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Life happens (Sieben Kapitel)

Ruki x Reita
von

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-Kapitel 4-

-Kapitel vier-
 

Freitagnachmittag. Ruki stand aufgeregt vor dem Spiegel und machte sich fertig. In ein paar Stunden schon würde er sich mit Nao treffen. Beim Haus verlassen vergaß er bloß eins: Seinen Schlüssel. Als Ruki bei Nao ankam, war der sich noch am fertig machen. Viel auffälliges, bauchfreies Top. Geschminkt war er auch, worüber Ruki sich allerdings keine Gedanken machte. Schließlich gingen sie los und trafen auf die anderen Jungs, wo Nao zu Kyo lief und ihn küsste. Laut Maya ja ein normales Freundschaftszeichen. Während Ruki in Gedanken war, kam Reita auf ihn zu. Und jetzt? Unsicher nahm Ruki ihn einfach in den Arm, schließlich war er wegen Weibern hier und nicht wegen Reita! Sie waren recht schnell angekommen, ohne Kontrolle in die Disko, der dröhnenden Musik entgegen. Die Mädchen waren hübsch, das erkannte Ruki sofort. Unsicher lief er zur Bar und bestellte sich etwas, während sich auch der Rest des Grüppchens verstreute. Die Cocktails waren gut und der Preis stimmte. Nach drei der leuchtend blauen Getränke bekam er auf einmal mit, wie Uruha sich durch die tanzende Menge kämpfte, bis er Reita entdeckte. Und schon hatte Reita ihn entdeckt; sie begannen, sich zu streiten. Ruki brauchte definitiv noch einen Cocktail. War doch nicht seine Sache, was die Beiden dort klärten. Etwas später begann er, ein paar Mädchen anzusprechen. Eine Hübsche, Kleine ging sofort auf ihn ein. Er bot ihr ein Getränk an, was sie natürlich nicht abschlug. Aber sie hatte nicht dieses ‚gewisse Etwas‘. Sie war dumm und unerfahren. Hübsch, aber naiv. Unschuldig. Er ging, nachdem er ihr einen schönen Abend gewünscht hatte, zurück an die Bar. Noch ein Getränk. Reita stritt immer noch mit seinem Exfreund, mittlerweile jedoch deutlich heftiger. Leicht angetrunken schien Uruha, wollte Reita immer wieder festhalten. Der schlug seine Hände weg und rief gereizt, dass er ihn in Ruhe lassen sollte. Kyo kam dazu, redete auf Uruha ein. Der wurde immer unruhiger, schubste Kyo von sich und redete wieder mit Reita, der nur noch abweisend gestikulierte. Kyo packte Uruha an den Schultern und hielt ihn fest, der aber drehte sich blitzartig um und schlug dann zu. Kyo schien überrascht, als er sich das Blut von der Nase wischte. Dann packte er Uruha am Arm, verdrehte diesen und schob den betrunkenen Uruha wortlos heraus. Reita wollte ihm hinterherlaufen, wurde aber von Saga zurückgehalten. „Bleib hier, du Idiot!“, zischte Saga sauer, „Ihn zu verkloppen macht jetzt nichts besser!“ Reita wehrte sich mit aller Kraft, aber schließlich ließ er sich hängen und sagte: „Ist gut, Saga, Ist gut…“ Endlich war er wieder frei und rieb sich die geröteten Handgelenke. „Lasst uns was trinken!“, schlug Kanon vor, dem die Situation augenscheinlich sehr unangenehm war. Ruki selbst hatte das Szenario schweigend betrachtet und war angetrunken genug um zu befinden, dass es an der Zeit wäre, Reita einen auszugeben. Der nahm dankend an und trank mit geschlossenen Augen. Auch Kyo stieß wieder zur Gruppe und regte sich über Uruha auf, während Ruki sich noch einen Drink bestellte. „Lass es nicht zu schnell angehen, Kleiner!“, warnte Saga ihn dann, „Die Getränke knallen ziemlich hier!“ Ruki zuckte mit den Schultern. „In Amerika hatte ich auch meine Tricks zum Feiern, also bitte!“ Saga zuckte mit den Schultern „Hab nur keinen Bock, dich hier liegen zu haben…“ „Ist ja wohl nicht deine Sache dann!“, mischte sich nun auch Reita ein und sagte an Ruki gewendet: „Du solltest aber echt weniger trinken…“ Ruki jedoch grinste. „Warum? Die Nacht ist lang und… Ich glaube, ich habe meinen Schlüssel vergessen!“ Er kicherte. Warum musste er grad so unglaublich lachen? Wegen Reitas Blick? Wegen Nao, der ihm einen Arm um die Schulter legte? „Du kannst bei mir schlafen…“, murmelte der gerade und Ruki lachte noch mehr. „Nicht nötig. Ich kümmer mich drum.“, sagte Reita ernst und Ruki schaute ihn verwundert an. „Du schläfst bei mir.“ Ruki murmelte: „Aber ich weiß, wo der Ersatzschlüssel ist, man… Und Umstände machen will ich auch nicht! Reita schüttelte den Kopf. „Macht schon keine Umstände“, knurrte er, „Es sei denn, du kotzt mir die Bude voll.“ Und so warf Ruki alle Pläne über Bord. „Na keine Sorge, ich beiße nicht“, murmelte der Blonde und ging zu Kyo, murmelte dem etwas zu und der nickte. „Hab ihm gesagt, dass ich dich nachher mitnehme!“, rief Reita und nun war es an Ruki, zu nicken. Nao sah ihn warnend an, doch dann schoss Ruki sämtliche Warnungen in den Wind. Nächstes Mädchen. Er sprach sie an, machte alles richtig. Zeigte nicht zu viel und nicht zu wenig Interesse. Er merkte, wie Reita ihn misstrauisch musterte, und das gab ihm ziemlich viel Ansporn. Er ignorierte ihn geflissentlich und das Mädchen war recht fasziniert von ihm. Sie gab ihm, ohne dass er fragen musste, ihre Nummer und verabschiedete sich. Alles ganz locker. Reita kam mit gerunzelter Stirn auf ihn zu. „Hey!“, brüllte er gegen die mittlerweile ziemlich laute Musik an und fuhr fort: „Willst du was trinken? Ich geb aus!“ Ruki nickte. War das ein Trick von Reita, um ihn von den Mädchen wegzukriegen?

