Schmerzende Liebe von NaschKatzi (IN ÜBERARBEITUNG) ================================================================================ Besuch aus der Hölle -------------------- „Senpai, entschuldige wegen vorhin! Bitte sei nicht sauer, ja? Ich denk an dich! Gruß T. M." Soichi´s Finger zitterten so stark, dass er sein Handy nur mühsam festhalten konnte. Er bereute schon nach den ersten Metern den Professor nicht zu Klump geschlagen zu haben. Wenn er nur zu Hause geblieben wäre! Eigentlich wollte er sich doch von seinen Grübeleien ablenken. Und was hatte er jetzt davon? Noch mehr Grübeleien und erhöhten Blutdruck. „Elender Drecksack! Ich fass es nicht! Eine Sekunde später und man hätte ihn von der Wand kratzen können!“ Soichi war nicht blöd. Er wusste ganz genau Mitzuko legte es darauf an, dass er etwas Dummes tat. Jedes Wort war die reine Provokation. Darüber hinaus schützte ihn seine Position. Als Universitätsprofessor genoss Kenji Mitzuko hohes Ansehen. Trotz seines schrecklichen Charakters wurde er von seinen Kollegen hoch geachtet. Der Dekan stand auch voll und ganz hinter ihm. Soichi war klar im Nachteil. Ohne Beweise waren Morinaga und er der Willkür des Mannes ausgeliefert. Ihr Wort stand gegen das Mitzuko´s. Wem würde man wohl eher glauben? Die Antwort lag auf der Hand. Soichi´s Schritte verlangsamten sich, bis er gänzlich zum Stehen kam. Die Situation war nicht auszuhalten! Er konnte doch nicht den Rest seiner Zeit an der Uni vor dem Professor davon laufen! Es war zum Mäusemelken! Er wollte die Uni nicht verlassen. Sie war quasi ein zweites Zuhause für ihn. Sie zu verlassen wäre katastrophal! Nicht wo er schon so weit gekommen war. „Fuck!“ Aber wenn es keinen anderen Ausweg gab, dann musste er in den sauren Apfel beißen. Aber das war wirklich die allerletzte Option. Morinaga würde, gefühlsduselig wie er war, mit ihm gehen. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Es war nur ein kleiner Trost, doch in gewisser Weise war Soichi froh, dass er dann nicht allein dastand.   Unbewusst stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des sonst so ernsten Studenten. Eine Gänsehaut überzog seinen Körper. Nach kurzer Überlegung sah er sich nochmal die Nachricht an. Ob Tetsuhiro eine Ahnung hatte, dass er seinem Senpai mal wieder die Haut rettete? Langsam glaubte Tatsumi der andere habe so etwas wie einen sechsten Sinn. „Ob es ihm gut geht…?“, fragte sich Soichi besorgt. Vielleicht sollte er lieber antworten? Schnell tippte er einige Worte. Als er schlussendlich auf „senden“ drückte war es draußen bereits dunkel. Genervt darüber, dass selbst die Zeit gegen ihn war trottete Soichi zum Ausgang. Während die vertraute Umgebung an ihn vorbeizog, wurde er von neuer Entschlossenheit gepackt. Nein, schwor er sich bei allen was ihn heilig war, er würde Mitzuko den Triumph nicht gönnen. Wäre doch gelacht, wenn einem Genie wie ihm nichts einfallen würde! Kaum zu Hause meldete sich sein Magen zu Wort. Das laute Knurren sagte ihm deutlich, dass es an der Zeit war sich etwas Essbares zwischen die Zähne zu schieben. Wie deprimierend es war allein in der leeren Wohnung zu hocken. Die Ruhe, die sich in jeden Winkel einnistete war bedrückend. Sonst wuselte Morinaga durch die Zimmer oder nervte ihn mit irgendwelchen Kram. Aber jetzt war alles anders. Er war allein und ganz auf sich gestellt. Ein erneutes Grummeln ertönte. Beruhigend strich sich Soichi über den Bauch. „Ist ja gut…“, murmelte er. Ein Blick in den Kühlschrank bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. So gut wie leer. Klasse!   