daran bitte so schlimm? Der Gedanke an den jungen schönen Körper machte den Professor trotz Schmerzen ganz kribbelig. Die Show, die er vor der Polizei abzog war vielversprechend gewesen. Keiner würde seine Aussage bezweifeln. Immerhin war er ein angesehener Akademiker. Tatsumi und Morinaga hingegen waren nur zwei mittellose Studenten. „Du musst wissen…“, sagte er an Soichi gewandt. „…Ich habe exzellente Kontakte zur Polizei. Wenn du mich auf Knie anflehst sorge ich dafür, dass man euch in eine Zelle sperrt!“ Pfeifend sog er die Luft ein. Blutiger Speichel flog Soichi entgegen. Der Blonde zitterte vor Anspannung. Er musste sich extrem zusammenreißen um dem Kerl nicht den Rest zu geben. „Sie…sind…ja größenwahnsinnig! Glauben Sie im Ernst, dass Sie damit durchkommen?“ Er ballte die Hände. „Sie können sagen was Sie wollen, dass ändert nichts daran was Sie sind! Nämlich ein mieses perverses Schwein!“ Laut hallte seine Stimme von den gefliesten Wänden wieder. Ein Sekunde herrschte Stille zwischen ihnen. „Tatsumi, Tatsumi. Mein lieber Junge. Wenn ich sage, dass ihr bei mir eingebrochen seid und mich auch noch versucht habt umzubringen, dann war es so. Da gibt es keinen Zweifel.“ Die Stimme des Professors strotzte nur so von Genugtuung. „Außerdem…“, sprach er weiter. „…Wer würde euch denn schon die Geschichte abnehmen? Denkst du ich weiß nicht über euch Bescheid?“ Bei den letzten Worten Mitzuko´s erblasste Soichi. Der Prof sah es und nickte erfreut. Er genoss die Angst des anderen. „Wie auch immer…verlieren kann nur einer und das werde garantiert nicht ich sein.“ Die kleinen Augen des Lehrers funkelten vor Vergnügen. Endlich war er am Ziel! Tatsumi war aus dem Weg geräumt. Ein kehliges Lachen drang aus der zusammengesunkenen Brust. Obwohl es schmerzte lachte er immer lauter. Soichi dröhnte das Lachen in den Ohren. Ein unbändiger Hass brodelte in ihm. Er konnte es kaum ertragen im gleichen Raum mit diesem Mann zu sein. Kalter Schweiß brach ihn aus allen Poren. Tief in seinen Inneren erkannte er, dass Mitzuko Recht hatte. Die Chance, dass man ihnen glauben würde war erschreckend gering. „Nein…das können Sie nicht…machen…“, flüsterte er kaum hörbar. Das Blut rauschte unangenehm schnell durch die Venen, verursachte ihm Schwindel. Nein! Nein! Nein! Er konnte sich sein Leben doch nicht von einem dahergelaufenen Professor Mitzuko zerstören lassen!! Der Kopf drohte zu platzen. Alles ihn ihm wirbelte auf und ab. Was sollte er tun? Was… Mit einem Schlag sah er es glasklar vor sich. „Was gibt es da zu lachen!?“ Verunsichert betrachtete der Prof das feine Lächeln, das sich auf den Lippen des Jüngeren bildete. Doch anstatt zu antworten ging der anderen nun doch auf den älteren Mann zu. „K…Komm nicht näher!“, stammelte der ängstlich und wich zur Tür zurück. „Professor…“, grollte Soichi. „…Meiner Meinung nach sollten Sie mich auf Knien anflehen...“ Mitzuko´s Gesicht verfinsterte sich. Irgendwas war passiert, nur konnte er nicht sagen was. „Was soll das heißen?“, fragte er kalt. Die Miene Kenji´s entgleiste als er die Chipkarte in den Händen Tatsumi´s erblickte. Triumphierend hielt dieser die Speicherkartekarte mit dem kleinen Privatfilm in die Höhe. „Lieber Professor, es sieht so aus, als hätten Sie Ihre kleine Filmeinlage vergessen…“, meinte der Blonde so gleichgültig wie möglich. Die Erinnerung an den Film war wie ein Blitz eingeschlagen. Das im Inneren seiner Tasche war nichts anderes als die Speicherkarte, die er eingesteckt hatte. „Es wäre doch blöd, wenn der Dekan oder die Polizei davon Wind bekämen…“ Kenji wurde bleich. Durch Tatsumi´s Dazwischenfunken war der Film vollkommen in Vergessenheit geraten. Wie war er daran gekommen? Mitzuko verfluchte sich selbst für seine Nachlässigkeit! Die Bilder auf dem Film waren eindeutig. Selbst ein Vollidiot könnte die richtigen Schlüsse ziehen. Wenner nicht etwas unternahm war er erledigt! Das Knirschen seiner verbliebenen Zähne war deutlich zu hören. Soichi´s Herz dagegen raste. Würde der Lehrer anspringen? „Verfluchter…Was willst du?