Turning table-dance von shinoyami (Show me the taste of love) ================================================================================ Prolog: First Step ------------------ Das Rappeln klang unnatürlich laut als Roronoa, eine leere Getränkedose vor sich herkickend, eine Häuserreihe entlangschlenderte. //Und wieder ein Job weg// dachte er mürrisch. Noch immer rangen ihm die Ohren von der Predigt, die ihm die alte Schachtel gehalten hatte, ehe sie ihn aus dem Laden jagte. Höflichkeit gegenüber Kunden, Zurückhaltung, Selbstbeherrschung, Moral... Das hatte doch alles nichts damit zu tun, dass dieses... Prachtexemplar einer Mistkröte ohne Grund oder Provokation begonnen hatte ihn zu verspotten. Zehn Minuten, zehn volle Minuten hatte er zugehört, nicht ein Wort gesagt und weiter Waren in die Regale gestellt. Zehn Minuten. Alleine das war schon mehr Geduld als er für fair hielt. Zehn Minuten, bis die ersten Pakete hinter ihm 'aus Versehen' zu Boden fielen, und der Giftzwerg ihn mit einem unverschämten Grinsen aufforderte, 'seine Arbeit ordentlicher zu machen' Noch immer schäumte es in dem jungen Mann, wenn er an dieses Grinsen zurückdachte. Er trat ein wenig kraftvoller gegen die Dose, die blechern klappernd davonrollte. Mit einer Hand fuhr er sich durch die kurzen grünen Haare. Dabei war seine Reaktion noch verhalten gewesen, wenn man die Ursache im Vergleich betrachtete. Ein gezielter Griff nach dem Arm, der bereits zum Nächsten Regalbrett wanderte, eine ruckartige, kaum sichtbare Bewegung. Wenige Augenblicke später hatte er den unangenehmen ”Kunden” ohne jegliche Gewalt auf den Parkplatz vor dem Supermarkt geleitet, wo dieser wimmernd und gar nicht mehr so dreist in Ruhe auf den Krankenwagen warten konnte. Gut, dass das Handgelenk gebrochen war, anstatt nur ausgerenkt, war nicht beabsichtigt, und wohl tatsächlich seinem Zorn geschuldet. Trotzdem. Woher nahm sich dieses aufgeblasene Milchgesicht das Recht von Arbeit zu sprechen, wenn er selber vermutlich im Leben keinen einzigen Yen selbst verdient hatte? Roronoa hatte sich sogar entschuldigt, nicht das er es für gerechtfertigt hielt - doch was hatte es ihm genutzt? Nichts. Gar nichts. Mit viel Glück würde er die nächste Miete noch bezahlen können, was er den nächsten Monat über essen sollte war ihm schleierhaft. Die Blechdose rollte in einen Hauseingang. Er sah sich um. Erst jetzt realiksierte er, wo er sich befand. Nach dem unangenehmen Rauswurf war er einfach losgelaufen, ohne sich umzusehen, ohne ein klares Ziel vor Augen. Wo war er hier? Den Schildern an den Häusern und den Reklamen nach zu urteilen ein Amüsierviertel. Jetzt, am frühen Nachmittag war es nahezu unheimlich menschenleer. Er sah zu dem Schild des Ladens auf, zu dem sein Weg ihn geführt hatte. “Dix Fleurs” stand in vergoldeten, kunstvoll verschnörkelten Lettern über dem Eingang. Steinstufen führten ins Kellergeschoss, an deren Absatz die Dose liegen geblieben war. Gerade wollte er sie wieder auf die Straße befördern, da fiel sein Blick auf das Plakat in einer Nische neben der Treppe. “AUSHILFE GESUCHT! Der Club Dix Fleurs sucht Verstärkung für sein Team. Bewerbung ab sofort im Club bei Madam Robin, Geschäftsleitung. Honorar nach Absprache.” Leicht ungläubig starrte der junge Mann auf die Worte. Gab es doch so etwas wie Schicksal? Er hatte die letzten Monate und Jahre so viele Jobs begonnen und wieder verloren, die er durch mühsame Suche gefunden hatte. auf dem Bau, als Lieferant, Umzugshelfer, sogar als Putzkraft. Warum also nicht ein Angebot wahrnehmen, dass ihm derart in den Schoß fiel? Ein Nachtclub? Warum nicht? Schlimmer als gar kein Job konnte es wohl nicht mehr werden. oder? Er zuckte die Schultern, wischte alle Bedenken beiseite uns betrat die erste Stufe der Treppe. Während er ins halbdunkel hinabstieg keimte eine leise Hoffnung in ihm auf. Warum sollte nicht auch ihm mal ein glücklicher Zufall begegnen... Als er den Fuß der Treppe erreichte kam er an eine schwere Tür. Da sich kein anderer Weg erkennen ließ, drückte er die Klinke herunter. Nicht verschlossen. Jetzt doch ein wenig verunsichert trat er in einen schummrigen kurzen Gang. Plötzlich verharrte er und lauschte. Tatsächlich, irgendwo am Ende des Flurs musste jemand sein. Ein Schritt, noch ein Schritt, eindeutig, ein leises, kehliges Lachen, geflüsterte Worte und... das leise unmissverständliche Aufkeuchen durchfuhr Roronoa wie ein Blitz. Das konnte doch nicht... Er trat zu der Tür durch die gedämpftes, rotes Licht fiel und versuchte etwas zu erkennen... Eine Bühne mit silbern schimmernden Stangen, kleine Sitznischen, überall im Raum verteilt, eine Bar an der einen Seite des Raumes und... Der Hübsche Blonde hatte den Kopf genießerisch in den Nacken gelegt. Das offene Hemd war über eine Schulter herabgeglitten und entblößte weiße Haut, die im matten Schein der indirekten Beleuchtung fast unwirklich wirkte. Er lehnte lasziv mit dem Rücken fast auf der Theke, die Lippen leicht geöffnet, die Finger in den schwarzen Haarschopf