Der Cocktail rann ihm kalt die Kehle herunter. Hatte Reita nicht gewollt, dass er weniger trank?Er saß sicher auf seinem Hocker, er wusste genau, jetzt noch Mädchen ansprechen wäre gefährlich, er war angetrunken. Reita gesellte sich zu ihm. „Öfters hier?“, fragte er lachend.

„Leider nicht, und Sie, junger Herr?“, antwortete Ruki spöttisch. „Keine Mädels mehr heute Abend?“, fragte Reita übertrieben harmlos. „Nein, keine Lust mehr…“, log Ruki. „Ano, kommst du mit raus? Ich brauch frische Luft.“ „In Ordnung“, erwiderte Reita zögernd. Die frische Abendluft schlug ihnen ins Gesicht und direkt in unmittelbarer Nähe hörte man ein würgendes Geräusch, sonst war es vollkommen still. Sie waren zu weit vom Club entfernt, um die Musik noch zu hören und Ruki räusperte sich verlegen. „Du hast zu viel getrunken!“, stellte Reita fest, als Ruki sich an einer kleinen Mauer festklammerte. „War doch nur noch ein Drink, nachdem du ausgegeben hast!“, murmelte der und lehnte sich lässig gegen die Mauer. „Es war schon viel schlimmer.“ „Ruki?“, fragte Reita und kam dem Jüngeren näher. „Eigentlich müsste ich das jetzt schamlos ausnutzen“, flüsterte er dann, nur noch wenige Zentimeter von deren Gesicht entfernt. Ruki atmete ein, blickte dem Älteren dann fast ängstlich ins Gesicht und biss sich auf die Lippe. „Reita!“, lallte es von irgendwo. Uruha. Und dann griff Reita in Rukis Nacken, zog seinen Kopf etwas hoch und küsste ihn. Fieberhaft schossen dem Jungen tausende und abertausende Gedanken durch den Kopf, sobald er sie jedoch greifen wollte, wurden sie zu Rauch, der sich wie eine zweite Wirklichkeit vor ihn schob. „Er hat das auch getrunken… So weich, so unglaublich weich… Er… Fängt mich, zieht mich hoch… Fordert…“, dachte er noch, dann wurde er von hinten grob am Schopf gepackt und nach hinten gerissen.

