Luftpiratenprinzessin von abgemeldet (~ Die Legende von Rainbow-Island ~) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Saphir war erschöpft. Das fühlte Sasukina am Zittern ihrer Flanken und hörte sie am Schnaufen des schönen Tieres. Sie waren schon seit Stunden unterwegs. Die Sonne war bereits untergegangen und der Himmel war übersät von funkelnden Sternen. Aber weder das Mädchen noch der Drache hatten dafür Augen. Beide suchten sie einen möglichen Landeplatz, wo sie die Nacht verbringen konnten. Aber so sehr sie auch die Augen offen hielten, sie fanden nichts; weit und breit nur Wolken und Meer, Meer und Wolken. Kein Anzeichen auf Land, keine Insel und keine Luftschiffe. Sasukina war wieder den Tränen nah und ein sachtes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Sie konnte nicht verleugnen, dass sie insgeheim auch Ausschau nach dem Schiff ihres Vaters hielt. Hatten sie es geschafft die feindlichen Piraten in die Flucht zu schlagen? Waren sie bereits auf der Suche nach ihr? Oder hatten sie es nicht geschafft, waren den Feinden unterlegen? Warum hatten diese Piraten sie überhaupt angegriffen? Zum ersten Mal, seit der Flucht, öffnete sie ihre Hand, die sie die ganze Zeit verkrampft um die Kette geschlossen hielt. Im Schein der Sterne leuchtete der ovale Stein in einem unwirklichen grünen Schimmer. Sanft strich sie mit dem Daumen über die kühle Oberfläche. „Vater…“, kam es dünn über ihre Lippen. Sie schloss wieder die Finger um den Stein und drückte ihn an ihre Brust. Tränen rannen ihr heiß über die, vom Flugwind, ausgekühlten Wangen. Ihr Herz fühlte sich wie eingeschnürt an. In ihrer Kehle brannten die Tränen. Sie hätte ihm beistehen können. Zusammen hätten sie diese Männer schon vertrieben. Immerhin war sie seine Tochter, die Tochter des Piratenkönigs. Es durfte niemanden geben der stärker war als er. Wieder entrang sich ihr ein Schluchzen, was dann in einen erschrockenen Schrei über ging als Saphir plötzlich an Höhe verlor und der schöne Drache erschöpft zu Boden stürzte. Auf einer kleinen Insel im westlichen Ozean lag ein leicht mitgenommenes Luftschiff vor Anker. Einige der Segel waren zerrissen, Teile des Schiffsrumpfes heraus gebrochen und ein Mast lag im Sand des Strandes. Träge wehte eine schwarze Flagge im Wind auf der ein Totenschädel über einem roten Flügel prangte, das Zeichen der Feather-Skull-Piraten. „Nie wieder! Hörst du Ryoku, nie wieder!“, knurrte der großgewachsene Jugendliche seinen, neben ihm stehenden Freund, an. Die violetten Augen blitzten wütend auf. Der Blondschopf mit Namen Ryoku zog den Kopf zwischen die Schultern und scharrte leicht verlegen mit seinem Fuß im Sand. Er wagte es aus Scham nicht, den Blick des anderen zu erwidern. „Es tut mir leid Takuto. Ich konnte doch nicht ahnen, dass sich zwischen den Wolken Bäume verbergen.“, sagte er und sah reumütig zu dem braunhaarigen Älteren auf. Takuto schloss die Augen und unterdrückte den Drang sich die Haare zu raufen. Er atmete nur mehrere Male tief durch, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte. Wut brachte ihn hier nicht weiter und machte ihr Schiff auch nicht wieder flugtüchtig. Viel zu oft hatte sein Vater ihm gesagt, dass er, um ein guter Kapitän zu sein, immer einen kühlen Kopf bewahren müsste. Mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand massierte er sich die Nasenwurzel, während er nachdachte, was nun zu tun sei. „Takuto?“, erklang eine ruhige Stimme neben dem Jugendlichen und der Angesprochene schlug die Augen auf. Neben ihm stand sein Schiffszimmermann, Zane. Seine Fliegerbrille, ohne die man ihn so gut wie nie antraf, hatte sich der rothaarige Junge auf die Stirn geschoben. Die grünen Augen musterten Takuto aufmerksam. Sein Blick war wach. „Ich höre, Zane?“ „Es sieht schlimmer aus als es ist.“, sagte Zane und Takuto atmete beruhigt durch. „ Die Segel lassen sich schnell flicken, und auch Rumpf und Mast können wir mit einigen Brettern und Seilen stabilisieren. Zumindest für so lang, dass wir es bis in den nächsten Hafen schaffen sollten. Da kann sich dann ein Schiffsbauer der Feinarbeiten annehmen.“ Takuto nickte und blickte wieder den schwarzblau lackierten Rumpf entlang. Das würde nicht billig werden, soviel stand fest. Selbst der preiswerteste Schiffsbauer würde ihnen für die Reparatur ein Vermögen abnehmen, was die Jungen allerdings nicht hatten. Alles was sie an Ersparnissen noch besaßen, war damals in das Wrack geflossen, welches sie gefunden hatten, dahin gammelnd in einer wettergeschützten Bucht. Sie hatten sich die Black Star wieder aufgebaut, ihre Black Star. „Ryoku!