vergraben der sich, von der Bar fast verdeckt, rhythmisch auf und abbewegte. Roronoa spürte wie ihm heiß wurde. Er wollte sich umdrehen, weglaufen, er wollte das gar nicht sehen und doch, als den weichen Lippen des Blonden ein weiterer Seufzer entfuhr war es ihm als hätte er jegliche Kontrolle über seinen Körper verloren. Wie hypnotisiert starrte er auf den schmalen und doch starken Oberkörper, der im dämmrigen Schein erbebte, die langen schlanken Finger, die mit den dunklen Locken spielten, die in genüsslicher Erregung geschlossen Augenlider.... Er taumelte rückwärts, als sich die Augen urplötzlich öffneten und ihn geradewegs, halb abschätzig, halb spöttisch aus dem Dunkel heraus musterten. “Wenn du Madam suchst, da hinten durch, ansonsten sei so gut und verzieh dich..,” Die Stimme war noch immer rauh und leise, doch jetzt schwang ein Hauch von drängender Ungeduld in den Worten mit Eine Hand wies zur Tür am anderen Ende des Raumes... Die Augen schlossen sich ein weiteres Mal und die Finger ermutigten die Gestalt hinter der Theke fortzufahren, worin sie die barsche Bemerkung unterbrochen hatte... To be continued... Kapitel 1: Innuendo ------------------- Noch immer vollkommen aufgewühlt, verwirrt und mehr als ein bisschen peinlich berührt stolperte Roronoa durch die Tür, zu der man ihn gewiesen hatte und zog sie ruckartig hinter sich zu. Schwer atmend lehnte er sich an die Wand daneben und schloss die Augen, um sich zu sammeln. Was zum Teufel ging hier bloß vor sich? Wer?... Das Bild des jungen Mannes an der Bar tauchte vor seinem inneren Auge auf. Verstörend gelassen ob der unerwarteten 'Unterbrechung', erotisch durch und durch und so gottverdammt arrogant. Jetzt wo der erste Schreck wich überkam ihn die Wut. Roronoas Hände ballten sich zu Fäusten. Was bildete sich dieser aufgeblasene Kerl eigentlich ein, ihn so nonchalant und beiläufig wegzuscheuchen? Dabei war er doch derjenige gewesen, der am helligten Tag an einem offen zugänglichen Ort... Seine Gedanken strauchelten, als sie erneut zum Anblick der Szene gelangten, deren Zeuge er unfreiwillig geworden war. Lasziv, obszön und doch... „Du willst ihn also?” Die leise Stimme nah bei seinem Ohr ließ ihn zusammenfahren. Er wirbelte herum und suchte mit den Augen hektisch das Halbdunkel des engen Flurs ab, in dem er sich befand. Dann erblickte er die Frau, die lächelnd neben ihm an der Wand lehnte und trat instinktiv einen Schritt zurück. Irgendetwas in den klugen Augen, die ihn aus einem feinen, blassen Gesicht heraus musterten, war ihm vom ersten Moment an unheimlich. Der schlanke Körper der Frau war in ein weit ausgeschnittenes, kurzes, schwarzes Kleid gehüllt, das ihre üppigen Kurven zur Geltung brachte. Langes dunkles Haar umrahmte ihre klar definierte Miene mit dem eigentümlichen Lächeln. Eine schöne Frau, und trotzdem... Roronoa lief ein eisiger Schauer über den Rücken. „Willst du ihn?” Die Lippen der Frau umspielte ein merkwürdig wissender Zug. „Was? Wen?...” vorsichtig tat der junge Mann einen weiteren Schritt rückwärts. „Na den Job.” Die Fremde lachte leise. “Den Aushilfsjob, willst du ihn? Ich nehme an, deswegen bist du hier?” Sie musterte ihn erneut von oben bis unten. Der junge Mann musste sich anstrengen, um sich nicht zu winden. Diese kalten Augen, dieser Blick schien weit mehr zu sehen, mehr zu durchschauen, als es vielleicht den Anschein hatte. Mehr als er preisgeben wollte. „Nun?” Mühevoll zwang Roronoa seinen Kopf zu nicken. “Das Schild an der Tür...” begann er langsam. Noch immer wissend lächelnd drückte die Frau die Klinke einer weiteren Türe im Gang herunter. „Bitte. Unterhalten wir uns doch an einem Ort der gemütlicher ist als ein Kellerflur.“ Einladend wies sie in den Raum. Langsam und misstrauisch betrat Roronoa das kleine, gemütlich eingerichtete Büro. Die Fremde trat hinter den schweren, schwarzen Schreibtisch am anderen Ende des Raumes, ließ sich auf den Sessel dahinter sinken und schlug die Beine übereinander. Sie deutete auf den Stuhl jenseits des Tisches. „Nimm Platz.“ Roronoa ergab sich in sein Schicksal und folgte derAufforderung „Du willst also für mich arbeiten.“ Stellte sie unbeirrt fest, sobald er sich niedergelassen hatte. „Das erste Mal, dass du es bei einem Club versuchst?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr die Frau fort: „Das ist auch nicht so wichtig. Deine Aufgabe wird vor allem sein, den Barkeepern zur Hand zu gehen und betrunkene Gäste vor die Tür zu setzen. Das benötigt wohl kaum Erfahrung, und meine Angestellten sind fähig genug, dir zu erklären was du wissen musst. Glaubst du, du bekommst das hin?“ Der junge Mann nickte stumm. „Gut. Deine Arbeitszeiten sind fünf Tage die Woche von sieben Uhr Abends, bis zwei Uhr Morgens, Stundenlohn 1500Yen. Irgendwelche Einwände?“ Ihr verstörendes Lächeln und ein kaum wahrnehmbarer Unterton in ihrer unverändert sanften Stimme waren ein überzeugender Anreiz, keine Einwände zu haben. Die zielstrebige Geschäftsmäßigkeit dieser Frau bereitete Roronoa Unbehagen. Er schüttelte den Kopf. „Keine? Sehr gut.