„Du verfluchter Idiot!“, lallte Uruha und schlug auf Ruki ein. „Er gehört mir!“ Reita mischte sich nun auch ein und versuchte, Uruha zu beruhigen und von Ruki fernzuhalten. Der fühlte einen Tritt und Schlag nach dem anderen, schmeckte sein Blut, viel zu überrascht und benommen, um sich zu wehren. Reita hatte ihn geküsst… Reita! Der schlug Uruha gerade gezielt in den Magen, sodass der fluchend zu Boden fiel. „Na warte!“, rief er aggressiv sprang wieder auf, dieses Mal galten seine Schläge Reita. Der, klar im Vorteil durch beinahe Nüchternheit, schlug ihn mit Leichtigkeit zu Boden und drohte ihm: „Lass mich in Ruhe, Uru, lass es einfach sein!“ Dann nahm er Ruki, dessen Gesicht blutverschmiert war, auf den Arm und fluchte: „Warum hast du dich nicht gewehrt?! Verdammt, das hätte echt schiefgehen können!“ „Hast du… Mich geküsst?“, war Rukis Gegenfrage und der aufgebrachte Reita antwortete: „Ja, verdammt! Sonst wäre Uruha wohl kaum so abgegangen! Na gut, vielleicht auch, weil er schon betrunken ist…“ Er trug Ruki dann wortlos bis zu sich nach Hause in sein Badezimmer.

„Scheiße, das muss doch wehtun…“, murmelte er nachdenklich, während er Ruki vorsichtig das Blut vom Gesicht wischte. „Ach was“, erwiderte Ruki leise, konzentrierte er sich doch viel zu sehr auf Reitas Finger, die sanft seine Gesichtszüge nachstrichen. „Ich sag den anderen Jungs eben Bescheid!“, kündigte er an und wählte. „Hai, alles gut bei euch? –Zuhause. –Uruha hat Ruki verprügelt. –Nein, ich glaub ihm geht’s gut… Ich melde mich morgen! –Klar!“ Damit legte er auf, nahm Ruki wieder auf den Arm und trug ihn ins Schlafzimmer. „Den Weg hätte ich auch noch allein geschafft…“, murmelte Ruki benommen, als Reita ihn in das große Bett legte und sich dann daneben setzte. „Wenn du Schmerzen hast, meld dich. Wenn du kotzen musst, geh um Gottes Willen ins Bad… Und ansonsten, schlaf einfach.“, sagte Reita klar verständlich und Ruki kuschelte sich in die Decke. „Mein Kopf tut weh…“, murmelte er noch, dann war er eingeschlafen. Seufzend legte Reita sich später dazu, als Ruki längst schlief, immer noch mit seinem Nasenband. Da war er eitel.

