Schmerzende Liebe von NaschKatzi (IN ÜBERARBEITUNG) ================================================================================ Rettung in letzter Sekunde...? ------------------------------ Tot. Die Leitung war abgebrochen. Entsetz starrte Morinaga auf sein Handy. „Bitte nicht…“, flehte er stumm. Mit zitternden Händen aktivierte er die Wahlwiederholung, aber nur ein Rauschen antwortete ihm. „Nein…Senpai…“ Verbissen kämpfte Tetsuhiro darum Ruhe zu bewahren. Ob Soichi kommen würde? Hatte er überhaupt mitbekommen wo er war? Panik stieg ihn ihm auf. Jedes Luftholen wurde zur Qual. Schwarze Punkte tanzten vor Tetsuhiro´s Augen. Das Handy glitt ihm aus den Fingern. Er musste sich mit beiden Händen an der Wanne festhalten um nicht umzukippen. Vor dem Badezimmer ertönten Schritte. Das Geräusch des Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wurde fuhr ihm durch Mark und Bein. „Nun, ich hoffe du hast dein hitziges Gemüt ein wenig abgekühlt!“, brummte Mitzuko an der Tür. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten als er das Telefon bemerkte. „Mhm? Kein Netz, was? Mein Fehler, habe ich doch glatt vergessen dir zu sagen.“ Mit großer Genugtuung hob Mitzuko es auf und erfreute sich an dem „kein Signal“, das fett auf dem Display zu lesen war. Er lachte siegessicher. Nachlässig ließ er es in die Tasche seines Bademantels gleiten. Lüstern starrte er auf Morinaga, der wie ein Häufchen Elend vor ihm hockte. „Na ja, du sahst zwar schon mal besser aus aber ich will mal nicht so sein.“, kommentierte Mitzuko den Zustand seines Gastes. Er selbst hingeben hatte sich richtig in Schale geworfen. Der Morgenmantel war brandneu. Außerdem trug er sein teuerstes Aftershave. Nicht, das er das nötig hätte, aber es gehörte für ihn zum Spiel, das nun in die heiße Phase startete. „Genug gefaulenzt! Mitkommen!“, forderte Mitzuko harsch. „Na wird’s bald!“, setzte er, als der andere keine Anstalten machte der Aufforderung nachzukommen. Genervt verlieh er seinen Worten mit einem leichten Tritt Nachdruck. Langsam verlor er die Geduld mit dem Spielzeug. Genau das war Tetsuhiro Morinaga nämlich für ihn. Ein nettes kleines Spielzeug! Eigentlich dachte Kenji den Willen des jungen Mannes bereits gebrochen zu haben. Dieser war jedoch eine weitaus härtere Nuss als geahnt. Mit einem Grunzen packte er den Oberarm Morinaga’s und zog ihn mit sich aus dem Badezimmer. Tetsuhiro wurde wie eine Puppe mitgeschleift. Er wehrte sich nicht. Selbst wenn er gewollt hätte die Schmerzen waren inzwischen unerträglich. Sein Gesichtsfeld war deutlich eingeschränkt, ein unangenehmer Geschmack nach Blut lag auf der Zunge. Obwohl sich alles in ihm sträubte, war er nicht in der Lage etwas zu unternehmen. Sie gelangten zurück in den Wintergarten. Dunkle Wolken zogen vor die Sonne und hüllten das Areal in dunkle Schatten. Mitzuko war während seiner Abwesenheit nicht untätig gewesen. Gewissenhaft verriegelte er alle Türen, Fenster und sonstige Fluchtwege. Die Haustürklingen und das Telefon stellte er ab. Außerdem positionierte er in der Mitte des Wintergartens ein ausladendes Sofa auf dem bequem zwei Personen Platz hatten. Neben dem Sofa stand ein niedriger Glastisch. Eine Karaffe Cognac wartete darauf geleert zu werden. Außerdem lagen mehrere Packungen Kondome nebst Gleitgel bereit. Immerhin wollte Mitzuko sich keine ekelhafte Krankheit einfangen. Wusste er wo sich der kleine Stricher herumtrieb? „Es wird dir gefallen…“, hauchte er Tetsuhiro zu, bevor