“ Erneut betrachtete sie ihn so eingängig, dass er innerlich zusammenfuhr. „Du hast einen gut trainierten Körper“, stellte sie sachlich fest. „Welchen Sport machst du?“ Etwas verblüfft über die merkwürdige Frage blickte er zu der Frau auf. „In der Schule war ich im Kendo-Club. Seitdem trainiere ich vorwiegend mit Gewichten“, antwortete er leise Es lag ihm auf der Zunge, zu fragen, weshalb das so wichtig sein sollte, doch ihre Miene riet ihm davon ab. „Und du hast viel harte, körperliche Arbeit geleistet, nicht wahr?“ Er nickte. Die kühlen Augen glitten über Roronoas Gesicht, hielten seinen Blick für einen nervenzerfetzenden Moment um dann weiterzuwandern. Plötzlich, vollkommen unvermittelt: „Du hast keine Freundin, oder?“ Roronoa fuhr zusammen und spürte wie ihm die Röte in die Wangen schoss. Langsam bereute er es inständig, die Treppe zu diesem Club hinabgestiegen zu sein. Was war mit den Leuten hier los? Ein feines, belustigtes Kichern ließ ihn aufhorchen. „Du hast also keine, da bin ich erleichtert!“ Roronoa blieb jegliche Erwiderung im Halse stecken, in Anbetracht dieser trockenen Feststellung. Die Frau lächelte ihn an. „Du glaubst nicht, wie viel Scherereien ich schon mit eifersüchtigen Mädchen hatte, nur weil ich ihre Kerle eingestellt habe, du verstehst?“ Der junge Mann nickte, nicht ganz sicher ob er tatsächlich verstand. „Na also. Wäre es ok für dich gleich morgen anzufangen?“ Er bejahte erneut. Elegant erhob sich die Fremde von ihrem Sitz, kam um den Tisch herum und legte eine ihrer schlanken Hände sanft auf seine Schulter. „Dann willkommen im 'Dix Fleurs'. Ich bin Madam Robin, die meisten hier nennen mich einfach nur „Madam“. Wie heißt du?“ „Roronoa.“ „Roronoa?“, wiederholte die Frau „Ein ungewöhnlicher Name, zweifellos.“ Sie glitt an ihm vorbei in Richtung der Tür und bedeutete ihm, ihr zu folgen. „Ich stelle dich unserem Chef-Barkeeper Sanji vor. Während der Arbeit bist du direkt ihm unterstellt.“ Sie trat in den Flur hinaus und wandte sich beiläufig um. „Auf den ersten Blick ist er sehr... speziell, aber er ist in seinem Job der Beste und ein netter Kerl, wenn man ihn erst richtig kennenlernt. Ich glaube ihr seid euch eben kurz über den Weg gelaufen.“ Schwungvoll öffnete sie den Eingang zum Club. Roronoa stand wie erstarrt. 'Ihr seid euch eben kurz über den Weg gelaufen' sollte doch nicht etwa heißen, dass... Als er hinter ihr in den Raum trat fiel sein Blick zunächst auf die Theke die jetzt verwaist dalag. Es war still. Er atmete auf. Keine Spur von... „Sanji-kun!“ Die Stimme der Frau war ruhig, enthielt nur einen kaum hörbaren Hauch von Schärfe. „Sanji-kun!“ Aus einer Nische im hinteren Teil des Raumes kam ein undefinierbares Geräusch. „Ich muss ich dich sicher nicht daran erinnern, dass du ein eigenes Apartment besitzt. Sei so gut und leiste uns für einen Moment Gesellschaft.“ Stille. Dann das charakteristische Rascheln von Stoff, das Klicken eines Feuerzeugs. Das blonde Haar leicht zerzaust, eine glimmende Zigarette im Mundwinkel tauchte der junge Mann, den er zuvor gesehen hatte, aus der Nische auf. Er war nur mit eine Hose und einem Hemd bekleidet, bei dem er sich nicht die Mühe gemacht hatte auch nur einen Knopf zu schließen. „Bitte um Vergebung Robin-sama. Waren wir zu laut?“ Mit einer Hand versuchte er die durcheinander geratenen Strähnen zu ordnen, dann jedoch fiel sein Blick auf Roronoa, er ließ die Hand sinken und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Madam Robin schenkte dem blonden Barkeeper ein Lächeln. Eine Ohrfeige wäre wohl nicht eindeutiger gewesen. „Ihr wart nicht zu laut, aber da du für dieses Etablissement verantwortlich bist, ist es auch in deinem Sinne, es nicht unnötig in Verruf zu bringen. Ich habe eine neue Aushilfskraft für dich gefunden.“ Ihre Hand wies auf den jungen Mann hinter ihr, der wie vom Donner gerührt zu dem Blonden hinüber starrte. „Roronoa-kun, dieser leicht bekleidete Bursche ist Sanji, er wird dich morgen in alles einführen, was du hier benötigst und zu beachten hast.“ Sie wandte sich um und fixierte die düstere Miene des Barkeepers mit einem strafenden Blick. „Sanji-kun, das ist Roronoa. Ich erwarte, dass du dich ihm gegenüber kollegial verhältst. Wir sind uns einig, dass wir die Fluktuation der Angestellten hier zukünftig reduzieren wollen, nicht wahr?“ Roronoa schluckte und fragte sich, wie er diese Aussage zu verstehen hatte, denn die unverhüllte Drohung hinter den freundlichen Worten war auch ihm nicht entgangen. Beinahe empfand er so etwas wie Mitleid mit dem Gescholtenen, bis dieser ihn mit einem derart überheblichen Feixen bedachte, dass er es ihm am liebsten aus dem hübschen Gesicht geprügelt hätte. „Ja, Madam.“ antwortete Sanji schließlich beschwichtigend. „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Die Frau hob eine Augenbraue, sagte aber nichts zu dieser nebulösen Antwort. Unwirsch wies sie zur Bar. „Sorge dafür, dass hier bis zum Einlass alles in bester Ordnung und menschenleer ist.