Als Ruki am nächsten Morgen mit Kopf- und Gliederschmerzen aufwachte, lag er in Reitas Armen und streckte sich vorsichtig, stöhnte dann allerdings sofort vor Schmerzen auf. Das weckte Reita sofort, seine Hand glitt zu seinem Nasenband, dann fragte er Ruki beunruhigt: „Geht es?“ Ruki nickte heftig, nur um sich dann stöhnend den Kopf zu halten. Vorsichtig kletterte Reita aus dem Bett und schaute ihn mit halb kritisch-mitleidigem, halb belustigtem Blick an. „Du siehst ganz schön massakriert aus… Und daran bin ausnahmsweise mal nicht ich schuld!“ „Mhhh…“, machte Ruki elendig, „So fühl ich mich auch… Mir tut alles weh…“ „Glaub mir…“, murmelte Reita leise, „Uruha wird noch um einiges mehr leiden! Willst du frühstücken? Oder was zum Kühlen haben?!“ „Ne Kombi aus beidem wäre jetzt traumhaft…“, erwiderte Ruki matt. „Hier liegen Sachen, die du erstmal anziehen kannst“, sagte Reita, „Ich erwarte dich in der Küche!“ Er zog sich schweigend an. Das waren Reitas Sachen… Er suchte nach seinem Handy, fand es aber nicht auf Anhieb. Dann jedoch sah er es, beziehungsweise seine Tasche, in der es sich befand. Als er es anschaltete, sendeten sofort einige Nachrichten von Nao. ‚Alles ok? Irgendwer meint, du wärst verprügelt worden.‘ ‚Nimm dich vor Reita in acht!!‘ Ruki antwortete sofort, wenn auch etwas genervt von der Bemutterung Naos: ‚Ja, soweit alles in Ordnung. Uruha hat mich gestern verprügelt, ziemlich übel- aber Reita kümmert sich 1a um mich!‘ So schnell es seine Schmerzen ihm ermöglichten, zog er sich dann an und ging dann in die Küche, wo der Tisch reich gedeckt war. „Tee? Saft? Kaffee?“, fragte Reita sowohl geschäftig als auch charmant. „Ich… Naja, eigentlich trinke ich ganz gerne Orangensaft, also nur, wenn du welchen da hast…“ „Ganz sicher, kein Problem, lass mich suchen!“, sagte Reita und kam daraufhin mit einer Flasche Orangensaft wieder, füllte ein großes Glas und stellte es vor Ruki. „Und was das Essen angeht, bedien dich!“, forderte er ihn auf. Ruki nahm sich gedankenverloren ein Brötchen, als Reita erneut die Stimme erhob. „Übrigens hab ich dir noch ein paar Sachen bringen lassen.“ „ Aber wie…?!“ „Teruki. „Ah… Okay…“ „Kannst auch noch hier bleiben. Wie geht’s dir denn eigentlich mittlerweile?“ „Ach, ganz gut. Nur mein Kopf tut noch ziemlich weh, aber das ist ja auch kein Wunder…“ „Lass mich gleich noch mal gucken. Zur Not fahren wir gleich ins Krankenhaus.“, bestimmte Reita und wenig später saßen sie zusammen im Badezimmer, wo er die Verbände und Pflaster des Jüngeren ablöste und die einzelnen Wunden begutachtete. „Du, Reita?“, fragte Ruki leise und zögerlich. „Was ist denn los, Kleiner?“, grinste der angesprochene Blonde. „Ich bin nicht klein!“, erwiderte Ruki trotzig. „Doch!“, lachte Reita. „Auf jeden Fall… Worum gings?“ „Naja… Gestern…“, begann Ruki. Reita runzelte die Stirn. „Zeig mir mal deinen Kopf, nicht dass der auch noch was abgekriegt hat!“ Unwillig drehte Ruki den Kopf, ließ aber nicht locker mit dem Thema. „Reita, warum war Uruha so unglaublich sauer?“ „Weil ich ihm nicht hinterhergerannt bin.“, erwiderte Reita knapp und murmelte dann: „So. Hast du noch schlimme Kopfschmerzen? Sieht bisher nicht nach Krankenhaus aus…“ „Liebst du ihn denn noch?“, fragte Ruki unsicher und hielt die Luft an. „Ja“, entgegnete Reita, „Dafür könnte ich ihn aber auch umbringen.“ „Schluss ist aber, oder wie?“, bohrte Ruki nach. „Ja, aber ich will eben noch etwas von ihm. Ich bin verliebt, man. Das macht mich langsam aber sicher wahnsinnig.“ Ruki überlegte, ein Fakt wollte für ihn einfach nicht dazu passen. „Und warum hast du dann mich auch noch vor ihm geküsst?“ „Weil du betrunken warst und dein Blick es mir quasi aufgedrängt hat. Und weil ich niemals auch nur geahnt hätte, dass Uruha derartig ausflippt. Das ist eigentlich mein Part der Beziehung.“ „Er hat gesagt, du würdest ihm gehören…“ „Na und?“ „Naja, ich meine, wenn du ihn liebst und er das doch auch will. Wo ist denn dann das Problem?“, wollte Ruki wissen. „Dass er mich nur ausnutzt, um über Aoi hinwegzukommen! Er will nichts von mir.“, sagte Reita bitter, „Und das will ich nicht. Deswegen verdränge ich den ganzen Scheiß, so gut es eben geht.“

„Oh Gott… Schwierig.“, befand Ruki und überlegte. „Aber der Liebeskummer geht doch mit der Zeit sicherlich weg!“ „Ich will aber seit über nem Dreivierteljahr was von ihm- Und es wird nicht gerade besser, eher im Gegenteil!“ Ruki nahm ihn überfordert in den Arm und seufzte leise. Nachdem er wieder losgelassen hatte, suchte Reita nach einer Kopfschmerztablette für ihn und grinste dann: „Hier, bitte sehr. Die blauen Flecken und Blutergüsse dürften dir übrigens zwei bis drei Wochen Sport ersparen… Ich bin neidisch.“ Ruki schnaufte empört. „Es tut verdammt weh! Wir können ja gerne tauschen.“ „Ich hasse Sport!“, stöhnte Reita und ging schnellen Schrittes aus dem Badezimmer. Ruki folgte ihm selbstsicherer werdend. „Teruki wird auch gleich kommen, also zieh dir mal lieber deine eigenen Sachen an- Nicht, dass der am Ende noch was Falsches denkt!“, murmelte Reita und deutete auf einen Stuhl, auf dem Ruki einige seiner Sachen erkannte. Er beeilte sich, mit den Sachen wieder im Bad zu verschwinden und kam kurz darauf umgezogen wieder heraus. Er setzte sich ruhig aufs Sofa und wenig später klingelte Teruki schon. Mit den Worten: „Meine Güte, das war Uruha? Warum hat er das getan?!“, fragte er entsetzt und sein Bruder stammelte: „Eeto… Weil... Das war so…“ „Sie waren betrunken, Teru. Was glaubst du, wie viele Gründe braucht ein Betrunkener, um sich zu prügeln?“ „Oh man, das sieht den Beiden ähnlich.“, knurrte Teruki und meinte dann verwirrt: „Und was ist überhaupt los in letzter Zeit? Jeder Stress mit jedem.“ Reita wiegelte ab. „Lange Geschichte!“ Teruki nickte dann und fügte hinzu: „Jedenfalls sieht Ruki ganz schön vermöbelt aus…“ „Wuff!“, rief der Jüngste nun in den Raum, was Reita mit einem fragenden und Teruki, der das Spielchen schon kannte, mit genervtem Blick quittierte. Auf Reitas fragenden Blick grinste Ruki: „Könnt ruhig weiter in der dritten Person von mir reden, als wäre ich ein Hund…!“ Reita hob entschuldigend die zierlichen, langen Hände und Teruki sagte bloß: „Ich nehm dich gleich mit nach Hause, Ruki. Uruha kommt gleich vorbei, eigentlich bin ich mit ihm verabredet, aber ihr klärt das jetzt! Unbedingt!