er ihn roh auf die Polster schleuderte. Halb lag, halb saß Tetsuhiro auf der Liege. „…Schei…ße! Ich…kann mich…kaum bewegen…Senpai…“, schoss es durch den Kopf. Das Herz hämmerte schmerzhaft gegen seinen Brustkorb. Er war kaum in der Lage sich zu rühren. Nach mehrmaligem Blinzeln wurde die Sicht etwas klarer. Benebelt nahm er wahr wie Mitzuko pfeifend in einer Ecke des Raumes eine Kamera mit Stativ aufstellte. Grinsend warf der einen Blick über die Schulter ob er aus dieser Position alles gut im Blick hatte. „Perfekt!“, bestätigte er. Das würde ein schönes Exemplar für seine Sammlung werden! Wenn alles erledigt war konnte er sich nach Belieben daran erfreuen. Außerdem war der Film auch als Absicherung gedacht. Tetsuhiro war nicht der erste Student, den Kenji Mitzuko zu sich nach Hause holte. Man konnte nie sicher genug sein und bis heute hielten alle schön die Füße still. Schließlich wollte keiner, dass die unschönen Bilder an die Öffentlichkeit gelangten. Schon die bloße Andeutung genügte, um diesen Idioten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Nachdem er die Speicherkarte nochmals auf ihre Funktionsfähigkeit kontrollierte wandte er sich ab. Natürlich nicht ohne vorher auf „play“ gedrückt zu haben. Jetzt wollte er seinen Spaß haben!! Immerhin wartete er schon eine Ewigkeit auf diesen Moment! Seelenruhig überbrückte er die letzten Meter zum Sofa. Wie erwartet hatte sich der Jüngere nicht von der Stelle gerührt. Er war höchstens noch bleicher geworden. Mit allen ihn zur Verfügung stehenden Kräften rappelte sich Tetsuhiro in eine aufrechte Position. Jedenfalls versuchte er es. Ein fremder Körper jedoch drückte ihn erbarmungslos zurück auf das Sofa. Mitzuko! „Wir…sind noch nicht…fertig…“, presste der Professor durch zusammengebissenen Zähnen hervor. Er beugte sich tief über ihn. Morinaga hatte das Gefühl unter einer Dampfwalze zu liegen. Alle Luft wurde aus den Lungen gepresst. Seine Rippen knackten bedrohlich. Mitzuko nagelte ihn regelrecht fest. Grob schob er ein Knie zwischen die Beine des Dunkelhaarigen, grabschte mit einer Hand nach dessen Gesicht um ihn über die tränenbenetzte Wange zu lecken. Die andere Hand bewegte sich unter die Kleidung. „Senpai…Soichi…bitte…es tut…mir…leid…“, wimmerte Tetsuhiro lautlos. Er spürte den schweren Körper des anderen. Mitzuko keuchte auf. Wut, Angst und Verzweiflung über den notgeilen Professor verliehen ihm plötzlich neue Kraft. Mit letzter Anstrengung stieß er den Mann von sich weg. Kenji gab einen erstickten Laut von sich als er in hohem Bogen auf dem Marmorboden landete. Morinaga stemmte sich mit den Ellenbogen auf. Das wäre seine Chance gewesen. Doch seine nutzlosen Beine gehorchten ihm nicht mehr. Er hatte verloren. „Du kleiner Mistkerl!“ Hochrot im Gesicht und mit funkensprühenden Augen tauchte Mitzuko wieder aus der Versenkung auf. „Halt gefälligst still!“, fauchte er und verpasste Tetsuhiro eine gepfefferte Ohrfeige. Sein Kopf klappte wie eine geknickte Blume nach hinten. „So ist´s schon besser…braver Junge!