Blue mountains tale von Saki-Maru ================================================================================ Kapitel 2: Wo ist dein Bart? ---------------------------- Fili und Kili taten sich schwer dabei, die alten Runen zu lernen. Besonders für Kili sahen die Stiche, die Buchstaben sein sollten, alle gleich aus. Sie gaben sich beide Mühe, denn sie wollten ihren Onkel nicht enttäuschen. Vormittags wurden sie von Balin im lesen und schreiben unterrichtet, nachmittags wurde Fili von Dwalin in der Kampfkunst unterwiesen. Meist saß Kili dabei, sah seinem Bruder zu und erwartete sehn süchtig den Tag, an dem er auch seinen ersten Hammer oder sein erstes Schwert schwingen konnte. Oft kam es vor, dass Thorin und Thráin II. unterwegs waren und meist nahmen sie Balin und Dwalin mit. Dann passten Bofur wieder auf die beiden auf, was Thorin immer noch nicht gerne sah. Doch er vertraute dem Spielzeugmacher und wusste das seine Jungs im Grunde in guten Händen waren. Er hoffe, dass er den beiden den Unfug noch austreiben konnte, wenn er mehr Zeit für sie hatte. Inzwischen hatten die Brüder Freundschaft zu anderen Zwergenkindern geschlossen. Einer von ihnen war Ori. Er schien immer etwas schüchtern zu sein und keine große Kämpfernatur. Doch der junge Zwerg war ein Naturtalent im Lesen und Schreiben. Während die anderen Zwergenkinder mit Holzstöcken Kämpfe austrugen, saß er am Rand und schrieb in ein dickes Buch. Kili saß oft neben ihm – denn er durfte nicht mit den größeren kämpfen- und staunte nicht schlecht, wie schnell Ori die für ihn unlesbaren Striche auf die Seite kratze. Ab und zu las Ori sogar dem jüngeren Zwerg seine Geschichten vor, wenn er sie beendet hatte. Natürlich blieb es nicht immer so friedlich in den blauen Bergen. „Verschwinde, du bartloser Zwerg“, schimpftte Belgin. „Lass dir erst mal einen Bart wachsen, dann darfst du vielleicht mit uns mitspielen.“ Kili sah traurig zu Boden. Er wollte doch nur mit seinem Bruder und den anderen Spaß haben. „Aber … ich kann doch nichts dafür, dass ich noch keinen Bart habe“, sagte der kleine Zwerg und Tränen sammelten sich in seinem Auge. Er sah zu seinem Bruder auf, in der Hoffnung er würde ein gutes Wort für ihn einlegen. Dieser sah zwischen Kili und Belgin und dessen Freunden hin und her. Fili biss sich auf die Unterlippe. Er wollte nicht schlecht da stehen vor seinen neuen Freunden. Zond stieß ihn ihn die Seite. „Hey was ist?“, fragte er schnaubend? Zond hatte schon einen prächtigen Bart, den er zu drei fingerdicken Zöpfen geflochten hatte. „Willst du diesen Nackt-Zwerg hier behalten?“ Zond und Belgin warfen Kili abwertende Blicke zu. „Kili … es ist vielleicht besser wenn du gehst“, sagte Fili und schon jetzt plagte ihn das schlechte Gewissen. „Geh nach Hause.“ Kili rollten die Tränen über die Wangen, als ihm sein großer Bruder mit einer Geste zum Gehen aufforderte. Zond und Belgin lachten, als der kleine weinende Zwerg davon lief. „Gut gemacht, Fili“, sagte Belgin. „Den haben wir hier echt nicht brauchen können“, sagte Zond und klopfte Fili auf die Schulter. „Komm jetzt zeigst du uns was du beim großen Herrn Dwalin gelernt hast, Fili.“ Doch Fili war nun ganz und gar nicht mehr danach, sich im Schwertkampf zu beweisen. Er fühlte sich schlecht- richtig mies. Kili rannte weinend nach Hause, so wie es ihm sein Bruder gesagt hatte. Wie konnte sein Bruder nur so gemein zu ihm sein? Wieso hatt er ihn weg geschickt, für etwas wofür er nichts konnte? Die Tränen nahmen ihm die Sicht und so stolperte er über eine Holzschwelle und blieb weinend auf dem Boden des heimischen Flurs liegen. Thorin hörte das Gepolter und das Schluchzen und erhob sich aus dem Sessel vor dem Kamin, in dem er sich ein bisschen Ruhe gönnen wollte. „Kili?“ Er kniete sich neben seinen Neffen und half ihm auf. „Was ist denn passiert? Und wo ist Fili?“ Bei dem Namen seines Bruders fing Kili noch heftiger an zu schluchzen und drückte sich in den Mantel seines Onkels. Beruhigend legte Thorin ihm seine Hand auf die Schulter. „F-fili hat … hat mich weg gesch-schick“, brachte der Zwerg unter Tränen raus. „Er hat dich weggeschickt?“, fragte Thorin. „Wolltet ihr nicht zusammen mit Zond und Belgin spielen?“ „Die … die wollten mi-mich nicht dabei ha-haben.“ „Wieso das denn?“, fragte Thorin, während er Kili über den Kopf strich. „W-weil … weil ich immer noch k-keinen Bart habe“, schluchzte sein Neffe und nun wurde Thorin wütend. „Fili hat dich weg geschickt, weil Zond und Belgin dich wegen deinem fehlenden Bart nicht dabei haben wollten?