Ruki zuckte unsicher die schmalen Schultern. So einem wie Uruha wäre er niemals gewachsen… Während sie im Auto saßen, warnte Teruki ihn: „Mach bloß kein Theater gleich. Ball flach halten, okay? Schaffst du das ausnahmsweise mal?“ Ruki nickte misslaunt und starrte aus dem Fenster. Zuhause angekommen verfrachtete Teruki ihn direkt in sein Zimmer, das so anders als Rukis war. Es war weiß geblieben und an der Wand hingen bloß Lernplakate von Kanji. Er hörte gedämpft die Türklingel und hatte Angst. Teruki saß in der Ecke des Zimmers, die Haustür war offen. Und dann stand Uruha in der Zimmertür. Auch er sah ziemlich verkloppt aus und beäugte Ruki argwöhnisch. Der hatte auf einmal Mitleid mit Uruha. Doch Teruki jedoch starrte den Japaner bloß mit einer Mischung aus Respekt und Bewunderung an. „SO hat Ruki dich zugerichtet?!“ Uruha lachte bloß bitter. „Dein kleiner Puddingzwerg Ruki? Das war Reita, der ihn beschützt hat.“ Rukis Mitleid steigerte sich. An sich war er doch nur ein Kerl mit einem gebrochenen Herz, der verzweifelt versuchte, sich abzulenken. Teruki fragte unterdessen vorsichtig: „Und was war jetzt los?“ Uruha lächelte ihn zuckersüß an und sagte dann mit hartem Unterton: „Weil er Reita geküsst hat. MEINEN Reita.“ Teruki lachte. „Ruki? Mit Kerlen rummachen? Im Leben nicht! Wenn der nicht total hetero ist, fress ich nen Besen. Mit Stiel.“ „Aber er hat ihn geküsst!“, rief Uruha nun fast verzweifelt und fügte hinzu: „RICHTIG geküsst!!“ Teruki schüttelte ungläubig den Kopf, doch Ruki sagte nur trocken: „Lass dir deinen Besen schmecken, Teru. Ich hab ihn tatsächlich geküsst. „… Ich lass euch das klären…“, murmelte der bloß und verließ den Raum. Kaum war die Tür zu, fing Uruha an: „Was sollte das?! Du weißt, dass Reita und ich-“ Ruki unterbrach ihn unwirsch: „Du liebst ihn doch nicht mal! Nicht das kleinste bisschen! Ihr seid nicht mehr zusammen und doch verhältst du dich, als wäre er dein gottverdammtes Haustier- Dann verprügelst du mich, weil ER MICH küsst, und jetzt?!...“ „Es ist, weil Reita mir gehört! Ich hab ihn vollkommen in der Hand; Er wird eh wieder zu mir kommen, egal was du sagst oder tust. Einfach, weil ich nun mal weiß, wie man mit ihm umgeht, weiß, wie man ihn einwickelt. Da kann ein Kind wie du mir nicht dazwischenfunken!“, lachte Uruha. „Ich hab ihn eben vollkommen in der Hand.“ „Und wenn er mich liebt?“, fragte Ruki provokant, woraufhin Uruha ihn auslachte. „Das glaubst du doch selber nicht!“ „Stimmt, aber warum machst du das überhaupt?“, fragte Ruki verzweifelt. „Das geht dich mal sowas von gar nichts an!“, grinste Uruha und wurde dann doch nachdenklich. „Ruki? Pfoten weg von Reita. Sonst kannst du ordentlich was erleben.“, er schaute Ruki sehr ernst und nachdenklich an. „Reita will mich. Und er wird darum kämpfen, mich zu kriegen. Sieh es ein, Kleiner. Reita ist nicht deine Wellenlänge. Ne Nummer zu hoch für dich. Falscher Umgang, was Beziehungen angeht!“ „Warum sagen das alle?“, fragte Ruki verzweifelt, „Reita ist kein guter Umgang, halt dich fern von ihm blabla!“ „Weil sie es alle wissen… Reirei verliebt sich entweder richrig- und das ist momentan definitiv mit mir so, oder er spielt mit Leuten. Lass dir die Rolle nicht zuschieben!“ Ruki dachte nach. Ein mittel- und willenloses Spielzeug Reitas sein…?“ Keine schöne Vorstellung. Aber er wollte doch nur… Er wünschte sich doch bloß, mit Reita zusammen zu sein… Mehr wollte er doch nicht. Aber unter dem Umständen? „Viel Glück mit Reita…“, murmelte er tonlos und ging in sein Zimmer. Er brauchte Zeit zum Nachdenken… Irgendwie hatte Uruha bestimmt recht… Aber warum spielte er denn dann so sehr mit dem armen Reita? Hätte er ihm gar nicht erst zuhören dürfen?