“ Als der Student teilweise aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte war sein Hemd vollständig aufgeknöpft. Panisch fragte er sich wie lange er weggetreten war. Ekel überkam ihn als sich die Hände des Mannes auf seiner nackten Haut bewegten. „Wichser…Fass…mich nicht…an…“, krächzte er nur. Die Stimmer war nur ein heiseres Flüstern. Der Professor lachte verächtlich. „Mein Gott! Du bist aber hartnäckig!! Aber gut, wenn du weiter den Unschuldigen spielen willst…“ Spielerisch streichelte er über den mit Blutergüssen übersäten Oberkörper seines Gespielen bis er den Reißverschluss der Hose erreichte. Orientierungslos wanderte Soichi durch das Villenviertel im Westbezik. Seit dem Anruf war knapp eine halbe Stunde vergangen. Wie ein Verrückter war Soichi durch die Stadt gelaufen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Immer wieder hörte er die tränenerstickte Stimme Tetsuhiro´s in seinem Kopf. Soichi Herz klopfte wie wild. „Vielleicht ist er zusammengebrochen oder er hat wieder einen Aussetzer!“ Vor einem pompösen Anwesen kam er zum Stehen und zögerte. Das letzte was er von Morinaga hörte war die Hausnummer. „Hier?“ Die Adresse stimmte schon mal. Fehlte nur noch Tetsuhiro. Was zum Teufel trieb er im Westbezirk?? Hier wohnten doch nur reiche Bonzen! Doch dann straffte er die Schultern. Eilig durchschritt er den Vorgarten. An der Haustür klingelte er mehrmals. Keine Reaktion. Dann klopfte er kräftig mit der Faust gegen die Tür. Wartete. Keiner öffnete ihm. „Haaaallo! Niemand da?...Morinaga!! Hey Morinaga!!!“, schrie er laut. Soichi runzelte die Stirn. Sein Gefühl sagte ihm, dass irgendwas faul war. Ungeniert trat er auf das Blumenbeet vor dem Fenster und linste hinein. „Scheint die Küche zu sein…keiner zu sehen…“ Unschlüssig stand er da. Was machen? Einfach wieder gehen?? Hatte Morinaga sich in der Adresse geirrt? „Scheiße!! Wo bist du nur…?“ Die Ungewissheit machte ihn verrückt. Er beschloss es noch mal an der Haustür zu versuchen. Ungeschickt kletterte er wieder aus dem Beet, stutzte. Er entdeckte einen Kiesweg, der hinter das Haus führte. „Wahrscheinlich ist da der Garten…was soll´s…“ Wie ein Dieb schlich Tatsumi um das Haus herum. Nach einer Ewigkeit so schien es, erreichte er einen riesigen Garten mit Pool. „Morinaga!...Tetsuhiro!!“, rief er halblaut. Niemand war zu sehen. „Ich frag am besten die Nachbarn…vielleicht haben die ihn gesehen…“ Halb wandte er sich schon ab, bemerkte aber zum Glück noch an der nächsten Seite des Hauses den Wintergarten. „Hoffentlich ruft nicht jemand die Bullen, wenn man mich hier rumlungert sieht…“ Schnell kam er der gläsernen Front des weitläufigen Wintergartens näher. Als erstes fielen ihm die vielen Pflanzen auf. Dicht an dicht standen die verschiedensten Arten in überdimensionalen Kübeln herum. Das zweite war ein rotes Sofa auf dem sich zwei Personen befanden. Soichi fielen fast die Augen aus dem Kopf. Was er sah verschlug ihm die Sprache. Die Personen im Inneren des Hauses waren ihm wohl bekannt. Es waren Professor Kenji Mitzuko und Tetsuhiro. Sein Kohai saß oder lag vielmehr auf der Couch. Mitzuko drängte sich ihm entgegen, versuchte ihn zu küssen und tastete über seinen nackten Oberkörper. Die Situation war offensichtlich!! Soichi war wie zur Salzsäule erstarrt. Knapp zehn Sekunden stand er da, konnte nicht fassen was er da sah. Sein Gehirn musste die Fülle an Informationen erst einmal verarbeiten. Wie in Zeitlupe ballte er seine Fäuste. Sein Blut kochte vor Wut und Zorn. Er biss die Zähne so stark zusammen, dass sie bedrohlich knirschten. Eins stand fest: Er musste da rein. Sofort!!! Ohne langes Nachdenken schnappte er einen der Terrassenstühle, holte aus und warf ihn in die Glasfront. Die Scheiben barsten mit einem ohrenbetäubenden Krachen. Glassplitter regneten auf den Prof und Morinaga hinab. Mitzuko hielt mitten in seiner Tätigkeit inne. Perplex starrte der Mann auf das Loch in der Scheibe. „Was zur Hölle…“ Das nächste was er wahrnahm war ein Schatten im Augenwinkel. „Nimm deine dreckigen Finger von ihm!!!