“ Mit einem Seitenblick auf Roronoas verständnisloses, verärgertes Gesicht berührte sie ihn am Arm. „Komm, ich bringe dich noch zum Ausgang.“ Damit glitt sie an dem Blonden vorbei. Als Roronoa ihr folgte, sah er noch einmal verstohlen zu Sanji hinüber, der jetzt zur Theke schlenderte und einen Lappen zur Hand nahm. Für einen Sekundenbruchteil begegneten sich ihre Augen und er fuhr zusammen. Hass, Angst, Abscheu, Erregung? Der abschätzige, ruhige Ausdruck in Sanjis Augen, löste ein nie gekanntes Chaos in ihm aus. Hastig folgte er Madame Robin die Treppe hinauf. Raus aus diesem Club, nur raus. Weg von diesem... diesem Kerl. Eine vage Vorahnung stieg in ihm auf. Was genau passieren würde war ihm nicht klar. DASS er sich jedoch soeben in Angelegenheiten gestürzt hatte, die mehr geschehen lassen würden als ihm lieb war, dämmerte jetzt mit düsterer Gewissheit. TBC... Kapitel 2: Deplacement/Attack ----------------------------- Mit einem mulmigen Gefühl stand Roronoa am oberen Absatz der Treppe und fragte sich zum ungefähr zum 100. Mal warum er sich das hier antat. Zur Abwechslung mal ein ordentlich bezahlter Job, schön und gut, aber die Mitarbeiter? Diese unheimliche, irritierende Frau und dieser... Barkeeper. Er seufzte und versuchte sich die Worte in Erinnerung zu rufen, mit denen Madam Robin ihn Tags zuvor verabschiedet hatte: „Das 'Dix Fleurs' ist auch in der Welt des Amüsements sein ganz eigenes Kaliber. Du wirst eine Gewisse Zeit brauchen um dich zurecht zu finden. Mach dir nichts draus, wenn du am Anfang hin und wieder ein wenig verwirrt bist.“ Hin und wieder ein wenig? Die Frau war eine Meisterin der Untertreibung. Er hatte seinen Job noch nicht einmal wirklich angetreten und verstand bereits nichts mehr von alldem, was er im Zusammenhang mit diesem Club erlebt hatte. //Und ich werde sicherlich nicht wesentlich mehr kapieren wenn ich hier stehe und mir den Kopf zerbreche.// Er gab sich einen Ruck und stieg hinunter. Als er vor der Tür zum Club stand hielt er einen Moment inne, lauschte und drückte die Klinke herab als nichts zu hören war. Er trat ein. Ein leises Klackern. Erschrocken fuhr er zur Bar herum. Sanji, diesmal offensichtlich frisch gestylt in blütenweißen Hemd und schwarzer Weste erweckte ganz und gar den Eindruck des professionellen Barkeepers und schien völlig in seine Arbeit vertieft. Mit fast wissenschaftlicher Präzision mischte er verschiedene Flüssigkeiten, verrührte sie und gab die Mischung in einen silbrig glänzenden Shaker. So miserabel sein Charakter auch sein mochte, Madam Robin hatte wohl im Bezug auf seine Fähigkeiten nicht übertrieben. Mit einem Anflug von Neid starrte Roronoa auf die flinken Finger, die den Shaker durch die Luft wirbelten, ein Glas aus dem Regal hinter der Theke fischten und die Kappe vom Sieb des Shakers lösten. Selbst die schwungvolle Bewegung mit der er die klare Flüssigkeit in das Gefäß entleerte hatte etwas kunstvolles, erhabenes. Sanji nahm das Glas und musterte seinen Inhalt im Licht einer der gedimmten Lampen, roch daran, nahm einen Schluck, verzog sein Gesicht. Dann hob er den Kopf und bedachte Roronoa mit einem Blick, der Spott und Missbilligung in sich vereinigte. „Du stehst darauf, heimlich zuzusehen, oder?“ Er öffnete einen kleinen Kühlschrank unter der Theke, holte eine Zitrone heraus, ein Messer aus einer Schublade daneben. „Damit machst du dich nicht gerade beliebt, nur damit du's weißt.“ Prüfend legte er einen Daumen an die Klinge. „Wenn das jetzt ständig so geht kannst du gerne auch gleich wieder verschwinden, klar?“ „Was zum...“ Einen Moment lang war Roronoa sprachlos über so viel Dreistigkeit konzentriert in einem einzigen unverfrorenen Blondie. Im nächsten kochte er vor Wut. „Wenn hier Idioten nicht rausgeworfen werden, die darauf stehen sich in aller Öffentlichkeit einen Blasen zu lassen, bin ich auf der sicheren Seite!“ gab er knurrend zurück. „Außerdem bin ich hier, weil meine Arbeitszeit vor wenigen Minuten begonnen hat, ich weiß ja nicht, wie das bei dir aussieht.“ Die Augenbraue die nicht vom Blonden Haarschopf verborgen war neigte sich in einem wesentlich steileren Winkel. „Jetzt bewahr mal einen kühlen Kopf, Frischling!“ er musterte seinen Gegenüber mit abschätziger Miene. „Nicht, dass dein Grünschädel nen Steppenbrand bekommt. Was ich hier tue oder lasse ist meine Angelegenheit. Was ich mir erlauben kann darfst du noch lange nicht“ So schnell, dass Roronoa kaum mit den Augen folgen konnte, warf der Barkeeper die Zitrone in die Luft, zerteilte sie mit einem fließenden Schlag seines Messers in der Luft und Fing die Hälften wieder auf. Teils fasziniert von der kunstfertigen Aktion, teils von dem Wunsch getrieben diese Nervensäge von Cocktailmischer von seiner eigenen Unverschämtheit kosten zu lassen trat Roronoa näher. „Warum? Gibt es hier einen Bonus für lose Zungen und Reißverschlüsse?“ Mit Genugtuung sah er die Gelassenheit aus den Zügen des Blonden weichen. „Wenigstens muss ich nicht Klinken putzen um einen Job zu bekommen, wie du, Muskelprotz!