Niedergeschlagen setzte er sich auf sein Bett und machte Musik an. Sein Vater hatte schon gestrichen und so war einiges für Ruki zu tun: Bilder wieder aufhängen, Möbel wieder zurechtrücken, außerdem noch den Boden wischen. Fast schon fieberhaft suchte er nach Aufgaben, setzte sich dann an die Hausaufgaben, die ihm so gottverdammt schwieriger fielen hier… Er verzweifelte halb und schließlich hatte er es satt. Frustriert griff er nach dem Handy und rief Miku an, und bat ihn, vorbeizukommen. Zusammen müsste das ja zu meistern sein! So saßen sie einträchtig bei Keksen und Kakao über den Hausaufgaben. Bloß Englisch fiel Ruki erwartungsgemäß leicht, der Rest war für beide purer Horror. Am schwersten taten beide sich bei Mathe. „Aber… Das müsste doch…“, stöhnte Miku und auch Ruki resignierte. „Was zur Hölle hast du eigentlich angestellt, dass du SO aussiehst?! Ich meine, ich weiß ja, dass Reita teilweise… Aber SO?!“, Ruki schaute ihn verwundert an. „Was? Nein, Uruha hat mich verprügelt… Was ist denn mit Reita…?“ „Naja, egal…“, druckste Miku herum und starrte den Boden an. „Nein, sag!“, forderte Ruki ihn auf und Miku schüttelte bloß den Kopf. „Es reicht wohl die Aussage, dass du mit ihm am besten so wenig wie möglich zu tun hast!“, murmelte er dann und vertiefte sich erneut in der Matheaufgabe. „Meine Güte, ihr sagt alle, ich soll mich in acht nehmen, dabei weiß ich nicht mal, wovor genau ich mich bitte bei Reita fürchten soll! Und solange ich keine Ahnung hab und ihr alle nur dumm Antworten gebt, werde ich n scheiß auf irgendwas Acht geben!“, rief Ruki aufgebracht und pfefferte sein Heft wütend aufs Bett. „Und wenn du mir nicht auf der Stelle Rede und Antwort stehst, bin ich verdammt noch mal ernsthaft sauer auf dich!“