“ Mit einem überraschten Aufschrei wurde der Professor von Morinaga fortgerissen. Er landete unsanft auf den Boden, der ebenfalls mit Glassplittern übersät war. Laut schnaufend stand Soichi über den älteren Mann gebeugt. Mitzuko verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse. „Ta…Tatsumi! Sie elender…“, keuchte der Mann wütend. Ihm war schleierhaft wo der Blonde so plötzlich hergekommen war. Doch dann klingelte es bei ihm. „Morinaga…du…“ Bevor er aber weitere Verwünschungen gegen die beiden Freunde aussprechen konnte explodierte sein Schädel. Soichi packte ihn bei den Aufschlägen seines Mantels. „Du Arschlosch! Verfluchter Hurensohn! Ich bring dich um!!!“, brüllte er wie von Sinnen. Abermals holte er aus. Die Nase des Professors brach mit einem lauten Knirschen. Blut tropfte auf den Boden. „Ahhhhhhhh!“, kreischte Mitzuko. Gnadenlos schlug Soichi zu. Wieder und wieder. In den letzten Schlag legte er noch mal alles. Kenji vollführte eine dreiviertel Drehung. Der schwere Mann fiel wie ein Baumstamm. Ein ohrenbetäubendes Scheppern ertönte als er auf dem Glastisch landete. Stöhnend bewegte er sich in den Scherben. „Du. Elender. Drecksack!!!“ Bei jedem Tritt den Soichi den am Bodenliegenden noch verpasste wurde er lauter. Er sah buchstäblich rot! Seine braunen Augen flackerten wild. „Was? Du perverses Schwein!!“ Wie ein Berserker hastete er zu dem Kamerastativ. Höhnisch leuchtete die rote Lampe ihm entgegen. Es war eindeutig was auf dem Band zu sehen sein würde. Das teure Gerät zerschellte in tausend Einzelteile als es Bekanntschaft mit der Wand machte. Als nächstes schnappte Soichi das Stativ. Seine Fingerknöchel waren schneeweiß so fest umklammerte er es. „Hier hast du deinen Film!!“, donnerte er und zerdepperte es auf den Kopf Mitzuko´s. Der sackte mit einem Jammerlaut in sich zusammen, rührte sich nicht mehr. Soichi Tatsumi pumpte vor Anstrengung. Sein Zorn war kaum weniger geworden. Er hatte es gewusst! Dieser perverse alte Mistkerl!! Wie konnte er es wagen SEINEN Tetsuhiro anzufassen!!! Fast wäre er zu spät gekommen! Nicht auszudenken! Bei der bloßen Vorstellung wurde Soichi kotzübel. Ein weiteres Mal wollte er sich auf den Mann stürzen, doch zwei Arme, die sich von hinten um ihn schlossen rissen ihn zurück. „Senpai!!! Hör auf!! Es ist genug…genug…“, hörte Tatsumi die leise Stimme seines Kohais. Er hätte nichts lieber getan als die Morddrohung in diesem Moment wahr zu machen. Er zitterte vor Anspannung. Nur Tetsuhiro, der ihn immer noch umschlugen hielt verhinderte die Katastrohe. Ein letzter Blick auf den Professor, dann drehte er sich weg. Der Griff Morinaga´s erschlaffte. Soichi fing ihn auf, als er in sich zusammensackte. „Hey Tetsuhiro! Nicht! Was ist los!!“, schrie er alarmiert. Der Jüngere sank auf die ramponierte Couch zurück. Er war am Ende aller Kraft. Er brachte nur ein minimales Kopfschütteln zustande. „Nein…Senpai…ich…es ist…ich bin…nur so erleichtert…dass du endlich da bist…“ Seine Stimme brach. Zu Beginn schwach, doch dann immer stärker begann er zu zittern. Die Hitze in seinem Inneren schien ihn zu verbrennen. Um ihn herum wurde es mal hell, dann wieder dunkel. Und er war müde, so unendlich müde. Dankbar lehnte er sich an Soichi, der neben ihn hockte. „Ganz ruhig. Es ist in Ordnung. Alles wird gut. Es ist vorbei…“, flüsterte dieser sanft. Unbeholfen