“ Roronoa verschränkte die Arme. „Ach ja, was musstest du denn tun um den Job hier zu kriegen? Die Beine breit machen?“ Die Klinge des Messers lag eiskalt an seiner Kehle noch ehe er richtig begriff, dass Sanji sich über die Theke schwang, die sie voneinander getrennt hatte. In dem Gesicht des Blonden, auf einmal so nah an dem seinen, lag urplötzlich ein Ausdruck von unbändigem Hass, von Wut und- Roronoas Augen weiteten sich vor Erstaunen -Schmerz? Sie verharrten den Bruchteil einer Sekunde. Dann packte Roronoa Sanjis Handgelenke und versuchte die Klinge von sich wegzuschieben. Mit wachsender Verwunderung stellte er fest, dass der Andere ihm, im Kontrast zu seiner schlanken Statur, kräftemäßig durchaus ebenbürtig war. Das Messer vibrierte, bewegte sich jedoch keinen Millimeter. Es lag eisig und drohend auf seiner Haut. „Nie. Wieder.“ Es war nur ein leises, zorniges Zischen. Kaum wahrnehmbar und ging doch durch Mark und Bein. Roronoa musterte die verzerrte Miene. „Sag. Das. Nie. Wieder!“ Irgendetwas unter den Oberflächlich sichtbaren Gefühlen des Barkeepers traf ihn wie ein Schlag. Für einen Moment gab sein Arm nach, das Messer ritzte seinen Hals und Sanji, von seinem eigenen Schwung überrascht taumelte nach vorne. Wieder verstrichen einige Sekunden in gelähmtem Schweigen. Roronoa wagte es nicht, sich zu bewegen. Nicht einmal, als er spürte wie ein dünnes Rinnsal von Blut seinen Hals hinab rann. Er starrte auf das Gesicht des Blonden herab der, noch immer das Messer in der Hand, an seinem Brustkorb lehnte und mit einem undefinierbaren Blick zu ihm aufsah. Dann realisierte er, dass seine Arme den Barkeeper festhielten. Wie es schien hatte er in der Sekunde, in der er Sanji stürzen sah, aus irgendeinem durchgeknallten Instinkt heraus zugegriffen, ihn aufgefangen und an sich gezogen. Als sei das an sich nicht schon verrückt genug, hatte er keine bewusste Erinnerung daran, dergleichen getan zu haben. Erschrocken stieß er ihn von sich und presste eine Hand auf die Wunde, die jetzt zu brennen begann. Stumm funkelten sie einander an, bis plötzlich ein scharfer Knall die Stille durchbrach. Beide wirbelten zu der Tür herum, die Madam Robin offenbar soeben hinter sich hatte zufallen lassen. Lächelnd trat sie durch das Halbdunkel auf die beiden jungen Männer zu. „Wie ich sehe seid ihr bereits dabei, euch näher kennen zu lernen.“ Ihre Augen glitzerten amüsiert. „Trotzdem würde ich euch bitten,“ sie ließ den Blick über den Hals des Grünhaarigen gleiten, “Eure Privatgespräche auf die Freizeit zu verlegen und sobald ich Roronoa seine Arbeitskleidung gegeben habe, die Aufgabenverteilung für heute Abend abzusprechen.“ Sie legte Roronoa eine Hand auf die Schulter „Einverstanden?“ Ihre Stimme war so seidenweich, dass der Befehl darin unüberhörbar war. „Ja, Madam!“ Einstimmig. Mit einem leichten Kopfnicken bedeutete die Frau Sanji, hinter die Bar zurückzukehren und führte Roronoa in Richtung ihres Büros. Das letzte, was der junge Mann von dem Barkeeper sah war, wie er eine Hälfte der Zitrone zur Hand nahm, einige Tropfen ihres Saftes in den Cocktail presste, den Kopf zurücklehnte und das Glas in einem Zug leerte. Dann schloss sich die Tür und Madam Robin führte ihn zu dem Raum neben ihrem Büro. In dem Zimmer, das an einen schlichten aber gemütlichen Pausenraum erinnerte, deutete sie auf einen Stuhl der in einer Ecke stand und machte sich an einem kleinen Schrank zu schaffen. Widerspruchslos nahm er Platz und betastete behutsam die Wunde, die noch immer blutete. Die Frau drehte sich wieder zu ihm um, einen kleinen Erste-Hilfe Koffer in der Hand. „Reicht das hier,“ sie hob den Koffer an „oder brauchst du einen Arzt?“ Erstaunt sah Roronoa auf, als er echte Besorgnis in den Worten der Frau hörte. Er schüttelte den Kopf. „Es ist nur ein Kratzer... aber... Was sollte das?“ Das Lächeln auf den Lippen der Frau nahm einen melancholischen Zug an, als sie sich daran machte, den Schnitt zu desinfizieren. „Ganz offensichtlich besitzt du die Gabe Sanji-kun in kürzester Zeit zur Weißglut zu treiben.“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit“ knurrte Roronoa und fuhr zusammen, als das Desinfektionsmittel in der Wunde brannte. Madam Robin ließ ein leises Lachen hören. „Ja, so scheint es.“ Sie hielt eine Kompresse gegen seinen Hals. „Halt das hier fest und drück drauf, damit es aufhört zu bluten.“ Sie nahm eine Mullbinde zur Hand. „Und um ihn so zum explodieren zu bringen dürfte dir ein ein ordentlicher Tiefschlag gelungen sein, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist.“ Geschickt fixierte Madam Robin die Kompresse mit dem Verband. „Aber deine Reaktion zeigt mir, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass ihr einen Weg finden werdet zu koexistieren. Fertig.“ Sie trat zurück, musterte ihr Werk, nickte zustimmend und machte sich daran ihre Utensilien wieder zu verräumen. Dann deutete sie auf einen Spind an der rückwärtigen Wand des Raumes. „Da drin findest du deine Kleidung. Mach dich fertig und komm wieder in den Club, wenn du soweit bist, ja? Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand sie mit einem aufmunternden Lächeln durch die Tür zum Flur. Merkwürdige Frau. Sehr, sehr merkwürdig. Mit einem Schulterzucken trat er zum Spind, öffnete ihn und betrachtete die Kleidung, die dort fein säuberlich ausgelegt war. Weißes Hemd, schwarze Jeans, eine weite schwarze Schürze. Schlicht, nichts auffälliges aber eindeutig von guter Qualität. Die Einfachheit gefiel ihm. Nicht so überkandidelt und geleckt wie... Roronoa zog sein blutbeflecktes Shirt aus und probierte das Hemd an. Es saß erstaunlicher Weise wie angegossen Auch die Hose saß perfekt. Wesentlich perfekter als seine übliche Straßenkleidung. Bei seinem häufig kritischen Kontostand konnte er sich nicht leisten, wählerisch zu sein. Außerdem konnte man sich in weiten Hosen ohnehin besser bewegen. Dennoch, wie die Frau seine Maße so schnell derart genau herausgefunden hatte, war ihm schleierhaft. Leicht benommen von allem was soeben passiert war knotete er sich die Schürze behelfsmäßig um die Taille und trat zur Tür. Wie auch immer er in diesen Wirbelwind Namens 'Dix Fleurs' geraten war. Die Chance sich davon zu stehlen war lange vorbei. Er drückte die Türklinke herunter und trat hinaus in den Gang. To be continued... Kapitel 3: Open Impetus ----------------------- Die Theke war blank poliert. Madam Robin saß, elegant wie eh und je, auf einem Hocker davor und nippte an einem dunkelroten Drink. Sanji hatte offenbar seine Fassung wiedergewonnen und polierte Gläser. Roronoa straffte sich und trat quer durch den Raum auf die beiden zu. Als die Frau sich zu ihm umwandte hatte er für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, sie wolle etwas sagen, dann jedoch lächelte sie nur, warf Sanji einen Blick zu und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Glas in ihrer Hand. Der Barkeeper hob jetzt ebenfalls seinen Kopf, um den Neuankömmling zu mustern. Augenblicklich verdunkelte sich seine Miene. Gereizt pfefferte er den Lappen zur Seite und runzelte die Stirn. „Du bist echt so ein Amateur!“ Mit zügigen Schritten kam er um die Bar herum und trat auf ihn zu. Es kostete Roronoa einige Anstrengung, nicht zurückzuweichen. „Und warum?“ er sah zu Madam Robin hinüber, die ihm nur zulächelte nur um sofort wieder die Farbe ihres Getränks zu begutachten. Die beiden jungen Männer taxierten einander. „Was ist?“ knurrte Roronoa. Offene Feindseligkeit. „Amateur!“ Das Wort klang so abgrundtief herablassend, dass Roronoa jetzt seinerseits einen Schritt auf den Blonden zutrat. „Ich hatte ja wirklich keine hohen Erwartungen, aber dass du wenigstens in der Lage bist dich unfallfrei anzuziehen hatte ich doch vorausgesetzt. War wohl zu viel verlangt.“ Ehe Roronoa auf diesen Schwall an Unverschämtheiten reagieren konnte, hatte der Blonde bereits angefangen, sich an seinem Kragen zu schaffen zu machen. „H-Hey!“ Ein vernichtender Blick des Barkeepers und ein schmerzhafter Ruck am Hemd ließen ihn verstummen. Als Sanji mit dem Kragen zufrieden war, fuhr er mit seiner missmutige Inquisition fort, zupfte mit geschickten Fingern die Manschetten zurecht, musterte seine neue Aushilfskraft erneut von oben. Dann griff er ohne eine Einwilligung nach dem Knoten der Schürze und seufzte theatralisch. „Das Moos hat offensichtlich tatsächlich in deinem Gehirn Wurzeln geschlagen, wenn du nichtmal in der Lage bist ein Hemd richtig zu knöpfen.“ Er löste den Knoten „Du WILLST Streit, oder?“, gab Roronoa fauchend zurück. „Für einen Streit müssten wir auf der Gleichen Evolutionsebene sein, Moosball!“ Mit diesen Worten deutete er auf die Knopfleiste die sein Missfallen erregt hatte. Roronoa biss die Zähne fest aufeinander. Verdammt. Offenbar war er so in Gedanken gewesen, dass er tatsächlich einen Knopf übersehen hatte. Er war sich nicht sicher, was ihn mehr aufregte, Sanjis selbstgerechte Miene oder die Tatsache, dass er ihm Anlass dafür gegeben hatte. Während er noch fieberhaft darüber nachgrübelte welche Reaktion vor den Augen ihrer Chefin akzeptabel und gleichsam bissig genug war, streckte der Barkeeper ein weiteres Mal seine Hand nach Roronoas Hemd aus. Bevor ihm der Sinn dieser Handlung bewusst wurde öffneten feingliedrige Finger mit atemberaubender Leichtigkeit die verschlossenen Knöpfe. Hitze stieg in ihm auf, er versuchte zurückzuweichen, schob die Hand beiseite, doch Sanji packte ihn mit einem derart genervten Seufzen am Arm, dass er augenblicklich still hielt. Er schluckte schwer, sah Sanji nicht an und wartete. Als das Hemd vollends geöffnet war, musterte der Blonde ihn für einen Augenblick eingehend, dann wandte er sich unwirsch um. „Nochmal. Dieses Mal richtig, klar?“ „Wieso s-“ Mit einem leisen, jedoch unüberhörbaren Klacken stellte Madam Robin ihr Glas auf dem Tresen ab und erhob sich von ihrem Platz. „Ich bin sicher, dass ihr beiden hier auch ohne mich klarkommt.“ Beide Männer starrten sie perplex an . Verwirrt stellte Roronoa fest, dass ihre Miene von ehrlicher Erheiterung sprach. Weshalb dem so sein sollte, war ihm vollkommen unverständlich. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, war sie auch schon verschwunden. Mit einem unterdrückten Fluch begann Roronoa, bedacht auf jeden einzelnen Knopf, das Hemd erneut zu schließen, während Sanji sich mit verbissener Miene an seinem Arbeitsplatz zu schaffen machte. Als der Grünhaarige den letzten Knopf geschlossen hatte trat Sanji erneut zu ihm, drückte ihm einen Zettel in die Hand und schnappte sich die Schürze, die noch immer auf dem Boden lag. „Ich zeige dir nur einmal, wie es geht, klar?“ die Stimme war ein tonloses Zischen. „Ich kann das selber, Giftmischer!“ Roronoa versuchte ihm den Stoff zu entreißen, doch der Blonde wich ihm mit einer geschmeidigen Drehung aus. Ein Muskel über seinem Auge zuckte. „Es macht mir keinen Spaß, für ein Muskelhirn wie dich den Kammerdiener zu spielen, also spar uns für die Zukunft den Stress!“ Er hob die Schürze. „Ein. Mal.“ Mit einem unüberhörbaren Seufzer ergab sich Roronoa seinem Schicksal. Die Miene des Barkeepers war schwer zu lesen, als er mit zügigen effektiven Handgriffen die Schürze glatt um Roronoas schlanke Hüfte legte, die Bänder strammzog, glättete, um seinen Körper legte, verknotete, feststeckte. Seine hellen Augen waren kalt und ruhig wie Marmor, sein Mund verriet keine Gefühlsregung und doch war da etwas auf dem blassen Gesicht, auf diesen Lippen, das es Roronoa schwer machte ruhig stehen zu bleiben, als die schlanken weißen Hände des Blonden seine Seiten hinunter strichen um die letzten Falten zu glätten. Sanji erhob sich. „Wenn du weiter so ne verspannte Grimasse ziehst, verschreckst du die Gäste.“ Er nickte zu dem Zettel, den der Andere noch immer in der Hand hielt. „Direkt hinter der Bar liegt ein Kühlraum.“ er deutete auf eine Metalltür, die halb in der Wandverkleidung verborgen lag. „Pack das, was ich dir aufgeschrieben habe in einen Kasten und bring es her. Versuch, dich nicht zu verlaufen.“ „Meine Faust verläuft sich gleich in dein Gesicht, Goldlocke“, gab Roronoa fauchend zurück und stapfte in Richtung der Tür. „Oi, Marimo!“ Gereizt fuhr er zu dem Blonden herum „ Mein Name ist Roronoa!“ „Du bist 100 Jahre zu früh dran, als dass ich einem streunenden Grünschnabel wie dir so viel Höflichkeit zolle.“ Er grinste spöttisch. „Ich finde es passend. Gewöhn dich dran Ma-Ri-Mo!“ Wortlos trat Roronoa durch die Tür und pfefferte sie hinter sich zu. Als er ein wenig später bepackt mit zwei schweren Getränkekisten aus dem Kühlraum zurückkehrte, war Sanji nicht zu sehen, doch Madam Robin saß wieder an der Bar, um sie herum vier weitere junge Frauen. Alle waren ausgesprochen hübsch, alle waren in körperbetonende, recht offenherzigen Kostümen gekleidet und alle Köpfe drehten sich zu ihm, als er den Raum betrat. „Das ist also der Neue, Nee-sama?“ wandte sich eine adrette Rothaarige an Madam Robin. Die Chefin nickte. „Roronoa-kun ist die neue Verstärkung für Sanji.“ Die drei anderen, eine kurvige Schönheit mit einer Welle von langem, azurblauem Haar, eine muntere Person mit Tattoos und eine zierliche Frau mit kurzer, hellgrüner Ponyfrisur traten auf ihn zu. „Er sieht stärker aus als die Letzten“, kommentierte die Kleinste wohlwollend, „Findest du nicht auch, Vivi-chan?“ Die Frauen mit den blauen Locken lächelte Roronoa an und nickte. „Stimmt.“ Der junge Mann erwiderte das Lächeln mit einem Kopfnicken. Dann warf er der Chefin einen fragenden Blick zu. „Stell die Kisten ab und dann gesell dich für einen Moment zu uns, damit ich dir unser Ensemble vorstellen kann.“ Auch sie lächelte. Roronoa tat wie ihm geheißen und trat zu der kleinen Gruppe. Von nahem war klar, dass es sich bei den Frauen um Tänzerinnen handeln musste. Madam Robin wies auf den Rotschopf neben ihr. „Darf ich vorstellen, das hier ist die Veteranin unserer Gruppe, Nami.“ Die Angesprochene hob grüßend eine Hand und ließ die dekorativen Münzen klimpern, die die Säume ihres Kostüms schmückten. „Nami ist am längsten hier im 'Dix Fleurs' und ist neben ihrem Engagement in der Gruppe auch für die Finanzverwaltung zuständig.“ Sie deutete auf die tätowierte junge Frau, die sich neben Nami an die Bar gelehnt hat. „Das ist Namis Schwester Nojiko, sie hilft Nami bei Einkauf und Inventur.“ Die Hand der Chefin wies zu der Blauhaarigen hinüber. Ihr Kostüm war ganz im orientalischen Stil gehalten und mit unzähligen bunten Steinen verziert. „Diese junge Dame ist Vivi, sie ist vor ein paar Jahren als Austauschstudentin hierhergekommen, als sie dringend einen Job brauchte und ist geblieben.“ „Last but not least.“ Sie legte der kleinsten eine Hand auf die Schulter. „Unser Nachwuchstalent, Caimie. Sie studiert Modedesign und entwirft diese individuellen Outfits für unsere Shows. Schön, nicht wahr.“ Unsicher, was er darauf antworten sollte, nickte Roronoa. Caimie lächelte geschmeichelt. In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Treppenaufgang. „Madam, ich habe jetzt das Licht oben angemacht. Es sollte bald losgehen.