Unverrichteter Dinge schmiss er sich im Wohnzimmer auf die Couch. „Allein sein ist scheiße…“, stellte er überraschenderweise fest. Eigentlich machte ihn das Alleinsein nichts aus. Ja, man könnte sagen er zog es der nervenden Gesellschaft anderer vor. Aber so verlassen wie jetzt hatte er sich noch nie gefühlt. „Ich Idiot…er ist gerade mal zwei Tage weg…“ Unruhig wälzte Soichi sich auf den Polstern. Gegen seinen Willen flogen seine Gedanken davon. Das Gespräch mit dem Arzt lief noch einmal Revue. Hoffentlich hielt er was er versprach und diese tolle Therapie war wirklich so vielversprechend. Auf Soichi hatte Dr. Tonno einen recht kompetenten Eindruck gemacht. „Es wird alles wieder gut…Morinaga wird gesund…Was anderes kommt gar nicht in Frage…“ Seufzend schloss er die Augen. Was sein Kohai wohl gerade tat? Ob es ihm gut ging? Soichi versuchte es zu unterdrücken, aber er konnte es kaum erwarten Tetsuhiro morgen wiederzusehen. Unversehens schoss eine Hitze in ihm hoch. Ihm war, als könne er die heißen Lippen Morinaga´s spüren. Unwillkürlich fuhr er mit der Zunge über die eigenen Lippen. Die Hände wanderten den Körper hinab bis sie an seiner Körpermitte ankamen. „Wa…Wa…Was!“ Unversehens riss er die Augen auf, als er da unten etwas Verdächtiges ertastete. Beschämt starrte er an sich herab. „Nein! Das ist nicht wahr!! Shit!“ So tief war er also gesunken, dass er allein bei den Gedanken an Morinaga einen…Nein! Das kann nicht sein! „Der Alkohol! Die Sauferei hat meinen Körper durcheinander gebracht! So muss es sein!!“ Natürlich gab sein widerspenstiger Körper nicht einen Pfifferling auf Soichi´s Überzeugungen. Im Gegenteil, je mehr er sich sträubte umso schlimmer wurde es. Keuchend kam der Blonde mehr schlecht als recht auf die Beine. „Will…mich heute jeder…fertig machen!? Arg! Scheiß drauf! Ich muss…ins Bett!“ Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als sich darum zu kümmern….   Auch Tetsuhiro sinnierte noch lange nachdem Soichi gegangen war über die heutigen Ereignisse nach. Obwohl er hundemüde war konnte er nicht abschalten. Die Schmerzen waren mittlerweile, dank der Hilfe einiger bunter Pillen, abgeflaut. Trotzdem fühlte Morinaga sich wie erschlagen. Seit er aus der Bewusstlosigkeit aufwachte war eine Flut aus Informationen auf ihn eingeschlagen. Ein Ereignis jagte das nächste! Tetsuhiro wusste nicht wo ihm der Kopf stand. Laut Doktor Tonno würde es ihm in ein paar Tagen besser gehen, aber die Angst blieb. Der Student hätte nie gedacht, dass sich harmlose Rückenschmerzen als Nierenprobleme entpuppen würden. Doch als die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren, überwand er seinen inneren Schweinehund und konsultierte einen Arzt. Die Diagnose hatte in umgehauen. Schließlich war er noch niemals wirklich krank gewesen. Das war auch der Grund, warum er lange so naiv gewesen war zu glauben, die Sache wäre halb so schlimm. Im Nachhinein hätte er auf die Alarmzeichen, die sein Körper mehr als deutlich aussendete hören sollen. Das Ende vom Lied war, dass er abschmierte und nun ihm Krankenhaus vergammelte. Morinaga zählte stumm die Stunden bis zu seiner Entlassung. Wie war das gewesen? Eine Woche? Eine unendliche lange Woche. „Was Senpai wohl gerade macht? Bestimmt ist er schon zu Hause. Ob er auch klarkommt?