legten sich zwei Arme um ihn, drückte Tetsuhiro fest an sich. Die Vertrautheit der Berührungen ließ schnell alle Dämme bei dem Dunkelhaarigen brechen. Tränen liefen in Strömen sein Gesicht hinunter, schluchzend lehnte er sich an Soichi. „Senpai…es tut mir leid…ich hab…es vermasselt…ich wollte doch nur…“, stammelte er unverständlich an Tatsumi´s Schulter. Sein Senpai wurde aus den halbverschluckten Wortfetzen nicht gerade schlau. Tausend Fragen kreisten in ihm. Was hatte Morinaga hier zu suchen? Was meinte er mit vermasselt und viele mehr. Aber die Antworten mussten bis später warten. Erst einmal mussten sie weg. Eine Weile hielt er Morinaga im Arm bis dieser sich ein wenig beruhigte. Vorsichtig rückte der Kohai ein Stückchen von seinem Senpai ab um zu ihm aufzusehen. Soichi hob langsam eine Hand und strich seinem Freund über die Wange. Eine solche Zärtlichkeit lag in dieser einen Geste Morinaga liebte ihn mehr denn je. Er brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande. „Senpai…Ich will nach Hause…“, sagte er heiser und warf dem Professor einen Blick zu als könne der jede Sekunde aufstehen. Der Ältere folgte seinem Blick. Nur mit Mühe konnte er sich zurück halten Mitzuko nicht noch eine reinzuhauen. Der Jüngere ahnte wohl die Gedanken seines Freundes. Vorsichtshalber hielt er ihn am Ärmel fest. „…Nicht...Wir sollten wirklich…verschwinden…“ Tetsuhiro brach ab. Der stechende Schmerz war kaum auszuhalten! Mit jeder Minute, die verstrich wurde es schlimmer. Sein Gesicht war blutleer. „Morinaga!! W-Was ist?? Warte...“ Soichi stützte seinen Assistenten. „Ist das der Schock…?“, fragte er sich ängstlich. Er musste ihn hier wegbringen!! Seine Wut auf den Uniprofessor war unfassbar. Wäre er mit dem Mann alleine könnte er für nichts garantieren. „Te…Tetsuhiro! Nicht einschlafen!“ Vorsichtig rüttelte er an der Schulter Morinaga´s. Der Angesprochenen nickte nur müde. Er hörte die Stimme Soichi´s nur gedämpft. Irgendwie registrierte er wie seine Kleidung in Ordnung gebracht und ihm die Jacke übergezogen wurde. Tetsuhiro war nicht in der Lage auch nur einen Finger zu rühren. Der Schock und die Schmerzen machten jede Bewegung zur Qual. Tatsumi begab sich nochmal zum bewusstlosen Professor. Kurz stubste er ihn mit der Fußspitze an. Mitzuko wimmerte leicht. Soichi machte sich keine ernsthaften Sorgen. Der würde schon nicht abkratzen! Nein, der verdiente was Schlimmeres als den Tod! Wenn es nach Soichi ginge…. Mit leichtem Bedauern wandte er sich. Etwas kleines Glänzendes sprang ihm ins Auge. Er bedachte die Speicherkarte der Kamera mit einem mörderischen Blick. Sein erster Impuls war es sie zu zertreten, überlegte es sich aber anders. Kurzerhand steckte er sie ein. Vorsichtig legte er sich einen Arm von Morinaga um die Schultern und half ihm somit auf die Füße. „Lass uns von hier verschwinden…!“ Es war ein Wunder, dass keiner der Nachbarn auf den Krach, welchen Soichi veranstaltete aufmerksam wurde. Langsam aber stetig entfernten sie sich vom Westbezik. Obwohl die nächste U-Bahn nicht weit weg lag kam es Morinaga vor, als wären sie Stunden unterwegs. Nach 15 Minuten konnten beide das Schild, das die U-Bahn-Station markierte sehen. Soichi atmete erleichtert auf. Wenn erst mal einige Kilometer zwischen ihnen und dem verfluchten Villenviertel lagen konnte er besser darüber nachdenken was zu tun war. Aber soweit sollten die beiden jungen Männer nicht kommen. Sie schafften es nicht mal bis zum Bahnsteig. Nachdem