“ Der blonde Jugendliche zuckte neben Takuto zusammen und sah dann vorsichtig zu ihm auf. „Ja?“, kam es zögerlich über seine Lippen. „Du wirst mit Zane, Koru und Tonbo in den Wald gehen und Holz für die Reparaturen des Schiffes schlagen.“ Das war immerhin das mindeste was er tun konnte, nachdem er dafür verantwortlich war, dass das Schiff nun so vor ihnen lag. „Was? Aber …“, wollte Ryoku protestieren, doch ein tadelnder Blick von Takuto brachte ihn wieder zum Schweigen. „Du bist schuld, dass unser Schiff kaputt ist, nun wirst du mithelfen, dass es wieder fliegen kann.“, sagte er. Ryoku verzog schmollend den Mund und blies beleidigt eine Backe auf. „Man …“, murrte er und machte sich auf den Weg mit den anderen, allerdings tat er dies eher lustlos und mit den Händen in den Hosentaschen. Takuto sah ihm seufzend nach und wand sich dann an Chupka, den einzigen seiner Mannschaft der, neben ihm, momentan nichts zu tun hatten. „Komm Chupka, lass uns das Nachtlager aufschlagen.“, sagte der Jugendliche. Chupka nickte und machte sich schweigend ans Werk. Stampfend und Steinchen davon kickend lief Ryoku durch das Unterholz. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er schmollte noch immer. „Blöder Takuto. Als ob ich das Schiff mit Absicht in die Bäume gesteuert habe.“, murrte er vor sich hin. „Chupka hätte ja auch mal schneller reagieren können.“ Doch Ryoku wusste, dass Chupka, ihr Steuermann, sie nicht mehr hätte retten können und natürlich wusste er, dass Takutos Ärger auf ihn berechtigt war. Ryoku fühlte sich trotzdem gekränkt. Er hatte es nur gut gemeint, immerhin hatte der Kapitän ja gesagt, sie sollten aus der Gewitterfront raus. Und die Lüfte hatten ihm gesagt, dass in westlicher Richtung die Wolken gar nicht mehr so stark waren. Die Bäume hatte er erst gesehen, als sie aus der trüben Wolkensuppe hervorgetreten waren. Da war es aber schon zu spät gewesen und ihr Schiff, die Black Star, hatte die ersten Wipfel bereits gestreift. Ryoku blieb stehen und seufzte. Er würde sich dann noch bei Takuto entschuldigen müssen. Jetzt musste er aber erst mal mit den Anderen Holz schlagen. „Zane, Koru, Tonbo, ich bin so …“ Ryoku stockte und sah sich um. Wo waren denn die Jungs? Erlaubten sie sich etwa wieder einen Spaß mit ihm, oder hatte er sich am Ende noch verlaufen? Leichte Panik stieg in ihm auf und kopflos lief er im Kreis. „Oh Gott! Oh nein! Oh man!“, stotterte er immer wieder, bis er schließlich über etwas stolperte und der Länge nach hinschlug. Einen Schmerzenslaut von sich gebend rappelte er sich wieder auf und suchte den Boden mit den Augen ab. Vor ihm lag eine dicke, türkisblaue Liane. Verärgert stieß er sie mit dem Fuß weg und wollte wieder zurück stapfen, als ein bedrohliches Knurren ihn zusammen zucken ließ. Ryoku erstarrte in der Bewegung und sah sich ängstlich, mit stark klopfendem Herzen, um. Aus dem Augenwinkel sah er wie die Liane sich schlängelnd in ein Gebüsch verzog und aus diesem dann zwei rote Augen den blonden Jungen anstarrten. Dabei war wieder das Knurren zu hören und ein heißer Windhauch wehte ihm ins Gesicht. Es roch schweflig und nach Aas. Ryoku lief es eiskalt den Rücken hinab. Er sah wie die Augen sich auf ihn zu bewegten. Ein riesiges Untier schob sich aus dem Gebüsch und Ryoku versagten die Beine. Hart prallte er auf dem Boden auf und sah zu dem türkisblauen Drachen auf, der sich leicht über ihn gebeugt hatte. Ängstlich zitternd kroch er nach hinten und das Tier folgte ihm. „Netter Drache. Lieber Drache. Friss mich nicht, ich schmecke ganz widerlich.“, stammelte er leise mit weinerlicher Stimme. Er konnte nur hoffen, dass die Riesenechse schon gefressen hatte. Er war einfach noch zu jung um zu sterben. „Ryoku!“ Ryoku zuckte schrecklich zusammen und auch der Drache wand den Kopf, in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. In diesem Moment schob sich Koru durch das Dickicht und sah Ryoku auf dem Boden sitzen. Ein paar Blätter hatten sich in seinem weißen Haar verfangen, die er grummelnd abzupfte. „Mensch Ryoku, was machst du – Verdammter Dreck!