“, fauchte Mitzuko sauer. Tatsumi unterdrückte im letzten Augenblick ein erleichtertes Aufatmen. „Was ich will? Können Sie sich das nicht denken?“, begann er. Er wartete einen Moment bevor er weitersprach. „Hören Sie gut zu! Ich sage es nur einmal! Ziehen Sie sofort die Anzeige gegen mich und Morinaga zurück!“, knurrte er und ging noch einen Schritt weiter. „Als nächstes gehen Sie zum Dekan und legen Ihre Kündigung vor. Was Sie ihm erzählen ist mir scheißegal!“ Soichi und Mitzuko standen sich jetzt genau gegenüber. „Am besten verlassen Sie die Stadt so schnell wie möglich. Sollte ich Sie noch einmal in der Nähe meines Kohais sehen, sorge ich dafür, dass das Band in die richtigen Hände gelangt!“ Die Worte kamen Soichi´s erstaunlich flüssig über die Lippen. Der Ältere ließ den Film nicht aus den Augen, öffnete den Mund um zu wiedersprechen aber der stechende Blick seines Kontrahenten ließ jedes Wort verpuffen. Der Student hielt den Atem an. Hoffentlich merkte der andere nicht, dass er bei Weitem nicht so selbstbewusst war wie er vorgab. Ein paar quälende Minuten war es ruhig zwischen ihnen. Mitzuko war mittlerweile rot angelaufen. In seinem verunstalteten Gesicht arbeitete es. Er focht einen inneren Kampf. Sollte die Polizei Nachforschungen anstellen war er geliefert! Es wiederstrebte ihm auf die Forderungen einzugehen. Wie stellte der sich das vor? Er konnte doch nicht die Stellung, die er sich mir viel Arbeit beschaffte, aufgeben! Der Posten des Dekans war zum Greifen nahe! Aber wie er es drehte und wendete Mitzuko hatte keinen Trumpf in der Hinterhand. Er musste sich etwas einfallen lassen! Möglichst bald. Eine Niederlage war inakzeptabel! „Arg!!“ Als hätte Tatsumi seine Gedanken gelesen wurde Mitzuko gegen die Wand gepresst. Mit dem Arm schnürte Soichi ihm die Luft ab. „Ich warne Sie…Professor…“ Er verstärkte den Druck. „…das nächste Mal wird man mich nicht zurückhalten…“ Die Stimme des Studenten war nicht mehr als ein Flüstern. Mitzuko schnappte nach Luft. Der Geruch des Blutes ließ ihn würgen. „J...a..Du…hast gewonnen. Ich…mache was du verlangst!...“ Keine viertel Stunde später konnte Soichi das Polizeirevier verlassen. Draußen an der kühlen Luft schnappte er nach Luft. Jede Zelle seines Organismus vibrierte. Das war haarscharf gewesen! Ohne den rettenden Einfall mit der Chipkarte wäre er mit Sicherheit hinter schwedische Gardinen gewandert. Soichi bezweifelte nicht, dass Mitzuko der Forderungen nachgehen würde. Er konnte es deutlich in den Augen des Mannes sehen. Behutsam setzt er einen Fuß vor den anderen. Er war immer noch etwas wacklig auf den Beinen. Niemand begegnete ihm auf den Weg nach Hause. Nach und nach schweiften die Gedanken ab. Jetzt da das Problem mit Mitzuko geklärt war kreisten seine Gedankengänge wieder nur um Tetsuhiro. Er war das Erste woran er dachte, wenn er aufwachte und das Letzte, bevor er einschlief. Soichi´s Herzschlag verdoppelte sich. Am liebsten wäre er sofort ins Krankenhaus geeilt. Das war natürlich Quatsch, konnte er doch im Moment sowieso nichts machen. Jedoch, wenn er genauer darüber nachdachte gab es noch eine Sache gab, die er so schnell wie möglich erledigen musste. Denn als nächstes würde das Telefonat mir Morinaga´s Eltern anstehen. Und wie er das bewerkstelligen sollte, wusste Soichi beim besten Willen nicht. Ende Kapitel 21 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)