Soichi und Morinaga die steile Treppe bewältigten blieb Tetsuhiro abrupt stehen. „…Senpai….ich kann nicht….mehr….ich glaube ich…“, keuchte er leise. Plötzlich fiel er nach unten. Soichi, der immer noch den Arm des anderen um seine Schulter gelegt hatte wurde regelrecht mit nach unten gerissen. „Scheiße!! Tetsuhiro…hey…“ Sein Kohai reagierte nicht. Schlaff hing er in den Armen Tatsumi´s. Der Ältere lehnte ihn an eine Wand. „Morinaga! Hey!! Nicht schlapp machen…“ Mehrmals schlug er ihn auf die Wange, damit der wieder aufwachte. Soichi stoppte. Von einer bösen Ahnung getrieben legte er Morinaga die Hand auf die Stirn. Tatsächlich, er hatte sich nicht getäuscht. Sein Kohai war kochend heiß!! Panisch blickte Tatsumi sich um. Super! Keine Menschenseele weit und breit!! Seine Hand, die nach dem Handy griff war schweißnass. Doch bevor er auch nur eine Taste drücken konnte schlug Morinaga seine Augen auf. Soichi fiel ein Stein vom Herzen. „Puh! Mensch, was machst du denn…“ Doch die Erleichterung hielt nicht lange an. Morinaga sah Soichi mit glasigen Augen an. „Senpai…“, murmelte er sichtlich durcheinander. Mit einem Schrei verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse. Die Hände verkrampfte er auf dem Bauch. Dann im nächsten Augenblick hustete er wie verrückt. Er wollte gar nicht mehr aufhören. Tatsumi´s Handy landete krachend auf den harten Boden der Station. Ohne es zu merken war es ihm aus der Hand geglitten. Seine weitaufgerissenen Augen fixierten wie gebannt die Hände Morinaga´s, die rot glänzten. Auch dieser blickte fassungslos auf seine Handflächen hinab. Langsam öffnete er seinen Mund, bäumte sich jedoch auf und spuckte einen weiteren Schwall Blut hervor. Soichi sah nur noch rot. Rotes Blut überall. Er war erstarrt. Tetsuhiro erbrach sich ein letztes Mal, dann kippte er zur Seite. „Tetsuhiro!! Nicht! Bleib wach!! Hörst du…!“, herrschte er ihn an. Aus Verzweiflung packte er den Kohai an seiner Jacke und rüttelte ihn kräftig durch, in der Hoffnung er möge wieder zu sich kommen. Der Kranke gab aber nur leises Stöhnen von sich. Krankenwagen. Ein Krankenwagen musste her. „Fuck!! Kein Empfang!“ Tatsumi haderte mit sich selbst. Er konnte Tetsuhiro doch nicht hier allein liegen lassen. Ein Schatten fiel über die beiden Studenten. „Mein Gott! Was ist passiert?? Was ist mit ihm????“ Ein Mann im schwarzen Anzug mit Aktentasche stand hinter ihnen. Wahrscheinlich ein Bewohner des Westbezirks. Der Neuankömmling beugte sich zu dem blutbeschmierten Jungen herunter. Er pfiff durch die Zähne. „Heiliger Strohsack!! Sieht schlimm aus!!“ Soichi blaffte den Anzugträger aufgebracht an. „Glotzen Sie nicht so blöd!!! Gehen sie nach oben und Rufen Sie einen Krankenwagen!!! Na los!!“ Der Pendler nickte aufgeregt und machte auf dem Absatz kehrt und stieg mit großen Schritten die Treppe hinauf. Soichi Tatsumi sah ihm nach. „Es kommt gleich Hilfe…Tetsuhiro…halte aus…gleich..“ Beruhigend sprach er auf ihn ein. Innerlich vibrierte jede Zelle seines Organismus. Während er auf dem harten Boden der U-Bahn-Station im Westbezirk hockte, seinen Freund im Arm und auf den Arzt wartete, flogen unzählige Fragen durch seinen Kopf. Was hatte Mitzuko mit Morinaga gemacht?? Warum war er, Soichi, nicht schneller gewesen? Und warum war er heute Morgen nicht wie eigentlich geplant zu Hause geblieben? Warum?? In der Ferne hörte er die Sirene des Krankenwagens näher kommen. Ende Kapitel 20 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)