Miku atmete deutlich hörbar aus, dann begann er: „Ruki. Nur weil du dich unbedingt mit Uruha anlegen und dich dann noch so gnadenlos verprügeln lassen musst, heißt das noch lange nicht, dass ich dir irgendetwas über Reita oder Uruha oder sonstwen erklären muss! Reicht es dir denn nicht, wenn wirklich jeder dir erzählt, was du von Reita halten solltest?! Glaub mir doch einfach mal!“ Ruki entgegnete genervt: „Meine Güte, du stellst dich an als würde Reita in seinem Keller Kinder gefangen halten und immer bei Bedarf eins zum Missbrauchen herausholt, bis er sie eines Tages alle qualvoll umbringt… Jetzt sag doch einfach, was los ist!“ „Nein.“, kam es von Miku selbstsicher. „Und wenn du mich jetzt rauswerfen willst, dann tu das. Ich will nur dein Bestes.“ Ruki wollte noch etwas sagen, da fuhr Miku schon fort: „Bitte, glaub mir eins. Nicht Uruha und auch nicht Reita.“ Ruki schüttelte ungläubig den Kopf. „Habt ihr Nao auch so vor Kyo gewarnt?“, fragte er dann schon fast verachtend. „Nein…“, murmelte Miku, „Weil Kyo es ernst mit Nao meint.“ Ruki überdachte seine Abwehrhaltung. Vielleicht wollten seine Freunde ihm wirklich alle helfen… „Okay, du sagst mir, warum ich mich von Reita fernhalten soll, und ich mach das. Okay?“ „Nein“, wisperte Miku. „Du verstehst das nicht… Das kannst du nicht nachvollziehen, wie Reita die Menschen kaputt macht… Es sei denn, er ist wirklich verliebt… Sprich doch mal mit Saga…“ „Reita und Saga?“, fragte Ruki leise. Das hätte er nicht gedacht… Dass der ruhige, teils ja doch sehr abweisende Saga mal etwas von Reita gewollt hatte… „Saga war damals irgendwie ganz anders… Nicht so abweisend wie heute… Einfach… Ein wenig hyperaktiv, lustig drauf, immer für alle da.“ „Aber wie…?! Ich meine…“ „Reita…“, seufzte Miku und setzte sich dann auf den Boden. „Wie zur Hölle kann Reita einen Menschen so grundlegend verändern?!“, fragte Ruki überrascht. Miku antwortete leise: „Naja- er hat eben einen auf verliebt gemacht; Saga damit auf kurz unglaublich glücklich gemacht- und dann hat er gezeigt wie ernst er es tatsächlich gemeint hatte- und zwar gar nicht- und ihn fallen lassen. Saga war total down deswegen; wollte sich sogar umbringen und ist in der Psychiatrie gelandet.“ „Aber die verstehen sich doch wieder!“, warf Ruki verzweifelt ein, konnte er das doch gar nicht fassen. „Ja klar, aber frag die ganzen anderen mal, wie lange das gedauert hat!“, seufzte Miku und ergänzte: „Über ein halbes Jahr nachdem Saga aus der Psychiatrie raus war, gab es Mord und Totschlag bei den beiden! Das hätte beinahe die ganze Gruppe zerstört. Dann hat Aoi die beiden endlich mal zum Reden gezwungen. Aoi kennst du noch nicht, der war zu dem Zeitpunkt mit Uruha zusammen, süßes Paar, die zwei- Wo wir aber auch schon beim armen, bemitleidenswerten Reita wären. Der ist nämlich bloß Uruhas Mittel zum Zweck, um über Aoi hinwegzukommen. Reita weiß das zwar, aber er ist ernsthaft verliebt und klammert sich an der Beziehung fest… Und deshalb hab ich Angst, womit wir beim armen Ruki wären, dass Reita das gleiche mit dir abzieht. Ruki überlegte kurz traurig, biss sich auf die Lippe und fragte: „Von mir zu dir- Das ist nicht alles, oder?“ Er wollte hören, dass das alles war, dass es bloß die böse Befürchtung war, Reita könnte ihn benutzen… „Nein, nicht wirklich“, erwiderte Miku jedoch nachdenklich und verschränkte die Finger ineinander. „Er versucht immer, genau das zu kriegen, was er in dem Moment haben will, egal wie. Eine sehr anstrengende Eigenschaft, meiner Meinung nach.“ „Mensch Miku, jetzt rück doch einmal im Leben heraus mit der Sprache. Warum dachtest du, Reita hätte mich zu zugerichtet?“ Ruki machte ein fragendes Gesicht. „Na ich meine, in einer Beziehung. Er ist eifersüchtig wie sonst was und wird extrem schnell handgreiflich. Gerade, wenn man ihn provoziert. Er ist nicht der Typ für stundenlanges Gerede und Erläutern. Wenn im etwas nicht passt, macht er kurzen Prozess: Er prügelt seine Meinung dem Gegenüber einfach ein.“, Miku lachte bitter. „Es ist total schwierig mit ihm, seit er nicht mehr mit Aoi zu tun hat. Die beiden waren wie Brüder, bis Aoi mit Uruha Schluss gemacht hat und der eben mit Reita geflirtet hat. Hätte der damals auf Aoi gehört, wäre er nie auf Uruha hereingefallen. Deswegen haben die Beiden sich auch zerstritten: Reita wollte ihm nicht glauben und meinte, Aoi wolle ihm sein Glück nicht gönnen. Jetzt ist seit über einem Jahr Funkstille.“ „Oha, der arme Reita…“, murmelte Ruki traurig und nachdenklich. „Verliebt und im Bewusstsein ausgenutzt zu werden, dann deswegen noch den besten Freund verlieren… Kein Wunder, dass er selbst versucht, sich irgendwie abzulenken…“ „Findest du ehrlich, das rechtfertigt irgendetwas?“, fragte Miku kritisch und strich dann gedankenverloren mit dem Finger über den Fußboden. „Ja, ich war ja nicht besser drauf, als ich erfahren hab, dass meine Eltern mit bester Laune Umzugspläne nach Japan zurück gemacht haben und ich erst einige Wochen vorm Umzug davon erfahren hab…“, erwiderte Ruki überlegend und verzog das Gesicht beim Gedanken an sein tagelanges Theater, das er durchgezogen hatte. Ewig hatte er bockend in der Ecke gesessen und selbst seine besten Freunde nur noch angezickt. Auch seine Freundin war schier an ihm und seiner Art verzweifelt und hatte letztendlich unter dem Grund, keine Fernbeziehung führen zu wollen Schluss gemacht. Nach und nach musste er sich damit abfinden, wegzuziehen und es wurde ihm fast sympathisch. Nicht gern zog er weg, aber es war annehmbar. Er hatte sich damit abgefunden, Amerika den Rücken zu kehren und in dieses Land, in die vollkommene Fremde, zurückzuziehen. Dass er so schnell Freunde finden würde, hätte er niemals gedacht.