“ Kili nickte in den Stoff hinein, der dort schon eingeweicht war von seinen Tränen. Thorin stand auf und nahm Kili an der Hand. Er war sehr wütend und würde seinem älteren Neffen eine Standpauke halten, wenn sie wieder daheim waren. Auch die anderen beiden Zwerge würde er nicht ungeschoren davon kommen lassen. Doch als sie an dem Platz ankamen, wo die Zwerge sich zum Spielen verabredete hatten, fanden sie eine Prügelei vor sich. Zond und Fili teilten gegenseitig Schläge aus, während Belgin an der Seite stand und Zond anfeuerte. Dieser verstummte jedoch, als er den wütenden Zwergenprinzen auf sie zu stapfen sah. Thorin packte Fili am Kragen und Zond am Arm und zog sie auseinander. „Hört auf damit!“, sagte er laut und die beiden Streithähne verstummten. Fili hatte ein blaues Auge und Zond blutete aus der Nase. Beide sahen erführchtig zu Thorin hinauf. „Was soll das?“, fragte Thorin zornig. „Er hat angefangen“, petze Zond und nickte zu Fili. „Du hast meinen Bruder als Elbengeburt bezeichnet“, knurrte dieser. „So nackt wie der –“ „SCHLUSS JETZT!“, schrie Thorin und sofort herrschte Ruhe. Er warf Belgin und Zond einen bösen Blick zu. „Geht jetzt nach Hause. Ich werde mit euren Eltern darüber reden. Und wir…“, er sah zu seinem älteren Neffen. „Wir haben auch noch ein Hühnchen zu rupfen.“ Wütend nahm Thorin den kleinen Kili an der Hand, drehte sich um und stapfte davon. Kili, der hinter her geschleift wurde, warf einen Blick auf seinen Bruder. Fili schlurfte mit hängenden Schultern hinter ihnen her. Kili bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte nicht gewollt das es Fili schlecht erging. Und gleich würde er noch von Thorin was zu hören bekommen. Danach war sein Bruder sicher sauer auf ihn und wollte nie wieder mit ihm reden. Laut schlug die schwere Tür zu und lies die beiden Zwergen Brüder zusammen zucken. „Kili“, sagte Thorin mit dunkler Stimme. „Geh dir das Gesicht waschen und dann in dein Zimmer. Fili und ich haben noch etwas zu bereden.“ Er sah drohend zu seinem älteren Neffen hinab, der darauf hin den Kopf einzog. Als Kili verschwunden war ging Thorin in das Kaminzimmer. „Komm her Fili.“ Fili kam in das Zimmer geschlichen, den Kopf gesenkt. „Setzt dich“, sagte Thorin streng. „Wir müssen reden.“ Fili setzte sich in einen der großen Sessel. Er sah in seine gefalteten Hände, denn er traute sich nicht in das Gesicht seinen Onkels zu sehen. Thorin kniete sich vor den Sessel. „Fili“, sagte er und seine Stimme war nicht mehr wütend, sondern ruhig und sanft. „Was sollte das? Wieso hast du Kili weg geschick?“ „Die … anderen wollten, dass ich das mache“, sagte er leise. „Sie wollte ihn nicht dabei haben. Ich wollte doch mich doch mit ihnen anfreunden.“ Thorin seufzte schwer. „Fili, hör mir zu. Dein bester Freund ist dein Bruder. Ihr zwei müsst zusammenhalten. Irgendwann bin ich nicht mehr da. Und dann musst du als großer Bruder auf ihn aufpassen. Das Band zwischen Brüdern ist stärker als jeder Zwergenstahl. Versprich mir, dass du so was nie wieder machst.“ „Ja, Thorin. Ich mach so was nie wieder.“ „Und versprich mir, dass du immer auf deinen Bruder aufpassen wirst.“ Fili sah ihn an. In seinen Augen glitzerten Tränen. „Das werde ich, Onkel.“ Thorin nickte zufrieden. „Gut. Dann geh jetzt zu Kili und entschuldige dich bei ihm.“ „Aber was … was wenn Kili mich nicht mehr sehen will, weil ich so gemein zu ihm war?“, fragte der blonde Zwergenjunge. „Das wird nicht passieren. Los geh schon“, sagte Thorin aufmunternd. Fili rutschte vom Stuhl und ging aus dem Raum. Thorin seufzte. Die beiden würden ihm noch eine Menge Nerven kosten. Fili öffnete die Tür zu Kili und seinem gemeinsamen Schlafraum. Auf ihrem Bett saß Kili. „Kili?“ Fili schloss die Tür hinter sich. „F-Fili?“ Kili hob den Kopf. Er rutschte von dem Bett und sah seinen Bruder an. Fili spürte wie ihm ein Klos im Hals steckte. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen. „Kili, es … nun ja … es tut mir leid, was ich getan habe“, er spielte an der Schnürung seines Leinenhemdes. „Ich hab das nicht so gemeint. Kannst du mir verzeihen?“ Einen Augenblick später umarmte ihn der kleine Kili unter Tränen. Er presste sich eng an seinen Bruder und nickte stumm, als ihm die Tränen die Stimme raubten. Überglücklich, das sein jüngerer Bruder ihm nicht sauer war, umarmte auch Fili seinen Bruder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)