“ Koru hatte den Drachen bemerkt, der nun auch ihn anknurrte und die langen Zähne bleckte. Wie erstarrt fixierten Korus braune Augen die langen blanken Zähne des Tieres und ein einzelner Schweißtropfen rann ihm über die Schläfe bis an den Saum seiner Maske, ohne die der Junge nie anzutreffen war. „Koru, Hilfe.“, erklang das zarte Stimmchen von Ryoku, der gefährlich nahe an der Klaue der Riesenechse hockte. Knurrend fixierte der Drache Koru, der für ihn scheinbar die größere Gefahr darstellte, als der arme Ryoku. Koru starrte zurück und ging langsam und bedächtig zurück. Die Hände hatte er erhoben um dem Tier zu signalisieren, dass er keine Waffen trug und somit eigentlich auch keine Gefahr darstellte. „Ryoku, ich hole die anderen.“, sagte der weißhaarige leise. Dem Blondschopf allerdings brach der kalte Schweiß aus. „WAS!?“, quietschte er fast hysterisch. Das war ein Fehler gewesen, denn der Drache wandte sich wieder Ryoku zu und knurrte noch bedrohlicher. Er öffnete das Maul fauchend. Abermals wehte dem Jungen der beißende Atem des Tieres entgegen. Ryoku machte innerlich sein Testament, als es wieder im Gebüsch raschelte und nun auch Zane und Tonbo auf die Lichtung traten. Als sich der Drachen ihnen allen gegenüber sah, war deutlich zu spüren, wie ihn dieser Umstand verunsicherte. Immer noch knurrend und die Zähne fletschend wich das Tier ein Stück zurück. Zane und Tonbo standen stocksteif hinter Koru und sahen mit angehaltenem Atem zu, wie der türkisblaue Drache langsam den Rückzug antrat. Die Echse wand ihnen halb den Rücken zu, ohne sie allerdings aus den Augen zu lassen. In diesem Moment entdeckte Tonbo etwas auf dem Rücken des riesigen Tieres. „Leute. Der Drache hat was auf dem Rücken.“, sagte er. Koru und Zane folgten mit den Augen seinem ausgestrecktem Zeigefinger und sahen nun auch das Bündel aus verwehtem Haar und Stoffen. „Ist das … ein Mensch?“ Die Worte kamen Zane leise über die Lippen, so als spräche er sie nur zu sich, doch der Drache hatte sie gehört. Schnell verdeckte einer der Flügel den Körper auf dem Rücken und ein warnender Blick, begleitet von einem tiefen Knurren, ließ keinen Zweifel mehr an der Vermutung, die bei Tonbos Worten in Koru aufgeflackert war. „Der Drache beschützt seinen Reiter.“, stellte dieser sachlich fest. Die Angst der drei Jungen war leicht abgeklungen, allerdings waren sie noch immer auf der Hut. „Zane, hol Ryoku. So wie er aussieht, macht er entweder gleich etwas sehr dummes, oder fällt uns in Ohnmacht.“, sagte der weißhaarige Junge, nachdem er dem blonden Kameraden einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Zane nickte und bewegte sich vorsichtig auf Ryoku zu. Die Hände hatte er in einer beschwichtigenden Geste erhoben. Den Drachen behielt er den ganzen Weg über im Auge. Bei seinem Freund angekommen, stupste er ihn mit dem Fuß an. „Steh auf Ryoku.“, sagte er drängend. „Ich kann nicht.“, erwiderte der blonde Junge jedoch weinerlich. Er konnte den Blick einfach nicht von den scharfen Klauen und weißen Zähnen, des Tieres vor sich, abwenden. „Mach schon.“, zischte Zane ungeduldig und stieß ihn dabei stärker an. „Geht nicht.“ Zane seufzte und sah mit flehendem Blick zum Himmel. Er brauchte schleunigst eine Idee, wie er Ryoku in Sicherheit bringen konnte. Kurz dachte er nach und hatte schließlich den rettenden Einfall auch wenn sein bester Freund ihm das wahrscheinlich im Nachhinein übel nehmen würde. Zane blickte in das Gebüsch hinter Ryoku, als hätte er etwas gehört und meinte dann: „Ryoku. An deiner Stelle würde ich mich jetzt nicht umdrehen, aber hinter dir ist ein Zombie.“ Zanes Einfall trug prompt Früchte. Von einer auf die nächste Sekunde sprang der Blondschopf plötzlich auf und lief laut schreiend davon. Zane sah ihm nach und verkniff sich das Schmunzeln. Der Drache selbst war bei dem Geschrei zusammen gezuckt und sah ebenfalls dem Blondschopf nach. Ein seufzendes Schnauben erklang und seine Ohren zuckten kurz. In dem Moment hörte man ein sachtes Stöhnen. Das Bündel an wirren Haaren und Stoffen regte sich auf dem Rücken des Drachen und richtete sich auf. „Was ist denn das für ein Geschrei?“, erklang die zarte Stimme eines Mädchens. Sie sah sich verwirrt um und hielt sich den Kopf. Die andere Hand war zur Faust geballt. „Huch, wer seid ihr und wo bin ich hier?“ Der Blick des Mädchens streifte die Jungen einen nach dem anderen und Verwirrung war in ihren Augen zu sehen. 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