“ Verträumt starrte er an die Decke und rief sich die Erinnerung ihres kleinen Intermezzos auf. Schade, dass der Dok sie unterbrach. In letzter Zeit war Senpai viel offener was seine Annährungsversuche betraf. Soichi schmeckte einfach zu gut! Ob der Ältere überhaupt wusste wie verrückt er ihn machte? Wahrscheinlich nicht. Morinaga musste grinsen. Wenn er doch nur über Nacht bleiben könnte. Oh la la! Eine heiße Nacht im Krankenhaus? Soichi und er in dem schmalen Bett, in dem gerade mal eine Person Platz hatte? Das Grinsen wurde noch breiter. Die Vorstellung war zu verführerisch! Wenn Soichi wüsste was in seinen Phantasie abging, er wäre fuchsteufelswild! Der Dunkelhaarige schüttelte bedauernd den Kopf. Das würde sowieso nie passieren. Aber er nahm sich fest vor, wenn er erst einmal hier raus war, würde er sich für alles was in der letzten Zeit passierte, revanchieren. Nach kurzem Zögern griff der Patient nach seinem Handy. Hoffentlich war Senpai nicht mehr allzu böse, weil er ihn weggeschickt hatte. Dennoch zweifelte er nicht an der Entscheidung. Soichi spielte zwar immer den starken Mann, aber Morinaga erkannte sofort wenn es ihm nicht gut ging. Er durfte nicht so egoistisch sein ihn nur für sich zu beanspruchen. Erfreut stellte Tetsuhiro fest, dass der Ältere auf die SMS geantwortet hatte. „Wer ist hier sauer!? Hör auf mit deinem Handy herumzuspielen!“ Es war eine soichitypische Antwort. Die Nachricht bestand noch aus einem zweiten Teil. Beim lesen wurde Tetsuhiro ganz warm ums Herz. „Wir sehen uns morgen. Pass auf dich auf.“ Glücklich presste er das Handy an die Brust. Plötzlich klopfte es kräftig an der Tür. Überrascht hob er eine Augenbraue. Wer könnte das sein? Die Besuchszeit war doch längst zu Ende! „Herein!“, rief er ahnungslos. Der gutmütige Ausdruck auf seinem Gesicht wich jedoch blanken Entsetzen, als er sah wer so spät noch gekommen war.   „Sie? Was zum Teufel machen Sie denn hier??“ Tetsuhiro Morinaga fehlten die Worte. Es war tatsächlich Mitzuko, der langsam in den Raum schlenderte. Der störte sich nicht an der unfreundlichen Begrüßung. „Was denn? Darf ich einem kranken Studenten nicht einen kleinen Besuch abstatten? Ich hoffe es geht Ihnen besser??“ Aufmerksam schaute der ältere Mann sich das Krankenzimmer an. Bei dem Tisch mit den Genesungsgeschenken verzog sich sein Mund zu einem schmallippigen Lächeln. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen drehte der Professor sich um. Seine kleinen Augen fixierten den jungen Mann im Bett. Dieser verspürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Mit allen hatte er gerechnet! Aber nicht damit! Mitzuko war wirklich der Letzte, den er erwartet hätte. Woher wusste der Kerl nur, dass er hier war? „Was wollen Sie?“, fauchte Morinaga. Unfreundlicher ging es nicht. Mitzuko war es egal. „Aber, aber mein Junge. Wie unfreundlich. Ich wollte wirklich nur gucken, wie es Ihnen geht!“ Der Kohai glaubte ihm kein Wort. „Verschwinden Sie! Wir sind nicht in der Uni! Also machen Sie das Sie wegkommen.“ Panik erfasste den Jüngeren. Zitternd tastete er nach dem Klingelschalter für den Schwesterruf. Wo hatte er das blöde Ding?? Endlich erfassten seine feuchten Finger das Gerät. Aber mit einer flüssigen Bewegung nahm Mitzuko es ihm aus der Hand. „Nein. Nein. Wir haben noch einiges zu bereden.“, tadelte er sanft. Tetsuhiro erblasste. Er war wie versteinert. Mitzuko nahm wieder Abstand ein. „Was wollen Sie???“, fragte der Student mir eisiger Stimme. Der Besucher strich über seinen Bart. „Was ich will? Nun, ganz einfach: Ich möchte mich ein wenig mit Ihnen über Ihren sauberen Freund Soichi Tatsumi unterhalten! Der hat doch sicherlich die eine oder andere Leiche im Keller? Irgendwelche schmutzigen Geheimnisse? Es wird Ihr Schaden nicht sein.