“ Er wandte sich den Tänzerinnen zu und sein Lächeln wurde derart zuvorkommend, dass es Roronoa jeglichen Kommentar verschlug. „Habt ihr Hübschen noch einen Wunsch? Kann ich euch vor der Arbeit noch eine Erfrischung anbieten?“ „Gerne, Sanji-kun.“ Die Frauen wandten ihre Aufmerksamkeit dem Barkeeper zu, der sich jetzt emsig hinter der Theke zu schaffen machte. Roronoa stand da wie versteinert und starrte den Blonden an, der jetzt ganz offensichtlich vollends durchgedreht war und mit merkwürdig verzückter Miene Cocktails mischte. Ehe er sich weitere Gedanken über diesen merkwürdigen Sinneswandel machen konnte, entspann sich zwischen den Frauen und Sanji eine muntere Diskussion, der Roronoa nur mit Mühe folgen konnte. Wie es schien ging es um die Auftritte des Abends. Outfits, Musik, Zeitplan... Waren wirklich so viele Worte nötig für ein bisschen Tanzen? Und überhaupt, was hatte das alles den Barmann zu interessieren? Verwirrt wie eh und je stand er daneben und beobachtete den Austausch zwischen den Frauen und dem noch immer von Zuvorkommenheit strotzenden Sanji. Schließlich klatschte Madam Robin in die Hände und alle verstummten. „Ich habe jetzt gleich ein Meeting und für euch alle wird es langsam Zeit euch bereit zu machen.“ „Meeting?“ Roronoa entging der augenblicklich alarmierte Tonfall und der Seitenblick nicht, den Sanji seiner Chefin zuwarf. „Meeting.“ Ihre Stimme duldete keine weiteren Fragen. „Es dürfte aber nicht allzu lange dauern. In einer halben Stunde bin ich wieder da, aber wir sollten in Kürze den Laden voll haben. Sanji-kun, hilf Roronoa-kun sich zurechtzufinden und lass ihm heute etwas Zeit, sich an die Abläufe zu gewöhnen. In einer Stunde kommen Usopp und Chopper, um mit dem Kellnern auszuhelfen.“ Sanji nickte und wandte sich dann ihm zu. War es nur Einbildung, oder lag da immer noch eine Spur von Sorge in den Augen des Blonden, als er dem Grünhaarigen einen düsteren Blick zuwarf? Die jungen Frauen tranken ihre Gläser leer und strebten zur Tür des Flurs, in dem sich offenbar auch ihre Garderoben befanden. Als sie verschwunden waren, wandte sich der Barkeeper noch einmal etwas zögerlicher an seine Chefin „Robin...“ „Es wird Zeit. Sei so gut und begleite sie direkt zu meinem Büro, wenn sie ankommen.“ Beruhigend legte sie eine Hand auf Sanjis Arm und lächelte ihn an. „In einer Stunde gehen die Performances los, spätestens dann bin ich wieder im Club.“ Sie lehnte sich nah zum Ohr des Barkeepers und sagte leise etwas, das Roronoa nicht hören konnte. In den Augen des Blonden spiegelte Widerwillen, als er nickte. Ohne ein weiteres Wort erhob sich die Frau und verließ den Raum. Lange sah Sanji ihr gedankenverloren nach. Dann kehrte er mit einer energischen Drehung in die Realität zurück, zündete sich eine Zigarette an und machte sich an die Arbeit die Getränke zu verstauen, die Roronoa gebracht hatte. Der Grünhaarige selber stand ein wenig unsicher neben der Bar. „Was…“, begann er, als ein kleiner, goldener Gegenstand auf ihn zuflog. Instinktiv fing er das Feuerzeug auf. „Auf den Tischen stehen Kerzen, mach dich nützlich und zünde sie an“, kam die barsche Anweisung. „Aber das Feuerzeug will ich zurück, verlier es nicht.“ Mit einem Schulterzucken und einem Anflug von Zorn über den kommandierenden Tonfall des Blonden, machte er sich an die Arbeit. Gerade hatte er die letzte Nische am hinteren Ende des Clubs erreicht, als schwere Schritte auf der Treppe erklangen. Halb verborgen in der Nische musterte er die beiden hochgewachsenen Männer, die soeben den Club betraten. Der Erste war wahrlich eine schillernde Erscheinung. Blond, schlaksig, und gewandet in ein Ungetüm von Mantel, das augenscheinlich aus unzähligen pinken Federn bestand. Auch beim Rest seiner Kleidung hatte er nicht an grellen Farben gespart. Ihm folgte ein imposanter, muskulöser Mann im Anzug, dessen eine Hand mit schweren Ringen geschmückt und die Andere durch einen massiven, goldenen Haken ersetzt war. Sein halblanges schwarzes Haar war streng zurückgekämmt und entblößte ein Gesicht, welches eine lange Narbe von einer Seite zur anderen verunzierte. Die beiden Fremden blickten sich um, erblickten Sanji und traten zu ihm an die Bar. „Sanji.“ Die Stimme des Blonden Mannes hatte einen sanften, spöttischen Unterton, der Roronoa einen Schauer über den Rücken jagte. „Es ist lange her...“ Roronoa blickte zu Sanji hinüber und erschrak über den Ausdruck unterdrückten Abscheus in den hellen Augen. „Doflamingo-dono, Crocodile-dono, Madam hat mich gebeten, Euch bei eurem Eintreffen augenblicklich zu ihr zu führen.“ Die Worte waren höflich, doch selbst im Halbdunkel war die Anspannung in seinen Zügen deutlich zu erkennen. „Fufu... Wie kalt von dir, Sanji...“ Der Barkeeper trat in den Raum und wies in Richtung des Flurs. „Wenn ihr mir bitte hier entlang folgen wollt..“ Mit einem leisen, heiseren Lachen kam der Fremde der Bitte nach und sein Begleiter folgte ihm. Roronoa blickte den dreien verwundert nach. To be continued.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)