„Lass uns mal irgendwas machen…“, murmelte Miku seltsam antriebslos und depressiv. Ruki stutzte. Anscheinend hatte der Bericht den kleinen Flummi ordentlich runter gezogen… „Wie wär’s denn mit Eis essen?“, schlug er lächelnd vor und Miku lächelte etwas gezwungen. Ruki beeilte sich, in die Küche zu kommen und nach Eis zu suchen. Diese Stimmung war ja nicht zum Aushalten! Mit zwei Sorten Wassereis kam er Miku, der etwas besser aussah, entgegen und noch bevor er etwas sagen konnte, hatte Miku ihm mit dem begeisterten Aufschrei „Wassermelone!!!“, eine der Verpackungen aus der Hand gerissen. Ihm selbst blieb nun noch Orange übrig, was er aber grinsend hinnahm. „Oishii! Arigatou gozaimasu!“, freute Miku sich und Ruki traute sich kaum, zu fragen, wann Saga einmal Zeit für ihn hätte, tat es dann aber doch. Miku überlegte kurz, doch es tat seiner guten Laune entgegen Rukis Befürchtungen keinen Bruch an. „Wenn er hört, worum es geht- beziehungsweise, dass es mit Reita zu tun hat, vermutlich so gut wie immer!“, erwiderte er dann Eis essend. „Ist es wirklich SO schlimm gewesen?“, fragte Ruki immer noch geschockt. „Ja, auf jeden Fall“, erwiderte Miku leise und fragte dann hilfsbereit: „Soll ich ihn gleich mal fragen, wann er mit dir redet?“ Ruki nickte daraufhin und überlegte. Saga hätte ihm bestimmt einiges zu erzählen… Nur, ob es wirklich okay wäre, derartig in Reitas Privatleben zu stochern? „Kann er denn überhaupt so offen darüber reden, was passiert ist?“, fragte er dann unsicher. „Ja, auf jeden Fall!“, erwiderte Miku sicher. „Er hat ja wieder eine Freundin und Saga wäre der Letzte, der das, was ihm widerfahren ist, jemandem anderen antun würde. Die beiden sind so süß zusammen, das glaubst du gar nicht!“ Miku lächelte. „Das ist gut zu hören!“, sagte Ruki erleichtert und murmelte dann: „Meine Ex wollte keine Fernbeziehung, überhaupt ist Reita irgendwie der erste Kerl, für den ich was empfinde…“ „Aber so generell gesehen kannst du’s dir jetzt schon vorstellen?“, fragte Miku interessiert und Ruki nickte zögerlich. „Irgendwie schon, ja… Obwohl ich mich dabei ziemlich unwohl und unnormal fühle…“ Da lachte Miku herzlich. „Das brauchst du nun wirklich nicht! Soweit ich weiß, ist bei uns außer Kanon und Shou niemand so wirklich hetero… Das ist eigentlich die Ausnahme hier, gerade auch dazu zu stehen, aber man hat sich irgendwie gefunden.“ Ruki nickte langsam, er musste erst einmal die ganzen Infos verarbeiten.

Okay. Also waren alle seine Freunde- mit Ausnahme von Kanon und Shou- entweder schwul oder zumindest bisexuell. „Und Teruki?“, grinste er dann und blickte Miku fragend an. „Ich habe keine Ahnung!“, lachte Miku und erwiderte dann: „Aber es wäre verdammt interessant, das mal zu wissen!“



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