“ Die Sätze wurden so beiläufig ausgesprochen, als rede er vom Wetter. Die Augen blitzten gefährlich auf.   Morinaga fiel die Kinnlade herunter. War das sein Ernst?? Glaubte der wirklich er, Tetsuhiro, würde ihm auch nur ein einziges Wort erzählen. Ganz davon abgesehen, dass es keine Leichen im Keller gab, die erwähnenswert gewesen wären. Er lachte schroff auf. „Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank! Hauen Sie ab!!“ Mitzuko’s Augenbrauen zogen sich zusammen. Dieser kleine Dreckskerl! Ganz schön hartnäckig! Aber Moment! Ihm kam eine zündende Idee! Leise pfiff er vor sich hin. „Sehr schlecht. Nun gut! Du und Tatsumi ihr…steht euch doch sehr nahe?? Wäre doch schade, wenn er die Uni verlassen muss oder? Eine unehrenhafte Entlassung wirft überhaupt kein gutes Licht auf einen Studenten, sollte er sich bei einem anderen Institut bewerben, oder?“ Wie selbstverständlich war der Professor zum „Du“ übergegangen. Tetsuhiro biss die Zähne zusammen. Seine Gedanken rasten. Wo war er nur hineingeraten? Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren! „Sie sind ja krank! Ich werde den Dekan über Ihre Machenschaften informieren! Dann fliegen Sie von der Uni!!!!“ Die letzten Worte kamen ganz heiser aus den Stimmbändern heraus. Schwer atmend sank er etwas zurück. Hatte er gehofft, dem unerwünschten Besuch damit den Wind aus den Segeln zu nehmen, ging der Plan nach hinten los. Erst leise, dann immer lauter erscholl das hämische Lachen des Universitätsprofessors. „Du glaubst gar nicht, was ich alles kann. Du willst also zum Dekan? Nur zu! Kagoja wird dir kein Wort glauben! Keinem von deiner Sorte. Der frisst mir praktisch aus der Hand. Wenn ich will kann dafür sorgen, dass weder du noch Tatsumi in keiner Uni in ganz Tokyo Fuß fassen werdet!!!“ Das Herz des jungen Studenten drohte zu zerspringen. Gleich würde er aufwachen und der Albtraum wäre vorbei. Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, stand Mitzuko immer noch da. „RAUS!! VERSCHWINDEN SIE AUF DER STELLE!!“, brüllte er den Mann mit seinen letzten Kraftreserven an. Kenji Mitzuko legte den Kopf schief, zuckte mit den Schultern. „Okay…Wie du willst…“ Langsam ging er zum Ausgang. Er wusste was gleich passieren würde. Es war immer so. Keine drei Schritte, dann hörte er es: „Warten Sie…“ Der Professor klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter. Er wusste der Sieg war sein. „Ich…bitte tun Sie das nicht…bitte!“ Vor Wut und Verzweiflung stiegen Tetsuhiro Tränen in die Augen. Mitzuko weidete sich an der Ausweglosigkeit seines Gegenübers. „Was hast du denn? Liegt dir wirklich so viel an Tatsumi? Na gut…Ich bin ja kein Unmensch…Ich werde Tatsumi unter gewissen Umständen in Ruhe lassen…Sagen wir…wenn du mir ein paar kleine Gefallen tust….“ Jedenfalls würde er Soichi Tatsumi eine Weile zufriedenlassen, bis er seinen Spaß gehabt hatte. Und wenn alles so lief wie er wollte, war er beide bald los. Morinaga wusste mit Sicherheit, er begab sich in die Höhle des Löwen. Aber dieser Mann mit dem Schnauzbart könnte das Leben Soichi’s zerstören. Tetsuhiro würde alles tun, um das zu verhindern. Egal was! Der Puls hämmerte wie verrückt. Nach einem letzten Zögern schaute er Mitzuko fest in die Augen. „Was soll ich machen…?“   Am nächsten Morgen verließ Tetsuhiro Morinaga das Nakamura Hospital gegen ärztlichen Rat.   Ende Kapitel 16 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)